Im Portrait - die Arten der EU-Vogelschutzrichtlinie - LUBW - Baden ...
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Halsbandschnäpper<br />
Dreizehenspecht Picoides tridactylus<br />
Weniger ist mehr<br />
Mit nur drei Zehen<br />
hält sich <strong>der</strong><br />
Dreizehenspecht<br />
stabil in <strong>der</strong><br />
Senkrechten<br />
Alte Fichten sind <strong>die</strong><br />
wichtigsten Lebensraumstrukturen<br />
Er liebt es groß – einen Quadratkilometer<br />
und mehr sollte das Revier des<br />
Dreizehenspechts schon umfassen.<br />
Und er liebt es morbide: Ohne einen<br />
üppigen Anteil an abgestorbenen Bäumen<br />
taugt das Revier nichts.<br />
So haben Untersuchungen ergeben,<br />
dass <strong>die</strong> Attraktivität eines Biotops<br />
für den Dreizehenspecht schlagartig<br />
abnimmt, wenn weniger als 20 Kubikmeter<br />
Totholz pro Hektar vorhanden<br />
sind. Bei zehn Kubikmetern ist eine<br />
Besiedelung nur noch halb so wahrscheinlich,<br />
bei acht Kubikmetern beschränkt<br />
sie sich auf nur noch zehn<br />
Prozent. Ein wichtiger Grund hierfür<br />
dürfte <strong>die</strong> Vorliebe <strong>der</strong> Dreizehenspechte<br />
für Totholz sein, genauer gesagt<br />
für <strong>die</strong> darin lebenden Insekten.<br />
In vielen bewirtschafteten Wäl<strong>der</strong>n ist<br />
<strong>der</strong> Totholzanteil jedoch sehr gering.<br />
So verwun<strong>der</strong>t es nicht weiter, dass<br />
<strong>der</strong> Dreizehenspecht fast nur noch in<br />
totholzreichen Waldgebieten wie beispielsweise<br />
Bannwäl<strong>der</strong>n zu finden<br />
ist, in denen <strong>die</strong> wirtschaftliche Nutzung<br />
unterbleibt.<br />
Doch erfreulicherweise findet inzwischen<br />
mancherorts ein Umdenken<br />
statt. Die Erkenntnis, dass solche<br />
Wäl<strong>der</strong> einen hohen Naturschutzwert<br />
haben, bleibt nicht ohne Folgen, wie<br />
<strong>die</strong> Ausweisung von Bann- und Schonwäl<strong>der</strong>n<br />
zeigt. Neben dem Dreizehenspecht<br />
gibt es noch weitere Interessenten<br />
an totholzreichen Wäl<strong>der</strong>: Hier<br />
können Waldbesucher <strong>die</strong> Zeichen<br />
des Werdens und Vergehens <strong>die</strong>ses<br />
Lebensraums direkt mit verfolgen.<br />
Der Dreizehenspecht leistet auch als<br />
Indikatorart eine wertvolle Hilfe: Dort,<br />
wo er vorkommt, müssen <strong>die</strong> Wäl<strong>der</strong><br />
eine hohe ökologische Qualität und eine<br />
beachtliche biologische Vielfalt aufweisen<br />
– sonst wäre <strong>die</strong>se Spechtart<br />
dort nicht anzutreffen. Und dabei kann<br />
<strong>der</strong> Dreizehenspecht auch durchaus<br />
den gefürchteten Waldschädlingen<br />
Paroli bieten: Untersuchungen zufolge<br />
verspeist er am Tag beinahe 2000<br />
Borkenkäfer, meist in Form von Larven.<br />
Damit leistet er einen wichtigen<br />
Beitrag zur ökologischen Schädlingsbekämpfung<br />
- und das ganz umsonst.<br />
18 | Artkapitel - Teil 1