Im Portrait - die Arten der EU-Vogelschutzrichtlinie - LUBW - Baden ...
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Raufußkauz<br />
Aegolius funereus<br />
Merkmale und Kennzeichen<br />
Mit seinen kugelrunden, leuchtend gelben<br />
Kulleraugen guckt <strong>der</strong> Raufußkauz ein<br />
bisschen wie ein erstauntes Kind. Er ist<br />
etwa so groß wie ein Steinkauz, hat aber<br />
einen deutlich größeren und rundlicheren<br />
Schwarzspecht seine Höhlen hineinzimmern.<br />
Und <strong>die</strong>se Gebrauchtimmobilien<br />
macht dann <strong>der</strong> Raufußkauz zu seinem<br />
bevorzugten Domizil. Offene Lichtungen<br />
o<strong>der</strong> kleine Moore im Revier sind ebenfalls<br />
sehr willkommen, denn da lässt sich<br />
<strong>die</strong> Lieblingsspeise <strong>der</strong> Raufußkäuze beson<strong>der</strong>s<br />
gut jagen: Kleinsäuger wie Erdund<br />
Rötelmäuse. Zur Not werden auch<br />
Spitzmäuse sowie an<strong>der</strong>e Mäuse und<br />
gelegentlich Kleinvögel gefressen.<br />
Vorkommen und Verbreitung<br />
Wie bei an<strong>der</strong>en Mäuse fressenden Eulen<br />
auch, sind <strong>die</strong> Bestände des Raufußkauzes<br />
erheblichen Schwankungen unterworfen.<br />
In <strong>Baden</strong>-Württemberg wird<br />
mit einem durchschnittlichen jährlichen<br />
Brutbestand von 200 bis 350 Paaren<br />
gerechnet. Dabei ist wenig verwun<strong>der</strong>lich,<br />
dass das größte Brutvorkommen im<br />
Schwarzwald liegt. Daneben brütet <strong>die</strong>se<br />
Eulenart auf <strong>der</strong> Schwäbischen Alb, im<br />
Odenwald und auf dem Stromberg.<br />
Viel Kopf für so einen<br />
kleinen Vogel, <strong>der</strong><br />
Raufußkauz<br />
Jan<br />
Feb<br />
Mär<br />
Apr<br />
Mai<br />
Jun<br />
Jul<br />
Aug<br />
Sep<br />
Okt<br />
Nov<br />
Dez<br />
Raufußkäuze bleiben<br />
oft ihrem angestammten<br />
Brutrevier treu.<br />
Der Nachwuchs<br />
macht sich dagegen<br />
vorwiegend im Herbst<br />
auf <strong>die</strong> Suche nach<br />
neuen Revieren.<br />
Kopf als <strong>die</strong>ser. Auf <strong>der</strong> Körperoberseite<br />
ist das Gefie<strong>der</strong> braun mit tropfenförmigen,<br />
weißen Flecken, unten weißlich mit<br />
undeutlichen braunen Flecken. Der Name<br />
kommt übrigens von den dicht befie<strong>der</strong>ten<br />
Füßen. Junge Raufußkäuze zu Gesicht<br />
zubekommen, macht beson<strong>der</strong>en<br />
Spaß: Sie sehen in ihrem einheitlich kaffeebraunen<br />
Gefie<strong>der</strong> richtig putzig aus.<br />
Vor allem während <strong>der</strong> Balzzeit erweisen<br />
sich <strong>die</strong> Männchen als unermüdliche Rufer:<br />
Stundenlang ertönt dann nächtens ihr<br />
mehrere Kilometer weit hörbares pfeifendes,<br />
anschwellendes bu-bu-bu-bu-bu.<br />
Lebensraum und Verhalten<br />
Raufußkäuze haben kein Problem mit<br />
rauem Klima: Sie sind typisch für <strong>die</strong> nordischen<br />
Nadelwäl<strong>der</strong>. Dementsprechend<br />
sind sie auch hier zu Lande vorwiegend<br />
in bergigen Nadelwäl<strong>der</strong>n anzutreffen,<br />
aber auch in dichten Mischwäl<strong>der</strong>n. Alte<br />
Bäume sind wichtig, denn da kann <strong>der</strong><br />
Schutzmaßnahmen<br />
<strong>Im</strong> Schwarzwald, <strong>der</strong> deutschlandweit<br />
zu einem wichtigen Brutgebiet zählt,<br />
besiedelt <strong>der</strong> Raufußkauz ausgedehnte,<br />
naturnah bewirtschaftete Hochwaldgebiete<br />
mit Tanne, Fichte und Buche o<strong>der</strong><br />
Kiefer. Eindeutig bevorzugt werden dabei<br />
Wäl<strong>der</strong>, <strong>die</strong> älter als 150 Jahre sind. Der<br />
Schutz <strong>die</strong>ser Eulenart muss daher vorrangig<br />
beim Erhalt solcher Lebensräume<br />
ansetzen. Doch auch an<strong>der</strong>e alte Wäl<strong>der</strong><br />
– etwa Buchenwäl<strong>der</strong> auf <strong>der</strong> Alb – kommen<br />
als Brutbiotope in Frage und sind<br />
somit schützenswert. Dies bedeutet,<br />
dass längere Umtriebszeiten, <strong>der</strong> Erhalt<br />
alter Höhlenbäume und <strong>der</strong> Verzicht auf<br />
Neuerschließungen in <strong>die</strong>sen Waldgebieten<br />
aus Eulenschutzgründen oberste<br />
Priorität haben müssen. Außerdem hat<br />
sich gezeigt, dass man mit künstlichen<br />
Nistkästen Raufußkäuze auch in Gebiete<br />
mit wenigen Bruthöhlen „locken“ kann.<br />
38 | Artkapitel - Teil 1