Brückenschlag nach Norden Seite 4 - Nordzucker AG
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fabrik in Königslutter: Die Aktien-<br />
Zuckerfabrik Königslutter. Während<br />
bei kontinuierlicher Steigerung die<br />
Rühländische Fabrik stets etwa 5.000<br />
Tonnen mehr verarbeiten konnte, lag<br />
die Aktien-Zuckerfabrik Königslutter<br />
verkehrsgünstiger. Bereits 1872,<br />
<strong>nach</strong> der Eröffnung der Bahnstrecke<br />
Helmstedt-Braunschweig, erhielt sie<br />
ein eigenes Anschlussgleis. Ebenso<br />
wichtig wie die beständige Steigerung<br />
der Verarbeitung war das Vertrauen der<br />
Aktionäre in ihre Fabriken. Besonders<br />
deutlich wurde das in den beiden Kampagnen<br />
der Rühländischen Zuckerfabrik<br />
von 1917 bis 1919.<br />
Liquidation <strong>nach</strong> negativen Ergebnissen<br />
Nach zwei Negativergebnissen in<br />
Folge, verursacht durch Kohlemangel<br />
in der einen Kampagne und einen<br />
vierwöchigen Maschinenschaden in<br />
der anderen, liquidierten die Aktionäre<br />
die Fabrik kurzer Hand. Die Fabrik lief<br />
dennoch auf Probe weiter und wurde<br />
1920 neu gegründet. Im gleichen Jahr<br />
erhielt auch sie einen eigenen Bahnanschluss.<br />
Damit war der Standortvorteil<br />
der Aktien-Zuckerfabrik aufgehoben.<br />
Gemälde der Rühlandischen Zuckerfabrik, etwa um 1940<br />
Aktie <strong>nach</strong> der Fusion der beiden<br />
Königslutter Zuckerfabriken 1929<br />
Überlegungen über eine Fusion gab es<br />
lange, sprach doch vieles dafür. 1929<br />
erfolgte der Beschluss, die Rühländische<br />
Zuckerfabrik, die bereits 1872 in<br />
Zuckerfabrik Königslutter <strong>AG</strong> umbenannt<br />
worden war, als die technisch<br />
modernere und kapazitätsstärkere<br />
weiter auszubauen und die Aktien-<br />
Zuckerfabrik am Bahnhof zu schließen.<br />
Die durchschnittliche Tagesverarbeitung<br />
stieg auf 690 Tonnen. Bis 1996<br />
konnte sie auf 7.200 Tonnen gesteigert<br />
werden. 1930 erwarb die Fabrik das<br />
Rühländische Gut, von dem sie praktisch<br />
umschlossen war.<br />
Kriegszerstörung<br />
und Wiederaufbau ab 1949<br />
Während eines Bombenangriffs im<br />
Januar 1944 wurden nicht nur Rübenkeller,<br />
Anschlussgleis und Kesselhaus<br />
zerstört. Schwerwiegender war der<br />
Tod von sieben Mitarbeitern. Der<br />
Wiederaufbau ab 1949 war ein Kraftakt<br />
und erforderte großes Vertrauen der<br />
Rübenlieferanten und Aktionäre, die ihr<br />
Rübengeld der Fabrik als Darlehen zur<br />
Verfügung stellten, um die Erneuerung<br />
von Dampfturbine, Kesselhaus und<br />
Kalkofen zu finanzieren. 1951 folgte<br />
die Umstellung auf Weißzucker mit der<br />
Abgabe von 500-Gramm- und Ein-<br />
Kilogramm-Packungen. Den Verkauf<br />
übernahm ab 1965 die „Norddeutsche<br />
Zucker GmbH“.<br />
Fusionen und Übernahmen<br />
bis zur Schließung 1998<br />
Trotz der positiven Entwicklung auf<br />
dem Zuckermarkt <strong>nach</strong> dem Krieg<br />
nahm der Konkurrenzdruck weiter zu<br />
und förderte Zusammenschlüsse der<br />
norddeutschen Zuckergesellschaften.<br />
Bereits 1925 übernahm Königslutter<br />
die Rübenlieferungen der Zuckerfabrik<br />
Trendelbusch. Ihre Blättertrocknung<br />
kam <strong>nach</strong> Königslutter, wurde<br />
1957 aufgekauft und geschlossen. Im<br />
gleichen Jahr übernahmen die Zuckerfabriken<br />
Königslutter, Schöppenstedt<br />
und Watenstedt je zu einem Drittel<br />
die Zuckerfabrik Söllingen, die wegen<br />
Auslastungschwierigkeiten schließen<br />
musste. 1972 erfolgte die Fusion<br />
mit der Zuckerfabrik Watenstedt, die<br />
1975 stillgelegt wurde und schließlich<br />
fusionierten Twülpstedt und Königslutter<br />
1985. Nur fünf Jahre später wurde<br />
Twülpstedt geschlossen. Erst 1992<br />
schloß sich die Königslutter-Twülpstedt<br />
<strong>AG</strong> der Zucker Aktiengesellschaft<br />
Uelzen-Braunschweig an. Zeitgleich<br />
wurden die Rübenannahmestellen in<br />
Watenstedt und Twülpstedt geschlossen.<br />
1998 endete mit der Stilllegung<br />
der Zuckerfabrik die lange Geschichte<br />
der Zuckerfabrikation in Königslutter.<br />
Heute erinnern Straßennamen an<br />
das frühere Fabrikgelände, das sich<br />
als Wohn- und Gewerbegebiet in das<br />
heutige Stadtbild integriert.<br />
Manuela Obermeier, freie Journalistin<br />
Birgit Rothe, Archiv Werk Uelzen<br />
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Akzente Oktober 2008 • Ehemalige Standorte