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Rotkreuz - Schweizerisches Rotes Kreuz

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ZUR SACHE 8<br />

<strong>Rotkreuz</strong>-<br />

Projekte<br />

verbinden<br />

Generationen<br />

ZUR SACHE 16<br />

Rettungs-Familie<br />

ZUR SACHE 24<br />

Lebensaufgabe<br />

Jugendarbeit<br />

1/12


Das Jugendmagazin des<br />

Schweizerischen Roten <strong>Kreuz</strong>es<br />

Herausgeber<br />

Jugend des<br />

Schweizerischen Roten <strong>Kreuz</strong>es<br />

Kontakt<br />

<strong>Schweizerisches</strong> <strong>Rotes</strong> <strong>Kreuz</strong><br />

Kompetenzzentrum Jugend<br />

Rainmattstrasse 10, Postfach<br />

3001 Bern<br />

youth@redcross.ch<br />

www.redcross.ch/youth<br />

Redaktion<br />

Julia Zurfluh<br />

Erscheint 3-mal jährlich<br />

Mitarbeit an dieser Nummer:<br />

Gjon David, Antoine Dembinski,<br />

Stephanie Hofer, Lina Langer,<br />

Natalia Luque, Delphine Rieder,<br />

Hansjörg Steffen, Julia Zurfluh<br />

Gestaltungskonzept<br />

Wassmer Graphic Design<br />

www.wassmergraphic.ch<br />

Layout und Grafik<br />

SRK graphic-print<br />

graphic-print@redcross.ch<br />

Titelbild<br />

(und Bild Umschlagrückseite)<br />

SRK, Roland Blattner<br />

Druck<br />

Schlaefli & Maurer AG<br />

Uetendorf<br />

Auflage<br />

4000 Expl. D, 1000 Expl. F<br />

Diese Ausgabe erscheint auch in<br />

französischer Sprache.<br />

SRK / 1.2012 / 4000 D<br />

INTERNATIONAL<br />

ZUR SACHE<br />

COMMUNITY<br />

Du willst immer auf dem neusten Stand sein, was die Jugend des Schweizerischen<br />

Roten <strong>Kreuz</strong>es betrifft? Werde Fan von unserer Facebook-Gruppe und tausche dich<br />

mit Jugendlichen aus der ganzen Welt aus!<br />

www.facebook.com/SwissRedCrossYouth<br />

«ready for red cross» ist das Jugendmagazin des Schweizerischen Roten <strong>Kreuz</strong>es,<br />

des Schweizerischen Samariterbundes, der Schweizerischen Lebensrettungs-Gesellschaft, der Kantonalverbände<br />

des Schweizerischen Roten <strong>Kreuz</strong>es und des Schweizerischen Militär-Sanitäts-Verbandes.<br />

ready for red cross – das Jugendmagazin des SRK – 1/2012<br />

Inhalt<br />

3 Editorial<br />

4<br />

6<br />

8<br />

10<br />

12<br />

16<br />

18<br />

20<br />

22<br />

24<br />

26<br />

Junge Muskeln packen an<br />

Einblick in die Internationale <strong>Rotkreuz</strong>- und<br />

Rothalbmondkonferenz<br />

<strong>Rotkreuz</strong>-Projekte verbinden Generationen<br />

Generationen im Klassenzimmer<br />

Engagement im Sinne Henry Dunants<br />

Die Rettungs-Familie<br />

«Wir waren sehr stolz, dabei zu sein»<br />

Das sind die besten Projekte!<br />

Voneinander lernen, miteinander arbeiten<br />

Lebensaufgabe Jugendarbeit<br />

Das Gewicht des Alters spüren


Unterstützt durch:<br />

Liebe Leserin, lieber Leser<br />

Eine Aufgabe des Roten <strong>Kreuz</strong>es ist es, soziale Beziehungen<br />

zwischen unterschiedlichen Menschen zu ermöglichen. Diese<br />

Unterschiede können sehr gross sein, zum Beispiel zwischen benachteiligten<br />

Personen und Freiwilligen, zwischen Migrantinnen/Migranten<br />

und Schweizerinnen/Schweizern oder zwischen<br />

Jung und Alt. Die Europäische Union hat das Jahr 2012<br />

zum «Jahr des aktiven Alters» gewählt. In der ersten «ready for<br />

red cross»-Ausgabe dieses Jahres wollen wir euch zeigen, was<br />

das SRK tut, damit Menschen aus verschiedenen Generationen<br />

in Kontakt kommen und gemeinsame Solidarität erleben.<br />

Sei es in Genf oder im Thurgau, im Jugendrotkreuz oder in einer<br />

Rettungsorganisation des SRK, die jungen Freiwilligen der Jugendorganisationen<br />

SRK sind in stetigem Kontakt mit anderen<br />

Generationen. In manchen SRK-Mitgliedorganisationen sind sogar<br />

alle Generationen einer Familie engagiert. Wie diese Ausgabe<br />

von «ready for red cross» aufzeigt, schlagen unsere Jugendlichen<br />

Brücken zwischen verschiedenen Generationen.<br />

Also, wenn du dich bisher noch nicht für das SRK engagierst,<br />

jetzt ist der Moment dazu! Es gibt viele Möglichkeiten! Ich<br />

danke dir für deinen Einsatz und wünsche dir viel Spass beim<br />

Entdecken des neuen «ready for red cross»!<br />

Carine Fleury Bique<br />

Leiterin Kompetenzzentrum Jugend SRK<br />

3


Junge Muskeln packen an<br />

Jugendliche Freiwillige des Vereins für Gesundheit und nachhaltige Entwicklung<br />

FSM in Rumänien und der Republik Moldau helfen älteren Menschen in ihrem<br />

Alltag – unter vielen Schwierigkeiten, aber mit Engagement und Ideen. Das<br />

Schweize rische Rote <strong>Kreuz</strong> SRK unterstützt dieses Generationenprojekt.<br />

Text: Lina Langer<br />

In Rumänien und der Republik Moldau haben<br />

viele Haushalte kein fliessendes Wasser.<br />

Jeder Tropfen muss von einem Brunnen<br />

geholt und in Eimern ins Haus<br />

getragen werden. Auch haben die meisten<br />

Häuschen keine Heizung, sondern nur<br />

einen Holzofen in einem Raum, in dem<br />

dann geschlafen, gegessen und gewohnt<br />

wird. Das Holz zum Anfeuern muss mühselig<br />

angeschleppt und bereitgestellt werden.<br />

Könnt ihr euch vorstellen, dass ihr für<br />

eure Grosseltern jeden Tropfen Wasser<br />

von einem Brunnen holen und in Eimern<br />

ins Haus tragen müsst? Fürs Händewaschen,<br />

Zähneputzen oder eine Tasse spülen?<br />

Holz hacken und im Ofen anfeuern,<br />

4<br />

I N<br />

T E R N A T I O N A L<br />

damit es warm wird? Jugendliche Freiwillige<br />

des Vereins FSM, der vom SRK finanziert<br />

wird, unterstützen ältere Menschen<br />

bei diesen beschwerlichen Aufgaben.<br />

Es wird angepackt!<br />

Stefanel und Mariela zum Beispiel haben<br />

sich vorgenommen, nachmittags nach der<br />

Schule den Älteren in ihrer Nachbarschaft<br />

zu helfen. Die beiden Jugendlichen wurden<br />

von der FSM-Mitarbeiterin Adriana<br />

geschult, wie sie mit Älteren umgehen sollen<br />

und was zu beachten ist. Die jungen<br />

Freiwilligen lernen, wie sie mit älteren<br />

Menschen kommunizieren müssen. Wie<br />

höre ich aufmerksam zu? Wie verstehe<br />

ich mein Gegenüber, wenn es sich nicht<br />

immer mit Worten ausdrücken kann oder<br />

ready for red cross – das Jugendmagazin des SRK – 1/2012<br />

Viele Haushalte<br />

in Rumänien und<br />

Moldau haben<br />

kein fliessendes<br />

Wasser. Brunnen<br />

sind die einzigen<br />

Wasserquellen.<br />

alle Bilder: Lina Langer<br />

Die nicht betonierte Dorfstrasse wird bei<br />

Schnee und Regen zu Matsch.


nicht mehr gut hört und sieht? Nach diesem<br />

Kurs gehen sie in die Häuser der Älteren<br />

und schauen, wo ihre Unterstützung<br />

gebraucht wird. Wasser holen ist so eine<br />

Aufgabe. Die Brunnen sind oft weit weg<br />

und der Weg dahin matschig. Wie soll da<br />

ein gebrechlicher, älterer Mensch vorwärts<br />

kommen? Hinzu kommt, dass die<br />

Kette, um den Wassereimer aus dem Brunnen<br />

hochzuholen, oft verrostet ist und sich<br />

nur mit viel Kraft bewegen lässt. Die gefüllten<br />

Eimer sind zudem sehr schwer.<br />

Junge Muskeln ziehen schneller und tragen<br />

leichter! Stefanel und Mariela bereiten<br />

eine Tasse Tee für ihre Nachbarin zu.<br />

Sie holen Wasser aus dem Ziehbrunnen<br />

und machen das Wasser im Topf warm.<br />

Eine improvisierte «Dusche» befindet sich<br />

im Garten – im Urlaub beim Zelten mag<br />

dies ja abenteuerlich sein. Aber möchtest<br />

du dich so jeden Morgen und bei jeder<br />

Jahreszeit duschen müssen?<br />

Ein Ehrentag für Ältere<br />

Wie Stefanel und Mariela wollen Elena<br />

und Radu sich auch für die Älteren einsetzen.<br />

Im Hobbyraum von FSM basteln sie<br />

zusammen mit anderen Jugendlichen<br />

Grusskarten und kleine Geschenke. Diese<br />

überreichen sie am 1. Oktober, dem Internationalen<br />

Tag des älteren Menschen,<br />

den Alten in ihrem Dorf. Der 1. Oktober<br />

ist überall, wo der Verein FSM Projekte<br />

hat, ein ganz besonderer Ehrentag für Äl-<br />

tere und Gebrechliche. Jugendliche besuchen<br />

Ältere und Bettlägerige zu Hause<br />

und überreichen die Geschenke. Inzwischen<br />

sind viele Ideen entstanden, zusammen<br />

mit Älteren Aktivitäten zu machen<br />

wie Spiele oder Musik. Dank den Projekten<br />

von FSM werden Generationen verbunden<br />

und ältere Menschen können ein<br />

angenehmeres und würdevolleres Leben<br />

führen.<br />

Jugendliche basteln<br />

für den 1. Oktober<br />

«Tag des alten<br />

Menschen» Karten<br />

und verschenken sie<br />

an ältere Menschen.<br />

> Links<br />

wwww.redcross.ch ><br />

SRK in Aktion > Ausland<br />

> Rumänien<br />

Jeder Tropfen<br />

Wasser muss in<br />

Eimern ins Haus getragen<br />

werden. Für<br />

ältere Menschen<br />

eine beschwerliche<br />

Aufgabe.<br />

Fehlende Generation<br />

Rumänien gehört seit 2007 zur Europäischen<br />

Union, doch mehr als ein<br />

Viertel der Bevölkerung auf dem Land<br />

lebt noch immer unter der Armutsgrenze.<br />

In der Republik Moldau sind<br />

es sogar mehr als ein Drittel. Viele<br />

Bewohner sind deshalb ins Ausland<br />

weggezogen, um Arbeit zu suchen.<br />

Die Älteren, Kinder und Jugendliche<br />

bleiben oft zurück. Niemand im Haus<br />

kümmert sich ums sie. Genau hier setzen<br />

die Projekte von FSM und dem<br />

SRK an. Es werden Ideen und Lösungen<br />

gesucht, wie die Situation verbessert<br />

werden kann.<br />

5


I N<br />

T E R N A T I O N A L<br />

Einblick in die Internationale<br />

<strong>Rotkreuz</strong>- und<br />

Rothalbmondkonferenz<br />

Alle vier Jahre treffen sich die 187 Nationalen <strong>Rotkreuz</strong>- und Rothalbmondgesell-<br />

schaften, das Internationale Komitee des Roten <strong>Kreuz</strong>es und die Internationale<br />

Föderation der <strong>Rotkreuz</strong>- und Rothalbmondgesellschaften zur internationalen<br />

Konferenz. Als Jugenddelegierte des Schweizerischen Roten <strong>Kreuz</strong>es durfte ich<br />

teilnehmen.<br />

Text: Delphine Rieder<br />

Diese 31. Internationale Konferenz fand<br />

vom 28. November bis zum 1. Dezember<br />

2011 in Genf unter dem Motto «Our<br />

world. Your move. For humanity» statt. An<br />

den vier Tagen fanden viele Vollversammlungen,<br />

Kommissionen und Workshops<br />

statt.<br />

Die Eröffnungszeremonie war der Eröffnung<br />

des Filmfestivals Cannes ebenbürtig.<br />

Sie wird mir immer in Erinnerung blei-<br />

«Our world.<br />

Your move.<br />

For humanity.»<br />

ben. Besonders gefiel mir die farbenfrohe<br />

Darbietung des Balletts Béjart, das eigens<br />

für die Konferenz ein Stück zu den sieben<br />

Grundprinzipien der <strong>Rotkreuz</strong>- und<br />

Rothalbmondbewegung einstudiert hatte.<br />

Viele Prominente haben sich auf die Reise<br />

nach Genf gemacht, darunter auch Micheline<br />

Calmy-Rey für die Schweiz. Ein<br />

6<br />

Die Schweizer Delegation:<br />

SRK-Präsident Markus Mader,<br />

Daniela Kohler<br />

und Delphine Rieder.<br />

(von links nach rechts)<br />

«Humanitäres Dorf» ermöglichte es allen<br />

nationalen Gesellschaften, ihre lokalen<br />

Projekte vorzustellen. Das Dorf war wunderschön.<br />

Die Besucherinnen und Besucher<br />

konnten sich über Projekte von anderen<br />

<strong>Rotkreuz</strong>- und Rothalbmondprojekten<br />

austauschen und voneinander lernen. An<br />

dieser Konferenz konnte ich sehen, wie<br />

ready for red cross – das Jugendmagazin des SRK – 1/2012<br />

Das Ballett Béjart studierte<br />

für die Eröffnungszeremonie ein<br />

Stück zu den sieben<br />

<strong>Rotkreuz</strong>-Grundsätzen ein.<br />

alle Bilder: Delphine Rieder


Internationale <strong>Rotkreuz</strong>-<br />

Die<br />

und<br />

Welt<br />

Rothalbmondbewegung<br />

zu Besuch in Genf<br />

COMITE INTERNATIONAL<br />

G ENEV E<br />

IKRK<br />

Internationales Komitee<br />

vom Roten <strong>Kreuz</strong><br />

Genf, gegründet 1863<br />

Bewaffnete<br />

Konflikte<br />

�<br />

� �<br />

Vertragsstaaten<br />

der Genfer Abkommen<br />

�<br />

Internationale <strong>Rotkreuz</strong>und<br />

Rothalbmond-<br />

Konferenz<br />

Ständige Kommission<br />

Delegiertenrat<br />

�<br />

187<br />

Nationale<br />

Gesellschaften<br />

des Roten <strong>Kreuz</strong>es<br />

oder Roten Halbmonds<br />

Erste Hilfe<br />

Rettung<br />

Gesundheit<br />

Internationale <strong>Rotkreuz</strong>-<br />

und Rothalbmondbewegung<br />

oder<br />

Internationales <strong>Rotes</strong> <strong>Kreuz</strong><br />

Alle vier Jahre treffen sich die Mitglieder der Bewegung (Nationale Gesellschaften,<br />

Internationale Föderation IFRC und das Internationale Komitee vom Roten <strong>Kreuz</strong><br />

IKRK) sowie alle Staaten, welche die Genfer Konvention verabschiedet haben, zur<br />

Internationalen <strong>Rotkreuz</strong>- und Rothalbmond Konferenz. Alle zwei Jahre findet die<br />

Generalversammlung der Föderation statt, an der alle 187 Nationalen Gesellschaften<br />

teilnehmen. Ebenfalls alle zwei Jahre trifft sich der Delegiertenrat (IKRK, IFRC<br />

und Nationale Gesellschaften). Im November 2011 fanden diese drei Konferenzen<br />

nacheinander in Genf statt.<br />

�<br />

�<br />

�<br />

Internationale<br />

Föderation<br />

der <strong>Rotkreuz</strong>- und Rothalbmondgesellschaften<br />

Genf, gegründet 1919<br />

Naturkatastrophen<br />

Flüchtlingshilfe<br />

Gesundheit<br />

> Links<br />

www.swisscor.ch<br />

www.rcrcconference.org<br />

aussergewöhnlich unsere Bewegung aufgrund<br />

ihrer Universalität ist und zu welchen<br />

Punkten wir fähig sind, die Verletzlichsten<br />

unserer Welt zu schützen.<br />

Leidenschaftliche<br />

Diskussionen<br />

Eine Austauschsitzung der Jugenddelegierten<br />

fand ausserhalb des offiziellen<br />

Programms statt. Jede Nationale Gesellschaft<br />

wurde ermutigt, einen Jugenddelegierten/eine<br />

Jugenddelegierte in ihre offizielle<br />

Delegation aufzunehmen. An<br />

unserem Treffen waren nicht alle 187 Jugenddelegierten<br />

anwesend. Einige Delegationen<br />

konnten es sich finanziell nicht<br />

leisten, andere Länder haben das Amt der<br />

Jugenddelegierten (noch) nicht eingeführt.<br />

Ich fand es schön, all diese jungen Menschen<br />

aus allen Ecken der Welt zu treffen!<br />

Wir wurden von drei Mitgliedern der Jugendkommission<br />

begrüsst, die uns die<br />

Traktanden vorstellten. Unsere Sitzung<br />

drehte sich hauptsächlich um den Stellenwert<br />

der Jugend in den einzelnen nationalen<br />

Gesellschaften und in der internationalen<br />

Bewegung. Wir waren alle der<br />

Meinung, dass wir mehr jugendliche Vertreter<br />

an den wichtigen Sitzungen der Bewegung<br />

wünschen. Auch wollen wir uns<br />

dafür einsetzen, dass diese Sitzung der<br />

Jugenddelegierten an der nächsten Generalversammlung<br />

(GV) auf dem offiziellen<br />

Programm erscheint. Mehr als die Hälfte<br />

der <strong>Rotkreuz</strong>-Freiwilligen aus aller Welt<br />

sind Jugendliche – da sollte es selbstverständlich<br />

sein, dass wir an der GV vertreten<br />

sind. Die Austauschsitzung der Jugenddelegierten<br />

ermöglicht es allen,<br />

leidenschaftliche Diskussionen zu führen<br />

und zuzusehen, wie neue Zusammenarbeitsprojekte<br />

zwischen verschiedenen Jugendrotkreuzen<br />

entstehen. Für mich ist<br />

das Jugendnetzwerk eine Wissensquelle<br />

und inspiriert mich für mein Engagement<br />

beim JRK in Genf.<br />

7


Z U<br />

<strong>Rotkreuz</strong>-Projekte<br />

verbinden Generationen<br />

Austausch und Solidarität sind in unserer vielfältigen Gesellschaft sehr wichtig,<br />

um einen Zusammenhalt herzustellen. Das hat auch das Rote <strong>Kreuz</strong> verstanden. In<br />

der ganzen Schweiz bietet es verschiedene Projekte an, die ganz unterschiedliche<br />

Personen miteinander in Verbindung setzen.<br />

Bild: JRK Genf<br />

8<br />

R S A C H E<br />

Text: Natalia Luque<br />

Projekt: Motivationssemester<br />

Ort: Genf<br />

Das Projekt in Kürze: Das Genfer<br />

Rote <strong>Kreuz</strong> bietet in Partnerschaft mit dem<br />

Kantonalen Arbeitsamt das Motivationssemester<br />

an. Dieses Begleitungs- und Betreuungsangebot<br />

richtet sich an stellenlose<br />

Jugendliche zwischen 16 und 25<br />

Jahren ohne ab geschlossene Grundausbildung.<br />

Dank verschiedenen Kursen,<br />

praktischen Ate liers, Beratungen und Berufspraktiken<br />

sollen die Jugendlichen wieder<br />

in die Arbeitswelt eingegliedert<br />

werden.<br />

Ziele: Das Motivationssemester gibt den<br />

Jugendlichen ohne Schulabschluss oder<br />

abgeschlossene Berufsausbildung eine<br />

zweite Chance. Mittels verschiedener<br />

Ateliers (Schreinerei, Informatik, Küche,<br />

Gartenarbeit, Video, Rhetorik …) können<br />

diese Jugendlichen unbekannte Berufe<br />

und Arbeitsweisen entdecken. Auch sammeln<br />

sie das nötige Wissen, um auf dem<br />

ready for red cross – das Jugendmagazin des SRK – 1/2012<br />

Arbeitsmarkt wieder Fuss zu fassen. Darüber<br />

hinaus fördert das Motivationssemester<br />

den sozialen Zusammenhalt und<br />

das Zusammenleben.<br />

Erfahrungen: Der 65-jährige M. Bertrand<br />

kann auf eine lange und erfolgreiche<br />

Karriere zurückblicken: Professor,<br />

Dekan, Forscher und Politiker. Seit seiner<br />

Pension ist er aber nicht weniger geschäftig.<br />

Seit sechs Jahren engagiert er<br />

sich beim Motivationssemester. Einmal<br />

wöchentlich begibt sich Herr Bertrand<br />

zu den Teilnehmenden des Motivationssemesters<br />

und gibt Auffrischungskurse in<br />

Mathematik. Herr Bertrand mag es, Personen<br />

in schwierigen Situationen zu unterstützen.<br />

Das Engagement, das er in<br />

seinen vielseitigen Tätigkeiten ausübt,<br />

gibt ihm Befriedigung. Auch seine Schülerinnen<br />

und Schüler sind von ihm<br />

begeistert.<br />

www.oseo-ge.ch


Bild: JRK Neuenburg<br />

Projekt: Babyrock<br />

Ort: Lausanne<br />

Das Projekt in Kürze: Das waadtländische<br />

Rote <strong>Kreuz</strong> bietet konzertliebhabenden<br />

Eltern zusammen mit<br />

dem Konzertlokal le Romandie in Lausanne<br />

den Babyrock!-Service an. Suche<br />

nach einem Babysitter, Ticketreservation<br />

– der Service kümmert sich um<br />

alles!<br />

Ziele: Dank dem Babyrock-Service<br />

können konzertliebhabende Eltern einen<br />

ungestörten Abend in Zweisamkeit<br />

verbringen.<br />

Erfahrungen: Die 19-jährige <strong>Rotkreuz</strong>-Babysitterin<br />

Sandra-Flore bietet<br />

seit Kurzem ihre Dienste für das Projekt<br />

Babyrock an. Bereits zweimal hat sie<br />

die fünf- und siebenjährigen Kinder einer<br />

Familie gehütet. Sandra-Flore ist<br />

überzeugt, dass dieser Service zu einem<br />

besseren Gleichgewicht in Familien<br />

führt. Dank dem Service können<br />

Eltern etwas ohne ihre Kinder unternehmen,<br />

wissen diese aber trotzdem in<br />

guten Händen.<br />

http://babyrock.leromandie.ch<br />

Projekt: Besuche von Seniorinnen und<br />

Senioren<br />

Ort: Neuenburg und in weiteren<br />

Kantonen<br />

Das Projekt in Kürze: Die Freiwilligen<br />

des Jugendrotkreuzes besuchen einmal<br />

wöchentlich während einer Stunde<br />

oder länger ältere, einsame Personen.<br />

Ziele: Die Freiwilligen und Begünstigten<br />

tauschen sich über Geschichten, ihr Wissen<br />

und Erfahrungen aus und geniessen<br />

die gemeinsame Zeit. Generationen werden<br />

verbunden.<br />

Bild: Andy<br />

> Links<br />

www.oseo-ge.ch<br />

babyrock.leromandie.ch<br />

www.jugendrotkreuz.ch<br />

Erfahrungen: Caroline Ritter, Koordinatorin<br />

dieses Angebots, berichtet begeistert<br />

über die bereichernden Beziehungen<br />

zwischen den Freiwilligen und<br />

den älteren Personen. Die Freiwillige<br />

Gabriela besucht Frau Agostinelli, die<br />

für sie wie eine italienische Ersatz-<br />

grossmutter geworden ist. Die beiden<br />

Frauen treffen sich jede Woche zu einem<br />

Kaffee oder einem Spaziergang.<br />

Oft begleitet sie dabei auch die beste<br />

Freundin von Frau Agostinelli. Gabriela<br />

findet sich also mit zwei alten Damen<br />

Arm in Arm für einen kleinen Spaziergang<br />

wieder.<br />

9


Z U<br />

Thomas Vetsch<br />

besucht im Rahmen<br />

des Projekts<br />

«Generationen im<br />

Klassenzimmer»<br />

zweimal pro Woche<br />

eine 6. Klasse.<br />

alle Bilder: Pro Senectute Luzern<br />

10 ready<br />

R S A C H E<br />

Generationen im<br />

Klassenzimmer<br />

Die Stiftung Pro Senectute Kanton Zürich setzt sich für ältere Men-<br />

schen und Generationenbeziehungen ein. Bei einem ihrer Generationenprojekte<br />

gehen ältere Menschen in die Schule, um generationenübergreifende<br />

Beziehungen aufzubauen.<br />

for red cross – das Jugendmagazin des SRK – 1/2012<br />

Text: Stephanie Hofer<br />

Wenn der 65-jährige Thomas Vetsch<br />

zweimal pro Woche in die 6. Klasse einer<br />

Stadtzürcher Schule geht, tut er dies nicht<br />

etwa, weil er seinen Enkel abholt, sondern<br />

weil er am Projekt «Seniorinnen und Senio-<br />

ren in der Schule» teilnimmt. Pro Senectute<br />

Kanton Zürich vermittelt seit über zehn<br />

Jahren Seniorinnen und Senioren als Freiwillige<br />

in Schulen, Horte und Kindergärten.<br />

Die älteren Menschen unterstützen,<br />

begleiten und betreuen Kinder oder Kindergruppen.<br />

Dabei übernehmen sie nicht<br />

die Aufgabe der Lehrperson, sondern bereichern<br />

den Schulalltag mit ihrem grossen<br />

Erfahrungsschatz. Deshalb werden von<br />

den Freiwilligen keine pädagogischen<br />

Kenntnisse verlangt. Mitmachen können<br />

alle Seniorinnen und Senioren, die Freude<br />

am Umgang mit Kindern haben, Geduld,<br />

Toleranz, Offenheit und Humor mitbringen.<br />

Die Kinder und Jugendlichen bauen<br />

Hemmungen gegenüber älteren Menschen<br />

ab, und es findet ein Austausch zwischen<br />

den Generationen statt. Dank ihrem<br />

freiwilligen Einsatzes nehmen ältere Menschen<br />

aktiv am gesellschaftlichen Leben<br />

teil und kommen so in regelmässigen Kontakt<br />

mit Kindern und Jugendlichen.


Ein «Grüezi» für einen<br />

guten Tag<br />

Das war der Ansporn von Thomas Vetsch,<br />

als er sich vor über sechs Jahren entschloss,<br />

beim Projekt mitzumachen. «Ich<br />

wollte mit jungen Menschen zusammen-<br />

sein und sehen, wie es heute in der Schule<br />

abläuft, im Gegensatz zu früher, als ich<br />

noch zur Schule ging.» Über 800 weitere<br />

Seniorinnen und Senioren tun es Thomas<br />

Vetsch im Kanton Zürich gleich und besuchen<br />

regelmässig eine Klasse. «Mich motiviert<br />

es, wenn die Kinder mir ihre Wertschätzung<br />

für meine geleistete Arbeit<br />

zeigen und mich willkommen heissen.<br />

Wenn mir die Kinder am Morgen freundlich<br />

‹Grüezi› sagen, dann hat der Tag für<br />

mich gut angefangen.»<br />

Grosse Nachfrage<br />

Das Angebot «Seniorinnen und Senioren<br />

in der Schule» ist sehr beliebt. Viele Kindergärten,<br />

Horte, Primar- und Sekundarschulen<br />

wünschen sich eine ältere Begleitperson<br />

für ihre Klasse. Aber auch immer<br />

mehr Seniorinnen und Senioren wollen<br />

ihre Freizeit sinnvoll nutzen und Schulen<br />

besuchen. Schliesslich lernen auch sie immer<br />

noch dazu oder frischen ihr Wissen<br />

wieder auf. «In Absprache mit der Klassenlehrerin<br />

mache ich auch schon mal die<br />

Hausaufgaben der Kinder zu Hause, um<br />

mich auf meinen nächsten Einsatz vorzubereiten»,<br />

fügt Herr Vetsch lachend an.<br />

Thomas Vetsch macht<br />

als Vorbereitung<br />

manchmal zu Hause<br />

die Hausaufgaben der<br />

Kinder.<br />

Dank der Freiwilligen des<br />

Projekts «Generationen<br />

im Klassenzimmer» findet ein<br />

Generationenaustausch statt.<br />

> Links<br />

zh.pro-senectute.ch<br />

> Ihr Engagement ><br />

Generationen<br />

im Klassenzimmer<br />

Lesen verbindet<br />

Generationen<br />

Der Prix Chronos ist ein weiteres<br />

Generationenprojekt der Stiftung Pro<br />

Senectute. Kinder und Senioren lesen<br />

und beurteilen dieselben Bücher und<br />

verleihen einen Buchpreis. Jedes Jahr<br />

werden fünf Jugendromane ausgewählt,<br />

die sich an Kinder im Alter von<br />

ca. zehn bis zwölf Jahren richten. Alle<br />

Geschichten befassen sich mit Generationenbeziehungen<br />

und leisten mit<br />

Charme und Humor einen Beitrag zum<br />

besseren Verständnis zwischen Jung<br />

und Alt.<br />

Internetplattform<br />

intergeneration.ch<br />

Du willst mehr über Generationenprojekte<br />

in der Schweiz erfahren? Die<br />

Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft<br />

SGG erstellte aus Anlass zu<br />

ihrem 200-jährigen Bestehen im Jahre<br />

2010 die Internetplattform www.intergeneration.ch.<br />

Auf dieser interaktiven<br />

Plattform findest du eine grosse<br />

Sammlung von Generationenprojekten<br />

in der Schweiz.<br />

11


Z U<br />

Engagement im Sinne<br />

Henry Dunants<br />

Annemarie Huber-Hotz übernahm im vergangenen Juni das Amt als Präsidentin<br />

des Schweizerischen Roten <strong>Kreuz</strong>es (SRK) von René Rhinow. «ready for red cross»<br />

hatte die Gelegenheit, mit den beiden Persönlichkeiten über die Rolle der Jugend<br />

im SRK zu sprechen.<br />

Text: Antoine Dembinski<br />

Potenzial der Jugend erkannt<br />

Herr Rhinow ist als ehemaliger Universitätsprofessor<br />

vom Potenzial der Jugend<br />

überzeugt: «Als Professor war ich immer<br />

mit jungen Menschen in Kontakt. Darüber<br />

hinaus dachte ich viel über die Problematiken<br />

im Zusammenhang mit Einwanderung<br />

und Integration nach, die sich mehr<br />

und mehr ankündeten. Ich stellte schnell<br />

fest, dass eine Lösung nicht nur in Angeboten<br />

für Jugendliche zu finden ist, sondern<br />

dass es sich um Aktionen mit<br />

Jugendlichen handeln muss», meint der<br />

ehemalige Präsident. Er ist der Meinung,<br />

dass die Jugend bei der Lösung von gesellschaftlichen<br />

Problemen eine wichtige<br />

Rolle übernimmt. Deshalb setzte sich Herr<br />

Rhinow in seiner zehnjährigen Zeit als<br />

Präsident für die Förderung der Jugend im<br />

SRK ein. In der unter ihm erstellten Strategie<br />

2012 der SRK-Gruppe wurde die Jugend<br />

als Förderschwerpunkt erkannt und<br />

aufgenommen. Auch setzte er sich dafür<br />

ein, dass die Jugenddelegierte in die offizielle<br />

Delegation des SRK an internationalen<br />

Konferenzen aufgenommen wurde.<br />

Jugend ist die Zukunft<br />

Seine Nachfolgerin, Frau Annemarie Huber-Hotz,<br />

will den jugendfreundlichen Kurs<br />

ihres Vorgängers weiterführen. «Auch ich<br />

12 ready<br />

R S A C H E<br />

bin der Meinung, dass junge Menschen<br />

eine wichtige Rolle spielen. Die Jugend ist<br />

nicht nur die Zukunft, sondern es sind<br />

auch die jungen Menschen, welche die<br />

Probleme zukünftiger Generationen am<br />

besten erkennen können», erklärt sie, «aus<br />

diesem Grund widme ich den Gedanken<br />

und den Initiativen der SRK-Jugend grosse<br />

Aufmerksamkeit. In der Strategie 2020<br />

der SRK-Gruppe soll der Jugend und dem<br />

Jugend-SRK wieder eine wichtige Stellung<br />

und eine wichtige Aufgabe zukommen.»<br />

Eine solche konkrete Aufgabe sieht Frau<br />

Huber-Hotz in der Verbreitung der <strong>Rotkreuz</strong>-Grundwerte.<br />

Sie erklärt, was sie<br />

darunter versteht: «In den letzten Jahrzehnten<br />

des 20. Jahrhunderts sind aufgrund<br />

der rasanten wirtschaftlichen Entwicklung<br />

und der Globalisierung wichtige<br />

Werte wie Solidarität, Freiwilligkeit und<br />

Gemeinsinn in den Hintergrund getreten.<br />

Heute haben wir erkannt, dass hier Nachholbedarf<br />

besteht und diese Werte wieder<br />

zentral sind für eine menschliche Gesellschaft.<br />

Die <strong>Rotkreuz</strong>-Werte und die<br />

sieben <strong>Rotkreuz</strong>grundsätze, vor allem der<br />

Grundsatz der Menschlichkeit und die<br />

Menschenwürde, sollen in diese Wertediskussion<br />

eingebracht und verbreitet werden.<br />

Darin sehe ich eine wichtige, spannende<br />

und anspruchsvolle Aufgabe für<br />

die SRK-Jugend. Junge Freiwillige müssen<br />

das Ideal der Menschlichkeit entwickeln<br />

for red cross – das Jugendmagazin des SRK – 1/2012<br />

«Ich bin<br />

vom Potenzial<br />

der Jugend<br />

überzeugt.»<br />

und aufbauen, es streuen. Sie müssen in<br />

Projekten oder an Schulbesuchen über die<br />

Grundsätze der <strong>Rotkreuz</strong>- und Rothalbmondbewegungen<br />

sprechen und informieren.<br />

Diese Aufgabe erfordert nicht nur ein<br />

grosses Engagement, sondern auch viel<br />

Innovations- und Begeisterungsfähigkeit.»<br />

Henry Dunants Grundidee<br />

Diese beiden unterschiedlichen und aussergewöhnlichen<br />

Lebensläufe (siehe Infobox)<br />

zeigen einen gemeinsamen Nenner<br />

auf, der auch der Grundidee des Roten<br />

<strong>Kreuz</strong>es entspricht. Es handelt sich dabei<br />

um Henry Dunants Ideal der Menschlichkeit:<br />

Hilfe leisten ohne Diskriminierung.<br />

Jeder Mensch ist, egal von welchem Ursprung,<br />

gleich an Wert und Würde. Die<br />

Jugendlichen des SRK müssen sich diesen<br />

Ausspruch auf die Fahne schreiben und<br />

ihn als Leitmotiv für ihre Arbeit verwenden.<br />

Sie müssen die Ideale von Henry Dunant<br />

verbreiten. Es ist der Mensch, der<br />

zählt.


Der «ready»-Autor Antoine Dembinski<br />

(rechts) traf sich mit Frau Huber-Hotz und<br />

Herrn Rhinow zu einem Gespräch.<br />

Bild: SRK, Chris Schumacher<br />

Bild: Sandro Huber, cehphotographer<br />

Annemarie Huber-Hotz<br />

Das Gemeinwohl spielt für Frau Huber-Hotz schon seid<br />

ihrer Kindheit eine wichtige Rolle. «Ich bin in einer Grossfamilie<br />

aufgewachsen, wo alle einander helfen mussten.<br />

So habe ich auf ganz natürliche Weise die Sorge für die<br />

Gemeinschaft und das Gemeinwohl entdeckt.» In Kontakt<br />

mit dem Roten <strong>Kreuz</strong> ist Frau Huber-Hotz während ihres<br />

Studiums in Genf gekommen. «Ich verfolgte aufmerksam<br />

das Geschehen des Internationalen Komitees des Roten<br />

<strong>Kreuz</strong>es IKRK.» Ihre berufliche Karriere entwickelte sich<br />

zwar in eine andere Richtung, wobei immer der Blick auf<br />

das Wohl der Gemeinschaft wichtig blieb. Frau Huber-<br />

Hotz hatte während sieben Jahre das Amt als Bundeskanzlerin<br />

inne – als erste Frau überhaupt. «Nach meiner<br />

beruflichen Karriere suchte ich ein Engagement im humanitären<br />

Bereich. So bin ich zum Schweizerischen Roten<br />

<strong>Kreuz</strong> gestossen.» An der vergangenen <strong>Rotkreuz</strong>versammlung<br />

wurde Frau Huber-Hotz zur ersten Präsidentin des<br />

SRK gewählt.<br />

Bild: SRK<br />

René Rhinow<br />

Der ehemalige Basler Ständerat hat sein Interesse an<br />

sozialen Fragen früh erkannt. «Da das Soziale mich immer<br />

interessierte, beschloss ich, öffentliches Recht zu<br />

studieren. Später arbeitete ich als Universitätsprofessor.»<br />

2001 wurde Herr Rhinow zum SRK-Präsidenten berufen.<br />

«Das Rote <strong>Kreuz</strong><br />

spielt in der<br />

Wertediskussion<br />

eine wichtige<br />

Rolle.»<br />

13


Wiederbelebung – neue Vorgaben<br />

Minuten entscheiden über Leben und Tod! Wenn unser Gehirn<br />

durch einen Atem-Kreislaufstillstand nicht mit Sauerstoff versorgt<br />

wird, so kann es nur kurze Zeit ohne schwere Schädigungen<br />

überleben. Um mehr Leben zu retten, wurden die Vorgaben<br />

für die Wiederbelebung stark vereinfacht.<br />

Bis Rettung und Notarzt eintreffen, dauert<br />

es trotz gut ausgebautem Rettungssystem<br />

durchschnittlich zwischen 10 und 15<br />

Minuten, die einzige Überlebenschance<br />

in dieser Zeit ist – deine Hilfe. Seit dem<br />

1. Januar 2012 gelten neue und vereinfachte<br />

Vorgaben beim Wiederbeleben.<br />

➔ Wenn du an einen Unfall herankommst,<br />

überprüfst du als Erstes das Bewusstsein<br />

des Opfers. Ist es ansprechbar,<br />

kontrolliere kurz, ob es atmet. Diese<br />

Beurteilung wurde stark gekürzt. Sie<br />

findet nicht mehr nach dem Schema<br />

«Sehen - Hören - Fühlen» statt.<br />

➔ Stellst du keine Atmung fest, beginne<br />

unverzüglich mit der Herzmassage.<br />

Drücke mindestens 100 Mal/Minute<br />

mit durchgestreckten Armen die Mitte<br />

des Brustkorbes schnell und kräftig<br />

ein (mindestens ein Drittel des Brustkorbdurchmessers,<br />

beim Erwachsenen<br />

mindestens 5 cm tief eindrücken).<br />

14 Bild:<br />

SSB, Elisabeth Gilgen<br />

Bei der Herzdruckmassage soll der<br />

Notfallpatient unbedingt auf einer<br />

harten Unterlage wie zum Beispiel<br />

auf dem Fussboden liegen. Nur wenn<br />

du eine Ausbildung in Basic Life Support<br />

gemacht hast, fange mit einer<br />

Beatmung an. Wechsle 30 Kompressionen<br />

mit zwei Atmungsstössen ab.<br />

➔ Schliesse, sobald vorhanden, einen<br />

Defibrillator (Defi) an. Das Komplizierste<br />

an diesem Gerät ist sein<br />

Name. Die Bedienung ist einfach.<br />

Der Defi muss nur eingeschaltet werden.<br />

Das Gerät gibt dann genaue<br />

Anweisungen, was der Nothelfer/<br />

die Nothelferin machen muss. Defibrillatoren<br />

liegen in den meisten Einkaufzentren<br />

oder Bahnhöfen auf.<br />

➔ Hast du Lust, mehr über Erste Hilfe zu<br />

erfahren? Die Help-Samariterjugend<br />

bietet dir ein breites Kursangebot an:<br />

www.help-samariterjugend.ch


Wollen Sie Ihrer Klasse zivilgesellschaftliches<br />

Engagement näherbringen?<br />

Gratis<br />

Abobestellung per E-Mail an:<br />

youth@redcross.ch<br />

Das Schulprojekt des Schweizerischen<br />

Roten <strong>Kreuz</strong>es unterstützt Sie dabei.<br />

Anlässlich eines Projekttages oder<br />

einer Projektwoche setzen Klassen ein<br />

soziales Projekt um. Wir stellen<br />

Ihnen ein pädagogisches Handbuch<br />

zur Verfügung.<br />

www.redcross.ch/schule<br />

Haben Sie Fragen? youth@redcross.ch<br />

Bist du «ready for red cross?»<br />

� JA ! Ich erhalte deshalb drei Mal jährlich das Jugendmagazin.<br />

Und zwar Exemplar(e).<br />

� NEIN ! Ich will das «ready for red cross» nicht mehr erhalten.<br />

Bitte streicht mich von eurer Adressliste.<br />

� Ich bin umgezogen. Bitte schickt mir das «ready for red cross»<br />

ab sofort an meine neue Adresse.<br />

Coupon ausfüllen, ausschneiden und einsenden an:<br />

<strong>Schweizerisches</strong> <strong>Rotes</strong> <strong>Kreuz</strong>, Kompetenzzentrum Jugend<br />

Rainmattstrasse 10, Postfach, 3001 Bern<br />

Name:<br />

Vorname:<br />

Strasse:<br />

PLZ/Ort:


PO R T R Ä T<br />

Die Rettungs-Familie:<br />

Drei Generationen<br />

der Familie<br />

Gilgen engagieren<br />

sich beim<br />

Samariterverein.<br />

alle Bilder: Elisabeth Gilgen<br />

16 ready<br />

Die Rettungs-Familie<br />

Familie Gilgen aus Winterthur hat sich der Rettung verschrieben: Die<br />

Eltern engagieren sich seit über 30 Jahren im Samariterverein, ihre<br />

drei Töchter machen sowohl im Samariterverein als auch bei der<br />

Schweizerischen Lebensrettungs-Gesellschaft SLRG mit. Die Enkel<br />

sind bereits in den Startlöchern.<br />

for red cross – das Jugendmagazin des SRK – 1/2012


Die jüngste<br />

Generation des<br />

Gilgen-Clans<br />

lernt im Ferienkurs<br />

Erste Hilfe.<br />

Text: Julia Zurfluh<br />

Die fast komplette Familie Gilgen wartet<br />

an der Tür auf mich. Überschwänglich begrüsst<br />

mich der Familienhund Nike. Drinnen<br />

in der warmen Stube liegen fein säuberlich<br />

aufgetürmte Fotoalben. Was hat<br />

mir wohl diese Familie zu erzählen?<br />

Ein Paar dank einer<br />

Gelenksalbe<br />

«Mit 20 Jahren besuchte ich aus purem<br />

Interesse eine Ausbildung im Samariterverein.<br />

Irgendwie hat’s mir dann den Ärmel<br />

reingenommen und ich blieb», meint<br />

der Vater Urs. «Jetzt bin ich schon über<br />

35 Jahren dabei.» Seine Frau Elisabeth<br />

sagt, sie sei erblich vorbelastet. «Meine<br />

Mutter war schon im Samariterverein. Als<br />

Kind habe ich oft an Übungen Verletzte<br />

gespielt.» Elisabeth ist aber nicht im gleichen<br />

Samariterverein wie ihr Mann.<br />

«Nein, das ginge nicht!», lachen die beiden.<br />

Elisabeth engagiert sich im Verein<br />

Pfungen-Dättlikon, Urs im Verein Seuzach.<br />

Das Paar lernte sich an einem Schweizerischen<br />

Samariterwettkampf kennen. «Das<br />

Dul-X (Anmerkung der Redaktion: eine<br />

Salbe gegen Gelenkschmerzen) ist<br />

schuld», lachen die beiden. Mehr wird<br />

aber nicht verraten.<br />

Samariterinnen von Kind auf<br />

Elisabeth öffnet eines der Alben. Darin<br />

hat sie die Jahresprogramme ihres Vereins,<br />

Fotos der Samariterübungen und<br />

-wettkämpfe sowie Dankesbriefe abgelegt.<br />

«In Pfungen wohnten wir an einer<br />

unübersichtlichen <strong>Kreuz</strong>ung. Da ‹chlöpfte›<br />

es schon ab und zu. Ich war jeweils sofort<br />

zur Stelle und leistete Erste Hilfe. Als Dank<br />

für die geleistete Hilfe schrieben uns die<br />

Leute solche Briefe.» Die Briefe berühren<br />

mich sehr. «Auf diesem Foto siehst du<br />

meine Tochter Sandra. Ich übe einen<br />

Kopfverband an ihr», fährt Elisabeth fort.<br />

«Ja, du hast uns tatsächlich oft als Übungsobjekte<br />

missbraucht», kommentiert San-<br />

dra das Bild lachend. Elisabeth blättert<br />

weiter im Fotoalbum. «Da ist unsere älteste<br />

Tochter Patrizia. Sie spielte ein Autounfallopfer»,<br />

erklärt mir Elisabeth. «Sie ist<br />

heute nicht da, weil sie vor ein paar Tagen<br />

eine Tochter geboren hat.»<br />

Selbst Familienhund Nike muss als «Übungsobjekt»<br />

für Verbände herhalten.<br />

Sinnvolles Hobby:<br />

Rettungsschwimmen<br />

Patrizia hat einen weiteren Virus in die Familie<br />

eingeschleppt – den Rettungsschwimm-Virus.<br />

Die Samariterin Patrizia<br />

suchte sich ein weiteres sinnvolles Hobby.<br />

So ist sie zur SLRG gestossen. Begeistert<br />

schleppte sie ihre beiden Schwestern mit<br />

ins Rettungsschwimm-Training. «Wir haben<br />

in unserer Familie ein Rettungs-Gen»,<br />

meint Sandra, die seit drei Jahren auch<br />

wieder im Samariterverein mitwirkt. Auch<br />

die jüngste Tochter, Jacqueline, ist seit<br />

über zehn Jahren begeisterte Samariterin.<br />

Ihren Mann hat sie aber im Rettungsschwimmen<br />

kennengelernt. «Mami, gäll,<br />

wenn du dich verbrännt häsch, muesch du<br />

ganz lang chüehle!», kommentiert die<br />

vierjährige Lea ein Foto im Album. Es<br />

zeigt Urs mit einer geschminkten Brandwunde.<br />

Jacquelines Töchter Lea und Celia<br />

nahmen letztes Jahr am Samariterferienprogramm<br />

teil. Die sechsjährige Celia erzählt<br />

mir von ihrer Lieblingsübung. «Wir<br />

haben an einer Puppe Beatmen und Herzmassagen<br />

geübt. Die Puppe sah aber ko-<br />

> Links<br />

www.samariter.ch<br />

misch aus. Sie hatte keine Arme und<br />

Beine.»<br />

Pony mit Pflaster<br />

Gespannt lausche ich den Geschichten<br />

von Postendiensten und Samariterwettkämpfen<br />

und schaue mir die Fotos an. Familie<br />

Gilgen hätte noch einiges zu erzählen,<br />

es sind noch nicht alle Alben fertig<br />

durchgeblättert. Da aber Elisabeth, Urs<br />

und Sandra an eine Samariterübung gehen,<br />

müssen wir das Gespräch leider vorzeitig<br />

abbrechen. Gerne hätte ich ihnen<br />

noch etwas zugehört. Ihr Engagement<br />

beeindruckt mich sehr. Celia drückt mir<br />

als Abschiedsgeschenk eine Zeichnung in<br />

die Hand. Sie hat ein Pony gemalt. Das<br />

arme Pferdchen hat sich verletzt, denn auf<br />

dem Bauch klebt ein Pflästerchen. Die<br />

nächste Generation der Retter-Familie ist<br />

bereit.<br />

Celias Lieblingsübung im Ferienkurs: Beatmen<br />

an der «komischen Puppe».<br />

17


Z U<br />

«Wir waren sehr stolz,<br />

dabei zu sein»<br />

Bruno Michel ist ein Urgestein der Schweizerischen Lebensrettungs-Gesellschaft<br />

SLRG. Vor über 50 Jahren besuchte er seine erste Ausbildung. «Ready for red<br />

cross» wollte von Herrn Michel wissen, wie die frühere Generation der SRLG-Ausbildung<br />

aussah.<br />

Interview: Gjon David<br />

Wie kam man in den 60er-Jahren<br />

dazu, Rettungsschwimmer zu werden?<br />

Die SLRG war zu dieser Zeit sehr bekannt.<br />

Dies vor allem auch, weil sie die<br />

Schweizerische Rettungsflugwacht, heutige<br />

REGA, gegründet hatte. Viele Mitglieder<br />

stiessen durch Familie, Freunde oder<br />

Arbeitskollegen zur SRLG. Mich hat aber<br />

niemand hingeführt, sondern ich habe<br />

mich aus eigener Initiative der SLRG angeschlossen.<br />

Die meisten Kursbesucher waren<br />

Väter oder Mütter. Sie wollten Grundkenntnisse<br />

erwerben, um in Notsituationen<br />

ihre Kinder retten zu können. Auch ich<br />

habe mich aus diesem Grund der SLRG<br />

angeschlossen. Ich war ein junger Mann<br />

und hatte auch schon zwei Kinder. Mit 19<br />

wurde ich zum ersten Mal Vater.<br />

Wie stark verbunden waren die<br />

Mitglieder mit der SLRG? Wie war<br />

ihre Beziehung zur Organisation?<br />

Wir waren sehr stolz, dabei zu sein. Sie<br />

müssen wissen, damals in den 60er-Jahren<br />

hatte man als Jugendlicher nicht so<br />

viele Möglichkeiten, sich zu engagieren,<br />

wie heute. Wenn du dich einmal einem<br />

Verein angeschlossen hast, dann bliebst<br />

du! Ich kenne viele Leute in der SRLG, die<br />

auch schon seit mehreren Jahrzehnten dabei<br />

sind und ihre eigenen Kinder dazu<br />

gebracht haben.»<br />

18 ready<br />

R S A C H E<br />

Bruno Michel<br />

engagiert sich seit<br />

über 50 Jahren in<br />

der Schweizerischen<br />

Lebensrettungs-Gesellschaft<br />

SLRG.<br />

Bild: Bruno Michel<br />

Herr Michel packt eine Menge Texte und<br />

Bilder hervor, um mir stolz seine Zeit bei<br />

der SLRG aufzuzeigen. Es sind Kopien seiner<br />

Ausweise, die belegen, dass Herr Michel<br />

erfolgreich die verschiedenen Ausbildungen<br />

absolviert hat.<br />

for red cross – das Jugendmagazin des SRK – 1/2012<br />

Wo fand die Ausbildung in den<br />

60er-Jahren statt?<br />

Ich absolvierte 1960 das Brevet I im Freibad<br />

Solothurn. Das Bad hatte zwei Becken:<br />

eines für alle, das andere war nur<br />

Frauen vorbehalten. Wir hatten bei quasi


jedem Wetter Kurs. Regen störte uns nicht,<br />

ganz im Gegenteil, dann hatten wir das<br />

Becken für uns alleine. Heute finden die<br />

Kurse eher in Hallenbädern und im Winter<br />

statt. Das Freibad in Solothurn ist unmittelbar<br />

an der Aare. So hatten wir nicht nur<br />

im Becken trainiert, sondern sind auch ab<br />

und zu in den Fluss gestiegen. Das gehörte<br />

damals nicht zum Prüfungsstoff, wie<br />

das heute im Modul Fluss der Fall ist. Seit<br />

diesen Tagen liebte ich es, im Fluss zu<br />

schwimmen.<br />

Die neue Generation<br />

von Rettungsschwimmern<br />

Ausbildungen früher und heute –<br />

was hat sich geändert?<br />

Der Wasseranteil in den Ausbildungen hat<br />

sich nicht gross geändert. Es kamen aber<br />

immer mehr Übungen an Land dazu. Rettungsschwimmen<br />

hört nämlich nicht am<br />

Ufer auf. Wir müssen auch Nothilfe an<br />

Land anwenden können. Übrigens war die<br />

SLRG die erste Organisation weltweit, die<br />

künstliche Beatmung als Wiederbelebungstechnik<br />

empfahl. Heute werden die<br />

Ausbildungen in verschiedenen Modulen<br />

Als landesweit grösste Fachorganisation im Bereich Wasserrettung passte die SLRG<br />

ihre Ausbildungen im Jahr 2011 den Anforderungen der heutigen Zeit an. Auf der<br />

Grundstufe können neu folgende Module besucht werden:<br />

Jugend: Jugendbrevet, Jugend Erlebnismodul<br />

Pool: Brevet Basis Pool, Brevet Plus Pool<br />

Freiwasser: Modul See, Modul Fluss, Modul Hypothermie<br />

Erste Hilfe: Modul Nothilfe, Modul BLS-AED<br />

Zusätzlich entwickelt die SLRG mit Partnerorganisationen Spezialangebote wie<br />

das Brevet Pro Pool für die Ausbildung von professionellen Badmeistern.<br />

Informationen zur den Kursmodulen der SLRG findest du unter:<br />

www.slrg.ch/de/ausbildung.html.<br />

> Links<br />

www.slrg.ch<br />

angeboten, damit jeder und jede seine<br />

perfekte Rettungsausbildung zusammenstellen<br />

kann. (siehe Box)<br />

Welches Material hattet ihr da-<br />

mals?<br />

Wir sind mit sehr wenigen Sachen ausgekommen.<br />

So brauchten wir zum Beispiel<br />

Säcke, die mit Sand gefüllt waren. Diese<br />

Säcke haben wir während des Rückenschwimmens<br />

auf die Brust gelegt. Wir simulierten<br />

so das «Abschleppen». Wir übten<br />

das Kleiderschwimmen mit einem Überanzug.<br />

Die Prüfungsvorschriften von damals<br />

besagten, dass Männer das Kleiderschwimmen<br />

mit Hemd und Hosen zu absolvieren<br />

hatten, Frauen mit Jupe und Bluse.<br />

Du siehst, wir haben mit ganz simplen Mitteln<br />

gearbeitet und brauchten ein Minimum<br />

an Material. Wir haben uns immer<br />

gesagt – und dies gilt auch heute noch –<br />

«du hast als Retter mit dabei, was du dabei<br />

hast: nämlich dich selbst. Du kannst,<br />

was du kannst und nicht mehr. Also bemühe<br />

dich nicht um etwas, was du nicht<br />

kannst. Denn so bringst du dich und den<br />

Menschen, der Hilfe braucht, in Gefahr»!<br />

Ein wunderbarer Satz, um das Interview<br />

hier zu beenden. Vielen<br />

Dank, Herr Michel, das Sie sich die<br />

Zeit genommen haben für dieses<br />

Interview.<br />

Bitte schön. Habe ich gerne gemacht.<br />

19


Z U<br />

Das sind die besten Projekte!<br />

Viele Ideen – aber keinen Stutz? Beim Projektwettbewerb «Youth positive action»<br />

konnten die SRK-Jugendorganisationen das Startguthaben für ihre Projekte gewinnen.<br />

«ready for red cross» stellt euch die fünf besten Projekte vor.<br />

Die Help Alpnach hat sich für ihr 5-jahrjubiläum<br />

im Jahre 2012 etwas Besonderes<br />

ausgedacht. Sie studiert ein Theater<br />

mit dem Titel «Unfälle im<br />

Märchenland» ein. Wie muss Hilfe geleistet<br />

werden, wenn sich das Dornröschen<br />

sticht oder dem Schneewittchen<br />

der Apfel im Hals stecken bleibt? Mit<br />

dem Theater wollen die Mitglieder Kinder<br />

für Erste Hilfe begeistern und ihre<br />

Help-Gruppe bekannter machen. Mit<br />

dieser Idee überzeugte die Help Alpnach<br />

die Jury und nahm wohlverdient<br />

den Sieg nach Hause.<br />

alle Bilder: SRK<br />

20 ready<br />

R S A C H E<br />

1. Platz: Theater<br />

sensibilisiert Kinder<br />

2. Platz:<br />

Neue Zielgruppe und neue<br />

Freiwillige ansprechen<br />

Auf den zweiten Platz des Sieger treppchens stieg<br />

das Jugendrotkreuz Aargau mit seinem Projekt «Bewegung<br />

und Begegnung für Menschen aus Asylunterkünften».<br />

Es will Jugendlichen aus Asylunterkünften<br />

ein Sport- und Bewegungsprogramm anbieten.<br />

Zudem sollen durch das Projekt vermehrt männliche<br />

Freiwillige gefunden werden. Geplant sind Wanderungen,<br />

Inline skaten, Eishockey spielen und ein<br />

Fussball turnier.<br />

for red cross – das Jugendmagazin des SRK – 1/2012


Weitere Chance,<br />

Startguthaben abzuräumen<br />

Der Projektwettbewerb geht in die zweite<br />

Runde. Nächster Eingabetermin für den<br />

Projektwettbewerb ist der 8. Mai 2012.<br />

Alle wichtigen Informationen<br />

zum Projektwettbewerb findest du auf<br />

www.redcross.ch/wettbewerb.<br />

Du willst alle eingereichten Projekte<br />

kennenlernen? Die Rangliste ist<br />

auf www.redcross.ch/wettbewerb<br />

> Projektgalerie hochgeladen.<br />

3. Platz: Lernspiel<br />

entwickeln<br />

Wie können das Thema Erste Hilfe und<br />

die <strong>Rotkreuz</strong>-Grundsätze einfach und<br />

spielerisch vermittelt werden? Diese<br />

Frage stellte sich die Help Grünenberg<br />

und tüftelte an einer Lösung. Das Ergebnis:<br />

ein Leiterlispiel mit Fragen zur Hilfe<br />

im Notfall und rund um das Rote <strong>Kreuz</strong>.<br />

Die Jury belohnte die Idee mit dem dritten<br />

Platz.<br />

4. Platz: Gemeinsame<br />

Weiterbildungen<br />

Alle Jugendrotkreuz-Gruppen bieten ihren<br />

Freiwilligen Weiterbildungen an.<br />

Warum nicht zusammenspannen und<br />

die Weiterbildungen gemeinsam anbieten?<br />

Genau diese Überlegung<br />

machten sich die JKR-Gruppen Zürich,<br />

Basel, Aargau, Freiburg, Neuenburg<br />

und Genf. Dieses Jahr gibt es deshalb<br />

gemeinsame Weiterbildungen in der<br />

Deutschschweiz und in der Romandie.<br />

> Links<br />

www.redcross.ch/<br />

wettbewerb<br />

5. Platz: Dank<br />

Improvisationstheater<br />

Freiwillige besser<br />

schulen<br />

Das Jugendrotkreuz Genf bietet für<br />

Schulen das Rollenspiel «Raid Cross»<br />

an. Die Schüler und Schülerinnen<br />

durchlaufen einen Postenlauf in einem<br />

ausgedachten Kriegsgebiet und lernen<br />

so das humanitäre Völkerrecht kennen.<br />

Freiwillige aus dem JRK Genf spielen<br />

die Kriegssituation. Damit diese ihre<br />

Rollen noch besser und echter spielen,<br />

findet die Ausbildung der Freiwilligen<br />

neu zusammen mit einer Improvisationstheatergruppe<br />

statt.<br />

21


C O<br />

Text: Hansjörg Steffen<br />

Petrus war nicht gnädig. Das schlechte<br />

Wetter drückte aber nicht auf die Motivation<br />

der Übungsteilnehmenden. So etwas<br />

hat es in der Region <strong>Kreuz</strong>lingen noch nie<br />

gegeben! Die Help-Samariterjugend, die<br />

Jugendfeuerwehr <strong>Kreuz</strong>lingen sowie die<br />

«erwachsenen» Samariter trafen sich auf<br />

dem Areal des Schulhauses Kurzrickenbach,<br />

um gemeinsam eine Übung abzuhalten.<br />

Die Ziele: einander kennenlernen<br />

und Generationen verbinden.<br />

Wunden basteln<br />

Die jüngeren Mitglieder der Jugendfeuerwehr<br />

gingen in ein Zimmer im Schulhaus.<br />

Auf einem Tisch lagen Wachs, Puder,<br />

Farbe und eine Flasche mit künstlichem<br />

Blut. Aus den Materialien sollen sie mög-<br />

22 ready<br />

M M U N I T Y<br />

Voneinander lernen,<br />

miteinander arbeiten<br />

Erstmals führte die Help <strong>Kreuz</strong>lingen gemeinsam mit der lokalen<br />

Jugendfeuerwehr und den «erwachsenen» Samaritern eine Übung<br />

durch. Trotz des grossen Altersunterschiedes und der unterschiedlichen<br />

Vereines waren die Retter bei der Übung wie ein eingespieltes<br />

Team.<br />

for red cross – das Jugendmagazin des SRK – 1/2012<br />

Es brennt im Schulhaus! Zu diesem Szenario fand in <strong>Kreuz</strong>lingen eine Übung statt. Bild: s.media<br />

Bild: Hans Haslberger


lichst echt aussehende Verletzungen herstellen,<br />

die bei Bränden entstehen können.<br />

«Iih.. ist das kalt!», ruft Michael aus, als<br />

ihm Angela ein Wachsstück auf den Arm<br />

drückt. Daraus formt Angela kunstvoll<br />

eine Fleischwunde und begiesst diese mit<br />

künstlichem Blut. Die Jugendlichen haben<br />

sich zum Ziel gemacht, möglichst grosse<br />

Verletzungen zu formen und aufzukleben.<br />

Zufrieden begutachten sie ihre Wunden<br />

im Spiegel. Die Verletzungen sehen richtig<br />

gruselig aus und erschrecken. Klammheimlich<br />

verteilen sich die Jugendlichen<br />

auf den Gängen des Schulhauses und<br />

warten, bis die Generationenübung<br />

startet.<br />

Es brennt im Schulhaus!<br />

Die älteren Mitglieder der Jugendfeuerwehr,<br />

die Helpis sowie die Samariter warten<br />

draussen vor dem Schulhaus. Der<br />

Kommandant der Feuerwehr, André, zeigt<br />

ihnen, wie eine Schiebeleiter aufgestellt<br />

wird. Auch erklärt er den begeisterten<br />

Helpis und Samaritern die eindrücklichen<br />

Tanklöschfahrzeuge. Plötzlich ertönt ein<br />

Alarm. Es brennt im Schulhaus! Sofort<br />

packt die bunt gemischte Gruppe die<br />

Schläuche aus und bringt das Tanklöschfahrzeug<br />

in die richtige Stellung. «Es hat<br />

bestimmt einige verletzte Kinder im Haus.<br />

Wir müssen ins Schulhaus eindringen!»,<br />

befiehlt André. Mit der Schiebeleiter ver-<br />

Bei der Generationenübung steht auch das eindrückliche Tanklöschfahrzeug bereit.<br />

Bild: Ruth Rudolph<br />

«Iih.. ist das kalt!»<br />

Angela giesst auf<br />

Michaels «Fleischwunde»<br />

künstliches<br />

Blut. Bild: Hansjörg Steffen<br />

> Links<br />

www.samariter.ch<br />

www.help-samariterwww.help-samariterjujugend.chgend.ch<br />

schaffen sie sich Einlass ins Schulhaus.<br />

Sorgfältig kämmen die Retter das Gebäude<br />

von oben nach unten nach Verletzten<br />

ab. Die Opfer sind in der Dunkelheit<br />

nicht einfach zu finden. Das «Feuer» hat<br />

den Strom gekappt. Auf den Gängen treffen<br />

sie auf die jüngeren Mitglieder der<br />

Jugendfeuerwehr, die Opfer mimen. Sie<br />

sind in Ecken gekrochen und klagen über<br />

Schmerzen am Bein, Arm oder Kopf. Die<br />

aufgeklebten Wunden schocken und die<br />

«Verletzten» spielen ihre Rolle gut.<br />

Die Opfer bergen<br />

«Hier liegt ein Opfer! Ich kann aber seine<br />

Verletzungen nicht erkennen!», ruft der<br />

Helpi Oliver Verstärkung herbei. Zum<br />

Glück ist das Opfer ansprechbar. Es klagt<br />

über starke Schmerzen am Bein. Die Helfer<br />

legen einen Verband an und schienen<br />

das Bein. Danach verabreichen sie dem<br />

Opfer Sauerstoff, hieven es auf eine Tragbarre<br />

und zurren es mit Gurten fest. Mühselig<br />

manövrieren sie es aus dem Treppenhaus<br />

ins Freie. Draussen vor dem<br />

Schulhaus werden alle Patienten in einem<br />

Zelt weiterbetreut. Nach einer Stunde<br />

sind alle Opfer geborgen und versorgt,<br />

das Feuer «gelöscht». Der Übungsleiter<br />

von der Jugendfeuerwehr, André Hofmann,<br />

trommelt seine Mannschaft zusammen.<br />

«Ihr habt die Aufgabe bestens geleistet.<br />

Ich bin stolz auf euch. Danke für<br />

euren Einsatz!» Ein erlebnisreicher Tag<br />

geht zu Ende.<br />

23


C O<br />

Lebensaufgabe Jugendarbeit<br />

Pitsch Frey, Jugendverantwortlicher der Schweizerischen Lebens-<br />

rettungsgesellschaft (SLRG), ist Rettungsschwimmer mit Leib und Seele.<br />

Seit über 20 Jahren engagiert er sich freiwillig in der SLRG und hat<br />

schon viele Generationen sportlicher Lebensretter und Lebensretterinnen<br />

ausgebildet.<br />

Text: Julia Zurfluh<br />

«Mit pflotschigen Grüssen, Pitsch.» Wer<br />

ist dieser Mann, der seine E-Mails so speziell<br />

unterschreibt? Meine Nachforschungen<br />

bringen mich ins Dörfchen Leissigen<br />

am Thunersee. Vor einem Holzhaus mit<br />

auffälliger roter Garage empfängt mich<br />

Pitsch. Er trägt eine Kochschürze über seinem<br />

Pulli, auf dem das SLRG-Logo und<br />

der Ausspruch «Jugendleiter sein… eine<br />

interessante Aufgabe» prangt. Pitsch ist<br />

Hausmann. «So bleibt mehr Zeit für die<br />

SLRG, und natürlich auch für meine Fami-<br />

«Loben, loben,<br />

loben, loben ...»<br />

24 ready<br />

M M U N I T Y<br />

lie», lacht er. Pitsch ist aber auch SLRGjugendverantwortlicher<br />

mit Leib und<br />

Seele. Über 600 Stunden im Jahr engagiert<br />

er sich freiwillig für seinen Verein.<br />

Wie kam es dazu?<br />

Vom Inserat im Freibad …<br />

«Ich ging schon immer gerne ins Freibad<br />

und war an jedem schönen Sommertag<br />

dort. Als ich mit 12 Jahren die Ausschreibung<br />

fürs Jugendbrevet sah, zögerte ich<br />

nicht lange, mich anzumelden. Nach meinem<br />

Brevet-1-Kurs mit 18 Jahren (heute<br />

Brevet Basis Pool) schloss ich mich der<br />

SLRG-Sektion Illnau-Effretikon an und<br />

blieb hängen. Ich trainierte in der Wettkampfgruppe<br />

mit. Wenn du einmal den<br />

SLRG-Virus eingefangen hast, bringst du<br />

ihn nicht mehr los», meint Pitsch nur.<br />

… zum Jugendtrainer<br />

Neben seinen zwei wöchentlichen Trainings<br />

stand Pitsch einen zusätzlichen<br />

Abend am Beckenrand, um Jugendlichen<br />

Rettungsschwimmen beizubringen. «Ich<br />

arbeitete schon immer gerne mit Kindern<br />

for red cross – das Jugendmagazin des SRK – 1/2012<br />

Pitsch über …<br />

Schweizer Meisterschaften im<br />

Rettungssport<br />

«Absoluter Höhepunkt im SLRG-Jahr.<br />

Einmal bin ich sogar extra aus meinem<br />

Au-Pair-Aufenthalt in Paris in die<br />

Schweiz gekommen, um dabei zu<br />

sein!»<br />

Freiwilligenarbeit<br />

«Bereichert mein Leben, ist aber<br />

auch anstrengend»<br />

Bewährte Methode bei<br />

der Arbeit mit Jugendlichen<br />

«Loben, loben, loben, loben …»<br />

Baden im Meer<br />

«Nix für mich! Ich habe Angst vor<br />

Haifischen»<br />

Bild: SRK, Rainer Sturm


Pitsch Frey ist<br />

bei jeder<br />

Jugend-Schweizermeisterschaft<br />

dabei.<br />

Bild: SLRG<br />

und Jugendlichen. Deshalb half ich damals<br />

mit, die Jugendgruppe in meiner Sektion<br />

aufzubauen. Wir starteten mit vier<br />

Kindern. Plötzlich aber mussten wir eine<br />

Warteliste führen. Alle wollten mitmachen!»,<br />

fügt Pitsch stolz an. Noch heute<br />

hat er Kontakt zu seinen damaligen<br />

«Schäfchen». «Wir haben vieles zusammen<br />

durchgemacht, das verbindet. Die<br />

SLRG ist so oder so wie meine zweite<br />

Familie.»<br />

Die SLRG-Karriere beginnt<br />

An einer Vorstandssitzung seiner Sektion<br />

wird Pitsch gefragt, ob er Präsident oder<br />

Jugendverantwortlicher werden möchte.<br />

«Ich zögerte keine Sekunde für meinen<br />

Entscheid – und wurde so Jugendverantwortlicher<br />

meiner Sektion.» Drei Jahre<br />

später übernahm er auch das Amt als Jugendverantwortlicher<br />

der Region Zürich<br />

und wirkte fortan in der Nationalen Jugendkommission<br />

(«Jugendvorstand») mit.<br />

2006 wurde Pitsch zum Leiter Bereich Jugend<br />

gewählt. In diesem Ehrenamt setzt<br />

sich Pitsch für die Jugend in der SLRG ein:<br />

«Die Anliegen der Jugend sind mir sehr<br />

wichtig. Schliesslich ist die Jugend nicht<br />

nur die Zukunft, sondern auch die Gegenwart!»,<br />

meint Pitsch.<br />

Zukunft Europa?<br />

Ein Ende seines Einsatzes für die SLRG<br />

und den Rettungsschwimmsport ist nicht<br />

Seit über 20 Jahren<br />

engagiert sich<br />

Pitsch Frey für<br />

die Schweizerische<br />

Lebensrettungsgesellschaft.<br />

Bild: SRK<br />

> Links<br />

www.slrg-jugend.ch<br />

abzusehen, zu viel Herzblut steckt drin.<br />

«Das Internationale reizt mich. Später<br />

möchte ich mich als Funktionär für die Jugendeuropameisterschaften<br />

engagieren.<br />

Aber erstmals müssen meine Kinder etwas<br />

älter werden», so der fürsorgliche Vater.<br />

Obwohl er nun schon seit längerem in Leissigen<br />

wohnt, bleibt Pitsch «seiner» Sektion<br />

Illnau-Effretikon treu. «Einmal im Jahr<br />

ziehe ich für zwei Wochen wieder bei<br />

meinen Eltern ein, damit ich in ‹meinem›<br />

Freibad einen Sommerkurs für Jugendlichen<br />

leiten kann.» Die nächste von Pitsch<br />

geprägte Generation Rettungsschwimmer<br />

und -schwimmerinnen wächst heran.<br />

Bild: SLRG<br />

25


C O<br />

M M U N I T Y<br />

Startschuss zum neuen Projekt – junge Freiwillige<br />

helfen älteren Menschen beim Nutzen<br />

des öffentlichen Verkehrs. Bild: JRK Genf<br />

Text: Delphine Rieder<br />

Hast du dich schon einmal gefragt, wie es<br />

ist, wenn du dich nur noch hinkend und<br />

schleppend fortbewegen kannst? Oder<br />

wie deine Reaktion wäre, wenn du zu<br />

schwach bist, eine Konservendose zu öffnen?<br />

Beim Projekt «Ich, alter Mensch»<br />

wurden bei der Ausarbeitung genau diese<br />

Fragen berücksichtigt. Ziel des Projekts ist<br />

es, Jugendliche über die alltäglichen Probleme<br />

älterer Menschen zu informieren.<br />

26 ready<br />

Das Gewicht des<br />

Alters spüren<br />

Seit einigen Jahren besuchen Freiwillige des Genfer<br />

Jugendrotkreuzes wöchentlich einsame ältere Menschen.<br />

Aufgrund des grossen Erfolges dieses Angebots<br />

arbeitete das JRK GE ein neues Generationenprojekt<br />

aus: «Ich, alter Mensch».<br />

for red cross – das Jugendmagazin des SRK – 1/2012<br />

Bild: SRK Roland Blattner


Spezieller Postenlauf<br />

Die Jugendlichen erfahren in der Ausbildung<br />

die Alltagsschwierigkeiten älterer<br />

Menschen am eigenen Körper. Sie tragen<br />

eine Brille, die das Blickfeld einschränkt,<br />

und müssen damit einen Postenlauf bestehen.<br />

Oder legen ein spezielles Stirnband<br />

um, das ihr Hörvermögen einschränkt. So<br />

erfahren sie, wie es ist, schlecht(er) zu hören.<br />

Bei einer weiteren Übung legen sie<br />

ein spezielles Kleidungsstück um, das ihre<br />

Bewegung beeinträchtigt. Mit diesen<br />

Übungen will das JRK GE das Bewusstsein<br />

für ältere Menschen bei den Jugendlichen<br />

ändern. Nach der Ausbildung geben die<br />

Jugendlichen ihr Wissen und ihre Erfahrungen<br />

an andere Jugendliche weiter. Anschliessend<br />

geht es «ab ins Feld». Die jugendlichen<br />

Freiwilligen besuchen ältere<br />

Menschen im Pflegeheim.<br />

Erfolgreicher Start mit<br />

einer Aktion<br />

Das Projekt «Ich, alter Mensch» befindet<br />

sich noch in der Pilotphase. Das JRK GE<br />

startete «Ich, alter Mensch» am 30. September<br />

2011 anlässlich des Tages des Alters.<br />

Ungefähr 145 Schülerinnen und<br />

Schüler der Internationalen Schule in<br />

Genf haben an diesem Tag Seniorinnen<br />

und Senioren bei der Nutzung der öffentlichen<br />

Verkehrsbetriebe geholfen. Nach<br />

dieser Aktion konnten sich die Schülerinnen<br />

und Schüler für die Ausbildung «Ich,<br />

alter Mensch» einschreiben. Das JRK GE<br />

rechnete mit 20 Jugendlichen, es haben<br />

sich aber über 60 eingeschrieben! Der<br />

Kurs fand im November/Dezember statt.<br />

Schon bald finden die Besuche im Pflegeheim<br />

statt. Die Freiwilligen sind vom neuen<br />

Projekt begeistert.<br />

Beim Generationenprojekt<br />

«Ich, alter<br />

Mensch» lernen<br />

Jugendliche die<br />

Alltagsprobleme<br />

älterer Menschen<br />

kennen.<br />

Bild: SRK, Roland Blattner<br />

Reine, «mein» alter Mensch<br />

Seit fast sechs Jahren besuche ich im<br />

Rahmen des Projekts «Besuch von älteren<br />

Menschen» des JRK GE regelmässig<br />

eine Seniorin. Reine ist für mich wie<br />

meine Grossmutter. In all den Jahren ist<br />

unsere Beziehung immer enger geworden<br />

und hat deutlich die Beziehung<br />

Freiwillige-Begünstigte überschritten.<br />

Ich begleite Reine beim Einkaufen und<br />

helfe ihr die Taschen zu tragen. Ich hole<br />

sie ab und wir machen Arm in Arm einen<br />

kleinen Spaziergang in ihrem Quartier.<br />

Manchmal gehen wir zusammen ins<br />

Restaurant, um meine bestandenen Prüfungen<br />

oder unsere Geburtstage zu<br />

feiern.<br />

Die Zeit mir Reine vergeht immer schnell.<br />

> Links<br />

www.slrg-jugend.ch<br />

www.croix-rouge-ge.ch/<br />

> Jeunes ><br />

«Moi, personne âgée»<br />

Bild: Delphine Rieder<br />

Sie hat ein gutes Gedächtnis und erzählt<br />

mir ihre Erlebnisse mit allen noch so kleinen<br />

Details. Beeindruckend für eine Frau<br />

von fast 84 Jahren.<br />

Ich finde es sehr wichtig, dass wir Jugendlichen<br />

uns um ältere Menschen<br />

kümmern, die einsam sind. Denn auch<br />

wir profitieren vom Kontakt. Wir verstehen,<br />

welche Schwierigkeiten im Alter<br />

auftreten, und ändern unser Bild von Seniorinnen<br />

und Senioren. Ältere Menschen<br />

sind oft isoliert. Es braucht aber<br />

nur wenig, um ihren Alltag zu verbessern.<br />

Genau das versuche ich mit den<br />

Besuchen von Reine. Wenn ich Reine<br />

lächeln sehe, ist das für mich das<br />

schönste Geschenk.<br />

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