Rahmenkonzept „Erinnerungskultur und Demokratiebildung“
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eigetragen. Verden ist eine deutsche <strong>und</strong> gleichzeitig europäische Stadt, die sich den<br />
Gr<strong>und</strong>sätzen der Europäischen Union <strong>und</strong> der Verteidigung von Menschenrechten <strong>und</strong><br />
Demokratie verpflichtet fühlt. In diesem Sinne ist eine der Zukunftsaufgaben auf dem Gebiet<br />
der Kultur- <strong>und</strong> Geschichtspolitik, Denkanstöße dort zu setzen, wo die Menschen leben <strong>und</strong><br />
ihren Alltag verbringen.<br />
Es bleibt eine öffentliche Aufgabe, die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus<br />
auch für die Zukunft zu sichern, denn fast 65 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges<br />
sterben die Zeugen aus; es bleiben – neben den schwer zugänglichen wenigen historischen<br />
Quellen – nur noch die Orte <strong>und</strong> die Namen, die zum Denken, Bedenken <strong>und</strong> Nachdenken<br />
anregen können <strong>und</strong> Teil der öffentlichen Stadt-Bildung (Stadtführungen) werden sollten. Das<br />
Projekt „Stolpersteine“ des Kölner Bildhauers Gunter Demnig markiert derartige Orte in<br />
Erinnerung an die Opfer der NS-Zeit, indem er vor ihrem letzten Wohnort Gedenktafeln aus<br />
Messing ins Trottoir verlegt. Auch in Verden wurden bereits 44 Stolpersteine verlegt. 22<br />
Die Informationen auf Stolpersteinen, an geplanten Denkorten <strong>und</strong> in historischen<br />
Ausstellungen können allerdings nicht die Frage beantworten, warum einzelne Täter<br />
Menschen drangsalierten, misshandelten <strong>und</strong> ermordeten. Die Frage nach dem Warum drückt,<br />
wie Jean-Michel Chaumont formuliert, „eine Sinnerwartung“ aus, die tatsächlich nicht zu<br />
erfüllen ist <strong>und</strong> die sich dann immer wieder geltend macht, wenn eine (neue) Erklärung<br />
gegeben wird. 23 Jede Ausstellung, jede Informationssammlung kann nur informieren <strong>und</strong> zum<br />
Nachdenken anregen.<br />
2.1 Denkmale, Mahnmale in Vergangenheit <strong>und</strong> Gegenwart<br />
Denkmale sind bedeutende künstlerische Gestaltungen wie das Stelenfeld von Peter Eisenman<br />
in Berlin, historische Bauten wie die Wartburg ebenso wie das Hermannsdenkmal im<br />
Teutoburger Wald (das mit dem Sieg über die Römer <strong>und</strong> den damit verb<strong>und</strong>enen Mythen um<br />
den Cherusker Hermann konnotiert ist), Standbilder ehemaliger Herrscher <strong>und</strong> Grabmäler,<br />
aber auch Orte des Gedenkens an Gefallene. Mahnmale, wie sie in der DDR verbreitet<br />
22 VAZ 10.4.2008. Die restlichen 13 Stolpersteine werden am 24.4.2009 verlegt.<br />
23 Jean-Michel Chaumont, S. 269.<br />
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