Kinderbibeln auf dem Prüfstand (2003) - Religion im Kinderbuch
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dekorativen Nebensächlichkeiten verlieren. Im besten Falle<br />
können sie zu Fragen und zum Nachdenken anregen, <strong>auf</strong><br />
eine D<strong>im</strong>ension hinter der Ereigniswirklichkeit verweisen.<br />
- Die Frage, wie die D<strong>im</strong>ension des Transzendenten bildlich<br />
signalisiert werden kann, drängt sich natürlich <strong>auf</strong> und ist<br />
gelegentlich, etwa bezogen <strong>auf</strong> die Jesusdarstellung,<br />
untersucht worden. 67 Es ist kaum der N<strong>im</strong>bus (also der<br />
Heiligenschein) der traditionellen christlichen Kunst, der<br />
dafür steht 68 , sondern eher eine in der Tradition der<br />
romanischen Hoheitsbilder stehende Gestik, etwa die<br />
lehrend ausgestreckte Hand, die würdevoll, lineare Haltung,<br />
seine die anderen Figuren überragende Größe, der Verzicht<br />
<strong>auf</strong> eine besonders ausgeprägte Individualität. Wir finden<br />
diese Mittel besonders ausgeprägt in den Bibelbildern von<br />
KEES DE KORT oder bei REINHARD HERRMANN<br />
(„Elementarbibel“). Vor allem bei letzterem spielt auch die<br />
Würdefarbe Rot eine dominierende Rolle. Auch TOMIE DE<br />
PAOLAs Illustrationen („Die neue Bilderbibel“) sind<br />
diesem Typus zuzurechnen. Daneben stehen viele<br />
Jesusdarstellungen, die – in der Tradition Rembrandts –<br />
bewusst das Menschliche, Individuelle hervorhaben: Jesus<br />
erhält eine individuelle (jüdische) Physiognomie, er tritt<br />
weniger distanziert-würdevoll <strong>auf</strong>, sondern bewegt sich<br />
mitten <strong>im</strong> Geschehen, ist zuweilen unter den Leuten kaum<br />
auszumachen, er ist emotional, leidenschaftlich, müde.<br />
CHRISTINE REENTS beschließt ihre Untersuchung zum<br />
67 Z.B. – mit einem allerdings sehr kritischer Ergebnis – von Christine Reents: „Jesusbilder in <strong>Kinderbibeln</strong> und<br />
katechetischer Gebrauchsliteratur“, in: Die Bibel als <strong>Kinderbuch</strong>, S. 43ff.; Reinmal Tschirch: Bibel für Kinder,<br />
S. 67ff.<br />
68 Nur selten verwandt, z.B. in „Bibel. Geschichten für die Kleinsten“ von Sally Grindley und Jan Barger; in der<br />
„Elementarbibel“ werden in ähnlicher Funktion in best<strong>im</strong>mten Momenten Lichtkreise, Aureolen für das<br />
Erscheinen des Göttlichen eingesetzt.<br />
Kinderbibel <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Prüfstand</strong> (<strong>2003</strong>) Seite 32 von 51