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Materialien zur Dacheindeckung - Restaurator im Handwerk eV

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Bei der Herstellung der Griffel wurden zunächst die<br />

Rohsteine in etwa 0,50-1,80 m langen Scheiten gewonnen.<br />

Noch <strong>im</strong> bergfeuchten Zustand wurden mit der<br />

Handsäge „Klötze“ mit der entsprechenden späteren<br />

Griffellänge (18 cm) und von diesen Klötzen wiederum<br />

„Plättchen“ in Griffelstärke abgesägt. Mit der Griffelzange<br />

oder dem Griffelhammer wurden von den Plättchen<br />

vierkantige Rohlinge abgespalten. Ihre runde Form<br />

erhielten sie dadurch, dass man die vierkantigen Rohlinge<br />

mit Hebeldruck durch ein Locheisen („Kaliber“)<br />

presste. 5.000 Stück war das Tagessoll (1 Stück = 1 Pfennig).<br />

Anschließend wurden auf einer Schleifscheibe die<br />

runden Griffel angespitzt.<br />

In He<strong>im</strong>arbeit, auch Kinder mussten mithelfen, wurden<br />

die Rohgriffel dann „veredelt“, d. h. eine Hälfte mit<br />

Goldbronze bestrichen und die andere mit „Griffelpapier“<br />

umwickelt und zum Versand in Faltschachteln verpackt.<br />

Um 1950 erzielte man für diese Arbeit pro 1.000<br />

Stück 1,25 DM. 1957 wurden so die letzten Griffel hier<br />

in Ebersdorf gefertigt.<br />

Wetzschiefer- und Wetzsteinabbau bei Lauenstein<br />

An der bayerisch-thüringischen Landesgrenze nördlich<br />

und westlich von Lauenstein bzw. südöstlich Gräfenthal<br />

haben sich kleinere Wetzschieferabbaue erhalten.<br />

Wenngleich die Aufschlussverhältnisse nicht sehr gut<br />

sind, so ist doch die kulturhistorische Bedeutung dieser<br />

unscheinbaren Abbaue außergewöhnlich. Seit wann<br />

Wetzschiefer abgebaut wurde, ist nicht bekannt, in geringem<br />

Maße wurden die Wetzschieferbrüche (mit Unterbrechungen)<br />

bis um 1945 betrieben.<br />

Bei den Wetzschiefern handelt es sich um feinsandige,<br />

hornartige Tonschiefer. Das Lager selbst wurde<br />

unterteilt in der „grüne Stein“, der „gelbe Stein“, der<br />

„gelbgrüne Hornstein“ und der „ordinäre Stein“. Diese<br />

lagenartig vorkommenden Gesteine sind ideale Wetzschiefer.<br />

Man findet sie in den sogenannten Phycodenschichten<br />

des Ordoviziums <strong>im</strong> Thüringisch-Fränkischen<br />

Schiefergebirge zwischen Sonneberg, Gräfenthal und<br />

Lauenstein.<br />

Viele der alten Abbaue sind verwachsen, zum Teil<br />

eingefallen, wurden zugefüllt oder be<strong>im</strong> Ausbau der<br />

DDR-Sperranlagen eingeebnet.<br />

Untersuchungen an Wetzsteinen aus archäologischen<br />

Grabungen frühmittelalterlicher Siedlungen in Norddeutschland<br />

deuten an, dass ein überwiegender Anteil<br />

der Wetzsteine aus Schichten der Phycodenfolge des<br />

thüringisch-fränkischen Raumes stammt. Dies würde<br />

einen sehr weitreichenden Handel und einen recht bedeutsamen<br />

Abbau von thüringisch-fränkischen Wetzsteinen<br />

bereits <strong>im</strong> frühen Mittelalter belegen.<br />

Eine Beschreibung aus dem Jahr 1924 („Die Nutzbaren<br />

Mineralien, Erden und Gesteine Bayerns“, Bd.<br />

I, A. Wurm, 1924) gibt detaillierte Hinweise der Vorkommen<br />

bei Lauenstein: „Nordöstlich und westlich von<br />

Lauenstein in den Gemarkungen Bärenbrunn, Pechleite,<br />

Kohlstatt, <strong>im</strong> Kirchbachtal und an andern Stellen werden<br />

solche Wetzschiefer in Steinbrüchen und Stollen<br />

abgebaut. Am Geheg liegt ein Bruch, der einen grauen<br />

Quarzitschiefer, den sogen. scharfen Stein, zum Wetzen<br />

von Sensen und groben Hacken liefert. Zurzeit befassen<br />

sich in Lauenstein zwei kleine Betriebe mit der<br />

Gewinnung und Verarbeitung von Wetzschiefer. Am<br />

Springelhof ist ein kleines elektrisch betriebenes Werk<br />

eingerichtet, in dem der Schiefer mit<br />

Stahlbändern geschnitten wird. Im<br />

Kriege [1914-1918], wo vorübergehend<br />

ein Mangel an ausländischen<br />

Wetzsteinen sich geltend machte,<br />

war die Nachfrage nach Lauensteiner<br />

Wetzstein sehr groß.<br />

Im Jahre 1913 war die Förderung<br />

an Wetzsteinen nach der bayerischen<br />

Landesmontanstatistik 25 t“.<br />

Thüringisch-Fränkische Schieferstraße<br />

Das Schiefermuseum Ludwigsstadt<br />

liegt an der Thüringisch-Fränkischen<br />

Schieferstraße.<br />

Die Touristikstraße führt durch<br />

eine Landschaft, die vom Schiefer<br />

eindrucksvoll geprägt wurde. Ehemalige<br />

Schieferbrüche, Schieferfassaden<br />

und Produktionsstätten erinnern an die einst<br />

große Bedeutung des „Blauen Goldes“ für die gesamte<br />

Region. Fünf Museen entlang der Strecke laden zu einer<br />

Reise <strong>zur</strong>ück in eine vergangene Zeit ein. Neben dem<br />

Schiefermuseum in Ludwigsstadt lohnt auch ein Besuch<br />

<strong>im</strong> Schaubergwerk „Morasina“ in Schmiedefeld, <strong>im</strong><br />

„Technischen Denkmal“ in Lehesten, in dem noch betriebenen<br />

Schieferbergwerk „Lotharheil“ in Dürrenwaid<br />

und <strong>im</strong> Schiefermuseum Steinach.<br />

Schieferpfad<br />

Mit einer Gesamtlänge von ca. 60 km führt der Rundkurs<br />

des Schieferpfades vom Schiefermuseum Ludwigsstadt<br />

über die Schieferstadt Lehesten mit dem Schieferpark<br />

nach Schmiedebach, Probstzella, Gräfenthal und<br />

Lauenstein <strong>zur</strong>ück nach Ludwigsstadt. Angeschlossen<br />

sind weitere Geopfade, so in Ludwigsstadt der Geopfad<br />

Eisenberg, der zu den Schieferabbaugebieten am Eisenberg<br />

und ins Geotop „Oertelsbruch Ludwigsstadt“ führt.<br />

Auf zahlreichen Schautafeln wird über den Schieferbergbau<br />

von einst und heute informiert. Auch die<br />

geschichtlichen Hintergründe der Ortschaften am<br />

Lehrpfad und der ehemaligen innerdeutsche<br />

Grenze, die das Gebiet<br />

zwischen Thüringen und Franken<br />

zerschnitt, sind Themen des Pfades.<br />

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Schiefermuseum Ludwigsstadt<br />

Hermann-Söllner-Stiftung<br />

E-Mail: info@schiefermuseum.de<br />

<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – Ausgabe 1/2011 59

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