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Materialien zur Dacheindeckung - Restaurator im Handwerk eV

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Verträglichkeit mit den historischen <strong>Materialien</strong> zeigen,<br />

die ihnen ursprünglich zugeschrieben wurden, sollte daraus<br />

die Lehre ziehen, industriell gefertigten Produkten<br />

mindestens kritisch gegenüber zu stehen.<br />

Nachhaltige Baupolitik in unserer Zeit bedeutete deshalb:<br />

• Keine Ausweisung von Neubaugebieten, weder für den<br />

Wohnungsbau (vor allem nicht für Einfamilienhäuser!)<br />

noch für Handel und Industrie. Solange unzählige<br />

Wohngebäude leer stehen, es auch in den Großstädten<br />

viele Industriebrachen gibt, ist das Ausweisen neuer<br />

Bauflächen völlig unnötig und führt nur <strong>zur</strong> weiteren<br />

Versiegelung von Landschaft und Vergeudung von<br />

<strong>Materialien</strong> für Neubauten, die in der Regel mit dem<br />

Transportmittel mit der zweitschlechtesten Energiebilanz<br />

(LKW) herangebracht werden. Und was nützen<br />

uns Nullenergie-Einfamilienhäuser draußen vor der<br />

Stadt, wenn dann täglich hunderte Kilometer an Autofahrten<br />

<strong>zur</strong> Arbeitsstelle anfallen;<br />

Herbert K., Leiter einer erfolgreichen Anwaltskanzlei<br />

in Berlin, wollte endlich dem Trubel der Hauptstadt entfliehen<br />

und ersteigerte – ziemlich günstig, wie er fand – ein<br />

altes Bauernhaus in Sophienthal <strong>im</strong> Oderbruch. Herbert<br />

K. hatte ein Faible für alte Dinge, standen doch in seiner<br />

Berliner Wohnung unter anderem eine restaurierte Rokoko-Kommode<br />

von Lardin aus dem Jahr 1750 und in seiner<br />

Garage ein restauriertes Mercedes-Coupé 300 SL aus dem<br />

Jahr 1959.<br />

Herbert K. freute sich schon auf die erholsamen Wochenenden<br />

in seinem hoffentlich bald restaurierten Bauernhaus<br />

von 1820. Einziger Wermutstropfen für ihn bei der<br />

Sache war, dass das Haus unter Denkmalschutz stand.<br />

Gleich be<strong>im</strong> ersten Ortstermin mit der zuständigen<br />

Denkmalbehörde entbrannte ein Streit über die Ausführung<br />

der neuen Fenster. Herbert K. und sein befreundeter<br />

Architekt wollten aus Kostengründen statt der geforderten<br />

Holzfenster lieber Kunststofffenster einbauen, gerne auch<br />

mit aufgesetzten Sprossen und den Originalfenstern nachempfunden.<br />

„Die Mehrkosten für die Holzfenster sind für<br />

mich als Bauherrn nicht zumutbar, außerdem ist bei einer<br />

ordentlichen Ausführung so gut wie kein Unterschied sehen“,<br />

argumentierte der Rechtsanwalt. Die Denkmalbehörde<br />

bestand jedoch auf den Holzfenstern.<br />

Wutentbrannt fuhr Herbert K. in seinem Coupé vom<br />

Hof. In Gedanken arbeitete er schon an einem Beschwerdebrief<br />

an den Minister und an seinem Plädoyer für die<br />

unausweichliche gerichtliche Auseinandersetzung und …<br />

übersah den Feldstein, der die Zufahrt zum Grundstück<br />

markierte. Die vordere chromglänzende Stoßstange seines<br />

geliebten Oldt<strong>im</strong>ers war nicht mehr zu retten.<br />

Der Werkstattleiter der Mercedes-Niederlassung in Berlin<br />

suchte verzweifelt nach einer Original-Stoßstange für<br />

das Coupé und wurde endlich bei einem Händler in Australien<br />

fündig. Der Preis war horrend, die Frachtkosten<br />

ebenso.<br />

• Umkehr in der Baubranche von der Wegwerf- <strong>zur</strong> Reparaturgesellschaft;<br />

• Ausrichtung aller Ausbildungsgänge der am Baugeschehen<br />

Beteiligten auf Umnutzung und Reparatur,<br />

von den Architekten bis hin zu den <strong>Handwerk</strong>ern;<br />

• ausschließliche Zulassung von neuen Baumaterialien,<br />

wenn diese reparaturfähig und ohne großen Aufwand<br />

zu recyceln sind;<br />

• Verbot von Plastik und Aluminiumfenstern an Gebäuden,<br />

die weniger als 7 Stockwerke haben.<br />

Was diese Maßnahmen bewirken würden:<br />

• Schaffung qualifizierter Arbeitsplätze in der Region,<br />

Eindämmung der Abwanderung;<br />

• Entlastung des Fernverkehrs auf den Autobahnen;<br />

• Revitalisierung der Innenstädte;<br />

• Schonung von Ressourcen;<br />

• Erschließung neuer Berufsfelder;<br />

• Schaffung bzw. Förderung der Identifikation breiter<br />

Bevölkerungsteile mit ihren Gemeinwesen.<br />

Jürgen o. Müller<br />

Kurzgeschichte<br />

Alles eine Frage der Wertschätzung!<br />

„Ich kenne eine Firma, die baut Ihnen die Stoßstange<br />

aus Kunststoff original nach, und mit einer ordentlichen<br />

Verchromung ist so gut wie kein Unterschied zu sehen. Das<br />

kostet Sie höchstens die Hälfte“, schlug der Werkstattleiter<br />

vor.<br />

Herbert K. bestand natürlich auf dem Original-Ersatzteil.<br />

Höchst empört über den Vorschlag verließ er die<br />

Werkstatt. In Gedanken arbeitete er schon an einem Beschwerdebrief<br />

an den Niederlassungsleiter.<br />

<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – Ausgabe 1/2011 65

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