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"Den Austausch organisieren" - Der didaktische Einsatz von Online ...

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Erschienen in: Das Hochschulwesen, 52. Jahrgang, 1/2004, UniversitätsVerlagWebler: Bielefeld, S. 30 – 36<br />

Marianne Merkt & Birgit Schädlich<br />

"<strong>Den</strong> <strong>Austausch</strong> organisieren" - <strong>Der</strong> <strong>didaktische</strong> <strong>Einsatz</strong> <strong>von</strong> <strong>Online</strong>-Elementen in<br />

Präsenzseminaren der Hochschullehre am Beispiel der asynchronen Groupware BSCW<br />

(Basic Support for Cooperative Work)<br />

Das Interdisziplinäre Zentrum für Hochschuldidaktik (IZHD) der Universität Hamburg<br />

entwickelt im Rahmen eines Ergänzungstudiengangs methodisch-didaktisch begründete<br />

Konzepte für die <strong>Online</strong>-Lehre. Als Ergebnis einer Entwicklungslinie verschiedener<br />

durchgeführter <strong>Online</strong>-Seminare dokumentiert und analysiert der folgende Aufsatz ein<br />

Seminar, das im Wintersemester 2002/2003 durchgeführt wurde. Ziel war die Entwicklung<br />

<strong>von</strong> kooperativen <strong>Einsatz</strong>möglichkeiten der asynchronen Groupware BSCW im Rahmen<br />

universitärer Lehrveranstaltungen. Die Anlage des Seminars bezog dabei bewusst die<br />

Teilnehmenden in ihrer Doppelrolle als Hochschullehrende einerseits, als lernende<br />

Seminarmitglieder andererseits ein und fokussierte die spezifischen Bedarfe und Probleme der<br />

Einzelfälle.<br />

Im ersten Abschnitt wird das Seminar im curricularen Zusammenhang des<br />

Ergänzungsstudiengangs "Lehrqualifikation für Wissenschaft und Weiterbildung" verortet<br />

und seine Genese beschrieben. <strong>Der</strong> zweite Abschnitt widmet sich der Konzeption und<br />

Ablaufbeschreibung der Veranstaltung. Ein zusammenfassender Abschnitt stellt Ergebnisse<br />

der Arbeit zu Aspekten wie Strukturierung der asynchronen Arbeit, Medienbruch und<br />

Verhaltensregeln vor. Abschließend werden anhand <strong>von</strong> Microteaching-Einheiten der<br />

Seminarteilnehmenden drei verschiedene <strong>Einsatz</strong>szenarien <strong>von</strong> BSCW und deren <strong>didaktische</strong><br />

Funktion vorgestellt.<br />

1 Das Seminar im Ergänzungsstudiengang "Lehrqualifikation für Wissenschaft und<br />

Weiterbildung"<br />

Das Seminar "<strong>Der</strong> <strong>didaktische</strong> <strong>Einsatz</strong> <strong>von</strong> <strong>Online</strong>-Elementen in Präsenzseminaren der<br />

Hochschullehre am Beispiel der asynchronen Groupware BSCW" wird im Rahmen des<br />

Ergänzungsstudiengangs „Lehrqualifikation für Wissenschaft und Weiterbildung“ (nähere<br />

Informationen unter http://www.izhd.uni-hamburg.de) der Universität Hamburg angeboten.<br />

Die Konzeption des Studiengangs sieht bewusst eine Integration des Kompetenzbereiches<br />

Neue Medien in die weiteren Kompetenzbereiche Planung, Leitung und Methoden vor.<br />

1.2 Vorgeschichte<br />

Entgegen der sonst üblichen Vorgehensweise bei der Entwicklung methodisch-<strong>didaktische</strong>r<br />

Konzepte für die <strong>Online</strong>-Lehre, bei der oft (Bremer 2000, Boos 2000 ) <strong>von</strong> den<br />

Rahmenbedingungen der Präsenzlehre (wie z.B. Teilnehmerzahlen, Lehrinhalte, Sequenzen<br />

im Wochenrhythmus über ein Semester) ausgegangen wird, wurden für die seit 2000<br />

durchgeführten <strong>Online</strong>-Seminare als Ausgangspunkt möglichst ideale Lernbedingungen<br />

gewählt. Die Bedingungen einer „Labor“situation ermöglichte die Entwicklung wesentlicher<br />

Elemente einer <strong>Online</strong>-Didaktik .<br />

Als Orientierungslinien für die <strong>didaktische</strong> Entwicklung der <strong>Online</strong>-Seminare wurden die<br />

folgenden hochschul<strong>didaktische</strong>n Grundprinzipien des Ergänzungsstudiengangs zugrunde<br />

gelegt:<br />

- die Handlungsorientierung durch Übungsformen mit anschließenden Präsentations- und<br />

Reflexionsphasen<br />

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- die Nutzung der Interdisziplinarität der Zielgruppe durch Einbindung und Bearbeitung<br />

<strong>von</strong> Lehrbeispielen aus den unterschiedlichen Lehrbereichen der Teilnehmenden sowie<br />

durch kooperative Bearbeitungsformen und<br />

- der systematische <strong>Einsatz</strong> <strong>von</strong> Rückmeldungen in unterschiedlichen Formen wie zum<br />

Beispiel Blitzlicht-Runden, Feedback zu den durchgeführten Lehrbeispielen durch die<br />

Gruppenteilnehmenden oder Gruppendiskussionen.<br />

Zu den Ausgangsbedingungen im Sinne einer „Labor“situation zählten<br />

• eine Software, die kreative Arbeits- und Lernformen in selbstorganisierten Gruppen<br />

ermöglichte und sowohl asynchrones als auch synchrones Arbeiten unterstützt<br />

(TeamWave)<br />

• kleine Gruppengrößen <strong>von</strong> 8 bis 16 Teilnehmenden,<br />

• die überwiegende Arbeit in Synchronsitzungen, die einen hohen Anteil an<br />

Metakommunikation ermöglichte, sowie<br />

• die <strong>didaktische</strong> Planung und Gestaltung nach dem Workshop-Prinzip.<br />

Unter diesen Prinzipien wurden fünf <strong>Online</strong>-Seminare durchgeführt und wissenschaftlich<br />

begleitet.<br />

1.3 Entwicklung der <strong>Online</strong>-Seminare im Ergänzungsstudiengang<br />

<strong>Der</strong> Einstieg (Sommersemester 2000) erfolgte mit einer eher traditionellen<br />

Seminarkonzeption nach dem Modell der wissenschaftlichen Erarbeitung eines<br />

Themengebietes in Arbeitsgruppen mit den Phasen des Sammelns, der Hypothesenbildung,<br />

der Erarbeitung <strong>von</strong> Argumentationen und der abschließenden Präsentation der<br />

Arbeitsergebnisse. Dabei traten in Ansätzen die in der Literatur oft beschriebenen Probleme<br />

wie Mangel an sozialer Präsenz (Hesse et al. 1997), eine vergleichsweise hohe Abbruchquote<br />

und das Auftreten aggressiver Äußerungen nach <strong>Online</strong>-Sessions auf<br />

(Astleitner/Baumgartner 2000). In den folgenden <strong>Online</strong>-Seminaren (Sommersemester 2001,<br />

Wintersemester 2001/02) wurde der Schwerpunkt zunächst auf das Themengebiet der<br />

Moderation und Kommunikation gelegt, da vermutet wurde, dass die genannten Probleme<br />

durch die Veränderung der kommunikativen Situation in der <strong>Online</strong>-Umgebung verstärkt<br />

werden.<br />

Das Seminar wurde ergänzt durch an die Umgebung angepasste Methoden aus der<br />

Erwachsenenbildung (wie zum Beispiel Scribbles, Brainstormings, Zukunftsreisen,<br />

Befindlichkeitsbarometer). Diese dienten dem sorgfältigen Beziehungsaufbau der<br />

Teilnehmenden untereinander, unterstützten die Gruppenwahrnehmung zu Beginn der <strong>Online</strong>-<br />

Sessions und halfen im Sinne der Ganzheitlichkeit kreative und emotionale Anteile der<br />

Teilnehmenden einzubinden.<br />

Weitere <strong>Online</strong>-Seminare integrierten exemplarische Lehreinheiten der Teilnehmenden im<br />

Sinne des Microteaching (http://bokcenter.fas.harvard.edu/docs/microteaching.html).<br />

In den abschließenden Feedback-Runden äußerten die Teilnehmenden mehrfach, dass sie sich<br />

durch die <strong>Online</strong>-Seminare motiviert und befähigt fühlten, selbst <strong>Online</strong>-Lehre zu gestalten,<br />

die technische und organisatorische Ausstattung ihrer Hochschulen jedoch diese<br />

Möglichkeiten nicht eröffneten und daher die Realisierung <strong>von</strong> <strong>Online</strong>-Seminaren zur Zeit<br />

noch „Zukunftsmusik“ sei.<br />

1.4 BSCW-Workshop<br />

<strong>Der</strong> nächste Schritt sollte deshalb sowohl <strong>von</strong> der technischen Ausstattung her als auch <strong>von</strong><br />

den Rahmenbedingungen eine weitere Annäherung an die alltäglichen Bedingungen der<br />

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Hochschullehre leisten. Dafür bot sich die asynchrone Groupware BSCW an, da sie jedem<br />

Hochschul-Mitglied in Deutschland kostenlos zur Verfügung steht.<br />

2 <strong>Den</strong> <strong>Austausch</strong> organisieren: Planung und Durchführung eines hochschul<strong>didaktische</strong>n<br />

Seminars zum <strong>Einsatz</strong> <strong>von</strong> BSCW<br />

2.1 Zielsetzung: Begleitender <strong>Einsatz</strong> <strong>von</strong> BSCW in Präsenzlehrveranstaltungen<br />

Ziel des Seminars war die Entwicklung <strong>von</strong> Arbeitsformen in einer <strong>Online</strong>-Umgebung, die<br />

den Lernprozess einer Präsenzveranstaltung unterstützend begleiten. Nach der<br />

Kategorisierung <strong>von</strong> Szenarien virtuellen Lernens nach Schulmeister (2003, S. 180 ff) ließe<br />

sich das hier beschriebene Seminar zwischen Szenario II („Gleichrangigkeit <strong>von</strong> Präsenz- und<br />

Netzkomponente“) und Szenario II („Integrierter <strong>Einsatz</strong> <strong>von</strong> Präsenz- und Netzkomponente“)<br />

einordnen. Zum einen liegt der Grund für die Beschränkung auf dieses spezielle Szenario in<br />

der Anpassung an die Ausstattungsgegebenheiten der Hochschule. Zum anderen ging es<br />

entgegen einer allein organisatorischen oder ökonomischen Motivation für den <strong>Einsatz</strong> <strong>von</strong><br />

<strong>Online</strong>-Elementen im hier entwickelten Modell um die Frage nach einem kooperativen<br />

Mehrwert, der über die Integration <strong>von</strong> Präsenz- und Netzkomponenten erzielt werden kann.<br />

Dabei wurden in der Planung zwei Fragen fokussiert: Erstens der Bereich spezifischer<br />

Arbeitsformen einer <strong>Online</strong>-Umgebung (Welche Funktionen für bestimmte Aufgaben und<br />

Arbeitsphasen stellt eine asynchrone Groupware gegenüber dem Präsenzseminar zur<br />

Verfügung); zweitens die Frage nach ergänzenden Arbeitsformen und Aufgaben mit dem Ziel<br />

der vertiefenden Anwendung der im Präsenzseminar vermittelten Inhalte (Welche<br />

Arbeitsschritte des wissenschaftlichen Lernprozesses können in asynchroner Groupware<br />

ausführlicher bearbeitet werden)<br />

Das Seminar zielte auf eine Entwicklung möglicher <strong>Einsatz</strong>konzepte asynchroner Groupware<br />

in Präsenzseminaren der Hochschullehre durch eine Integration der Lehrinhalte und<br />

–situationen der Teilnehmenden; <strong>von</strong> Einzelfällen ausgehend – und an solchen geprüft –<br />

wurden verschiedene Übungsformen und Seminarabläufe durchgeführt. In der Reflexion der<br />

Übungen ging es vornehmlich darum, sowohl allgemein gültige Kategorien (mit welchen<br />

Fragen muss ich mich beschäftigen, welche Faktoren sind bedenkenswert, wenn ich meine<br />

Lehre mit <strong>Online</strong>-Elementen begleiten möchte) als auch ganz konkrete "Checklisten" (z.B.<br />

Formulierungen für Aufgabenstellungen, Methoden der Zusammenführung asynchron<br />

erarbeiteter Inhalte) für die begleitende Arbeit mit der Groupware zu formulieren.<br />

2.2 Annahmen zum <strong>didaktische</strong>n Mehrwert<br />

Das Seminar wurde basierend auf der Annahme entwickelt, dass der begleitende <strong>Einsatz</strong> einer<br />

asynchronen Groupware einen Mehrwert für den Wissensentstehungsprozess im<br />

Präsenzseminar hat. Ein solcher <strong>didaktische</strong>r Mehrwert entsteht – neben den Vorteilen zeitund<br />

ortsunabhängiger Arbeit – vor allem durch die Möglichkeit verstärkter Kooperation, die<br />

das Medium bietet.<br />

Sowohl das Seminar selbst als auch die Arbeit mit einem begleitenden <strong>Online</strong>-Instrument<br />

stand in diesem Sinne vor dem Motto "den <strong>Austausch</strong> organisieren".<br />

Bei der Planung des Seminars sahen wir die <strong>didaktische</strong> Chance des begleitenden <strong>Einsatz</strong>es<br />

<strong>von</strong> <strong>Online</strong>-Elementen auf drei Ebenen:<br />

• Techniken des wissenschaftlichen Arbeitens: Anlegen kommentierter Bibliographien oder<br />

Linksammlungen, Erarbeitung <strong>von</strong> Beurteilungskategorien beim Recherchieren <strong>von</strong><br />

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Arbeitsmaterial vor allem im Internet; Exzerpte einzelner Texte, die der Gruppe zur Verfügung<br />

gestellt werden; Übungen zum wissenschaftlichen Schreiben; Erstellung <strong>von</strong> Protokollen.<br />

• Kooperation der Studierenden untereinander: Bereitstellung <strong>von</strong> Referaten; Gemeinsame<br />

Bearbeitung <strong>von</strong> Texten in Gruppenarbeiten; Pro- und Kontradiskussionen; Gegenseitige<br />

Beurteilung der Arbeitsergebnisse.<br />

• Seminarreflexion auf der Metaebene: Für alle zugängliche Lerntagebücher; Feedback zu<br />

einzelnen Phasen / Übungen.<br />

Vor der Annahme, daß der begleitende <strong>Einsatz</strong> <strong>von</strong> <strong>Online</strong>-Elementen einen Mehrwert für<br />

den Lernprozess im Präsenzseminar besitzt, stellten wir uns bei der Planung des Seminars die<br />

Frage, wie – über welche Methoden - ein solcher Mehrwert erlangt werden könne.<br />

2.3 Lerntagebuch, Gruppenpuzzle, Leittextmethode<br />

Eine Recherche nach Methoden, die direkt für den <strong>Einsatz</strong> in BSCW entwickelt wurden,<br />

erwies sich als unfruchtbar. Es erschien daher sinnvoll, Methoden aus anderen<br />

Zusammenhängen (Schuldidaktik, Erwachsenenbildung, betriebliche Weiterbildung) auf ihr<br />

Transferpotenzial in eine Groupware zu überprüfen; hierbei ging es weniger um eine getreue<br />

Übernahme aller mit der Methode verbundenen Techniken, als vielmehr um die Reflexion der<br />

Funktion, die einer Methode im Lernprozess des Seminars zukommt. Die drei gewählten<br />

Methoden eignen sich in unterschiedlichen Zusammenhängen für die Arbeit in BSCW:<br />

Lerntagebücher (Rambow/Nückles 2002) stellen ein Mittel der inhaltlichen Dokumentation<br />

einerseits sowie der Reflexion und Organisation des Lernprozesses anderseits dar. Das<br />

Gruppenpuzzle (Frey-Eiling/Frey o.J.) basiert auf einem Rollenwechsel <strong>von</strong> Lernenden und<br />

Lehrenden; Lernende bereiten einen Inhalt vor und sind für dessen Vermittlung an die<br />

Mitlernenden verantwortlich. Bei der Leittextmethode (Welsch 2002). steht die Organisation<br />

des Lernprozesses durch exakt formulierte Aufgabenstellungen im Vordergrund. Alle drei<br />

Methoden zielen auf eine lernerverantwortliche, eigentätige Auseinandersetzung mit dem<br />

Lerninhalt ab.<br />

Werden sie im Kontext einer Präsenzveranstaltung eingesetzt, sind die Methoden äußerst<br />

zeitaufwändig. Eine Verlagerung einzelner Momente dieser Arbeitsformen in eine<br />

seminarbegleitende Groupware entlastet nicht nur das Zeitbudget der Präsenzveranstaltung;<br />

sie untersützen die Eigenverantwortung und Partizipation der Lernenden.<br />

2.4 Entwicklung der Seminarstruktur<br />

Die Seminarleitung übernahmen zwei Dozentinnen des IZHD. Teamteaching hat im Rahmen<br />

dieses Seminars sowohl arbeitsorganisatorische als auch methodisch-<strong>didaktische</strong> Vorteile:<br />

Auf der arbeitsorganisatorischen Ebene bietet die Verteilung der Aufgaben im technischen<br />

Bereich (Einrichtung des Arbeitsbereichs in der Software; Einladung und Koordination der<br />

Seminargruppe über E-mail; Vorbereitung der Seminarräume, Bereitstellung <strong>von</strong> Beamer,<br />

Computern für die Teilnehmenden) eine erhebliche Zeitersparnis. Für die methodische Anlage<br />

des Seminars ermöglicht Teamteaching vor allem eine Rollenverteilung, die zu verstärkter<br />

Transparenz und systematischer Ergebnissicherung führt: Eine Dozentin übernahm die<br />

inhaltliche Moderation der Sitzung, während die andere Verlauf und inhaltliche Beiträge<br />

protokollierte. Dies geschah für alle sichtbar entweder auf Flipcharts oder Metaplanwänden,<br />

oder aber am Computer (das Bild wurde über Beamer auf die Leinwand projiziert).<br />

Das Seminar wurde an vier Sitzungstagen mit jeweils einwöchigem Abstand durchgeführt.<br />

Die Präsenzsitzungen dienten der gemeinsamen inhaltlichen Arbeit, in der dazwischen<br />

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liegenden Woche fand die asynchrone Arbeit in BSCW statt. Die Präsenzsitzungen verliefen<br />

dementsprechend zweigeteilt: Im ersten Block wurde die asynchrone Arbeit der Woche<br />

aufgenommen, der zweite Block galt der Vorbereitung der nächsten asynchronen<br />

Arbeitsphase.<br />

Präsenzsitzung, erster<br />

Block: Nachbereitung,<br />

Weiterführung der<br />

asynchronen Arbeitsphase<br />

Asynchrone<br />

Begleitung/Vorbereitung/Nac<br />

hbereitung der<br />

Präsenzsitzung in BSCW<br />

Präsenzsitzung, zweiter<br />

Block: inhaltliche<br />

Vorbereitung und<br />

Organisation der<br />

asynchronen Arbeitsphase<br />

Asynchrone<br />

Begleitung/Vorbereitung/<br />

Nachbereitung der<br />

Präsenzsitzung in BSCW<br />

Graphik 1 (Seminarablauf)<br />

Screenshot 1<br />

S<br />

2.5 Arbeitsorganisation der einzelnen Veranstaltungsphasen<br />

Einladung in den Arbeitsbereich<br />

Vor Beginn der Veranstaltung wurde in der Groupware BSCW ein Arbeitsbereich für das<br />

Seminar angelegt. Die Teilnehmenden erhielten via E-Mail eine Einladung in diesen<br />

Arbeitsbereich, verbunden mit der Aufforderung, dort eine "Spur" zu hinterlassen. Dafür<br />

wurde ein Ordner mit der Bezeichnung "Hase und Igel" angelegt. In der Beschreibung des<br />

Ordners wurde auf dessen Funktion, erneut auf die Aufgabe sowie den Umgang mit der<br />

Technik verwiesen (siehe Screenshot 1). Als Beispiele hinterließen die Dozentinnen zur<br />

Veranschaulichung selbst "Spuren" in Form unterschiedlicher Objekttypen (Word-Dokument,<br />

Notiz, Link zur Homepage des Instituts). Auf diese Weise<br />

Screenshot<br />

verband<br />

1<br />

sich die einführende<br />

Übung zum technischen Umgang mit der Software mit einer ersten persönlichen Vorstellung<br />

der Dozentinnen und Teilnehmenden.<br />

S<br />

Screenshot 1<br />

S<br />

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Screenshot 1<br />

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Screenshot 2<br />

Im Anhang enthielt die Einladungsmail ein kurzes Handbuch mit Screenshots und genauen<br />

Arbeitsanweisungen zu den grundlegenden Funktionen der Software. Die Beschreibungen der<br />

Ordner im Arbeitsbereich waren meist selbsterklärend (siehe Screenshot 2). Zudem wurde ein<br />

Unterordner für Fragen eingerichtet, die Dozentinnen standen auch über E-mail für Fragen zur<br />

Verfügung.<br />

Ablauf der ersten Präsenzsitzung<br />

Die erste Präsenzsitzung begann mit einer Vorstellungsrunde und einer Kartenabfrage zu<br />

Erwartungen und Befürchtungen auf der Seite der Teilnehmenden und der Darstellung der<br />

Seminarplanung durch die Dozentinnen.<br />

In einer ersten inhaltlichen Übung ordneten die Teilnehmenden in Gruppenarbeit<br />

verschiedene Seminarphasen (z.B. Kennenlernen, inhaltlicher Einstieg, Präsentation,<br />

Gruppenarbeit, Ergebnissicherung usw.) möglichen Gestaltungsformen in Präsenz- und<br />

<strong>Online</strong>-Umgebungen zu (z.B. Chat, E-mail, Notizzettel, Diskussion). Ziel der Übung war eine<br />

Sensibilisierung der Teilnehmenden für den chronologischen sowie funktionalen Stellenwert<br />

einzelner Phasen und für deren Verknüpfung mit verschiedenen Arbeitsformen.<br />

Die Einführung in den technischen Umgang mit der Software geschah in Lernpartnerschaften<br />

anhand des im Vorfeld verteilten Handbuchs.<br />

Abschließend wurde die Aufgabe für die asynchrone Arbeit formuliert: Die Teilnehmenden<br />

sollten sich in drei Gruppen mit Darstellungen zu Methoden des Gruppenpuzzles (Frey-<br />

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Eiling/Frey o.J.), ein Erfahrungsbericht zum <strong>Einsatz</strong> <strong>von</strong> Lerntagebüchern (Rambow/Nückles<br />

2002) sowie schließlich eine Darstellung der Leittextmethode (Welsch 2002).<br />

In den weiteren Sitzungen erarbeiten die Studierenden Übungssequenzen zu ihren aktuellen<br />

Seminaren. In den asynchronen Phasen übernehmen jeweils die anderen Teilnehmenden die<br />

Rolle der „Studierenden“ und bearbeiten die Aufgaben, die jeweils im ersten Teil des<br />

folgenden Präsenztermins reflektiert werden.<br />

3 Ergebnisse<br />

3.1 Reflexion der vorgestellten Methoden Gruppenpuzzle, Lerntagebuch,<br />

Leittextmethode<br />

In der zweiten Präsenzsitzung wurden die Teilnehmenden zunächst im Plenum zu ihren<br />

Erfahrungen mit der Arbeit in BSCW befragt. Die Beiträge wurden in einem Word-Dokument<br />

<strong>von</strong> einer der beiden Dozentinnen protokolliert, in BSCW eingestellt und standen so als<br />

Material für eine spätere Gruppenarbeit direkt zur Verfügung.<br />

Im Anschluss an die Kurzpräsentationen der Gruppenergebnisse wurde das Transferpotenzial<br />

der einzelnen Methoden in die Arbeit mit BSCW im Plenum diskutiert. Obwohl alle<br />

Präsentationen die generelle Eignung der Arbeitstechniken Gruppenpuzzle, Lerntagebuch und<br />

Leittextmethode unter Aspekten wie Förderung der Eigenverantwortung für den Lernprozess,<br />

Verlagerung inhaltlicher Erarbeitungsphasen auf die Studierenden betonten, wurden auch<br />

verschiedene Punkte problemtatisiert, die beim tatsächlichen <strong>Einsatz</strong> in einem spezifischen<br />

Kontext <strong>von</strong> den Teilnehmenden als bedenkenswert beschrieben wurden.<br />

Zusammenfassend wurden hier folgende Aspekte angesprochen:<br />

• Ist es generell möglich und legitim, methodische Ansätze, die in außeruniversitären<br />

Zusammenhängen entstanden sind, in die Hochschullehre zu übertragen<br />

• Manche Fachbereiche haben eine stark "verschulte" Lernkultur, in denen weder Dozenten<br />

noch Studenten mit lernerorientierten Verfahren der Lehre vertraut sind. Dieser<br />

Hintergrund wird als wesentlicher Faktor für Akzeptanz oder Ablehnung neuer<br />

Arbeitsmethoden genannt. (Die Arbeit mit fremden Methoden erscheint unmöglich oder<br />

"künstlich", der zeitliche Aufwand, der mit ihrer Einführung verbunden ist, wird als<br />

unverhältnismäßig empfunden, als Zeitinvestition, die eigentlich der inhaltlichen<br />

Vermittlung gelten sollte).<br />

• Ist es überhaupt sinnvoll, dass Studierende ihren Lern- und Arbeitsprozess auf der<br />

Metaebene reflektieren (Gibt es diesbezüglich fachspezifische Unterschiede Ist der<br />

<strong>Einsatz</strong> <strong>von</strong> Lerntagebüchern beispielsweise in erziehungswissenschaftlichen oder<br />

geisteswissenschaftlichen Kontexten "sinnvoller" als in naturwissenschaftlichen oder<br />

wirtschaftswissenschaftlichen Kontexten)<br />

3.2 Planungs- und Durchführungsaspekte für die Arbeit mit BSCW:<br />

Die Erfahrungen der Arbeit mit BSCW werden nun im Hinblick auf jene Aspekte<br />

zusammengefasst, die sich im Laufe der Veranstaltung als wesentlich und hilfreich für die<br />

Planung und Durchführung eigener Lehrbeispiele mit <strong>Online</strong>-Anteilen im Rahmen der<br />

Präsenzlehre herausgestellt haben.<br />

Strukturierung<br />

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Eine klare Aufgabenstellung noch in der Präsenzphase für die asynchrone Arbeit hat sich als<br />

unbedingte Voraussetzung für die erfolgreiche Bearbeitung asynchroner Aufgaben<br />

herausgestellt. Auch wenn diese Anforderung zunächst banal klingt und für jedes Seminar<br />

gelten sollte, war die spezifische Umsetzung in digitalisierte Formen für die Bereitstellung in<br />

der asynchronen Groupware für die Teilnehmenden doch eine Herausforderung, die einer<br />

Unterstützung durch die gemeinsame Bearbeitung mit Feedback an konkreten Beispielen<br />

bedurfte, um erfolgreich entwickelt werden zu können.<br />

Über die inhaltliche Aufgabenstellung hinaus ist dabei eine genaue Anleitung der Form und<br />

des Zeitrahmens notwendig, in welcher die Aufgabe erledigt werden sollte: An welchem Ort,<br />

in welchem Format und bis zu welchem Zeitpunkt soll das Aufgabenergebnis <strong>von</strong> den<br />

Seminarteilnehmenden eingestellt werden<br />

Durch das kooperative Vorgehen nimmt die Datenmenge im asynchronen Arbeitsraum<br />

explosionsartig zu. Eine Archivierung älterer Aufgaben und Ergebnisse, die mit einer<br />

Umstrukturierung des Arbeitsraumes verbunden ist, ist dann bald notwendig. Dadurch werden<br />

aber die <strong>von</strong> den Teilnehmenden erinnerten Strukturen verändert, so dass Neues leicht<br />

übersehen wird und die Teilnehmenden Schwierigkeiten haben, sich zu orientieren.<br />

Generell ist eine gewisse Redundanz bei der Information über Veränderungen im<br />

Arbeitsbereich hilfreich .<br />

Medienbruch<br />

Zusätzliche Aufmerksamkeit erfordert in dem beschriebenen Setting des Präsenzunterrichts<br />

mit <strong>Online</strong>-Anteilen der Medienbruch.<br />

Mit Medienbruch ist gemeint, dass die Lehre im Präsenzseminar überwiegend über das<br />

Medium der „mündlichen Sprache“ stattfindet, ergänzt durch Tafelbild, eventuell auch<br />

Flipchart, Whiteboard oder Metaplanwand.<br />

Von einer breitflächigen Ausstattung der Unterrichtsräume mit einem Computer mit Beamer<br />

und Internetanschluss konnte bei den Teilnehmenden nicht ausgegangen werden, so dass das<br />

im Workshop erwogene gemeinsame Einrichten des asynchronen Arbeitsraumes in der<br />

Präsenzveranstaltung über PC mit Beamer-Anschluss als unrealistisch verworfen wurde.<br />

Fehlt diese Ausstattung, müssen die in der Software-Plattform entstandenen Arbeiten<br />

ausgedruckt oder als Screenshots an alle Seminarteilnehmer verteilt werden können. Auch<br />

umgekehrt müssen Arbeitsergebnisse der Präsenzsitzungen in die Plattform eingestellt<br />

werden. Beide Schritte müssen organisiert und reflektiert (wer macht was bis wann an<br />

welcher Stelle im Arbeitsbereich) durchgeführt werden.<br />

Hier hatten die Seminarteilnehmenden zum Teil Schwierigkeiten, die Artefacte (Aufgaben,<br />

Ergebnisse, Kommentare usw.) der Präsenzsitzung den digitalen Formen der asynchronen<br />

Bearbeitungszeit richtig zuzuordnen und umgekehrt.<br />

Verhaltensregeln<br />

In den Reflexionsphasen kam die Diskussion immer wieder auf die Aushandlung <strong>von</strong><br />

Verhaltensregeln. Konsens bestand darüber, dass eine Regelung über Zugriffsrechte den Lernund<br />

Gruppenprozessen eher hinderlich als förderlich seien.<br />

Dabei ging es um Regeln, wie: „Wer darf was ordnen, ändern, löschen“ oder „Wie geht die /<br />

der Einzelne mit den Beiträgen der anderen um Darf oder soll man unaufgefordert Ordner<br />

anderer Arbeitsgruppen öffnen, vielleicht auch unaufgefordert Kommentare anhängen“<br />

Zum einen wurde festgestellt, dass eine „Überregelung“ vermieden werden sollte, da die<br />

Regeln dann nicht mehr berücksichtigt würden.<br />

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Zum anderen stellte sich durch die Erfahrungen im Seminarverlauf heraus, dass Regeln erst<br />

dann sinnvoll vereinbart werden können, wenn ein entsprechendes Problem auftritt, da<br />

präventive Regeln meist wieder vergessen und nicht eingehalten werden.<br />

3.3 Mehrwert der asynchronen Arbeit: <strong>Einsatz</strong>beispiele für BSCW<br />

Wie sich an unterschiedlichen Lehrbeispielen zeigte, die die Teilnehmenden im Laufe des<br />

Workshops entwickelten, kann der Mehrwert einer asynchronen Phase in unterschiedlichen<br />

Funktionen liegen, die jedoch alle das Ziel haben, den <strong>Austausch</strong> der Teilnehmenden<br />

untereinander mit der asynchronen Phase zu unterstützen und zu fördern.<br />

Anhand <strong>von</strong> drei Beispielen für Bearbeitungsaufgaben in den asynchronen Phasen des<br />

Workshops soll skizziert werden, welche Funktionen die asynchrone Arbeitsphase für die<br />

Lernprozesse in einem Hochschul-Seminar übernehmen kann.<br />

Eine Funktion der begleitenden Phase in BSCW lag in der Möglichkeit, den Studierenden<br />

Inhalte zur Bearbeitung zur Verfügung zu stellen, die in einem Präsenzseminar nicht<br />

verfügbar gemacht werden können.<br />

Das zeigte das Beispiel einer Microteaching-Einheit zur Arbeit mit mittelalterlichen Schriften.<br />

Da mittelalterliche Schriften in digitalisierter Form im Internet zur Verfügung stehen, kann<br />

den Studierenden eine Bearbeitungsaufgabe für die asynchrone Phase gegeben werden, die<br />

z.B. den Vergleich dreier Bilddateien mit unterschiedlichen Texttypen beinhalten. Die<br />

Dateien konnten in BSCW zur Verfügung gestellt werden, so dass die Studierenden den<br />

Vergleich in Ruhe in der asynchronen Arbeitsphase durchführen konnten. Da bei der<br />

Bearbeitung der Aufgabe aus der Mediävistik das Aussehen (Satz der Seite, Verteilung und<br />

Anordnung <strong>von</strong> Texten, Farbgebung, Bilder, Symbole) für das Verständnis der Texte eine<br />

entscheidende Rolle spielen, wären als Alternative nur Farbkopien denkbar gewesen, die aber<br />

für eine größere Seminargruppe nicht finanzierbar sind.<br />

Eine zweite Funktion war die Integration propädeutischer Ausbildungsinhalte über<br />

kooperative Arbeitsformen in BSCW, die zwar zeitlich den Rahmen eines Hochschulseminars<br />

sprengen, aber weder bei allen Studierenden vorhanden sind, noch für die erfolgreiche<br />

Durchführung dieses Hochchulseminars verzichtbar waren.<br />

Hier ging es um die Vermittlung methodischer Kompetenzen wie wissenschaftliches<br />

Schreiben, Präsentation <strong>von</strong> Arbeitsergebnissen und Literaturrecherche unter<br />

wissenschaftlichen Kriterien. Eine Teilnehmerin entwickelte ein Konzept auf der Basis eines<br />

minimalen Leittextes, kombiniert mit der Methode des Gruppenpuzzles, das den Studierenden<br />

ermöglichen sollte, Expertengruppen zu den drei Kompetenzen zu bilden, die eine<br />

Beraterfunktion für das gesamte Seminar übernehmen konnten.<br />

Eine dritte Funktion wurde in der Organisation eines <strong>Austausch</strong>es <strong>von</strong> alltagssprachlichen<br />

Definitionen zu einem Begriff als Vorbereitung einer Präsenzsitzung im Sinne einer<br />

Sensibilisierung für den Unterschied zwischen der alltagssprachlichen Verwendung und der<br />

wissenschaftlichen Verwendung des Begriffs (es ging um den Begriff „Literatur“) entwickelt.<br />

Anhand <strong>von</strong> vier Textbeispielen, die in BSCW eingestellt waren, sollten die<br />

Seminarteilnehmenden in der asynchronen Phase notieren, welche Texte sie für Literatur<br />

halten und warum. Da die Kommentare der Seminarteilnehmenden in BSCW als<br />

„Notizzettel“ an die Textdateien angehängt werden konnten, ergab sich bereits ein erster<br />

<strong>Austausch</strong> der Studierenden untereinander.<br />

Gemeinsam ist den angeführten Funktionsbeispielen, dass der Mehrwert der asynchronen<br />

Phase sich aus dem Wahrnehmen der Äußerungen der anderen Teilnehmenden, zusätzlich,<br />

bzw. im Vergleich zu den eigenen Äußerungen ergibt. Die Interaktion der Teilnehmenden<br />

untereinander wird durch die eigene Aufgabenbearbeitung in Verbindung mit der Rezeption<br />

der Lösungen der anderen Teilnehmenden erhöht.<br />

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Erschienen in: Das Hochschulwesen, 52. Jahrgang, 1/2004, UniversitätsVerlagWebler: Bielefeld, S. 30 – 36<br />

<strong>Der</strong> Mehrwert der asynchronen Arbeitsphasen kam erst dann zum Tragen, wenn die<br />

Ergebnisse der asynchronen Arbeitsphase funktional in den weiteren Seminarverlauf (nächste<br />

Präsenzsitzung) einbezogen wurden. Das heißt, die Ergebnisse der asynchronen Arbeitsphase<br />

dienten als Grundlage (methodischer und / oder inhaltlicher Art) für eine erfolgreiche<br />

Weiterbearbeitung der Inhalte in der anschließenden Präsenzsitzung.<br />

Schlußbemerkung<br />

Die Integration der Perspektive der Anwender (Hochschullehrende) hat im Seminar zweierlei<br />

ermöglicht: Erstens wurden spezifische Einzelfälle diskutiert, die es erlaubten, die häufig sehr<br />

abstrakten Leitlinien zur Planung <strong>von</strong> <strong>Online</strong>-Elementen am Einzelfall zu prüfen und zu<br />

erweitern. Zweitens trug die interdisziplinäre Zusammensetzung der Gruppe dazu bei,<br />

Probleme aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten und so auch übergeordnete Fragen<br />

zum <strong>Einsatz</strong> <strong>von</strong> <strong>Online</strong>-Elementen zu diskutieren.<br />

Literatur:<br />

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janneck_themenzentrierte_2001.pdf Stand 25.3.03)<br />

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http://bokcenter.fas.harvard.edu/docs/microteaching.html<br />

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