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Bodenkundliches Praktikum I - Bodenkunde und Bodenphysik ...

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TECHNISCHE UNIVERSITÄT BRAUNSCHWEIG<br />

Institut für Geoökologie, Abt. <strong>Bodenk<strong>und</strong>e</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Bodenphysik</strong><br />

<strong>Bodenk<strong>und</strong>liches</strong> <strong>Praktikum</strong> I<br />

für Studierende der Geoökologie<br />

4. Semester<br />

W. Durner <strong>und</strong> R. Nieder<br />

Braunschweig, April 2003<br />

Durner, W. <strong>und</strong> R. Nieder (2003): <strong>Bodenk<strong>und</strong>liches</strong> <strong>Praktikum</strong> I. Skript. Institut für Geoökologie,<br />

Abteilung <strong>Bodenk<strong>und</strong>e</strong> <strong>und</strong> <strong>Bodenphysik</strong>, TU Braunschweig, 77 Seiten.


Vorwort<br />

Das mit dem vorliegenden Skript beschriebene Gr<strong>und</strong>praktikum <strong>Bodenk<strong>und</strong>e</strong> hat einen<br />

Projektcharakter. Dies bedeutet, dass von den Studierenden neben den reinen Laborarbeiten<br />

eine einführende Probenahme im Feld mit zugehöriger Standortsansprache, sowie als<br />

Abschluss der Veranstaltung eine synoptische Darstellung aller Versuchsergebnisse in Form<br />

eines Symposiums vorgenommen wird.<br />

Das <strong>Praktikum</strong> umfasst acht praxisrelevante Laborversuche. Auf Gr<strong>und</strong>lage der Versuchsergebnisse<br />

sollen zwei Standorte mit unterschiedlichen Eigenschaften bodenk<strong>und</strong>lichökologisch<br />

charakterisiert werden. Wir legen großen Wert darauf, dass die Ergebnisse der<br />

einzelnen Versuche dieser Intention entsprechend nicht isoliert, sondern in ihrer Gesamtheit<br />

gesehen werden. Auch hoffen wir, dass die Versuche nicht „nach Kochrezept“<br />

heruntergespult, sondern mit Neugierde auf das jeweilige Resultat durchgeführt werden.<br />

Die Darstellung der Arbeiten in diesem Skript erfolgt in drei Teilen. Im ersten Teil<br />

„Organisatorisches“ finden sich alle technischen Angaben im Zusammenhang mit dem<br />

geplanten Ablauf des <strong>Praktikum</strong>s. Der zweite Teil Probenahme <strong>und</strong> Probenvorbereitung gibt<br />

ausführlich Hinweise auf Aspekte, die bei der bodenphysikalischen <strong>und</strong> bodenchemischen<br />

Probnahme wichtig sind. Im dritten Teil finden sich acht Versuchsbeschreibungen. Zu jedem<br />

Versuch werden zunächst die methodischen Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> die Versuchsdurchführung<br />

beschrieben, gefolgt von Hinweisen zur Auswertung. In einigen Fällen sind die<br />

Auswertungen bewusst nicht bis zur letzten Gleichungsumformung beschrieben, die<br />

gegebenen Informationen sollten jedoch stets zur Beantwortung der Fragestellung<br />

ausreichen. Bei Fragen zu Auswertungen können aber stets die Versuchsbetreuer – auch<br />

außerhalb der <strong>Praktikum</strong>zeiten – konsultiert werden. Den Abschluss jedes Kapitels bildet die<br />

konkrete Aufgabenstellung.<br />

Angesichts der begrenzten Zahl der Versuchstage mussten wir uns auf eine kleine Auswahl<br />

bodenchemischer <strong>und</strong> bodenphysikalischer Untersuchungsmethoden beschränken, wobei<br />

die Methodenauswahl aufgr<strong>und</strong> der oben genannten Zielrichtung erfolgte. Die Versuchsbeschreibungen<br />

beruhen teilweise auf Skriptvorlagen für die Praktika der vergangenen<br />

Jahre. Stärkere Überarbeitungen fanden insbesondere für die bodenphysikalischen<br />

Versuche statt, wobei die Skripte „Geoökologisches Freilandpraktikum – Physikalische<br />

Methoden“ (Durner et al., 2000) „Methoden der <strong>Bodenphysik</strong>“ (Huwe et al., 1999),<br />

„Kulturtechnisch-bodenk<strong>und</strong>liches <strong>Praktikum</strong>“ (Kretzschmar, 1996) sowie Teile der „Methods<br />

of Soil Analysis – Physical Methods“ (Klute, 1986) als Vorlagen dienten.<br />

Braunschweig, im April 2003,<br />

W. Durner <strong>und</strong> R. Nieder<br />

III


Inhaltsverzeichnis<br />

Ziel <strong>und</strong> Ablauf 1<br />

1. Ziel des <strong>Praktikum</strong>s......................................................................................................... 1<br />

2. Überblick über Verfahren <strong>und</strong> Methoden........................................................................ 1<br />

3. Teilnehmer <strong>und</strong> Teilnahmevoraussetzungen ................................................................. 2<br />

4. Zeitlicher Umfang............................................................................................................2<br />

5. Besondere Hinweise....................................................................................................... 3<br />

5. Literatur........................................................................................................................... 5<br />

Probenahme <strong>und</strong> Probenvorbereitung 6<br />

1. Allgemeines .................................................................................................................... 6<br />

2. Probenahme gestörter Bodenproben ............................................................................. 7<br />

3. Probenahme „ungestörter“ Bodensäulen ....................................................................... 9<br />

4. Probenahme für Stechzylinder ..................................................................................... 12<br />

5. Bodenansprache (Texturbestimmung) ......................................................................... 13<br />

6. Literatur......................................................................................................................... 18<br />

7. Aufgaben Probenahme................................................................................................. 18<br />

8. Aufgaben Probenvorbereitung...................................................................................... 19<br />

Versuch 1: Körnungsanalyse 21<br />

1.1 Gr<strong>und</strong>lagen ............................................................................................................. 21<br />

1.2 Prinzip..................................................................................................................... 23<br />

1.3 Probenvorbereitung (nach DIN 19683, Blatt 2) ...................................................... 25<br />

1.4 Siebung (nach DIN 19683, Blatt 1 <strong>und</strong> 2, DIN 18123) ........................................... 27<br />

1.5 Kettenaräometer-Methode...................................................................................... 28<br />

1.6 Literatur................................................................................................................... 32<br />

1.7 Aufgabe .................................................................................................................. 33<br />

Versuch 2: Lagerungsdichte, Porosität, Feldkapazität,<br />

Porengrößenverteilung 34<br />

2.1 Gr<strong>und</strong>lagen ............................................................................................................. 34<br />

2.2 Begriffsdefinitionen ................................................................................................. 35<br />

2.3 Versuchsdurchführung ........................................................................................... 37<br />

2.4 Literatur................................................................................................................... 42<br />

2.5 Aufgabe .................................................................................................................. 42<br />

Versuch 3: Gesättigte Wasserleitfähigkeit 45<br />

3.1 Versuchsdurchführung bei konstantem Überstau .................................................. 45<br />

3.2 Versuchsdurchführung bei fallendem Überstau ..................................................... 47<br />

3.3 Auswertung............................................................................................................. 48<br />

3.4 Aufgabe .................................................................................................................. 49<br />

Versuch 4: Wasserretention <strong>und</strong> Luftleitfähigkeit 50<br />

4.1 Gr<strong>und</strong>lagen ............................................................................................................. 50<br />

4.2 Versuchsdurchführung ........................................................................................... 52<br />

4.3 Auswertung............................................................................................................. 54<br />

4.4 Aufgaben ................................................................................................................ 54<br />

v


vi<br />

Versuch 5: Gehalt des Bodens an organischer Substanz <strong>und</strong> biologische<br />

Umsetzungsrate 50<br />

5.1 Gr<strong>und</strong>lagen ............................................................................................................. 56<br />

5.2 Ermittlung des Gehaltes an organischer Substanz ................................................ 56<br />

5.3 Biologische Umsetzungsrate: Adsorptionsmethode nach Isermeyer..................... 58<br />

Versuch 6: pH-Wert, Kalkbedarf <strong>und</strong> elektrische Leitfähigkeit 60<br />

6.1 Bestimmung des pH-Wertes................................................................................... 60<br />

6.2 Bestimmung des Kalkbedarfs................................................................................. 63<br />

6.3 Bestimmung der elektrischen Leitfähigkeit............................................................. 64<br />

Versuch 7: Nährstoffgehalt <strong>und</strong> -Verfügbarkeit 65<br />

7.1 Gr<strong>und</strong>lagen ............................................................................................................. 65<br />

7.2 Aufgabe .................................................................................................................. 66<br />

7.3 Durchführung.......................................................................................................... 66<br />

7.4 Auswertung............................................................................................................. 67<br />

Versuch 8: Austauschbare Kationen <strong>und</strong> Austauschkapazität 68<br />

8.1 Gr<strong>und</strong>lagen ............................................................................................................. 68<br />

8.2 Technik der Versuchsanstellung ............................................................................ 68<br />

8.3 Durchführung.......................................................................................................... 68<br />

8.4 Bestimmung von K, Na, Ca, Mg <strong>und</strong> Al.................................................................. 69<br />

Abbildungsverzeichnis<br />

Abb. 1: Geräte-Aufbau zur Probenahme der ungestörten Bodensäule. .................................. 10<br />

Abb. 2: Einrammen des Zylinder-Verb<strong>und</strong>es ........................................................................... 11<br />

Abb. 3: Diagramm der Bodenartenuntergruppen des Feinbodens (aus AG Boden, 1994). .... 14<br />

Abb. 4: Körnungssummenkurven für Kies, Ton <strong>und</strong> Lehm (aus DIN 18123)........................... 24<br />

Abb. 5: Auswertung einer Trockensiebung (aus DIN 18683)................................................... 27<br />

Abb. 6: Aräometer (aus DIN 18123)......................................................................................... 29<br />

Abb. 7: Vordruck zur Aräometer-Auswertung (aus DIN 18123) <strong>und</strong> Temperaturkorrektur<br />

CT. ................................................................................................................................ 30<br />

Abb. 8: Nomogramm zur Aräometermessung-Auswertung (aus DIN 18123).......................... 31<br />

Abb. 9: Beispiel zur Aräometer-Auswertung (aus DIN 18123)................................................. 32<br />

Abb. 10: Unterdruckmethode zur Messung der Retentionscharakteristik (aus Huwe, 1999).. 38<br />

Abb. 11: Überdruckmethode zur Messung der Retentionskurve (Abb. aus Huwe, 1999). ...... 41<br />

Abb. 12: Aufbau der Ks-Messung. ........................................................................................... 45<br />

Abb. 13: Aufbau der Ks-Messung- „falling head“. .................................................................... 47<br />

Abb. 14: Multi-Step-Experiment: typische Ergebnisse für einen lehmigen Sand..................... 51<br />

Abb. 15: Bestimmung der Luftleitfähigkeit................................................................................ 53


Tabellenverzeichnis<br />

Tab. 1: Kornfraktionen des Feinbodens (Faksimile der Tab. 24 aus AG Boden, 1994). ......... 14<br />

Tab. 2: Definition der Bindigkeitsstufen (aus Bodenk<strong>und</strong>l. Kartieranleitung, AG Boden,<br />

1994)............................................................................................................................ 15<br />

Tab. 3: Definition der Formbarkeitsstufen (aus Bodenk<strong>und</strong>l. Kartieranleitung, AG Boden,<br />

1994)............................................................................................................................ 15<br />

Tab. 4: Schlüssel zur Bestimmung der Bodenarten des Feinbodens im Gelände mittels<br />

Fingerprobe (Faksimile der Tabelle 29 der Bodenk<strong>und</strong>lichen Kartieranleitung)......... 16<br />

Tab. 5: Korngrößenklasseneinteilung nach bodenk<strong>und</strong>licher Kartieranleitung (1994) ............ 23<br />

Tab. 6: Einteilung der Porengrößenbereiche nach dem Porendurchmesser <strong>und</strong> pF-Wert. .... 34<br />

Tab. 7: Einteilung der Luftleitfähigkeiten. ................................................................................. 52<br />

Tab. 8: Anzustrebende pH-Werte von Acker- <strong>und</strong> Grünland in Abhängigkeit vom Ton- <strong>und</strong><br />

Humusgehalt................................................................................................................ 62<br />

Tab. 9: Notwendige Kalkmenge für Oberböden....................................................................... 63<br />

vii


1. Ziel des <strong>Praktikum</strong>s<br />

Ziel <strong>und</strong> Ablauf<br />

Ziel des <strong>Praktikum</strong>s ist, an zwei Beispielstandorten eine Reihe von gr<strong>und</strong>legenden<br />

bodenk<strong>und</strong>lichen Analysen vorzunehmen, die für eine bodenk<strong>und</strong>lich-ökologische Basischarakterisierung<br />

von Standorteigenschaften nötig sind.<br />

Sie werden als <strong>Praktikum</strong>steilnehmer anhand dieser Bestimmungen eine Palette von heute<br />

üblichen Labormethoden aus dem bodenk<strong>und</strong>lich/bodenphysikalischen Bereich kennen<br />

lernen. Durch den Vergleich Ihrer Ergebnisse mit den parallelen Messungen Ihrer<br />

Kommilitonen werden Sie ein Gefühl für die Genauigkeit der Messmethoden sowie für<br />

räumliche Variabilität erhalten. Durch den notwendigen Austausch von Daten zwischen den<br />

Gruppen (<strong>und</strong> sogar zwischen verschiedenen Lehrveranstaltungen) werden Sie mit der<br />

Notwendigkeit konfrontiert, Datenhaltung <strong>und</strong> Datenaustausch unter Nutzung von<br />

Datenservern <strong>und</strong> dem Tabellenkalkulationsprogramm EXCEL vorzunehmen. Durch die<br />

Anfertigung eines Protokolls werden Sie gr<strong>und</strong>legende Techniken zur Abfassung<br />

wissenschaftlicher Arbeiten anwenden, <strong>und</strong> quasi als „Beiprodukt“ gezwungen sein, sich mit<br />

computergestützter Textverarbeitung zu beschäftigen. Und schließlich – last but not least –<br />

sollen Sie lernen, ihre Ergebnisse vor einer Audienz kurz <strong>und</strong> prägnant, dabei aber<br />

vollständig <strong>und</strong> präzise zu präsentieren.<br />

Sollten Sie im bisherigen Studium sich noch nicht intensiv mit dem Computer umgegangen<br />

sein, so werden Sie die letztgenannten Elemente wahrscheinlich als zeitaufwendig <strong>und</strong><br />

vielleicht auch anstrengend empfinden. Denken sie aber daran, dass Sie sich damit<br />

gr<strong>und</strong>legende Qualifikationen erarbeiten, die für ihr Hauptstudium, die Studien- <strong>und</strong><br />

Diplomarbeit, sowie für die nachfolgende Berufstätigkeit nicht nur sinnvoll, sondern absolut<br />

notwendig sein werden.<br />

2. Überblick über Verfahren <strong>und</strong> Methoden<br />

Im Gelände werden folgende Arbeiten durchgeführt<br />

1. Bodenansprache <strong>und</strong> Probenahme<br />

– Profilansprache; Horizonteinteilung; Fingerprobe<br />

– Horizontweise Beprobung des Profils: Bodensäulen, Stechzylinder, Beutelproben<br />

Im Labor werden folgende Arbeiten durchgeführt<br />

1. Probenvorbereitung<br />

– Trocknen von Bodenmaterial (Trockenschrank, 105°C)<br />

– Aufkalken in 4 Schritten (Oberbodenmaterial)<br />

– Aufsättigen von Stechzylindern (100 cm³) <strong>und</strong> Bodensäulen (500 cm³)<br />

– Packen von Stechringen (1 cm³) für die Drucktöpfe<br />

– Zerstören von organischen Kittsubstanzen für Korngrößenanalyse<br />

2. Bestimmung der Korngrößenverteilung<br />

Zerstörung von Kittsubstanzen, von organischer Substanz (H2O2), Dispergieren der


2 Ziel <strong>und</strong> Ablauf<br />

Proben. Siebung, Aräometermethode (teilweise Pipettmethode) zur Bestimmung der<br />

Feinkornanteile.<br />

3. Bestimmung von Feldwassergehalt, Feldkapazität, Gesamtporenvolumen, Luftvolumen,<br />

<strong>und</strong> Porengrößenverteilung.<br />

4. Bestimmung von gesättigter hydraulischer Leitfähigkeit <strong>und</strong> Luftleitfähigkeit bei<br />

unterschiedlichen Wassersättigungen<br />

5. Bestimmung des Gehalts an organischer Substanz <strong>und</strong> an Karbonat<br />

6. Bestimmung der biologischen Umsetzungsrate der organischen Substanz<br />

7. Bestimmung der Zusammensetzung der Bodenlösung (Kationen <strong>und</strong> Anionen,<br />

Ionenstärke, elektrische Leitfähigkeit, pH)<br />

8. Bestimmung der Kationenaustauschkapazität (KAK), der Nährstoffgehalte <strong>und</strong> der<br />

Nährstoffverfügbarkeit<br />

3. Teilnehmer <strong>und</strong> Teilnahmevoraussetzungen<br />

Das <strong>Praktikum</strong> wendet sich an Studierende der Geoökologie im Gr<strong>und</strong>studium. Die<br />

Teilnahme am <strong>Praktikum</strong> ist Pflicht, die Teilnahme wird durch Schein bestätigt. Voraussetzung<br />

zur Teilnahme sind die Immatrikulation im Studienfach Geoökologie an der TU<br />

Braunschweig <strong>und</strong> die Erreichbarkeit unter einer E-mail-Adresse.<br />

Das <strong>Praktikum</strong> <strong>und</strong> die Auswertungen erfordern den sicheren Umgang mit computergestützten<br />

Dokumentations-, Auswerte- <strong>und</strong> Präsentationsverfahren, sowie den Datenaustausch<br />

über Internet. Es besteht die Möglichkeit, am Computer-Pool des Instituts<br />

entsprechende Software (MS-Office, Star-Office) zu nutzen. Eine Einführung in MS-<br />

Powerpoint erfolgt zu gegebener Zeit.<br />

Am ersten <strong>Praktikum</strong>stermin erfolgt eine Sicherheitsbelehrung für die Arbeiten im Labor. Die<br />

Teilnahme an der Sicherheitsbelehrung ist Pflicht <strong>und</strong> muss durch Unterschrift bestätigt<br />

werden.<br />

Voraussetzung für den Erhalt des Scheins sind<br />

1. die Teilnahme am <strong>Praktikum</strong> an allen Terminen<br />

2. die Darstellung aller Versuchsergebnisse einer Gruppe in einem Gruppenprotokoll<br />

3. die Darstellung der praktikumsweiten Ergebnisse eines Versuches in der<br />

Schlusspräsentation<br />

4. Zeitlicher Umfang<br />

Das <strong>Praktikum</strong> gliedert sich in eine Vorbesprechung mit Sicherheitsbelehrung, eine<br />

Probenahme im Feld, einen Vorbereitungstermin, 8 Einzelversuchseinheiten, sowie zwei<br />

abschließenden Präsentations- <strong>und</strong> Diskussionstermine. Anwesenheit ist zu allen Terminen<br />

Pflicht. Tragen Sie sich bitte zu jedem Termin um 8:00 Uhr in die Anwesenheitsliste ein. Bei<br />

mehr als zweimaliger Verspätung wird kein Schein mehr ausgestellt werden. Können Sie zu<br />

einem Termin nicht erscheinen, so nehmen Sie bitte im Vorfeld Kontakt zur<br />

<strong>Praktikum</strong>sleitung auf (E-mail an w.durner@tu-bs.de <strong>und</strong> in cc an r.nieder@tu-bs.de).<br />

Die Teilnehmerinnen teilen sich zur Vorbesprechung in insgesamt 8 Gruppen auf. Diese<br />

Gruppen übernehmen die Durchführung der einzelnen Versuche <strong>und</strong> die Anfertigung der<br />

Gruppenprotokolle. Am Abschlusssymposium werden alle Ergebnisse eines Versuchstyps


Ziel <strong>und</strong> Ablauf 3<br />

durch jeweils eine Gruppe zusammengefasst <strong>und</strong> präsentiert. Es ist deshalb von Anfang an<br />

ein sehr disziplinierter Datenaustausch notwendig.<br />

Die Aufteilung der Versuche auf die <strong>Praktikum</strong>stermine sowie Zuordnung der Aufgaben für<br />

die Präsentation im Abschlusssymposium ist wie folgt:<br />

Termin Gr. 1 Gr. 2 Gr. 3 Gr. 4 Gr. 5 Gr. 6 Gr. 7 Gr. 8<br />

10. April 2003 Vorbesprechung mit Ausgabe der Skripte <strong>und</strong> Sicherheitsbelehrung<br />

11. April 2003 Probenahme<br />

17. April 2003 Probenvorbereitung<br />

Untersuchungen Boden „FAL“<br />

24. April 2003 V1 V2* V3 V4 V5 V6 V7 V8<br />

8. Mai 2003 V2* V3 V4 V1 V6 V7 V8 V5<br />

15. Mai 2003 V3 V4 V1 V2* V7 V8 V5 V6<br />

22. Mai 2003 V4 V1 V2* V3 V8 V5 V6 V7<br />

Untersuchungen Boden „Podsol“<br />

5. Juni 2003 V5 V6 V7 V8 V1 V2* V3 V4<br />

19. Juni 2003 V6 V7 V8 V5 V2* V3 V4 V1<br />

26. Juni 2003 V7 V8 V5 V6 V3 V4 V1 V2*<br />

3. Juli 2003 V8 V5 V6 V7 V4 V1 V2* V3<br />

Symposium: Schlusspräsentationen<br />

17. Juli 2003 V1 V2* V3 V4 - - - -<br />

18. Juli 2003 - - - - V5 V6 V7 V8<br />

24.4. bis 22.5.: V1 bis V8 = Versuch 1 bis Versuch 8 am Boden „FAL“·<br />

5.6. bis 3.7. V1 bis V8 = Versuch 1 bis Versuch 8 am Boden „Podsol“<br />

* Die Termine des Versuches 2 sind individuell <strong>und</strong> müssen mit dem Betreuer abgesprochen werden!<br />

5. Besondere Hinweise<br />

Protokolle<br />

Die Protokolle sind mit Textverarbeitung (LaTeX, Word, StarOffice) anzufertigen <strong>und</strong> sowohl<br />

in Papierform <strong>und</strong> als einzelner File bis zum 31. Juli 2003 abzugeben. Ein Protokoll enthält<br />

1. die Namen der Beteiligten <strong>und</strong> die Gruppennummer<br />

2. Für jede Aufgabe das Datum, die Nummer <strong>und</strong> Bezeichnung der Aufgabe<br />

Die Darstellung jeder Aufgabe sollte wie folgt gegliedert sein (in allen Punkten ausgewogen):<br />

1. Einleitung <strong>und</strong> Fragestellung (Was ist Sinn <strong>und</strong> Ziel der Aufgabe?)<br />

2. Methode (wie wurde die Untersuchung durchgeführt, einschließlich Berechnungen)<br />

3. Ergebnisse (einschließlich Tabellen <strong>und</strong> graphischen Darstellungen)<br />

4. Diskussion (was bedeutet das Ergebnis im Hinblick auf die Fragestellung?)<br />

Bei der Abfassung der Protokolle sind die Standards zur Abfassung wissenschaftlicher<br />

Arbeiten einzuhalten 1 (Durner, 2003). Bei Verwendung eines Textverarbeitungssystems (am<br />

Computer Pool des Instituts für Geoökologie sind MS-Office <strong>und</strong> Star-Office installiert!) sollte<br />

1 Durner W. (2003): Anleitung zur Abfassung wissenschaftlicher Arbeiten. Institut für Geoökologie, TU Braunschweig<br />

(http://www.soil.tu-bs.de/lehre/Skripte/2003.Wissenschaftliches_Schreiben.pdf, 01.03.2003).


4 Ziel <strong>und</strong> Ablauf<br />

mit Druckformatvorlagen gearbeitet werden. 2<br />

Es wird dringend angeraten, die Protokolle zu jedem Versuch möglichst innerhalb der<br />

direkten Folgewoche anzufertigen, da der Umgang mit der Software auf diese Art<br />

schrittweise erlernt werden kann!<br />

Kleidung<br />

Zum <strong>Praktikum</strong> wird schmutzunempfindliche Schutzkleidung angeraten; für den ersten<br />

<strong>Praktikum</strong>stag (Probenahme <strong>und</strong> –verarbeitung) ist darauf zu achten, dass der Witterung<br />

angepasste Kleidung (warm, regendicht, verschmutzungsunempfindlich) getragen wird; dies<br />

gilt besonders für das Schuhwerk. Je nach Witterung für den Wechsel vom Feld ins Labor<br />

sollte man evtl. verschiedene Schuhe vorsehen. Im Labor ist das Tragen eines Laborkittels<br />

sowie von geschlossenen Schuhen (keine Sandalen!) Pflicht.<br />

Standortschonung<br />

Probenahmen sind relativ radikale Eingriffe in Standorte <strong>und</strong> Standorteigenschaften. Hauptprobleme<br />

sind (1) Verdichtungen durch Betreten, <strong>und</strong> (2) Massenverlust durch Materialentnahmen<br />

<strong>und</strong> (3) Umlagerungen <strong>und</strong> Aufhäufungen von Bodenmassen an Stellen, wo sie<br />

nicht hingehören. Der beste Schutz vor schädlichen Bodenveränderungen liegt demgemäss<br />

darin, die Probenahmefläche so wenig wie möglich zu betreten, entnommene Massen zu<br />

ersetzen, <strong>und</strong> notwendige Umlagerungen unmittelbar nach der Probenahme soweit möglich<br />

zu revidieren. Dies bedeutet, dass Probenahmen bei oberflächlich abgetrockneten Böden<br />

erfolgen sollten 3 , die Flächen nur von den Personen betreten werden, die dort auch zu<br />

arbeiten haben, dass kein unnötiges Herumgehen stattfindet, <strong>und</strong> dass bei Umschichtungen<br />

darauf geachtet wird, das sie reversibel vorgenommen werden (bei Aushebungen Trennung<br />

von Ober- <strong>und</strong> Unterboden).<br />

Besonders problematisch ist meist die Entnahme von ungestörten Bodenproben, die<br />

ausgegraben werden müssen. Falls dies auf Vegetationsflächen erfolgt, hat sich das<br />

Abstechen von Soden an der Oberfläche bewährt, die nach dem Eingriff wieder eingesetzt<br />

werden können. Das ausgehobene Material, das zur späteren Rückverfüllung verwendet<br />

werden soll, wird günstigerweise auf einer Folie abgelagert, so dass die darunterliegende<br />

Vegetation nicht eingeschlämmt wird. Für größere Bodensäulen setzen wir in diesem<br />

<strong>Praktikum</strong> eine hier entwickelte Probenahmetechnik ein, die bei sorgfältiger Ausführung eine<br />

absolut minimale Bodenbelastung ergibt, da kaum Bodenmassen umgelagert werden<br />

müssen.<br />

Bitte seien Sie sich der Problematik der Standortschädigung bewusst, <strong>und</strong> nehmen Sie<br />

gerade als GeoökologInnen die Standortschonung nicht auf die leichte Schulter! Es sollte ihr<br />

Ehrgeiz sein, „ihren“ Standort so minimal wie möglich zu stören. Die Standortschonung ist<br />

zum einen aus ästhetischen Gesichtspunkten, zum anderen aus ökologischen<br />

Gesichtspunkten zu sehen. Der Idealfall ist erreicht, wenn der Standort nach der<br />

Probenahme genau so aussieht wie vorher, <strong>und</strong> wenn das Pflanzenwachstum durch die<br />

Probenahme unbeeinflusst bleibt.<br />

Kommunikation<br />

Die Kommunikation zwischen <strong>Praktikum</strong>sleitung <strong>und</strong> den Teilnehmern wird neben den<br />

Laborterminen über E-mail <strong>und</strong> WWW erfolgen (http://www.soil.tu-bs.de/lehre/). Es wird<br />

davon ausgegangen, dass E-mails regelmäßig gecheckt werden <strong>und</strong> ein Zugang zum WWW<br />

für alle TeilnehmerInnen unproblematisch ist (Zugang u.A. im Computerpool des Instituts für<br />

Geoökologie).<br />

2 Eine Vorlage für das Protokoll mit sinnvoll definierten Druckvorlagen-Elementen können Sie unter<br />

http://www.soil.tu-bs.de/lehre/Skripte/2003.Protokollvorlage.doc herunterladen.<br />

3<br />

Diese Punkt haben wir im Rahmen des <strong>Praktikum</strong>s allerdings nicht im Griff, da der Probenahmetermin<br />

witterungsunabhängig vorgegeben ist.


Ziel <strong>und</strong> Ablauf 5<br />

5. Literatur<br />

AG Boden, 1994. Bodenk<strong>und</strong>liche Kartieranleitung, 4. Auflage. Schweizerbart'sche<br />

Verlagsbuchhandlung, Stuttgart.<br />

Durner W., T. Foken <strong>und</strong> B. Huwe, 2000. „Geoökologisches Freilandpraktikum –<br />

Physikalische Methoden“. Skript, Lehrstuhl für Hydrologie, Universität Bayreuth.<br />

Hartge K.-H., <strong>und</strong> R. Horn, 1992. Die physikalische Untersuchung von Böden. 3. Auflage.<br />

Enke Verlag, Stuttgart.<br />

Huwe B., K.U. Totsche, I. Dörfler <strong>und</strong> I. Nestler, 1999. Methoden der <strong>Bodenphysik</strong>. Skript<br />

zum bodenphysikalischen Laborpraktikum, Abteilung <strong>Bodenphysik</strong>, Universität<br />

Bayreuth.<br />

Klute A. (Hrsg.), 1986. Methods of Soil Analysis, Part 1, 2nd Ed. Agronomy Monogr. 9, ASA<br />

and SSSA, Madison, WI.<br />

Kretschmar, R. 1996. Kulturtechnisch-bodenk<strong>und</strong>liches <strong>Praktikum</strong>. Ausgewählte Labor- <strong>und</strong><br />

Feldmethoden. Inst. für Wasserwirtschaft <strong>und</strong> Landschaftsökologie, Christian-<br />

Albrechts-Universität Kiel.<br />

Scheffer/Schachtschabel 1998. Schachtschabel, P., Blume, H.-P., Brümmer, G., Hartge, K.-<br />

H., Schwertmann, U. (Hrsg.), Lehrbuch der <strong>Bodenk<strong>und</strong>e</strong>, 14. Auflage. Ferdinand Enke<br />

Verlag Stuttgart.


Probenahme <strong>und</strong> Probenvorbereitung<br />

1. Allgemeines<br />

Die Festlegung einer geeigneten Probenahmestrategie ist im Rahmen von Umweltuntersuchungen<br />

jeder Art von größter Bedeutung für einen Projekterfolg, da Fehler im<br />

Ansatz, oder Fehler <strong>und</strong> Nachlässigkeiten in der Durchführung der Probenahme in späteren<br />

Schritten nicht mehr korrigiert werden können. Die Probenahmestrategie definiert die Zeit, die<br />

Methodik <strong>und</strong> die Technik der Probenentnahme, die Festlegung von Ort <strong>und</strong> Tiefen, den<br />

Probentransport, die Probenlagerung <strong>und</strong> die Probenaufbereitung.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich ist zu unterscheiden zwischen einer gestörten Probenahme, bei dem Material<br />

für chemische Analytik <strong>und</strong> für Batch-Versuche gewonnen wird, <strong>und</strong> einer „ungestörten“<br />

Probenahme, die dazu dient, Proben zur Bestimmung bodenphysikalischer Parameter <strong>und</strong> für<br />

Perkolationsversuche zu gewinnen. Auf die spezifische Problematik der ungestörten<br />

Probenahme <strong>und</strong> der räumlichen Variabilität werden wir im fünften Semester (<strong>Bodenphysik</strong> I)<br />

näher eingehen.<br />

Ja nach Zielstellung, Vorarbeiten, Zugänglichkeit des Standorts, Zeit- <strong>und</strong> Geldaufwand<br />

können gestörte Probematerialien aufgr<strong>und</strong> von Punktmessungen (Bohrstockeinschläge;<br />

Rammkernsondierungen; Bohrungen) oder an Profilwänden („Schürfen“) erfolgen. Ungestörte<br />

Probenahmen erfolgen fast ausschließlich über eingerammte Stechzylinder, wobei für die<br />

Probenahmen in größeren Tiefen entsprechende Freilegungen erfolgen müssen. In<br />

Einzelfällen werden ungestörte Proben auch über die Freilegung von Monolithen oder über<br />

Kernbohrungen an gefrorenem Material gewonnen.<br />

1.1.1 Stichprobenauswahl, - Grösse, <strong>und</strong> -Repräsentativität<br />

Probenahme bedeutet allgemein die Auswahl einer Stichprobe aus einer möglichen Zahl von<br />

Objekten, der Gr<strong>und</strong>gesamtheit. Die Gr<strong>und</strong>gesamtheit im Rahmen dieses <strong>Praktikum</strong>s ist ein<br />

Bodenbereich, der in Hinblick auf Ort (d.h. seine räumliche Ausdehnung in den drei<br />

Raumkoordinaten) <strong>und</strong> in der Zeit (d.h. den Zeitpunkt oder Zeitraum des Interesses) konkret<br />

eingegrenzt werden muss. Diese Gr<strong>und</strong>gesamtheit wird oft einfach mit dem Wort „Standort“<br />

bezeichnet.<br />

Unsere "Objekte" sind gestörte oder ungestörte Bodenproben. Die Proben, die wir gewinnen,<br />

sollen die Eigenschaften, die wir daran messen wollen, in einer für den Standort typischen<br />

Weise repräsentieren. Da Böden alles andere als homogene Objekte sind, <strong>und</strong> Eigenschaften<br />

gerade in der ungesättigten Bodenzone auf extrem kurzen Distanzen erheblich variieren<br />

können, ist eine repräsentative Stichprobenauswahl für dieses Umweltkompartiment<br />

außerordentlich schwierig. Um einen halbwegs objektivierbaren Standard zu erreichen, ist es<br />

nötig, die Probenahme nach akzeptierten Regeln der Technik durchzuführen, <strong>und</strong> sich dabei<br />

an bewährte Probenahmeprotokolle zu halten.<br />

Erster Schritt ist die genaue Identifikation der interessierenden Gr<strong>und</strong>gesamtheit. Ist es ein<br />

lokal eng begrenzter Bodenkörper, ein Schlag, ein Acker, eine Region? Interessiert im<br />

Wesentlichen der Oberboden, der verwitterte Boden bis zum C-Horizont, oder die gesamte


Probenahme <strong>und</strong> Probenvorbereitung 7<br />

ungesättigte Zone?<br />

Im zweiten Schritt muss man sich darüber klar werden, was genau an dieser in Zeit <strong>und</strong><br />

Raum spezifizierten Gr<strong>und</strong>gesamtheit interessiert: Sind es darin vorhandene Massen an<br />

bodeneigenen Stoffen wie organischem Kohlenstoff, an Nährstoffen, an Schadstoffen ? Ist es<br />

Verhalten des Bodens in Hinblick auf den Wasser-, Gas- <strong>und</strong> Stoffaustausch mit der<br />

Atmosphäre oder dem Gr<strong>und</strong>wasser? Im ersten Fall ist die Erhaltung der Bodenstruktur bei<br />

der Probenahme nicht wichtig, es können „gestörte“ Proben genommen werden, <strong>und</strong> die<br />

Bildung von Mischproben kann den analytischen Aufwand beträchtlich mindern.<br />

Probenahmen für die zweite Fragestellung, die Charakterisierung der Transportfunktionen<br />

des Bodens, sind in ihrer Schwierigkeit in zweierlei Hinsicht enorm gesteigert: Da die Proben<br />

nun als ungestörte Ausschnitte des natürlich gelagerten Bodens entnommen werden müssen,<br />

ist keine Mischprobenbildung möglich. Dies hat zur Folge, dass die Frage nach der<br />

geeigneten Probengröße eine zentrale Bedeutung einnimmt. Ziel ist, eine Bodenprobe in<br />

einer Größe zu nehmen, welche die durchschnittlichen Eigenschaften des natürlich<br />

gelagerten Bodens in Hinblick auf die interessierenden Prozesse charakteristisch<br />

widerspiegelt (Wassertransport, Stofftransport). Näheres zu theoretischen Konzepten<br />

(Stichwort „REV“) <strong>und</strong> Probenahmestrategien in diesem Zusammenhang werden wir im<br />

Hauptstudium kennen lernen.<br />

1.1.2 Beprobungsprotokolle <strong>und</strong> Qualitätskontrolle<br />

Wenn wir ein Beprobungsschema entwerfen, bauen wir in der Regel auf gewachsene<br />

Erfahrungen mit ähnlichen Messungen <strong>und</strong> auf eventuell vorliegenden Kenntnissen über den<br />

Standort auf. Damit besitzen wir eine a priori - Vorstellung über die zu erwartende<br />

Größenordnung der Messungen <strong>und</strong> über die Variabilität der Messungen. Für viele<br />

Beprobungszwecke liegen schematisierte Beprobungsprotokolle vor, die eine adäquate<br />

Handhabung von Beprobungstechniken, eine lückenlose Protokollierung, <strong>und</strong> die<br />

Vergleichbarkeit der erhaltenen Ergebnisse mit anderen Studien gewährleisten.<br />

Im Rahmen unsers <strong>Praktikum</strong>s wollen wir versuchen, „typische“ Standortseigenschaften zu<br />

erfassen. Den Aspekt der horizontalen räumlichen Variabilität auf größerer Skala werden wir<br />

aus Aufwandsgründen ausklammern. Allerdings interessieren uns - basierend auf unserem<br />

Wissen über typischen Horizontierungen aufgr<strong>und</strong> von Bodenbildungsprozessen - die<br />

Tiefengradienten von Bodeneigenschaften. Sofern dies möglich ist, ist es deshalb vernünftig,<br />

das einer Bodenschicht oder einem Bodenhorizont zugeordnete Material aus mehreren<br />

Einschlägen oder Einzelentnahmen zu gewinnen <strong>und</strong> zu einer Mischprobe zu vereinen, um<br />

somit zu tiefendifferenzierten, aber flächengemittelten Aussagen zu gelangen.<br />

Das Beprobungsprotokoll sollte die folgenden Punkte umfassen:<br />

1 Beprobungs-Strategie<br />

Anzahl <strong>und</strong> Art der Proben, genauer Ort der Beprobung, Tiefenbereiche, Zeiten,<br />

Dauer, Namen der Bearbeiter, besondere Vorkommnisse.<br />

2 Methoden<br />

Beprobungstechniken <strong>und</strong> benutzte Ausrüstung.<br />

3 Lagerung<br />

Art <strong>und</strong> evtl. Konditionierung der Behältnisse, Maßnahmen zur Präservierung der<br />

Proben, Lagerzeiten.<br />

4 Analytische Methoden<br />

Eine Liste aller verwendeten analytischen Methoden <strong>und</strong> ihrer Messgenauigkeit<br />

(physikalische Messungen) bzw. Nachweisgrenzen (chemische Methoden).<br />

2. Probenahme gestörter Bodenproben<br />

Zur Messung von Gesamt-Stoffkonzentrationen oder Wassergehalten in Bodenproben ist es


8 Probenahme <strong>und</strong> Probenvorbereitung<br />

nicht nötig, die natürliche Bodenstruktur zu erhalten. Die Probenahme kann in solchen Fällen<br />

unkompliziert durch Entnahme eines gewünschten Bodenvolumens <strong>und</strong> Überführung in ein<br />

Transportbehältnis erfolgen. Die zu messenden Bodeneigenschaften werden auf die<br />

Bodenmasse bezogen, <strong>und</strong> können über begleitende Messungen der Lagerungsdichte auf<br />

Bodenvolumen umgerechnet werden.<br />

2.1 Probenahmetechnik<br />

Die Probenahme von gestörtem Bodenmaterial im oberflächennahen Bereich ist relativ<br />

problemlos, <strong>und</strong> erfolgt durch Anlegen einer Beprobungsgrube. Bei der Probenahme aus<br />

größeren Tiefen erfolgt die Materialgewinnung je nach vorhandener Ausrüstung Beprobungstiefe<br />

<strong>und</strong> Beprobungszweck mit Kernbohrern (Nmin-Bohrer, Pürkhauer, Rammkernsonde)<br />

oder mit Gewindebohrern (Edelmann).<br />

Zu beachten ist, dass Material aus verschiedenen Tiefen leicht verschleppt wird.<br />

Insbesondere die Verschleppung von höhergelegenem Material in die tieferen Horizonte ist<br />

relativ häufig, <strong>und</strong> stellt bei der Probenahme mit dem Pürkhauer oder der Rammkernsonde<br />

ein nicht zu unterschätzendes Problem dar. Nehmen Sie deshalb Proben aus den ersten 50<br />

cm des Bodens - wenn praktikabel - besser mit dem Spaten!<br />

Zu beachten ist weiterhin, dass für die Probenahmegeräte <strong>und</strong> die Transportbehältnisse<br />

Materialien verwendet werden, die keine Interaktion zu den interessierenden Stoffen<br />

aufweisen. In der Spurenanalytik bedeutet dies, dass für Probenahmen zum Zweck der<br />

Schwermetallanalyse metallische Geräte <strong>und</strong> Gefäße vermieden werden, während für<br />

organische Spurenanalytik die Verwendung von Kunststoffgeräten zu vermeiden ist.<br />

Verbreitet ist die Verwendung von PE-Tüten <strong>und</strong> -flaschen, Weithals-Glasflaschen, <strong>und</strong> von<br />

Aluminiumgefäßen. Wählen Sie die Transportbehältnisse für ihre Analysezwecke groß <strong>und</strong><br />

robust genug (Reißfestigkeit bei Tüten!), versuchen Sie durch Mischprobenbildung die<br />

Repräsentativität für die untersuchte Bodenzone zu maximieren, <strong>und</strong> vergessen sie nicht die<br />

sorgfältige, wischfeste Beschriftung (Edding) mit allen relevanten Daten (Gruppe, Datum,<br />

Standort, Tiefenbereich).<br />

Beachten Sie, dass durch den Transport in den Gefäßen leicht verfälschende Entmischungen<br />

stattfinden. Durch Vibrationen erfolgt immer ein Absetzen von kleinen Teilchen <strong>und</strong> eine<br />

Häufung von großen Teilchen im oberen Bereich <strong>und</strong> an Gefäßwandungen. Vor der Analytik<br />

ist daher sicherzustellen, dass die Gesamtmenge verwendet wird, oder aber eine<br />

repräsentative Untermenge gewonnen wird (dies ist nicht trivial!). Weiterhin findet man in PE-<br />

Tüten oft eine Kondensation von Bodenwasser an der Plastikoberfläche. Wird der Boden aus<br />

der Tüte dann zur Trocknung im Trockenschrank in ein Trocknungsgefäß überführt, so ist die<br />

Wassermenge im Boden selbst bereits reduziert. In solchen Fällen ist es besser, die Probe<br />

bereits unmittelbar bei der Probenahme in ein geeignetes Gefäß (vorgewogene Alu-Dose) zu<br />

überführen.<br />

Versuchen Sie bei unvermeidlichen Fehlern in jedem Fall die Größenordnung <strong>und</strong> die<br />

Auswirkung auf das Ergebnis der Bestimmung abzuschätzen!<br />

2.2 Geräte-Liste für gestörte Probenahmen<br />

• Spaten (ev. aus Kunststoff), ggf. Schaufel, Handschaufel<br />

• Beutel, Beschriftungs- <strong>und</strong> Protokolliermaterial<br />

• ggf. Aluschalen oder Alu-Schälchen<br />

• Meterstab<br />

• ggf. Pürkhauer <strong>und</strong>/oder geeignete Bohrer mit Zubehör (Hammer, Ziehgestänge)


Probenahme <strong>und</strong> Probenvorbereitung 9<br />

3. Probenahme „ungestörter“ Bodensäulen<br />

3.1 Vorgehensweise<br />

Bei der Probenahme ungestörter Säulen ist unbedingt zu vermeiden, dass Verfälschungen<br />

am "gewachsenen" Porensystem eintreten. Verfälschungen entstehen im Wesentlichen durch<br />

Rissbildungen in der Probe, durch Randeffekte (Spalte aufgr<strong>und</strong> von Verkippungen der Säule<br />

während der Probenahme), durch Verschmierungen, <strong>und</strong> aufgr<strong>und</strong> von Verdichtungen durch<br />

das vorherige Betreten der Probenahmestelle oder den nachfolgenden Transport.<br />

Die Qualität der Probenahme hängt maßgeblich vom Wassergehalt des Bodens ab. Sowohl<br />

die Probenahme in einem völlig durchnässten Boden, als auch die Probenahme im trockenen<br />

Boden ist schwierig bis unmöglich. Im durchnässten Boden ist die Kohäsion der Teilchen so<br />

schwach, dass bereits geringste Erschütterungen zu Sackungen <strong>und</strong> damit zum Kollaps des<br />

Sek<strong>und</strong>ärporensystems führen. Für Sande gilt, dass sowohl im stark durchnässten als auch<br />

im stark trockenen Boden der Zusammenhalt so schwach wird, dass die Probe schlicht <strong>und</strong><br />

einfach aus dem Probenzylinder fällt. Für feinkörnige Böden ist im trockenen Zustand der<br />

Widerstand gegen die eindringende Schnittkante so hoch, dass beim Versuch des<br />

Eintreibens starke Vibrationen auftreten, die oft zu einer völligen Strukturzerstörung führen. In<br />

solchen Fällen ist ca. 48 St<strong>und</strong>en vor Probenahme eine eingehende Wässerung des<br />

Probenahmeortes (ev. mit nachfolgender Abdeckung) nötig.<br />

Im Rahmen des <strong>Praktikum</strong>s sollen pro Bodenhorizont jeweils fünf Stechzylinder <strong>und</strong> zwei<br />

Bodensäule genommen werden.<br />

3.2 Probenahme der Bodensäule<br />

Die Probenahme einer ungestörten Bodensäule (500 cm³ oder 1000 cm³) umfasst folgende<br />

Schritte:<br />

- Vorbereiten des Probenahmeortes (Schneiden der Vegetation; Entfernen von<br />

Streu, eventuell Freilegen einer Eben in der gewünschten Probenahmetiefe)<br />

- Einrammen der Bodensäule mit vorgeschalteter Schnittkante <strong>und</strong> Aufsatz; Prüfen<br />

möglicher Verdichtung (s.u.)<br />

- Heben des gefüllten Zylinderverb<strong>und</strong>es<br />

- Abtrennen von Schnittkante <strong>und</strong> Aufsatz<br />

- Präparieren der oberen <strong>und</strong> unteren Fläche<br />

- Aufsetzen <strong>und</strong> fixieren der Transportschutzkappen<br />

- Beschriften <strong>und</strong> Einpacken (senkrechte Lagerung!)<br />

Die Bodenprobe wird in einem Metallzylinder mit 10 cm Außendurchmesser <strong>und</strong> 3 mm<br />

Wandstärke (Material: V2*A-Stahl) oder einem entsprechenden Plexiglaszylinder gefasst.<br />

Dem eigentlichen Zylinder wird ein angeschärfter Schneidevorsatz aus V2*A-Stahl exakt<br />

zentriert aufgesetzt. Auf der oberen Seite des Zylinders wird in gleicher Weise ein 5cm hoher<br />

Vorsatz aufgesetzt. Der Schneidevorsatz ist mit drei Drahtseilen verb<strong>und</strong>en, welche die<br />

spätere Hebung des Zylinders ermöglichen.<br />

An der Probenahmestelle wird mittels eines geeigneten Stechzylinders (ca. 12 cm<br />

Durchmesser) zunächst die Vegetation ausgestochen, abgehoben, <strong>und</strong> in einer Wanne oder<br />

auf einer Folie abgelegt. Gegebenenfalls wir nun durch weiteres Abteufen eines<br />

Stechzylinders die Bodenschicht bis knapp oberhalb des oberen Randes des angestrebten<br />

Beprobungs-Tiefenintervalls sorgfältig abgehoben. Zur eigentlichen Probenahme wird nun<br />

oberhalb der Probenahmestelle ein Dreibein aufgestellt, das zur spielfreien Führung eines<br />

Schlagrohres dient. Dadurch wird die Gefahr von Randklüften im entnommenen Zylinder<br />

minimiert. Besteht für einen Boden die Gefahr der Verdichtung durch Sackung, so wird zur<br />

Kontrolle vom Führungsrohr des Dreibeins der Abstand zur Bodenoberfläche gemessen <strong>und</strong><br />

notiert.


10 Probenahme <strong>und</strong> Probenvorbereitung<br />

Fallgewicht<br />

Führung für Fallgewicht<br />

Schlagrohr<br />

Dreibein<br />

Schlaghaube<br />

Bajonett-Abziehvorsatz<br />

Metallzylinder<br />

Schneidevorsatz<br />

Abb. 1: Geräte-Aufbau zur Probenahme der ungestörten Bodensäule.<br />

Das Schlagrohr kann nun in die Führung eingesteckt werden. Es mündet am unteren Ende in<br />

eine Schlaghaube, die ihrerseits auf den Aufsatz des Zylinderverb<strong>und</strong>es gesteckt wird. Der<br />

gesamte Verb<strong>und</strong> (Zylinderverb<strong>und</strong>, Haube, Schlagrohr) wird nun vorsichtig <strong>und</strong> genau<br />

zentriert unterhalb des Dreibeins auf die Probenahmestelle abgesenkt. Bei Probenahme<br />

durch mehrere Personen ist dabei anzuraten, dass die Enden des Dreibeins durch<br />

Draufstehen beschwert werden. Auf das obere Ende des Schlagrohrs wird nun eine<br />

Führungsstange mit Amboss für ein Fallgewicht aufgesteckt <strong>und</strong> das Fallgewicht selbst auf<br />

die Führung geschoben 4 . Durch wiederholtes Hochheben <strong>und</strong> Fallenlassen des Fallgewichtes<br />

wird der Zylinderverb<strong>und</strong> nun in Stößen in den Boden getrieben (Abb. 2). Die vorgesehene<br />

Probentiefe ist erreicht, wenn der oberste Aufsatz des Zylinderverb<strong>und</strong>es ca. 2 cm in den<br />

Boden eingedrungen ist (Es ist ratsam, die Zieltiefe von vornherein als Soll-Überstand des<br />

Schlagrohrs zu berechnen, <strong>und</strong> während des Einrammens kontinuierlich zu messen).<br />

Das Fallgewicht, die Führungs- <strong>und</strong> Schlagstange sowie die Schlaghaube können nun<br />

entfernt werden. Die Höhe der nun frei liegenden Bodenoberfläche im Zylinder wird mit dem<br />

Wert vor Einrammen des Zylinders verglichen; ist der Boden im Zylinder im Vergleich etwas<br />

abgesenkt, so ist eine Kompaktion eingetreten, <strong>und</strong> der <strong>Praktikum</strong>sleiter über die<br />

Konsequenzen zu befragen.<br />

Zum Gewinnen der Bodensäule setzt man nun ein Abziehgestänge in die Öse der Abzieh-<br />

Stahldrähte ein <strong>und</strong> zieht den eingeschlagenen Zylinderverb<strong>und</strong> mit viel Gefühl senkrecht<br />

nach oben aus dem Boden. In der Regel wird der gewachsene Boden im Bereich des<br />

Schnittvorsatzes brechen, <strong>und</strong> der Boden im Mittelteil des Zylinders ungestört gewonnen<br />

4 VORSICHT: Verletzungsgefahr! Mit Schutzhandschuhen arbeiten! Das Fallgewicht sollte nur von<br />

Personen mit genügend Körperkraft gehoben werden!


Probenahme <strong>und</strong> Probenvorbereitung 11<br />

Abb. 2: Einrammen des Zylinder-Verb<strong>und</strong>es<br />

werden.<br />

Bei losen Sanden oder sehr spröden Böden (Bsv-Horizont von Podsolen) kann es passieren,<br />

dass die Füllung des Zylinders bei Herausheben nicht im Zylinder bleibt. In diesem Fall muss<br />

die eingetriebene Säule untergraben <strong>und</strong> von unten her hochgehoben werden. Eine minimalinvasive<br />

Probenahme ist in diesem Fall nicht möglich.<br />

Steine oder stärkere Wurzeln im Boden bewirken, dass der Zylinderverb<strong>und</strong> nicht zentriert<br />

oder gar nicht in den Boden dringt. In diesen Fällen ist die Probenahme abzubrechen <strong>und</strong> an<br />

einem benachbarten Ort zu wiederholen. Die angewendete Technik kann nicht für steinige<br />

Böden angewendet werden. Dagegen kann die Probenahme ohne weiteres mehrmals<br />

nacheinander an derselben Abteufung erfolgen, so dass auch eine Serie von tiefengestaffelten<br />

Säulen aus dem selben Bohrloch entnommen werden kann.<br />

3.3 Präparation der Bodensäule<br />

Zur weiteren Präparation wird der Innenteil des Zylinderverb<strong>und</strong>es – die eigentliche<br />

Bodensäule – freigelegt. Hierzu wird der Aufsatz unter Gegendruck(!) auf den Bodenkörper<br />

vorsichtig abgezogen. Der Gegendruck ist unbedingt nötig, damit es zu keinem Strukturbruch<br />

der Bodensäule im Kernbereich kommt. Der nach Abziehen des Aufsatzes über den<br />

Säulenkern überstehende Boden kann nun mit einem scharfen Messer abgenommen werden,<br />

so dass am Ende eine absolut plane, unverschmierte Bodenfläche freiliegt. Kleine<br />

überstehende Steine werden entfernt, der entstandene Hohlraum mit losem Bodenmaterial<br />

geflickt. An den Außenrändern darf keinerlei Spalt erkennbar sein; wenn doch, dann ist die<br />

Probe zu verwerfen. Auf die präparierte Fläche wird nun die Transport-Schutzhaube<br />

aufgesetzt. Die Bodensäule kann nun umgedreht werden. Die andere Seite wird in analoger<br />

Weise präpariert.


12 Probenahme <strong>und</strong> Probenvorbereitung<br />

3.4 Transport <strong>und</strong> Lagerung<br />

Für die Bodensäulen, aber auch für die Stechzylinder, ist zu beachten, dass durch Transport<br />

<strong>und</strong> Lagerung keine Verfälschungen der Bodenstruktur hervorgerufen werden dürfen. Dies ist<br />

insbesondere kritisch für die Bodensäulen, die aufgr<strong>und</strong> ihrer größeren Eigenmasse nach der<br />

Entfernung aus dem Bodenverb<strong>und</strong> leicht durch Erschütterungen kollabieren können. Dies ist<br />

an einer Setzung der Probenhöhe zu erkennen. Das Kollabieren hinterlässt eine nutzlose<br />

Probe, da mit den strukturellen Poren die wichtigsten transportrelevanten Strukturen in der<br />

Bodenprobe eliminiert werden, sowohl für den wasser- als auch für den Stofftransport. In der<br />

Praxis ist beim Transport auf eine strikt senkrechte Lagerung sowie auf Erschütterungsfreiheit<br />

zu achten. Dies kann beim Transport mit KFZ entweder mit Hilfe eines speziell gefederten<br />

Transportbehältnisses gewährleistet werden oder durch den Transport auf dem Schoß einer<br />

Person.<br />

Boden lebt. Bei der Lagerung ist zu beachten, dass die Bodenstruktur einer ungestörten<br />

Bodenprobe durch biologische Aktivität verändert werden kann. Regenwürmer sind in der<br />

Lage, unter den warmen Bedingungen im Labor eine Bodenprobe völlig umzugraben.<br />

Mikrobielles Wachstum <strong>und</strong> mikrobielle Mortalität kann durch den Wärmeeinfluss im Labor<br />

auf ein Vielfaches ansteigen, was z.B. ein Zusetzen von Feinporen nach sich ziehen kann.<br />

Für Langzeitstudien ist deshalb die frühe Spülung der Probe (z.B. im Rahmen der Ks-<br />

Messung) unter Verwendung eines Biozides 5 oder eines Biozidcoctails anzuraten, wobei in<br />

Nebenversuchen geklärt werden muss, dass keine Interaktion mit den interessierenden<br />

Größen (z.B. Transport eines Pestizides) auftritt. Für kurzzeitige Studien genügt die Lagerung<br />

bei 0 bis 4°C. Die eigentlichen Transport-Versuche finden in der Regel bei Umgebungstemperatur<br />

statt.<br />

3.5 Geräte-Liste<br />

• Dreibein (zerlegbar, 4 Teile)<br />

• Schlagrohr(e), Schlagrohraufsatz, Fallgewicht, Schlaghaube, Schneidkante, Aufsatz<br />

• Zylinder (Plexi oder V2*A; 500cm³ oder 1000 cm³)<br />

• Ausziehgestänge (Hammer mit Querhebel)<br />

• Messer (groß, mit einer absolut geraden Kante) zur Präparation der Probenoberfläche<br />

• Säulendeckel, Transportbehältnis zum erschütterungsfreien Transport<br />

• Spaten, Maurerkelle, Spachtel<br />

• Meterstab, Schere, Klebeband, Beschriftungsmaterial (Edding),<br />

• Protokoll<br />

4. Probenahme für Stechzylinder<br />

4.1 Probenahmetechnik<br />

Die im vorigen Abschnitt stehenden Ausführungen zur Probenahme von Bodensäulen gelten<br />

im Prinzip in gleicher Weise für die Probenahme von Stechzylindern, da beides in gleicher Art<br />

ungestörte Bodensäulen darstellen sollen. In der Praxis werden Standard-Stechzylinder (100<br />

cm³) jedoch mit etwas geringerem Aufwand gewonnen.<br />

Die Stechzylinder werden in der gewünschten Tiefe auf den freigelegten Boden aufgesetzt,<br />

mit Hilfe einer passenden Schlaghaube <strong>und</strong> eines mittelgroßen Hammers möglichst ohne<br />

Verkantung in den Boden eingetrieben (vertikal oder horizontal), <strong>und</strong> mit Messer oder Spaten<br />

vorsichtig wieder ausgegraben. Das anschließende Glattschneiden der Stechringflächen hat<br />

mit einem scharfen Messer ohne Verschmierung der Poren zu erfolgen.<br />

In der Regel werden Stechzylinder zum Zweck der Bestimmung der Lagerungsdichte <strong>und</strong> der<br />

Retentionskurve in wenigstens 6 - 10-facher Wiederholung genommen.<br />

5 Bewährt hat sich z.B. eine 40µM AgNO3-Lösung.


Probenahme <strong>und</strong> Probenvorbereitung 13<br />

4.2 Geräte-Liste<br />

• Koffer mit Stechzylindern (eingravierte Nummern!) <strong>und</strong> Stechzylinderdeckeln<br />

• passende Schlaghaube<br />

• mittelgroßer Hammer<br />

• Meterstab<br />

• Messer, Kleiner Spaten, Kelle, Spachtel<br />

• Schere<br />

5. Bodenansprache (Texturbestimmung)<br />

Im Rahmen des <strong>Praktikum</strong>s sollen Sie für die gewonnenen Bodenproben mit Hilfe der<br />

Fingerprobe die Textur bestimmen. Sie benötigen diese Information für die nachfolgende<br />

Abschätzung der hydraulischen Eigenschaften mit dem Neuronale Netz-Programm<br />

ROSETTA (im Rahmen der LV <strong>Bodenphysik</strong> I im fünften Semester). Den Skelettanteil (in<br />

Gew. %) bestimmen Sie nach Schätzung im Gelände sowie über die Siebung des Bodens.<br />

Gr<strong>und</strong>lage der Fingerprobe bilden die Ausführungen in der Bodenk<strong>und</strong>lichen Kartieranleitung<br />

(AG Boden, 1994; Kapitel 5.8.14.2), die nachfolgend rezitiert sind. Auslassungen sind durch<br />

„[...]“ angezeigt, Einfügungen sind kursiv gesetzt.<br />

5.1 Bodenart 6<br />

„Mit der Bodenart wird die Korngrößenzusammensetzung des mineralischen Bodenmaterials<br />

gekennzeichnet. Die Korngrößenanteile werden im Labor nach DIN 19683 Teil 2<br />

(Dispergierung mit Natriumpyrophosphat <strong>und</strong> Humuszerstörung) festgestellt. Im Gelände<br />

bestimmt man die Bodenart durch die Fingerprobe <strong>und</strong> nach sichtbaren Merkmalen [...].<br />

Kornfraktionen<br />

Bei der Kennzeichnung der Bodenart wird zwischen den Kornfraktionen des Feinbodens<br />

(Korndurchmesser < 2 mm) <strong>und</strong> des Grobbodens (O> 2 mm) unterschieden. Häufig wird für<br />

Grobboden synonym der Begriff Bodenskelett verwendet.<br />

Definition der Bodenarten des Feinbodens<br />

Für die Definition der einzelnen Bodenarten des Feinbodens sind die drei Fraktionen Sand,<br />

Schluff <strong>und</strong> Ton maßgebend. Nach dem Vorherrschen der einen oder anderen Fraktion<br />

werden Sande, Schluffe <strong>und</strong> Tone unterschieden. Hinzu kommen [...] die Lehme als Sand-<br />

Schluff-Tongemische, die in ihren Eigenschaften zwischen den drei erstgenannten<br />

Bodenarten stehen. Die Bezeichnung "Lehm" wird nur für Dreikorngemenge verwendet, bei<br />

denen die Fraktionen Sand, Schluff <strong>und</strong> Ton in deutlich erkennbaren <strong>und</strong> fühlbaren<br />

Gemengeanteilen auftreten.<br />

Die Bodenarten werden eingeteilt in Bodenartenhauptgruppen, Bodenartengruppen, <strong>und</strong><br />

-untergruppen. Die Bodenartenuntergruppen, ihre Kurzzeichen <strong>und</strong> die Grenzwerte ihrer<br />

Fraktionsanteile werden in Tabelle 26 [in AG Boden(1994); Im Skript: Tab. 1] <strong>und</strong> in einem<br />

rechtwinkligen Dreiecksdiagramm (Abb. 3) dargestellt.<br />

Aus dem Diagramm kann bei bekannten prozentualen Anteilen der Kornfraktionen Schluff<br />

<strong>und</strong> Ton die entsprechende Bodenart ermittelt werden.<br />

Die Kurzzeichen der Bodenartenuntergruppen bestehen aus einem Großbuchstaben <strong>und</strong><br />

einem nachgestellten Kleinbuchstaben sowie meist einer Kennziffer (2 = schwach, 3 = mittel,<br />

4 = stark) bzw. einem zweiten Kleinbuchstaben.<br />

6<br />

Der Text dieses Kapitels ist ein wortgetreuer Auszug aus Bodenk. Kartieranleitung, AG Boden, 1994,<br />

Kap. 5.8.2.14.


14 Probenahme <strong>und</strong> Probenvorbereitung<br />

Tab. 1: Kornfraktionen des Feinbodens (Faksimile der Tab. 24 aus AG Boden, 1994).<br />

Abb. 3: Diagramm der Bodenartenuntergruppen des Feinbodens (aus AG Boden, 1994).<br />

5.2 Bodenartenansprache im Gelände<br />

Die Bestimmung der Bodenartenuntergruppe des mineralischen Feinbodens im Gelände<br />

erfolgt durch die Fingerprobe. Das Bodenmaterial wird dabei zwischen Daumen <strong>und</strong><br />

Zeigefinger gerieben <strong>und</strong> geknetet. Körnigkeit, Bindigkeit <strong>und</strong> Formbarkeit des Materials<br />

können mit ausreichender Sicherheit am schwach feuchten Bodenmaterial festgestellt<br />

werden. Tabelle 1.2 <strong>und</strong> 1.3 geben die Definition der Bindigkeits- <strong>und</strong> Formbarkeitsstufen. Die<br />

Bodenartenuntergruppen des Feinbodens können nach Tabelle 29 der Kartieranleitung<br />

(=Tab. 1.4) bestimmt werden. Die Mitnahme von Wasser zum Befeuchten trockener Böden ist<br />

zweckmäßig. Hinweise auf weitere fühl- <strong>und</strong> sichtbare Merkmale sowie Eigenschaften der<br />

Fraktionen des Feinbodens bei unterschiedlichen Mengenanteilen gibt ebenfalls Tabelle 29.<br />

Für die Unterteilung der Sandfraktion können Messlupen verwendet werden.<br />

5.3 Geräte-Liste<br />

• Salzsäure<br />

• Wasser<br />

• Bodenk<strong>und</strong>liche Kartieranleitung, AG Boden, 1994.<br />

• Ev. weißes Papier <strong>und</strong> Farbtafeln<br />

• Ev. Handtuch


Probenahme <strong>und</strong> Probenvorbereitung 15<br />

Tab. 2: Definition der Bindigkeitsstufen (aus Bodenk<strong>und</strong>l. Kartieranleitung, AG Boden, 1994)<br />

Kennzeichnung<br />

der Stufen<br />

Zusammenhalt der<br />

Bodenprobe<br />

Bezeichnung/Kennzeichnung<br />

0 kein sofort<br />

zerbröselt/zerbricht<br />

1 sehr gering sehr leicht<br />

2 gering leicht<br />

3 mittel nicht<br />

4 stark nicht<br />

5 sehr stark nicht<br />

Tab. 3: Definition der Formbarkeitsstufen (aus Bodenk<strong>und</strong>l. Kartieranleitung, AG Boden,<br />

1994).<br />

Ausrollbarkeit: Bewertung der Ausrollbarkeit einer Probe bis auf halbe<br />

Bleistiftstärke<br />

0 Probe nicht ausrollbar; zerbröckelt beim Versuch<br />

1 nicht auf halbe Bleistiftstärke ausrollbar, da die Probe vorher<br />

reißt <strong>und</strong> bricht<br />

2 Ausrollen auf halbe Bleistiftstärke schwierig, da die Probe<br />

starke Neigung zum Reißen <strong>und</strong> Brechen aufweist<br />

3 ohne größere Schwierigkeiten auf halbe Bleistiftstärke<br />

ausrollbar, da die Probe nur noch schwach reißt oder bricht<br />

4 leicht auf halbe Bleistiftstärke ausrollbar, da die Probe nicht<br />

reißt oder bricht<br />

5 auf dünner als halbe Bleistiftstärke ausrollbar


16 Probenahme <strong>und</strong> Probenvorbereitung<br />

Tab. 4: Schlüssel zur Bestimmung der Bodenarten des Feinbodens im Gelände mittels<br />

Fingerprobe (Faksimile der Tabelle 29 der Bodenk<strong>und</strong>lichen Kartieranleitung)


Probenahme <strong>und</strong> Probenvorbereitung 17<br />

Tab. 4 – Fortsetzung.


18 Probenahme <strong>und</strong> Probenvorbereitung<br />

6. Literatur<br />

AG Boden. 1994. Bodenk<strong>und</strong>liche Kartieranleitung, 4. Auflage. Schweizerbart'sche<br />

Verlagsbuchhandlung, Stuttgart.<br />

Hartge K.-H., <strong>und</strong> R. Horn. 1992: Die physikalische Untersuchung von Böden. 3. Auflage.<br />

Enke Verlag, Stuttgart.<br />

Kretschmar, R. 1996. Kulturtechnisch-bodenk<strong>und</strong>liches <strong>Praktikum</strong>. Ausgewählte Labor- <strong>und</strong><br />

Feldmethoden. Inst. für Wasserwirtschaft <strong>und</strong> Landschaftsökologie, Christian-<br />

Albrechts-Universität Kiel.<br />

7. Aufgaben Probenahme<br />

Für einen der beiden im <strong>Praktikum</strong> untersuchten Standorte (FAL) wurde die Probenahme<br />

bereits im Vorfeld durchgeführt, für den anderen Standort erfolgt sie mit einer kleinen Gruppe<br />

„Freiwilliger“. Wir verzichten im Rahmen des <strong>Praktikum</strong>s auf die Erfassung der Variabilität für<br />

eine größere Fläche, <strong>und</strong> beschränken uns auf einen lokalen Standort. Es soll anhand einer<br />

Profilgrube eine Bodenansprache <strong>und</strong> Horizonteinteilung vorgenommen werden.<br />

Für jeden Horizont werden Proben in folgendem Umfang genommen.<br />

1. Zwei ungestörte Bodensäulen mit einem Volumen von 500cm³ (ca. 7.5 cm hoch, ca.<br />

9.4 cm Innendurchmesser). Die Säulen soll je Gruppe aus einem Horizont entnommen<br />

werden. Sie dient der Bestimmung folgender Größen:<br />

• Lagerungsdichte <strong>und</strong> Porosität<br />

• Wassergehalt bei Probenahme<br />

• Sättigungswassergehalt<br />

• Gesättigte <strong>und</strong> eventuell ungesättigte hydraulische Leitfähigkeit<br />

2. Fünf Stechzylinder mit einem Volumen von 100cm³ (ca. 4 cm hoch, ca. 5 cm<br />

Durchmesser). Sie dienen der Bestimmung folgender Größen:<br />

• Lagerungsdichte <strong>und</strong> Porosität<br />

• Wassergehalt bei Probenahme<br />

• Sättigungswassergehalt<br />

• Wassergehalt bei Feldkapazität<br />

3. Gestörtes Bodenmaterial (ca. 5 kg). Das Material dient zur Bestimmung folgender<br />

Größen:<br />

• Gehalt an organischen Kohlenstoff, Carbonat, Nährstoffen, austauschbare Kationen,<br />

Basensättigung, Kalkbedarf, KAK, Elektrolytkonzentration, pH. Weiterhin wird das<br />

Material zur Befüllung von Stechringen verwendet.<br />

4. Fingerprobe zur Körnungsbestimmung<br />

• Stellen Sie die Bodenunterart nach Tabelle 29 der Bodenk<strong>und</strong>lichen Kartieranleitung<br />

fest (z.B. Su2).<br />

• Lesen Sie aus dem Körnungsdreieck für die bestimmte Bodenart die Zusammensetzung<br />

in den Gr<strong>und</strong>körnungen Sand (%), Schluff (%), <strong>und</strong> Ton (%) ab. Geben sie<br />

sinnvolle Bandbreiten für diese Anteile an.<br />

Zusätzlich werden vom Standort mitgenommen:<br />

5. Gestörtes Oberbodenmaterial (eine Wanne) zur Bestimmung folgender Größen:<br />

• Biologische Umsetzungsrate<br />

Man achte generell auf die eindeutige Protokollierung <strong>und</strong> Probenbeschriftung! Die<br />

entsprechenden Verantwortlichkeiten sollten in jeder Gruppe klar abgesprochen sein.


Probenahme <strong>und</strong> Probenvorbereitung 19<br />

8. Aufgaben: Probenvorbereitung 7<br />

7.1 Unmittelbar nach Rückkehr ins Labor<br />

Nach der Rückkehr ins Labor werden die genommenen Proben wie folgt aufbereitet:<br />

1. Ungestörte Bodensäulen<br />

• Wägung (eindeutige Beschriftung <strong>und</strong> Protokollierung des Vorgangs; Deckelgewicht<br />

<strong>und</strong> Säulengewicht separat feststellen)<br />

• Lagerung im Kühlschrank<br />

2. Stechzylinder<br />

• Wägung (eindeutige Beschriftung <strong>und</strong> Protokollierung des Vorgangs; Deckelgewicht<br />

<strong>und</strong> Säulengewicht separat feststellen). Stechzylinder haben eingeäzte Kennungen.<br />

• Lagerung im Kühlschrank<br />

3. Gestörtes Bodenmaterial<br />

• In Teile trennen. Ein Teil Auslegen zur Trocknung, ein weiterer Teil wird gefriergetrocknet,<br />

ca. 50 g verbleiben feldfrisch in Beuteln zur Packung der Stechringe.<br />

4. Gestörtes Oberbodenmaterial<br />

• Übergabe an die TA.<br />

7.2 Ungestörte Bodensäulen <strong>und</strong> Stechzylinder auf Aufsättigung<br />

• Proben wiegen (eindeutige Beschriftung <strong>und</strong> Protokollierung des Vorgangs;<br />

Deckelgewicht <strong>und</strong> Säulengewicht separat feststellen)<br />

• Aufsetzen auf die Aufsättigung<br />

7.3 Stechringe in Drucktopf<br />

• Packen Sie insgesamt 15 Stechringe mit ihrem Bodenmaterial <strong>und</strong> setzen Sie jeweils<br />

5 Stechringe in die Drucktöpfe für die Drücke 1bar, 3bar, 15 bar ein. Achten Sie<br />

darauf, dass Sie ihre Stechringe bei der Entnahme aus den Drucktöpfen wieder<br />

eindeutig identifizieren können. Nach Einsetzen aller Ringe werden die Drucktöpfe<br />

verschlossen <strong>und</strong> unter Druck gesetzt (NUR DURCH QUALIFIZIERTES PERSONAL<br />

ODER UNTER AUFSICHT!).<br />

7.4 Mörsern für bodenchemische Analysen<br />

Die bodenchemischen Versuche erfolgen an gemörsertem Bodenmaterial (Da das Mörsern<br />

an getrockneten Böden erfolgen muss, kann diese Probenvorbereitung nicht unmittelbar im<br />

Anschluss an die Probenahme erfolgen). Das Mörsern von ca. 500 g Probenmaterial erfolgt<br />

deshalb am ersten Donnerstagstermin des <strong>Praktikum</strong>s. Einzelheiten für das Mörsern sind mit<br />

dem Technischen Assistenten abzusprechen.<br />

7.5 Zerstören der organischen Substanz<br />

Die Durchführung der Körnungsanalyse (Versuch 1) erfordert das Vorliegen von<br />

dispergiertem Bodenmaterial. Hierzu müssen nach Abtrennung einer geeigneten<br />

Bodenmenge die organische Substanz oxidiert <strong>und</strong> eventuell Karbonate <strong>und</strong> Fe-<br />

Verbindungen aufgelöst werden. Die konkreten Arbeiten hierzu sind in Kapitel 2.3<br />

beschrieben.<br />

7.6 Eintragen aller Messdaten in Excel-Dateien<br />

Das Eintragen aller Daten in EXCEL-Dateien unmittelbar nach der Probennahme <strong>und</strong><br />

7 Mit Ausnahme von 7.1 werden diese Arbeiten zum ersten <strong>Praktikum</strong>stermin durchgeführt.


20 Probenahme <strong>und</strong> Probenvorbereitung<br />

Datenerfassung gehört zu den ersten Schritten der Probenaufbereitung. Die Erfahrung zeigt,<br />

dass nur auf diese Art das in Praktika nicht unübliche Verschwinden von Daten minimiert<br />

werden kann. Für die einzelnen Versuche werden Vorlagen erstellt. Nähere Informationen<br />

zum Speicherort der Dateien werden zum <strong>Praktikum</strong>sbeginn mitgeteilt.


Körnungsanalyse 21<br />

Versuch 1: Körnungsanalyse<br />

1.1 Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Als Körnung (Textur, Bodenart, Korngrößenverteilung) bezeichnet man den bei der Bodenbildung<br />

durch Verwitterung entstandenen Zerteilungsgrad der Gesteinsbruchstücke <strong>und</strong><br />

Bodenminerale 8 . Die Textur ist – neben der Farbe – das augenfälligste Merkmal eines<br />

Bodens, <strong>und</strong> wird bei jeder Ansprache als eines der ersten Merkmale bestimmt. Die Textur<br />

prägt direkt oder indirekt alle wesentlichen bodenphysikalischen Standorteigenschaften <strong>und</strong><br />

Materialfunktionen, wie Lagerungsdichte, Porosität, Luftraumvolumen, Wasserspeichereigenschaften,<br />

Wasser- <strong>und</strong> Luftdurchlässigkeit, Kompressibilität, Fließverhalten, Erodierbarkeit,<br />

Temperaturleitvermögen. Zwischen der Körnung <strong>und</strong> der Mineralogie der<br />

Einzelkörner besteht in der Regel ein Zusammenhang. Sie hängt deshalb eng mit Sek<strong>und</strong>ärgrößen<br />

wie Benetzungseigenschaften oder Oberflächenaktivitäten zusammen, <strong>und</strong> bestimmt<br />

maßgeblich den Nährstoffhaushalt von Böden. Besonders wichtig ist der Einfluss der Textur<br />

für die Strukturausbildung von Böden. Dies bedeutet, dass der gesamte Wasser-, Luft- <strong>und</strong><br />

Stoffhaushalt, <strong>und</strong> davon abgeleitet wiederum das mikrobielle, biochemische <strong>und</strong> chemische<br />

Milieu eines Standortes von der Korngrößenverteilung abhängen.<br />

Der Zweck der Körnungsanalyse besteht in der Feststellung der Mengenanteile unterschiedlich<br />

großer Teilchengrößen eines Bodens. Da sich die Körnung des Bodens im Laufe<br />

der Zeit sehr viel geringfügiger als viele andere Bodeneigenschaften ändert, gilt sie als<br />

„Materialkonstante“, <strong>und</strong> somit als zeitlich invariante Gr<strong>und</strong>eigenschaft eines Standortes. Die<br />

Ergebnisse einer Körnungsanalyse sind somit fast ausschließlich von der Durchführung der<br />

Bestimmung abhängig, insbesondere von den Methoden zur Auftrennung der Fraktionen <strong>und</strong><br />

von der Art der dispergierenden Vorbehandlung. Daher ist die Verwendung standardisierter<br />

Verfahren sehr wichtig, da nur so die Vergleichbarkeit von Untersuchungsergebnissen<br />

gewährleistet ist.<br />

Entsprechend der gr<strong>und</strong>legenden Bedeutung der Körnungsanalyse existieren eine ganze<br />

Reihe von Verfahren, die z.T. bereits Ausgang des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts entwickelt wurden. Basis<br />

der Auftrennung von großen Korngrößen (Steine, Kies, Sand) ist die Siebung (nass oder<br />

trocken), d.h. die Passage durch (quadratische) Maschen. Für Korngrößen kleiner 63 µm<br />

kommen Verfahren zum Zuge, die auf dem von Stokes 1951 aufgestellten<br />

Sedimentationsgesetz beruhen. Hierbei wird ausgenutzt, dass Teilchen mit höherer Dichte als<br />

Wasser in einer Wassersäule als Folge der Dichtedifferenz in Abhängigkeit von ihrer Größe<br />

unterschiedlich schnell sedimentieren. Das Stokes’sche Gesetz beschreibt die<br />

Sedimentationsgeschwindigkeit v von kugelförmigen Teilchen des Durchmessers d in<br />

Abhängigkeit vom Dichteunterschied zum Fluid<br />

g<br />

v =<br />

( ρ f − ρw<br />

) 2<br />

18η<br />

mit ρf = Dichte des Partikels, ρw = Dichte der Lösung, g = Erdbeschleunigung, η =<br />

8 Eng verwandt mit dem Begriff der Körnung ist der Begriff der „Dispersität“, dem Größenspektrum aller<br />

Partikel, also sowohl der Mineral- als auch der Humusstoffe (vgl. Schlichting et al., 1995, S. 111).<br />

⋅ d


22 Körnungsanalyse<br />

dynamische Viskosität der Lösung.<br />

Wegen der Abweichung der Form der Primärteilchen von der Kugelform (Sand: r<strong>und</strong>, Ton:<br />

plattig) müssen Korngrößen, die nach Sedimentationsmethoden bestimmt werden, als<br />

„Äquivalentgrößen“ 9 gesehen werden. Als Dichte der sedimentierenden Teilchen wird die des<br />

Quarz (2,65 g⋅cm -3 ) angenommen, da Quarz meist dominierend ist. Die auf dem Stokes’schen<br />

Gesetz beruhenden Methoden messen die Sedimentmengenanteile, die sich nach definierten<br />

Sedimentationszeiten noch in bestimmten Tiefen von Messzylindern befinden. Die<br />

Partikelgrößenverteilung ergibt sich durch Differenzbildung: die Partikel mit größerem<br />

Durchmesser als einem jeweilig errechneten Grenzwert gelten als absedimentiert.<br />

Die zum Einsatz kommenden Methoden sind:<br />

1. Spülverfahren nach Kopecky <strong>und</strong> Kraus<br />

2. Sediment <strong>und</strong> Schlämmverfahren nach Atterberg (= Referenzmethode)<br />

3. Pipettmethode nach Köhn <strong>und</strong> Köttgen<br />

4. Zentrifugenverfahren nach Svedberg <strong>und</strong> Nichols<br />

5. Dekantierungsverfahren<br />

6. Aräometermethode nach Casagrande <strong>und</strong> De Lehnheer<br />

7. Lasergestützte Zählverfahren <strong>und</strong> Verfahren auf Basis von<br />

Laserstreuungsmessungen<br />

Bei der Korngrößenanalyse bestehen nach Hartge <strong>und</strong> Horn (1992) zwei prinzipielle<br />

Probleme:<br />

(1) Die weite Spanne der Korngrößen hat zur Folge, dass nicht der ganze Bereich mit einer<br />

einzigen Methode abgedeckt werden kann. Wegen ihres großen Durchmessers besitzen die<br />

Sandfraktionen (d>63µm) so hohe Sedimentationsgeschwindigkeiten, dass eine Diskriminierung<br />

in die Unterfraktionen durch Sedimentation in wässriger Lösung aufgr<strong>und</strong> ihrer hohen<br />

Sinkgeschwindigkeiten schwierig ist. Die Partikelgröße erlaubt hier aber eine Abtrennung der<br />

Sandfraktionen durch Siebverfahren (DIN 19683, Blatt 1). Im <strong>Praktikum</strong> wird die Siebung für<br />

Partikelgrößen >63 µm <strong>und</strong> das Aräometerverfahren für Partikelgrößen < 63 µm eingesetzt<br />

werden.<br />

(2) Da Körner verschiedene Festigkeiten haben, ist es nicht möglich, zwischen Primärteilchen<br />

<strong>und</strong> Aggregaten mit letzter Genauigkeit zu unterscheiden. Deswegen werden Bodenproben<br />

für wissenschaftliche Vergleichszwecke sorgfältigen <strong>und</strong> genau genormten Vorbehandlungen<br />

unterworfen, die darauf abzielen, Aggregate zu zerstören, Primärteilchen aber unzerstört zu<br />

belassen.<br />

In der Regel wird die Körnungsanalyse nach einer Vorbehandlung an Proben vorgenommen.<br />

Ziel der Vorbehandlung ist die Auflösung von „Kittsubstanzen“, die im Rahmen der<br />

Bodenbildung anfielen <strong>und</strong> zu einer Verkittung von Primärteilchen führen. Darunter fallen<br />

Salze, Biokalke, Kieselsäuren, Eisenverbindungen, Sesquioxide, Pilzmycele <strong>und</strong><br />

Bakterienschleime. Die flockende Wirkung der Tonminerale wird durch Umladung bzw.<br />

Besetzung der Austauscherplätze mit einwertigen Ionen (Lithium- (Li+) oder Natrium-Ionen<br />

(Na+) ) aufgehoben. Üblich ist die Behandlung mit Salzsäure (HCl) zur Lösung anorganischer<br />

Kittsubstanzen, Wasserstoffperoxid (H2O2) zur Oxidation organischer Substanzen, <strong>und</strong><br />

Natriumpyrophosphat (Na2P2O7 ·10 H2O) zur Oxidation von Kittsubstanzen <strong>und</strong> zur<br />

Tonmineralbeladung mit Na+. Ungelöst ist nach Kretzschmar (1996) die Vorbehandlung zur<br />

Körnungsanalyse von Kalkböden. Schwierigkeiten machen auch Orterde- <strong>und</strong> Ortsteinböden<br />

(Podsole!).<br />

Die Vorbehandlungsschritte mit oben genannten Substanzen ergeben wissenschaftlich<br />

definierte <strong>und</strong> wiederholbare Aussagen zur Korngrößenverteilung der Primärpartikel. Für<br />

praktische landwirtschaftliche <strong>und</strong> kulturtechnische Belange braucht die Bodenstruktur jedoch<br />

9 Dies bedeutet: als äquivalente Teilchengröße wird der Durchmesser einer Kugel gleicher Dichte<br />

angesehen, die eine entsprechende Sedimentationsgeschwindigkeit besitzt.


Körnungsanalyse 23<br />

Tab. 5: Korngrößenklasseneinteilung nach bodenk<strong>und</strong>licher Kartieranleitung (1994)<br />

nicht so gründlich bis zum Einzelkorn zerlegt zu werden, zumal die ökologisch wirksame<br />

Kornverteilung eher durch die Analyse einer unbehandelten Probe repräsentiert wird. Nach<br />

Kretzschmar (1996) genügt die einfache Wasserdispergierung in siedendem Wasser.<br />

1.2 Prinzip<br />

Feinboden (


24 Körnungsanalyse<br />

Abb. 4: Körnungssummenkurven für Kies, Ton <strong>und</strong> Lehm (aus DIN 18123).<br />

statistische Maßzahlen charakterisieren. Die allgemein gebräuchlichsten Maßzahlen für Lage<br />

<strong>und</strong> Streuung, der arithmetische Mittelwert <strong>und</strong> die Standardabweichung, sind zur<br />

Charakterisierung von Korngrößenverteilungen allerdings ungeeignet, da sie für lognormalverteilte<br />

Größen wenig aussagekräftig sind, <strong>und</strong> stark von den Enden der Verteilungsfunktion<br />

beeinflusst werden.<br />

Die wichtigsten Maßzahlen zur Charakterisierung der Korngrößenverteilung sind:<br />

• Median d50 (=Äquivalentdurchmesser, der von 50 Masse% der Körner über bzw.<br />

unterschritten wird)<br />

F ( d 50 ) =<br />

0.<br />

5<br />

• Sortierung So (=Wurzel aus dem Verhältnis des Massenanteils beim 75%-Quantil<br />

zum Massenanteil beim 25%-Quantil)<br />

So =<br />

d<br />

d<br />

75<br />

25<br />

• Ungleichförmigkeitsgrad U (=Verhältnis des Massenanteils beim 60%-Quantil zum<br />

Massenanteil beim 10%-Quantil)<br />

d<br />

U =<br />

d<br />

60<br />

10


Körnungsanalyse 25<br />

Sortierung <strong>und</strong> Ungleichförmigkeit drücken beide das Ausmaß der Sortierung aus, haben also<br />

ungefähr den gleichen Informationswert.<br />

U-Werte >15 bedeuten ein sehr ungleichförmiges Körnungsspektrum. Mit starker<br />

Verschlämmungsneigung ist zu rechnen.<br />

U-Werte zwischen 15 <strong>und</strong> 5 kennzeichnen ein ungleichförmiges Körnungsspektrum, mit<br />

mittlerer bis mäßiger Verschlämmungsneigung des Bodens.<br />

U-Werte 6 für Filtersande (Brunnenfilter, Filterbetten) ergeben sich<br />

vorzeitige Verstopfungen im Filterkörper (Kretzschmar, 1996). Nach DIN 19623 darf die U-<br />

Zahl höchstens 1.5 betragen.<br />

Die Bestimmung der Korngrößenverteilung des Feinbodens erfolgt in 5 Stufen:<br />

1. Abtrennung des Skelettanteils: Sieben auf


26 Körnungsanalyse<br />

1.3.3 Entfernen von Karbonaten <strong>und</strong> Lösen von Fe-Verbindungen<br />

An die Wasserstoffperoxid-Behandlung anschließend kann eine Salzsäurebehandlung erfolgen,<br />

durch die Carbonate <strong>und</strong> Eisenhydroxide bzw. Eisenoxidhydrate entfernt werden. Die<br />

Behandlung ist zwingend erforderlich, wenn Carbonate <strong>und</strong> Eisenverbindungen zusammen<br />

mehr als 4 Gewichtsprozent ausmachen. Durch die Salzsäurebehandlung entstehen<br />

Chloride, durch die die Dichte der Lösung erhöht wird, <strong>und</strong> die in der Körnungsanalyse zu<br />

berücksichtigen sind („Salzfehler“).<br />

Die Zugabe von 4-5%iger HCl erfolgt in kleinen Portionen von 5 bis 10 ml. Die Reaktion der<br />

Carbonate, z.B. des CaCO3 mit HCl macht sich durch Aufbrausen <strong>und</strong> Zischen bemerkbar.<br />

Die Zugabe ist so lange notwendig, bis kein Brausen mehr wahrnehmbar ist. Empfehlenswert<br />

ist die vorherige Bestimmung des Salzsäureverbrauchs des Bodens (Säurebindungsvermögen)<br />

durch Titration einer Parallelprobe bis auf pH 4.2, um einer Salzsäureüberdosierung<br />

vorzubeugen.<br />

Nach der Behandlung mit H2O2 <strong>und</strong> HCl ist die vorbehandelte Probe auf einem Filter mit Aq.<br />

deion. salzfrei zu waschen. Nach Kretzschmar (1996) kann bei Zugeständnissen an die<br />

Genauigkeit der Analyse auf diesen Schritt auch verzichtet werden, da der „Salzfehler“ durch<br />

die Differenzenbildung bei den Korngrößenfraktionen weitgehend eliminiert wird.<br />

1.3.4 Dispergieren<br />

Die Feinteilchen in der Suspension neigen zur Koagulation (Flockenbildung). Tritt sie bei der<br />

Sedimentationsanalyse auf, so wird ein zu geringer Anteil der Feinstkornfraktionen<br />

gemessen. Die Probe wird deshalb mit 25 ml 4 N Na4P2O7-Lösung versetzt <strong>und</strong> über Nacht<br />

stehen gelassen. Am nächsten Morgen wird auf ≈ 250 ml aufgefüllt <strong>und</strong> die Probe mit einem<br />

Rührwerk gerührt. Wahlweise kann die Probe auch 6 h geschüttelt werden.


Körnungsanalyse 27<br />

Abb. 5: Auswertung einer Trockensiebung (aus DIN 18683).<br />

1.4 Siebung (nach DIN 19683, Blatt 1 <strong>und</strong> 2, DIN 18123)<br />

Die Sandfraktionen größer 630µm, >200µm, <strong>und</strong> >63µm werden durch Sieben gewonnen.<br />

Die Siebung kann am dispergierten, getrockneten Material vorgenommen werden (Trockensiebung)<br />

oder als Nasssiebung (bei bindigen Böden vorzuziehen).<br />

Bei der Nasssiebung ist die Suspension, soweit erforderlich (BetreuerIn fragen!), zu<br />

dekantieren (1 l Schlämmzylinder), der Rückstand auf noch vorhandene Aggregate zu untersuchen,<br />

diese (aber nicht Gesteinsgrus) werden schonend zerdrückt (nicht zerrieben !!!).<br />

Anschließend werden Rückstand <strong>und</strong> Suspension wieder vereinigt <strong>und</strong> über einen Siebsatz<br />

(0,63 mm, 0,2 mm, 0,063 mm Maschenweite) in einen 1 l Schlämmzylinder überführt. Dabei<br />

wird mit demineralisiertem Wasser nachgespült, bis der Schlämmzylinder fast 1 l Inhalt<br />

aufweist. Dabei ist darauf zu achten, dass zum Überführen des Schlämmkorns in den<br />

Zylinder nicht mehr als 1 l Wasser verwendet werden darf (siehe Markierung!).<br />

Die Siebrückstände werden auf noch vorhandene Aggregate geprüft, die dann wie oben<br />

behandelt werden. Die Siebrückstände werden vollständig in getrennte Trocknungsgefäße<br />

überführt. Nach Trocknung bei 105 °C bis zur Gewichtskonstanz wird die Masse der<br />

jeweiligen Kornfraktionen durch Wägen ermittelt.


28 Körnungsanalyse<br />

1.5 Kettenaräometer-Methode<br />

1.5.1 Meßprinzip<br />

Mit Hilfe geeigneter Aräometer (Tauchkörper) wird die Dichte der Suspension in zweckmäßig<br />

festgelegten Zeitabständen gemessen. Die Dichte der Suspension ergibt sich aus der Dichte<br />

des Fluids plus dem Anteil der suspendierten Partikel. Da die Substanzdichte der Partikel<br />

größer ist als die Dichte von Wasser, kommt es durch Suspension zu einer Dichteerhöhung,<br />

wodurch ein Tauchkörper einen höheren Auftrieb erfährt als in reinem Wasser. Aus den<br />

Dichten <strong>und</strong> den Eintauchtiefen des Aräometers wird die Korngrößenverteilung berechnet.<br />

Das Verfahren ist für Kornanteile nicht über 0,125 mm <strong>und</strong> nicht unter 0,001 mm anwendbar.<br />

1.5.2 Durchführung<br />

Die Suspension im Schlämmzylinder ist einige Minuten lang gut durchzuschütteln, wobei der<br />

Zylinder wiederholt vollständig umgekippt werden muss. Dabei ist jedoch darauf zu achten,<br />

dass keine Teile des Inhalts verloren gehen. Um solche Verluste zu verhindern, werden die<br />

Zylinder sorgfältig mit Parafilm verschlossen.<br />

Nach Beendigung des Umschüttelns wird der Zylinder mit der Suspension auf den Tisch<br />

gestellt <strong>und</strong> unmittelbar danach mit der Zeitmessung begonnen (beim Abstellen des Zylinders<br />

darf kein Bodensatz mehr vorhanden sein!).<br />

Das Aräometer wird so in die Suspension eingetaucht, dass es frei schwimmt. Nach 30, 60<br />

<strong>und</strong> 120 s wird der Teilwert des Aräometers am oberen Rand des Meniskus abgelesen.<br />

Danach wird das Aräometer aus dem Zylinder genommen, mit demineralisiertem Wasser abgespült<br />

<strong>und</strong> bis zur nächsten Messung in einem Zylinder mit demineralisiertem Wasser<br />

aufbewahrt.<br />

Weitere Messungen sind nach 5, 15, 30, 45, 60 <strong>und</strong> 90 min durchzuführen.<br />

Die Temperatur der Suspension ist innerhalb der ersten 15 min einmal, danach unmittelbar<br />

nach jeder Messung festzuhalten. Bei jeder Aräometerablesung ist die Koagulation zu<br />

überprüfen. Eine Flockenbildung größeren Ausmaßes ist an der Ausbildung einer scharfen<br />

Grenzschicht zwischen Bereichen stark unterschiedlicher Trübung erkennbar. Unterhalb<br />

dieser Grenzschicht können Flocken sichtbar sein. Kann eine Koagulation trotz Zusatz des<br />

Dispergierungsmittels nicht verhindert werden, so sind andere Bestimmungsverfahren zur<br />

Korngrößenverteilung anzuwenden.<br />

Es ist hilfreich, vor Beginn der Messung eine Tabelle mit folgendem Inhalt anzulegen:<br />

Uhrzeit Zeitspanne vom<br />

Versuchsbeginn<br />

bis zur Ablesung<br />

Aräometerwert Temperatur der<br />

Suspension<br />

Außerdem sollte, ebenfalls vor Beginn der Messung, die Skala des Aräometers genauer<br />

studiert werden.<br />

Korrektur der Aräometerablesung:<br />

Beim Versuch wird das Aräometer am oberen Meniskusrand abgelesen (d` bzw. R`), die<br />

Skalierung des Aräometers ist jedoch für den ebenen Wasserspiegel gültig. Daher ist ein<br />

Korrekturwert zur Ablesung zu addieren.<br />

Weiterhin ist die Dichte des Wassers, bedingt durch die Zugabe des Dispergierungsmittels,<br />

etwas größer als die des demineralisierten Wassers, daher ist eine weitere Korrektur der<br />

Ablesung erforderlich.


Körnungsanalyse 29<br />

Die Summe der beiden erforderlichen additiven Korrekturen muss gemeinsam mit einer u.U.<br />

erforderlichen Korrektur des Nullpunktfehlers des Aräometers experimentell ermittelt werden.<br />

Dazu ist eine Stammlösung von Na4P2O7 (20,00 g/l H2O) zu verwenden (Sie finden diese<br />

Stammlösung bereits vor). Von dieser Lösung werden 25 ml mit H2O auf 1 l aufgefüllt, gut<br />

umgerührt, auf Raumtemperatur (20°C) gebracht <strong>und</strong> in den Schlämmzylinder gefüllt. In diese<br />

Lösung wird das Aräometer getaucht <strong>und</strong> am oberen Meniskusrand der Skalenwert R<br />

abgelesen, welcher der Negativwert der gesuchten Korrektur Cm ist (Abb. 7).<br />

Abb. 6: Aräometer (aus DIN 18123).<br />

1.5.3 Auswertung<br />

Die Ablesungen werden in einen Vordruck übertragen (Abb. 7), der Korndurchmesser d wird<br />

mit Hilfe eines Nomogrammes (Abb. 8) bestimmt. Der Massenanteil a entspricht dem<br />

Siebdurchgang der Nasssiebung <strong>und</strong> wird als Körnungslinie in Abhängigkeit von der<br />

Korngröße aufgetragen (Abb. 4). Dabei ist die Korndichte bei Tonböden ρs als 2.69 g/cm 3 , bei<br />

Sand- <strong>und</strong> Schluffböden als 2.65 g/cm 3 anzunehmen.


30 Körnungsanalyse<br />

Abb. 7: Vordruck zur Aräometer-Auswertung (aus DIN 18123) <strong>und</strong> Temperaturkorrektur CT.


Körnungsanalyse 31<br />

Abb. 8: Nomogramm zur Aräometermessung-Auswertung (aus DIN 18123).


32 Körnungsanalyse<br />

Abb. 9: Beispiel zur Aräometer-Auswertung (aus DIN 18123).<br />

Aus den Ergebnissen der Körnungsanalyse hat die Einordnung der untersuchten Proben in<br />

ein Dreiecksdiagramm (Abb. 3) <strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>ene Klassifizierung des Bodens nach<br />

DIN 4220 (identisch zur bodenk<strong>und</strong>lichen Kartieranleitung) zu erfolgen.<br />

Hinweis: Die in DIN 18123 beschriebene Ermittlung der Kennwerte des Aräometers ist in der<br />

Regel nicht mehr erforderlich. Ein geeichtes Nomogramm liegt am <strong>Praktikum</strong>splatz aus bzw.<br />

wird verteilt.<br />

1.6 Literatur<br />

Bartel W. (1964): Einführung in die Korngrößenmesstechnik. Springer, Heidelberg.<br />

DIN 18123 (April 1983): Bestimmung der Korngrößenverteilung.<br />

DIN 19683, Blatt 1 (April 1973): Bestimmung der Korngrößenzusammensetzung durch<br />

Siebung.<br />

DIN 19683, Blatt 2 (April 1973): Bestimmung der Korngrößenzusammensetzung nach<br />

Vorbehandlung mit Natriumpyrophosphat.<br />

Hartge K.-H., <strong>und</strong> R. Horn (1992): Die physikalische Untersuchung von Böden. Enke Verlag,<br />

Stuttgart.<br />

Kretschmar, R. (1996): Kulturtechnisch-bodenk<strong>und</strong>liches <strong>Praktikum</strong>. Ausgewählte Labor- <strong>und</strong><br />

Feldmethoden. Inst. für Wasserwirtschaft <strong>und</strong> Landschaftsökologie, Christian-<br />

Albrechts-Universität Kiel.<br />

Scheffer/Schachtschabel (1998): Schachtschabel, P., Blume, H.-P., Brümmer, G., Hartge, K.-<br />

H., Schwertmann, U. (Hrsg.), Lehrbuch der <strong>Bodenk<strong>und</strong>e</strong>, 14. Auflage. Ferdinand Enke<br />

Verlag Stuttgart.<br />

Schlichting E., H.-P. Blume <strong>und</strong> K. Stahr (1995): <strong>Bodenk<strong>und</strong>liches</strong> <strong>Praktikum</strong>. 2. Auflage.<br />

Blackwell, Berlin.


Körnungsanalyse 33<br />

1.7 Aufgabe<br />

1. Führen Sie mit „ihrem“ Boden eine Körnungsanalyse durch (Siebung + Sedimentation).<br />

2. Stellen Sie die Sand, Schluff- <strong>und</strong> Tonanteile in einer Balkengrafik dar.<br />

3. Bestimmen Sie aus dem Körnungsdreieck der bodenk<strong>und</strong>lichen Kartieranleitung die<br />

entsprechende Bodenart. Vergleichen Sie das Resultat mit ihrer Fingerprobe bei der<br />

Probenahme.<br />

4. Übertragen Sie das Ergebnis in eine Körnungssummenkurve gemäß Abb. 4.<br />

5. Tragen Sie die Körnungssummenkurve in ein Wahrscheinlichkeitsnetz ein 11 (Ordinate:<br />

Wahrscheinlichkeitsachse; Abszisse: log d). Liegt ein lognormaler Verteilungstyp vor?<br />

6. Berechnen Sie Median d50 <strong>und</strong> Ungleichförmigkeitsgrad U ihres Bodens <strong>und</strong> interpretieren<br />

Sie das Ergebnis.<br />

11 Das können Sie mit Hand auf ein entsprechendes Wahrscheinlichkeitspapier, oder eleganter mit<br />

einem vernünftigen Plot-Programm. EXCEL bietet Ihnen diese Möglichkeit nicht ohne weiteres.


34 Lagerungsdichte, Porosität, Feldkapazität, Porengrößenverteilung<br />

Versuch 2: Lagerungsdichte, Porosität,<br />

Feldkapazität, Porengrößenverteilung<br />

2.1 Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Zur Beurteilung der Standorteigenschaften eines Bodens unter ackerbaulicher Hinsicht sind<br />

das Porenvolumen <strong>und</strong> die Porengrößenverteilung im Boden markante Größen, die den<br />

Wasserhaushalt des Bodens wesentlich bestimmen. Die Porengrößenverteilung ist ein<br />

bestimmender Faktor für das Ausmaß der Speicherung des Wassers in der Bodenmatrix<br />

sowie für die Dynamik des Wassertransports.<br />

Das Gesamtporenvolumen korreliert direkt mit der Lagerungsdichte des Bodens. Der Anteil<br />

des Porenvolumens am Gesamtvolumen des Bodens ist sowohl von Körnung (<strong>und</strong> Kornform),<br />

vom Gehalt an organischer Substanz, dem Stadium der Bodenentwicklung sowie von der<br />

Nutzungsgeschichte abhängig.<br />

Die Hohlräume im Boden werden in Primärporen <strong>und</strong> Sek<strong>und</strong>ärporen eingeteilt. Primärporen<br />

sind Packungshohlräume, die aus Form <strong>und</strong> Packung der Einzelkörner oder Aggregate<br />

resultieren. Die Porenverteilung von Primärporen ist somit sehr eng korreliert mit der<br />

Partikelgrößenverteilung. Sek<strong>und</strong>ärporen entstehen als Resultat hohlraumerzeugender<br />

Prozesse (Schrumpf- <strong>und</strong> Schw<strong>und</strong>risse, Wurzelkanäle <strong>und</strong> Röhren, Kammern, Gänge,<br />

Kammern bodenbewohnender Tiere). Sie besitzen größere <strong>und</strong> weniger stark variierende<br />

Durchmesser (>60 µm) als Primärporen, sind weniger gew<strong>und</strong>en als diese <strong>und</strong> liegen meist in<br />

vertikaler Richtung. Daher sind in ihnen Transportvorgänge für Wasser <strong>und</strong> Inhaltstoffe<br />

besonders effizient, jedoch sind diese sek<strong>und</strong>ären Strukturmerkmale weniger stabil als<br />

primäre <strong>und</strong> als Ergebnis des dynamischen Prozesses der Gefügebildung anzusehen.<br />

Die Porengrößenverteilung stellt, wie auch die Körnung, ein Kontinuum dar, das in<br />

konventionell festgelegte Bereiche unterteilt wird. Mit den Grenzen dieser Porengrößen-<br />

Bereiche (Tab. 6) sind charakteristische Kennwerte des Wasserhaushaltes im Boden<br />

verb<strong>und</strong>en. Primärporen werden nach der Intensität der Wasserbindung in den Poren in Fein-<br />

, Mittel- <strong>und</strong> Grobporen eingeteilt.<br />

Während die Grobporen des Bodens das Wasser nur schwach binden, d. h. in solchen Poren<br />

dräniert das Wasser unter dem Einfluss der Schwerkraft rasch, sind in Mittelporen <strong>und</strong><br />

Feinporen Kapillarkräfte wirksam, die das Wasser unterschiedlich stark an die Matrix binden.<br />

Nur in Poren mit Durchmessern < 10 µm sind die Kapillarkräfte stark genug, um das Wasser<br />

Tab. 6: Einteilung der Porengrößenbereiche nach dem Porendurchmesser, Tension<br />

(= Negativwert des Matrixpotentials) <strong>und</strong> pF-Wert.<br />

Porengrößenbereiche Porendurchmesser<br />

(µm)<br />

Tension<br />

(hPa)<br />

Grobporen, weite > 50 0 - 63 0 - 1,8<br />

Grobporen, enge 50 - 10 63 - 316 1,8 - 2,5<br />

Mittelporen 10 - 0,2 316 - 15000 2,5 - 4,2<br />

Feinporen < 0,2 > 15000 > 4,2<br />

pF


Lagerungsdichte, Porosität, Feldkapazität, Porengrößenverteilung 35<br />

entgegen der Schwerkraft im Boden zu halten. Dabei ist die Stärke der Bindung dem Porendurchmesser<br />

umgekehrt proportional. Während das in den Mittelporen (0.2 - 50 µm ∅)<br />

geb<strong>und</strong>ene Wasser von Wurzeln genutzt werden kann, sind die Wurzeln <strong>und</strong><br />

Mikroorganismen nicht zugänglichen Feinporen (∅ < 0.2 µm) unter humiden Bedingungen<br />

praktisch immer wasserführend <strong>und</strong> binden das Wasser so stark, dass es für die meisten<br />

Pflanzen nicht mehr verfügbar ist.<br />

2.2 Begriffsdefinitionen<br />

2.2.1 Feldkapazität<br />

In einer verbreiteten Definition wird als „Feldkapazität“ die Wassersättigung eines Bodens<br />

bezeichnet, die sich etwa drei Tage nach vollständiger Wassersättigung einstellt. Der Boden<br />

ist dann durch die Schwerkraft so weit dräniert, dass das Wasser aus den Grobporen<br />

abgeflossen ist. In einer realen Feldsituation ist dieser Wert von vielen Faktoren beeinflusst:<br />

dem Abstand zum Gr<strong>und</strong>wasser <strong>und</strong> der Geländeneigung, die Dränintensität beeinflussen,<br />

der Körnung, dem Gehalt an organischer Substanz <strong>und</strong> dem Gefüge, die alle die hydraulische<br />

Leitfähigkeit beeinflussen, sowie der Horizontabfolge <strong>und</strong> evtl. schräg einfallenden<br />

Horizontgrenzen, die den auftretenden Wasserfluss beeinflussen. In der Praxis wird als<br />

„Feldkapazität“ deshalb meist nicht der anhand der obigen Feldsituation festgestellte<br />

Wassergehalt, sondern als empirische Abschätzung ein im Labor an Bodenproben<br />

gemessener Wassergehalt angegeben. In der Regel wird dabei der Wassergehalt bei pF 1.8<br />

verwendet, bei einer gr<strong>und</strong>wasserfernen Situation der Wassergehalt bei pF 2.5. Der pF-Wert<br />

entspricht dem dekadischen Logarithmus des Unterdrucks, gemessen in cm Wassersäule,<br />

der notwendig ist, um das dem Boden anhaftende Wasser aus Poren oberhalb eines<br />

bestimmten Durchmessers zu entfernen. Die Äquivalentporendurchmesser 50 µm (weite<br />

Grobporen) <strong>und</strong> 10 µm (enge Grobporen) entsprechen somit den Entwässerungsgrenzen der<br />

Feldkapazität bei gr<strong>und</strong>wasserfernem bzw. gr<strong>und</strong>wassernahem Standort, 0.2 µm dem permanenten<br />

Welkepunkt (pF 4.2).<br />

Es folgen Kurzdefinitionen einiger Begriffe in diesem Kontext:<br />

• Feldkapazität (FK): Wassergehalt 12 (!) bei pF=1.8 (vgl. AG Boden, 1994):<br />

FK = θ pF = 1.<br />

8<br />

(1)<br />

Nach Konvention wollen wir diese Definition der Feldkapazität für „gr<strong>und</strong>wassernahe“<br />

Verhältnisse benutzen. Für „gr<strong>und</strong>wasserferne“ Böden dagegen wählen wir den Wassergehalt<br />

bei pF=2.5.<br />

• Permanenter Welkepunkt (PWP): Tensionsmaß pF = 4.2; ab diesem pF-Wert ist das<br />

Wasser im Boden so schlecht verfügbar, dass viele Kulturarten zu welken beginnen<br />

(ursprünglich bestimmt an Sonnenblumen im Gefäßversuch ⇒ keine Naturkonstante,<br />

sondern Konvention! Der Welkepunkt ist gr<strong>und</strong>sätzlich kulturartspezifisch).<br />

• Welkepunktwasserkapazität (WWK): Wassergehalt θ bei pF=4.2; dieser Wassergehalt<br />

wird häufig auch als Totwasser bezeichnet:<br />

WWK = θ pF = 4.<br />

2<br />

(2)<br />

12 Achten Sie bitte auf folgende „Feinheit“, die in Klausuren <strong>und</strong> Prüfungen allzu oft zu Fehlern führt:<br />

Feldkapazität ist nicht der pF 1.8, sondern der Wassergehalt beim pF 1.8!


36 Lagerungsdichte, Porosität, Feldkapazität, Porengrößenverteilung<br />

• Nutzbare Feldkapazität (nFK):<br />

nFK = FK −WWK<br />

(3)<br />

• Luftkapazität (LK): Luftgehalt bei Feldkapazität; es gilt:<br />

LK = PV − FK<br />

(4)<br />

PV ( - ) ist hierbei die Porosität (Porenvolumen, Gesamtporengehalt), definiert durch<br />

Volumen der Poren<br />

PV =<br />

.<br />

Gesamtvolumen<br />

eines Bodenausschnitts<br />

Multipliziert man die nFK eines Bodens mit der Tiefe des durchwurzelten Raums, so erhält<br />

man ein für den Pflanzenanbau wichtiges Maß für die effektiv nutzbare Wassermenge an<br />

einem Standort, die sogenannte nutzbare Feldkapazität des effektiven Wurzelraums<br />

(nFKWe).<br />

• nutzbare Feldkapazität des effektiven Wurzelraums (nFKWe):<br />

z nFK<br />

nFKWe ∆ ⋅ = (5)<br />

mit W z ∆ = tiefste Lage der horizontalen Wasserscheide im Boden für eine bestimmte<br />

Kulturart (s. AG Boden, 1994). Die nFKWe wird sinnvollerweise in mm angegeben.<br />

2.2.2 Lagerungsdichte ρB (Synonyme: Dichte des Bodens, Bodendichte, Raumgewicht,<br />

Volumengewicht, scheinbare Dichte, Schüttgewicht)<br />

Die Lagerungsdichte ρB ergibt sich aus dem Verhältnis von Masse der festen Bestandteile<br />

(mf) zum gesamten Volumen des Bodens (Vg). Da jedoch die Bodenporen wechselnde Anteile<br />

von Luft <strong>und</strong> Wasser enthalten, wird die Masse auf einen genormten Zustand (Trockenmasse<br />

nach DIN 19683, Blatt 4) bezogen. Damit folgt zur Berechnung der Lagerungsdichte:<br />

f<br />

B<br />

Vg<br />

W<br />

m<br />

ρ =<br />

(6)<br />

mf - Masse der festen Bestandteilchen<br />

Vg - Bodenvolumen, gesamt<br />

Anmerkung 1: ρB ist von der Dichte der festen Bodensubstanz ρf zu unterscheiden, ρf beträgt<br />

2.65 für Quarz, für Tonminerale 2.2 – 2.9, für organische Substanz wie Rohhumus <strong>und</strong> Torf ≈<br />

1.4. Für Böden mit geringem Gehalt an organischer Substanz kann ρf als 2.65 g/cm 3<br />

angenommen werden, da Quarz in der Regel den Hauptanteil der Festsubstanz bildet.<br />

Anmerkung 2: Eine Korrekturtabelle für verschiedene Anteile von organischem Material gibt<br />

Harte <strong>und</strong> Horn (1992, Kap. 6.6).<br />

2.2.3 Porenvolumen (PV) (Synonyme: Porenanteil, Porosität)<br />

Es bezeichnet den Anteil des Porenvolumens (Vp) am Gesamtvolumen (Vg)<br />

V<br />

p<br />

PV = (7)<br />

V<br />

g


Lagerungsdichte, Porosität, Feldkapazität, Porengrößenverteilung 37<br />

Meist wird das Porenvolumen in % angegeben (Multiplikation von 3.6 mit 100). Das<br />

Porenvolumen kann bei bekannter Dichte der Festsubstanz ρf aus der Lagerungsdichte<br />

berechnet werden<br />

2.2.4 Porenziffer (ε)<br />

⎛ ⎞<br />

⎜<br />

ρB<br />

PV = 1 − ⎟<br />

(8)<br />

⎜ ⎟<br />

⎝ ρ f ⎠<br />

Sie gibt den Volumenanteil der Poren (Vp) bezogen auf das Feststoffvolumen (Vf) an.<br />

V<br />

V<br />

P ε =<br />

(9)<br />

f<br />

Die Porenziffer ist zur Beschreibung von Gefügeänderungen, z.B. bei Lockerungs- oder<br />

Verdichtungsvorgängen dem Porenvolumen vorzuziehen, da sie nur eine Variable enthält.<br />

Die Gleichung (3.9) kann mit Porenvolumen <strong>und</strong> Lagerungsdichte mathematisch verknüpft<br />

werden<br />

2.3 Versuchsdurchführung<br />

PV ρ f<br />

ε = = −1<br />

(10)<br />

1−<br />

PV ρ<br />

Die porengrößenabhängigen Unterschiede in der Bindungsstärke zwischen Wasser <strong>und</strong><br />

Bodenmatrix bilden die Gr<strong>und</strong>lage der Verfahren zur Bestimmung der Porengrößenverteilung<br />

in ungestörten Bodenproben. Das Prinzip dieser Methoden besteht in der Ermittlung der<br />

Gewichtsdifferenzen von Bodenproben vor <strong>und</strong> nach definierter Entwässerung, dabei kann<br />

die der Probe entzogene Wassermenge direkt mit dem Porenvolumen korreliert werden. Die<br />

mittleren Durchmesser der entwässerten Poren können aus dem Kapillaritätsgesetz<br />

hergeleitet werden.<br />

Zur Bestimmung der Saugspannung (pF-Wert) sind je nach Höhe der anzulegenden<br />

Saugspannung unterschiedliche Verfahren anzuwenden (DIN 19683, Blatt 5).<br />

Saugspannungen bis pF 2,5<br />

Die Bodenprobe wird in ungestörter Lagerung mit dem Stechzylinder entnommen <strong>und</strong><br />

feldfrisch gewogen. Vor der Messung wird die Probe am unteren Rand in Kontakt mit einer<br />

freien Wasseroberfläche gebracht <strong>und</strong> dadurch aufgesättigt 13 . Dabei muss das Wasser<br />

ungehindert von unten zutreten können (der Stechzylinder ist auf ein Filterpapier zu stellen).<br />

Nach der Aufsättigung wird der Stechzylinder mitsamt einem Filterpapier auf eine keramische<br />

Platte gesetzt, die auf der Unterseite einem definierten Unterdruck ausgesetzt ist. Dieser<br />

Unterdruck kann über eine hängende Wassersäule oder über einen geregelten Unterdruck<br />

hervorgerufen werden. Der Stechzylinder verbleibt bis zur Gleichgewichtseinstellung auf der<br />

Platte <strong>und</strong> wird dann gewogen. Die Wägung erfolgt nach Absprache mit den Betreuern mit<br />

oder ohne das Filterpapier. Zur Bestimmung der nächsten pF-Stufe wird der Stechzylinder auf<br />

13 Für eine vollständige Aufsättigung müsste die Probe bis zum oberen Rand gesättigt werden. Aus<br />

praktischen Gründen wird darauf allerdings oft verzichtet.<br />

B


38 Lagerungsdichte, Porosität, Feldkapazität, Porengrößenverteilung<br />

eine entsprechende weitere Platte gesetzt <strong>und</strong> in gleicher Weise verfahren.<br />

Aus dem Gewicht des Stechzylinders im Gleichgewicht, dem Gewicht nach 24 h Trocknung<br />

bei 105°C 14 <strong>und</strong> dem Volumen des Stechzylinders lässt sich der Wassergehalt errechnen:<br />

WStechzylinder −WTrocken<br />

θ =<br />

(11)<br />

V<br />

Stechzylinder<br />

Dieser Wassergehalt wird dem Marixpotential zugeordnet, das im hydrostatischen<br />

Gleichgewicht in der Mitte des Stechzylinders anliegt. 15<br />

Bemerkungen<br />

wassergefüllter<br />

Raum<br />

Stechzylinder mit Bodenprobe<br />

hängende Wassersäule<br />

keramische Platte<br />

Abb. 10: Unterdruckmethode zur Messung der Retentionscharakteristik (aus Huwe, 1999).<br />

Berechnungsbeispiel:<br />

Gewicht Stechzylinder+Probe feucht (g) 270<br />

Gewicht Stechzylinder+Probe trocken (g) 245<br />

Volumen (cm³) 100<br />

Wassergehalt (-) 0.25<br />

Probenhöhe (cm) 4<br />

Druck am oberen Ende der keramischen Platte (cm) –20<br />

Matrixpotential der Probe (cm) –22<br />

1. Die Zeit bis zur Gleichgewichtseinstellung beträgt in der Praxis 1 - 10 Tage; sie ist<br />

maßgeblich abhängig von Höhe des Stechzylinders <strong>und</strong> Druckstufe, sowie von der<br />

Bodenart. Generell gilt die Regel, dass die Zeit zur Gleichgewichtseinstellung quadratisch<br />

mit der Probenhöhe wächst. Ein Stechzylinder von 20 cm Höhe wird also 100 mal länger<br />

14 Diese Trocknung entfernt nach Jury et al., (1992) nur das „interparticle water“, nicht das Wasser an<br />

Tonmineralen („Kristallwasser“). Die Definition des Wassergehalts Null ist also operationell!<br />

15<br />

Diese Zuordnung ist einfach, aber bei grobkörnigen Böden <strong>und</strong> bei hohen Stechzylindern fragwürdig<br />

(vgl. Bemerkung 6)!


Lagerungsdichte, Porosität, Feldkapazität, Porengrößenverteilung 39<br />

zur Gleichgewichtseinstellung benötigen als ein Stechring von 2 cm Höhe! Dies<br />

beschränkt die Methode in der Praxis auf relativ kleine Probenhöhen von maximal 5 cm.<br />

Größere Proben können nur noch durch instationäre Verfahren ausgewertet werden.<br />

Die Bodenart ist insbesondere für die Gleichgewichtseinstellung im Bereich der<br />

Mittelporen von entscheidender Bedeutung. So ist es praktisch unmöglich, einen Sand<br />

bei Matrixpotentialen kleiner –200 cm ins hydrostatische Gleichgewicht zu bekommen, da<br />

die Poren praktisch alle entwässert sind <strong>und</strong> die hydraulische Leitfähigkeit bereits gegen<br />

Null geht. Eine fehlende Gleichgewichtseinstellung ist in diesem Fall allerdings nicht sehr<br />

kritisch, da man sich ohnehin im Bereich befindet, in dem auch die Wasserkapazität<br />

gegen Null geht, die Wassergehalte sich also zwischen den Druckstufen nicht mehr<br />

nennenswert unterscheiden.<br />

Für feinporige Böden (Tone) dagegen muss bezweifelt werden, ob sie je ins<br />

hydrostatische Gleichgewicht kommen (Dirksen, 1999). Zumindest sollten für solche<br />

Böden möglichst flache Stechzylinder, z.B. der Höhe 1 cm, verwendet werden.<br />

2. Der Kontakt Platte - Boden ist für den Ausflussprozess von größter Bedeutung <strong>und</strong><br />

insbesondere bei höheren Druckstufen ein nicht zu unterschätzendes Problem. In jedem<br />

Fall ist zu vermeiden, dass die Porengrößenweite des Filterpapieruntersatzes so groß ist,<br />

dass beim anliegenden Unterdruck diese Poren bereits entwässert sind. Auch bei einem<br />

geeigneten Papierfilter kann an der losgelösten Bodenprobe während des Wägevorgangs<br />

bereits in kürzester Zeit im Labor eine oberflächliche Austrocknung erfolgen, so dass<br />

nach dem erneuten Aufsetzen der hydraulische Kontakt unterbrochen ist. Es ist deshalb<br />

ratsam, vor jedem erneuten Aufsetzen die keramische Platte <strong>und</strong> das Filterpapier mit<br />

einem Spray anzufeuchten. Eine andere Möglichkeit besteht darin, die neu auf die Platte<br />

aufgesetzten Proben am unteren Rand mit Hilfe einer Spritze geringfügig zu bewässern.<br />

3. Die Wägung der Bodenprobe sollte zügig erfolgen, so dass Verdunstung vom<br />

Stechzylinder das Probengewicht nicht verändern kann, <strong>und</strong> – wichtiger – keine<br />

oberflächliche Abtrocknung zu nachfolgenden Kontaktproblemen Platte - Boden führt.<br />

Der Gewichtsverlust durch Verdunstung ist für die Standardmessungen nach den<br />

einzelnen Druckstufen unkritisch, dagegen nach der Trocknung bei 105 °C von<br />

Bedeutung. Da die Stechzylinder in der Regel vor der Wägung einer längeren<br />

Abkühlungsphase ausgesetzt sind, kann der Wassergehalt dabei leicht von "trocken: θ =<br />

0.0) auf "lufttrocken" (θ > 0.0 !) ansteigen, wenn eine Feuchtigkeitsaufnahme aus der<br />

Laborluft erfolgt. In diesem Fall müssen die Proben im Exsikkator abgekühlt werden.<br />

Ein weiterer zu beachtender Punkt ist eine eventuelle Verfälschung des Probengewichtes<br />

durch Verschleppung von Körnern. Generell sollte bei feinkörnigen Böden der<br />

Zusammenhalt der Bodenmatrix groß genug sein, um Bodenverluste am Filter einerseits,<br />

aber auch an der Waagenoberfläche andererseits zu vermeiden (bei kritischen Böden im<br />

feuchten Bereich ist evtl. die Wägung auf einer Teflonoberfläche vorteilhaft). Bei sandigen<br />

Böden kommt es häufiger zum Anhaften von einzelnen Körnern, z.B. am Deckel des<br />

Stechzylinders. In solchen Fällen können die Körner leicht auf die Probe abgeklopft<br />

werden. Die Messgenauigkeit der Wägung sollte auf mindestens 0.1 % Wassergehalt<br />

erfolgen; bei einem 100 cm³ Stechzylinder bedeutet das eine Genauigkeit von 0.1<br />

Gramm.<br />

4. Eines der am meisten unterschätzten Probleme bei der Gleichgewichtseinstellung<br />

zwischen Stechzylinder <strong>und</strong> keramischer Platte stellt der Wasserverlust aus dem<br />

System durch Verdunstung dar. Vor allem bei den höheren Druckstufen kann dies dazu<br />

führen, dass der Stechzylinder nicht auf das geplante Matrixpotential von z.B. ψ = –300<br />

cm austrocknet, sonder die Austrocknung auf –500 bis –1000 cm oder noch geringere<br />

Potentiale weiterschreitet. Es ist deshalb extrem wichtig, den Verdunstungsverlust der<br />

Stechzylinder auf Null zu reduzieren. Bei den keramischen Platten, die wir im Rahmen<br />

des <strong>Praktikum</strong>s verwenden, ist dies dadurch gelöst, dass sie von einem Wasserbad<br />

umgeben sind, so dass die Luftfeuchte stets annähernd gesättigt ist. Im Idealfall herrscht<br />

ein Potentialgleichgewicht zwischen Luftfeuchte <strong>und</strong> Platte ( ψ RH = ψ Platte ).<br />

5. Hysterese. Die θ(ψ)-Charakteristik ist eine hysteretische Funktion, d.h., ihr Verlauf hängt<br />

davon ab, ob der aktuelle Wassergehalt als Folge eines Entwässerungsprozesses<br />

("drainage") oder eines Bewässerungsprozesses ("imbibition") im Boden ist. Darüber<br />

%


40 Lagerungsdichte, Porosität, Feldkapazität, Porengrößenverteilung<br />

hinaus spielt auch die Vorgeschichte der Be- <strong>und</strong> Entwässerungsvorgänge eine Rolle, so<br />

dass unter instationären, natürlichen Randbedingungen nicht eine, sondern eine<br />

unendlich große Anzahl von θ(ψ)-Beziehungen vorliegen. Der Begriff "Retentionskurve"<br />

impliziert, dass bei der Bestimmung der θ(ψ)-Charakteristik nur ein ganz spezieller Ast<br />

der hysteretischen Beziehung gemessen wird: die sogenannte<br />

6.<br />

Erstentwässerungskurve. Zwar ist mit der vorliegenden Messtechnik denkbar, auch<br />

einen Bewässerungsast zu messen (indem die Proben wieder von hohen auf niedrigere<br />

Druckstufen umgesetzt werden, <strong>und</strong> gewährleistet ist, dass aus den keramischen Platten<br />

Wasser in die Proben fließen kann). Auf diese Messung wird jedoch in der Regel<br />

verzichtet. Die Hysterese wird in Simulationen entweder ignoriert oder durch möglichst<br />

einfache Modelle abgebildet. Tatsächlich sind die bestehenden Modelle <strong>und</strong> Methoden<br />

jedoch noch mit gravierenden Mängeln behaftet, <strong>und</strong> es besteht auf diesem Sektor noch<br />

erheblicher Forschungsbedarf.<br />

Ergebniskorrektur. Bei grobkörnigen Materialien <strong>und</strong> relativ hohen Proben führt die<br />

Zuordnung einer mittleren Tension zu einem mittleren Wassergehalt zu einer Glättung<br />

der wahren (auf einen Punkt definierten) Retentionsfunktion, was sich vor allem im<br />

Bereich des Lufteintrittspunktes als systematischer Fehler äußert. Es ist möglich, diesen<br />

Fehler nachträglich herauszurechnen (Dane et al., 1999).<br />

7. Ungestörtheit der Probe: Für die Gültigkeit der Ergebnisse im Bereich nahe Sättigung ist<br />

es wichtig, einen ungestörten Bodenausschnitt zu beproben. Der Kollaps der größten<br />

Poren aufgr<strong>und</strong> von Sackungen wird sich in der Retentionsfunktion allerdings nur<br />

marginal auswirken, da möglicherweise nur ein sehr geringes Porenvolumen betroffen ist.<br />

Wird die Retentionsfunktion allerdings benutzt, um – wie in vielen Fällen üblich – daraus<br />

den Verlauf der hydraulischen Leitfähigkeitsfunktion vorherzusagen, so spielen kleinste<br />

Nuancen im Verlauf nahe Sättigung bereits eine erhebliche Rolle. Dieses Problem stellt<br />

sich dagegen nicht bei den höheren Druckstufen, bei denen Poren im Mittel- <strong>und</strong><br />

Feinporenbereich entwässert werden. Da diese Poren texturbedingt sind, können (<strong>und</strong><br />

sollen) höhere Druckstufen (ab –300 cm) an gestörten Proben im Drucktopf gemessen<br />

werden. Wichtiger als die Ungestörtheit ist nun, dass die Proben möglichst flach sind<br />

(z.B. 5 mm), um eine schnelle Gleichgewichtseinstellung zu gewährleisten (vgl. nächster<br />

Abschnitt).<br />

Saugspannungen im Bereich pF 2,5 - 4,2<br />

Im Bereich 2.5 < pF < 4.2 können Gleichgewichtswassergehalte erreicht werden, indem man<br />

feuchtes Bodenmaterial in einem Drucktopf ("pressure membrane apparatus") bringt, bei dem<br />

die Gasphase unter einem Überdruck ha steht, während die Wasserphase über eine<br />

feinporige Keramik in Kontakt zu atmosphärischem Umgebungsdruck entwässern kann (Abb.<br />

11).<br />

Zu beachten ist hierbei:<br />

1. Als Bodenmaterial sollte gut angefeuchteter, auf 2 mm gesiebter Feinboden verwendet<br />

werden.<br />

2. Eine Bodenmenge von etwa einem Teelöffel wird in kleine Ringe, auf der Keramik<br />

liegende Ringe eingebracht <strong>und</strong> an der Keramik etwas festgepresst, so dass ein guter<br />

Kontakt zwischen Boden <strong>und</strong> Keramik gewährleistet ist. Wenn die Ringe nicht mit<br />

eingravierten Kennungen versehen sind, so ist eine sorgfältige Protokollierung der<br />

Probenzuordnung notwendig.<br />

3. Wenn alle Proben auf der Keramik aufgebracht sind (kann auch in mehreren Etagen<br />

geschehen), wird der Drucktopf verschlossen <strong>und</strong> unter Druck gesetzt.<br />

ACHTUNG: aus Sicherheitsgründen darf dies nur unter Anleitung <strong>und</strong> im Beisein<br />

einer Betreuungsperson geschehen!<br />

4. Der Druck wird über eine Zeit von einigen Tagen aufrechterhalten (zwischendurch<br />

prüfen!). Nach dieser Zeit hofft man, dass die Gleichgewichtseinstellung erfolgt ist. Der<br />

Druck wird nun abgelassen, der Drucktopf wieder geöffnet, die Proben von der


Lagerungsdichte, Porosität, Feldkapazität, Porengrößenverteilung 41<br />

5.<br />

keramischen Platte entfernt <strong>und</strong> in saubere beschriftete Alu-Döschen überführt. Diese<br />

werden gewogen, 24 h im Trockenschrank bei 105°C getrocknet, dann entnommen, im<br />

Exsikkator abgekühlt, <strong>und</strong> erneut gewogen.<br />

Der Wassergehalt errechnet sich zunächst als gravimetrischer Wassergehalt aus dem<br />

Massenverhältnis des im Boden vorhandenen Wassers gegen das trockene<br />

Bodengewicht. Die Umrechnung in den volumetrischen Wassergehalt erfolgt unter<br />

Verwendung der mittleren Lagerungsdichte ρb für den Standort gemäß<br />

V W ρ W −W<br />

θ ⋅<br />

Wasser Wasser Wasser feucht trocken b<br />

= =<br />

=<br />

(12)<br />

Vgesamt<br />

WBoden<br />

ρb<br />

Wtrocken<br />

ρWasser<br />

Berechnungsbeispiel:<br />

Gewicht Probe feucht (g) Wfeucht 4.20<br />

Gewicht Probe trocken (g) Wtrocken 4.00<br />

Gravimetrischer Wassergehalt (g/g) θgrav 0.05<br />

Dichte von Wasser bei 20°C (g/cm³) ρWasser ~ 1.00<br />

Mittlere Lagerungsdichte (g/cm³) ρb 1.50<br />

Volumetrischer Wassergehalt (cm³/cm³) θ 0.075<br />

Saugspannungen > pF 4,2 (wird im <strong>Praktikum</strong> nicht durchgeführt)<br />

Dieses Verfahren basiert, im Gegensatz zu den bisher beschriebenen, auf chemischer<br />

Gr<strong>und</strong>lage. Die Wasseraffinität konzentrierter Schwefelsäure ermöglicht die weitere<br />

Entwässerung von Bodenproben. Die Einstellung der gewünschten pF-Werte erfolgt über die<br />

Konzentration der zur Gleichgewichtseinstellung vorgelegten Schwefelsäure:<br />

3.3 Vol.-% H2SO4 -> pF 4,5<br />

10 Vol.-% " -> pF 4,7<br />

30 Vol.-% " -> pF 5,6<br />

50 Vol.-% " -> pF 6,1<br />

Nach dem Dampfdruckausgleich zwischen Probe <strong>und</strong> konzentrierter Schwefelsäure wird die<br />

Probe wie oben beschrieben zur Bestimmung des Wasserverlusts getrocknet <strong>und</strong> gewogen.<br />

Stechzylinder<br />

mit Bodenprobe<br />

wassergefüllter<br />

Raum<br />

15 bar<br />

ρ<br />

Manometer<br />

keramische Platte<br />

Abb. 11: Überdruckmethode zur Messung der Retentionskurve (Abb. aus Huwe, 1999).


42 Lagerungsdichte, Porosität, Feldkapazität, Porengrößenverteilung<br />

2.4 Literatur<br />

DIN 19683- 4 (1973): Physikalische Laboruntersuchungen, Bestimmung des Wassergehaltes<br />

des Bodens, April 1973.<br />

Hartge K.-H., <strong>und</strong> R. Horn, 1992. Die physikalische Untersuchung von Böden. 3. Auflage.<br />

Enke Verlag, Stuttgart.<br />

Jalabert M., <strong>und</strong> J.H. Dane (2001): Correcting laboratory retention curves for hydrostatic fluid<br />

distributions. Soil Sci. Soc. Am. J. 65: 648-654.<br />

2.5 Aufgabe<br />

Ermitteln Sie für „ihren“ Boden die folgenden Kennwerte:<br />

• Lagerungsdichte<br />

• Porosität<br />

• Sättigungswassergehalt<br />

• Grob, Mittel- <strong>und</strong> Feinporenanteil<br />

• Feldkapazität<br />

• nutzbare Feldkapazität<br />

• nutzbare Feldkapazität des effektiven Wurzelraums<br />

• Luftkapazität<br />

• Wasserkapazität beim permanenten Welkepunkt<br />

• Luftvolumen beim permanenten Welkepunkt<br />

Vorgehensweise<br />

1. Notieren des Gewichts bei Probenahme Wfrisch (unmittelbar nach Probenahme) 16 .<br />

2. Packen Sie insgesamt 15 Stechringproben <strong>und</strong> setzen Sie diese in die Drucktöpfe für<br />

die Drücke 1, 3, 15 Bar (MUSS UNTER AUFSICHT ERFOLGEN!,<br />

Probenvorbereitungstag).<br />

3. Sättigen Sie die Stechzylinderproben durch Aufsetzen in die pF-Apparatur (Platte<br />

„Aufsättigung“) für mindestens eine Woche auf (Probenvorbereitungstag).<br />

4. Messung des Probengewichts Wsat bei Sättigung (zur Vermeidung von Wasserverlust<br />

beim Transfer von der Sättigung zur Waage erfolgt die Wägung in umgedrehten<br />

Zustand mit Deckel)<br />

5. Auf- <strong>und</strong> Umsetzen der Proben auf die Saugplatten der pF-Apparatur auf<br />

verschiedene Druckstufen gemäß nachstehender Tabelle.<br />

6. Nach Abschluss aller Wägungen werden die Stechzylinder im Trockenschrank für 24<br />

St<strong>und</strong>en bei 105°C getrocknet. Danach werden Sie für 1 St<strong>und</strong>e zur Abkühlung in<br />

einen Exsikkator eingestellt <strong>und</strong> danach durch Wägung das Trockengewicht Wtrocken<br />

festgestellt.<br />

7. Alle Wägungen erfolgten mit Deckel <strong>und</strong> Stechring. Nach Entfernen der Probe wird<br />

das Gewicht des Deckels <strong>und</strong> des Stechrings (beide sauber!) Wtara gemessen.<br />

8. Die Stechringproben verbleiben 3 Wochen in den Drucktöpfen, werden dann<br />

entnommen, <strong>und</strong> das Bodengewicht W(ψ=−15000) ermittelt. Hierzu werden die<br />

16 In der Regel wird die Probe mit einem zughörigen Deckel gewogen, der während der gesamten<br />

Prozedur als der Probe zughörig verbleibt. Messen Sie außerdem das Deckelgewicht separat, um nach<br />

Abschluss der Messungen die Netto-Gewichte der Proben bestimmen zu können.


Lagerungsdichte, Porosität, Feldkapazität, Porengrößenverteilung 43<br />

Ringinhalte in vorgewogene Aludöschen gefüllt, gewogen 24 St<strong>und</strong>en bei 105°C<br />

getrocknet, im Exsikkator abgekühlt, <strong>und</strong> rückgewogen. Der so bestimmte<br />

gravimetrische Wassergehalt wird mit Hilfe der Lagerungsdichten der Stechzylinder<br />

aus denselben Horizonten schließlich in die volumetrischen Wassergehalte<br />

umgerechnet.<br />

Tabelle 00: Druckstufen für die Bestimmung der Retentionskurven an Stechzylindern<br />

Datum Stechzylinder Stechringe<br />

Donnerstag 16. Apr 03 Aufsättigung Einsetzen in Drucktopf<br />

Donnerstag 24. Apr 03 Druckstufe 1 -10 cm �<br />

Freitag 25. Apr 03 Druckstufe 2 -20 cm �<br />

Montag 28. Apr 03 Druckstufe 3 -30 cm �<br />

Freitag 02. Mai 03 Druckstufe 4 -60 cm �<br />

Donnerstag 08. Mai 03 Druckstufe 5 -100 cm Entnahme aus Drucktopf<br />

Donnerstag 15. Mai 03 Druckstufe 6 -100 cm<br />

Donnerstag 22. Mai 03 Druckstufe 7 -300 cm<br />

Donnerstag 05. Jun 03 “ -300 cm<br />

Donnerstag 12. Jun 03 “ -300 cm<br />

Donnerstag 19. Jun 03 “ -300 cm<br />

Donnerstag 26. Jun 03 “ -300 cm<br />

Trocknung bei 105°C<br />

Freitag 27. Jun 03 Trockenwägung<br />

Ab der Druckstufe –60 cm sollten die Bodenproben vor dem Wiederaufsetzen auf die<br />

Platte jeweils leicht angefeuchtet (gesprüht) werden, so dass der hydraulische Kontakt<br />

gewährleistet ist. Ab der Druckstufe –100 sollte das Aufsetzen ohne Filterpapier<br />

geschehen. Für die Proben auf der letzten Druckstufe wird die Wägung Woche für Woche<br />

wiederholt, um zu prüfen, wie schnell sich ein konstantes Gewicht einstellt.<br />

Fragen zur Auswertung<br />

1. Berechnen Sie die Parameter Lagerungsdichte, Porosität, Grob-, Mittel- <strong>und</strong><br />

Feinporenanteile für ihren untersuchten Bodenhorizont. Versuchen Sie für alle<br />

Abschätzungen Unsicherheitsbandbreiten anzugeben<br />

2. Erstellen Sie für ihren Boden eine Grafik der Retentionskurve.<br />

• Bilden Sie darin alle Punktmessungen θ(ψ) ab.<br />

• Versuchen Sie eine mittlere Retentionsfunktion durch die Punkte zu zeichnen<br />

• Quantifizieren Sie die Unsicherheit der Retentionskurve. Sind die Streuungen der<br />

Wassergehaltsmessungen unabhängig von der Druckstufe <strong>und</strong> unabhängig von<br />

der Methodik (Stechzylinder, Stechringe)?<br />

3. Nach Datenaustausch mit den anderen Gruppen:<br />

Stellen Sie die Parameter Lagerungsdichte, Porosität, Grob-, Mittel- <strong>und</strong> Feinporenanteile<br />

der untersuchten Böden gegen die Tiefe dar.<br />

• Wie könnte eine geeignete Visualisierung aussehen?<br />

• Korrelieren die Porenverteilungen mit anderen Parametern? Gibt es deutliche<br />

Trends mit der Tiefe?<br />

4. Wie schätzen Sie die Wasserversorgung des Standorts ein?<br />

• Wie groß ist die Feldkapazität ihres untersuchten Bodens?<br />

• Wie groß ist die nutzbare Feldkapazität?<br />

• Wie groß ist die nutzbare Feldkapazität des effektiven Wurzelraums?<br />

• Passen diese Werte zu den Erwartungen aufgr<strong>und</strong> der Bodenart?


44 Lagerungsdichte, Porosität, Feldkapazität, Porengrößenverteilung<br />

5. Wie schätzen Sie die Luftversorgung des Standorts ein?


Gesättigte Wasserleitfähigkeit 45<br />

Versuch 3: Gesättigte Wasserleitfähigkeit<br />

In diesem Versuch wollen wir uns der Frage widmen, wie leicht oder schwer Wasser durch<br />

unseren Boden fließt. Hierzu wiederholen wir einen gr<strong>und</strong>legenden Versuch der<br />

Bodenhydrologie: den Versuch von Darcy, der 1856 veröffentlicht wurde. Wir werden Wasser<br />

als Folge einer Druckdifferenz durch eine Bodensäule fließen lassen <strong>und</strong> die Wassermenge pro<br />

Zeit <strong>und</strong> Querschnitt messen. Als Resultat der Auswertung ergibt sich eine<br />

Proportionalitätskonstante zwischen antreibender Kraft <strong>und</strong> Flussmenge – die gesättigte<br />

hydraulische Leitfähigkeit. Für die Durchführung dieses fast 150 Jahre alten Experimentes<br />

werden wir einen Aufbau nutzen, wie er für Stofftransportexperimente an Bodensäulen<br />

verwendet wird.<br />

3.1 Versuchsdurchführung bei konstantem Überstau<br />

3.1.1 Aufbau der Messanlage<br />

Die Messanlage (Abb. 12) besteht aus einem Säulenfuß mit grobporiger poröser Platte<br />

(Glassinter – zerbrechlich!), die am unteren Rand frei auslaufen kann. Das auslaufende<br />

Wasser wird über einen Trichter gefasst, <strong>und</strong> kann in ein Auffanggefäß (eventuell auf einer<br />

Waage zur Kontrolle der Austrittsrate) geleitet werden.<br />

Kapillare<br />

Einfüllstutzen<br />

Gradierung<br />

Auslauf<br />

Abb. 12: Aufbau der Ks-Messung.<br />

∆L<br />

Säule<br />

Lochblech<br />

Wasserspiegelhöhe<br />

∆h


46 Gesättigte Wasserleitfähigkeit<br />

3.1.2 Bestimmung der gesättigten Leitfähigkeit des Bodens<br />

Die aufgesättigte Bodensäule wird auf die poröse Platte aufgesetzt, <strong>und</strong> am oberen Rand mit<br />

einem passenden Aufsatz verb<strong>und</strong>en (Klebeband). In den Aufsatz mündet der Auslauf einer<br />

Mariotte’schen Flasche (verschiedene Bauformen denkbar, z.B. wie im Bild). Nach Öffnen der<br />

Verbindung zwischen Mariotte’scher Flasche <strong>und</strong> Aufsatz wird der Wasserspiegel ansteigen<br />

bis ein konstanter Einstau im Aufsatz erreicht ist. Nun ist die Messung stationär. 17 . Ab diesem<br />

Zeitpunkt sind die Voraussetzungen für eine Messung nach der „constant head“ – Methode<br />

gegeben. Es erfolgt die Messung der effektiven Leitfähigkeit des Gesamtsystems. Da die<br />

untere Platte so grobporig gewählt wird, dass ihre Leitfähigkeit weit über der des Bodens liegt,<br />

ist ihr Widerstand im Fließsystem vernachlässigbar. Die Messung ist beendet, wenn die<br />

Fließrate über eine gewisse Versuchszeit als stationär registriert ist. Die Säule kann nun<br />

auslaufen<br />

Zu notieren sind:<br />

3.1.3 Hinweise<br />

• Überstauhöhe<br />

• Höhe der Bodensäule<br />

• Querschnittsfläche der Bodensäule<br />

• Querschnittsfläche der Mariotte’schen Flasche (Innenmaß!)<br />

Sowie eine Tabelle mit folgenden Daten<br />

Zeit Wasservorratshöhe Höhe in Mariotte’scher Flasche<br />

. . . . . .<br />

. . . . . .<br />

1. Zur Vermeidung von Lufteinschlüssen in Markoporen sollte die Säule im Idealfall vor<br />

Überstau bis zum oberen Rand aufgesättigt sein. Dies ist in der Praxis nur erfüllbar,<br />

wenn sie unten abgedichtet ist. Für die Fragestellung im <strong>Praktikum</strong> sind Lufteinschlüsse<br />

jedoch nicht sehr problematisch. Wir verzichten deshalb auf diese Art der kompletten<br />

Aufsättigung.<br />

2. Bei Säulen mit extrem hoher gesättigter Leitfähigkeit kann eventuell durch die<br />

Begrenzung der Wasserzufuhr aus der Mariotte’schen Flasche kein konstanter<br />

Überstau erreicht werden. Gießen Sie in diesem Fall manuell Wasser aus einem<br />

Messzylinder zu, <strong>und</strong> schätzen Sie daraus die Perkolationsrate ab.<br />

3. Vor allem bei schluffigen Böden besteht die Gefahr der Erosion der Bodenoberfläche<br />

durch den Einstau. Decken Sie in diesem Fall die Bodenoberfläche mit einem Filter<br />

oder einer grobporigen Sinterplatte ab.<br />

4. Die Messung der gesättigten Leitfähigkeit ist extrem empfindlich auf Klüfte im<br />

Porensystem entlang der Fließrichtung. Am häufigsten <strong>und</strong> problematischsten sind<br />

hierbei Störungen durch Randklüfte im Stechzylinder. Sofern Sie nicht ausschließen<br />

können, dass durch eine geeignete Probennahme <strong>und</strong> sorgfältige Probenbehandlung<br />

keine solche Randklüfte existieren, müssen Sie die erzielten Ergebnisse unter großem<br />

Vorbehalt interpretieren.<br />

17 Die Sache kann beschleunigt werden durch das manuelle Auffüllen des Überstandes!


Gesättigte Wasserleitfähigkeit 47<br />

3.2 Versuchsdurchführung bei fallendem Überstau<br />

Bei Versuchen an wenig durchlässigen Proben benötigt die Methode mit konstantem<br />

Überstau erheblich Zeit. Eine Verkürzung der Versuchszeit wird erreicht durch (a) Erhöhung<br />

des Potentialgradienten <strong>und</strong> (b) eine Verringerung des Querschnitts des Gefäßes zur<br />

Wasserzufuhr (Bürette).<br />

3.2.1 Aufbau der Messanlage<br />

Die Messanlage ist im unteren Teil analog zur Messung mit konstantem Überstau. Im oberen<br />

Teil wird der Aufsatz ersetzt durch eine Haube, die über einen Absperrhahn in eine Bürette<br />

übergeht. Notiert werden müssen wiederum folgende Angaben:<br />

• Höhe <strong>und</strong> Querschnittsfläche der Bodensäule<br />

• Querschnittsfläche der Bürette (Innenmaß!)<br />

sowie eine Tabelle mit folgenden Daten<br />

Zeit Wasservorratshöhe in Bürette.<br />

. . . . . .<br />

. . . . . .<br />

∆L<br />

Säule<br />

Abb. 13: Aufbau der Ks-Messung- „falling head“.<br />

Wasserspiegelhöhe<br />

Lochblech oder Sinterplatte<br />

∆h


48 Gesättigte Wasserleitfähigkeit<br />

Zur Messung ist es notwendig, das System zunächst völlig mit Wasser zu füllen. Dies kann<br />

z.B. durch das Aufsetzen der Haube auf die Bodenprobe unterhalb eines Wasserspiegels<br />

geschehen (in einer geeigneten Wanne).<br />

3.3 Auswertung<br />

Die Berechnung der hydraulischen Leitfähigkeit bei konstantem Überstau ergibt sich durch.<br />

k<br />

eff<br />

Q ∆L<br />

= ⋅<br />

(13)<br />

A ∆h<br />

Boden<br />

mit Q (cm³) stationäre Strömungsrate aus Mariotte’scher Flasche<br />

ABoden (cm²) Durchströmte Fläche der Bodensäule<br />

∆L (cm) Länge der Bodensäule<br />

∆h (cm) Antreibende Potentialdifferenz<br />

Die Berechnung der hydraulischen Leitfähigkeit bei fallendem Überstau ergibt sich durch.<br />

A<br />

⎛ ⎞<br />

Bürette ∆L<br />

ht<br />

⋅ ⎜ i<br />

k = ⋅<br />

⎟<br />

eff<br />

ln<br />

(14)<br />

A ∆ ⎜ ⎟<br />

Bodensäule ti→i<br />

+ 1 ⎝<br />

ht<br />

i+<br />

1 ⎠<br />

mit ABürette (cm²) Durchströmte Fläche der Bürette<br />

ABoden (cm²) Durchströmte Fläche der Bodensäule<br />

∆L (cm) Länge der Bodensäule<br />

t (d) Differenz zwischen den zwei Ablesezeiten ti <strong>und</strong> ti-1<br />

∆ i→i+<br />

1<br />

hti (cm) Antreibende Potentialdifferenz zum Zeitpunkt ti<br />

hti+1 (cm) Antreibende Potentialdifferenz zum Zeitpunkt ti+1<br />

Ist die Leitfähigkeit der porösen Platte kPlatte so gering, dass sie explizit berücksichtigt werden<br />

muss, so muss sie separat bestimmt werden. Die Leitfähigkeit des Bodens wird dann unter<br />

Kenntnis der effektiven Leitfähigkeit des Systems Platte-Boden keff errechnet. Da sich die<br />

Widerstände (R = L/k) der beiden Systeme addieren, gilt<br />

L<br />

B<br />

+ L<br />

k<br />

eff<br />

Platte<br />

L<br />

=<br />

k<br />

Durch Umformung <strong>und</strong> Auflösen nach ks folgt<br />

k<br />

eff<br />

B<br />

s<br />

L<br />

+<br />

k<br />

Platte<br />

Platte<br />

Platte<br />

(15)<br />

B<br />

s = (16)<br />

LB<br />

+ LPlatte<br />

LPlatte<br />

k<br />

L<br />

−<br />

k


Gesättigte Wasserleitfähigkeit 49<br />

3.4 Aufgabe<br />

mit LBoden (cm) Länge der Bodenprobe<br />

LPlatte (cm) Dicke der Platte<br />

kPlatte (cm d –1 ) Gesättigte Leitfähigkeit der Platte<br />

ks (cm d –1 ) Gesättigte Leitfähigkeit der Bodenprobe<br />

Bestimmen Sie die gesättigte Leitfähigkeit einer Bodensäule mit der Methode mit konstantem<br />

Überstau <strong>und</strong> der Methode mit variablem Überstau<br />

• Geben Sie zu ihrem Ergebnis eine (nachvollziehbare!) Unsicherheitsabschätzung<br />

(Stichworte: Fehlerabschätzung, grobe, systematische <strong>und</strong> stochastische Fehler,<br />

Genauigkeit bei Wiederholung, Repräsentativität für den Standort).<br />

• Stimmen die Ergebnisse der Methoden überein?


50 Tensiometrie, ungesättigte Wasserleitfähigkeit <strong>und</strong> Luftleitfähigkeit<br />

Versuch 4: Tensiometrie, ungesättigte<br />

Wasserleitfähigkeit <strong>und</strong> Luftleitfähigkeit<br />

In diesem Kapitel wollen wir uns der Frage widmen, wie man den Bodenwasserstatus eines<br />

Bodens messen kann, <strong>und</strong> wie groß die hydraulische Leitfähigkeit <strong>und</strong> die Luftleitfähigkeit<br />

eines Bodens bei einem bestimmten ungesättigten Zustand ist, speichern kann, <strong>und</strong> wie groß<br />

jeweils die Luftleitfähigkeit des Bodens bei den verschiedenen Wassergehalten ist. Wir<br />

werden hierzu in einen Boden, der im Vorfeld auf ein bestimmtes Potential entwässert wurde,<br />

ein Tensiometer einbauen, <strong>und</strong> damit die Bodenwasserspannung messen. Durch vorherige<br />

Wägung werden wir dieser Tension einen Wassergehalt zuordnen können. Im zweiten Schritt<br />

werden wir Luftleitfähigkeit messen, um somit den Zusammenhang zwischen Wassergehalt,<br />

Wasserspannung, <strong>und</strong> Luftleitfähigkeit erkennen. Im dritten Schritt wollen wir die hydraulische<br />

Leitfähigkeit bei ungesättigtem Wasserdurchfluss messen. Der hierbei verwendetet<br />

experimentelle Aufbau entspricht dem von Säulenversuchen zur Messung des<br />

Transportverhaltens von Substanzen in Böden unter ungesättigten Fließbedingungen.<br />

4.1 Gr<strong>und</strong>lagen<br />

4.1.1 Wasserretention <strong>und</strong> Fließdynamik<br />

Aufgr<strong>und</strong> von Adsorptions- <strong>und</strong> Kapillarkräften wird Bodenwasser im ungesättigten Boden<br />

geb<strong>und</strong>en (Haftwasser). Anders betrachtet bedeutet dies, dass Arbeit verrichtet werden<br />

muss, um dem ungesättigten Boden Wasser zu entziehen. Der Entzug von Wasser aus<br />

einem Boden kann durch Anlegen von Unterdruck erfolgen. Dieses Anlegen von Unterdruck<br />

ist nicht ganz trivial, da man ja nur Wasser entziehen will, während die Gasphase gleichzeitig<br />

bei atmosphärischem Druck bleibt. Realisiert wird dies dadurch, dass zwischen den<br />

Unterdruck <strong>und</strong> den zu untersuchenden Boden eine poröse Membran oder ein poröser<br />

Körper (meist Glassinter oder poröse Keramik) zwischengeschaltet wird, in dem alle Poren<br />

voll wassergesättigt sind. Dadurch ist diese Membran wasserdurchlässig, aber<br />

luft<strong>und</strong>urchlässig. Ein auf der einen Seite angelegter Unterdruck wird über die Wasserphase<br />

übertragen, während keine Gasströmung möglich ist.<br />

Legen wir nun auf der einen Seite der Membran einen definierten Unterdruck an, <strong>und</strong> bringen<br />

auf der anderen Seite einen zunächst wassergesättigten Boden damit in Kontakt, so werden<br />

wir sehen, dass als Folge des Unterdrucks durch die Membran hindurch eine<br />

Teilentwässerung des Bodens stattfindet. Je stärker wir ziehen, desto mehr Wasser wird dem<br />

Boden (wie aus einem Schwamm) entzogen. Er wird zunehmend austrocknen ( 14).<br />

Die aus einem solchen Experiment zu gewinnende Beziehung zwischen dem Unterdruck<br />

(oder besser: dem Potential des Wassers) <strong>und</strong> der im Boden verbleibenden Wassermenge<br />

(ausgedrückt als Wasservolumen pro Bodenvolumen = Wassergehalt θ) lässt sich als<br />

Funktion darstellen. Diese Funktion heißt Retentionsfunktion (auch Kapillardruck-Sättigungs-<br />

Beziehung, pF-Kurve, usw.). Diese Funktion bildet zusammen mit der zweiten<br />

Materialfunktion, der hydraulischen Leitfähigkeitsfunktion das Gr<strong>und</strong>gerüst, das zur<br />

mathematischen Beschreibung der Dynamik des Wasserflusses benötigt wird.


Tensiometrie, ungesättigte Wasserleitfähigkeit <strong>und</strong> Luftleitfähigkeit 51<br />

4.1.2 Tensiometer<br />

4.1.3 Luftleitfähigkeit<br />

Alle Teile des Porenraums von Böden, die nicht mit Wasser gefüllt sind, enthalten Bodenluft.<br />

Bodenluftgehalt <strong>und</strong> Wassergehalt des Bodens sind also bei Kenntnis der Porosität<br />

unmittelbar ineinander umzurechnen. Auch im wassergesättigten Zustand (sofern dieser, wie<br />

im Laborversuch, nicht über lange Zeit anhält) ist Luft im Porenraum eingeschlossen,<br />

allerdings nicht in einer zusammenhängenden Phase. Dies bedeutet, dass keine Konvektion<br />

in der Gasphase stattfinden kann, <strong>und</strong> die Diffusion stark behindert ist.<br />

Menge <strong>und</strong> Zusammensetzung der Bodenluft beeinflussen sowohl den Zustand der Wurzeln<br />

höherer Pflanzen als auch das mikrobielle Leben. Für die Zusammensetzung der Bodenluft<br />

ist dabei ein entscheidendes Kriterium, bei welcher Wasserspannung die Luftphase<br />

zusammenhängend <strong>und</strong> damit leitend wird. Diese Durchlässigkeit kann sehr sensitiv durch<br />

einen Luftdurchströmungsversuch bestimmt werden. Die Kenntnis der Luftdurchlässigkeit ist<br />

auch wichtig bei der Bemessung <strong>und</strong> Bewertung von Anlagen zur Bodenluftabsaugung, die<br />

zum Beispiel im Rahmen von Sanierungsverfahren nach Unfällen mit leichtflüchtigen<br />

chlorierten Kohlenwasserstoffen eingesetzt werden.<br />

Da in einem entwässernden Boden zunächst die größten vorhandenen Poren luftdurchlässig<br />

sein werden, ist die Luftdurchlässigkeit ein sehr sensibler Parameter für den Ausbildungsgrad<br />

Kumulativer Fluss (cm)<br />

Potential (cm)<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

0<br />

-20<br />

-40<br />

-60<br />

-80<br />

Forchheim S2<br />

unimodal<br />

gemessen<br />

simuliert<br />

0 20 40 60 80 100 120 140 160 180 200 220 240 260<br />

Zeit (h)<br />

Abb. 14: Multi-Step-Experiment: typische Ergebnisse für einen lehmigen Sand.


52 Tensiometrie, ungesättigte Wasserleitfähigkeit <strong>und</strong> Luftleitfähigkeit<br />

des Sek<strong>und</strong>ärporensystems, d.h. ein Maß für die Bodenstruktur. Unstrukturierte, aber auch<br />

verdichtete Böden leiten oft erst Luft, wenn ein erheblicher Teil des Wassers entzogen ist. In<br />

solchen Böden ist mit schlechtem Pflanzenwachstum <strong>und</strong> niedrigen Redox-Potentialen zu<br />

rechnen.<br />

Nach DIN 19862-9 wird die Luftleitfähigkeit mit einem Luftdurchlässigkeitsmesser ermittelt,<br />

bei dem nach dem Gasometerprinzip Luft mit geringem Überdruck durch den Boden gedrückt<br />

<strong>und</strong> die Leitfähigkeit analog zum Darcy-Gesetz für die Wasserleitfähigkeit erfasst wird. Für<br />

einen Bodenwassergehalt bei Feldkapazität gelten folgende Stufen (Schlichting et al., 1995;<br />

DIN 4220):<br />

Tab. 7: Einteilung der Luftleitfähigkeiten.<br />

4.2 Versuchsdurchführung<br />

4.2.1 Tensiometer-Messung<br />

Stufe Beschreibung Luftleitfähigkei<br />

t<br />

(cm/s)<br />

1 sehr gering


Tensiometrie, ungesättigte Wasserleitfähigkeit <strong>und</strong> Luftleitfähigkeit 53<br />

Tauchbürette<br />

Tauchfass<br />

Gewicht<br />

Abb. 16: Bestimmung der Luftleitfähigkeit.<br />

Druckaufnehmer, hochauflösend<br />

Druckleitung<br />

Bodensäule<br />

Zur Datenaufnahme<br />

Tensiometer bleiben dabei eingebaut <strong>und</strong> angeschlossen.<br />

Auf eine Stirnseite der Bodensäule wird eine Haube aufgesetzt, die mit einem System zur<br />

Überdruckerzeugung verb<strong>und</strong>en ist 19 . Die Haube wird luftdicht mit der Bodensäule verb<strong>und</strong>en<br />

(Abb. 16). Der Überdruck wird durch die Auflast einer schwimmenden Bürette erzeugt, <strong>und</strong><br />

beträgt (je nach angebrachtem Gewicht) mehrere hPa. Er wird durch ein wassergefülltes U-<br />

Rohr registriert, das an der Verbindungsleitung über einen Drei-Wege-Hahn angeschlossen<br />

ist.<br />

Die Messung beginnt durch Öffnen des Verbindungshahns der Überdruckleitung. Luft strömt<br />

über die Haube durch den Boden. Durch die entweichende Luft sinkt die schwimmende<br />

Tauchbürette entsprechend ein, der Druckaufnehmer registriert den Füllstand in der Bürette<br />

<strong>und</strong> damit den Volumenstrom von Luft. Die Tensiometer zeigen gleichzeitig das<br />

Wasserpotential an. Achtung: auf Lage der Druckaufnehmer achten <strong>und</strong> bei der Berechnung<br />

des Wasserpotentials in der Säulenmitte berücksichtigen!<br />

Spätestens wenn der Luftvorrat in der Bürette (ca. 3 Liter) verbraucht ist, ist die Messung<br />

beendet. Die Überdruckleitung wird von der Haube abgetrennt, so dass atmosphärischer<br />

Druck an der Oberfläche des Bodens anliegt, die Bodensäule wird wieder auf die auf die<br />

Multi-Step-Apparatur aufgesetzt (ohne Abdichtungsring), <strong>und</strong> auf die nächste Druckstufe<br />

entwässert.<br />

Die Messungen werden von Entwässerungsschritt zu Entwässerungsschritt so lange<br />

19 Sofern der Boden bindig ist, wird eine Haube wie in Abb. 16 verwendet. Fall er nicht bindig ist, muss<br />

vor dem Kippen der Bodensäule eine Platte mit einem Sieb bündig aufgebracht werden, die das<br />

Herausrieseln des Bodens verhindert. Entsprechend muss dann am anderen Ausgang ein Sieb<br />

angebracht werden.


54 Tensiometrie, ungesättigte Wasserleitfähigkeit <strong>und</strong> Luftleitfähigkeit<br />

weitergeführt, wie die <strong>Praktikum</strong>szeit erlaubt.<br />

4.3 Auswertung<br />

4.3.1 Multi-Step-Experiment<br />

Die Ausflussmenge wird in eine Wassergehaltsänderung umgerechnet (Ausflussvolumen<br />

geteilt durch Säulenvolumen). Die Wassergehaltsänderung, die Entwicklung der zwei<br />

Tensionsmessungen <strong>und</strong> der Verlauf des Drucks am unteren Rand werden grafisch gegen<br />

die gegen die Zeit dargestellt <strong>und</strong> qualitativ beurteilt (vgl. Fragen in 5.4). Wir werden im 5.<br />

Semester die Methode der „inversen Simulation“ kennen lernen, mit der aus diesen Daten die<br />

hydraulischen Funktionen des Bodens bestimmt werden können.<br />

Ausgehend von einem Maximalwassergehalt bei Sättigung (der aus den Texturdaten<br />

abgeschätzt werden kann) kann aus den Wassergehaltsänderungen, der zu jedem<br />

Druckschritt, bei dem der Ausfluss das Gleichgewicht erreicht hat, der zugehörige<br />

Wassergehalt θ abgeschätzt werden. Die zu jedem Druckschritt zugehörige Wasserspannung<br />

(genauer: das mittlere Matrixpotential) ergibt sich am besten aus den Tensiometeranzeigen<br />

der liegenden Bodensäule (man beachte eventuell nötige Lagekorrekturen <strong>und</strong> versuche, ggf.<br />

mit Hilfe des Betreuers, das Potential in der Säulenmitte abzuschätzen). Die Auftragung der<br />

Wassergehalte gegen die Wasserspannungen ergibt die Retentionskurve im feuchten<br />

Bereich.<br />

4.3.2 Luftleitfähigkeit<br />

Die spezifischen Luftleitfähigkeiten ka(θ) (cm³ cm -2 Pa -1 ) bei jedem Entwässerungsschritt<br />

berechnen sich als<br />

k<br />

a<br />

Qa<br />

LBoden<br />

= ⋅<br />

(17)<br />

A ∆p<br />

mit LBoden = Länge der Bodensäule, ∆p = Druckdifferenz, Qa = Gasfluss (cm³/s) <strong>und</strong> A =<br />

Querschnittsfläche der Bodensäule (cm²). Die Luftleitfähigkeiten sollen in einer Grafik gegen<br />

die Wassersättigung der Bodensäule aufgetragen werden. Die Wassersättigung ist hierbei<br />

der errechnete Wassergehalt, normiert auf den maximalen Wassergehalt.<br />

4.4 Aufgaben<br />

Erstellen Sie eine Grafik mit dem kumulativen Ausflussvolumen <strong>und</strong> dem Druck am unteren<br />

Rand der Bodensäule gegen die Zeit.<br />

• In welchem Saugspannungsintervall hat der Boden am meisten Wasser<br />

freigegeben?<br />

• Wie sieht die Ausflussdynamik nach den Druckwechseln aus? Finden sich in<br />

verschiedenen Phasen des Multi-Step-Experimentes deutliche Unterschiede?<br />

• Wurden bei den unterschiedlichen Druckstufen im Boden jeweils die zugehörige<br />

vollständige Entwässerung erreicht? Wenn nein: ab wann nicht? Kann man auf die<br />

zu erwartende Entwässerungsmenge extrapolieren? Wie groß sind die jeweiligen<br />

Entwässerungsmengen in Volumenprozent?


Tensiometrie, ungesättigte Wasserleitfähigkeit <strong>und</strong> Luftleitfähigkeit 55<br />

Erstellen Sie folgende Grafiken:<br />

• Mittlere Wassersättigung gegen mittlere Wasserspannung in der Probe<br />

(Retentionskurve)<br />

• Luftleitfähigkeit gegen mittlere Wasserspannung in der Probe<br />

• Luftleitfähigkeit gegen mittlere Wassersättigung der Probe.<br />

Werten Sie die Grafiken aus:<br />

• Sind Funktionsverläufe erkennbar, <strong>und</strong> können Sie die Beziehungen mit geeigneten<br />

Funktionen anpassen <strong>und</strong> mathematisch beschreiben?<br />

• Passen die Ergebnisse der Retentionskurve zu den Daten, die aus den<br />

Stechzylindermessungen erhalten werden (Versuch 3)?<br />

• War die Bodenprobe bereits bei der höchsten Sättigung luftdurchlässig? Wenn nein,<br />

ab welcher Sättigung nahm die Durchlässigkeit nennenswerte Werte an? Erfolgt der<br />

Anstieg der Luftleitfähigkeit eher langsam, oder schlagartig? Kann man den<br />

Wassergehalt, bei dem die Luftleitfähigkeit stark ansteigt, mit einer bestimmten<br />

Phase des Ausfluss-Experimentes in Beziehung setzen?


56 Gehalt des Bodens an organischer Substanz <strong>und</strong> biologische Umsetzungsrate<br />

Versuch 5: Gehalt des Bodens an organischer<br />

Substanz <strong>und</strong> biologische Umsetzungsrate<br />

5.1 Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Nach Scheffer/Schachtschabel (1998) wird die Gesamtheit der organischen Substanz des<br />

Bodens Humus genannt. Dazu gehören alle in <strong>und</strong> auf dem Boden befindlichen<br />

abgestorbenen pflanzlichen <strong>und</strong> tierischen Stoffe sowie deren organische Umwandlungsprodukte.<br />

Humus stellt keine einheitliche Bodenfraktion dar, sondern ist die Summe<br />

unterschiedlich stark zersetzter <strong>und</strong> polymerisierter organischer Stoffe. Das Edaphon, d.h. die<br />

lebenden Organismen der Bodenflora <strong>und</strong> -fauna, wird nicht zum Humus gerechnet.<br />

Die Bestimmung der Menge an organischer Substanz eines Bodens erfolgt meist über eine<br />

Ermittlung des Boden-C-Gehaltes (Corg.). Der C org.-Gehalt hängt von der Korngrößen-Zusammensetzung<br />

des Bodens sowie der Menge an zugeführter organischer Substanz <strong>und</strong> seiner<br />

Abbau-Geschwindigkeit ab. Er ermöglicht keine direkten Aussagen über die Qualität der<br />

Huminstoffe, unter Berücksichtigung der lokalen Bedingungen gibt es jedoch Optimal-<br />

Gehalte, die als Beurteilungskriterien für Bewirtschaftungsmaßnahmen wichtig sein können.<br />

Unter der Annahme eines mittleren C-Gehaltes der organischen Substanz im Boden von 58<br />

% lässt sich daraus durch Multiplikation des C-Gehaltes mit dem Faktor 1,72 der<br />

Humusgehalt errechnen.<br />

Ein wesentliches Endprodukt des Humusabbaus ist Kohlendioxyd. Abbau <strong>und</strong> Veratmung<br />

äußern sich im Freiland in einem mit dem Tages- <strong>und</strong> Jahreszyklus periodisch veränderlichen<br />

CO2-Fluss, der die Grenzfläche Boden-Atmosphäre durchsetzt: man spricht das komplexe<br />

Phänomen als Bodenatmung an. Diese ist ein wichtiger Prozess im terrestrischen C-<br />

Kreislauf. Mit der Bodenatmung gelangt ein wesentlicher Teil des photosynthetisch<br />

geb<strong>und</strong>enen Kohlenstoffs in die Atmosphäre zurück.<br />

Neben dem organisch geb<strong>und</strong>enen Kohlenstoff liegt in vielen Böden ein weiterer Teil in<br />

anorganischer Form (als Carbonate) vor. CaCO3 besteht zu 12% aus Kohlenstoff (Atommassen:<br />

Ca: 40, C: 12, O: 16). Bei der Verbrennung der Proben zur Bestimmung des<br />

organisch geb<strong>und</strong>enen Kohlenstoffs wird auch das anorganisch geb<strong>und</strong>ene C in Form von<br />

CO2 freigesetzt. Zur Ermittlung des Corg.-Gehaltes von carbonathaltigen Böden muss daher<br />

der carbonatisch geb<strong>und</strong>ene Kohlenstoff vom Gesamt-C subtrahiert werden.<br />

5.2 Ermittlung des Gehaltes an organischer Substanz<br />

5.2.1 Methoden<br />

Im wesentlichen gibt es 3 Verfahren zur Humusbestimmung, von denen im <strong>Praktikum</strong> das<br />

Verfahren c) angewandt wird.


Gehalt des Bodens an organischer Substanz <strong>und</strong> biologische Umsetzungsrate 57<br />

a) Nasse Veraschung der organischen Substanz (Lichterfelder Methode)<br />

Bei der nassen Veraschung dient Kaliumdichromat K2Cr207 (Kaliumsalz der Dichromsäure)<br />

als Oxidationsmittel. Das im Kaliumdichromat enthaltene 6-wertige Cr oxidiert die organische<br />

Substanz zu CO2, wobei es selbst zu 3-wertigem Cr reduziert wird. Unter stöchiometrischen<br />

Verhältnissen läuft folgende Reaktion ab:<br />

2 K2Cr(VI)207 + 8 H2S04 + 3 C � 2 K2S04 + 2 Cr (III )2 (S04)3+ 8 H20 + 3 C02<br />

Der C-Gehalt lässt sich nun auf zwei Arten bestimmen:<br />

- man bestimmt die Menge an unverbrauchtem Cr(VI) mit Jodometrie<br />

- man misst spektralphotometrisch die Veränderung der Farbintensität des grünen<br />

Farbkomplexes.<br />

b) Ermittlung des Glühverlustes<br />

Hierbei wird die Bodenprobe bei 105°C getrocknet <strong>und</strong> eine aliquote Masse bei 600°C<br />

geglüht. Dabei wird die organische Substanz oxidiert <strong>und</strong> entweicht gasförmig. Die Gewichts-<br />

Differenz vor <strong>und</strong> nach dem Glühen entspricht der Menge an organischer Substanz. Bei<br />

Böden mit höheren Tongehalten, die bei Erhitzung über 105°C noch mineralisch geb<strong>und</strong>enes<br />

Wasser abgeben, werden auf diesem Wege zu hohe Werte erhalten.<br />

c) Oxidation der organischen Substanz auf trockenem Wege bei etwa 1350°C <strong>und</strong><br />

Bestimmung des gebildeten CO2 durch:<br />

- Einleitung des Gases in NaOH oder Ba(OH)2 <strong>und</strong> Messung der veränderten elektrischen<br />

Leitfähigkeit (Konduktometrische Messung).<br />

- Einleitung des entstehenden C02 in ein mit Bariumperchlorat-Lösung gefülltes Titriergefäß.<br />

Im Titriergefäß wird das CO2 absorbiert, wodurch die Alkalität der Lösung sinkt. Durch elektrolytisch<br />

erzeugtes Ba(OH)2 wird automatisch auf den pH-Ausgangswert der Lösung<br />

zurücktitriert. Die verbrauchte Elektrizitätsmenge ist gemäß den FARADAYschen Gesetzen<br />

eine entsprechende Meßgröße für den Kohlenstoffgehalt der Probe (coulometrisches<br />

Verfahren).<br />

5.2.2 Aufgabe<br />

Bestimmung des Kohlenstoff- <strong>und</strong> Humusgehaltes von Bodenproben aus verschiedenen<br />

Horizonten nach dem coulometrischen Verfahren<br />

5.2.3 Durchführung<br />

Vor Beginn der Messung muss das Gerät auf Funktionstüchtigkeit überprüft werden. Das<br />

geschieht durch Messen einer Probe mit reinem CaCO3 (12% C). Man wiegt ca. 10 mg<br />

CaCO3 in einem Keramikschiffchen ein. Der berechnete C-Gehalt sollte zwischen 11,6 <strong>und</strong><br />

12,2 % liegen. Sodann können die Bodenproben gemessen werden.<br />

Die Einwaagen bei den Bodenproben sind so zu wählen, dass die gemessenen Impulse<br />

zwischen 1000 <strong>und</strong> 8000 Counts liegen. Für jede Probe werden 2 Wiederholungen<br />

gemessen. Ca. 50-200 mg (je nach erwartetem C-Gehalt des Bodens) luftgetrockneter <strong>und</strong><br />

gemörserter Boden werden in einem Keramikschiffchen eingewogen <strong>und</strong> in den Verbrennungsofen<br />

des C-Analysators eingeschoben. Die Schiffchen wurden vor der Benutzung<br />

im Muffelofen bei 1000° C geglüht, um eventuell anhaftende C-haltige Substanzen zu<br />

oxidieren. Der in der Probe enthaltene Kohlenstoff wird dann bei etwa 1350° C unter 02-<br />

Zufuhr vollständig zu CO2 verbrannt. Der gemessene Wert entspricht dem Gesamt-C-Gehalt<br />

der Probe, sofern kein anorganischer Kohlenstoff (Carbonat-C) in der Probe enthalten war.<br />

Nur dann entspricht der Gesamt-C-Gehalt dem Corg.-Gehalt.


58 Gehalt des Bodens an organischer Substanz <strong>und</strong> biologische Umsetzungsrate<br />

5.2.4 Auswertung<br />

Die durch die automatische Rücktitrierung auf den pH-Ausgangswert verbrauchte<br />

Elektrizitätsmenge wird digital auf der Anzeige angegeben. Dabei entspricht jeder<br />

Zählwerkschritt 3,2 Millicoulomb (= 2 x 10 -7 g C). Für eine beliebige Einwaage gilt:<br />

% Kohlenstoff = (Impulse * 0,02/Einwaage (mg)). Der Faktor 0,02 bezieht sich auf die volle<br />

Gasmenge (100%). Bei geteilter Gasmenge (10%) wird der Faktor 0,2 verwendet.<br />

Berechnung von Humusgehalt <strong>und</strong> -menge:<br />

Boden<br />

Einwaage<br />

(mg)<br />

Counts<br />

(%) C<br />

٭Horizontmächtigkeiten werden angegeben<br />

C-Menge<br />

(t ha -1 )٭<br />

Hu. -Gehalt (%) Hu. -Menge<br />

(t ha -1 )٭<br />

5.3 Biologische Umsetzungsrate: Adsorptionsmethode<br />

nach Isermeyer<br />

5.3.1 Prinzip der Methode<br />

Bei der C02-Bestimmung nach Isermeyer wird das sich im Boden entwickelnde <strong>und</strong> aus ihm<br />

austretende CO2 in einer Lauge (Barythlauge) quantitativ absorbiert. Man schließt dazu einen<br />

bestimmten Teil der zu untersuchenden Bodenoberfläche unter einer Auffang-Glocke ab, in<br />

welcher sich ein Gefäß mit einer bestimmten Menge Lauge befindet. Nach einer definierten<br />

Zeit wird die Glocke entfernt <strong>und</strong> die aufgefangene Menge C02 durch Titrieren bestimmt. (Lit.:<br />

Isermeyer, Z. Pflanzenernaehr. Düngg. Bodenkde. 56, 1952).<br />

5.3.2 Durchführung<br />

Man füllt mit einer 50 ml Vollpipette 50 ml 0,1 N Ba(OH)2 in eine 100 ml-Weithals-<br />

Standflasche. Die Flasche wird auf die Bodenprobe gestellt. Sodann wird eine<br />

Membranpumpe über ein Einleitungsrohr mit Sprudelstein angeschlossen. Der Boden mit<br />

wird zusammen mit Flasche <strong>und</strong> Pumpe mit einer transparenten Glocke abgedeckt. Danach<br />

wird die Pumpe eingeschaltet. Da auch aus der Luft CO2 in die Laugenvorlage gelangt, ist die<br />

Bestimmung eines Blindwertes erforderlich. Dazu gibt man nochmals 50 ml 0,1 N Ba(OH)2 in<br />

eine 100 ml-Weithals-Standflasche <strong>und</strong> setzt dieses Referenzgefäß der Laborluft aus.<br />

Nach 60 Minuten wird die Glocke entfernt <strong>und</strong> die Laugenvorlage sofort nach Überführen in<br />

einen 250 ml Erlenmeyerkolben mit 0,1 N HCl gegen Phenolphtalein als Indikator mit Hilfe<br />

einer Bürette titriert. Auch die Titration des Blindwertes erfolgt nach 60 Minuten.<br />

5.3.3 Berechnung<br />

Die entwickelte Menge CO2 pro Flächen- <strong>und</strong> Zeiteinheit kann berechnet werden aus der<br />

Menge an titrierter HCl abzüglich des Blindwertes:


Gehalt des Bodens an organischer Substanz <strong>und</strong> biologische Umsetzungsrate 59<br />

a) Angabe in mg C m –2 h –1 :<br />

MCO2 (mg C m –2 h –1 ) = WC * F * XHCl/CO2 * ∆ HCl<br />

mit MCO2 entwickelte Menge CO2 pro Flächen- <strong>und</strong> Zeiteinheit<br />

WC Atomgewicht von C = 12<br />

F Umrechnungsfaktor auf m² = 10000/683.5<br />

XHCl/CO2 Molverhältnis HCl/CO2 = 0.5<br />

∆ HCl Differenz Messung–Blindwert Differenz im ml<br />

b) Umrechnung in t C ha -1 a -1<br />

5.3.4 Auswertung<br />

MCO2 (t C ha -1 a -1 ) = MCO2 (mg C m –2 h –1 ) * F2 * F3 * F4 * F5<br />

mit MCO2 entwickelte Menge CO2 pro Flächen- <strong>und</strong> Zeiteinheit<br />

F2 Umrechnungsfaktor m 2 → ha = 10 4<br />

F3 Umrechnungsfaktor mg → t = 10 -9<br />

F4 Umrechnungsfaktor h → a = 8760<br />

= 0.5<br />

F5 Temperaturkorrektur<br />

nach van’t Hoff 20 0 C → 10 0 C<br />

Versuchen Sie, einen Schätzwert für den Jahresumsatz zu erhalten. Welche Beziehung hat<br />

dieser Wert zur C-Menge eines humosen Oberbodens (z.B. Ap- bzw. Ahe-Horizont)?<br />

Entsorgung: Die Bariumlösungen sind in einer gesonderten Bariumabfallflasche zu sammeln<br />

<strong>und</strong> nicht in den Ausguss zu geben.


60 pH-Wert, Kalkbedarf <strong>und</strong> elektrische Leitfähigkeit<br />

Versuch 6: pH-Wert, Kalkbedarf <strong>und</strong> elektrische<br />

Leitfähigkeit<br />

6.1 Bestimmung des pH-Wertes<br />

6.1.1 Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Für alle wässrigen Lösungen (Säuren, Laugen, Wasser) gilt, dass das Produkt aus der<br />

Konzentration an H -Ionen <strong>und</strong> OH- -Ionen bei einer definierten Temperatur konstant ist. Die<br />

Größe dieses Ionenproduktes von Wasser ist bei 22° C:<br />

(H + ) * (OH – ) = 10 -14 (mol l -1 ) 2<br />

Die Wasserstoff-Ionenkonzentration wird als pH-Wert ausgedrückt. Aufgr<strong>und</strong> des<br />

logarithmischen Charakters des pH-Wertes ergeben sich Besonderheiten, die beachtet<br />

werden müssen.<br />

1) Das Ionenprodukt des Wassers ist in der logarithmischen Schreibweise eine Summe:<br />

pH + pOH = 14<br />

2) In neutralen Lösungen sind die H-Konzentrationen <strong>und</strong> die OH-Konzentrationen<br />

gleich:<br />

(H + )=10 -7 mol l -1 pH = 7<br />

(OH - )=10 -7 mol l -1 pOH = 7<br />

3) Je größer der pH-Wert ist, umso niedriger ist die H + -Konzentration <strong>und</strong> umgekehrt.<br />

Bei einem pH < 7 ist die Lösung sauer, bei pH > 7 ist sie basisch.<br />

4) Die H + -Konzentration nimmt um den Faktor 10 bzw. 100 zu, wenn der pH-Wert um 1<br />

bzw. 2 abnimmt.<br />

Böden sind Austauschsysteme. Der pH-Wert ist eine wichtige <strong>und</strong> häufig benutzte Größe zur<br />

Kennzeichnung des aktuellen Zustandes dieser Systeme. Die Kenntnis des pH-Wertes<br />

ermöglicht Rückschlüsse auf die Genese von Böden sowie auf Standorteigenschaften <strong>und</strong> ist<br />

Planungsgr<strong>und</strong>lage für Düngungs- <strong>und</strong> Meliorationsmaßnahmen.<br />

6.1.2 Prinzipien der Bestimmung<br />

a) Kalorimetrische Bestimmung<br />

Bestimmte Farbstoffe (Indikatoren) zeigen oberhalb <strong>und</strong> unterhalb eines für den jeweiligen<br />

Farbstoff charakteristischen pH-Wertes unterschiedliche Farben. Einzeln oder in Kombination<br />

mit der zu messenden Lösung oder Suspension vermischt, erlauben die entstehenden<br />

Farbtöne eine annähernde Bestimmung des pH-Wertes.<br />

b) Potentiometrische Bestimmung (wird im <strong>Praktikum</strong> angewendet !)<br />

Das Prinzip der pH-Messung besteht darin, dass man eine auf pH 7 gepufferte <strong>und</strong> von einer<br />

Glasmembran eingeschlossene Lösung (Innenpuffer) in eine Messlösung taucht. Ist die H + -<br />

Konzentration zwischen Innenpuffer <strong>und</strong> Messlösung unterschiedlich, so entsteht an der<br />

Glasmembran eine elektrische Spannung zwischen den Phasengrenzen Glasmembran/


pH-Wert, Kalkbedarf <strong>und</strong> elektrische Leitfähigkeit 61<br />

Innenlösung <strong>und</strong> Glasmembran/Außenlösung. Diese Spannung ist der H + -Ionenkonzentration<br />

bzw. dem pH-Wert proportional.<br />

Als Suspensionsmittel werden destilliertes Wasser (pH Wasser) <strong>und</strong> 0,01 M CaCl2-Lösung<br />

verwendet (pH CaCl2). Die in dest. Wasser gemessenen pH-Werte liegen höher als die pH-<br />

Werte in Salzlösung, da bei letzterer ein Austausch von Kationen gegen H + -Ionen der<br />

Austauscher eintritt. Somit wird ein Teil der an den Kationenaustauschern geb<strong>und</strong>enen H + -<br />

Ionen mit erfasst, was den längerfristigen Vorgängen im Boden am nächsten kommt.<br />

6.1.3 Durchführung der potentiometrischen pH-Bestimmung<br />

10,00 g lufttrockenen Bodens werden zweimal in Schüttelgefäßen eingewogen. Eines der<br />

Gefäße wird mit 25 ml dest. Wasser versetzt, das andere mit 25 ml 0,01 M CaCl2-Lösung. Die<br />

Proben werden nun alle 10 Minuten kurz von Hand aufgeschüttelt. Nach 1 St<strong>und</strong>e wird der<br />

pH-Wert direkt mit der pH-Elektrode <strong>und</strong> die Temperatur mit einem Temperaturfühler (PT<br />

100) gemessen. Der Fehler dieser Bestimmung liegt etwa bei +/- 0,1 pH.<br />

Vor der Benutzung des pH-Meters ist unbedingt zu beachten:<br />

1) Das Phasengrenzpotential ist temperaturabhängig. Die Temperatur wird über den<br />

Temperaturfühler gemessen <strong>und</strong> die Messung wird automatisch korrigiert.<br />

2) Vor der Benutzung ist das Gerät mit Hilfe von Pufferlösungen bekannten pH-Wertes<br />

zu kalibrieren. Hierbei wird mit den Kalibrierpuffern pH 7,0 <strong>und</strong> pH 4,6 die "Steilheit"<br />

der Elektrode <strong>und</strong> „offset“ automatisch eingestellt. Dies ist bereits geschehen!<br />

3) Nach jeder Messung ist die Glaselektrode gründlich mit dest. Wasser abzuspülen.<br />

4) Die Nachfüllöffnung für den Elektrolyten der Bezugselektrode muss während der<br />

Messung geöffnet sein.<br />

Die nachfolgend aufgeführte Tabelle gibt die anzustrebenden pH-Werte für Acker- <strong>und</strong><br />

Grünland in Abhängigkeit vom Ton- <strong>und</strong> Humusgehalt an (nach LUFA Oldenburg, 1979).<br />

Die Kenntnis des pH- (CaCl2-) Wertes sowie des anzustrebenden pH-Wertes gibt jedoch<br />

keinen Hinweis darauf, wie die zum Erreichen dieses pH-Wertes notwendige Kalkmenge<br />

exakt zu bemessen ist (siehe hierzu Aufgabe 7!).


62 pH-Wert, Kalkbedarf <strong>und</strong> elektrische Leitfähigkeit<br />

Tab. 8: Anzustrebende pH-Werte von Acker- <strong>und</strong> Grünland in Abhängigkeit vom Ton- <strong>und</strong><br />

Humusgehalt (pH in 0,01 M CaCl2 <strong>und</strong> % CaCO3, nach LUFA Oldenburg, 1979).<br />

Humusgehalt in Gew.%<br />

%Ton Bodenart 0-4 4,1-8 8,1-15 15,1 30,1-60 60,1–<br />

(h) h sh a H H<br />

Acker, Böden außer Marsch<br />

0 - 5 S 5,5 5,5 5,0 4,5 4,0 4,0<br />

5, 1-12 l’S, t’U 6,0 5,5 5,0 4,5 4,0 4,0<br />

12,1-17 lS, tU 6,5 6,0 5,5 5,0 4,5 4,0<br />

17,1-25 sL,t’U 6,8 6,5 6,0 5,5 4,5 4,0<br />

25,1-35 t’L,uT<br />

0,2%<br />

CaCO3<br />

6,8 6,8 6,0 5,5 4,5 4,0<br />

0,4% 0,2%<br />

CaCO3 CaCO3<br />

35,1- tL,uT,T 6,8 6,8 6,0 5,5 4,5 4,0<br />

Acker, Marsch (entkalkt*)<br />

1,0%<br />

CaCO3<br />

0,4%<br />

CaCO3<br />

0 - 5 S 5,5 5,5 5,0 4,5 4,0 4,0<br />

5,1-12 l’S, t’U 6,5<br />

12,1-17 lS, tU 6,8 6,5 6,0 5,0 4,5 4,0<br />

17,1-25 sL,t’U<br />

0,4%<br />

CaCO3<br />

6,8 6,8 6,5 5,5 4,5 4,0<br />

0,7% 0,3%<br />

CaCO3 CaCO3<br />

25,1-35 t’L,uT 6,8 6,8 6,5 5,5 4,5 4,0<br />

1,0% 0,5%<br />

CaCO3 CaCO3<br />

35,1- tL,uT,T 6,8 6,8 6,5 5,5 4,5 4,0<br />

1,3% 0,7%<br />

CaCO3 CaCO3<br />

*) Auf nicht vollentkalkten Marschen sind um 50% höhere Kalkgehalte erstrebenswert<br />

Grünland<br />

0 - 5 S 5,0 5,0 5,0 4,5 4,5<br />

5,1-12 l’S, t’U 5,5 5,0 5,0 4,5 4,5<br />

12,1-17 lS, tU 6,0 5,5 5,0 4,5 4,5<br />

17,1- sL,t’U<br />

t’L,uT tL,T<br />

6,5 6,0 5,5 5,0 4,5


pH-Wert, Kalkbedarf <strong>und</strong> elektrische Leitfähigkeit 63<br />

6.2 Bestimmung des Kalkbedarfs<br />

6.2.1 Gr<strong>und</strong>lagen:<br />

Diese Bestimmung wird in der Praxis durchgeführt, um dem Landwirt Ratschläge über die<br />

Höhe evtl. Kalkgaben erteilen zu können. Andererseits lassen die Ergebnisse aber auch<br />

Aussagen über das Pufferungsvermögen der einzelnen Böden zu. Dieses ist abhängig vom<br />

Gehalt an organischer Substanz <strong>und</strong> vom Tongehalt.<br />

6.2.2 Prinzipien der Bestimmung:<br />

a) Elektrochemische Neutralisation (Methode Jensen)<br />

Durch Zugabe steigender Mengen einer Ca(OH)2- oder KOH-Lösung zum Boden wird die<br />

Bodenacidität nach <strong>und</strong> nach neutralisiert. Bestimmungsgröße ist der pH-Wert der einzelnen<br />

Suspensionen. Die graphische Darstellung des Zusammenhanges von pH <strong>und</strong> Ca(OH)2-bzw.<br />

KOH-Menge wird als Pufferungskurve bezeichnet. Aus ihr lässt sich der Kalkbedarf des<br />

betreffenden Bodens berechnen.<br />

b) Methode nach Schachtschabel (im <strong>Praktikum</strong> angewendet!)<br />

Empirisch ist eine Korrelation gef<strong>und</strong>en worden zwischen den nach dar Methode Jensen<br />

ermittelten Kalkbedarfswerten <strong>und</strong> dem pH-Wert einer Suspension des Bodens mit l n Ca-<br />

Acetatlösung. Bei einer Bodensuspension mit Ca-Acetat läuft folgende Reaktion ab:<br />

(1) (Boden) 2H + + Ca(CH3COO)2 Ca ++ (Boden) + CH3COOH<br />

Je höher die H + -Konzentration des Bodens ist, umso mehr Protonen werden durch Ca ++<br />

ausgetauscht <strong>und</strong> im Acetat (schwache Säure) geb<strong>und</strong>en. Dadurch steigt der pH-Wert der<br />

Suspension.<br />

Der Unterschied zur Suspension des Bodens mit CaCl2<br />

(2) (Boden) 2H + + CaCl2 Ca ++ (Boden) + 2 HCl<br />

liegt darin, dass bei der Reaktion (1) das Reaktionsgleichgewicht sehr viel stärker nach rechts<br />

verschoben ist als bei Reaktion (2), da Acetat eine schwach dissoziierende Säure ist. Daher<br />

kann Ca-Acetat mehr Protonen austauschen als CaCl2.<br />

6.2.3 Durchführung der Methode nach Schachtschabel<br />

10,00 g Boden werden in eine 100 ml PE-Weithalsflasche mit 25 ml 1 n Ca-Acetatlösung am<br />

Vortag versetzt, gut umgeschüttelt <strong>und</strong> über Nacht stehengelassen. Nach erneutem<br />

Umschütteln wird der pH-Wert der Suspension gemessen <strong>und</strong> aus diesem Ergebnis sowie<br />

aus dem bereits bekannten pH- (CaCl2-) Wert anhand der folgenden Tabelle die notwendige<br />

Kalkmenge ermittelt:


64 pH-Wert, Kalkbedarf <strong>und</strong> elektrische Leitfähigkeit<br />

Tab. 9: Notwendige Kalkmenge für Oberböden (0 - 20 cm, nach Thun, Herrmann, Knickmann,<br />

1955; zit. in Finck, 1979).<br />

potent H-<br />

Wert<br />

mval/<br />

Acidi- 100g<br />

tät(Ac<br />

e-<br />

Kalkung mit dt/ha CaO* bei<br />

tat- pH-Ziel=7 pH-Ziel=6,5 pH-Ziel=6,0 pH-Ziel=5,5 pH-Ziel=5,0<br />

pH)<br />

pH des Bodens* pH des Bodens* pH des Bodens* pH des Bodens*<br />

5,7-5,4 4,9- 4,2 3,7-<br />

6,2 6,0 5,5 5,0


Nährstoffgehalt <strong>und</strong> -Verfügbarkeit 65<br />

Versuch 7: Nährstoffgehalt <strong>und</strong> -Verfügbarkeit<br />

7.1 Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Zweck <strong>und</strong> Möglichkeiten der chemischen Boden-Analyse<br />

Von einer chemischen Boden-Untersuchungsmethode auf pflanzenverfügbare Nährstoffe wird<br />

einerseits verlangt, dass durch sie die kurz- sowie längerfristige Versorgung der Pflanzen<br />

angezeigt wird, andererseits, dass sie schnell <strong>und</strong> einfach ausführbar ist. Zumeist wird eine<br />

bestimmte Bodenmenge mit einem abgemessenen Volumen einer geeignet erscheinenden<br />

Lösung einmal geschüttelt. Daraufhin werden die in Lösung gegangenen Nährstoffe<br />

gemessen. Diese Menge stellt bei leicht löslichen Salzen den Gesamtgehalt des Bodens dar.<br />

Bei schwer löslichen Salzen, austauschbar adsorbierten Ionen oder chemisch mit dem<br />

Extraktionsmittel reagierenden Stoffen wird die gelöste Menge durch ein Lösungs-,<br />

Austausch- oder Reaktionsgleichgewicht bestimmt, vorausgesetzt, der Zeitraum für den<br />

Boden-Lösungs-Kontakt ist ausreichend. Bei zu kurzer Reaktionszeit kann ein Ungleichgewicht<br />

bestehen.<br />

Faktoren, welche die Extrahierbarkeit beeinflussen<br />

N: In nicht stark sauren <strong>und</strong> nicht anoxischen Böden wird aller mineralischer Stickstoff schnell<br />

-<br />

nitrifiziert. Das Reaktionsprodukt NO3 wird praktisch nicht adsorbiert <strong>und</strong> bildet keine<br />

schwerlöslichen Verbindungen. Es liegt bei allen normalen Boden-Wassergehalten als<br />

gelöstes Salz vor. Die Speicherfähigkeit des Bodens für Nitrat hängt somit wesentlich von der<br />

Wasser-Speicherfähigkeit ab.<br />

K: Das K -Ion unterliegt dem Ionenaustausch, wobei aber charakteristische Anomalitäten<br />

auftreten, d.h. von aufgeweiteten Schichtsilikaten mit hoher Schichtladung (3-Schicht-<br />

Tonminerale) wird es in mehr oder weniger schwer austauschbarer Form "fixiert". Zerstörung<br />

der Austauscher mit Säuren erhöht die Extrahierbarkeit.<br />

Extrahierbarkeit <strong>und</strong> Pflanzenverfügbarkeit:<br />

Die Beziehung zwischen der extrahierten Nährstoffmenge <strong>und</strong> der Pflanzenaufnahme hängt<br />

davon ab, wie gut die Wirkung der Extraktionslösung mit dem Aufschlußvermögen der<br />

Pflanzenwurzeln übereinstimmt. Doch selbst im Idealfall ist kein unmittelbarer Zusammenhang<br />

zu erwarten, da das chemische Verhalten des Nährstoffs nur einen Faktor von<br />

vielen bei der Aneignung durch die Pflanzen darstellt. Es sind viele unterschiedliche<br />

Extraktionsmethoden in der Nährstoffuntersuchung angewandt worden <strong>und</strong> teils noch in Gebrauch.<br />

Die Ergebnisse lassen sich nur vernünftig auswerten, wenn man die chemischen<br />

Eigenschaften <strong>und</strong> die Bindungsform eines Nährstoffs im Boden sowie seine chemischen<br />

Reaktionen mit der Extraktionslösung <strong>und</strong> die Einflüsse anderer Bodeneigenschaften<br />

berücksichtigt.


66 Nährstoffgehalt <strong>und</strong> -Verfügbarkeit<br />

7.2 Aufgabe<br />

Es sollen 2 Böden (humoser Sand <strong>und</strong> lehmiger Sand) mit 3 Lösungen extrahiert <strong>und</strong> die<br />

Ergebnisse interpretiert werden.<br />

7.3 Durchführung<br />

A. Extraktion<br />

20,00 g Boden werden in eine 250 ml PE-Flasche eingewogen <strong>und</strong> 1 Spatelspitze Aktivkohle<br />

zugegeben. Mit einem Messzylinder werden 200 ml Extraktionslösung zugegeben. Danach<br />

werden die Proben liegend 20 min (120 U/min) auf der Schüttelmaschine geschüttelt.<br />

Anschließend werden die Proben in 250 ml Erlenmeyerkolben filtriert. Dazu gibt man vorher in<br />

die Faltenfilter (595 ½ S&S) einen gehäuften Löffel geglühten (1000 0 C) <strong>und</strong> gewaschenen<br />

(dest. Wasser) Quarzsand (gS). Das Filtrat wird anschließend mit der entsprechenden<br />

Extraktionslösung auf 250 ml aufgefüllt <strong>und</strong> homogenisiert. Von jeder Extraktionslösung ist<br />

auch ein Blindwert zu bestimmen.<br />

Lösungen: I Dest. Wasser<br />

II 0,05 m CaCl2<br />

III 0,05 m H2S04<br />

B. Bestimmung des mineralischen Stickstoffs<br />

50 ml des Filtrats werden in 250 ml-Destillierkolben einpipettiert <strong>und</strong> eine Spatelspitze<br />

Devardalegierung zugesetzt. Der Kolben wird an die Destillationsapparatur angesetzt <strong>und</strong> die<br />

Vorlage von 25 ml 1 %ige H3B03 mit 10 Tropfen Tashiro-Indikator wird unter das<br />

Gaseinleitungsrohr gestellt. Es ist darauf zu achten, dass das Gaseinleitungsrohr in die<br />

Lösung eintaucht. Danach lässt man 25 ml 5 %ige NaOH aus dem Tropftrichter in die<br />

Extraktionslösung laufen. Die Verbindung vom Wasserdampf zur Extraktionslösung wir jetzt<br />

solange geöffnet, bis in der Vorlange ca. 80 ml Destillat vorhanden ist. Nach Beendigung der<br />

Destillation ist zunächst die Vorlage, dann der Kolben mit der mit der Extraktionslösung zu<br />

entfernen <strong>und</strong> schließlich die Verbindung zum Wasserdampf zu unterbrechen (Vorsicht,<br />

Verbrühungsgefahr!).<br />

Entsorgung: Die Extraktionslösungen aus dem R<strong>und</strong>kolben (NaOH/Devardalegierung) sind<br />

gesondert in einem Abfallkanister für Laugen zu sammeln. Bitte nicht in den Ausguss<br />

gelangen lassen!<br />

Die Destillate werden mit 0,02 n HCl bis zum Umschlag von grün nach violett titriert <strong>und</strong> die<br />

verbrauchte HCl-Menge abgelesen.<br />

Berechnung des N-Gehaltes:<br />

mg N = verbrauchte HCl (ml) minus Blindwert * Normalität (HCl) * Atomgewicht N<br />

C. Kalium-Bestimmung<br />

Die Filtrate werden unmittelbar unter die Ansaugkapillare des Flammenphotometers gehalten<br />

<strong>und</strong> die Anzeige abgelesen. Zuvor wird das Gerät mit zwei Standards aus der Standardreihe<br />

(low/high) auf Funktionstüchtigkeit überprüft (0,5 <strong>und</strong> 20,00 mg K l -1 ).<br />

Standardreihe: 0,5/1,0/2,0/4,0/6,0/10,0/15,0/20,0 mg K l -1<br />

Wenn die Abweichung > 5% ist, ist eine neue Standardreihe aufzunehmen.


Nährstoffgehalt <strong>und</strong> -Verfügbarkeit 67<br />

Umrechnung von mg l -1 auf mg 100 g -1 Boden:<br />

7.4 Auswertung<br />

Schüttellösung<br />

(ml) 100g mg<br />

l<br />

1000 ml Einwaage (g) 100g Boden<br />

-<br />

⋅<br />

⋅ ⋅<br />

=<br />

(18)<br />

⋅<br />

mg 1<br />

Stellen Sie die Ergebnisse für beide Böden in geeigneter Weise tabellarisch zusammen;<br />

Erklären Sie im Protokoll, warum von Extraktionsmittel zu Extraktionsmittel so<br />

unterschiedliche relative Veränderungen der extrahierten Nährstoffe auftreten! Welchen<br />

Einfluss hat die Art des Bodens darauf?


68 Austauschbare Kationen <strong>und</strong> Austauschkapazität<br />

Versuch 8: Austauschbare Kationen <strong>und</strong><br />

Austauschkapazität<br />

8.1 Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Böden enthalten adsorptiv geb<strong>und</strong>ene Kationen, von denen Ca, Mg, Na, Al <strong>und</strong> H<br />

mengenmäßig bedeutsam sein können. Durch Kontakt der Festsubstanz eines Bodens mit<br />

einem Elektrolyten, z.B. beim Perkolieren einer Salzlösung, können adsorbierte Ionen einer<br />

Art durch solche einer anderen Art ausgetauscht werden. Sie können dann in der<br />

Gleichgewichtslösung bzw. im Perkolat nachgewiesen <strong>und</strong> quantitativ bestimmt werden. Von<br />

bodenk<strong>und</strong>lichem Interesse sind die Art <strong>und</strong> Menge sowie die Mengenverhältnisse der<br />

austauschbar adsorbierten Kationen, da diese die chemischen <strong>und</strong> physikalischen<br />

Bodeneigenschaften beeinflussen <strong>und</strong> häufig Aufschluß über die Bodenentwicklung geben.<br />

Aus dem Austauschverhalten eines Bodens gegenüber bestimmten Kationen lassen<br />

sich außerdem Rückschlüsse auf die Art <strong>und</strong> den Zustand der Austauscher ziehen.<br />

Die wichtigsten Zusammenhänge sollen in zwei Versuchen erarbeitet werden.<br />

8.2 Technik der Versuchsanstellung<br />

Für diese Versuche werden Proben in Zentrifugenbechern eingewogen. Daraufhin wird der<br />

Boden mit frischer Lösung einer Ionenart, die der Boden anfangs nicht enthält, versehen.<br />

Nach kräftigem Schütteln mit der Hand <strong>und</strong> anschließendem Zentrifugieren wird der<br />

Überstand in einem Meßkolben aufgefangen. Der Vorgang wird mehrfach wiederholt. Damit<br />

kann praktisch vollständiger Austausch herbeigeführt werden. Die hierfür notwendige Menge<br />

an Austauschlösung ist ein Erfahrungswert. Das in dem Meßkolben aufgefangene Eluat wird<br />

bis zur Eichmarke aufgefüllt <strong>und</strong> umgeschüttelt. Die Bestimmung der einzelnen Kationenarten<br />

geschieht nach Methoden der analytischen Chemie.<br />

8.3 Durchführung<br />

Es sollen die durch Ionenaustausch freisetzbaren Mengen an Ca, Mg, K, Na <strong>und</strong> Al sowie<br />

deren Summen, die Kationen-Austauschkapazität, bestimmt werden. Eine 5,00 g Bodenprobe<br />

wird im Zentrifugenbecher mit 25 ml 0,2 n BaCl2 als Austauschlösung von Hand<br />

aufgeschüttelt <strong>und</strong> anschließend zentrifugiert. Der Überstand wird in einem 100 ml-<br />

Messkolben aufgefangen. Dieser Vorgang wird 3 mal wiederholt. Der Messkolben wird<br />

aufgefüllt <strong>und</strong> homogenisiert. Anschließend werden ca. 10 ml Extraktionslösung durch einen<br />

0,45 µm Zellulose-Nitrat-Membranfilter in ein Autosampler-Probengefäß gedrückt.


Austauschbare Kationen <strong>und</strong> Austauschkapazität 69<br />

8.4 Bestimmung von K, Na, Ca, Mg <strong>und</strong> Al<br />

Die Bestimmung von K, Na, Ca <strong>und</strong> Mg erfolgt im Atom-Absorptionsspektrometer (AAS). Die<br />

Standardreihe steht zur Verfügung.<br />

8.4.1 Berechnung<br />

Aus der Konzentration des Elements in der Lösung wird unter Berücksichtigung des<br />

Perkolatvolumens <strong>und</strong> der Bodeneinwaage sein Gehalt in mval 100 g -1 Boden berechnet:<br />

8.4.2 Bestimmung von Al<br />

ml Lösung 100g mg<br />

mg l<br />

;<br />

1000 ml Einw.(g) 100g Bd.<br />

1 −<br />

⋅<br />

⋅<br />

=<br />

⋅<br />

mg<br />

Atomgewicht<br />

mval<br />

⋅ Wertigkeit =<br />

100g Bd.<br />

50 ml der Extraktionslösung werden mit einer Vollpipette in einen 250 ml Erlenmeyerkolben<br />

pipettiert <strong>und</strong> mit 0,02 N NaOH gegen Phenolphtalein als Indikator bis zum Farbumschlag<br />

nach Rosa titriert.<br />

8.4.3 Berechnung<br />

Bei der Titration entspricht die verbrauchte Laugenmenge einer äquivalenten Menge Al.<br />

Multiplikation der Milliliter NaOH mit 0,02 (Normalität) ergibt mval 50 ml -1 Perkolat, weitere<br />

Multiplikation mit 2 (Aliquot) <strong>und</strong> 20 (Probengewicht) mval 100 g -1 Boden.<br />

Angabe: K, Na, Ca, Mg <strong>und</strong> Al in mval 100 g -1 .<br />

8.4.4 Auswertung:<br />

Die Summe aus K, Na, Ca, Mg <strong>und</strong> Al entspricht der Austauschkapazität in mval 100 g -1<br />

Boden. Stellen Sie die Ergebnisse in geeigneter Form (tabellarisch) zusammen.<br />

Entsorgung: Die Bariumlösungen sind in einer gesonderten Bariumabfallflasche zu sammeln.<br />

Sie dürfen nicht in den Ausguss gelangen!<br />

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