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Fachkräfte – wirklich schon Raritäten? - Sparkassenzeitung

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18<br />

MÄRKTE & KUNDEN<br />

Bagger, Barock und Bauhaus – Sachsen-Anhalt will als Kulturland bekannter werden<br />

Magdeburg, heute Landeshauptstadt von<br />

Sachsen-Anhalt, war bereits im Frühmittelalter<br />

eines der politischen und kulturellen Zentren<br />

des Reiches. Heute hat Sachsen-Anhalt die<br />

höchsten Dichte an Unesco-Weltkulturerbestätten:<br />

die Altstadt von Quedlinburg,<br />

die Luthergedenkstätten in Wittenberg und<br />

Eisleben, das Dessau-Wörlitzer Gartenreich mit<br />

dem Wörlitzer Park und das Bauhaus Dessau.<br />

Ein Jubiläumsprogramm zum 800-jährige Bestehen<br />

des Fürstentums Anhalt in diesem Jahr<br />

soll auf die Traditionen der Region aufmerksam<br />

machen. „Aus Anhalt kam welt-, kultur und<br />

industriegeschichtlich sehr viel Bedeutsames“,<br />

erläutert Sachsen-Anhalts Ministerpräsident<br />

Reiner Haseloff und verweist auf die regelmäßigen<br />

Kulturangebote im Bundesland.<br />

Seit 1922 finden etwa in Halle, der Geburtsstadt<br />

des Komponisten Georg Friedrich Händel,<br />

die nach ihm benannten Festspiele statt.<br />

Auch der Geist des Bauhauses ist lebendig:<br />

In Dessau entstand etwa die Idee, 1991 stillgelegte<br />

Braunkohleförderanlagen in „Ferropolis“<br />

zu verwandeln. Heute bilden die riesigen<br />

Industriebagger etwa bei Konzertveranstaltungen<br />

eine eindrucksvolle Kulisse.<br />

Auch andernorts investiert das Land in die<br />

Qualität des touristischen Angebots. Förderprogramme<br />

sollen etwa den Harz als Urlaubsregion<br />

bekannter und beliebter machen.<br />

Welche ökonomischen Schwerpunkte werden<br />

Sie als Ministerpräsident künftig setzen?<br />

Haseloff: Das EU-Finanzfördervolumen<br />

wird um etwa ein Drittel abschmelzen.<br />

Wir werden also nicht mehr die gesamte<br />

Förderbreite aufrechterhalten und nicht<br />

jede Erweiterungsinvestition mittragen<br />

können. Wir setzen aber darauf, dass<br />

zwischen Unternehmen – seien sie noch<br />

so klein – und den Universitäten, Hochschulen<br />

und Forschungsinstituten direkte<br />

Partnerschaften und Verbindungen<br />

entstehen, um gerade innovationsgetriebene<br />

Produkte zu entwickeln und Arbeitsplätze<br />

zu schaffen.<br />

Soll das auch länderübergreifend geschehen?<br />

Haseloff: Die Universitäts- und Hochschullandschaft<br />

in Sachsen-Anhalt,<br />

Sachsen und Thüringen hat sich komplementär<br />

entwickelt und ergänzt sich auch.<br />

Kooperationen müssen mit Blick auf die<br />

demographische Entwicklung verstärkt<br />

werden, etwa indem wir mithilfe einer<br />

neu belebten mitteldeutschen Achse Profile<br />

herausbilden. Das ist sicher eine Frage<br />

der Haushaltsanpassung, aber auch<br />

der praktischen Zusammenarbeit.<br />

Können Sie Beispiele für Forschungseinrichtungen<br />

mit industriellen Vertragspartnern<br />

nennen?<br />

Haseloff: Etwa das Institut für Kompetenz<br />

in Automobilität in Magdeburg und<br />

das Fraunhofer-Zentrum für Chemisch-Biotechnologische<br />

Prozesse in Leuna. Dann<br />

das Fraunhofer-Institut für Siliziummaterialforschung<br />

für das Solar-Valley in Bitterfeld-Wolfen<br />

und Thalheim. Das Solar<br />

Valley ist ein Technologiecluster, den wir<br />

gemeinsam mit Sachsen und Thüringen<br />

auf den Weg gebracht haben.<br />

Sehen Sie auch den Tourismus als Wachstumsbranche?<br />

Haseloff: Der Harz ist ein klassisches<br />

Familienurlaubsland. Wir arbeiten mit<br />

den anderen Harzländern Niedersachsen<br />

und Thüringen eng zusammen.<br />

Während der vergangenen Monate haben<br />

wir in neue Wellness-Angebote investiert,<br />

die jetzt auch im Internet mit den<br />

entsprechenden Zertifizierungen und in<br />

wettbewerbsfähiger Qualität präsentiert<br />

werden müssen. Darüber hinaus wird<br />

der Tourismus in Sachsen-Anhalt nicht<br />

beliebig wachsen können, weil wir kein<br />

klassisches Urlaubsland für Übernachtungstourismus<br />

sind.<br />

Sachsen hat gerade auf ein neues Tourismuskonzept<br />

umgestellt, das weniger Marketing,<br />

organisatorische Veränderungen und mehr<br />

Eigenbeteiligung der Tourismusstandorte<br />

vorsieht. Ist das auch für Sachsen-Anhalt<br />

eine Option?<br />

Haseloff: Dresden mit der Frauenkirche<br />

oder die sächsische Schweiz sind längst<br />

SPARKASSE JANUAR 2012<br />

Viel zu sehen:<br />

In „Ferropolis“ am Ufer<br />

gefluteter Braunkohlereviere<br />

in Gräfenhainichen<br />

finden heute<br />

Konzerte statt (o.).<br />

Die Händel-Festspiele<br />

in Halle ziehen bereits<br />

seit 1922 Musikfreunde<br />

an.<br />

Auch das Bauhaus im<br />

„Gartenreich“ Dessau-<br />

Wörlitz besuchen<br />

Touristen aus aller Welt.<br />

FOTOS: DPA<br />

eingeführte touristische Marken. Wir<br />

müssen zunächst noch bekannter werden<br />

und brauchen eine höhere Angebotsqualität.<br />

Noch einmal zur Energiewende: Die Rolle<br />

fossiler Brennstoffe bei der Energiegewinnung<br />

wird künftig bedeutender werden, vor<br />

allem im Braunkohleland Sachsen-Anhalt.<br />

Ist das von Vorteil oder eher ein politisches<br />

Problem für Sie?<br />

Haseloff: Grundsätzlich werden es die<br />

mit Ängs ten besetzten Brückentechnologien<br />

schwer haben in Deutschland.<br />

Eine grundlastfähige und regulierbare<br />

Energie erzeugung ist aber unbedingt<br />

erforderlich. Dazu brauchen wir Braunkohle<br />

und Erdgas, die natürlich beide<br />

zu zusätzlichen CO 2 -Emissionen führen.<br />

Daher ist es auch so wichtig, dass wir das<br />

Energieeffizienzgesetz auf den Weg bringen,<br />

damit wir unsere Klimaziele einhalten<br />

können.<br />

Sie haben kürzlich von der Bundesregierung<br />

bei der Energiewende klarere Ansagen gefordert.<br />

Was meinen Sie genau?<br />

Haseloff: Klarheit brauchen wir darüber,<br />

dass an dem Erneuerbare-Energien-<br />

Gesetz nicht ständig nachjustiert wird<br />

und dass die Förderkonditionen mittelfristig<br />

stabil bleiben, etwa bei der Einspeisevergütung.<br />

Zurzeit wird auch über<br />

Maßnahmen zur Förderung der Energie-

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