Fachkräfte – wirklich schon Raritäten? - Sparkassenzeitung
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MÄRKTE & KUNDEN<br />
Bagger, Barock und Bauhaus – Sachsen-Anhalt will als Kulturland bekannter werden<br />
Magdeburg, heute Landeshauptstadt von<br />
Sachsen-Anhalt, war bereits im Frühmittelalter<br />
eines der politischen und kulturellen Zentren<br />
des Reiches. Heute hat Sachsen-Anhalt die<br />
höchsten Dichte an Unesco-Weltkulturerbestätten:<br />
die Altstadt von Quedlinburg,<br />
die Luthergedenkstätten in Wittenberg und<br />
Eisleben, das Dessau-Wörlitzer Gartenreich mit<br />
dem Wörlitzer Park und das Bauhaus Dessau.<br />
Ein Jubiläumsprogramm zum 800-jährige Bestehen<br />
des Fürstentums Anhalt in diesem Jahr<br />
soll auf die Traditionen der Region aufmerksam<br />
machen. „Aus Anhalt kam welt-, kultur und<br />
industriegeschichtlich sehr viel Bedeutsames“,<br />
erläutert Sachsen-Anhalts Ministerpräsident<br />
Reiner Haseloff und verweist auf die regelmäßigen<br />
Kulturangebote im Bundesland.<br />
Seit 1922 finden etwa in Halle, der Geburtsstadt<br />
des Komponisten Georg Friedrich Händel,<br />
die nach ihm benannten Festspiele statt.<br />
Auch der Geist des Bauhauses ist lebendig:<br />
In Dessau entstand etwa die Idee, 1991 stillgelegte<br />
Braunkohleförderanlagen in „Ferropolis“<br />
zu verwandeln. Heute bilden die riesigen<br />
Industriebagger etwa bei Konzertveranstaltungen<br />
eine eindrucksvolle Kulisse.<br />
Auch andernorts investiert das Land in die<br />
Qualität des touristischen Angebots. Förderprogramme<br />
sollen etwa den Harz als Urlaubsregion<br />
bekannter und beliebter machen.<br />
Welche ökonomischen Schwerpunkte werden<br />
Sie als Ministerpräsident künftig setzen?<br />
Haseloff: Das EU-Finanzfördervolumen<br />
wird um etwa ein Drittel abschmelzen.<br />
Wir werden also nicht mehr die gesamte<br />
Förderbreite aufrechterhalten und nicht<br />
jede Erweiterungsinvestition mittragen<br />
können. Wir setzen aber darauf, dass<br />
zwischen Unternehmen – seien sie noch<br />
so klein – und den Universitäten, Hochschulen<br />
und Forschungsinstituten direkte<br />
Partnerschaften und Verbindungen<br />
entstehen, um gerade innovationsgetriebene<br />
Produkte zu entwickeln und Arbeitsplätze<br />
zu schaffen.<br />
Soll das auch länderübergreifend geschehen?<br />
Haseloff: Die Universitäts- und Hochschullandschaft<br />
in Sachsen-Anhalt,<br />
Sachsen und Thüringen hat sich komplementär<br />
entwickelt und ergänzt sich auch.<br />
Kooperationen müssen mit Blick auf die<br />
demographische Entwicklung verstärkt<br />
werden, etwa indem wir mithilfe einer<br />
neu belebten mitteldeutschen Achse Profile<br />
herausbilden. Das ist sicher eine Frage<br />
der Haushaltsanpassung, aber auch<br />
der praktischen Zusammenarbeit.<br />
Können Sie Beispiele für Forschungseinrichtungen<br />
mit industriellen Vertragspartnern<br />
nennen?<br />
Haseloff: Etwa das Institut für Kompetenz<br />
in Automobilität in Magdeburg und<br />
das Fraunhofer-Zentrum für Chemisch-Biotechnologische<br />
Prozesse in Leuna. Dann<br />
das Fraunhofer-Institut für Siliziummaterialforschung<br />
für das Solar-Valley in Bitterfeld-Wolfen<br />
und Thalheim. Das Solar<br />
Valley ist ein Technologiecluster, den wir<br />
gemeinsam mit Sachsen und Thüringen<br />
auf den Weg gebracht haben.<br />
Sehen Sie auch den Tourismus als Wachstumsbranche?<br />
Haseloff: Der Harz ist ein klassisches<br />
Familienurlaubsland. Wir arbeiten mit<br />
den anderen Harzländern Niedersachsen<br />
und Thüringen eng zusammen.<br />
Während der vergangenen Monate haben<br />
wir in neue Wellness-Angebote investiert,<br />
die jetzt auch im Internet mit den<br />
entsprechenden Zertifizierungen und in<br />
wettbewerbsfähiger Qualität präsentiert<br />
werden müssen. Darüber hinaus wird<br />
der Tourismus in Sachsen-Anhalt nicht<br />
beliebig wachsen können, weil wir kein<br />
klassisches Urlaubsland für Übernachtungstourismus<br />
sind.<br />
Sachsen hat gerade auf ein neues Tourismuskonzept<br />
umgestellt, das weniger Marketing,<br />
organisatorische Veränderungen und mehr<br />
Eigenbeteiligung der Tourismusstandorte<br />
vorsieht. Ist das auch für Sachsen-Anhalt<br />
eine Option?<br />
Haseloff: Dresden mit der Frauenkirche<br />
oder die sächsische Schweiz sind längst<br />
SPARKASSE JANUAR 2012<br />
Viel zu sehen:<br />
In „Ferropolis“ am Ufer<br />
gefluteter Braunkohlereviere<br />
in Gräfenhainichen<br />
finden heute<br />
Konzerte statt (o.).<br />
Die Händel-Festspiele<br />
in Halle ziehen bereits<br />
seit 1922 Musikfreunde<br />
an.<br />
Auch das Bauhaus im<br />
„Gartenreich“ Dessau-<br />
Wörlitz besuchen<br />
Touristen aus aller Welt.<br />
FOTOS: DPA<br />
eingeführte touristische Marken. Wir<br />
müssen zunächst noch bekannter werden<br />
und brauchen eine höhere Angebotsqualität.<br />
Noch einmal zur Energiewende: Die Rolle<br />
fossiler Brennstoffe bei der Energiegewinnung<br />
wird künftig bedeutender werden, vor<br />
allem im Braunkohleland Sachsen-Anhalt.<br />
Ist das von Vorteil oder eher ein politisches<br />
Problem für Sie?<br />
Haseloff: Grundsätzlich werden es die<br />
mit Ängs ten besetzten Brückentechnologien<br />
schwer haben in Deutschland.<br />
Eine grundlastfähige und regulierbare<br />
Energie erzeugung ist aber unbedingt<br />
erforderlich. Dazu brauchen wir Braunkohle<br />
und Erdgas, die natürlich beide<br />
zu zusätzlichen CO 2 -Emissionen führen.<br />
Daher ist es auch so wichtig, dass wir das<br />
Energieeffizienzgesetz auf den Weg bringen,<br />
damit wir unsere Klimaziele einhalten<br />
können.<br />
Sie haben kürzlich von der Bundesregierung<br />
bei der Energiewende klarere Ansagen gefordert.<br />
Was meinen Sie genau?<br />
Haseloff: Klarheit brauchen wir darüber,<br />
dass an dem Erneuerbare-Energien-<br />
Gesetz nicht ständig nachjustiert wird<br />
und dass die Förderkonditionen mittelfristig<br />
stabil bleiben, etwa bei der Einspeisevergütung.<br />
Zurzeit wird auch über<br />
Maßnahmen zur Förderung der Energie-