Fachkräfte – wirklich schon Raritäten? - Sparkassenzeitung
Fachkräfte – wirklich schon Raritäten? - Sparkassenzeitung
Fachkräfte – wirklich schon Raritäten? - Sparkassenzeitung
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Ölsand-Aufbereitungsanlage in Fort McMurray. Weil große kanadische Banken die umstrittene<br />
Ölsandförderung finanzieren, wenden sich viele Kunden kleineren Instituten zu. FOTO: DPA<br />
lity Green Building vom November 2009<br />
sind mehr als 40 Prozent der Hausbesitzer<br />
in Ontario bereit, bis zu 10.000 Kanada-Dollar<br />
(7738 Euro) für eine umweltverträgliche<br />
Nachrüstung ihres Heims<br />
auszugeben. Dieser Anteil ist doppelt so<br />
hoch wie bei einer ähnlichen Umfrage<br />
zwei Jahre zuvor.<br />
Doch die Kampagne der kanadischen<br />
Banken zieht auch heftige Kritik auf sich.<br />
Und das hat vor allem mit dem Engagement<br />
der Banken in Albertas Ölsanden<br />
zu tun. Der offizielle Rückzug Kanadas<br />
aus dem Kyoto-Protokoll hat die internationale<br />
Kritik noch verstärkt. Vor allem<br />
im Land selbst hagelte es heftige Kritik.<br />
Die Chefin der Grünen Partei, Elizabeth<br />
May, warf Premierminister Stephen<br />
Harper den Bruch eines internationalen<br />
Vertrags vor. „Nie zuvor in der Geschichte<br />
hat sich dieses Land aus einem Vertrag<br />
zurückgezogen, den es zuvor ratifiziert<br />
hatte“, sagt May. Der Schritt sei „schlimmer<br />
als alle anderen Rückschritte der<br />
Harper-Regierung in Klimaangelegenheiten“.<br />
Auf Kanadas Banken fällt diese vehemente<br />
Kritik insofern zurück, als deren<br />
verbesserte Umweltbilanz aus dem <strong>schon</strong>enderen<br />
Umgang mit Energie und Rohstoffen<br />
mehr als aufgehoben wird durch<br />
rasant steigende Kredite für die Öl- und<br />
Gaswirtschaft, besonders die Expansion<br />
der Ölsande. Und die wiederum hängt<br />
maßgeblich von der Genehmigung der<br />
Keystone-Pipeline durch US-Präsident<br />
Obama ab. Mit 178 Mrd. Barrel sind die<br />
Ölsande nach Saudi-Arabien das größte<br />
Ölvorkommen auf dem Planeten. Ihre<br />
wachsende Ausbeutung hat Kanada zum<br />
größten Öllieferanten der USA gemacht,<br />
weit vor Saudi-Arabien und allen wichtigen<br />
Exporteuren am Persischen Golf.<br />
Mit der Keystone-Pipeline würde Kanada<br />
diese Führungsposition ausbauen.<br />
Kyoto-Ausstieg nagt weiter am Ruf<br />
Und hier kommen die kanadischen Banken<br />
ins Spiel. Laut Zahlen von Bloomberg<br />
haben die fünf größten Banken des<br />
Landes seit 2007 die Erweiterung der Ölsandaktivität<br />
in Alberta mit über 48 Mrd.<br />
US-Dollar Krediten finanziert. Führende<br />
Ölsandprojekte wie „Horizon“, „Christina<br />
Lake“ und „Fort Hills“ werden mit syndizierten<br />
Krediten in Milliardenhöhe aus-<br />
SPARKASSE JANUAR 2012<br />
PERSPEKTIVEN 41<br />
gebaut. Doch Thinktanks und Aktivisten<br />
in Kanada weisen darauf hin, dass die<br />
Gewinnung von Öl aus dem bitumenhaltigen<br />
Sand in Westkanada enorm viel<br />
Wasser und Energie verschlingt und dass<br />
allein der Gasverbrauch beim Abbau der<br />
Ölsande fast dem gesamten Konsum aller<br />
privaten Haushalte im Land entspricht.<br />
Die Zahl der Studien und Berichte zu<br />
diesem Sachverhalt nimmt zu. Interessant<br />
dabei: Es wird deutlich darauf verwiesen,<br />
dass Kanadas kleinere Banken<br />
gemessen am Anteil in ihrem gesamten<br />
Kreditportfolio viel weniger beim Abbau<br />
der Ölsande engagiert sind, dafür aber<br />
mehr in der Finanzierung erneuerbarer<br />
Energien: Während die großen Banken<br />
aufwändig und prominent mit ihrem<br />
Umweltengagement werben, aber massiv<br />
in der CO 2 -intensiven Energiewirtschaft<br />
engagiert sind, sind die kleineren Volksbanken<br />
und Sparkassen in dem G-7-Land<br />
ohne viel Aufsehen viel stärker im Bereich<br />
erneuerbare Energien tätig.<br />
Kleine Institute fördern Erneuerbare<br />
So liegt laut einer Studie von Profundo<br />
Economic Research der Anteil der<br />
Kredite, die die große CIBC für die Gewinnung<br />
fossiler Brennstoffe ausreicht,<br />
mit 12,3 Prozent am Kreditportfolio fast<br />
doppelt so hoch wie bei der kleinen Kreditkooperative<br />
Vancity in British Columbia.<br />
Bei Vancity ist jedoch der Anteil der<br />
Kredite für erneuerbare Energien mit<br />
2,17 Prozent des Gesamtportfolios sieben<br />
Mal so hoch wie beim Marktführer Royal<br />
Bank of Canada.<br />
In einer Untersuchung der Umweltorganisation<br />
Rainforest Action Network mit<br />
dem Titel „Canadian Banks and Fossil<br />
Fuels“ wird darauf verwiesen, dass die<br />
großen Banken des Landes im jüngsten<br />
Berichtsjahr in ihren Büros sowie bei<br />
Dienstreisen zwar 500.000 Tonnen CO2- Emissionen einsparten, dass aber die<br />
Finanzierung der Ölsand-Expansion<br />
von 2006 bis 2020 etwa 100 Mio. Tonnen<br />
Treibhausgase jedes Jahr hinzuaddiert.<br />
Zum Vergleich: Der Benzinverbrauch aller<br />
Fahrzeuge in Kanada erzeugt jährlich<br />
90 Mio. Tonnen Treibhausgase.<br />
Daraus leiten Umweltschützer – angefacht<br />
von der internationalen Occupy-<br />
-Wall-Street-Bewegung – immer häufiger<br />
die Forderung an kanadische Sparer ab,<br />
ihr Geld von den Girokonten bei großen<br />
Geldhäusern zu kleineren Banken und<br />
Sparkassen zu transferieren.<br />
Demnach soll der Transfer von 10.000<br />
Kanada-Dollar von der Bank of Nova Scotia<br />
– dem Institut mit dem höchsten Treibhausgas-Anteil<br />
je Bilanzdollar – zu Vancity<br />
eine CO2-Ersparnis von jährlich 1430<br />
Kilogramm bringen. Das entspricht laut<br />
Zahlen des Rainforest Action Network<br />
dem Verzicht auf das eigene Auto für fünf<br />
Monate oder auf sieben zweistündige Flüge<br />
im Jahr.<br />
�