Julia Horstmann - Das Magazin für Kunst, Architektur und Design
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14 o.T. Ausstellungen<br />
Föhr<br />
<strong>Das</strong> Museum <strong>Kunst</strong> der Westküste<br />
lockt auf die nordfriesische Insel<br />
| Saal 1<br />
Warum nach Föhr? Diese Frage ist seit ein paar Monaten noch<br />
einfacher zu beantworten. Nicht nur der nordfriesischen Landschaft<br />
wegen, nicht nur wegen der grünen Insel, wegen Wasser,<br />
Wolken <strong>und</strong> dem Himmel. Nein, nun wird die Insel auch vermehrt<br />
<strong>Kunst</strong>-Touristen anziehen, denn seit dem vergangenen<br />
Sommer hat hier in dem kleinen Dorf Alkersum das Museum<br />
<strong>Kunst</strong> der Westküste seinen Sitz.<br />
Am 31. Juli 2009 wurde feierlich eröffnet <strong>und</strong> schon die erste<br />
Ausstellung Von Bergen bis Bergen überzeugte Publikum <strong>und</strong><br />
Fachwelt: Die Schau über die Lebenswelt der Küsten- <strong>und</strong> Inselbewohner<br />
zwischen Bergen aan Zee in den Niederlanden bis<br />
Bergen in Norwegen versammelte mit Künstlern wie Max<br />
Beckmann, Eugène Boudin, Emil Nolde, Max Liebermann oder<br />
Edvard Munch Höhepunkte der Landschaftsmalerei.<br />
Frederik Paulsen, Vorstandsvorsitzender eines Pharmaunternehmens,<br />
dessen Familie von der Insel stammt (sein Vater begründete<br />
die beinahe 500 Arbeiten umfassende Sammlung) ist der<br />
Stifter des Hauses, das neben der Dauerausstellung auch wechselnde<br />
Ausstellungen zeigen wird. Die beinahe 14 Millionen Euro,<br />
die hier investiert wurden, sind goldrichtig angelegt. <strong>Das</strong> Museum<br />
in Alkersum ist ein Höhepunkt der deutschen Museumslandschaft:<br />
w<strong>und</strong>erbar, wie sich der um 1900 gebaute Grethjens<br />
Gasthof, ein früherer Künstlertreffpunkt, in das Ensemble einfügt<br />
<strong>und</strong> wie das einfallende Licht den Museumsräumen ihre<br />
ganz besondere Stimmung gibt.<br />
Thorsten Sadowsky, der Leiter des Museums, kalkuliert mit etwa<br />
30.000 Besuchern im Jahr, die sich allesamt von Dagebüll nach<br />
Wyk einschiffen müssen. Diese wären dem Museum zu wünschen,<br />
denn hier sind echte Entdeckungen zu machen: Arbeiten<br />
von Jakob Alberts, Anna <strong>und</strong> Michael Ancher, Johan C. C. Dahl,<br />
Peter Severin Krøyer, Christian Krohg, Andreas Schelfhout, Johan<br />
B. Jongkind, Jozef Israëls, Hendrik Willem Medsag, Otto Heinrich<br />
Engel oder Hans P. Feddersen sind w<strong>und</strong>erbare Beispiele<br />
maritimer Malerei aus der Zeit zwischen 1830 <strong>und</strong> 1930 <strong>und</strong><br />
allesamt Künstler <strong>und</strong> Künstlerinnen, die dem internationalen<br />
Anspruch des Hauses gerecht werden.<br />
All diese Arbeiten, so drücken es die Museumsmacher selbst aus,<br />
erzählen von der zeitlosen Erhabenheit des Meeres, der Sehnsucht<br />
nach den Weiten des Horizonts <strong>und</strong> der Angst vor der<br />
Unbeherrschbarkeit der Elemente. <strong>Das</strong>s Museumsleiter Thorsten<br />
Sadowsky auch die zeitgenössische <strong>Kunst</strong> auf Föhr ins nordfriesische<br />
Licht setzen will, werden die Frühjahrsausstellungen<br />
zeigen. Ab dem 28. Februar bis zum 25. Mai sind hier die Schauen<br />
Spuren des Lichts der Fotografin Kirsten Klein <strong>und</strong> die im<br />
Jahr 2003 entstandene Videoarbeit News from the Near Future<br />
von Fiona Tan zu sehen.<br />
| MARC PESCHKE<br />
| Museum <strong>Kunst</strong> der Westküste,<br />
Hauptstraße 1, 25938 Alkersum/Föhr<br />
Tel. (04681) 74740-11<br />
Öffnungszeiten: 1. März bis 30. September 10-17 Uhr,<br />
Donnerstag bis 20 Uhr, Montag geschlossen.<br />
1. Oktober bis 14. Januar 12-17 Uhr, Montag geschlossen.<br />
15. Januar bis 28. Februar geschlossen<br />
www.mkdw.de<br />
Hamburg<br />
Alles ist in Bewegung<br />
Leuchtende Farben, rauhe Farbspur, fragile Zeichnung – Florian<br />
Köhlers Malerei feiert die Sinnlichkeit des Materials. Und doch<br />
wohnt seinen Bildern ein Drama inne. „Die Figur grabe ich in<br />
das Bild gegen den Willen der umgebenden Landschaft, die sich<br />
wehrt mit Einschließen, Umzingeln, Verschütten“, beschreibt der<br />
Künstler den Malvorgang. Dieses Prinzip der Gleichzeitigkeit <strong>und</strong><br />
Verwebung hat der Maler schon früh entwickelt <strong>und</strong> im Laufe<br />
von 50 Jahren zu einem höchst authentischen Werk geführt.<br />
In diesem Frühjahr wird Florian Köhler 75 Jahre alt. Aus Anlass<br />
seines Geburtstages blickt das <strong>Kunst</strong>haus mit der Ausstellung<br />
„Florian Köhler. Retrospektive“ auf das Schaffen des seit 1970 in<br />
Hamburg lebenden Malers zurück. Erarbeitet in Kooperation mit<br />
der Galerie Gabriele von Loeper zeigt es in der Barlach-Halle<br />
r<strong>und</strong> 60 Gemälde der Hamburger Jahre, während die Galerie<br />
gleichzeitig die frühen Arbeiten präsentiert.<br />
Florian Köhler gründete zusammen mit Heino Naujoks <strong>und</strong> Helmut<br />
Rieger 1960 in München die Gruppe „WIR“, die sich 1966 mit<br />
der Gruppe „Spur“ zu „Geflecht“ verband. Und auch, wenn sich<br />
diese Formation bereits zwei Jahre später wieder auflöste <strong>und</strong><br />
Florian Köhler bald darauf gen Norden zog, blieb doch der Gedanke<br />
von Geflecht in seiner Arbeit immer präsent. Kein Element seiner<br />
Gemälde hat Vorrang. Alles ist in Bewegung. Und bildet so<br />
einen Augenblick ab, der sich aus vielfältigen Erinnerungen, Erfahrungen<br />
<strong>und</strong> Wahrnehmungen zusammensetzt, Abhängigkeiten<br />
anerkennt <strong>und</strong> Widerstreitendes zusammenklingen lässt.<br />
| URSULA HERRNDORF<br />
| o. T., 1967, (WV 392, Geflecht), Coll.+<br />
Disp./Nessel, 125 x 110 cm<br />
| 9. März bis 25. April, 9. Mai<br />
<strong>Kunst</strong>haus Hamburg, Klosterwall 15, Di-So 11-18 Uhr.<br />
5. März. bis 25. April<br />
Galerie von Loeper, Eppendorfer Landstraße 44,<br />
Di + Fr 13.30-18.30, Do 13-19, Sa 12-15 Uhr.