Tugend, Glaube, Toleranz - Neue Deutsche Monarchie eV
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Seite 11 JAHRGANG 2, AUSGABE 4 / 2012<br />
Park Sanssouci, errichtet 1754-56 für Friedrich<br />
dem Grossen, von Büring, ist als Gesamtkunstwerk<br />
eines der gelungensten Beispiele der im<br />
18.Jahrhundert in Europa ihren Höhepunkt<br />
erreichenden „Chinamode“.<br />
Ermöglicht durch die Entdeckungsfahrten des<br />
16. und 17.Jahrhundert wurden im 17. und<br />
18.Jahrhundert große Mengen ostasiatischer<br />
Kunstgegenstände nach Europa, besonders in<br />
die großen Seefahrtnationen Holland und England<br />
gebracht und von den Fürsten in Kunstund<br />
Kuriositätenkammern (die Vorgänger der<br />
heutigen Völkerkundemuseen) gesammelt.<br />
Bereits Friedrich I. richtete um 1695 das<br />
„Chinesische Zimmer“ im Berliner Schloss ein,<br />
während etwa gleichzeitig das erste Porzellankabinett<br />
im Schloss Oranienburg entstand und<br />
Anfang des 18.Jahrhunndert die Porzellankabinette<br />
in den Berliner Schlössern Monbijou und<br />
Charlottenburg folgten. Unter Friedrich II:<br />
fanden ostasiatische Motive Eingang in die<br />
künstlerische Ausstattung der Potsdamer<br />
Schlösser, so im Stadtschloss, Schloss Sanssouci<br />
(1. Gästezimmer) sowie auf gemalten<br />
und gewebten Tapeten im <strong>Neue</strong>n Palais. Anstelle<br />
der ursprünglichen Bezeichnung<br />
„Chinesisches Teehaus“ ist aber in Literatur<br />
und auf Grafiken auch vom „Japanischen Teehaus“<br />
oder“ Japanischen Haus“ die Rede, was<br />
dann im 20.Jahrhundert zum Politikum wird,<br />
so nach dem Boxeraufstand von 1900 und in<br />
der Nazi-Zeit als Hommage an den Freund in<br />
Tokio (das war gerade in der Zeit als die Vergoldungen<br />
am Teehaus anlässlich der Olympiade<br />
nach alten Plänen wieder entdeckt und<br />
wiederhergestellt wurden).<br />
Auch ein noch vorhandener chinesischer<br />
„Kuchenbaum“ sowie ein Weihrauchständer<br />
vervollkommnen das fernöstliche Ambiente<br />
der Umbebung des Bauwerkes. Das zum Teehaus<br />
gehörende Küchengebäude errichtete Büring<br />
1763. Die ursprüngliche Bemalung mit<br />
schlangenförmigen Verzierungen und Blumen<br />
sowie die fünf Pagoden aus Blech mir beweglichen<br />
Köpfen sind nicht mehr vorhanden. Wegen<br />
der Malereien im Inneren nannte Friedrich<br />
das Teehaus immer „Affenhaus“; es ist aber<br />
auch auf die geschnitzten Affen, tropische<br />
Früchte und tropische Tiere im Voltaire-<br />
Zimmer in Sanssouci hinzuweisen, die bereits<br />
Goethe bei seinem Potsdam-Besuch im Mai<br />
1778 sah und beschrieb. Auch das 1770 von<br />
Gontard errichtete Drachenhaus auf dem<br />
Klausberg (der dann extra in Drachenberg umbenannt wurde;<br />
heute hat er wieder seinen alten Namen; eine Replik der von<br />
Chambers in Kewgarden in London errichteten Pagode; übrigens<br />
nur das Haus des Weingärtners) ist Ausdruck dieser Sehnsucht<br />
nach den Fernen Osten.<br />
Ja, es gab sogar ein „Pisanghaus“ im Park zu Sanssouci.<br />
Als Hommage an Indien finden wir aber auch im <strong>Neue</strong>n Palais<br />
ein „Indianisches Kabinett“, „Indianische Seidentapeten“,<br />
„Indianische Trommeltische“ etc. So ließ Friedrich der Grosse<br />
auf der Attika der „Alten Post“ von Unger am Wilhelmplatz<br />
Figuren der 4 (!) Kontinente darstellen (Australien war zwar<br />
schon entdeckt, aber noch nicht als Kontinent anerkannt. Und<br />
bereits 1747 erwarb Friedrich das an Holland grenzende Ostfriesland<br />
(er ließ das Wappen beim Umbau des Stadtschlosses<br />
neben dem vom Preußen und Schlesien dort anbringen) und<br />
gründete als Folge die Königlich Preußische Seehandlung die<br />
auch Forschungen und reisen in die Tropen betrieb und finanzierte.<br />
Aber auch die Graun’sche Oper „Montezuma“ über den letzten<br />
Aztekenkaiser, mit der die Oper Unter den Linden eingeweiht<br />
wurde, bezeugt das Interesse Friedrichs – der ja das Libretto für<br />
diese Oper schrieb und die Idee dazu hatte - für die Länder in<br />
Übersee. Der in Potsdam 1759 geborene Yorck, der große Held<br />
der Befreiungskriege, stand zeitweise in holländischen Diensten<br />
auf Ceylon (dem heutigen Sri Lanka).<br />
Übrigens: Über Friedrich II. sagte einmal ein britischer Diplomat:<br />
„er wolle lieber ein Affe auf Borneo sein, als Minister<br />
unter diesem König“. Es sei noch zu erwähnen, dass die Kuppeln<br />
des Alten Rathauses zu Potsdam sowie des Stadthauses<br />
von Batavia (beide dienen jetzt bzw. demnächst als Historische<br />
Museen der jeweiligen Stadt) in der des Königlichen Schlosses<br />
(ehem. Rathaus) von Amsterdam ihr Vorbild haben.<br />
Aber auch das Ägypten der Pharaonen faszinierte: Friedrich der<br />
Grosse ließ ebenfalls an auf der Attika der „Alten Post“ neben<br />
den eben erwähnten Figuren der Kontinente Pyramiden errichten,<br />
ließ Sphingen an der Alle nach Sanssouci aufstellen und<br />
errichtete die Obelisken am Eingang des Parks von Sanssouci<br />
und die beiden des Neustädter Tores, jeweils mit frei erfundenen<br />
Hieroglyphen, da die Übersetzung erst dank des Steins von<br />
Rosette durch Champolleon – erst nach Friedrich – möglich<br />
wurde. Auch hatte Friedrich der Grosse in seinen Bibliotheken<br />
im Stadtschloss, in Sanssouci und im neuen Palais eine umfassende<br />
Kollektion von - allerdings nur französisch- sprachigen -<br />
Büchern mit zahlreichen Illustrationen und – zum Teil – separaten<br />
Landkarten über ferne exotische Länder (z.B. Indien, China,<br />
Tibet, Siam, Indonesien, der Südsee und Lateinamerika<br />
etc.).<br />
Auch sein Nachfolger, Friedrich Wilhelm II. errichtete im <strong>Neue</strong>n<br />
Garten eine Orangerie im ägyptischen Stil und einen als<br />
Eiskeller dienende Pyramide, ebenfalls mit „Pseudo“ Hieroglyphen,<br />
sowie einen – Ende des 19.Jahrhuhderts – beseitigten<br />
Orientalischen Pavillon an Heiligen See. Vergessen wir aber