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STADTBOTE - in der Stadt Bergen auf Rügen

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N<br />

Mit ihrem Magister Historicus durch unsere Geschichte<br />

ordöstlich, über die Vieschstraße vom<br />

markt ausgehend, liegt leicht erhöht e<strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>zigartiges Natur- und kulturdenkmal, <strong>der</strong><br />

Rugard. Als <strong>der</strong> <strong>Bergen</strong>er geheimgelehrte<br />

Johann Jakob Grümbke im 4. Brief<br />

se<strong>in</strong>er „Streifzüge durch das <strong>Rügen</strong>land“,<br />

datiert <strong>Bergen</strong>, den 18. August 1803 die<br />

<strong>Stadt</strong> charakterisierte, würdigte er ganz<br />

beson<strong>der</strong>s diesen Flecken: „Dieser Hochaltar<br />

des Landes ist alle<strong>in</strong> schon würdig, daß<br />

Reisende <strong>auf</strong> ihm <strong>der</strong> Natur e<strong>in</strong> Opfer<br />

br<strong>in</strong>gen, die e<strong>in</strong>en Kreis von Reizen um ihn<br />

her geschaffen hat.“ Zu <strong>der</strong> Zeit war diese<br />

heidelandschaft kaum bewaldet. So war es<br />

verständlich, dass es von dem 90,6 m über<br />

dem meeresspiegel bef<strong>in</strong>dlichen Plateau e<strong>in</strong><br />

wun<strong>der</strong>schöner Blick über die zerklüfteten<br />

Weiten <strong>der</strong> Insel bis zum Jasmun<strong>der</strong> Bodden<br />

zu genießen gab. ke<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gerer künstler,<br />

als <strong>der</strong> berühmteste maler <strong>der</strong> deutschen<br />

romantik Caspar David Friedrich entwarf<br />

mit Bleistift und Fe<strong>der</strong> e<strong>in</strong>drucksvoll e<strong>in</strong>e<br />

Zeichnung mit dem unbewaldeten rugard<br />

und den Blick nach Jasmund gerichtet.<br />

Die Zeichnung entstand am 17. mai 1802.<br />

heute ist diese landschaftliche und kulturelle<br />

Erhabenheit noch vom Ernst-moritz-Arndt-<br />

Turm nachzuvollziehen. gehen wir <strong>in</strong> die<br />

geschichtlichen ursprünge zurück. h Der<br />

Name rugard ist wohl abgeleitet von dem<br />

germanischen Stamm <strong>der</strong> Rugier, auch<br />

Rugii o<strong>der</strong> Rogoi genannt. Das berichtete <strong>der</strong><br />

römische historiker Tacitus. Das Volk wan<strong>der</strong>te<br />

im 4. Jh. über Norwegen, dem unteren<br />

Weichselgebiet bis <strong>auf</strong> die Insel rügen. Teile<br />

dieses Stammes zogen weiter nach Süden<br />

und kämpften an <strong>der</strong> Seite <strong>der</strong> Ostgoten 553<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Schlacht am Vesuv. hier besiegelte<br />

sich ihr untergang. 710 wurden die Rug<strong>in</strong>i<br />

erstmalig durch den kirchenhistoriker Beda<br />

Venerabillis als Bewohner <strong>der</strong> Insel rügen<br />

benannt. Wohl im 7. Jahrhundet sich hier<br />

ansiedelnde slawische Ranen, auch Rujane<br />

o<strong>der</strong> Rani, verbanden sich mit den noch<br />

vorhandenen germanischen rugiern. Erste<br />

Erwähnung <strong>der</strong> noch heidnischen Fürsten<br />

begegnet uns mit raze, dem Vater <strong>der</strong> Söhne<br />

Jaromar I. und Tetislaw. Ihr Fürstentum<br />

reichte über Barth, Triebsees, Eldena bis<br />

nach rügen. Neben dem garzer Burgwall<br />

war <strong>der</strong> Burgwall <strong>auf</strong> dem rugard hauptsitz<br />

Mitglied des Altstadtvere<strong>in</strong>s <strong>Bergen</strong> <strong>auf</strong> <strong>Rügen</strong> e.V.<br />

Der Hochaltar Rugard<br />

Skizzen e<strong>in</strong>es geschichtsträchtigen Ortes im Nordosten <strong>Bergen</strong>s<br />

<strong>der</strong> rügenfürsten während ihrer Aufenthalte<br />

<strong>auf</strong> <strong>der</strong> Insel. Diese Burgwälle dienten natürlich<br />

ebenso als Fluchtburgen, wo sich die<br />

menschen <strong>der</strong> region <strong>in</strong> Sicherheit brachten<br />

wenn <strong>der</strong> Fe<strong>in</strong>d anrückte. Wir wissen von<br />

kaperfahrten <strong>der</strong> ranen, auch <strong>in</strong>s dänische<br />

königreich, die Fehden nach sich zogen. mit<br />

<strong>der</strong> christianisierung <strong>der</strong> ranen und dem Fall<br />

des heidnischen gottes Swantevit <strong>auf</strong> Arkona<br />

durch das heer des dänischen königs<br />

Waldemar I. und Bischoff Absalom von<br />

Roskilde zog e<strong>in</strong>e neue Epoche e<strong>in</strong>.<br />

Aus dem Bistum roskilde kamen Nonnen<br />

des Benedikt<strong>in</strong>erordens nach <strong>Bergen</strong>. In<br />

dem bisherigen Fürstensitz <strong>auf</strong> dem rugard<br />

wurde e<strong>in</strong>e kapelle erbaut. E<strong>in</strong>e urkunde<br />

belegt dass Witzlaw II. diese 1291 dem<br />

kloster zu <strong>Bergen</strong> schenkte. Sie wurde dann<br />

1380 abgebrochen und zum weiteren Bau<br />

des klosters verwendet. Wahrsche<strong>in</strong>lich<br />

diente die kapelle nach <strong>der</strong> kirchenweihe<br />

von St. marien 1193 unter Jaromar I. als<br />

geme<strong>in</strong>dekirche. Erst mit dem Abriss <strong>der</strong><br />

kapelle <strong>in</strong> <strong>der</strong> Burg wurde aus <strong>der</strong> ehemaligen<br />

Palastkirche die geme<strong>in</strong>de- und<br />

klosterkirche. Die Burg <strong>auf</strong> dem rugard war<br />

<strong>in</strong> haupt- und Vorburg geteilt und wurde<br />

weiter genutzt. Vom 20. September 1258<br />

existiert e<strong>in</strong>e urkunde mit <strong>der</strong> Erwähnung<br />

des rugards. hier g<strong>in</strong>g es um e<strong>in</strong>en kontrakt<br />

zwischen Jaromar II. und freien Zugang<br />

<strong>der</strong> lübecker beim Fischfang. h Funde und<br />

Ausgrabungen för<strong>der</strong>ten immer wie<strong>der</strong> neue<br />

Belege über handel und Wandel vor Ort zu<br />

Tage. Bedeutungsvoll war <strong>der</strong> Fund e<strong>in</strong>es<br />

mittelalterlichen kastentürschlosses, das<br />

1780 zufällig bei grabungen gefunden wurde.<br />

Es g<strong>in</strong>g <strong>in</strong> die Sammlung des Bobb<strong>in</strong>er Pastors<br />

Frank über und bef<strong>in</strong>det sich heute im<br />

<strong>Bergen</strong>er <strong>Stadt</strong>museum. Im Jahre 1868 fanden<br />

hier grabungen statt. Neben Feuerste<strong>in</strong>meißeln,<br />

urnen, gefäßteilen wurden auch<br />

reste von holzpalisaden <strong>der</strong> Befestigungen<br />

gefunden. Bedeutungsvoll war <strong>der</strong> Fund von<br />

arabischen Silbermünzen, datiert zwischen<br />

762 und 822 und e<strong>in</strong>er Fe<strong>in</strong>waage. mit dem<br />

Aussterben <strong>der</strong> rügenschen Fürsten 1325<br />

verlor auch die Burg an Bedeutung. Das<br />

Areal wurde landwirtschaftlich genutzt und<br />

dadurch die Wallanlage <strong>in</strong> mitleidenschaft<br />

gezogen, auch wenn sie bis zum heutigen<br />

Tage ihre wehrhafte größe erkennen lässt.<br />

grabungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> ehemaligen hauptburg<br />

legten Fundamente frei, die zu e<strong>in</strong>er mühle<br />

gehörten, die dort im 15./16. Jh. gestanden<br />

hat. Fürst Malte I. zu Putbus ließ das gebiet<br />

e<strong>in</strong>schließlich <strong>der</strong> Wallanlage nach 1830<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e parkartige, englische landschaft<br />

umgestalten. Davon zeugen noch heute u.a.<br />

reste <strong>der</strong> ste<strong>in</strong>ernen Bänke und Tische. Es<br />

wurde e<strong>in</strong> Ausflugsziel <strong>der</strong> <strong>Bergen</strong>er Bürger<br />

und um die Jahrhun<strong>der</strong>twende befand sich<br />

hier bereits e<strong>in</strong>e gastwirtschaft. Es lag nahe,<br />

dass <strong>der</strong> Platz im Burgwall für e<strong>in</strong> ehrendes<br />

Denkmal auserkoren wurde. Dieses sollte<br />

dem großen deutschen Patrioten und Dichter<br />

Ernst Moritz Arndt (1769 -1860) gewidmet<br />

se<strong>in</strong>. Die Idee war vorrangig getragen durch<br />

den landrat von Platen und dem <strong>Bergen</strong>er<br />

Bürgermeister Dr. Richter. E<strong>in</strong> Bürgerkomitee<br />

veröffentlichte e<strong>in</strong>en Presse<strong>auf</strong>ruf „An<br />

das deutsche Volk“ zur Spendenfreudigkeit.<br />

Fürst malte stellte das grundstück bereit.<br />

Der deutsch - französische krieg 1890/91<br />

stoppte das Projekt.1871 erfolgte e<strong>in</strong><br />

Wettbewerbs<strong>auf</strong>ruf. Es g<strong>in</strong>gen 19 Entwürfe<br />

e<strong>in</strong>. Der Berl<strong>in</strong>er Architekt und königliche<br />

Baumeister Hermann Eggert (1844 -1920)<br />

g<strong>in</strong>g mit se<strong>in</strong>em Entwurf „Vater Arndt“ als<br />

Sieger hervor. <strong>Bergen</strong>er handwerker, wie<br />

maurermeister Freese o<strong>der</strong> Tischlermeister<br />

lange waren am Bau beteiligt. Die eiserne<br />

Wendeltreppe fertigte die Eisenhütten- und<br />

Emaillierwerk „Alte hütte“ <strong>in</strong> Neusalz a.d.<br />

O<strong>der</strong>. 1877 wurde <strong>der</strong> Turm als Symbol <strong>der</strong><br />

Freiheit und des gedenkens an Ernst moritz<br />

Arndt <strong>der</strong> Öffentlichkeit übergeben.1944<br />

wurde die kuppel entfernt und <strong>auf</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Plattform e<strong>in</strong>e Flaggstellung e<strong>in</strong>gerichtet.<br />

h Als e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> Wahrzeichen von <strong>Bergen</strong><br />

wurde <strong>der</strong> Arndt-Turm nach <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>igung<br />

Deutschlands 1989 saniert und restauriert<br />

und e<strong>in</strong>e Erhöhung durch den Bau e<strong>in</strong>er<br />

glaskuppel vorgenommen. Neue Touristikangebote<br />

verän<strong>der</strong>n heute Bild und Wirkung.<br />

Das gefällt dem e<strong>in</strong>en und missfällt dem<br />

an<strong>der</strong>en. Wichtig ist, dass wir das uns<br />

anvertraute Erbe behüten.<br />

Kürschnermeister Uwe H<strong>in</strong>z<br />

18528 <strong>Bergen</strong> <strong>auf</strong> <strong>Rügen</strong>, Postfach 1224,<br />

firma-h<strong>in</strong>z@web.de · www.altstadtvere<strong>in</strong>-bergen-<strong>auf</strong>-ruegen.de<br />

Biblographie: Beiträge zur Geschichte <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Bergen</strong>/A. Haas · Streifzüge durchs <strong>Rügen</strong>land J.J.Grümbke · Graphische Werk v. C.D. Friedrich · Baugeschichte Arndt-Turm/DR.P.Möbius<br />

Inventarband <strong>Rügen</strong>/Ohle,Beyer · Bistum Roskilde und <strong>Rügen</strong>/Bertil Wieberg • Fotos v.l.: Sch<strong>in</strong>kel, 1821 · Friedrich, 1802 · Arndt-Turm, eiserne Treppe · Romantischer Blick, 2008

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