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IFF-Info Nr. 26, 2003 - IFFOnzeit

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Soziale Studienbelastungen und Strategien der Bewältigung im Technikstudium<br />

durch die Geschlechter erwartet und<br />

in der Untersuchung bestätigt. Hinsichtlich<br />

der Dimension „Soziale<br />

Umgangsweisen unter Mitstudierenden“<br />

schätzen die Studenten die<br />

Situationen negativer ein. Männer –<br />

insbesondere an der Universität –<br />

nehmen bei ihren Kommilitonen<br />

häufiger ein konkurrenzorientiertes<br />

Verhalten wahr als die Studentinnen.<br />

Dies lässt darauf schließen, dass Studentinnen<br />

sich aus solchen Situationen,<br />

in denen ein derartiges Verhalten<br />

praktiziert wird (z. B. in Diskussionen),<br />

fernhalten. Ferner treten bei<br />

der Einschätzung der „Minderheitensituation<br />

von Frauen“ Geschlechterunterschiede<br />

in der Form auf,<br />

dass Studenten diese für zutreffender<br />

halten als Studentinnen. Männer<br />

geben häufiger als Frauen an, dass<br />

ihre Arbeitsgruppe nur aus Männern<br />

bestehe. Das lässt vermuten, dass<br />

Studentinnen bestrebt sind, sich Arbeitsgruppen<br />

zu suchen, in denen sie<br />

mit (zumindest) einer weiteren Frau<br />

zusammen lernen können. Der Faktor<br />

„Absprache weiblicher Technikkompetenz“<br />

weist in der Einschätzung<br />

der Studierenden kaum Unterschiede<br />

auf. Die Dimensionen<br />

„Unbefriedigende Studienbedingungen“<br />

und „Einseitigkeit der Studienvoraussetzungen<br />

und -inhalte“<br />

differenzieren vor allem zwischen<br />

den Hochschulformen. Dabei sind<br />

die Studierenden an den Fachhochschule<br />

zufriedener mit den vorgegebenen<br />

Rahmenbedingungen als<br />

diejenigen, die an der Universität studieren.<br />

4.2. Das Belastungsausmaß<br />

sozialer Studiensituationen<br />

Aus dem Blickwinkel des Belastungsausmaßes<br />

wurden die einzelnen<br />

Studiensituationen daraufhin<br />

untersucht, wie die Studierenden<br />

diese inhaltlich strukturieren. Eine<br />

Faktorenanalyse brachte folgende<br />

Belastungskomplexe hervor: (1)<br />

Einseitige Voraussetzung von Vorerfahrungen<br />

und generelle Absprache<br />

von weiblicher Technikkompetenz,<br />

(2) unbefriedigende Studienformen<br />

und -inhalte, (3) Minderheitensituation<br />

von Frauen, (4) unzureichende<br />

Studienbedingungen, (5)<br />

soziale Umgangsweisen unter den<br />

Studierenden.<br />

Es zeigte sich, dass die Belastungskomplexe<br />

von deren tatsächlichen<br />

Vorhandensein im Studium<br />

zum Teil abweichen bzw. durch die<br />

Studierenden anders strukturiert<br />

werden. Der größte Belastungskomplex<br />

beinhaltet solche Situationen,<br />

die sich für Studentinnen und<br />

Studenten aus der „einseitigen Voraussetzung<br />

von Vorerfahrungen und<br />

generellen Absprache von weiblicher<br />

Technikkompetenz“ ableiten.<br />

Diese Belastungen haben ihre Ursache<br />

einerseits in der Annahme,<br />

dass Studierende bereits technische<br />

Vorerfahrungen mitbringen. Entsprechend<br />

ist die Vermittlung bestimmter<br />

Kenntnisse kein Lehrinhalt<br />

mehr. Andererseits begründen sich<br />

Belastungen darin, dass in der Regel<br />

diese Vorerfahrungen nicht von<br />

Studentinnen erwartet oder „mitgebracht“<br />

werden und diese deshalb<br />

zwangsläufig zum Scheitern verurteilt<br />

sind, wenn ihnen keine Hilfe<br />

angeboten wird. Diesen Belastungen<br />

ist gemeinsam, dass das Topos<br />

„Frauen und Technik“ wirksam ist,<br />

welches „Frauen“ und „Technik“<br />

grundsätzlich für unvereinbar hält.<br />

Die Belastungssituationen, die im<br />

Zusammenhang mit unbefriedigenden<br />

Studieninhalten und Lehrformen<br />

stehen, betrachten die Studierenden<br />

als eine zusammengehörende<br />

Einheit, die eine wesentliche Basis<br />

für die Qualität ihrer Ausbildung<br />

darstellt. Ferner ist eine unpersönliche<br />

Atmosphäre an der Hochschule<br />

für die Zufriedenheit mit dem<br />

Studium insgesamt abträglich.<br />

Bei der Einschätzung des Studiums<br />

hinsichtlich seiner Belastungen<br />

sind die Situationen unterschiedlich<br />

belastungsbedeutsam. Unbefriedigenden<br />

Studiensituationen, die häufig<br />

auftreten, kommt im Hinblick<br />

auf das subjektive Belastungsempfinden<br />

der Studierenden vermutlich<br />

eine größere Bedeutung zu, als<br />

Situationen, die nur selten auftreten.<br />

Deshalb wurde untersucht, welche<br />

Bedeutung die einzelnen Belastungssituationen<br />

im Vergleich zueinander<br />

haben. Hierzu wurden die Mittelwerte<br />

der einzelnen Belastungssituationen<br />

errechnet. Folgende Ergebnisse<br />

zeigten sich: Im oberen<br />

Rangbereich, der bereits in der Skalenmitte<br />

angesiedelt ist, finden sich<br />

jene Situationen, die auf die Qualität<br />

der Ausbildung Bezug nehmen,<br />

gefolgt von Situationen, welche auf<br />

die unzureichenden Studienbedingungen<br />

allgemein verweisen. Von<br />

sehr geringer Belastungsbedeutsamkeit<br />

sind jene Situationen, die im Zusammenhang<br />

mit der Minderheitensituation<br />

von Frauen im Studium<br />

stehen. Alle weiteren Situationen, die<br />

den Faktoren „Einseitige Voraussetzung<br />

von Vorerfahrungen und generelle<br />

Absprache weiblicher Technikkompetenz“<br />

sowie „soziale Umgangsweisen“<br />

angehören, sind im<br />

Vergleich zu den anderen Situationen<br />

von mittlerer Bedeutung. Somit<br />

wird keine soziale Studiensituation<br />

von den Studierenden als wirklich<br />

große Belastung empfunden. Als im<br />

großen Ausmaß belastend empfinden<br />

sie vielmehr die sehr umfangreichen<br />

Leistungsanforderungen<br />

und die damit verbundenen psychischen<br />

(Leistungsdruck, Prüfungsangst<br />

und hoher Durchfallquoten)<br />

sowie zeitlichen Belastungen (umfangreiche<br />

Stundenpläne und Studieninhalte).<br />

8 Die zusätzlichen sich<br />

auf die Rahmenbedingungen beziehenden<br />

Belastungen vergrößern jedoch<br />

die Gesamtbelastung, so dass<br />

ein Studienabbruch wahrscheinlicher<br />

<strong>Info</strong> 20.Jg. <strong>Nr</strong>.<strong>26</strong>/<strong>2003</strong><br />

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