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IFF-Info Nr. 26, 2003 - IFFOnzeit

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Soziale Studienbelastungen und Strategien der Bewältigung im Technikstudium<br />

Tab. 1: Beschreibung belastungsrelevanter Studiensituationen im Ingenieurstudium<br />

bedeutsames Motiv bei der Studienfachwahl<br />

dar.<br />

Die Erfahrung mit Technik ist bei<br />

jungen Frauen aufgrund konservativer<br />

Rollenvorstellungen geringer als<br />

bei Männern. Dennoch tragen gerade<br />

diese Vorerfahrungen zur technischen<br />

Studienfachwahl bei (vgl.<br />

Roloff/Everts 1992). Die Untersuchung<br />

von Schneider/Schmelter<br />

(1995) zeigt, dass Studentinnen in<br />

den „harten“ Ingenieurwissenschaften<br />

oftmals in mathematisch-naturwissenschaftlichen<br />

Schulfächern sehr<br />

leistungsstark sind. Die befragten<br />

Studentinnen gaben aber auch an,<br />

dass ihr Interesse an praktisch-technischen<br />

Tätigkeiten, den Zugang zu<br />

ihrem Studium gefördert hätte.<br />

Rustemeyer (1988) sieht in den<br />

bestehenden Geschlechterstereotypen<br />

einen Grund für die im Leistungsbereich<br />

stattfindende Abwertung<br />

der Leistungen von Frauen im<br />

Vergleich zu Männern – sowohl aus<br />

der Eigen- als auch aus der Fremdperspektive.<br />

Hinsichtlich der Leistungsattribution<br />

zeigen Untersuchungen,<br />

dass Männer die Tendenz<br />

haben, ihre Erfolge eher ihren<br />

eigenen Leistungen zu zuschreiben,<br />

während Frauen hier häufig Glück<br />

oder Zufall anführen und umgekehrt<br />

bei Misserfolg, Ursachen wie<br />

fehlende Begabung benennen, während<br />

Männer dies eher mangelnder<br />

Anstrengung zuschreiben. Auch<br />

Wender et al. (1997) konnte nachweisen,<br />

dass junge Frauen im technischen<br />

Bereich geringe Selbstwirksamkeitserwartungen,<br />

d.h. geringere<br />

Erfolgserwartungen und<br />

niedrigere Selbstbeurteilungen in<br />

Bezug auf ihre eigenen Fähigkeiten,<br />

erkennen lassen. Rustemeyer (1988)<br />

verweist zudem auf Studien, in denen<br />

belegt ist, dass im Hinblick auf<br />

Kompetenzeinschätzungen (Kompetenzüberzeugungen<br />

durch Dritte)<br />

insbesondere immer dann Urteilsverzerrungen<br />

zu ungunsten von<br />

Frauen auftreten, wenn sie in „geschlechtsunangemessenen“<br />

Tätigkeitsfeldern<br />

beschäftigt sind.<br />

In den Diskussionen um die Ingenieurausbildung<br />

und deren Reform<br />

wird immer wieder auf die<br />

zu enge fachliche Ausrichtung der<br />

Ausbildung hingewiesen (Neef<br />

1999). Schwarze (1998) vertritt die<br />

These, dass u.a. die Lernbedingungen<br />

in technischen Studiengängen<br />

durch ihre traditionell ausgerichteten,<br />

d.h. vor allem autoritären Lehrund<br />

Lernformen, dazu beitragen,<br />

dass Frauen die technischen Disziplinen<br />

meiden. Bislang gäbe es<br />

kaum Möglichkeiten zur Gruppenarbeit.<br />

Entsprechend entwickelten<br />

die Studierenden eine ausgeprägte<br />

Konkurrenzmentalität als „Einzelkämpfer“.<br />

Frauen finden hier nur<br />

wenig Möglichkeiten, ihre Gedanken<br />

zu entfalten (vgl. auch Sessar-<br />

Karpp 1983).<br />

Nach einer Untersuchung des<br />

Hochschul-<strong>Info</strong>rmations-Systems<br />

(HIS) scheitern in den Ingenieurwissenschaften<br />

mehr StudienabbrecherInnen<br />

als in anderen Fächergruppen<br />

an den Leistungsanforderungen<br />

(vgl. Lewin 1995). Der Abbruch erfolgt<br />

somit überproportional aus<br />

fachlichen Gründen. Ein weiteres<br />

Motiv des Studienausstiegs liegt in<br />

Identifikationsschwierigkeiten mit<br />

dem Studienfach. Die Studierenden<br />

sehen ihre Erwartungen nicht erfüllt,<br />

was zu einer mangelnden Studienmotivation<br />

führt. Aufgrund der methodischen<br />

Problemlage, Studienab-<br />

<strong>Info</strong> 20.Jg. <strong>Nr</strong>.<strong>26</strong>/<strong>2003</strong><br />

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