Ausgabe 31 - 07 Das Stadtmagazin . BLOG
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november 2011 17<br />
Brüder Moritz (Regisseur und künstlerischer<br />
Geschäftsführer) und Benjamin Schönecker<br />
(Bühnenbild) sowie Veronika Bleffert (Bühnenbild<br />
und Ausstattung) und Felix Lange<br />
(Musik) haben bereits eine große gemeinsame<br />
Inszenierung hinter sich – die zugleich die<br />
Abschlussarbeit von Moritz Schönecker bildete.<br />
Damals wurde »Die Stadt der Blinden« in<br />
Benjamin schönecker stammt wie sein<br />
Bruder Moritz aus dem äußersten Westende<br />
der Republik und wurde 1984 geboren.<br />
Am Theaterhaus ist er für das Bühnenbild<br />
zuständig. Benjamin Schönecker arbeitete<br />
am Schauspielhaus zürich und studierte-<br />
Bühnenbild an der Universität der Künste in<br />
Berlin. Weitere Arbeiten führten ihn zurück in<br />
seine Heimatstadt Trier und nach München.<br />
München inszeniert, ein Aha-Erlebnis für alle<br />
Beteiligten: »<strong>Das</strong> war sozusagen unser Urknallerlebnis.<br />
Die Arbeitsweise, mit welcher<br />
wir das Stück zur Aufführung brachten, hat<br />
uns doch sehr zusammengeschweißt«, sagt<br />
Jonas Zipf.<br />
Was war also das Besondere? Benjamin<br />
Schönecker beschreibt es ganz einfach:<br />
»<strong>Das</strong> Endergebnis hatte die Chance auf Ergebnis<br />
A oder B. Am Ende wurde es jedoch<br />
Stück C.« Geschehen ist das durch die Interaktion<br />
untereinander, denn jeder kam zur<br />
Sprache und durfte eigene Ideen einbringen<br />
– ob nun Dramaturg, Regisseur oder<br />
Schauspieler. »Es gab Freiräume auf allen<br />
Ebenen«, beschreibt Moritz Schönecker die<br />
Zusammenarbeit. Dieser Weg soll auch in<br />
Jena fortgesetzt werden.<br />
ZusCHAuer ALs mitgLieDer<br />
Des ensemBLes<br />
Nun ist das Jenaer Theaterhaus dafür bekannt,<br />
durchaus auch mal etwas mit den Stücken<br />
experimentieren zu können. Aber allzu<br />
abstrus wird es wohl nicht zugehen. Freunde<br />
des klassischen als auch des modernen Theaters<br />
sollen sich vom neuen Ensemble angesprochen<br />
fühlen – gut, dass als erstes Stück<br />
in der neuen Spielzeit der »Faust« aufgeführt<br />
wird. Premiere ist am 24. November und man<br />
darf gespannt sein, wie Schauspieler und<br />
künstlerische Leitung ihre Vorhaben für das<br />
Publikum umsetzen werden.<br />
Überhaupt das Publikum! Es wird in Zukunft<br />
eine ganz besondere Rolle einnehmen.<br />
Moritz Schönecker sieht die Zuschauer nicht<br />
als zahlende Gäste, sondern vielmehr »als<br />
Mitglieder des Ensembles«. <strong>Das</strong> soll nicht<br />
heißen, dass die Theaterfreunde die aufgeführten<br />
Stücke im Haus als Open–Stage-Performance<br />
erleben und aktiv am Geschehen<br />
teilnehmen. Sie bleiben schon in der Rolle<br />
des Zuschauers – doch die Akteure auf der<br />
Veronika Bleffert ist ebenfalls gebürtig in<br />
Trier und arbeitete bereits am Schauspielhaus<br />
Düsseldorf, am Staatstheater Oldenburg<br />
und dem Wilhelma Theater Stuttgart. Die<br />
Wege führten sie weiterhin nach Luxemburg<br />
und Kiel. Veronika Bleffert ist für die<br />
Kostüme sowie das Bühnenbild und die<br />
Ausstattung am Theaterhaus verantwortlich.<br />
Bühne werden sich an der jeweiligen Stimmung<br />
des Publikums orientieren. »Ein Stück<br />
einfach so jeden Abend herunterzuspielen,<br />
das liegt uns nicht. Jeder Tag ist anders.<br />
Natürlich bleibt der Rahmen der Handlung<br />
gleich, aber wir werden versuchen die jeweilige<br />
Stimmung einzufangen und auf die<br />
Bühne zu übertragen«, stellt sich Jonas Zipf<br />
der Herausforderung.<br />
AKtiVitäten AuF Dem<br />
tHeAterVorpLAtZ<br />
Zudem sollen die Einwohner der Stadt<br />
auch neben den eigentlichen Aufführungen<br />
vielmehr an das Theater gebunden werden.<br />
Es erwartet die Jenaer und Jenenser nicht nur<br />
reines Schauspiel auf der Bühne – auch viele<br />
Aktionen rings um das Theaterhaus werden<br />
sich im Stadtbild bemerkbar machen.<br />
Aufmerksame Beobachter des städtischen<br />
Geschehens haben sicher schon die Aktivitäten<br />
auf dem Theatervorplatz bemerkt. An<br />
jenem Ort, an welchem sich alljährlich zahlreiche<br />
Künstler zur Kulturarena versammeln,<br />
wird in Zukunft kein leerer Platz mehr vorzufinden<br />
sein. Junge Künstler werden sich dort<br />
an ihren Projekten versuchen – ganz nah an<br />
und in der Stadt und nicht wie meist üblich<br />
hinter verschlossenen Türen. Interaktion und<br />
ein transparentes künstlerisches Arbeiten<br />
stehen im Vordergrund.<br />
neue spieLZeit, neue iDeen<br />
Es geht in der kommenden Spielzeit also<br />
nicht nur um Theaterstücke allein, noch viel<br />
mehr Ideen sollen umgesetzt werden. Einige<br />
wenige Beispiele: Es wird eine Zusammenarbeit<br />
mit der Universität, mit verschiedenen<br />
Organisationen (genannt sei hier »The<br />
Voice«, welche sich mit der Flüchtlingsthematik<br />
auseinandersetzt) und der Stadt Jena<br />
geben, um gemeinsame Interessen und Sorgen<br />
der Bürger direkt in den Stücken darstellen<br />
zu können.<br />
Ein weiteres Highlight ist sicher auch das<br />
Kochen auf der Bühne. Einmal pro Monat<br />
wird mit den Einwohnern der Stadt ein gemeinsames<br />
Essen zubereitet, eine gute Gelegenheit,<br />
miteinander in regen Gedankenaustausch<br />
zu treten. Zuhören, loben, kritisieren<br />
– für alles ist dabei Platz.<br />
<strong>Das</strong> Theaterhaus Jena ist also nicht mehr<br />
nur ein Ort für Schauspiel, sondern auch für<br />
Kommunikation und Gedankenaustausch.<br />
<strong>Das</strong> <strong>Stadtmagazin</strong> <strong>07</strong> ist gespannt auf die<br />
neue Spielzeit und all die Aktivitäten rings<br />
um die Bretter, die die Welt bedeuten, und<br />
wird weiter monatlich berichten. (mst)<br />
Alle Infos zum neuen Ensemble und<br />
der aktuellen Spielzeit sind natürlich<br />
jederzeit unter www.theaterhaus-jena.de<br />
einsehbar.