Ausgabe 31 - 07 Das Stadtmagazin . BLOG
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Sonderbeilage<br />
Gute Filme im November 2011<br />
Almodóvar zurück,<br />
Banderas in Höchstform<br />
– als Schönheitschirurg<br />
mit<br />
wirren Absichten.<br />
Ob ihn Freud heilen<br />
könnte, bleibt<br />
leider offen – denn<br />
der verfällt gerade<br />
nebenan den Reizen<br />
Keira Knightleys.<br />
Und wir? Machen<br />
Kino nicht nur für‘s<br />
Personal, sondern<br />
für Sie! Wir sehen<br />
uns im Schillerhof!<br />
Cheyenne – This<br />
must be the place<br />
In dem vielschichtig, sperrigen Road-<br />
Movie liefert der zweifache Oscarpreisträger<br />
Sean Penn ein schauspielerisches<br />
Bravourstück. Als alternder,<br />
depressiver Rockstar auf Nazi-Jagd<br />
verkörpert der 50jährige Rebell des<br />
amerikanischen Kinos die Verlorenheit<br />
des melancholischen Drifters<br />
samt Selbstfi ndungstrip perfekt. <strong>Das</strong><br />
Trauma des Holocaust kollidiert mit<br />
dem gebrochenen Mythos Amerikas.<br />
Der erste englischsprachige Film des<br />
italienischen Regisseurs Paolo Sorrentino<br />
scheint zunächst eine künstlerische<br />
Katastrophe mit moralischem<br />
Anspruch. Doch dieser vorschnelle<br />
Eindruck täuscht. Sein Drama über<br />
Söhne, die ihren Frieden mit ihren Vätern<br />
machen wollen, berührt am Ende<br />
umso nachhaltiger. Luitgard Koch<br />
Italien, Frankreich, Irland 2011, Regie: Paolo<br />
Sorrentino, D.: Sean Penn, Frances McDormand,<br />
Harry Dean Stanton, Eve Hewson, Judd Hirsch<br />
Alle Spielzeiten<br />
finden Sie hier:<br />
www.schillerhof.de<br />
Halt auf freier Strecke<br />
Nur für Personal<br />
Startet am 17. November bei uns!<br />
Die Nachricht trifft den Mann und<br />
die Frau vollkommen unvorbereitet. Startet am 3. November bei uns!<br />
Die Haut, in der ich<br />
wohne<br />
Startet am 10. November bei uns!<br />
Professor Roberto Ledgard ist ein<br />
überaus erfolgreicher Schönheitschirurg,<br />
der auch bei seiner Stammzellenforschung<br />
führend ist. Bereits neun<br />
Gesichter hat er erfolgreich verpfl anzt<br />
und arbeitet an der künstlichen Erschaffung<br />
menschlicher Haut. In seiner<br />
abgelegenen, hinter Mauern versteckten<br />
Privatklinik ist die hübsche Vera die<br />
einzige Patientin. Von der Haushälterin<br />
wird sie per Video auf Schritt und Tritt<br />
überwacht. Der Doktor verfolgt mit<br />
höchstem Interesse die Fortschritte ihrer<br />
Heilung. Doch warum wird Vera wie<br />
eine Gefangene gehalten? Und warum<br />
sieht sie Robertos bei einem Autounfall<br />
entstellten Frau so unglaublich<br />
ähnlich? <strong>Das</strong>s der moderne Frankenstein<br />
sich mit Vera das Ebenbild seiner<br />
verunglückten Ehefrau zimmert, ist unschwer<br />
zu ahnen – wer wirklich hinter<br />
der geheimnisvollen Dame steckt, ist<br />
schon etwas kniffl iger.<br />
Den Grusel-Mythos mischt Almodóvar<br />
mit amüsiertem Augenzwinkern<br />
und ganz großer Lust am Fabulieren<br />
zu einem melodramatischen, famos<br />
verspielten und verschachtelten Thriller<br />
auf, clevere Zeitsprünge inklusive.<br />
Einmal mehr geht es um die Themen<br />
Mit Worten, die immer wieder aus- Paris 1960. Monsieur Joubert ist Börweichen,<br />
die stottern, die nach den senmakler und hat es in seinem Le-<br />
richtigen Ausdrücken für das eigentben zu etwas gebracht. Zusammen<br />
lich Unaussprechbare ringen, teilt mit seiner Frau Suzanne bewohnt<br />
ihnen der Arzt die Diagnose mit, die er eine elegante Wohnung in bester<br />
einem Todesurteil gleichkommt: Frank Lage. Beide sind ein wenig in die Jah-<br />
leidet unter einem Gehirntumor der re gekommen und leben ein ruhiges,<br />
ganz und gar bösartigen Art. Und bürgerliches Leben, das man auch<br />
aufgrund seiner Lokalisation kann langweilig nennen könnte. Lebhafter<br />
der Tumor nicht operativ, sondern nur geht es da schon in der 6. Etage zu.<br />
mittels Bestrahlung und Chemothera- Dort ist das weibliche Dienstpersonal<br />
pie behandelt werden. Dennoch liegt untergebracht. Seit kurzem sind es<br />
die mutmaßliche Lebenserwartung „Gastarbeiterinnen“ aus Spanien. Als<br />
Franks nur bei einigen Monaten. die langjährige Haushälterin der Jou-<br />
Andreas Dresens neuer Film ist harberts Hals über Kopf kündigt, überte<br />
Kost. Schonungslos beschreibt er nimmt Maria, eine dieser Frauen, den<br />
das mühsame Sterben eines Man- Job. Und Monsieur Joubert ist nicht<br />
nes, der doch eigentlich noch eine nur von Maria angetan, sondern auch<br />
lange Wegstrecke vor sich hat. Doch von dem frischen Wind, den sie in sein<br />
wie der Filmtitel es bereits vorweg- ein wenig verstaubtes Heim bringt.<br />
nimmt, muss sich die Familie damit Durch sie lernt er mit der Zeit auch die<br />
abfi nden, dass ihnen diese Zeit nicht anderen Frauen von der 6. Etage ken-<br />
mehr bleibt. Vom ersten Moment an nen. Und je mehr er von dieser frem-<br />
packt einen dieser Film, bleibt bis auf den Welt erfährt, desto schwerer wird<br />
einige Ausfl üge ins Absurde stets von es für ihn, zurück in die eheliche Woh-<br />
beinahe dokumentarischer Qualität nung zu fi nden. Bis seine Ehefrau den<br />
und glasklarer Unbarmherzigkeit, die vermeintlichen „Fremdgänger“ vor die<br />
emotional berührt und dafür sorgt, Wohnungstür setzt. Er ist darüber nicht<br />
dass man diesen unglaublichen kraft- allzu unglücklich. Denn im sechsten<br />
vollen, ehrlichen und niederschmet- Stock ist noch ein Zimmer frei …<br />
ternden Film mit einem dicken Kloß Mit tollen Schauspielern, großer Zärt-<br />
im Hals verlässt – nicht komplett lichkeit und viel Respekt für seine Figu-<br />
niedergedrückt, aber mit einem sehr ren erzählt Philippe Le Guay vom Auf-<br />
schweren Herzen. Dennoch: Wer dieeinanderprallen zweier Welten im Paris<br />
sen Film aushält, sollte ihn auf gar der sechziger Jahre. Kalle Somnitz<br />
keinen Fall verpassen. Joachim Kurz F 2010, Regie & Buch: Philippe Le Guay, D: Fabrice<br />
Identität und Geschlechterrollen – und<br />
natürlich spielt Mutti dabei wieder<br />
eine elementare Rolle.<br />
Die schräge Story mögen Kostverächter<br />
als Telenovela-Trash abtun, doch<br />
keine Seifenoper wird derart grandios<br />
erzählt, so stilsicher und bilderstark inszeniert.<br />
Die exquisite Ausstattung ge-<br />
Deutschland 2011, Regie und Buch: Andreas<br />
Dresen, Cooky Ziesche, Darsteller: Milan<br />
Peschel, Steffi Kühnert, Inka Friedrich, Talisa<br />
Lilly Lemke, Otto Mellies<br />
Hauptpreis für den<br />
besten Film in der<br />
Kategorie „Un certain<br />
Luchini, Sandrine Kiberlain, Natalia Verbeke u.a.<br />
Termine im November:<br />
13.11. 19:00 FILMthuer_Best-of<br />
(Kurzfi lme des FILMthuer e.V.)<br />
20.11. 20:00 „Die Männer in<br />
der Todesschanze“ (Medienwissenschaftl.<br />
Seminar)<br />
rät zum opulenten Vergnügen. Bande- regard“ in Cannes<br />
ras, erstmals seit „Fessle mich“ wieder<br />
mit an Bord, läuft zu alter Hochform 2011<br />
auf, ebenso wie Almodóvars Altmuse<br />
Marisa Paredes, der charismatische Cheyenne - This must be the place<br />
Newcomer Jan Cornet und die hüb-<br />
21.11. 18:00 „Shortcut to<br />
Justice“ (Jenaer Frauenhaus,<br />
mit Filmgespräch)<br />
22.11. 20:00 „Roter Psalm“<br />
(Medienwissenschaftl. Seminar)<br />
sche Heldin Elena Anaya, der man in<br />
28.11. 19:30 „Im Schatten des<br />
Cannes gerne den Schauspiel-Preis ge-<br />
Gulag“ (Thueraz, mit Filmgegönnt<br />
hätte. Aber auch ohne Palme hat<br />
spräch)<br />
diese „Haut“ alles, was ein Almodóvar<br />
29.11. 20:00 „Die Werckmeis-<br />
braucht. Pedro olé! Dieter Oßwald<br />
terschen Harmonien“ (Medien-<br />
Spanien 2011, Regie und Drehbuch: Pedro<br />
wissenschaftl. Seminar)<br />
Almodóvar, D.: Antonio Banderas, Elena Anaya,<br />
Marisa Paredes, Jan Cornet, Roberto Álamo<br />
30.11. 10:00 Seniorenkino<br />
Weitere Termine fi nden Sie hier:<br />
www.schillerhof.de<br />
Filmkritiken aus www.programmkino.de · Mit freundlicher Genehmigung der AG Kino. Fotos: Verleiher · Aufmachung: Panetta & Co. · www.panetta.de