Ausgabe 31 - 07 Das Stadtmagazin . BLOG
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28<br />
november 2011<br />
| KAFFee | AnZeIGe<br />
Abenteuer im Land<br />
der Sandinisten und<br />
Kaffeepflanzen<br />
seit AnFAng Des JAHres 2011 besitzt Jena einen eigenen<br />
Stadtkaffee: »San Jena« – ein Kaffee, der die Städte-<br />
partnerschaft zwischen San Marcos in Nikaragua und<br />
Jena auf wahrlich wohlschmeckende Weise vertieft.<br />
Solvejg Spirling vom Eine-Welt-Laden Jena reiste dort-<br />
hin, woher »San Jena« kommt und erlebte ein kleines Kaffeeabenteuer.<br />
Nachdem es den Stadtkaffee »San Jena«<br />
nun schon seit einigen Monaten in unserem<br />
Eine-Welt-Laden zu kaufen gibt,<br />
war es endlich soweit: Diesen Sommer konnte<br />
ich San Marcos, Jenas Partnerstadt in Nikaragua<br />
endlich einmal selbst kennen lernen.<br />
Auf die Reise machte ich<br />
mich mit einer Gruppe von<br />
Jugendlichen, die sich um<br />
die Website www.meinepartnerstadt.de<br />
kümmern:<br />
Drei Wochen Aufregung,<br />
Abenteuer und Kaffee Arábica<br />
lagen vor uns.<br />
Mein ganz persönlicher<br />
Höhepunkt sollte der Kurztrip<br />
auf die Kaffeeplantage<br />
in San Rafael del Norte wer-<br />
den. Von dort kommt auch<br />
ein großer Teil unseres<br />
Stadtkaffees San Jena. Die<br />
Firma ›Toledo‹ mit Sitz in<br />
San Marcos betreibt hier zwei Fincas, ›Gloria<br />
I‹, die ältere der beiden, auf der heute Kardamomfelder<br />
zu finden sind und ›Gloria II‹, auf<br />
der sich große Kaffee- und Maisfelder erstrecken.<br />
Zu Erntezeiten arbeiten hier bis zu 80<br />
Menschen.<br />
BeKommt mAn nur dort zu<br />
Gesicht, wo sie auch wachsen:<br />
frische Kaffeebohnen.<br />
gummistieFeLterritorium<br />
Die gesamte Firmenleitung von Toledo,<br />
verschiedene Mitarbeiter und vier Pick-ups<br />
erwarteten unsere Gruppe am Morgen an<br />
unserer Unterkunft in San Rafael del Norte.<br />
Offensichtlich freute man sich wirklich<br />
über unseren Besuch und<br />
sicher auch darauf, wie wir<br />
Europäer wohl durch den<br />
Schlamm der Felder stapfen<br />
würden – schließlich<br />
herrschte gerade Regenzeit.<br />
Wir hätten vielleicht stutzig<br />
werden sollen, dass die Nicas<br />
alle mit Gummistiefeln<br />
ausgerüstet waren und wir<br />
lediglich unsere Halbschuhe<br />
vorzuweisen hatten.<br />
Aber alle Bedenken waren<br />
wie weggewischt, als<br />
wir die Ladeflächen der<br />
Pickups erklommen hatten<br />
und es endlich losging. Die Straße ähnelte<br />
eher einem ausgewaschenen Flussbett mit<br />
vielen, vielen Höhen und Tiefen: Mehr oder<br />
weniger geschickt versuchten wir Deutschen,<br />
dem Hin- und Herschaukeln der Autos<br />
entgegenzuwirken – begleitet von lautem<br />
Gelächter und Anfeuerungsrufen der Einheimischen.<br />
Nach einer Viertelstunde gab es einen ersten<br />
kurzen Zwischenstopp, die Nicas wollten<br />
unseren Gliedmaßen eine kleine Pause gönnen.<br />
Die mitgereisten Nicas aus San Marcos<br />
fragten uns, ob es bei uns im Winter auch<br />
so kalt wäre, was uns ein mildes Lächeln<br />
entlockt – herrschten doch bei ihnen für uns<br />
normale 17 °C.<br />
ZWisCHen KArDAmom<br />
unD geWitterFront<br />
Nach einem rutschigen Abstecher auf ein<br />
erstes Kaffeefeld – ein Königreich für ein Paar<br />
Gummistiefel! – ging es zu Fuß weiter auf die<br />
großen Kaffeefelder. Diese befinden sich in<br />
ca. 1.100 m Höhe, wo der Kaffee in Hanglage<br />
angebaut wird. Die mit Macheten ausgerüsteten<br />
Verwalter führten uns durch ihr Reich,<br />
zeigten uns Kaffeepflanzen in den verschiedenen<br />
Wachstumsstadien, erklärten Anbau und<br />
Ernte und stützten uns bei allzu schwierigen<br />
Wegstrecken. Zum Glück wird der Kaffee in<br />
der Trockenzeit geerntet.<br />
Nach einer kurzweiligen Pause auf der Finca<br />
›Gloria II‹, auf der auch gerade eine neue Kaffeeschälanlage<br />
nach strengen ökologischen<br />
Vorgaben errichtet wird, ging es weiter zu<br />
den Kardamomfeldern auf ›Gloria I‹. Ein Duft<br />
von Kardamom und Zitronengras, das hier<br />
überall am Wegrand wächst, umgab uns hier,<br />
während wir in die Feinheiten des Anbaus<br />
eingeweiht wurden.<br />
Langsam wurden die Nicas jedoch unruhig<br />
und ein Blick nach oben verriet uns auch<br />
warum: Um uns herum färbte sich der Himmel<br />
langsam dunkelgrau – ein Gewitter zog<br />
auf. Alles drängte nun zur Eile, wir zogen<br />
eilends unsere Regenjacken an, verstauten<br />
unsere Rucksäcke und die eher vorsichtigen<br />
Mitstreiter in den Autos, während der Rest<br />
von uns wieder auf die Ladeflächen sprang.<br />
Ausgerüstet mit einer großen schwarzen Plane<br />
begaben wir uns dann auf eine wahrlich<br />
abenteuerliche, holprige Rückfahrt. Begeistert<br />
von dieser unglaublichen Erfahrung<br />
hockten wir unter der Plane, während um<br />
uns herum Blitze, Donner und unglaubliche<br />
Wassermassen das Kommando übernommen<br />
hatten. So schnell wie es begann, endete das<br />
Gewitter auch wieder, so dass wir den Rest<br />
der Fahrt aufrecht stehend genießen konnten<br />
– nun schon geschickter, was die Festhaltetechniken<br />
angeht und mit einer vagen Vorstellung<br />
davon, wie viel Mühe, Arbeit und<br />
Aufwand hinter einer Tasse Kaffee stecken<br />
können. Und dennoch – selten hatte ich so<br />
viel Freude daran, pitschnass und schlammverkrustet<br />
zu sein.<br />
Weitere Infos: www.einewelt-jena.de