Die Mitgliederzeitung der Sektion Obergailtal-Lesachtal
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Ein neuer Weg auf<br />
den Rosskofel<br />
Über den „Sentiero dei Camosci“ durch die Creta di<br />
Pricot-Südwand · Teil 1<br />
Es war im Hochwinter 2003/04,<br />
als ich auf einer meiner kuriosen<br />
Skitouren, die außer mir<br />
wohl sonst niemand durchführt,<br />
die Abzweigung eines markierten<br />
Weges entdeckte, <strong>der</strong> auf<br />
keiner Karte verzeichnet ist.<br />
Ich nutzte damals das nur alle<br />
Schaltjahre (o<strong>der</strong> noch seltener)<br />
auftretende Ereignis, daß sich<br />
bis ganz hinab nach Pontebba<br />
eine kompakte Schneedecke<br />
gebildet hatte und somit auch<br />
die tiefgelegensten Südhänge<br />
reichlich schneebedeckt waren.<br />
Schon oft hatte ich in vergangenen<br />
Jahren erlebt, dass zwar<br />
in Tröpolach sehr viel Schnee<br />
lag, im etwa gleich hohen Pontebba<br />
hingegen noch alles aper<br />
war – und das trotz Adriatiefs<br />
von Süden, also eigentlich unerklärlich<br />
...<br />
Von Studena bassa stieg ich<br />
auf <strong>der</strong> steilen Forststraße empor<br />
zur Conca di Pricot (eine<br />
schöne Alm mit weitverstreuten<br />
Hütten), und weiter Richtung<br />
Forcje dai Claps (eine Scharte<br />
westlich vom Rosskofel) und<br />
Trögl (Creta di Rio Secco). <strong>Die</strong><br />
Straße wurde vor einigen Jahren<br />
verlängert und führt jetzt bis<br />
nördlich oberhalb des Prihatitschkopfs<br />
(Monte Pricot) hinauf<br />
(und dann wie<strong>der</strong> westseitig<br />
hinab). Genau auf ihrem höchsten<br />
Punkt (ca. 1420 m) beginnt<br />
jetzt <strong>der</strong> CAI-Steig Nr. 432, und<br />
nur etwa 2 Minuten danach<br />
zweigt rechts die erwähnte neue<br />
rote Markierung ab. (Es stellte<br />
sich übrigens im Nachhinein als<br />
Routenwahlfehler heraus, mit<br />
Skiern dem markierten 432er-<br />
Weg folgen zu wollen, da man<br />
etwas tiefer wesentlich leichter<br />
den Hang nach Westen queren<br />
kann. Doch genau dieser Fehler<br />
sollte mir eine tolle „Geheimtour“<br />
für den folgenden Sommer<br />
bescheren!)<br />
Es war mir eigentlich schon im<br />
Winter klar, daß dieser Weg nur<br />
auf die Conca di Pricot führen<br />
kann (mit 2252 m laut Tabacco-<br />
Karte übrigens etwas höher als<br />
<strong>der</strong> benachbarte Rosskofel, <strong>der</strong><br />
nur 2239 m aufweist!), doch erst<br />
im September 2004 konnte ich<br />
die Felsaufschrift „Cima Pricot“<br />
bei <strong>der</strong> Abzweigung lesen. Ein<br />
schön trassiertes Steiglein folgt<br />
von hier einem kleinen Rücken<br />
durch steilen Wald bis zum Felsfuß<br />
auf ca. 1600 m. Hier wendet<br />
sich die Markierung nach links<br />
in steiles, ausgesetztes Grasgelände,<br />
und folgt bald einer<br />
Grasrinne empor. Von einem<br />
Steig kann jetzt nicht mehr die<br />
Rede sein, vielmehr von einer<br />
weglosen, aber dafür sehr gut<br />
markierten Route.<br />
<strong>Die</strong>ses „Grasklettern“ erfor<strong>der</strong>t<br />
eine eigene Technik, die<br />
sich vom Felsklettern deutlich<br />
unterscheidet: In jedem Fall<br />
braucht man dazu auch die<br />
Hände, und das nicht nur zum<br />
Gleichgewichthalten! Als Griffe<br />
sollte man möglichst viele Grashalme<br />
gleichzeitig fassen, doch<br />
auch diese niemals voll belasten<br />
(son<strong>der</strong>n stets mit zumindest einem<br />
Fuß nach einem guten Tritt<br />
trachten).<br />
Kurz nach einem überraschenden<br />
Rechtsknick erreicht man<br />
das Steigbuch, eingeschlossen in<br />
einer son<strong>der</strong>baren Mischung aus<br />
Fliegerbombe und Kuhglocke,<br />
ganz in Rot gehalten und mit<br />
<strong>der</strong> Aufschrift „Sentiero dei Camosci“<br />
versehen (bedeutet übersetzt<br />
„Gemsenweg“). Ich konnte<br />
nicht feststellen, was die Hülle<br />
wirklich darstellen sollte, läutete<br />
damit aber zumindest weithin<br />
hörbar und wun<strong>der</strong>te mich, wie<br />
jemand so etwas Schweres überhaupt<br />
hier hinauf schleppen<br />
konnte. Dann kam die nächste<br />
große Überraschung als ich das<br />
Buch aufschlug: Erst ganze vier<br />
Eintragungen waren für dieses<br />
Jahr vermerkt, die letzte vor genau<br />
einem Monat!<br />
Martin Fürnkranz<br />
Fortsetzung in <strong>der</strong> nächsten Ausgabe!<br />
<strong>Die</strong> Mitarbeiter des Hüttenund<br />
Wegeausschusses haben<br />
auch heuer in ihren zugeordneten<br />
Aufgabengebieten ihre<br />
Arbeit mit großem Einsatz verrichtet.<br />
Insgesamt wurden zur<br />
Wegebetreuung, Beschil<strong>der</strong>ung<br />
und Erhaltung 323 Arbeitsstunden<br />
aufgewendet. Für die Anund<br />
Abfahrt zu den jeweiligen<br />
Arbeitsstellen legten sie 463 km<br />
mit privaten Kraftfahrzeugen<br />
zurück.<br />
Weil es immer wie<strong>der</strong> Beschwerden<br />
über den Zustand<br />
des Karnischen Höhenweges<br />
(Arbeitsgebiet <strong>der</strong> Wiener <strong>Sektion</strong><br />
Austria), zwischen <strong>der</strong> Straniger<br />
Alm und dem Valentintörl<br />
gab, wurde im Sommer mit dem<br />
Landeswegewart Franz Jesse<br />
eine Begehung des Abschnittes<br />
durchgeführt und über die Mängel<br />
ein Bericht an den Landesverband<br />
vorgelegt.<br />
<strong>Die</strong> Seilversicherung am Westeinstieg<br />
des Reißkofels haben<br />
wir fertig gestellt und <strong>der</strong> Wegewart<br />
im <strong>Lesachtal</strong> mit seinem<br />
Team hat an <strong>der</strong> Route 431 von<br />
Nischelwitz nach St. Jakob, am<br />
Abschnitt <strong>der</strong> südlich an <strong>der</strong><br />
Gail bis zur Hängebrücke führt,<br />
ein Seilgelän<strong>der</strong> angebracht.<br />
Das Projekt des Gailtaler Höhenweges<br />
von Weißbriach bisher<br />
bis zur Gailberghöhe und ab sofort<br />
bis nach Obertilliach geht<br />
ins Finale. Bei einer Zusammenkunft<br />
<strong>der</strong> zuständigen Organe<br />
<strong>der</strong> Bezirkshauptmannschaft<br />
Hermagor, <strong>der</strong> Gemeinden sowie<br />
<strong>der</strong> betroffenen Alpenvereinssektionen<br />
bzw <strong>der</strong> privaten<br />
Organisation im <strong>Lesachtal</strong> die<br />
dort dieses Projekt betreut, wurde<br />
die Weiterführung <strong>der</strong> Route<br />
vom Gailberg bis Obertilliach<br />
beschlossen. Ab Frühjahr 2005<br />
gibt es dann für die Gesamtstrecke<br />
eine Werbeschrift. In<br />
Zukunft wird <strong>der</strong> Höhenweg<br />
von den betroffenen Gemeinden<br />
auch beworben.<br />
SEKTION OBERGAILTAL-LESACHTAL www.oeav-obergailtal.at<br />
IM BLICKPUNKT<br />
Bericht des<br />
Wegewartes<br />
Was den Höhenweg im Abschnitt<br />
<strong>der</strong> <strong>Sektion</strong> <strong>Obergailtal</strong>-<br />
<strong>Lesachtal</strong> betrifft, gibt es im<br />
Frühjahr noch sehr viel Arbeit.<br />
<strong>Die</strong> Route muss bis zu diesem<br />
Zeitpunkt – was Markierung,<br />
Begehbarkeit und vor allem<br />
Beschil<strong>der</strong>ung betrifft – einen<br />
angemessenen Standard aufweisen.<br />
Was auch einen nicht unerheblichen<br />
finanziellen Aufwand<br />
erfor<strong>der</strong>t.<br />
Lei<strong>der</strong> hat sich heuer bei Arbeiten<br />
am Wegenetz einer unserer<br />
Mitarbeiter schwer verletzt.<br />
Hermann Themessl aus<br />
Nölbling, <strong>der</strong> unter an<strong>der</strong>em<br />
den Nölbling Graben Steig zu<br />
betreuen hat, hat sich am späten<br />
Nachmittag des 20. Juli im<br />
Zuge von Schwendarbeiten im<br />
oberen Bereich des Grabensteiges<br />
einen Knöchelbruch zugezogen.<br />
Der Bedauernswerte<br />
musste in <strong>der</strong> Folge die ganze<br />
Nacht dort verharren. Er wurde<br />
erst am darauf folgenden Tag<br />
gegen 09.00 Uhr gefunden und<br />
danach mit dem Hubschrauber<br />
geborgen und ins Karnkenhaus<br />
geflogen. Wir wünschen dem<br />
Hermann alles Gute und eine<br />
baldige Genesung.<br />
Nun möchte ich mich bei allen<br />
Mitarbeitern des Wegeausschusses,<br />
sowie den freiwilligen Helfern<br />
für ihre geleistete Arbeit im<br />
abgelaufenen Jahr herzlichst bedanken<br />
und wünsche allen und<br />
ihren Familien ein gesegnetes<br />
Weihnachtsfest und alles Gute<br />
im neuen Jahr.<br />
Erich Zerza<br />
2004/05 WINTER 15