AKV Journal Ausgabe 2 [PDF | 7,3 MB
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Ist unter diesem Gesichtspunkt der<br />
<strong>AKV</strong> für Sie mehr ein Karnevals- oder<br />
ein Kulturverein?<br />
Dr. Jürgen Linden:<br />
Er ist beides. Denn Karneval ist ja gerade<br />
Kultur. Aber auch im direkten Sinn<br />
engagiert sich der <strong>AKV</strong> kulturell. Mit<br />
der Sammlung Crous hat er eine mit<br />
viel Liebe und Sorgfalt aufgebaute<br />
Einrichtung geschaffen, die eine Mischung<br />
aus Archiv und Museum ist,<br />
in der zusätzlich auch Vorträge stattfinden.<br />
Hier wird die Geschichte unserer<br />
Stadt vorbildlich dokumentiert<br />
und präsentiert. Und zwar in all ihren<br />
Facetten, nicht nur bezogen auf den<br />
Karneval. Das ist ein grandioser Beitrag<br />
zu Kultur und Bildung in Aachen.<br />
Für eine Stadt wie Aachen, die tiefreichende<br />
historische Wurzeln hat, ist es<br />
ja gerade wichtig, das Wissen um die<br />
eigene Vergangenheit zu bewahren –<br />
gewissermaßen, das Gedächtnis nicht<br />
zu verlieren.<br />
Der <strong>AKV</strong> engagiert sich darüber hinaus<br />
auch sozial. Schon 1954 wurde auf Initiative<br />
des damaligen Präsidenten<br />
Jacques Königstein eine Stif tung gegründet,<br />
deren Aufgabe es ist, die Not<br />
bedürftiger Aachener durch Geldspenden<br />
ein wenig zu lindern. Da wird<br />
Jahr für Jahr viel Gutes getan. Über<br />
9.000 Euro konnten zuletzt im Dezember<br />
2007 an Familien und Einzelpersonen<br />
ausgezahlt werden.<br />
Hat der Öcher Fastelovvend auch Auswirkungen<br />
auf den Tourismus?<br />
Dr. Jürgen Linden:<br />
Natürlich. Auch in Aachen spüren wir,<br />
dass dieses großartige rheinische<br />
Event magnetisch Menschen anzieht,<br />
die mit Freude und Gewinn die Karnevalstage<br />
bei uns verleben. Karneval<br />
und Tourismus gehen schon lange<br />
Hand in Hand. Bereits in den frühen<br />
Jahren des Ordens WIDER DEN TIE-<br />
RISCHEN ERNST wurde dies mit dem<br />
Slogan von der „Närrischen Kur in Bad<br />
Aachen“ dokumentiert.<br />
Wie schätzen Sie die Rolle der Prinzen<br />
Karneval ein, die seit 1881 aus den Reihen<br />
des <strong>AKV</strong> gestellt werden?<br />
Dr. Jürgen Linden:<br />
Bei der „Närrischen Ratssitzung“ erhält<br />
der Karnevalsprinz in jedem Jahr<br />
symbolisch den Schlüssel zum Rathaus<br />
– allerdings nur in Marzipanform.<br />
Damit übernimmt er bis zum<br />
Aschermittwoch die Regentschaft<br />
über die Stadt. Wenn man die Begeisterung,<br />
den Jubel und Zuspruch<br />
der Aachener gegenüber einer Tollität<br />
und dem Hofstaat sieht, verspürt<br />
man, dass er wirklich ein glänzender<br />
Repräsentant Aachens ist.<br />
Die Karnevalsprinzen haben aber<br />
auch immer wieder Impulse gesetzt,<br />
die nachhaltig gewirkt haben. Wichtige<br />
gesellschaftliche Probleme wurden<br />
durch sie ins Bewusstsein gerückt.<br />
Denken wir nur an die letzten beiden<br />
Prinzen. Boris I. Bongers machte in der<br />
Session 2006 die Hospizarbeit zum<br />
Thema. Damit stellte er ein oft verdrängtes<br />
Tabu in den Fokus. Frank II.<br />
Prömpeler engagierte sich in seiner<br />
diesjährigen Session für hungrige Aachener<br />
Kinder und deckte ihnen den<br />
Tisch. Er rüttelte also alle auf, sich mit<br />
dem Skandal der Kinderarmut zu beschäftigen.<br />
Prinzen sind in Aachen eben engagierte<br />
Bürger, die sich für andere einsetzen.<br />
Das kann auch eine ganz lange<br />
Wirkung haben. Denken wir nur an<br />
Hanns Bittmann, der gemeinsam mit<br />
seiner Frau auf ganz tragische Weise<br />
viel zu früh durch einen schrecklichen<br />
Unfall sein Leben verlor. Mit seinen<br />
„Jonge vajjen Beverau“ schenkte er<br />
uns aber eine Gruppe aktiver Karnevalisten,<br />
die seither uneigennützig für<br />
Aachener Kinder in Not Gelder bereit<br />
stellen. Karneval ist eben eine zutiefst<br />
soziale Sache. Man kann ihn nicht allein<br />
feiern, sondern nur gemeinsam.<br />
tis<br />
<strong>Journal</strong> 2 | 2008<br />
„ Das alles kann nur realisiert<br />
werden, weil Menschen hart<br />
dafür arbeiten und auch<br />
Handel, Gewerbe und<br />
Gastronomie Geld damit<br />
verdienen.“<br />
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