AKV Journal Ausgabe 2 [PDF | 7,3 MB
AKV Journal Ausgabe 2 [PDF | 7,3 MB
AKV Journal Ausgabe 2 [PDF | 7,3 MB
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
im Archiv zugleich das Computerzeitalter<br />
an. Heute befinden sich wohlgeordnet<br />
in nummerierten Regalen<br />
die Ordner für Prinzen, Ritter, Schriftverkehr,<br />
Zeitungsberichte, Orden, befreundete<br />
Vereine und vieles mehr.<br />
„Das weiß leider keiner, dass wir hier<br />
eine karnevalistische Fundgrube haben“,<br />
bedauert Kick.<br />
Wer aber den Weg zur Recherche in<br />
diese Schatztruhe karnevalistischer<br />
Historie findet, kann sicher sein, bei<br />
Helmut Schultz umfassend informiert<br />
zu werden. Dieser Mann scheint jedes<br />
Buch, jedes Protokoll, jeden Briefwechsel<br />
und jede Urkunde des Archivs<br />
aus dem Effeff zu kennen. Gelassen<br />
steht er vom Arbeitsplatz auf, schreitet<br />
würdevoll auf ein Regal zu und<br />
weiß ohne zu zögern, in welcher Reihe<br />
und an welcher Stelle er das Gesuchte<br />
herausziehen kann. Und wer,<br />
wenn nicht er, macht auch ungefragt<br />
auf so manche Rarität aufmerksam.<br />
Selbst, wenn es sich um jene seltene<br />
Ernennungsurkunde vom 15. Oktober<br />
des Jahres 1828 handeln sollte, durch<br />
die der Weimarer Geheimrat Johann<br />
Wolfgang von Goethe zum „Doctor<br />
und Ritter des jungen Lichtes 1. Größe<br />
des Wissenschaftsordens der erleuchteten<br />
Monds-Universität und<br />
Be rittenen Akademie der Künste und<br />
Wissenschaften zu Dülken“ ernannt<br />
wurde. Auf Anhieb hält Schultz diese<br />
Rarität in Händen. Er weiß um den<br />
Wert dieses historischen Schätzchens,<br />
das Goethes eigenhändigen Vermerk<br />
„Rheinische Absurditäten“ trägt.<br />
Helmut Schultz ist eben ein Urgestein<br />
des <strong>AKV</strong>, dem er 1948 als Ehrenhut<br />
beitrat, 1955 als Prinz Karneval regierte<br />
und nach jahrzehntelanger <strong>AKV</strong>-<br />
Karriere beim Transport der Crous-<br />
Aquensien zum ersten Mal 1993 mit<br />
der für ihn neuen Welt eines Archivars<br />
in Berührung kam. Als dann 1995/96<br />
das neue <strong>AKV</strong>-Heim im Alten Kurhaus<br />
bezogen wurde, erhielt er vom damaligen<br />
Präsidenten Georg Helg neue<br />
Order: „Kümmere Dich doch nicht nur<br />
um die Crous-Aquensien, sondern<br />
auch mal um das Archiv des <strong>AKV</strong>“.<br />
„Das aber bestand nur aus einem kleinen<br />
Raum, in den alles hineingestopft<br />
war“, erzählt Schultz, hatten der Kostümfundus<br />
und die Archivunterlagen<br />
doch bereits eine Odyssee über einen<br />
Lagerraum in der Dresdner Bank und<br />
dann in der alten Backstube des damaligen<br />
<strong>AKV</strong>-Geschäftsführers Helmut<br />
Strack hinter sich.<br />
Und hier, in der alten Backstube, traf<br />
Schultz auf einen zweiten „stillen,<br />
dienstbaren Geist“, auf Heinz Jansen,<br />
ebenfalls ein karnevalistisches<br />
Ur gestein mit Sammelleidenschaft.<br />
Die war bei dem jungen Karnevalisten<br />
1949 bei der Aachener Narrengilde<br />
geweckt worden. Deren Alterspräsident<br />
Martin Ostlender schenkte<br />
ihm damals alte Leporellos, Plakate<br />
und Sessionshefte aus der Vorkriegszeit.<br />
Mit Briefmarken, Karnevalsorden,<br />
Schriften und Dokumenten rund um<br />
den Karneval baute sich Jansen ein<br />
eigenes Archiv auf, erarbeitete Dokumentationen,<br />
rief 1969 die Sammlung<br />
„Karnevalsorden“ im Heimatmuseum<br />
Burg Frankenberg ins Leben und stiftete<br />
letztlich alles dem Archiv des Ausschusses<br />
Aachener Karneval (AAK), das<br />
seinen Sitz im Haus Löwenstein hat.<br />
Der heutige Ehrenarchivar des AAK<br />
und Senatspräsident der Narrengilde,<br />
Mitarbeiter im Deutschen Fastnachtsmuseum<br />
in Kitzingen sowie im Archiv<br />
der Stadtgarde Oecher Penn hatte<br />
1972 den Aufbau und die Leitung des<br />
AAK-Archivs übernommen.<br />
Heinz Jansen ist Archivar<br />
aus Leidenschaft<br />
1992 bat ihn dann Helmut Strack,<br />
doch auch beim <strong>AKV</strong> im Archiv mitzuarbeiten.<br />
So begannen er und Helmut<br />
Schultz in eben jener alten Backstube<br />
eine erste Sortierung und Zuordnung<br />
des Bestandes zur Sammlung<br />
Crous beziehungsweise zum <strong>AKV</strong>-Archiv.<br />
„Crous war ein Sammler und kein<br />
Archivar“, darin sind sich beide einig.<br />
Crous trug Schätze zusammen, aber<br />
das Systematisieren war nicht sein<br />
Ding. In Zusammenarbeit mit der Kustodin<br />
der Sammlung Crous, Dr. Marga<br />
van den Heuvel und Detlef Blesgen erstellte<br />
Heinz Jansen 2001 auch einen<br />
ersten 139 Seiten starken „Bestandskatalog<br />
zum Archiv des Aachener Karnevalsvereins“.<br />
Das <strong>AKV</strong>-Archiv ist jeden Montag von<br />
9.30 Uhr bis 12.30 Uhr für Besucher geöffnet.<br />
Sonst auch nach telefonischer<br />
Vereinbarung unter 0241/47 03 11-0<br />
bei der <strong>AKV</strong>-Geschäftsstelle.<br />
tis<br />
Helmut Schultz machte<br />
1955 als Prinz Furore<br />
<strong>Journal</strong> 2 | 2008<br />
27