AKV Journal Ausgabe 2 [PDF | 7,3 MB
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„Am Aschermittwoch ist alles vorbei“,<br />
heißt es in einem der unsterblichen<br />
Karnevalshits, und dennoch weiß jeder<br />
Fastelovvendsjeck, dass spätestens<br />
am Elften im Elften eine neue,<br />
fünfte Jahreszeit anbricht. Am Aschermittwoch,<br />
6. Februar 2008, aber war<br />
für die derzeit beliebteste, musikalische<br />
Gruppe Aachens tatsächlich end gültig<br />
Schluss. „Die Domspatzen“, mit Josef<br />
Hunds (Schlagzeug), Uwe Barthel (Gitarre),<br />
Walter Reinartz (Keyboard) und<br />
Reinhard Weiergräber (Akkordeon),<br />
sagten und sangen am Karnevalssonntag<br />
bei der großen Kostümsitzung der<br />
KG Öcher Prente im Eurogress endgültig<br />
„Tschüüss zesamme“. Was dann<br />
doch wieder nicht so ganz stimmte,<br />
denn beim Theaterball am Veilchendienstag<br />
machten sie nach der Verabschiedung<br />
Sr. Tollität Prinz Frank II.<br />
Prömpeler noch einmal Party.<br />
Es war Josef Hunds, der 1974 in die karnevalistischen<br />
Fußstapfen seines Vaters,<br />
Willi Hunds, treten wollte und<br />
mit Manfred Lambertin und Walter<br />
Reinartz eine Stimmungsgruppe „Die<br />
3 Domspatzen“ gründete. Es war die<br />
Zeit, in der die übermächtigen Atömchen<br />
die Stars im Öcher Fastelovvend<br />
waren. „Hart gegen uns selbst haben<br />
wir mit viel Ehrgeiz und Fleiß an uns<br />
gearbeitet“, hält Josef Hunds Rückschau.<br />
Die Lieder komponierte die<br />
Gruppe selbst, die Texte, vorwiegend<br />
in Öcher Platt, schrieb Josef Hunds.<br />
Drei neue Titel waren es jährlich im<br />
Schnitt. 180 Lieder, vom Karnevalshit<br />
bis zum sentimentalen Sound, gehören<br />
zum Gesamtrepertoire der 34 Jahre.<br />
Zu Ohrwürmern und zugleich zu<br />
ihrem Markenzeichen wurden dabei:<br />
„Hier wird gefeiert, hier ist was los“,<br />
„Ja, wat ne richt’ge Öcher es, d’r houet<br />
op de Kess“, „Ich bin ene Öcher“ und<br />
„Ja, hier wird gefeiert“.<br />
Unvergessen ist ihnen der <strong>AKV</strong>-Herrenabend<br />
1978 im Ratskeller geblieben.<br />
Unter den wieder drei neuen<br />
Titeln war auch ein Rock’n-Roll: „Karneval<br />
en Oche“. Würde das den Herren<br />
gefallen? „Wir waren sehr aufgeregt“,<br />
erinnert sich Hunds. Doch dann kamen<br />
die erlösenden Worte des damaligen<br />
<strong>AKV</strong>-Präsidenten Helmut<br />
A. Crous: „Ich freue mich, Ihnen eine<br />
neue Gruppe vorzustellen, die mehr<br />
als nur Walzer und Marschmusik spielen<br />
kann“, lobte er die musikalischen<br />
Nachwuchstalente. „Das war für uns<br />
nach dreijährigem Bestehen revolutionär“,<br />
so Hunds. Ihr Ziehvater, Mentor<br />
und väterlicher Freund war Büttenredner<br />
Heini Mercks. Er empfahl<br />
ihnen, doch nicht immer nur in ihren<br />
blauen Anzügen aufzutreten, sondern<br />
mal etwas Buntes anzuziehen. Sie<br />
folgten seinem Rat mit dem Ergebnis,<br />
dass der Veranstalter sagte: „Wenn Ihr<br />
Euch noch umziehen wollt, Jungs, dahinten<br />
ist die Garderobe!“<br />
1997 schied Manfred Lambertin aus<br />
familiären Gründen aus der Gruppe<br />
aus und „Zwej Jonge met Hazz“ von<br />
der Stadtgarde Oecher Penn, Uwe<br />
Bar thels und Reinhard Weiergräber,<br />
wurden angeheuert. Von Stund’<br />
an nannte sich die Gruppe nur noch<br />
„Die Domspatzen“. In elf Jahren entwickelten<br />
sich herzliche Freundschaft<br />
und gute Kameradschaft, aus denen<br />
sie viel Kraft schöpften. „Wir haben<br />
immer auf Musikalität und mehrstimmigen<br />
Gesang Wert gelegt. Das war<br />
unser Anspruch“, sagt Reiner Weiergräber,<br />
denn „das Publikum hat wache<br />
Ohren!“ Die Domspatzen sind<br />
stolz, dass sie in diesen elf Jahren<br />
sieben Mal bei der Festsitzung WI-<br />
DER DEN TIERISCHEN ERNST auftreten<br />
konnten. Beim Ordensfest am 4.<br />
Januar 2008 verlieh ihnen der <strong>AKV</strong><br />
„Et jölde Hazz va Oche“. Immer wie-<br />
der werden sie gefragt, was aus ihrem<br />
musikalischen Erbe wird. „Wir sind<br />
stolz darauf, dass de Jonge vajjen Beverau<br />
einige unserer Lieder in ihr Repertoire<br />
mit aufnehmen“, so Hunds,<br />
verbindet sie doch Seelenverwandtschaft<br />
mit der Sängerschar. Es waren<br />
die Domspatzen, die neben Hubert<br />
Crott, Ralf Bremen und Roland Greven<br />
zu den Mitbegründern der ebenfalls<br />
sozial engagierten „Öcher Jonge met<br />
Hazz“ zählten, die zehn Jahre lang zugunsten<br />
sozial-caritativer Vereine Bene<br />
fiz veranstaltungen organisierten und<br />
durchführten.<br />
„Et jölde Hazz va Oche“<br />
Doch nach 34 Jahren „fordert das Alter<br />
seinen Tribut“ sagte Josef Hunds<br />
bei der Abschiedsmatinee der „Domspatzen“<br />
am 2. Dezember 2007 im<br />
Saalbau Kommer. „Wenn Du Dich auf<br />
dieses Metier einlässt, weißt Du, welchem<br />
Leistungsdruck Du Dich aussetzt.<br />
Wir haben es gern getan – nicht<br />
des Geldes wegen. Wir konnten viele<br />
Freundschaften schließen“, lautet das<br />
Fazit. „Tschüüss zesamme – dat deät<br />
wieh“ sagten die Domspatzen ihrem<br />
Publikum voller Melancholie mit ihrem<br />
Abschiedslied der letzten Bühnensession.<br />
Mit Öcher Akzent und Originalität<br />
haben sie ein Stück Aachener<br />
Karnevalsgeschichte geschrieben.<br />
tis<br />
<strong>Journal</strong> 2 | 2008<br />
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