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Am Main<br />
Es gebe in Asien keine Berührungsängste vor<br />
Kitsch und Melodramatik, vor existenziellen<br />
Themen wie Tod und Liebe. Hecker hat in einem<br />
Interview gesagt, eine solche strenge<br />
und patriarchalische Kultur wie in Asien<br />
bringe eine besondere Art der Kunst hervor,<br />
die das Gegenteil vom Alltag der dort lebenden<br />
Menschen sei. Außerdem glaubt Hecker,<br />
dass gerade in diesem<br />
Kulturkreis Musik geschätzt werde, die aus<br />
dem Bauch komme. Im Gegensatz zu<br />
Deutschland. Da hat der Kopf ein gehöriges<br />
Wörtchen mitzureden. Die Hingabe an<br />
das Gefühl ohne Scham beherrschten die<br />
Asiaten sehr gut, sagt Hecker. Sie würden<br />
Kunst genießen, anstatt sie zu hinterfragen.<br />
Hecker hat mittlerweile zwölf Platten veröffentlicht,<br />
auf denen er immer wieder<br />
zwischen Bombast und LoFi hin und her<br />
wechselt. Aber seinem großen Leitbild, über<br />
die ganz großen Gefühle im Falsett zu singen,<br />
ist er immer treu geblieben. Anfreunden<br />
konnte er sich mit seiner öffentlichen Rolle<br />
vor allem in Asien aber nie. Fotowünsche,<br />
Autogramme und laut mitsingende Fans sind<br />
seine Sache nicht. Er selbst nennt sich Popstar-Legastheniker,<br />
kommt mit den<br />
Begleiterscheinungen des Musikgeschäfts,<br />
wenn es denn gut läuft, nicht zurecht.<br />
Hecker will trotzdem mitmachen, weil er<br />
glaubt, dass seine Musik mit der da draußen<br />
nicht nur mithalten kann. Deswegen, sagt er,<br />
veröffentliche er bis heute Platten: Um zu<br />
sehen, wie andere darauf reagieren, was<br />
passiert, wenn er neue Songs vorstellt. Dass<br />
er sich dabei sehr offen gibt, ist ihm bewusst.<br />
Mutig sei das aber nicht, sagt Hecker. Ihm<br />
fehle einfach der Kompass, um festzustellen,<br />
wann er offen sei und wann nicht. Von<br />
Schwächen zu berichten – wie in seinem<br />
Buch »Rise and fall of Maximilian Hecker« –<br />
Umschwärmt in Asien,<br />
unerkannt in seiner Heimat:<br />
Maximilian Hecker kommt<br />
auf Tour.<br />
empfinde er als befreiend, mache ihn stark.<br />
Denn dann müsse niemand mehr eine Rolle<br />
spielen. Die hat er schon längst gefunden: als<br />
unverbesserlicher, flüsternder Romantiker.<br />
Maximilian Hecker spielt am Donnerstag,<br />
15. Januar, in der Brotfabrik in Frankfurt. Das<br />
Konzert beginnt um 20 Uhr. Es gibt keine<br />
Autogrammstunde. Versprochen.<br />
<br />
Kays Al-Khanak<br />
Foto: Gutschera/Osthoff<br />
Montag, 19. Januar<br />
Ton Steine Scherben<br />
Es wird nie wieder einen Rio Reiser geben,<br />
aber die Songs der politischen Band sind zeitlos<br />
und sprechen noch immer Musikhörer<br />
(fast) jeden Alters an.<br />
➛➛20.00 Batschkapp<br />
Dienstag, 20. Januar<br />
Martin Carr & Band<br />
Der Ex-Songwriter der Boo Radleys ist zurück<br />
in der Popwelt. Und er beschert seinen Zuhörern<br />
bei Kälte und Miese-Laune-Wetter<br />
warmherzig-luftige Nummern mit Streichern,<br />
Bläsern und allem weiteren Pipapo.<br />
➛➛20.00 Das Bett<br />
Donnerstag, 22. Januar<br />
Bodo Bach<br />
Gute Güte! Das Werbeplakat hat es in sich:<br />
Bodo Bach als Breaking-Bad-Protagonist<br />
Ob er an dieses Niveau herankommen<br />
kann Sein Programm nennt er »Auf der<br />
Überholspur«. Ob es ein Totalschaden<br />
oder ein Rennen für die Ewigkeit wird<br />
Selbst überzeugen.<br />
➛➛20.00 Alte Oper<br />
Freitag, 23. Januar<br />
Get Well Soon<br />
Dass die Pop-Akademie Mannheim dann<br />
doch ab und zu Absolventen hat, die was<br />
können, zeigt das Beispiel von Konstantin<br />
Gropper aka Get Well Soon.<br />
Der Multiinstrumentalist, Sänger und Songschreiber<br />
macht anspruchsvollen Indiepop –<br />
und kommt gut an.<br />
➛➛20.00 Brotfabrik<br />
Samstag, 24. Januar<br />
Ich möchte lieber nicht<br />
Das Stück basiert auf Herman Melvilles<br />
»Bartley, der Schreiber«, der subversiven<br />
Geschichte einer Verweigerung. Premiere.<br />
➛➛20.00 Titania<br />
Montag, 26. Januar<br />
Der Sandmann<br />
Zahlreiche ausverkaufte Vorführungen: Das<br />
Schauermärchen von E.T.A Hoffmann scheint<br />
mal wieder zu zeigen, dass die deutsche Lust<br />
auf schwarze Romantik nicht nur in der Zeit<br />
des expressionistischen Stummfilms aus den<br />
20ern und 30ern gegeben war. Inszeniert von<br />
Carola Moritz.<br />
➛➛19.00 Katakombe<br />
Donnerstag, 29. Januar<br />
Gisbert zu Knyphausen &<br />
Kid Kopphausen Band<br />
Es sollte eine Kooperation auf Dauer sein.<br />
Und es passte, als Melancholiker Gisbert zu<br />
Knyphausen und Krautrocker Nils Koppruch<br />
2012 ihr Album aufnahmen. Noch im selben<br />
Jahr starb Koppruch aber im Alter 47 Jahren.<br />
Sein Partner geht nun mit den Songs auf Tour<br />
– ohne den Freund. Präsent wird der aber auf<br />
jeden Fall sein.<br />
➛➛20.00 Brotfabrik<br />
1/2015 streifzug 31