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Mediathek<br />

Hinweis zur perfekten Zeit<br />

Oft kommt die Erinnerung, was man eigentlich klären<br />

wollte, beim Auflegen. Das kennen auch die Macher<br />

von bytNotes. Ihre unspektakulär daherkommende App<br />

macht es möglich, kurze Texte mit Kontakten im Telefonbuch<br />

zu verknüpfen. Sobald dann die Nummer eines solchen<br />

Kontakts gewählt wird oder eben jener anruft, poppt die vorher<br />

geschriebene Erinnerungshilfe auf dem Display auf. Ein zusätzliches<br />

Feature erlaubt es außerdem, den Geburtstag eines Kontakts<br />

aufpoppen zu lassen, wenn eben jener am anderen Ende der Leitung<br />

ist. Die Idee dahinter: Kaum etwas ist unangenehmer, als mit<br />

einem Geburtstagskind zu sprechen und erst hinterher zu merken,<br />

dass man dem Gegenüber ja<br />

eigentlich auch hätte gratulieren<br />

sollen. So ist bytNotes eine im<br />

Prinzip unfassbar einfachg gestrickte<br />

App, die aufgrund der Idee ihrer<br />

Macher einen großen Nutzwert<br />

mich sich bringt. Für 0,79 Euro ist<br />

man dabei. Die Erinnerungsstütze,<br />

die just im richtigen Moment auf<br />

dem Display erscheint, gibt es für<br />

iOS und Android. <br />

fd<br />

Dies ist kein Soloalbum<br />

Nora Tschirner ist ein Glücksfall für ihre Band: Sie<br />

spielt Gitarre und Xylofon, Bass und Hackbrett. Manchmal<br />

singt die Schauspielerin auch und rührt natürlich die<br />

Werbetrommel. Nora Tschirner ist aber auch ein Problem<br />

für ihre Band und deren Wahrnehmung: Denn wegen ihr<br />

ist Prag keine Band wie jede andere, sondern Nora<br />

Tschirner und zwei andere. Erik Lautenschläger und Tom<br />

Krimi heißen die und sind sehr begabte Musiker. Nach<br />

»Premiere« kommt nun mit »Kein Abschied« das zweite<br />

Album. Lyrisch verspielt erinnern Prag ein wenig an die<br />

späten, kaum mehr schrammeligen Tocotronic. Nur geht das Trio<br />

noch einen Schritt weiter: Die Orchestrierung<br />

ist auf der neuen Platte,<br />

die poppiger und eingängiger daherkommt<br />

als der Vorgänger, ist fast<br />

schon überbordend. Songs wie »Halt<br />

die Luft an« seien beispielhaft und<br />

lobend erwähnt. Nora Tschirner mag<br />

Glücksfall und Problem für Band<br />

und Wahrnehmung sein. Doch mit<br />

»Kein Abschied« ist so oder so ein<br />

guter Start ins Musikjahr. fd<br />

Berlin, Pjöngjang, Gießen<br />

Etwa 5000 westliche Besucher kommen pro<br />

Jahr nach Nordkorea. Eine verschwindend<br />

kleine Zahl, wenn man bedenkt, dass allein<br />

der Kölner Dom jeden Tag 16 000 Touristen<br />

anzieht. Christian Eisert, der früher unter<br />

anderem Witze für Harald Schmidt und<br />

Kaya Yanar schrieb, sowie seine Freundin<br />

und Kollegin Thanh Hoang waren<br />

zwei der wenigen Besucher in<br />

Nordkorea. »Dieses Land zieht<br />

schon merkwürdige Leute an.<br />

Die wollen den Nervenkitzel<br />

spüren oder hängen der Ost-<br />

Nostalgie nach. Menschen aus<br />

den USA, Kanada oder anderen<br />

westlichen Demokratien finden<br />

es toll, mal in eine richtige<br />

Diktatur zu fahren. Das ist mir<br />

alles sehr suspekt. Es gibt aber<br />

auch Touristen, die sonst schon<br />

alles gesehen haben und etwas Außergewöhnliches<br />

suchen«, erklärt Eisert in Interviews.<br />

Über seine 1500 Kilometer lange<br />

Reise durch das unheimliche Reich des Kim<br />

Jong Un hat er in seinem Buch »Kim &<br />

Struppi« geschrieben. Trotz eines unfassbar<br />

hässlichen Covers ist es zum Bestseller geworden.<br />

Am 25. Februar liest Eisert auf Einladung<br />

des Literarischen Zentrums Gießen<br />

bei Thalia. Ins Land kommen Christian<br />

Eisert und Thanh Hoang nur, weil sie sich<br />

nicht als Journalisten geben. Der Autor hat<br />

vor der Ausreise sogar seinen Nachlass geregelt:<br />

»Nachdem ich das Buch herausgebracht<br />

hatte, kam schon öfter der Spruch:<br />

Wenn ich das vorher gewusst hätte, dann<br />

hätte ich dich nicht fahren lassen«, sagt er<br />

in anderen Medien.<br />

Einer der Höhepunkte der streng reglementierten<br />

Tour durch Nordkorea ist der Besuch<br />

im Museum der Geschenke an<br />

den sogenannten Großen Führer:<br />

Zu den »Kostbarkeiten« zählen ein<br />

Porzellangeschirr von Honecker<br />

und ein silberner Sattel von<br />

Gaddafi. Weitere Bizarrerien<br />

werden ausgebreitet, manches ist<br />

zum Schmunzeln, oft bleibt einem<br />

das Lachen im Halse stecken. Bei<br />

den beiden Reisenden hinterlässt<br />

der ständige Anpassungsdruck<br />

seine Spuren. Am Ende kommt es<br />

fast zum Zerwürfnis: »Doch<br />

getrennte Wege zu gehen, ist schwierig,<br />

wenn vor der Tür Wachen mit Kalaschnikows<br />

patrouillieren.«<br />

Für das Literarische Zentrum Gießen war<br />

»Kim & Struppi« ein Zufallsfund: Sascha<br />

Feuchert als Vorsitzender hatte das Buch in<br />

einer Bahnhofsbuchhandlung erstanden<br />

und bei der anschließenden Zugfahrt für<br />

sich entdeckt.<br />

Eiserts Antrieb für die Reise ins Land der<br />

Kim Jong Un ist eine Kindheitserinnerung<br />

an 1988 im Osten Berlins: »Als Schüler<br />

höre ich erstmals von der regenbogenfarbenen<br />

Wasserrutsche,<br />

die Machthaber Kim Il<br />

Sung in Nordkorea gebaut<br />

haben soll. Davon<br />

bin ich so fasziniert, dass ich<br />

mir 25 Jahre später einen Traum<br />

erfülle«, erklärt der Autor. Zusammen mit<br />

Thanh Hoang macht er sich auf die Reise,<br />

die regenbogenfarbene Wasserrutsche zu<br />

finden. Sie wohnen in Hotelzimmern mit<br />

Softeisautomaten, finden Wanzen im Kleiderschrank<br />

und bestaunen »bezaubernde«<br />

Gestecke aus Blumen und Raketen. Immer<br />

wieder erhaschen die beiden dabei auch<br />

ein Blick hinter die Kulissen des System.<br />

»Kim & Struppi« will unterhalten. Inwiefern<br />

das gelingt Die Verkaufszahlen des<br />

Bestsellers sprechen eine deutliche<br />

Sprache. Am 25. Februar bei Thalia in<br />

Gießen dürfte sich das auch zeigen. Doch<br />

darüber hinaus verfolgt Christian Eisert mit<br />

seinem Buch eine löbliche Idee: »Wenn die<br />

Menschen Empathie empfinden, gibt es<br />

letztlich eher Impulse, sich beispielsweise<br />

für nordkoreanische Flüchtlinge zu engagieren«,<br />

sagt er in Interviews. bf<br />

///<br />

Los geht’s am 25. Februar mit »Kim &<br />

Struppi« von und mit Christian Eisert um<br />

19.30 Uhr bei Thalia in Gießen. Tickets<br />

kosten zwischen drei und fünf Euro. Für<br />

Mitglieder des Literarischen Zentrums<br />

Gießen ist der Eintritt kostenlos.<br />

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