4tFRqG
4tFRqG
4tFRqG
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Wie war das Studentenleben<br />
SK: Insofern war es nicht klassisch, als dass<br />
ich nicht in eine fremde Stadt kam und dort<br />
in einer WG gewohnt habe. Ich komme<br />
aus Lollar und habe hier studiert. Natürlich<br />
haben wir uns aber abends getroffen. Die<br />
Ludwigstraße war damals noch etwas belebter<br />
als heute. Früher war es in der<br />
Rechtswissenschaft auch noch nicht so,<br />
dass man in dem Maße wie heute institutionalisiert<br />
auf das Examen vorbereitet wurde.<br />
Daher haben wir uns beim Lernen für<br />
das Examen viel selbst organisiert.<br />
Gibt es bestimmte Orte, die Sie mit dieser<br />
Zeit verbinden<br />
SK: Den Campus der Rechtswissenschaft<br />
mit dem vielen Grün drum herum. Es ist<br />
wohl einer der schönsten, den die Justus-<br />
Liebig-Universität hat. Aber auch die UB<br />
gehört zu diesen Orten. Da ging morgens<br />
immer der Sturm auf die Gruppenarbeitsräume<br />
los: Wer bekommt welchen Raum<br />
für den jeweiligen Tag<br />
Nach dem Referendariat haben Sie beim<br />
Regierungspräsidium Darmstadt gearbeitet,<br />
bevor Sie dann aber wieder nach Gießen<br />
zurückkamen. Was hat Sie wieder<br />
angezogen<br />
SK: Es waren private Gründe, die mich haben<br />
zurückkomen lassen. Aber die Rückkehr<br />
nach Gießen war ein Glücksfall, denn<br />
die Justus-Liebig-Universität gab mir einen<br />
Traumarbeitsplatz.<br />
geklärt wird. Dafür dauern die Telefongespräche<br />
nun länger. Es handelt sich aber oft<br />
um die gleichen Personen wie vorher, mit<br />
denen ich zu tun habe.<br />
Werden Sie von den Kollegen anders<br />
behandelt<br />
SK: Nein, eigentlich nicht. Das wäre auch<br />
schade, und das würde mir zu denken<br />
geben.<br />
Dr. Michael Breitbach als Ihr Vorgänger<br />
war 20 Jahre im Amt. War die Übergabe so<br />
kompliziert wie man sich das vorstellt<br />
SK: Überhaupt nicht. Es stand schließlich<br />
schon seit einem Jahr fest, dass ich Kanzlerin<br />
der Justus-Liebig-Universität werde. Seit<br />
ich hier angefangen habe, kenne ich Dr.<br />
Michael Breitbach, er war ein Mentor für<br />
mich. In den vergangenen Monaten hat er<br />
mich noch mehr eingebunden, als er das<br />
zuvor in bestimmten Bereichen schon getan<br />
hatte. Ich habe bereits in diesem Jahr<br />
an vielen Terminen, die in die Zuständigkeit<br />
des Kanzlers fielen, teilgenommen.<br />
Das bedeutete zwar viele zusätzliche Termine,<br />
war aber letztlich ein Glücksfall für<br />
mich.<br />
Welche drei großen Themen werden Sie<br />
während Ihrer Amtszeit bis 2020 angehen<br />
SK: Natürlich stehen derzeit die Verhandlungen<br />
zum Hessischen Hochschulpakt<br />
von 2016 bis 2020 im Mittelpunkt, in dem<br />
es um die finanziellen Rahmenbedingungen<br />
der nächsten fünf Jahre geht. Diese<br />
werden im Februar abgeschlossen sein, so<br />
die derzeitige Planung. Wir hoffen, dass die<br />
Justus-Liebig-Universität danach finanziell<br />
besser dasteht als im Moment. Es wird darum<br />
gehen, den enormen Aufwuchs der Studierenden<br />
zu bewältigen. Die Baumaßnahmen<br />
des Landes werden ein weiteres<br />
großes Thema in den nächsten Jahren sein.<br />
Auch das Thema Personalentwicklung, und<br />
zwar in allen Bereichen, wird die Universität<br />
angehen müssen. Wenn ich noch ein<br />
viertes großes Thema nennen darf, das mit<br />
sehr wichtig ist, ist das die Entwicklung der<br />
Medizin. Da gilt es weiterhin für ein gedeihliches<br />
Miteinander zwischen der Justus-Liebig-Universität<br />
und dem Klinikum zu<br />
sorgen, zum Wohle beider Einrichtungen.<br />
Haben Sie bei all der Arbeit noch Freizeit<br />
SK: Im Moment sehr wenig, weil auch die<br />
Wochenenden mit Arbeit gefüllt sind. Ich<br />
versuche aber konsequent drauf zu<br />
achten, dass ich zweimal pro Woche<br />
schwimmen gehe. Das mache ich dann<br />
früh am Morgen. Auch Laufen ist wichtig<br />
zum Ausgleich.<br />
Als Studentin traf man Sie in der Ludwigstraße.<br />
Wo trifft man sie heute<br />
SK: Zumindest am Wochenende versuche<br />
ich, mir regelmäßig etwas Kulturelles zu<br />
gönnen. Ich gehe gerne in das Stadttheater,<br />
das mit seinen Inszenierungen etwas ganz<br />
Besonderes für Gießen ist. Florian Dörr<br />
Inwiefern<br />
SK: Die Tätigkeit in der Rechtsabteilung in<br />
einer Universität ist sehr abwechslungsreich,<br />
weil man mit ganz unterschiedlichen<br />
Rechtsgebieten zu tun hat. Beim Regierungspräsidium<br />
Darmstadt war ich in einem<br />
bestimmten Dezernat und hatte ein<br />
Rechtsgebiet zu bearbeiten. Gewerbeaufsicht<br />
in meinem Fall. Da kann man zwar<br />
tiefer einsteigen, aber mir fehlte die Breite.<br />
Außerdem ist eine Universität ein sehr lebendiger<br />
Arbeitsplatz, man hat mit sehr<br />
vielen jungen Menschen zu tun.<br />
Nun haben Sie die ersten Wochen als<br />
Kanzlerin schon hinter sich.<br />
SK: Ja, es ist eine ganz andere Arbeit. In der<br />
Rechtsabteilung hatte ich für jeden Fall eine<br />
Akte. Als Kanzlerin habe ich weniger<br />
Akten, aber mit noch mehr Themen gleichzeitig<br />
zu tun, wie zum Beispiel Bausachen,<br />
Haushaltsangelegenheiten und Personal.<br />
Dazu kommen natürlich viele Sitzungen,<br />
oft auch in Wiesbaden. Telefonate sind eher<br />
weniger geworden, weil vieles vorher<br />
durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
Was macht<br />
der Kanzler einer Hochschule<br />
In Deutschland ist der Kanzler einer<br />
Hochschule der Leiter der Verwaltung<br />
und Mitglied des Präsidiums. Er ist<br />
Dienstvorgesetzter des nicht wissenschaftlichen<br />
Personals und zuständig für<br />
den Haushalt, die Liegenschaften sowie<br />
für Rechts- und sonstige Verwaltungsaufgaben.<br />
Susanne Kraus, die 1964 in Gießen<br />
geboren wurde, hat das Amt an der<br />
Justus-Liebig-Universität seit dem 1. Dezember<br />
inne. Ihr Vorgänger, Dr. Michael<br />
Breitbach, sagte einst über die Aufgaben<br />
des Kanzlers, dass seine Mannschaft und<br />
er zum »Bodenpersonal« gehörten, die<br />
Start und Landung der Wissenschaftler ermöglichen<br />
müssten. Prof. Joybrato Mukherjee<br />
fand das Bild des »Libero«, der<br />
das Spielfeld der Wissenschaft mit seiner<br />
Verwaltung nach hinten absichert. Historisch<br />
ist der Kanzler der Vertreter des Kaisers<br />
oder des Papstes, der die Universität<br />
gestiftet oder ihre Errichtung genehmigt<br />
hat. Später dann auch der Vertreter des<br />
Landesherren oder der Staatsregierung.<br />
Susanne Kraus verfügt über jahrelange Erfahrungen<br />
im Bereich der Hochschulmedizin<br />
und hat die Kooperation der Justus-<br />
Liebig-Universität mit der<br />
Philipps-Universität Marburg sowie dem<br />
Universitätsklinikum Gießen und Marburg<br />
von Anfang an fachlich begleitet. Im<br />
Rahmen ihrer Antrittsrede sprach sie davon,<br />
in ihrem neuen Amt Wissenschaft<br />
»ermöglichen« zu wollen.<br />
bf<br />
1/2015 streifzug 37