GL 4/2007 - der Lorber-Gesellschaft eV
GL 4/2007 - der Lorber-Gesellschaft eV
GL 4/2007 - der Lorber-Gesellschaft eV
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
52 Von Einsiedlern und <strong>der</strong> Sittenreinheit<br />
<strong>GL</strong> 4/<strong>2007</strong><br />
Wohlgefallen haben müsse; zugleich aber liegt es ihm auch sehr daran,<br />
dass die Welt ihn für einen makellosen Heiligen Gottes halte, und das um<br />
so mehr, weil es von ihm allgemein bekannt ist, dass sein Gemach noch<br />
nie von einem weiblichen Fuße betreten ward. Natürlich trägt ihm solch<br />
eine sittliche Reinheit auch so manche Prozente in seine Hütte, die sicher<br />
in eine Abnahme kämen, so irgend am Ende dennoch verraten werden<br />
könnte, dass seine Hütte doch einmal verunreinigt ward durch den Fuß<br />
einer Maid, von <strong>der</strong> man denn doch nicht wissen könne, wann sie allenfalls<br />
ihre unreine Zeit habe.<br />
Dem Zöllner aber ist das einerlei, ob die Welt schwarz o<strong>der</strong> weiß von<br />
ihm spricht, sein Haus hält man stets für das unreinste und zwar so, dass<br />
ein echter Jude es ja nicht betreten wird, weil er sich darin auf wenigstens<br />
zehn Tage lang verunreinigen könnte. Daher ist dem Zöllner denn auch<br />
einerlei, was die Leute von ihm und seinem Hause reden, und er handelt<br />
darum frei nach dem Drange seines Herzens und denkt sich dabei: ,Bin ich<br />
schon ein großer Sün<strong>der</strong> und voll Unlauterkeit, so will ich aber dennoch<br />
Barmherzigkeit üben, auf dass ich <strong>der</strong>einst auch Barmherzigkeit vor Gott<br />
finden möge!‘<br />
Und Ich (<strong>der</strong> Herr) sage es, wer da nicht wird wie <strong>der</strong> Zöllner, wird in<br />
Mein Reich wahrlich nicht eingehen; denn auch Mir kann alle die lieblose<br />
Sittenreinheit für ewig gestohlen werden!<br />
Ja, eine freie, wahre, innere Sittenreinheit mit <strong>der</strong> wahren, alles<br />
opfernden Nächstenliebe ist bei Mir über alles; aber eine solche, wie wir<br />
sie beim Klausner gesehen haben, gilt bei Mir nicht einen Stater. Wer rein<br />
ist, <strong>der</strong> soll bloß rein sein im Herzen vor Gott, aber die Welt soll nicht viel<br />
wissen davon; denn wenn die ihn darum lobt, so wird er von Mir wenig<br />
Lob zu erwarten haben.“ (Gr.Ev.Joh. Bd.2 Kap. 208,01- 209,02)<br />
<br />
Von verliehenen Büchern<br />
Es war einmal ein Gelehrter, zu dem viele Menschen kamen, um ihm<br />
Fragen zu stellen.<br />
Eines Tages fragte jemand den weisen Mann: „Warum, Meister,<br />
bekommt man eigentlich verliehene Bücher so selten wie<strong>der</strong> zurück“<br />
Darauf antwortete <strong>der</strong> Gelehrte ohne lange nachzudenken: „Weil es<br />
leichter ist, die Bücher zu behalten, als das, was drin steht.“