Hein Mulders 6
INTERVIEW VON AMSTERDAM NACH ESSEN Ein Gespräch mit dem neuen <strong>Philharmonie</strong>- und Opernintendanten Hein Mulders. Herr Mulders, Sie sind ja schon seit einiger Zeit hier in <strong>Essen</strong>. Aber sind Sie auch schon richtig angekommen Hein Mulders: Ja, ich bin richtig angekommen. Nach meiner Ernennung im Mai 2011 bin ich direkt gestartet: Während der ganzen Saison 2011/12 lief meine Arbeit in Amsterdam parallel zur Vorbereitung meiner Aufgabe in <strong>Essen</strong>, und ich war schon viel vor Ort. Im <strong>September</strong> letzten Jahres bin ich dann hergezogen. Ich habe mich also schon seit zwei Jahren auf meine neue Position vorbereitet und fühle mich heimisch. Welche großen Herausforderungen bringt Ihre Aufgabe mit sich Mulders: Mich in zwei zu teilen. Eine der Fragen, die mir in letzter Zeit immer wieder gestellt worden sind, lautete: Wie machen Sie das als Intendant beider Häuser Meine Antwort war dann erst einmal, dass man die Arbeit nur machen kann, wenn man ein gutes Team hat. Als jemand, der selbst 18 Jahre in einer zweiten Position tätig war, weiß ich das sehr genau. Wir haben im Aalto- Theater und in der <strong>Philharmonie</strong> zwei sehr gute Teams, die ich zum großen Teil hier vorgefunden habe. Ich habe ein paar Änderungen vorgenommen, die vor allem das Sängerensemble im Aalto betreffen. Aber ansonsten denke ich, dass die Expertise und der Erfolg der Häuser viel zu tun haben mit den Menschen, die dort arbeiten. Oper und <strong>Philharmonie</strong> – fühlen Sie sich in beiden Bereichen gleichermaßen zu Hause Mulders: Der Opernbetrieb ist mir sehr vertraut und geht mir gut von der Hand, weil ich dort schon seit 18 Jahren tätig bin. Was relativ neu für mich ist, aber auch wieder nicht, ist die <strong>Philharmonie</strong>. Ich habe während meiner Zeit an der Flämischen Oper in Antwerpen über elf Jahre auch mit die Programme für die Sinfoniekonzerte geplant – wir haben etwa eine Liederabend-Reihe initiiert, wir hatten Lunchkonzerte mit sehr unterschiedlichen Programmen von Gesangsensembles bis hin zur Kammermusik. Zuvor war ich für fünf Jahre Orchestermanager des Niederländischen Jugendorchesters, und dort hatte ich natürlich ebenfalls viel mit der Programmplanung im Orchesterbereich zu tun. Intendant zweier Häuser zu sein – das bedeutet zahlreiche Konzerte und Vorstellungen. Können und werden Sie überall präsent sein Mulders: Es ist schon wahnsinnig viel: Über einhundert Konzerte hier in der <strong>Philharmonie</strong> und um die einhundert Vorstellungen in der Oper. Natürlich muss ich nicht bei jeder Vorstellung dabei sein, aber alles, was man an Programm vorbereitet hat, will man dann natürlich gerne sehen. Und ich weiß, dass die Künstler immer schätzen, dass man sich zeigt, dass man Interesse hat und mitverfolgt. Hinzu kommen die Proben bei Neuproduktionen und bei manchen Wiederaufnahmen, da will ich beteiligt sein, um zu wissen, wie alles läuft. Das ist natürlich ziemlich viel, und ich muss aufpassen, dass ich die Balance finde zwischen beiden Häusern und natürlich auch die Mitarbeiter zwischendurch einmal sehe (lacht). Welches sind Ihre Ideen für die <strong>Philharmonie</strong> Wo möchten Sie Schwerpunkte setzen Mulders: Zunächst einmal habe ich hier wunderbare Programmkonzepte vorgefunden, die Johannes Bultmann in den letzten fünf Jahren entwickelt hat. Aber natürlich bin ich als Mann der Oper ein leidenschaftlicher Liebhaber von allem, was mit Gesang zusammenhängt, vom Chor bis zum Solisten. Wir haben einige neue Reihen und Abos entwickelt, zum Beispiel ein Chor-Abonnement und ein Lied-Abo. Das ist ein Stück weit ein Experiment: Wir müssen sehen, wie das Publikum darauf reagiert. Grundsätzlich sind die Zuhörer hier sehr interessiert und gebildet, das ist eine gute Ausgangslage. Die große Fortsetzung auf der nächsten Seite 7