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Neurobiopsychologie - Seelensammler

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<strong>Neurobiopsychologie</strong><br />

Kerschbaum WS 06/07<br />

Damit Transmitter nicht zu lange in synaptischen Spalt bleibt (Verkrampfung) →<br />

Acetylinesterase (enzym) baut ACh ab in Cholin + Acetyl → Cholin wird in Zelle<br />

(Zytoplasma) zurücktranportiert über Na + -Gradienten.<br />

ACh-Esterase ist mit der Membran über einen GPI-<br />

Anker (Glykosylphosphatidyl-Inosit) verbunden<br />

Blockade der ACh-Esterase mit Eserin, Neostigmin oder<br />

Physostigmin → ACh bleibt lange im synaptischen Spalt<br />

→ Verkrampfung (evtl. ersticken → chem. Waffen)<br />

Na + /Cholin<br />

ACh-Esterase<br />

klinisch gezielte Einsetzung: Myasthenia gravis → Immunsystem zerstört ACh-<br />

Rezeptoren → bei Blockade von ACh-Esterase bleibt ACh länger im synaptischen<br />

Spalt → kann auf die übrigen Rezeptoren länger wirken.<br />

Was ist MG<br />

Myasthenia gravis pseudoparalytica<br />

-schwere Muskelschwäche-<br />

Die Myasthenie ist eine Muskelschwäche, die typischerweise unter Belastung deutlich schlechter wird und sich in Ruhe<br />

wieder bessert. Ursache ist eine fehlgesteuerte Immunreaktion, die Myasthenie wird daher zu den sog.<br />

Autoimmunerkrankungen gezählt. Die fehlgesteuerten Antikörper bewirken eine Störung der Impulsübertragung zwischen<br />

Nerv und Muskel.<br />

Beim gesunden Menschen wird an der Kontaktstelle zwischen Nerv und Muskel an den Endplatten der Nerven Acetylcholin<br />

ausgeschüttet, ein Botenstoff, der vom Muskel durch entsprechende Rezeptoren aufgenommen wird. Bei Myasthenikern<br />

werden diese Rezeptoren durch Antikörper blockiert und verändert. Diese Antikörper sind bei den meisten Erkrankten im<br />

Blut nachweisbar.<br />

Bei der Entstehung dieser fehlgesteuerten Antikörper scheint der Thymus eine wichtige Rolle zu spielen. Diese Drüse, die<br />

sich hinter dem Brustbein befindet und beim gesunden Erwachsenen zurückgebildet ist, ist bei Myasthenikern oft vergrößert.<br />

Manchmal kommt es sogar zu Thymusdrüsenkrebs.<br />

Erste Symptome der Myasthenie sind oft schwere, hängende Augenlider, Probleme beim Schließen der Augen, Doppelbilder,<br />

eine seltsam verzerrte Mimik oder undeutliche, verwaschene Sprechweise. Es kann aber auch sein, das man zu Anfang<br />

einfach nur auffällig oft stolpert oder stürzt, Dinge ohne jeden erkennbaren Grund fallen lässt, oder das der Kopf immer<br />

schwerer wird.<br />

Zu Beginn sind die Symptome oft nur sehr schwach ausgeprägt und werden daher leicht übersehen oder falsch gedeutet. In<br />

der Regel sind die Symptome abends und bei Müdigkeit deutlicher ausgeprägt und morgens wesentlich gebessert. Aber es<br />

kann auch ganz anders aussehen. Die Myasthenie ist sehr individuell, untypische Varianten kommen relativ häufig vor.<br />

Die Erkrankung kann in jedem Lebensalter auftreten. Interessanterweise erkranken Frauen häufiger als junge Erwachsene,<br />

während Männer öfter im fortgeschrittenen Alter an der MG erkranken. Tritt die MG schon im Kindesalter auf, wird sie als<br />

juvenile MG bezeichnet, tritt sie erst im Alter in Erscheinung, spricht man von Altersmyasthenie.<br />

Auch die Schwere der Erkrankung ist von Patient zu Patient sehr unterschiedlich. Nach Köhler und Sieb beschränkt sich bei<br />

10% der Betroffenen die Myasthenie auf die Augenmuskeln. Dies wird als okuläre Form bezeichnet. Bei den übrigen 90%<br />

entwickelt sich eine generalisierte Myasthenie. Dabei werden die Symptome von Kau-, Sprech-, Schluck- und<br />

Atemmuskulatur als bulbäre Symptome bezeichnet, alle weiteren Symptome werden nicht näher benannt<br />

Der Verlauf der Krankheit ist ebenfalls sehr individuell. Die Myasthenie kann sich verbessern, oder verschlechtern, die<br />

Symptome können sich ausweiten, es können neue hinzukommen, oder aber verschwinden. Etliche Myastheniker können<br />

auch jahrelang ganz ohne Symptome - in Remission - leben. Oftmals sind die Veränderungen in den ersten 5 bis 7 Jahren<br />

deutlicher, danach wird der Verlauf meist ruhiger<br />

Zudem ist die Ausprägung der Symptome sehr von der Tagesform abhängig. Die Myasthenie reagiert auf alle möglichen<br />

Lebensumstände. Sehr heftig kann sie reagieren, wenn Infekte oder Stress das Immunsystem anregen. Aber auch<br />

Wetterwechsel und die seelische Verfassung des Betroffenen wirken sich auf die Myasthenie aus - positiv wie negativ. Es<br />

gibt noch weitere Faktoren, welche die Myasthenie verschlechtern können. Leider kann die MG schwere Krisen mit sich<br />

bringen, die sogar zu lebensbedrohlichen Situationen führen können. Aber sie ist behandelbar.<br />

Die Unterschiedlichkeit der Erkrankung, kombiniert mit ihrer Seltenheit und dem geringen Bekanntheitsgrad erschwert leider<br />

oftmals die Diagnose. Etliche Myastheniker können wahre Horrorgeschichten von Fehldiagnosen, falschen Behandlungen<br />

und verschleppten Diagnosen berichten. Andere haben mehr Glück und finden bald nach ihrer Erkrankung einen erfahrenen<br />

Arzt.<br />

Was aber fast alle Myastheniker erleben, das sind die Probleme im Umgang mit der Erkrankung. Es ist nie einfach, krank zu<br />

sein. Eine unheilbare Krankheit zu akzeptieren, stellt die meisten Betroffenen vor eine echte Herausforderung. Dabei ist es<br />

unendlich wichtig zu lernen, positiv mit der Krankheit und den eigenen Unzulänglichkeiten umzugehen und sich am Leben<br />

zu freuen. Denn alles, was der Seele gut tut, wirkt sich positiv auf die Myasthenie aus. Und ist es nicht wunderbar, einen so<br />

wichtigen Grund zu haben, glücklich zu sein<br />

Quelle: Myasthenia gravis - Myasthenie - Muskelschwäche<br />

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