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Skript von der Ruth - Seelensammler

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Geschichte (Prof. Landolt – WS 06/07)<br />

P: 3 Termine; 6-8 offene Fragen aus dem vorgetragenen Stoff, mit Schwerpunkten<br />

1. Termin E 1 bzw. A 2 2007<br />

• Horst Grundlach 1994 – Hogrefe Verlag „Die Geschichte <strong>der</strong> Psychologie“<br />

• Ludwig Pongratz 1984 – München, Francke Verlag „Problemgeschichte <strong>der</strong><br />

Psychologie“<br />

• Charles San<strong>der</strong>s 1978 (sbg )“Die behavioristische Revolution“ !!!!<br />

Inhaltsverzeichnis:<br />

A Die Geschichte <strong>der</strong> Psychologie S 1 – 13<br />

a) Psychologie im praeparadigmatischen Stadium<br />

b) Die Geschichte <strong>der</strong> Psychologie als Problemgeschichte<br />

c) Die Geschichte <strong>der</strong> Psychologie als Systemgeschichte<br />

B Emanzipation <strong>der</strong> Psychologie aus <strong>der</strong> Philosophie S. 14 - 31<br />

Beginnt im 18. Jh. mit Daily Tubes Kritik <strong>der</strong> rationalen Psychologie --> in Richtung<br />

empirischer Psychologie und mit Kant (keine Psychologie <strong>der</strong> Seele (ICH), da es sich nicht<br />

durch Erfahrung erklären lässt. (Seele als denkende Substanz…. nach Kant)<br />

(Decartsche Seelendefinition ist an<strong>der</strong>s.)<br />

Ebenso 1874 Franz Brentano – Kuhn und Friedrich Albert Lange --> Psychologie … über<br />

psychologische Phänomen….<br />

-->Psychologie befreit <strong>von</strong> Seelendefinition, weg <strong>von</strong> Rationalismus und Theologie.<br />

Daraus entwickelte sich die kognitive, die Wahrnehmungs- und die ……………Psychologie.<br />

C Elementepsychologie nach Wundt S 32 - 42<br />

1870 1. Psychologie Labor in Leipzig<br />

Wahrnehmungsempfindung =>Wahrnehmungssynthese (die nur zu gewissen Zeitpunkten<br />

stattfinden, sind im Experiment beobachtbar). vgl. Chemie.<br />

Ausnahme: Höhere Denkprozesse (höhere kognitive Prozesse) seien laut Wilhelm Wundt<br />

nicht mit Experiment zu …….<br />

Wi<strong>der</strong>spruch:<br />

Oswald Küppe (Schüler Wundts) gründete Denkpsychologie - Würzburger Schule<br />

Denken , Wahrnehmung und Motivation sind immer zielgerichtet!<br />

Brentano Schüler Karl Stach (Gestaltspsychologe (Ö)) und Wolfgang Köhler ( Deutscher;<br />

Versuche mit Schimpansen und Problemlösung. Die Affen mussten um zur Banane zu<br />

gelangen Kisten aufeinan<strong>der</strong> stapeln und einen Stock verwenden, also Hilfsmittel verwenden.<br />

Sie scheiterten mehrmals, versuchten es aber nach Inkubationsphase erneut --> es gelang mit<br />

zusammengesteckten Stöcken und gestapelten Kisten)<br />

1


Die Gestaltspsychologen folgern daraus, dass die Problemlösung zielorientiert ist und<br />

Gestaltscharakter hat ( = ganzheitlicher Charakter)<br />

D Denkpsychologie – Würzburger Schule S 43 – 52<br />

E Gestaltpsychologie S 52 - 65<br />

Tiefenpsychologie und Freudsche Psychoanalyse<br />

Adlersche Individualpsychologie und C.G. Jung<br />

Freudsche Psychoanalyse (beson<strong>der</strong>s genau)<br />

Und wissenschaftspsychologische Hintergründe des 19. Jh., die die Basis für die<br />

Psychoanalyseentstehung waren.<br />

Entstehung des Behaviorismus<br />

Vorgeschichte: In Russland (Pawlowscher Hund) => klassisches Konditionieren (Watson) =><br />

weiter modifiziert nach Skinner (operantes Konditionieren)<br />

Jean Piaget (im Vgl. zur Elementepsychologie und dem Behaviorismus) nur kurz, da es<br />

in <strong>der</strong> Entwicklungspsychologie genau kommt.<br />

Zeigt im Vergleich zu C und E neue Erklärungen des Verhaltens und <strong>der</strong> Entwicklung des<br />

Verhaltens. – Nur wenig, da eigenes Fach.<br />

Mo<strong>der</strong>ne Kognitionspsychologie<br />

1960er Jahre… unter dem Einfluss <strong>der</strong> Infoverarbeitung.<br />

…“vergleichsweise liberal gesehen Paradigma“<br />

2


Donnerstag, 12.10.06<br />

A Die Geschichte <strong>der</strong> Psychologie<br />

a) Psychologie im praeparadigmatischen Stadium<br />

(Physik und Chemie sind weiter!, die sind im paradigmatischen Stadium; lt. Kuhn sind sie<br />

die „strengeren Wissenschaften“)<br />

Bis in die 2. Hälfte des 20. JH kein einheitliches Paradigma, son<strong>der</strong>n verschiedene Theorien<br />

mit parallelen Verläufen.<br />

Nach dem 2. Weltkrieg kristallisierte sich langsam die deduktive Methode (Statistik,<br />

Nomothetik) als „allgemeine“ Meinung heraus. („kognitiver Wechsel“)<br />

Auch jetzt noch sind die Tiefenpsychologen an<strong>der</strong>er Auffassung. Deshalb spricht man vom<br />

praeparadigmatischen Stadium (sagt Kuhn; ist Psychologe und Sozialwissenschafter)=><br />

Chemie, Physik und Biologie sind strengere Wissenschaften.<br />

Kuhn: Definition wissenschaftliches Paradigma:<br />

1) Theorie als logisch deduktives System <strong>von</strong> Sätzen(die nicht <strong>von</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Theorien abgeleitet werden können) dadurch sind<br />

2) „Werkzeuge“ für bestimmte Problemfragen (=viele! – Anwendungsmenge!)<br />

ge- bzw. erfunden werden (durch alte Theorie war keine Lösung<br />

möglich – (Bsp. Newton )<br />

3) Neue Anwendungsfel<strong>der</strong> werden durch die Theorie (neue Lösungstheorie)<br />

Aufgedeckt (Bsp. Einsteinsche Relativitätstheorie <strong>von</strong> <strong>der</strong> Beugung des<br />

Lichtes durch Gravitationsfel<strong>der</strong> – Sonne als Gravitationslinse beugt<br />

Lichtstrahlen – dies konnte bei einer Sonnenfinsternis bestätigt werden)<br />

4) Spezielle Experimentalmethoden (die <strong>von</strong> allen verwendet werden)<br />

Für die Theorie (in den letzten 120 Jahren bestand keine einheitlicher<br />

Methodenkanon; erst in den 80er Jahren des 20. JH kam es langsam zu<br />

einheitlicheren Methoden und Nomothetik setzte sich eher durch<br />

(allerdings hatten die Behavioristen und Gestaltspsychologen an<strong>der</strong>e<br />

Methoden) => es besteht ein Dissens über Methoden<br />

5) Anhängerschaft: bei <strong>der</strong> die meisten Wissenschaftler zu <strong>der</strong> neuen Theorie<br />

„überlaufen“ (Bsp. Alchimisten starben nach Lovoisier aus; Bsp. 2 heute<br />

vertreten fast alle die Quantentheorie, weniger die Newtonsche Theorie)<br />

6) (und auch bestimmte Hintergrundsphilosophie)<br />

7) (und auch ein bestimmtes Einverständnis)<br />

8) (und auch gewisse pragmatische Kontexte usw.)<br />

4) und 5) war in <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> Psychologie nie <strong>der</strong> Fall – zumindest nicht völlig. Es gibt<br />

immer rivalisierende Schulen, mit verschiedenen Theorien und Wissenschaftsfel<strong>der</strong>n und<br />

auch differierendem Methodenkanon.<br />

Dissens = Meinungsverschiedenheit; (Gegenteil <strong>von</strong> Konsens)<br />

Paradigma = Denkmuster, das das wissenschaftliche Weltbild einer Zeit prägt („Muster“)<br />

Nomothetisch = (wissenschaftliche Aussagen) auf die Aufstellung <strong>von</strong> Gesetzen, auf die<br />

Auffindung <strong>von</strong> Gesetzmäßigkeiten zielend<br />

Deduktiv = das Beson<strong>der</strong>e, den Einzelfall aus dem Allgemeinen ableiten.<br />

3


Beispiel:<br />

Behavioristen<br />

Keine Introspektion<br />

Mentale/Kognitionsphänomene werden<br />

ausgeschlossen<br />

Denk- und Gestaltspsychologen<br />

Verfeinerte Introspektion ist in Ordnung<br />

Bewusstsein und Introspektion sind wichtige<br />

Infoquellen<br />

Watson (radikaler Behaviorist): „ Es gibt kein Denken“ Bewusstsein ist eine facon de parlir<br />

(„Rede“), es gibt kein mentales Bewusstes.<br />

Denken ist „microlaryngeale Kehlkopfbewegungen“, und das ist konditionierbar, also auch<br />

nur eine Reaktion.<br />

Skinner: mentale, bewusste Phänomene:- Emotionen sind zwar vorhanden aber<br />

wissenschaftlich nicht beobachtbar und daher nur „private Epi-Phänomene“. – für die<br />

wissenschaftliche Forschung irrelevant.<br />

Die Behavioristen erlaubten nur messbares als objektiv – jede innere Wahrnehmung<br />

(Bewusstsein, Introspektion) wurden abgelehnt.<br />

Laut Thomas S. Kuhn (1972, 73 und 1962) ist Punkt 1 die „Neuerfindung“ einer neuen<br />

Theorie (ähnliche Sätze/Ausdrücke in alten Wissenschaftstheorien haben zumindest nicht die<br />

gleiche Bedeutung) als quasi irrationales Element. (da sie nicht ableitbar ist, ist sie als neue<br />

Hypothese eine freie Kreation)<br />

Sir Carl Popper (Kuhns Lehrer) meinte – in gleicher Denkweise – Theorien sind kühne<br />

Vermutungen (nicht <strong>von</strong> Kuhn hihi!), die wir scharfen Überlegungsversuchen unterziehen<br />

sollten. (quasi neue „freie Schöpfungen“, apriorische Annahmen, die getestet werden müssen)<br />

Theo Herrmann (1979): Psychologie als Problem, Stuttgart.<br />

Nimmt im Buch Stellung zur Frage Paradigmen in <strong>der</strong> Psychologie.<br />

- Psychologie ist ein (loses) Netzwerk <strong>von</strong> Forschungs-Programmen<br />

- Theorien beeinfluss sich, spalten sich auf , rivalisieren<br />

- keine generellen Sichtweisen<br />

- keine generelle Einigkeit was behandelt werden soll<br />

- kaum gemeinsame Invariation<br />

Bsp.: Psychoanalyse:<br />

Freud (Freudianer, Sex-Entwicklung)<br />

Adler (Individualpsychologie)<br />

Jung (Wille zur Macht, Sex ist auch Variante des Machtstrebens/ Archetypen, unbewusste<br />

Muster <strong>der</strong> gesamten Menschheit; Sex ist nicht zentral, - Jung relativiert hier) –<br />

analytische Psychologie<br />

Gerade die Tiefenpsychologen sprechen gerne <strong>von</strong> Irrlehren, - Abspaltungen siehe oben<br />

(Adler…)<br />

Russische Reflexologie (Pawlow 1910). Behaviorismus entwickelt sich. (1903 Nobelpreis für<br />

Reflexologie für Pawlow; seine Schüler wan<strong>der</strong>ten in die USA aus, Watson und B.F. Skinnergründeten<br />

Behavioristen.<br />

Kognitionspsychologie: Black box; was passiert zwischen Beobachtetem und Verhalten Gibt<br />

es maps (Strukturen), Zielkonzepte,… die das Verhalten steuern – Abspaltung <strong>von</strong> den<br />

4


Behavioristen. Die in die USA ausgewan<strong>der</strong>ten (NS-Regime!) Gestaltspsychologen brachten<br />

einige Behavioristen dazu theoretische Annahmen einzuführen, was zwischen beobachteten<br />

Reizen und den zu beobachtenden Reaktionen erfolgt – in <strong>der</strong> sogenannten Black box.<br />

Die Gegenstände <strong>der</strong> Psychologie sind sehr heterogen, es gibt viele differente<br />

Lösungsvarianten, d.h. viele Theoriemodelle und keine Einigung unter den Psychologen, was<br />

als wissenschaftlich relevant gelten dar, viele Methoden….<br />

Zu 4) Auch heute besteht noch eine Rivalität zwischen Hermeneutikern und Nomothetikern<br />

(Schrift <strong>von</strong> Aristoteles – peri hermeneia – über das Auslegen)<br />

Hermeneutik<br />

(neu: Qualitative Methode)<br />

…verstehend, Textanalyse<br />

Methode <strong>der</strong> Tiefenpsychologie<br />

Bewusstsein ist intentionaler Akt;<br />

Handlung, Motivation, Denkgebilde sind<br />

durch Nachvollziehen erklärbar<br />

---> Der EINZELNE<br />

GEISTESWISSENSCHAFTLICH<br />

orientiert, „biographisches“ Verstehen<br />

Keine allgemeine Gesetzmäßigkeiten --><br />

keine quantitative Erfassung möglich<br />

Frankfurter Schule:<br />

Jürgen Habermaas (Hermeneutiker)<br />

Alfred Lorenzer (Psychoanalytiker)<br />

Nomothetik<br />

(neu: Quantitative Methode)<br />

(hat sich ab <strong>der</strong> 2. Hälfte des 20. JH langsam<br />

durchgesetzt)<br />

…deduktiv<br />

Methode <strong>der</strong> Statistik<br />

Verhaltenserklärung durch allgemeine o<strong>der</strong><br />

statistisch gültige Gesetzeshypothesen =><br />

Verstehen<br />

NATURWISSENSCHAFTLICH orientiert<br />

Suchen nach allgemeinen Gesetzen --><br />

Verhaltenserklärung; Prüfung durch<br />

statistische Methoden – Bestätigung o<strong>der</strong><br />

Wi<strong>der</strong>legung <strong>der</strong> Hypothese (Sir Carl<br />

Popper)<br />

Sir Carl Popper: Psychoanalyse ist keine<br />

Wissenschaft; die Hypothesen sind vage, es<br />

können keine Gegenbeispiele angeführt<br />

werden => Pseudowissenschaft (siehe auch<br />

empirische Methoden Do 12.10.06)<br />

Sigmund Freud hat vor <strong>der</strong> Psychoanalyse mehr als 20 neurophysiologische Publikationen<br />

gemacht.<br />

Th. Kuhn: Vorurteil „Wissenschaften“ müssen so aufgebaut sein, wie Physik – dabei reagiert<br />

er ähnlich wie Kant, <strong>der</strong> auch nur eine Wissenschaft als ok ansah – Kuhn die Physik und Kant<br />

die Newtonsche Theorie.<br />

Hermeneutik: = gr. Hermeneia = Auslegung, Interpretation. (bei Texten: geht’s v.a. um<br />

verstehendes Nachvollziehen; (urspr. auf göttliche Offenbarung angewandt) Pythia am 3Fuß:<br />

brachte psy. Eruptionen heraus – Priester interpretierte;)<br />

- wissenschaftliches Verfahren <strong>der</strong> Auslegung und Erklärung <strong>von</strong> Texten, Kunstwerken und<br />

5


Musikstücken<br />

- metaphysische Methode des Verstehens menschlichen Daseins (Existenzphilosophie)<br />

Donnerstag, 19.10.06<br />

b) Die Geschichte <strong>der</strong> Psychologie als Problemgeschichte<br />

(ist etwas liberaler als a)<br />

Sir Carl Popper (1972 Vortrag):<br />

1. These „Natur- und Sozialwissenschaften gehen immer <strong>von</strong> Problemen aus“.<br />

Wir verwenden Theorien und Hypothesen. Dabei erwarten wir, dass die Ereignisse sich so<br />

verhalten (induktiv) wie wir es gewohnt sind.<br />

(Bsp. Bertrand Russel (Mathematiker und Philosoph): Huhn, wird immer um 8 Uhr gefüttert,<br />

erwartet sich daher auch um 8.00 gefüttert zu werden. Wenn dann nach einiger Zeit um 8 Uhr<br />

<strong>der</strong> Bauer mit <strong>der</strong> Axt kommt….)<br />

Besseres Bsp. – rr --> Konrad Lorenz: Gans Martina () - …)<br />

Wenn etwas nicht <strong>der</strong> gewohnten Erfahrung entspricht, erregt es unsere Verwun<strong>der</strong>ung, wir<br />

müssen uns folgende Fragen stellen:<br />

- Sind die Daten falsch<br />

- Ist die Theorie falsch<br />

In <strong>der</strong> Wissenschaft wird so etwas als Anlass genommen zu forschen. (Im wirklichen Leben<br />

ist es eher so, dass wir Gegenbeispiele ignorieren/ meiden)<br />

Wissenschaft:<br />

1) Welcher Art sind die Tatsachen an denen die Erwartungen gescheitert sind<br />

2) Wie erklären wir uns die Tatsache<br />

3) Wie finden wir neue Hypothesen die altes und neues Scheitern. (Wie neue Hypothese<br />

finden und welche Zusammenhänge postulieren diese Fragen)<br />

Popper:<br />

Zur Lösung eines Problems werden mehrere neue Probiersysteme (Versuch- und<br />

Irrtumsbeseitigung) benötigt.<br />

Ausflug zu Eduard Lee Thorndike:<br />

Thorndikes Problemkäfig: 1 Katze wird in einen Käfig gesperrt – vor ihr, außerhalb des<br />

Käfigs steht Futter. Die Katze kann die Stäbe nicht auseinan<strong>der</strong>zwängen und das Drücken auf<br />

den Hebel – <strong>der</strong> lei<strong>der</strong> nur eine Attrappe ist – hilft nichts, sie kommt nicht zum Futter.<br />

Thorndike meinte „Katzen werden ratlos“ und tappen einfach herum<br />

(=Übersprungshandlung; = problem unrelevante Handlungen). Beim Herumtappen steigt die<br />

Katze zufällig auf ein Trittbrett, das die Türe des Käfigs öffnet – sie kann zum Futter.<br />

Bei weiteren späteren Versuchen findet die Katze rasch das Trittbrett und steigt „bewusst“<br />

drauf. (Versuch und Irrtum; Trial & error; bzw. lt. E. L. Thorndike – law of effekt; Gesetz des<br />

Effekts)<br />

6


2. These Wir erzeugen mehrere Lösungsversuche (=konkurrierende Alternativen<br />

--> Versuch und Irrtum (Popper hat auch Philosophie studiert und wird Thorndikes<br />

Versuch sicher gekannt haben – möglicherweise „abgekupfert“)<br />

3. These: Die Mehrzahl <strong>der</strong> Hypothesen scheitert am Problem selbst o<strong>der</strong> an neuen<br />

Problemen (Elimination)<br />

Man spricht bei den 3 Thesen <strong>von</strong> Poppers 3-Stufen-Modell.<br />

Blick in die Psychologie:<br />

Bsp.: Lernpsychologie<br />

Wie entwickelt sich unser Lernen<br />

1) alte Theorie: Wir erwerben Kenntnisse auf <strong>der</strong> Basis <strong>von</strong> „Vorbedingungen“ --><br />

Kritik.<br />

„Eingeborenen Ideen“ – lt. einigen Philosophen haben wir apriorische<br />

Einsichten in das Wesen <strong>der</strong> Dinge – <strong>von</strong> Platon initiiert. Descartes (Axiome<br />

<strong>der</strong> Mathematik sind eingeborene Idee, <strong>von</strong> Gott). Kant: Wir können<br />

synthetische Urteile a priori fällen „Kritik <strong>der</strong> reinen Vernunft“- lt. Kant ist die<br />

Newtonsche Physik nur so zu verstehen.<br />

ABER: Dann müsste je<strong>der</strong> (auch geistig Behin<strong>der</strong>te o<strong>der</strong> Säuglinge die gleiche<br />

Intelligenz wie ein Erwachsener haben--> Das ist nicht so – also stellt sich die<br />

Frage wie kann Lernen erklärt werden.<br />

2) Neue Lösungsversuche<br />

a) Assoziationstheorie (bereits bei Aristoteles und David Hume – dann bei den<br />

Behavioristen)<br />

Lernen ist Assoziation <strong>von</strong> ‚Ereignissen, die in Raum und Zeit nahe sind o<strong>der</strong><br />

sich ähnlich sind und /o<strong>der</strong> im Gegensatz stehen (Prinzip des Kontrastes).<br />

Gelernt wird an den erfolgreichen, zielführenden Verhaltensweisen, die das<br />

Bedürfnis befriedigen. (Lernen am Erfolg)<br />

Es ist immer an ein Bedürfnis gekoppelt. (siehe Thorndikes Problemkäfig: Die<br />

Katze würde nicht suchen nach Lösung wie sie aus dem Käfig kommt, wenn<br />

sie kein Bedürfnis – d.h. kein Problem hätte; sie würde sich hinlegen und<br />

schlafen.)<br />

b) Präformierte Strukturen und Reifung (Gestaltspsychologen)<br />

Vgl. auch Kant.<br />

Aber die Gestaltspsychologen nehmen an, dass die Strukturen einen inneren<br />

Reifungsprozess durchlaufen, daher können Kin<strong>der</strong> nicht die gleichen<br />

Probleme wie Erwachsene lösen.<br />

Dieser Ansatz ist auch nicht neu: Schon Alfred Leibniz meinte es gäbe<br />

unbewusste eingeborene Ideen, die durch Reifung Lernen ermöglichen.<br />

(=unabhängig entwickelte Idee)<br />

c) Genesis interner Strukturen<br />

Durch aktive Interaktion des Organismus mit <strong>der</strong> Umwelt (Jean Piaget =><br />

genetische Epistemologie, diese wird heute noch diskutiert)<br />

Theorie: Es gibt<br />

7


1) eine minimale biologische Ausstattung (=minimales A priori - das sind die<br />

Reflexe) und das ZNS<br />

2) dieses ist plastisch und kann durch Interaktion in <strong>der</strong> Gruppe– wie Piaget sagt<br />

Akkommodieren (sich anpassen) und<br />

3) mit <strong>der</strong> Umwelt interagieren => Intelligente Leistungsfähigkeit entwickelt sich.<br />

(Ähnliches gibt’s auch bei Motivation, Emotion, Persönlichkeitspsychologie…)<br />

Piagets Theorie wurde erst durch die Kognitionspsychologie (60er und 70er Jahre)<br />

etwas relativiert aber nicht ausgehebelt.<br />

Piagets Theorie ist ähnlich <strong>der</strong> Popperschen, wurde aber unabhängig entwickelt.<br />

Eliminationsversuche durch entscheidende Experimente (experimenta cruzis =<br />

Entscheidungsexperimente (ja o<strong>der</strong> nein) = Kreuzexperimente)<br />

Eine erfolgreiche Theorie öffnet auch neue Anwendungsgebiete und natürlich auch neue<br />

Probleme und öffnet Problemgebiete (dies nennt Popper den logischen Gehalt – „eine Menge<br />

<strong>von</strong> Folgerungen für bestimmte Anwendungsbereiche)<br />

Im Gegensatz dazu steht <strong>der</strong> empirische Gehalt, das ist die Menge <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>legungsmöglichkeiten.<br />

Es soll dabei klar erkennbar sein, was möglicherweise als Gegenbeispiel<br />

herangezogen werden kann.<br />

(Wenn Hypothese A korrekt ist dann passiert a) b) c)…. Es folgen Experimente die versuchen<br />

die Annahmen nachzuweisen – Falsifikationsversuche – bestimmte Annahmen in <strong>der</strong> Theorie<br />

müssen falsch sein.<br />

Bsp.: Brechung des Lichtes durch Gravitation – Annahme <strong>von</strong> Newton, die bei<br />

Sonnenfinsternis belegt wurde. (Grundlage war Einsteins Theorie, dass Licht<br />

Gravitationsfel<strong>der</strong> passiert und dabei abgelenkt wird.)<br />

Popper: Wir lernen durch Falsifikation! Er erweitert sein 3-Stufen-Modell um 1 Stufe:<br />

4. Theorie: Neue Probleme sind neue Ausgangslagen für neue Problemlösungstheorien usw.<br />

usw.<br />

Bezug zur Psychologie:<br />

Die klassische Lerntheorie behauptet: “Jedes konditionierende Verhalten erlischt mit <strong>der</strong> Zeit,<br />

wenn es nicht in bestimmten Zeitintervallen verstärkt wird.“<br />

Dies würde bedeuten, dass z.B. eine neurotische Störung mit <strong>der</strong> Zeit verschwindet, wenn <strong>der</strong><br />

Angst auslösende Reiz nicht mehr auftritt. Dies ist natürlich nicht <strong>der</strong> Fall! Die neurotische<br />

Störung nimmt an Häufigkeit und Intensität zu - auch ohne Ursprungsreizwie<strong>der</strong>holung.<br />

Kritik: Durch die bekannte Klinik und durch das Experiment Napalkovs (Ungar) und neue<br />

Probleme durch Darstellung <strong>von</strong> Napalkovs Experimente und Hans Jürgen Eysenck – neuer<br />

Lösungsvorschlag.<br />

Experiment <strong>von</strong> Napalkov:<br />

Hund – Platzpatrone wird hinter dem Ohr abgeschossen – daraufhin steigt <strong>der</strong> RR massiv.<br />

Nach mehrmaligem, wie<strong>der</strong>holten Abfeuern <strong>von</strong> Platzpatronen wird die RR-Steigerung<br />

immer geringer.<br />

8


Bei einem an<strong>der</strong>en Hund wird nach einmaligem Abfeuern einer Platzpatrone wird mit einem<br />

Fe<strong>der</strong>kiel über den Kopf des Hundes gestrichen. Danach wird keine Platzpatrone mehr<br />

abgefeuert, aber immer wie<strong>der</strong> in Abständen mit dem Fe<strong>der</strong>kiel über den Kopf des Hundes<br />

gestrichen. Es kommt zu fortschreiten<strong>der</strong> Blutdruck (= RR)-Steigerung. Nach 25<br />

Fe<strong>der</strong>strichen ist <strong>der</strong> RR ums 5fache gestiegen. – Die RR-Steigerung durch Fe<strong>der</strong>strich war<br />

auch nicht zu löschen!<br />

(<strong>der</strong> Hund hat „frei assoziiert“ – Strich = Schuss)<br />

Nach dem klassischen Konditionieren müsste auch hier eine Gewöhnung passieren und <strong>der</strong><br />

RR würde sich dadurch wie<strong>der</strong> normalisieren. => Neues Problem - wi<strong>der</strong>legt bzw. Schränkt<br />

Behavioristen ein.<br />

Was ist bei Napalkovs Experiment an<strong>der</strong>s als bei Pawlow<br />

Es ist zu differenzieren, zwischen konditionierenden Stimuli die Triebe auslösen und solchen,<br />

die keine Triebe auslösen.<br />

Nach Hans Jürgen Eysenck verstärken konditionierenden Stimuli die einen Trieb auslösen die<br />

Reaktion. Der Trieb (z.B. Furcht) fungiert intern als „Verstärker“<br />

DD zu Pawlow: auch mit vollem Magen „wässriger Mund“ bei gutem Geruch.<br />

Do. 9.11.06<br />

Triebgesteuerte Reiz-Reaktions-Systeme brauchen keinen extern angebotenen Verstärker<br />

(keinen Schuss) mehr.<br />

Konsequenzen:<br />

1) es ist zwischen internen und externen Verstärkern zu differenzieren.<br />

2) Die klassische Lerntheorie wird damit in ihrer Gültigkeit eingeschränkt, da sie nur für<br />

externe Verstärkersysteme gilt.<br />

=> ist also eine Ergänzung zur Lerntheorie.<br />

Experiment nachschlagen –ist nicht ganz klar.<br />

Poppers 4 Stufen Modell<br />

a) … ist ein wissenschaftslogisches Modell.<br />

Auch in <strong>der</strong> Psychologie gibt es serielle (o<strong>der</strong> sequentielle) und parallele Lösungsversuche,<br />

kritische Diskussionen und experimentelle Prüfungen (d.h. Bestätigungen o<strong>der</strong><br />

Falsifikationen). Bei Falsifikationen entstehen neue Probleme; (bei Napalkovs Experiment hat<br />

Eysenck die Triebe als Ursache postuliert)<br />

Die meisten neuen Probleme werden durch die Kritik <strong>von</strong> „alten“ Theorien gefunden.<br />

9


Poppersches Modell:<br />

T 1, 2, 3, n… sind konkurrierende Theorien.<br />

Es entsteht ein Kreislauf aus Problemen und Theorien, die sie zu lösen versuchen und neuen<br />

Problemen, <strong>der</strong>en Lösung mit neuen Theorien gesucht wird, usw. usf.<br />

b) … ist ein wissenschaftstheoretisches Modell<br />

Die Rolle <strong>der</strong> kontextuellen Probleme wurde <strong>von</strong> Popper „ignoriert“, er wollte eine innere<br />

LOGIK <strong>der</strong> Forschung erkennen (Praxis und Pragmatik waren für ihn untergeordnet).<br />

Kontextuelle Probleme sind aber sehr wohl problemrelevante Faktoren:<br />

1) Hintergrund-Kontexte:<br />

Bsp.1: John Locke und David Hume: britischer Empirismus. Phänomene bestehen aus<br />

Sinneseindrücken o<strong>der</strong> ideas; diese Idee und Vorstellung werden miteinan<strong>der</strong> assoziiert.<br />

Behaviorismus hat diese empiristische Denkhintergrund übernommen.<br />

Bsp. 2: Chemiemetapher: Strukturalismus, Wundt. Psychologie müsse etwas Analoges zur<br />

Wissenschaft <strong>der</strong> Chemie sein.<br />

Wir müssen die Elemente <strong>der</strong> psychologischen Ereignisse finden und die Art und Stärke <strong>der</strong><br />

Verbindungen miteinan<strong>der</strong>…. usw.<br />

We<strong>der</strong> Empirismusphilosophie noch Chemiemetapher haben bemerkt dass Emotionen ,<br />

Denken, Motivationen, Wahrnehmung und Problemlösung ZIELORIENTIERT ist. – für<br />

Behavioristen war alles zweckfrei und nichts zielorientiert. Ebenso beim Strukturalismus.<br />

2) Pragmatische Einstellungen:<br />

Man hält bestimmte Probleme für Scheinphänomene.<br />

Bsp.1: Der Behaviorismus spricht vom mentalen Phänomen und ignoriert das Nicht-sichtbare;<br />

(Denken sind „mikrolaryngale Bewegungen)<br />

(J. B. Watson meinte dazu „Denken ist in den Kehlkopf gerutscht – bei den klassischen<br />

Behavioristen“)<br />

B. F. Skinner (geb. Datum / Todesdatum): Mentale Phänomene, unser bewusstes Erleben ist<br />

irrelevant und daher kein Gegenstand <strong>der</strong> Psychologie. Da sie als bloße private, subjektive<br />

Begleitphänomene zum Verhalten ablaufen, und Verhalten nicht erklären sind sie nicht für die<br />

wissenschaftliche Forschung relevant.<br />

Und: die mentalen Phänomene sind nicht wissenschaftsfähig, da sie privat sind und nur<br />

maximal über die Introspektion (die aber auch nur ungewissen Inhalt hat, und nicht<br />

intersubjektiv prüfbar ist) dokumentierbar sind. Da es keine an<strong>der</strong>e Methoden gibt sie zu<br />

überprüfen – „weg damit!“<br />

Die Folge war die Ignorierung dieser Gebiete im Behaviorismus.<br />

10


Bsp. 2: Man stellte auch Gebiete beiseite, weil man keine Techniken zur Überprüfung hatte;<br />

man hatte zwar Ideen dazu, aber weil man sie nicht experimentell testen konnte wurden sie<br />

vorläufig aus <strong>der</strong> wissenschaftlichen Psychologie ausgeklammert – Bsp. Wundt.<br />

Bsp. 3: Sparsamkeitsprinzip.<br />

Skinner: “Stelle keine komplizierten Theorien auf, mache keine Spekulationen, das kostet viel<br />

Zeit und Geld und die Wahrscheinlichkeit, dass die Theorie falsch ist, ist hoch.<br />

Bilde einfache, testbare Hypothesen, die durch Experiment und Beobachtung testbar sind.<br />

Dies impliziert, dass es keine Spekulationen über Black Box, …gibt, die interne Verarbeitung<br />

wird ausgeklammert und die Psychologie massiv eingeschränkt!<br />

3) außerwissenschaftliche Kontexte:<br />

(externe, kontextuelle Faktoren, die zu neuen Problemen führen)<br />

Bsp.1: Wohn und Arbeitsbedingungen in Industriegesellschaften erzeugen ganz bestimmte<br />

soziale NEUE Probleme, die es in Nichtindustriegebieten nicht gibt. --> neue Zweige <strong>der</strong><br />

Psychologie entstanden – z.B. Sozialpsychologie.<br />

Bsp. 2: Neue Arbeitsbedingungen erzeugen neue psychologische Tatsachen, neue Aspekte <strong>der</strong><br />

Psychologie. Die Industrialisierung brachte Wirtschafts-, Organisations- und<br />

Arbeitspsychologie und neue Fel<strong>der</strong> <strong>der</strong> klinischen Psychologie z.B. Stessforschung, Burnoutund<br />

Mobbingforschung bzw. – betreuung.<br />

c) Die Geschichte <strong>der</strong> Psychologie als Systemgeschichte<br />

Wissenschaftliche Lösungsversuche werden in Systemen <strong>von</strong> (Aussage-)Sätzen formuliert.<br />

Diese beschreibt Beobachtungstatsachen, ein Teil erklärt die Tatsache (=gibt Antworten auf<br />

Fragen allgemeiner Art zwischen bestimmten Zusammenhängen)<br />

Ziel: Wissenschaftliche Satzsynthese ist die Erklärung <strong>von</strong> Tatsachen.<br />

Erklärung<br />

1) allgemeine (Gesetztes-)Hypothesen<br />

2) Sätze die die Tatsachen beschreiben<br />

3) Sätze die Tatsachen und Strukturen beschreiben leiten logisch <strong>von</strong> Tatsachen und Sätzen<br />

aus allgemeinen Hypothesen ab.<br />

Bsp.: Paranoia – psychoanalytische Erklärung : unbewusste homosexuelle Wünsche lt. Freud,<br />

die auf an<strong>der</strong>e projiziert werden. Diese allgemeine Hypothese sollte alle Paranoiaformen<br />

erklären. = Einschränkende Bedingung.<br />

=> Der Mensch ist zu bestimmten Zeitpunkten paranoid => er hat unbewusste homosexuelle<br />

Wünsche, die er auf an<strong>der</strong>e projiziert.<br />

Satz 1 muss „Gesetz“ sein.<br />

Wenn Satz 1 Gesetz ist, ist <strong>der</strong> Satz 2 und 3 gültig.<br />

Satz 1-3 sind deduktiv; -- Modus ponensis.<br />

Bei <strong>der</strong> Freudschen Theorie <strong>der</strong> Projektion – ist <strong>der</strong> Satz 1 kein Gesetz – und daher man es<br />

nur als Erklärungsskizze bezeichnen.<br />

11


1. Satz<br />

Wenn P dann<br />

Wenn Paranoia<br />

=> Q<br />

Dann unbewusste homosexuelle<br />

Wünsche, die auf an<strong>der</strong>e projiziert<br />

werden<br />

GESETZ<br />

2. Satz Einschränkende<br />

Bedingungen = Anwendung<br />

auf Mensch o<strong>der</strong> Gruppe<br />

Person x ist zu diesem und<br />

jenem Zeitpunkt paranoid<br />

….<br />

3. Satz Daher Person x = Q<br />

(hat unbewusste homosexuelle<br />

Wünsche, die auf an<strong>der</strong>e projiziert<br />

werden)<br />

Der Psychoanalytiker würde versuchen über „Couch“ und Frage nach Träumen mit<br />

homosexuellem Inhalt, o<strong>der</strong> Träumen <strong>von</strong> Menschen die die Träumer verfolgen und auf sie<br />

sexuelle Ambitionen hätten.<br />

Für den Psychoanalytiker wäre damit Satz Q erklärt bzw. bestätigt.<br />

Satz 1 formuliert angenommene gesetzmäßige Beziehung zw. Paranoia-Symptome und<br />

unbewusste homosexuelle Tendenzen. (allgemeine Gehaltvolle Aussage)<br />

Satz 2 formuliert Randbedingungen d.h. die einschränkende Bewertung (Mensch = Klasse <strong>der</strong><br />

Paranoiden)<br />

Satz 3 gibt die abgeleitete Erklärung wieso die Person homosexuell ist.<br />

Das Beispiel ist zwar „veraltet“, bzw. überholt, erklärt aber deduktiven Zusammenhang und<br />

das klassische Satz-System.<br />

(Freud selbst hat 2 paranoide Lesben in Betreuung gehabt, die also keine unbewusste<br />

homosexuellen Wünsche haben konnten – er hat diese Tatsache aber nicht weiter verfolgt.)<br />

Freuds Projektionstheorie war ein Problemlösungsversuch, er wusste nicht wie Paranoia<br />

zustande kommt.<br />

Ziele: wissen wie, kausale Faktoren des Zustandekommens zu finden.<br />

Zwischen Ist- und Zielzustand stehen Barrieren (lt. Dietrich Dörner). Diese Barrieren sind<br />

„Nicht-Wissenszustände“. Diese werden überwunden durch Hypothesenproduktion (nach<br />

Poppers Modell), wenn eine Hypothese gefunden wird, die das jeweilige Problem lösen kann<br />

ist <strong>der</strong> Zielzustand erreicht.<br />

In <strong>der</strong> Tiefenpsychologie haben sich zu wenige darum gekümmert, dass ihre Sätze auch<br />

wi<strong>der</strong>legt werden können. (fehlende Wi<strong>der</strong>legungsmöglichkeit)<br />

Die Hypothesen <strong>der</strong> Tiefenpsychologie sind oft unklar, <strong>der</strong> empirische Gehalt geht nicht<br />

daraus hervor und sie verwenden Immunisierungsstrategien.<br />

Immunisierungsstrategie: Bsp.: Knaben (4,5 – 5,5 a) in <strong>der</strong> ödipalen Phase hätten sexuelle<br />

Wünsche in Bezug auf ihre Mutter. Findet man Buben, die die Mutter nicht begehren dann<br />

sind das eigentlich wi<strong>der</strong>legende Beispiele. Die Psychoanalyse macht Schutzhypothese (=<br />

Ad-hoc-Hypothese): diese Kin<strong>der</strong> wehren ihre libidinösen Wünsche ab (sie verdrängen) =><br />

Abwehrmechanismus gegen die weiter vorhandenen verdrängten Wünsche. Je garstiger das<br />

Benehmen <strong>der</strong> Knaben desto stärker ist das Begehren.<br />

12


An<strong>der</strong>e Strömungen haben aber auch Immunisierungsstrategie. Eysencks Idee mit den<br />

Trieben beim Napalkov Experiment ist auch als solche zu sehen, sie dient dem Schutz <strong>der</strong><br />

behavioristischen Theorie.<br />

Die Immunisiserungshypothese muss logisch unabhängig <strong>von</strong> <strong>der</strong> Haupthypothese getestet<br />

werden, sonst ist es unwissenschaftlich.<br />

Paul Weingartner – und Wissenschaftstheorem / theorien(1978)<br />

Alle 4 Systeme haben bestimmte Gegenstandsbereiche um bestimmte Probleme zu lösen. Alle<br />

Theorieversuche Probleme zu lösen suchen nach Zusammenhängen zwischen Tatsachen und<br />

Tatsachenbereichen.<br />

Psychologiegeschichte = Systemgeschichte.<br />

Merkmalsbedingungen für wissenschaftliche Satz-Systeme (nach Weingartner):<br />

1) allgemeine, gehaltsvolle Aussage<br />

Satzsystem beinhaltet auf bestimmten Bereich bezogen gehaltvolle allgemeine<br />

Aussagen.<br />

(Satzsysteme: Theorie = System <strong>von</strong> Hypothesen und Gesetze.)<br />

a) logischer Gehalt: da<strong>von</strong> können nicht an<strong>der</strong>e Sätze logisch abgeleitet werden.<br />

b) Empirischer Gehalt: aus <strong>der</strong> Hypothese muss logisch ersichtlich sein, was genau zu<br />

falsifizieren wäre, also wo <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>spruchsgehalt ist.<br />

a) und b) …aus dem kritischen Realismus => Poppersche Tradition (den mag Prof.<br />

Landolt!)<br />

2) Sätze <strong>von</strong> eingeschränkter Allgemeinheit<br />

Bezogen auf 1 Teil des Gegenstandsbereichs. – Bsp.: behavioristische Lerntheorie:<br />

Spracherwerb als Teilgebiet <strong>der</strong> klassischen o<strong>der</strong> operanten Konditionierung<br />

3) Basis-Sätze<br />

Systeme enthält wi<strong>der</strong>spruchsfreie Existenzsätze mit Raum- und Zeitangaben<br />

(=Tatsachen, Basissätze, beinhalten singuläre Tatsachen)<br />

4) Enthält Sätze, die als einschränkende Bedingungen fungieren (Bsp. Satz 2))<br />

5) Sätze bzw. Teile <strong>von</strong> Sätzen bilden deduktiven Zusammenhang o<strong>der</strong> deduktives<br />

System (natürlich nicht alle Sätze – z.B. Axiome nicht)<br />

6) Bewährende Sätze machen 3) wahr.- für allgemeine Sätze (für Hypothesen und<br />

Gesetze)<br />

7) Kritisierende Sätze müssen zugelassen sein, die die allgemeinen Sätze kritisieren<br />

können.<br />

Sätze die als wahr akzeptiert werden, aber diese falsifizieren können.<br />

Kritik nach Modus tollens (=Aussagelogik). Abgrenzungskriterien nach Popper; wenn<br />

7) unterlaufen wird, ist es kein wissenschaftliches Satzsystem son<strong>der</strong>n ein<br />

pseudowissenschaftliches. (Zum 3 Stufensatz . wenn <strong>der</strong> 2. Satz negiert werden muss,<br />

dann ist die Hypothese falsifiziert)<br />

Tiefenpsychologie hat 7) nicht sagen <strong>der</strong>en Kritiker (Popper, Mario Bunge, Hans<br />

Jürgen Möller; Eysenck) und ist daher pseudowissenschaftlich. Allerdings gilt dies<br />

nicht für alle Sätze <strong>der</strong> Psychoanalyse, manche Sätze <strong>der</strong> Psychoanalyse sind also<br />

doch wissenschaftlich.<br />

13


B Emanzipation <strong>der</strong> Psychologie aus <strong>der</strong> Philosophie<br />

Bis Mitte des 19. JH war die Psychologie ein Teilgebiet <strong>der</strong> Philosophie (-> nicht<br />

eigenständig)<br />

Gegenstand <strong>der</strong> philosophischen Psychologie war<br />

• die SEELE und ihre Eigenschaften und ihre Tätigkeiten (Motivation, Emotion,<br />

Denken, Wahrnehmen, Erkennen)<br />

• die Seele als Akteurin <strong>der</strong> Tätigkeiten<br />

Die Seele wurde in verschiedenen philosophischen Richtungen unterschiedlich konzipiert.<br />

• Materielles System:<br />

a) Atomismus Epikurs (Griechenland 4. JH) und Demokrits (5. JH v. Chr. – nach<br />

Demokrit gibt’s 2 Arten <strong>von</strong> Atomen: Jene die den Körper bilden indem sie sich<br />

ineinan<strong>der</strong> haken d.h. <strong>der</strong> Leib ist ein Atomgitter; und jene die als kleine<br />

Kügelchen, als Seelenatome durch das Körpergitter rieseln) und<br />

b) Römische Philosophen: Lukretius und die Stoiker.<br />

• Als Form, Struktur und Funktion des Leibes: Aristoteles ist <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Sicht vom<br />

genetischen Programm am nächsten.<br />

Seele kann nach Aristoteles nicht ohne Leib leben und ist sterblich.<br />

(hier wurde er „wissentlich!“ missinterpretiert: Die Seele ist sterblich, <strong>der</strong><br />

Geist (aus seiner Sicht <strong>von</strong> außen kommend, und unsterblich)<br />

12. – 13. JH: Ibn Rost: interpretiert Aristoteles Worte: „Geist ist das <strong>von</strong> uns<br />

Gelernte, die Theorien…<br />

• Als nicht-materielle Substanz :<br />

Seele und Leib sind unteilbar und unzerstörbar und daher unsterblich.<br />

Leib-Seele-Dualismus: Die meisten <strong>von</strong> uns haben es so kennen gelernt. Das<br />

Christentum des 13. JH hat Aristoteles uminterpretiert und gesagt: Die Seele ist<br />

unsterblich und nicht materiell. (Thomas <strong>von</strong> Aquin und Albertus Magnus)<br />

Fortgesetzt wurde diese Tradition <strong>von</strong> Descartes. Er meinte es beweisen zu<br />

können. (E. des 17. JH) RES COGITANS (denkendes Ding) ≠ Körper.<br />

Die Interaktion erfolgt über die Zirbeldrüse, wie ist lich.<br />

Der Dualismus christlicher und descartianischer Prägung hat großes Problem<br />

mit <strong>der</strong> Trennung <strong>von</strong> Leib und Seele.<br />

(David Hume (1711 – 1776): ist hier an<strong>der</strong>er Ansicht.- siehe weiter unten)<br />

Aufgaben <strong>der</strong> philosophischen Psychologie:<br />

Eigenschaften und Tätigkeiten <strong>der</strong> Seele beschreiben und klassifizieren, sowie die Tätigkeiten<br />

zu „erklären“. Auch die Frage „Was ist die Natur <strong>der</strong> Seele“ beschäftigte!<br />

Methode <strong>der</strong> philosophischen Psychologie<br />

Introspektion und Beobachtung des Handelns.<br />

Die Introspektion (und Retrospektion) war subjektiv., d.h. philosophische „Schreibtisch-<br />

Psychologie“ <strong>der</strong> Philosophen selbst. Sie führten keine Experimente durch und hatten kaum<br />

intersubjektive Vergleichsmöglichkeiten – am ehesten noch zwischen den Philosophen konnte<br />

verglichen werden; die hatten allerdings eine hohe Spezifizierung.<br />

(Jean Piaget: „Weisheit und Illusion <strong>der</strong> Philosophie“ – er geißelt darin diese Theorien und<br />

Methoden)<br />

14


Vater <strong>der</strong> Philosophie als Fach – war Aristoteles (324 – 322 v. Chr.)<br />

1. Buch über die Psychologie: „Peri psyches“<br />

Er meinte, dass die Psychologie ein Teil <strong>der</strong> Naturphilosophie (Philosophie periphysios) wäre<br />

und war somit <strong>der</strong> 1. Vertreter <strong>der</strong> naturwissenschaftlichen Psychologie. Unter <strong>der</strong> Herrschaft<br />

des Christentums ging diese Meinung wie<strong>der</strong> verloren. Erst <strong>der</strong> englische Empirismus (John<br />

Locke, David Hume) knüpfte wie<strong>der</strong> hier an.<br />

Bis in die Neuzeit war die Psychologie Gegenstand <strong>der</strong> philosophischen Metaphysik… bis<br />

Thomas Hope.<br />

Da das Christentum die Seele als nicht materiell interpretierte, fiel sie nicht in die<br />

Naturwissenschaften.<br />

Wer hat sich dagegen etwas zu sagen getraut<br />

z.B. Kaiser Friedrich <strong>der</strong> II (Stauffen Fritz)<br />

- Er machte Tierexperimente (testete den vermeintlich außerordentlich guten Geruchssinn,<br />

indem er sie hungrig, mit verbundenen Augen vor ein Stück Fleisch setzte – sie fanden es<br />

allerdings nicht. =>gutes Sehen und nicht guter Geruchssinn<br />

--> Je<strong>der</strong> <strong>der</strong> etwas gegen die christliche Meinung sagte, war ständig in Gefahr als Ketzer<br />

gebrandmarkt zu werden.<br />

Experimente kamen erst um die JH-Wende (Freud…)<br />

Vorbereiter <strong>der</strong> Emanzipation<br />

1) französisches Materialisten<br />

(La Mettrie, D´Holbach, Helveticus u.a.)<br />

Zunächst waren es Philosophen, die gegen die christliche und kartesianisch-rationalistische<br />

Philosophie sprachen. (d.h. gegen die Res Cogitans-Theorie -> Seele als denkendes Ding)<br />

Die französischen Materialisten meinten, dass (sehr mo<strong>der</strong>n!!!) die Psychologie den Zugang<br />

über die Erforschung des NS, über die Naturwissenschaft, haben müsse.<br />

NS ist <strong>der</strong> Träger <strong>der</strong> psychischen Aktivitäten.<br />

Julien Offroy de La Mettrie (1709 – 1751): „Seele“ ist nur ein Name für einen Teil unseres<br />

Körpers und zwar für das Gehirn.<br />

(Descartes: 1596 – 1650)<br />

Gegen Descartes:<br />

Thomas Hobbes (Zeitgenosse Descartes)<br />

Descartes kann nicht zeigen, dass es die Seele ist, die denkt; es könnte auch das Gehirn sein.<br />

(Spricht <strong>von</strong> vox insignificans = flatus voci, die Res Cogitans betreffend – d.h. leere Worte die<br />

nichts aussagen.)<br />

Mersenne und Caterus (Zeitgenossen Descartes)<br />

Sagten Vergleichbares wie Hobbes; Descartes könne nicht beweisen, dass es eine Seele gibt,<br />

die denkt; es könnte auch <strong>der</strong> Körper sein.<br />

Descartes geht auf die Bedenken ein, konnte sie aber nicht ausräumen.<br />

15


Weiter zu La Mettrie (1709 – 1751):<br />

Der Mensch ist, wie die an<strong>der</strong>en Tiere, eine biologische Maschine (l´homme machine –<br />

positiv gemeint) – damit begann auch <strong>der</strong> Zugang zum Tierexperiment.<br />

„Naturgeschichte <strong>der</strong> Seele„ Wer die Seele kennen lernen will, muss den Körper kennen<br />

lernen. Das Hirn als biologische Maschine denkt!<br />

Nach La Mettrie hat <strong>der</strong> Mensch das größte Denkorgan (relativ zum Körper) - … deshalb<br />

wäre er auch zu beson<strong>der</strong>en Leistungen fähig….<br />

Hume und La Mettrie forschten auch über den Verstand <strong>von</strong> Tieren (Hunde ziehen Schlüsse,<br />

haben Erwartungen) – dies wäre bei Descartes o<strong>der</strong> beim Christentum unmöglich gewesen<br />

(Der Mensch ist den Tieren überlegen, nicht vergleichbar, wie kann man den Tieren Denken<br />

zuschreiben…….)<br />

=> Bahn frei für die vergleichende Psychologie.<br />

(Charles Darwin wird hier weiterforschen – war <strong>der</strong> 1. Verhaltensforschen (=Ethologie)- er<br />

war <strong>von</strong> Hume und dem englischen Empirismus stark beeinflusst.)<br />

Gilbert Ryle:(1949) – Schüler <strong>von</strong> Wittgenstein, philosophischer Behaviorist in <strong>der</strong> Tradition<br />

des Empirismus)<br />

Geist = Kognition, nicht das Seelengespenst!. Die Psychologie hat sich mit mentalen<br />

Phänomenen und Handeln zu befassen (Concept of mind)<br />

Jean George Cabanis: begründet die Physiologische Psychologie. (1757 – 1808)<br />

Seele = NS<br />

Gehirn= für Denken zuständig, so wie <strong>der</strong> Magen für die Verdauung<br />

Hauptwerk: „Rapport du physic et du moral de l´homme“ (1798) (Bericht übe die Physik und<br />

das Verhalten des Menschen)<br />

Durch die Sinneswahrnehmung wird das Gehirn in Denk-, Emotions- und Strebetätigkeiten<br />

versetzt.<br />

Diese Gleichsetzung hebt die Differenz zwischen Physiologie und Psychologie auf.<br />

Ist für die Psychische Philosophie wichtig; das Buch war ein geschätztes Lehrbuch im 19. JH.<br />

Durch die Sinneswahrnehmung wird das Gehirn in Denktätigkeiten versetzt.<br />

Philosophischer Materialismus im 19. JH.<br />

Jakob Maleschott und Karl Vogt.<br />

Psychologen: F.Josef Gall und Spurzheim (=beides Phrenologen; Versuchten<br />

Charaktereigenschaften und geistigen Fähigkeiten zu lokalisieren, indem sie die<br />

Schädelausmaße <strong>von</strong> außen abmaßen, sie versuchten eine Topographie zu erstellen.<br />

(Gewissen läge nach ihnen im Occipitallappen, bei V1, liegt aber nach heutigen<br />

Erkenntnissen im orbitafrontalen Cortex!)<br />

Pawlow und Freud folgen den materialistischen Philosophen.<br />

Pawlow: Psychologie ist die Physiologie <strong>der</strong> höheren Nerventätigkeiten, Gesetzte <strong>der</strong><br />

Hirnrinde sind die Gesetzte <strong>der</strong> Psychologie.<br />

Freud: NS = psychischer Apparat<br />

16


2 wichtige Begrün<strong>der</strong> <strong>der</strong> wissenschaftlichen Psychologie:<br />

1.John Müller „Großvater <strong>der</strong> experimentellen Psychologie“<br />

2.Herman <strong>von</strong> Helmholtz (1821 – 1894; Physiologie Philosoph und Physiker)<br />

Reizleitungs- und Reaktionsmessung „entdeckt und durchgeführt. (Hat das<br />

Reaktionszeitparadigma in die Psychologie eingeführt – f.d. Intelligenzforschung bis heute<br />

eine wichtige Methode)<br />

Der Neukantianer wird in den Lehrbüchern über die Wahrnehmung zitiert und ist immer noch<br />

gültig.<br />

2) englische Empiristen (Kant 1724 – 1804, F.A. Lange)<br />

(=2. Gruppe <strong>von</strong> Psychologien die die Emanzipation <strong>der</strong> Psychologie vorantrieben) – 17. –<br />

18- JH<br />

Vorgeschichte:<br />

Roger Bacon (1220 – 1298 Scholastiker) und Francis Bacon (1561 – 1626) traten für ein<br />

Abrücken <strong>von</strong> <strong>der</strong> Spekulation über die Seele und für eine Psychologie „ohne Seele“ ein.<br />

Meinte, es werde noch Maschinen geben, die sich selbst fortbewegen, Flugmaschinen (da<strong>von</strong><br />

war Da Vinci beeinflusst!), Unterseeboote und einen Medizinischen Fortschritt. –<br />

Alles Denken ist Sinneserfahrung. Knüpft an Aristoteles an – die Methode <strong>der</strong> Psychologie<br />

muss Beobachtung und Erfahrung sein.<br />

SCIENTIA EXPERIMENTALIS-Idee.<br />

Francis Bacon<br />

Zu Beginn des 17. JH: Die Psychologie sollte sich mit Bewusstsein beschäftigen;<br />

Spekulationen über die Seele weglassen. Er for<strong>der</strong>te empirische Psychologie ohne „Seele“.<br />

John Locke (1632 – 1704; 17. JH. – radikaler Empirismus)<br />

For<strong>der</strong>te für die Wissenschaft das Vorherrschen <strong>der</strong> Sinneserkenntnis ein (Primat <strong>der</strong><br />

Sinneserkenntnis). („Nihil est in….= Nichts ist im Verstande, was nicht zuvor im Sinne<br />

war!“)<br />

=>Alle Erkenntnis stammt aus <strong>der</strong> Sinneserfahrung.<br />

=>es gibt keine angeborenen Ideen (Vorerfahrungsideen) – Tabula-rasa-Theorie (bzw.<br />

Metapher) des Geistes. (Wenn es denn eingeborene Ideen (apriori) gäbe, müssten<br />

Kleinkin<strong>der</strong>…. – siehe auch Kapitel A.<br />

Leibnitz kontert: „ nur <strong>der</strong> Verstand selbst!“ = natürlich nicht möglich.<br />

Erfahrung stammt laut Locke aus <strong>der</strong> Zusammensetzung <strong>der</strong> Wahrnehmungen =><br />

Assoziationen. Die Vorstellungen die <strong>von</strong> den Sinneseindrücken stammen, sind die Elemente.<br />

„Seele“ ist aus <strong>der</strong> Tatsache des Denkens nicht erkennbar – o<strong>der</strong> hat jemand jemals eine Seele<br />

gerochen, gesehen, … - . Seele ist keine Erfahrungstatsache. Der Seelenbegriff ist<br />

möglicherweise eine spekulative Projektion, die Seele ein Sammelnahme für bestimmte<br />

Vorstellungskombinationen.<br />

17


Wie kommen wir zur Erfindung <strong>von</strong> einer Seelen-Substanz – Antwort, ein Denkzwang <strong>der</strong><br />

aus <strong>der</strong> Sprache resultiert. (Gewohnheit <strong>der</strong> Sprache. Wir denken den Tätigkeiten ein Subjekt<br />

dazu – ein denkendes Subjekt in diesem Fall) (dieses Kritikmuster findet man auch bei<br />

Nietzsche – die Seele sei eine Verführung durch die Grammatik“// und Gilbert Ryle „The<br />

concept of mind“)<br />

David Hume (1711-1776, bedeuten<strong>der</strong> britischer Empirist):<br />

Radikalisierte die Kritik am Substanz-Begriff.<br />

Verwirft die „substanzielle Geist-Seele“ („In <strong>der</strong> Untersuchung <strong>der</strong> Wahrnehmung finden wir<br />

keine Wahrnehmung einer Seele“)<br />

Die Dinge und Inhalte an sich ziehen sich an. ICH ist nur ein Bündel o<strong>der</strong> System <strong>von</strong><br />

Impressionen o<strong>der</strong> Perzeptionen, die durch Assoziationsmechanismen miteinan<strong>der</strong> verbunden<br />

werden.<br />

(Hume: es gibt 3 Hauptassoziationsprinzipien: Anziehung durch Ähnlichkeit, durch räumliche<br />

o<strong>der</strong> zeitliche Nähe und durch regelmäßige Abfolge (=Kausalität) – dies wurde <strong>von</strong> den<br />

Behavioristen im 20. JH übernommen)<br />

Nachfolger (psychologischer Materialismus):<br />

David Hartley (1705 – 1757) und Joseph Pristley (1733 – 1804): kausale Determinierung!<br />

(Anmerkung: vgl. Empirikvorlesung Kleinknecht!)=> es gibt keine Freiheit des Willens.<br />

Empirismus trug wesentlich dazu bei, dass wir 1 Psychologie ohne „Seele“ haben – eine<br />

wissenschaftliche, experimentelle Psychologie.<br />

Jolen Stuart Mill (1806 - 1873)<br />

Distanzierte sich und ersetzte Humes Ideen durch die Chemie-Metapher (mental-chemistry) –<br />

(siehe Kapitel A) – Assoziationen sind den chemischen Verbindungen ähnlich. Elemente =<br />

Moleküle….<br />

FAZIT des Empirismus<br />

… hat die Emanzipation <strong>der</strong> Psychologie genauso stark wie <strong>der</strong> philosophische Materialismus<br />

beeinflusst.<br />

1) Primat <strong>der</strong> Erfahrung: Sinneserkenntnis (anstelle <strong>von</strong> metaphysischer Spekulation<br />

2) Kritik des Seelenkonstruktes (radikale Kritik)<br />

3) Psychologie als Wissenschaft soll Wahrnehmung, Vorstellung und Assoziationsvorgänge<br />

und <strong>der</strong>en Gesetzmäßigkeiten erkenne.<br />

(1) bis 3) gelten auch für alle an<strong>der</strong>en Psychologierichtungen)<br />

4) Die Punkte 1-3 sind eine <strong>der</strong> Grundlagen des emanzipierten Psychologie geworden.<br />

(=Hintergrundsphilosophie für vor allem die amerikanischen Behavioristen geworden)<br />

(Die Seele ist den Theologen überlassen, ist Teil <strong>der</strong> spirituellen Volksmetaphysik, kümmert<br />

sich nicht ernsthaft um die Neurobiologie.)<br />

4. Der Empirismus wird eine philosophische Grundlage <strong>der</strong> meisten wissenschaftlichen<br />

Psychologien in Punkto 1 + 2<br />

Die mo<strong>der</strong>ne „Philosophie des Geistes“ berücksichtigt die Befunde <strong>der</strong> Neurowissenschaften<br />

und <strong>der</strong> empirischen Psychologie.<br />

18


Es gibt mindestens 5 Varianten des Materialismus<br />

z.B. emergence Materialismus: =durch das Zusammenwirken verschiedener<br />

Neuronentätigkeiten entsteh3en mentale Phänomene.<br />

Literatur zur „Philosophie „ des Geistes<br />

… neue Publikationen, die alle Neurobiologisches implizieren<br />

• Hand Lenk (2001) „Neue Philosophie des Geistes“ (Darmstadt)<br />

• Ansgar Beckermann (2001) „Analytische Einführung in die Philosophie des Geistes<br />

• Michael Pauen (2005) „Grundproblem <strong>der</strong> Philosophie des Geistes“<br />

• Mario Bunge (1984)„Leib-Seele Problem“<br />

Die neuzeitliche Philosophie hat die Emanzipation <strong>der</strong> Psychologie aus <strong>der</strong> Philosophie<br />

vorbereitet und die mo<strong>der</strong>ne Philosophie des Geistes profitiert <strong>von</strong> <strong>der</strong> empirischen<br />

Psychologie.<br />

Die kritizistische Transzendental-Philosophie.<br />

(in unserer Subjektivität haben wir gewisse strukturierte Formen „in unserem Kopf“ (=Verstand).<br />

(Kritizistisch: es wird genau unterschieden, ob sich Behauptungen auf Erfahrung gründen o<strong>der</strong> auf<br />

Spekulation und Ideen – nur erfahrungsbegründete Behauptung ist wissenschaftlich.)<br />

Kant und die Neukantianer.<br />

Humes Kritik und Kant<br />

Die Kantsche Erkenntnis- und Wissenschaftsphilosophie<br />

Folgen: Seele ist kein Gegenstand einer wissenschaftlichen Psychologie.<br />

Helmholtz und Lange…. Haben wesentlich zur Formulierung <strong>der</strong> psychologischen<br />

Programme beigetragen.<br />

Hume ------------------------------------------------------>Behavioristische Lerntheorie<br />

<br />

<br />

<br />

----------------------->Darwin: Evolution ------>Behavioristische Lerntheorie<br />

Francis Galen = Intelligenzforschung<br />

----------------------->Willi Wundt: aktualistische Elementepsychologie<br />

-----------------------> Franz Brentano: ------->Denk- und Gestaltpsychologie<br />

Kant -------------------------> Fr. A. Lange ---------> Neukantianische Sinnes Psychologie<br />

----> Helmholtz<br />

russische Reflexologen<br />

(Bechterew , Pawlow….)<br />

<br />

=>Behaviorismus<br />

<br />

------------------------> Gestaltpsychologie<br />

<br />

------------------------->Piaget: genetische Epistemologie<br />

19


23.11.06<br />

Erfahrung (Empirie) ist die Grundlage je<strong>der</strong> Wissenschaft; ohne Erfahrung keine Erkenntnis<br />

● Kants Theorie <strong>der</strong> Erkenntnis<br />

Erkenntnis basiert auf Sinnes-Empfindungen u. <strong>der</strong>en Strukturierungen: (a) durch<br />

„Anschauungsformen“ (Raum u. Zeit); (b) durch die Kategorien des Verstandes:<br />

○ Sinnesempfindungen + Anschauungsformen ergibt Wahrnehmung<br />

○ Wahrnehmung + Kategorien ergibt Erfahrung (Erkenntnis)<br />

○ alle Ideen in unserer Vernunft, die nicht mit Erfahrungen erfüllt werden können,<br />

sind auch keine Erkenntnisse. Solche Ideen sind z.B: Gott, Seele, Unsterblichkeit<br />

○ Sie können keine Gegenstände einer Wissenschaft werden, das sie keine<br />

Erfahrungsbasis haben<br />

○ Aus <strong>der</strong> Erfahrung <strong>von</strong> psychischen Erlebnissen kann nicht auf eine Seele als <strong>der</strong>en<br />

substantiellen Träger geschlossen werden<br />

Gegenstand <strong>der</strong> wissenschaftlichen Psychologie:<br />

die Phänomene <strong>der</strong> „inneren Wahrnehmung“, die bewussten Phänomene<br />

● auf diese ist die Anschauungsform <strong>der</strong> Zeit anwendbar<br />

● die Anschauungsform des Raumes nicht auf sie anwendbar<br />

Kant:<br />

• Transzendent: Dinge „draußen“ – Affektionen <strong>der</strong> Sinne, alles was man sieht, richt,<br />

spürt….<br />

• Transzendental: Dinge „drinnen“ - Strukturen, die unsere Subjektivität auf die<br />

Sinnesempfindungen anwenden => bedingen Erfahrungen.<br />

Kant (1724 – 1804) hat Humes Kritik <strong>der</strong> Erkenntnis und <strong>der</strong> Kritik <strong>der</strong> Seelenmetaphysik<br />

sehr ernst genommen.<br />

Kant: „Nur wenn auch Erfahrung eine Rolle spielt ist Wissenschaft möglich.“<br />

Erfahrung ist Produkt aus Sinnesempfindung und Strukturierung durch Subjektivität.<br />

Subjektivität ist räumliches und zeitliches „Zitieren“ <strong>von</strong> Sinnesempfindungen; die Formen<br />

(Raum und Zeit) kommen nicht aus <strong>der</strong> Realität, son<strong>der</strong>n wir strukturieren die Dinge als dort/<br />

o<strong>der</strong> da seiend. (Wir strukturieren in 12 Kategorien.)<br />

(Suchen zu jedem psychischen Ereignis auch 1 physisches Ereignis)<br />

Es sind transzendentale Strukturen (apriorische Kategorien und Formen). Diese formen unsere<br />

Sinnesempfindungen in einer Raum-Zeitkategorie zu Wahrnehmungen.<br />

Sinnesempfindung und Raum und Zeit => Sinneswahrnehmung – diese wird strukturiert und<br />

kategorisiert durch den Verstand => Erfahrung = Erkenntnis.<br />

(=Zentrale These <strong>der</strong>„Kritik <strong>der</strong> reinen Vernunft“)<br />

Erkenntnisse, die als solche gelten sollten brauchen also<br />

1) Sinneswahrnehmung<br />

2) Kategorielle Strukturierung <strong>von</strong> Sinneswahrnehmung<br />

3) => Erfahrung<br />

Die „Kritik <strong>der</strong> reinen Vernunft“ soll eine Vorarbeit zur Wissenschaftstheorie sein. Kant will<br />

als Erstes die Vernunft untersuchen und Sinnesempfindung, denn dann erst ist<br />

Wissenschaftsaufstellung möglich.<br />

20


Bei <strong>der</strong> Wahrnehmung kommt immer auch ein subjektiver Beitrag hinzu,<br />

Sinneswahrnehmung ohne Subjektives funktioniert nicht (hier wi<strong>der</strong>spricht Kant dem<br />

Empirismus <strong>von</strong> Locke und Hume)<br />

Wissenschaftliche Sätze können nur über Bereiche die über Erfahrung erfolgen aufgestellt<br />

werden. Alles ohne Erfahrungsmöglichkeit ist bloße metaphysische Idee (=Fiktion,<br />

Spinnerei,…)<br />

Bsp.: Idee Gottes; <strong>der</strong> Seele, <strong>der</strong> Unsterblichkeit, dem Anfang und <strong>der</strong> Ewigkeit <strong>der</strong> Welt.<br />

Diese sind ohne Erfahrungsmöglichkeit; auch Theologie ist laut Kant daher keine<br />

Wissenschaft.<br />

Das Werk stand daher natürlich auf <strong>der</strong> „roten Liste“ <strong>der</strong> katholischen Kirche.<br />

Kant sah sich selbst in <strong>der</strong> Tradition <strong>der</strong> Aufklärung (auch Publikationen dazu – englischer<br />

Empirismus, französische Aufklärung). Er geht allerdings weiter und versucht zu begründen,<br />

wieso wir <strong>von</strong> bestimmten metaphysischen Theorien abgehen müssen.<br />

Kant behauptet nicht, es gäbe keine Seele o<strong>der</strong> keine Götter, er ist Agnostiker diesbezüglich<br />

(„So etwas können wir uns nicht vorstellen“). Es kann es vielleicht geben und wir wissen<br />

nichts darüber, und werden es auch nie wissen.<br />

Falls es so etwas wie eine Seele geben sollte so ist diese unerkennbar und daher nicht<br />

wissenschaftlich.<br />

Alle Schlüsse aus Erfahrung auf erfahrungsjenseitige (=transphänomenale) Gegenstände sind<br />

Paralogismen (=Fehlschlüsse) also reine Ideen, die wir nicht mit Erfahrung füllen können.<br />

=>Aus dem kartesianischen Denken folgt nicht, dass es eine Seele tatsächlich gibt, die denkt,<br />

denn die Seele ist kein Gegenstand <strong>der</strong> Erfahrung.<br />

Wenn also die Seele kein Gegenstand <strong>der</strong> Erfahrung ist (Umkehrschluss!!!)…. Was kann<br />

Gegenstand einer wissenschaftlichen Psychologie sein – Nur die bewusst erlebten<br />

Phänomene. Im Wechsel <strong>der</strong> Vorstellung (zeitlich bedingt) entstehen „Erfahrungen“.<br />

1 exakte Wissenschaft im Sinne <strong>der</strong> Physik (Newtonsche Physik beson<strong>der</strong>s) [Modell einer<br />

exakten Wissenschaft] könne die Psychologie nicht werden, da für die psychologischen<br />

Phänomene die Anschauungsform des Raumes nicht anwendbar ist. (Mathematik,<br />

insbeson<strong>der</strong>e Geometrie). Dies wäre aber ein wichtiges Strukturierungsmittel für unsere<br />

Erkenntnisse! (vgl. metaphysische Anfangsgründe <strong>der</strong> Wissenschaft)<br />

Psychologie ist bestenfalls eine Beschreibung <strong>von</strong> psychologischen Phänomenen.<br />

Die kantsche Psychologiekonzeption läuft auf 1 Beschränkung hinaus, es werden nur die<br />

mentalen Phänomene erklärt und beschrieben.<br />

Dies ist in den letzten JH an<strong>der</strong>s, nun sind Neurobiologie und die mathematischen<br />

Quantifizierungsmaßnahmen anwendbar.<br />

Die englische und französische Psychologie stand weniger unter Kantscher „Fuchtel“ und<br />

seinen Einschränkungen => sie haben auch Physiologie und Verhaltensbeobachtung<br />

einbezogen.<br />

21


Was war positiv an Kants Theorie für die Psychologie:<br />

Neukantianer (Helmholtz,…) eröffneten Weg zu Wissenschaftstheorie.<br />

Die Neukantianer<br />

„Psychologie ohne Seele!“<br />

Anschluss an Kants Kritik <strong>der</strong> reinen Vernunft<br />

● Primat <strong>der</strong> phänomenalen Welt -> Erfahrung<br />

● Spekulationen sind Pseudo-Erkenntnisse, d.h. Keine Erkenntnisse!<br />

● Alle Erkenntnis basiert auf Sinneserfahrung<br />

● erfahrungsloses Denken ist leere Spekulation<br />

Einwände gegen die „Seelen-Metaphysik“ (Platon, Augustinus, Descartes)<br />

Fr. A. Lange: Die Psychologie muss auf die Physiologie gegründet werden:<br />

Physiologie + Psychologie, dann erst ist Psychologie als exakte Wissenschaft möglich<br />

● stelle Hypothesen auf, die physiologische u. psychologische Phänomene verbinden<br />

-> Prüfung <strong>der</strong> Hypothesen!<br />

● Einbeziehen <strong>der</strong> Tierpsychologie u. Tierphysiologie -> Tierexperimente!<br />

● Kin<strong>der</strong>psychologie<br />

● Völkerpsychologie<br />

Methodische Prinzipien<br />

● somatische Methode, Experiment<br />

● Ablehnung <strong>der</strong> Introspektion<br />

● Statistik<br />

● Verhaltensbeobachtung<br />

1.Friedrich Albert Lange (1828 – 1875)<br />

„Psychologie ohne Seele“!<br />

For<strong>der</strong>te objektive Psychologie; Jahrzehnte vor den russischen Reflexologen (Bechterew,<br />

Pawlow….) und vor J.B. Watson (Behaviorismus Grün<strong>der</strong>).<br />

Langes Hauptwerk = „Geschichte des Materialismus“ (Suhrkamp Verlag) = wichtiger<br />

Vorbereiter für die Eigenständigkeit <strong>der</strong> Psychologie geworden.<br />

Lange ist in <strong>der</strong> Kritik <strong>der</strong> reinen Vernunft Kants verankert; wollte auch die Philosophie in<br />

den empirischen Wissenschaften fundamentieren.<br />

=> Primat <strong>der</strong> phänomenalen Welt => Basis <strong>der</strong> Erfahrung => diese sind die Basis <strong>der</strong><br />

Erkenntnis.<br />

Erkenntnis ohne Erfahrung ist Trug und Pseudoerkenntnis.<br />

Alle Erkenntnis muss auf Sinneserfahrung basieren. Sinneserfahrungen geben Verstand<br />

Inhalte => sonst wäre alles inhaltsleer.<br />

Erfahrungsloses Denken ist leer und spekulativ=> Es kann keine wissenschaftliche<br />

Spekulation über die Seele geben, diese wäre metaphysische Spekulation.<br />

Wenn die Seele etwas Einfaches und Unteilbares ist, aber Erfahrungen sich än<strong>der</strong>n können ist<br />

dies ein Wi<strong>der</strong>spruch, da Verän<strong>der</strong>ung nur durch Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Teile möglich ist. (Wenn<br />

die Seele also nur 1 Teil ist – kann sie sich nicht verän<strong>der</strong>n!....)<br />

22


Wenn die Seele etwas Einfaches (im Sinne <strong>der</strong> Unteilbarkeit) sein soll (wie es Descartes und<br />

die Christen sagen), so kann <strong>der</strong> ständige Fluss <strong>der</strong> Vorstellungen (Emotionen,<br />

Empfindungen,…) nicht erklärt werden.<br />

Verschiedene Dispositionen als Grund für Verän<strong>der</strong>ungen wären Spitzfindigkeiten.<br />

Seit Platon postulierte man die Unteilbarkeit <strong>der</strong> Seele um <strong>der</strong>en Unsterblichkeit zu<br />

begründen. Unsterblich kann nur sein, was nicht in Teile zerfallen kann – „Seele ist<br />

immaterielle Substanz ohne Teile“<br />

Auf Kant beruhte also die Tradition <strong>der</strong> Bewusstseinspsychologie.<br />

Lange will es auf die Physiologie umfunktionieren, denn diese kann Wissenschaft werden, da<br />

Raum und Zeit angewendet werden kann.<br />

Zwischen physiologischen und psychologischen Phänomenen können wir Beziehungen<br />

hypothetische annehmen, diese sind überprüfbar.<br />

=> Lange ist ein wichtiger Verfechter <strong>der</strong> Psychophysiologie. Die Erfahrung bildet die<br />

Prüfinstanz für diese Hypothesen. Das Physische und das Psychische sind 2 phänomenale<br />

Seiten des gleichen Vorganges.<br />

Lange bezieht auch Tiere in die Psychologie ein. Das Tier als Versuchsorganismus für<br />

Experimente (DD: David Hume, hatte nur Verhaltensbeobachtung v.a. an Hunden<br />

durchgeführt; Hume meinte auch Tiere haben Verstand, und die 3 Arten <strong>der</strong> Assoziation<br />

haben auch Säuger und Vögel).<br />

Lange war <strong>der</strong> Meinung, dass auch Neugeborene und Säuglinge und <strong>der</strong>en Verhalten<br />

systematisch erforscht werden solle, auch Kultur- und Völkerpsychologie sollte „gemacht“<br />

werden.<br />

=> Methoden: Intersubjektiv vergleichbare Beobachtungen sind die Basis für objektive<br />

Psychologie, sie sind die Basis für Experimente.<br />

Er for<strong>der</strong>te die somatische Methode (Suche nach physischen Phänomenen bei psychischen<br />

Phänomenen) => Studium <strong>der</strong> Ausfälle und <strong>der</strong>en Verhaltensform. Er setzte Läsionen in<br />

Tiergehirnen und beobachtete die Verhaltensfolgen.<br />

Er weist natürlich unkontrollierte Introspektion ab, da diese unkontrollierbar ist und <strong>von</strong><br />

unserer eigenen „Meinung“ beeinflusst ist. –Lange ist für Fremdbeobachtung, Statistik und<br />

Experiment und gegen Selbstbeobachtung.<br />

Statistik: Lange erwartet <strong>von</strong> ihr bedeutende Fortschritte in <strong>der</strong> Psychologie; seit seiner Zeit<br />

sind die statistischen Methoden noch sehr viel ausgefeilter geworden. Durch die Statistik ist<br />

eine möglichst breite Sachlagenbasis für die Psychologie ergründbar.<br />

Fazit: Lange hatte Jahrzehnte vor Pawlow (stimulus-response Methoden und 1 Programm für<br />

eine objektive Psychologie geliefert und er ist als Philosoph einer <strong>der</strong> Begrün<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

mo<strong>der</strong>nen Psychologie geworden („Seelenspuk-Psychologie ist falsch“)<br />

23


2. Hermann <strong>von</strong> Helmholtz (1821 – 1894)<br />

● Verbindung <strong>von</strong> Empirismus und „kritizistischer Transzendental-Philosophie“ (Kant)<br />

● Theorie <strong>der</strong> Wahrnehmung<br />

○ Sinnesreize werden interpretiert<br />

○ Die Interpretation basiert auf früheren Erfahrungen<br />

○ in die Interpretation gehen „unbewusste Schlüsse“ ein; diese sind induktiver Art<br />

sie geschehen automatisch<br />

○ Die Symboltheorie/Zeichentheorie <strong>der</strong> Wahrnehmung<br />

Wahrnehmungen sind Zeichen, keine Abbil<strong>der</strong>, Zeichen für physische Einwirkungen<br />

● Helmholtz’ Zeichentheorie <strong>der</strong> Wahrnehmung ist die „Hintergrunds-Philosophie“ <strong>der</strong><br />

mo<strong>der</strong>nen Wahrnehmungspsychologie<br />

=einer <strong>der</strong> größten Wissenschaftler <strong>der</strong> 19. JH.<br />

• Mathematischer Beweis für die 1. Hauptsatz <strong>der</strong> Thermodynamik<br />

(Energieerhaltungssatz) mit 26. LJ!<br />

• War ein kreativer Experimentator – hat viele Geräte (Ophthalmoskop, Perimeter,<br />

Telestereoskop (=Vorform des Scherenfernrohrs erfunden), Messung <strong>der</strong><br />

Nervenleitgeschwindigkeit und Reaktionsgeschwindigkeit (vorher glaubte man es<br />

würde in Lichtgeschwindigkeit erfolgen, Helmholtz bewies, dass es ca 30 - … sec. Je<br />

nach Nerv dauert) (die Reaktionsgeschwindigkeit ist für die Intelligenzforschung ein<br />

sehr wichtiger Begriff, für die Infoverarbeitung!!!)<br />

Helmholtz ist einer <strong>der</strong> bedeutendsten Begrün<strong>der</strong> <strong>der</strong> experimentellen Physik geworden.<br />

Helmholtz war Neukantianer und 7 Jahre Professor für Physiologie und allgemeine Pathologie<br />

in Königsberg (<strong>der</strong> Uni <strong>von</strong> Kant), er for<strong>der</strong>te die Erklärung <strong>der</strong> naturwissenschaftlichen<br />

Grundbegriffe auf ihre erkenntnistheoretische Begründung hin. Basis für ihn war Kant, aber<br />

er hat seine Theorien auch „kritisiert“.<br />

Helmholtz Wahrnehmungspsychologie ist heute noch mo<strong>der</strong>n. „Es gibt keine reine<br />

Sinnesperzeption, da in die Perzeption stets frühere Erfahrungen einfließen =><br />

Interpretationen,… . Diese sind uns aber nicht bewusst, sie sind auch irresistibel (wir können<br />

ihnen nicht wi<strong>der</strong>stehen), o<strong>der</strong> unvermeidlich, da sie automatisch funktionieren. (Top-downmodulation<br />

quasi)<br />

(diese 3 Punkte: Irresistibilität, nicht/kaum Korrigierbarkeit und Unbewusstheit sind typische<br />

Merkmale für automatische Prozesse.)<br />

Sinnesreize sind immer Interpretationen..<br />

Diese Interpretationen wenden unbewusste Schlussfolgerungen an (=Inferenzen), sie sind<br />

induktiv und auf <strong>der</strong> Basis <strong>von</strong> bisherigen Erfahrungen wird auf den neuen Fall geschlossen.<br />

Es kommt zur Bildung <strong>von</strong> Mustern durch Erfahrung – diese werden wie<strong>der</strong>um auf den<br />

nächsten Reiz angewendet, wenn dieser passt kommt es zur Assimilation, wenn nicht zur<br />

Interpretation und zur Verän<strong>der</strong>ung (z.B: Schmerzgedächtnis) => dies ist vergleichbar mit<br />

Piagets Assimilation und Akkommodation.<br />

Die unbewussten Schlussfolgerungen tendieren zur Generalisation; durch sie werden<br />

Sinnesreize zu „Anschauungen“ – also Wahrnehmungen nach Kant.<br />

24


Helmholtz modifizierte die Transzendentalphilosophie („unbewusste Schlüsse“) – quasi eine<br />

Kreuzung zwischen Hume und Kant. (Hume: transzendentale Philosophie (unbewusste<br />

Schlüsse) und Kant: philosophischer Empirismus (Assoziation, Analogie, Induktion)).<br />

Aber die Inhalte <strong>der</strong> unbewussten Schlüsse stammen ursprünglich aus früheren<br />

Sinneserfahrungen. (Symbol (Zeichen)-Theorie <strong>der</strong> Wahrnehmung (<strong>von</strong> Helmholtz).<br />

Wahrnehmung ist ein System <strong>von</strong> Zeichen, … aber keine naive ikonische Abbildung! (so<br />

sieht man das auch heute noch!)<br />

Ohne Wahrnehmung haben wir keine Erkenntnis.<br />

Regelmäßige ähnliche Reize erzeugen regelmäßige zeichenhafte Interpretationen.<br />

(Bsp.: Farbe: zeichenhafte Interpretationen elektromagnetischer Informationen und<br />

Verarbeitung im Gehirn)<br />

Die Gesetzmäßigkeiten <strong>der</strong> Welt werden durch den konstanten Zusammenhang <strong>der</strong> Zeichen<br />

zusammengestellt. Zeichensysteme = adaptierbar durch ständige Kontrolle.<br />

Die Helmholtzsche Zeichentheorie <strong>von</strong> <strong>der</strong> Wahrnehmung ist auch heute noch die<br />

Hintergrundstheorie <strong>der</strong> Wahrnehmung. (bilden Grundlage des hypothetisch-kritischen<br />

Realismus <strong>von</strong> Popper)<br />

3. Franz Brentano (1838 – 1917)<br />

Brentano übernimmt die Zeichentheorie<br />

● Psychologie als empirische Naturwissenschaft: beschreibende und erklärende Wissenschaft<br />

● Ablehnung <strong>der</strong> Seelen-Metaphysik in <strong>der</strong> Psychologie<br />

● Brentanos Akt-Psychologie Akt und Gegenstand (des Aktes)<br />

● Brentanos Bedeutung für die Psychologie des 20.Jhs.<br />

AKT GEGENSTAND<br />

Hören Ton C<br />

Sehen Baum<br />

imaginieren Pegasus (Fiktionen) vorstellen<br />

urteilen Wurzel aus 25 = 5 (wahr)<br />

glauben dreifaltiger Gott<br />

wissen erwarten fürchten<br />

--> kein Akt ohne dass er Gehalt hat --> intentionaler Akt<br />

Psychologie als empirische Wissenschaft.<br />

Akzeptierte Helmholtz Theorie explizit:<br />

„Töne, Farben, Wärme, Gerüche, Geschmäcker, … sind Zeichen <strong>von</strong> etwas, das einwirkt,<br />

aber sie sind kein Bild <strong>der</strong> Wirklichkeit. Sie geben uns nur unvollkommene Kenntnis. Sie<br />

sagen uns es ist etwas vorhanden, das Ursache <strong>von</strong> dieser Empfindung ist“<br />

25


Brentano war Philosoph und Psychologe. (Aristoteliker und Karthesianer)<br />

Brentano war Philosoph mit scholastischem Hintergrund. (War Theologe und Priester (hat<br />

sich gegen die Unfehlbarkeit des Papstes radikal geäußert.)<br />

Brentano ist aus <strong>der</strong> Kirche ausgetreten und hat daher 1874 den Lehrstuhl in Würzburg<br />

verloren (war dort <strong>von</strong> 1872 – 1874).<br />

Brentano ging nach Wien, bekam dort einen Lehrstuhl, Ende <strong>der</strong> 80er Jahre wollte er heiraten,<br />

das war allerdings als ehemaliger Priester auch in Wien etwas problematisch, sodass er die<br />

Professur in Wien auch verlor.<br />

a)Deskriptive Psychologie<br />

Psychologie soll als beschreibende und erklärende Wissenschaft betrieben werden; exakte<br />

Beschreibung und Klassifikation <strong>von</strong> psychologischen Phänomenen (=Intentionalität ist<br />

bewusste Psychologie, Erlebnisse beziehen sich auf etwas (in innerer Wahrnehmung<br />

gegeben). (Wir sehen etwas , hören etwas, fühlen etwas…. -> in <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Psychologie<br />

… in <strong>der</strong> Kognitionspsychologie … wie<strong>der</strong> aufgegriffen.)<br />

Diese psychologischen Phänomene sind uns in Wahrnehmung gegeben, sie sind „einfach da“<br />

und uns sofort bei Auftritt bewusst. Brentano beruft sich auf Aristoteles und Scholastik.<br />

(Hören, Sehen, ….wir sind uns dessen „gewahr“)<br />

b)genetische Psychologie<br />

Diese psychologischen Phänomene sollen in ihrer Entstehung erklärt werden.<br />

Brentano teilt auch die Gegenstandswelt ein, die Bedingungsgenese können<br />

1) bewusste Phänomene sein (das sind psychologische Phänomene)<br />

(Neurobiologie, Physik, Chemie)<br />

2) nicht bewusste, physische Phänomene (=physische Phänomene) sein.<br />

(Psychologie) - … schränkt Psychologie massiv ein, er leugnet<br />

allerdings nicht, dass es unbewusste Prozesse gibt. (Freud war 2 a<br />

Schüler <strong>von</strong> Brentano)<br />

Brentano schließt sich in <strong>der</strong> Kritik an <strong>der</strong> Seelenlehre Hume, Lange und Kant an. =><br />

Gegen die Seelenmetaphysik in <strong>der</strong> Psychologie.<br />

Psychologie soll nicht mehr weiter als Wissenschaft <strong>von</strong> <strong>der</strong> Seele gelten, son<strong>der</strong>n als 1<br />

Wissenschaft <strong>von</strong> <strong>der</strong> Genese.<br />

Seele ist Gegenstand <strong>der</strong> Theologie und Metaphysik aber nicht mehr <strong>der</strong> empirischen<br />

Wissenschaft.<br />

Gegenstand sollen nur die bewussten Erlebnisse sein. We<strong>der</strong> die Sinnesempfindungen, noch<br />

die inneren Wahrnehmungen zeigen uns 1 Seelensubstanz (1874 „Psychologie vom<br />

empirischen Standpunkt“ – S. 6-28; „Mag es eine Seele geben, was uns gegeben ist, sind bloß<br />

die psy. Phänomene. Wir erklären die Psychologie für eine Wissenschaft <strong>von</strong> den psy.<br />

Erscheinungen, frei <strong>von</strong> Metaphysik….“)<br />

Für Brentano sind psychische Phänomene Akte. Typische intentionale Beziehungen auf etwas<br />

Bestimmtes. (Akte haben immer Gehalt, d.h. Bezug auf etwas)<br />

Die Aktpsychologie gab es schon bei Aristoteles (Das „Eron….)<br />

26


Mittelalter: Thomas <strong>von</strong> Aquin (1225 – 1274) –„Cheftheologe“ <strong>der</strong> katholischen Kirche.<br />

Akte sind laut Brentano Tätigkeiten (…des Vorstellens, Erinnerns, Begehrens, Erwartens,<br />

Sehen-Hören-Riechens, des Meidens, des Urteilens, des Wollens….)<br />

1) des Vorstellens und Wahrnehmens: … sind we<strong>der</strong> wahr noch falsch<br />

2) des Urteilens: sind wahr o<strong>der</strong> falsch<br />

3) <strong>der</strong> Emotionen: etwas so o<strong>der</strong> so fühlen (angenehm/unangenehm; etwas<br />

anstreben/vermeiden….) – 2 Pole: bezogen sein auf etwas : meiden <strong>von</strong> etwas<br />

Alle diese Akte sind stets intentional, bezogen auf irgendeinen Gegenstand.<br />

Die Gehalte <strong>der</strong> Akte bilden die Inhalte <strong>der</strong> Akte.<br />

Akte und Gegenstand bilden psychische Phänomene.<br />

(Vgl. John R. Searl – hat Brentanos und Husserls Theorie übernommen.)<br />

Akte<br />

Hören<br />

Sehen<br />

Imagination<br />

Urteilen<br />

glauben<br />

Usw.<br />

Es gibt keine Akte ohne Gegenstand.<br />

Gegenstand<br />

Ton C<br />

Baum<br />

7x7 geschwänzte Teufel(Bsp. Brentanos)<br />

o<strong>der</strong> Pegasus<br />

Wurzel aus 25 = 5 (=w. Aussage)<br />

Dreifaltigkeit Gottes<br />

Usw.<br />

Für Brentano sind alle bewussten psychischen Phänomene immer intentional.<br />

Die Akte sind die intentionalen Beziehungen die Gegenstände… Mit ihnen beziehen wir uns<br />

auf bewusstseinstranszendente Dinge!<br />

(Wurzel 25 = 5 => mathematischer Gegenstand.)<br />

Nicht alle Gegenstände haben transzendenten Gegenstand z.B. imaginiertes.<br />

Schulengrün<strong>der</strong>:<br />

Alexios Meinong (Graz)<br />

Christian <strong>von</strong> Ehrenfels (ein Grün<strong>der</strong> <strong>der</strong> österreichischen Gestaltpsychologie)<br />

Oswald Külpe (Würzburger Schule- Denkpsychologie)<br />

… sind wie Brentano für die Denkpsychologen wurde vor allem bedeutsam, dass unserer<br />

kognitiven, willentlichen,… Akte intentional sind. Problemlösung ist immer zielorientiert.<br />

Dies ist auch bei den motivationellen und volitiven Akten so.<br />

Husserl (1859- 1938; war Schüler <strong>von</strong> Brentano)= <strong>der</strong> bedeutendste Philosoph des 20. JH.<br />

Intentionalitätsphilosophie: Grün<strong>der</strong> <strong>der</strong> Phänomenologie=> ist die Basis für die<br />

Denkpsychologie <strong>der</strong> Würzburger Schule, und hat auch auf die Gestaltpsychologie<br />

eingewirkt.<br />

27


Freud: auch hier ist Brentanos Aktpsychologie implizit enthalten. Er dehnte Brentanos<br />

Intentionalitätskonzept auf unbewusste Wünsche und Ziele aus. (Träume sind also stets durch<br />

unbewusste Ziele gesteuert, etwas das wir ansteuern o<strong>der</strong> vermeiden wollen; dies funktioniert<br />

nicht nur nach Kausalität; Raum-Zeit-Kontinuität son<strong>der</strong>n ist auch zielgerichtet, also<br />

letztendlich intentional// Assoziationsprozesse sind nicht beliebig; z.B. auf <strong>der</strong> Couch frei und<br />

unkontrolliert assoziieren lassen lässt die geheimen Wünsche <strong>der</strong> Assoziationsrichtung<br />

bestimmen.)<br />

Freud steht damit den Denk- und Gestaltspsychologen nahe, die gegen die Behavioristen die<br />

Zielorientiertheit betonen.<br />

William James (1842 – 1910)<br />

Kannte Brentanos Aktphilosophie. Intentionale Gegenstände (=Gehalt) nannte er<br />

„conceptions“ (=Begriffe)…. Ew. worauf sich unser Leben bezieht. Diesem Konzept muss<br />

nicht immer etwas Konkretes, ein realer Gegenstand entsprechen.<br />

Das 1. worauf sich unsere bewussten Erlebnisse beziehen sind Konzeptionen. (Konzept:<br />

rundes Viereck… ist kein mathematischer Gegenstand; in einer nicht euklidschen Mathematik<br />

wäre es mgl.)<br />

James betont die intentionalen Gegenstände sind nicht im Bewusstsein, son<strong>der</strong>n wir haben<br />

Bewusstsein <strong>von</strong> Gegenständen; intendieren heißt bewusst bei etwas sein.<br />

=> Nach Brentano und James ist Bewusstsein kein „Behälter“ (Keine Kübeltheorie des<br />

Geistes)<br />

Bewusstsein ist bezogen auf etwas aber Gegenstände sind selbst nicht im Bewusstsein.<br />

Die Phänomenologen Husserl und Sartre haben dies Transzendenz des Bewusstseins genannt.<br />

Bewusstseinsgegenstände sind also keine Inhalte des Bewusstseins.<br />

Brentanos Aktpsychologie hat viele JH lang eine phänomenologisch Psychologie nach sich<br />

gezogen.: Maurice Merleau-Ponty (Freund Sartres), A. Gurwitch und J. P. Sartre<br />

(Phänomenologie d. kognitiven Imagination fiktiver Akte; Theorie <strong>der</strong> Emotionen….)<br />

Deutsche: Carl Friedrich Grammon, Alexan<strong>der</strong> Pfän<strong>der</strong>, Wolfgang Metzger u.a. (wesentlich<br />

<strong>von</strong> Husserl inspiriert.)<br />

Die phänomenologische Psychologie war nicht experimentell, <strong>der</strong> Standpunkt, v.a. Karl<br />

Friedrich Graumann:<br />

• Praereflexivität (wir sind sie uns unmittelbar gewahr, sie reflektieren aber nicht auf<br />

etwas; das ICH wird nicht repräsentiert, wir sind vergessen, wenn wir z.B. in <strong>der</strong><br />

Natur draußen sind, o<strong>der</strong> bei sehr konzentrierter Arbeit<br />

• + reflexive Akte (ICH ist thematisch mitgegeben)<br />

Die phänomenologische Psychologie untersuchte auch das ICH, SELBST, Präsenz <strong>der</strong><br />

Leiblichkeit…<br />

Die physiologische Psychologie im 19.Jh.<br />

Johannes Müller (1801-1858)<br />

● Gesetz <strong>von</strong> den „spezifischen Sinnes-Energien“<br />

28


Die Beschaffenheit <strong>der</strong> Sinnes-Nerven bestimmen die Qualität <strong>der</strong> Sinneswahrnehmung<br />

Bedeutende Schüler:<br />

Weber und Fechner<br />

Langes For<strong>der</strong>ung nach einer Objekt und Physiologie fundierter Psychologie ist bekannt.<br />

Lange war Ordinarius in Zürich, er war kein Experimentalpsychologie/ - physiologie son<strong>der</strong><br />

Philosoph.<br />

Die psychologische Physiologie war <strong>der</strong> letzte Schritt <strong>der</strong> Psychologie aus <strong>der</strong> Philosophie.<br />

Johannes Peter Müller (1801 – 1858) und sein Schüler Helmholtz waren die ersten<br />

„experimentalen Sinnesphysiologen“.<br />

Johannes Peter Müller<br />

„Nemo psycholobus nisi physiologobus“ („Keiner kann Psychologe sein, wenn er nicht auch<br />

Physiologe ist.“)<br />

Gesetz <strong>von</strong> den „spezifischen Sinnesenergien“: Die Beschaffenheit <strong>der</strong> Sinnesnerven, die<br />

gereizt werden, bestimmt die Qualität unserer Wahrnehmung. (Bsp. Druck, chemischer Stoff,<br />

elektrischer Strom => Lösen alle beim Sehnerz eine „Reizung“ und eine Lichtempfindung<br />

aus.)<br />

Müller konnte experimentell dieses Gesetz untermauern. => D.h. <strong>der</strong> Sehsinn verarbeitet nicht<br />

nur die Lichtwellen, son<strong>der</strong>n jede Art <strong>von</strong> Reiz führt zu optisch, visueller Verarbeitung. Das<br />

Optische System mit dem akustischen System zu verbinden würde bedeuten, dass wir Töne<br />

hören würden, denn wir Lichtreizen ausgesetzt werden würden. (Bsp. Faust aufs Auge –<br />

Stern<strong>der</strong>ln sehen)<br />

Müller meinte, das Gesetz wäre eine Bestätigung dafür, dass wir über apriorische Wahrheiten<br />

verfügen.<br />

Sein Handbuch <strong>der</strong> Physiologie des Menschen (2 Bände) war ein internationales<br />

Standardwerk.<br />

Seine Schüler<br />

- Robert Wirhoff<br />

- Erns Haeckel (Darwinist)<br />

- Theodor Schwann (vgl. Schwannsche Zelle)<br />

- Emil Dubois Reymond (Müllers Nachfolger in Berlin)<br />

- Ernst Brücke (war Freuds Lehrer!)<br />

- Hermann Helmholtz (Helmholtz führte experimentell einige Ideen Müllers durch, z.B. die<br />

Reizleitungsgeschwindigkeitsmessung; Müller starb relativ „jung“)<br />

- Gustav Theodor Fechner = Grün<strong>der</strong>väter <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Psychophysik.<br />

- - Ernst Heinrich Weber (Weber hat die Unterschiedsschwelle entdeckt<br />

Ernst Heinrich Weber (1795-1878)<br />

Bestimmung <strong>der</strong> (Reiz) Unterschieds-Schwelle<br />

Webers „Schwellen-Gesetz“:<br />

29


s= Standortgewicht<br />

k= Konstante (0,02)<br />

Ernst Heinrich Weber:<br />

Unterschiedsschelle: = die kleinste gerade noch wahrnehmbare Differenz zwischen 2 Reizen;<br />

d.h. Reizdiskriminationsschwelle zwischen 2 Reizen.<br />

Die Größe <strong>der</strong> Unterschiedsschwelle wächst mit <strong>der</strong> Größe des Standardreizes.<br />

(Gewicht: 100 g => mindestens 102 g)<br />

200 g => mindestens 204 g)<br />

400 g => mindestens 408 g)<br />

Schwellengesetz:<br />

Die Schwelle bleibt jedes mal konstant.<br />

∆S S tan dardgewicht<br />

= k<br />

S<br />

Gewicht<br />

Beim Gewicht beträgt k = 0,02<br />

Für die Lautstärke ist k = 0.15<br />

Für die Tonhöhe ist k = 0.003<br />

Für die Helligkeit ist k = 0.017<br />

Für die Duftkonzentration ist k = 0.07 usw.<br />

=<br />

Weberkonstante<br />

Diese Weberkonstanten gelten noch heute; sofern sie nicht zu nahe an den Standardgrenzen<br />

liegen.<br />

Gustav Theodor Fechner (1801-1887)<br />

Werk: Elemente <strong>der</strong> Psychophysik<br />

● die untere Reiz-Schwelle<br />

● die obere Reiz-Schwelle<br />

● die Unterschieds-Schwelle (Weber)<br />

Das „Weber-Fechnersche Grundgesetz“<br />

E = k · log R<br />

Kritik und Korrektur des Fechner'schen Gesetzes; Stevens Potenz-Gesetz: E = k · Rn<br />

k = konstante Schwellenwert<br />

E = Empfindungsintensität<br />

R = Reizgröße des physikalischen Reizes<br />

n = reelle Zahl<br />

30


X hat physischen Aspekt und psychischen Aspekt<br />

(zwei Seiten <strong>der</strong>selben Unbekannten X)<br />

Gustav Theodor Fechner (1801 – 1887)<br />

War Physiker und ist durch Weber zur Psychophysik gekommen.<br />

„Elemente <strong>der</strong> Psychophysik“ (1860 – Standardwerk – erst im 20. JH wurde ein Großteil<br />

durch neuere Forschung korrigiert.)<br />

Gilt als <strong>der</strong> Begrün<strong>der</strong> <strong>der</strong> exakten Psychophysiologie. (Hat die 2 Seitentheorie aufgestellt)<br />

(verwendete auch Statistik zum Auswerten)<br />

Sein Ziel war es die Beziehungen zwischenphysikalischen Reizen und den psychischen<br />

Empfindungen experimentell zu präzisieren.<br />

• Reizschwellenbestimmung (Was kann geraden och erkannt werden.)<br />

• Negative Empfindung: unterhalb <strong>der</strong> Reizschwelle liegende Reize. (z.B. beim Hören<br />

unter 60 Hz o<strong>der</strong> über 18.000 Hz hört <strong>der</strong> Mensch durchschnittlich nichts mehr; --><br />

die Sinne registrieren nichts mehr)<br />

Das Weber-Fechnersche Grundgesetz:<br />

E = k.<br />

log R<br />

Empfindungsintensität = Weberkonstante mal log des physikalischen Reizes<br />

Manchmal wird auch …log S geschrieben (Stimulus statt Reiz)<br />

Das Gesetz besagt, dass die erlebte Empfindungsstärke<br />

eines Reizes proportional dem Logarithmus des Reizes ist.<br />

Erlebte Reizstärke<br />

=> Steigt die Reizstärke so steigt, die wahrgenommene<br />

Empfindungsreizstärke zuerst rasch und dann langsamer an.<br />

Heute wissen wir, dass das Fechnersche Grundgesetz<br />

nur eine Annäherung ist.<br />

Reale Reizstärke<br />

Korrektur <strong>von</strong> Stevens:<br />

Stevensches Potenzgesetz<br />

E .<br />

n<br />

= k s<br />

Empfindungsintensität = Weberkonstante mal Reiz hoch n<br />

Fechner musste schon zu seinen Lebzeiten Kritik wegen seines Gesetzes einstecken (Wundt,<br />

Ernst Mach und Helmholtz schränkten ein, dass das Gesetz nur in <strong>der</strong> Mitte eines<br />

Reizbereichs gültig wäre)<br />

31


C Die elemente- o<strong>der</strong> strukturalistische Psychologie nach Wundt<br />

Wilhelm Wundt und seine „Schule“<br />

● Wundt „institutionalisiert“ die Psychologie als eigenständige Wissenschaft<br />

● 1879/80 Gründung des Leipziger-Instituts (psychologisches Laboratorium)<br />

● Wundt kam <strong>von</strong> <strong>der</strong> Physiologie zur Psychologie<br />

● Psychologie: Erforschung <strong>der</strong> Bewusstseins-Tatsachen<br />

● kontrollierte Introspektion<br />

● Experimente<br />

Elementaristische Psychologie<br />

● Elemente <strong>der</strong> Sinnes-Empfindungen<br />

● elementare Gefühle: Lust – Unlust; Spannung – Entspannung (Lösung); Erregung -<br />

Beruhigung<br />

● Empfindungen: stets <strong>von</strong> Gefühlen begleitet<br />

● psychische Elemente sind keine unverän<strong>der</strong>lichen Teile, son<strong>der</strong>n Ereignisse<br />

● Aktualismus ≠ Aktpsychologie (Brentano)<br />

Wundts Grundannahmen, sein System<br />

seine philosophische Einstellung<br />

Aktualismus / Voluntarismus<br />

F 17<br />

Chemie-Metapher (siehe z.B. S. 10 oben)<br />

1. Leipziger Schule 1878<br />

Wundt war neben Francis Galten einer <strong>der</strong> Väter <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Psychologie.<br />

1879 – 1880 1. Institut für Psychologie in Europa – in Leipzig.- Somit war die Psychologie<br />

als eigenständige Disziplin das 1. x institutionalisiert. (William James hatte in Harward<br />

bereits 4 Jahre vorher einen Experimentierraum für Psychologie, allerdings nicht an einem<br />

eigenständigen Institut.)<br />

Wundt hatte sich zunächst in <strong>der</strong> Physiologie (war Mediziner, Psychophysiologie) habilitiert.<br />

Er war 1858 bei Helmholtz Assistent; da sie nicht gut zusammenarbeiten konnten ging Wundt<br />

weg.<br />

(Ein an<strong>der</strong>er, in Mathematik und Physik „besserer“ Mitarbeiter ersetzte ihn)<br />

Wundt hat 500 Publikationen gemacht (18.000 Seiten – vgl. Darwin 6.000, Freud 6.500!)<br />

Wundt kam zur Psychologie, und thematisierte die Bewusstseinsgegebenheiten. Er wird<br />

wegen seiner „Bewussteinspsychologie“ <strong>von</strong> Freud angegriffen.<br />

Wundt möchte das „Bewusstsein“ in seine Elemente zerlegen, durch introspektive<br />

Beobachtung und , da ihm diese zu wenig genau war durch Experimente.<br />

Experiment lässt systematische Verän<strong>der</strong>ung und Variation zu, sodass erkannt werden soll,<br />

was zu welchem psychologischen Phänomen führt.<br />

Wundt bezieht auch die einfachen (elementaren) Gefühle ein, die er polar anordnet<br />

(Lust/Unlust, Spannung/Energie,…)<br />

32


Für Wundt sind die psychischen Elemente keine unverän<strong>der</strong>lichen Teile son<strong>der</strong>n Aktualitäten,<br />

sie sind keine festen Elemente, ihre Gestalt än<strong>der</strong>t sich.<br />

Kein psychologisches Ereignis kehrt in genau <strong>der</strong>selben Gestalt wie<strong>der</strong> (hier ist er an<strong>der</strong>er<br />

Ansicht als Hume!)<br />

Wundt ist Aktionalist => Psychische Empfindungen setzen sich aus elementaren<br />

Empfindungen…. zusammen<br />

7.12.06<br />

Wundt ist Aktionalist (nicht zu verwechseln mit Brentanos Akt-Psychologie!) aber keine<br />

Intentionalist (wie Brentano)<br />

Der philosophische Hintergrund für den Aktionalismus Wundts ist, dass er Schopenhauerianer<br />

ist.<br />

F18<br />

Wundts philosophischer Hintergrund<br />

o Arthur Schopenhauer (1788-1860)<br />

Willensmethaphysik „Wille als Kraft aller Dinge“, in den Organismen als Strebungen<br />

o Wundt:<br />

Die psychischen Ereignisse (Aktualitäten) sind Manifestationen des „Willens“<br />

(Voluntarismus)<br />

- Wille: letzte Ursache aller psych. Aktivitäten (keine „substanzielle Seele“)<br />

- im Willen gründet die „Einheit des Bewusstseins“<br />

- die wechselnden psych. Ereignisse sind Modifikationen des Willens. „Das<br />

Wollen ist die Seele“<br />

Gegenstandsbereich <strong>der</strong> Psychologie:<br />

o Alles, was in unmittelbarer Erfahrung „anschaulich“ (=phänomenal) gegeben ist.<br />

a) innere Erfahrung „unmittelbare“<br />

b) äußere Erfahrung Erfahrung<br />

o Die Abgrenzung des Psychischen vom Physischen<br />

o physische Daten:<br />

mittelbar<br />

o psychische Ereignisse:<br />

unmittelbar, <strong>der</strong> Selbstbeobachtung<br />

zugänglich<br />

o psychophysischer Parallelismus: keine Interaktion zwischen physischen und<br />

psychischen Phänomenen<br />

Wille manifestiert sich<br />

physisch<br />

psychisch<br />

33


(Schopenhauer: 1788 – 1860; Die Metaphysik des Willens.<br />

Realität (Ding…) ist Wille.<br />

Voluntarismus: Wille ist motivationelle Kraft (die praktisch alles hervorbringt) die sich in<br />

allen Dingen objektiviert (manifestiert).<br />

In den Organismen zeigt sich dieser Wille in triebhaften Strebungen (Hunger, Durst,<br />

Sexualtrieb…)<br />

(Dieser Wille ist als „Grundwille zu verstehen, nicht so wie wir heute Wille verwenden)<br />

Der tatsächliche Grund für die Welt ist <strong>der</strong> Wille. Alles ist eine Folge des Weltwillens (das<br />

Kantsche Universalding))<br />

Wundt ist Schopenhauers Ansicht. Die psychischen Ereignisse sind Aktualitäten dieses<br />

Willens., <strong>der</strong> wie<strong>der</strong>um die letzte Ursache aller psychischen Aktivitäten ist. (Voluntarismus)<br />

Psychische Ereignisse sind Prozesse. Die Einheit ist durch Wollen fundiert. Im Willen<br />

gründet auch die Einheit des Bewusstseins (<strong>der</strong> Apperzeption).<br />

Die Einheiten des Bewusstseins werden <strong>von</strong> uns unmittelbar erlebt. Der Wechsel <strong>der</strong> Gefühle<br />

ist eine Modifikation des Wollens.<br />

Wollen bzw. <strong>der</strong> Wille ist die Seele.<br />

Die Aktivität (durch den Willen) erzeugt alle psych. Tatsachen und verbindet die<br />

psychologischen Elementarereignisse zu Assoziationen o<strong>der</strong> trennt sie wie<strong>der</strong> auf.<br />

In den Gegenstandsbereich <strong>der</strong> Psychologie gehört nach Wundt alles was anschaulich ist<br />

(=phänomenal erlebbar) ist.<br />

(vgl. deutsche Philosophen – typisch auch Wolff und Kant)<br />

Wundt meint es gäbe 2 Arten <strong>von</strong> Gegenständen:<br />

1) psychische Gegenstände<br />

a) innere Erfahrungen (bewusste Vorstellungen und Gefühle)<br />

b) äußere Erfahrungen (bewusste Wahrnehmungen mit denen wir uns auf Objekte<br />

beziehen, d.h. Sinnesempfindungen externer Gegenstände)<br />

Innere und äußere Erfahrungen sind in unmittelbarer Erfahrung (d.h. sofort)<br />

präsent.<br />

Psychische Gegenstände sind daher <strong>der</strong> Selbstbeobachtung zugänglich, ohne, dass<br />

wir etwas behaupten wollen, wir sehen da<strong>von</strong> ab, ob physische Daten gemeint<br />

sind. (aha!)<br />

2) physische Daten<br />

Sind nach Wundt nur mittelbar gegeben. D.h. sie sind über begriffliche Korrelation,<br />

über Physik, Chemie, Biologie zugängliche (Materie, Mechanik,…)<br />

In <strong>der</strong> Psychologie sollen nach Wundt nur die psychischen Gegenstände behandelt werden.<br />

Psychischer und physischer Bereich bilden 2 unterschiedliche Gegenstandsbereiche; dies hat<br />

Folgen fürs Leib-Seele-Problem.<br />

34


Wundt war psychophysischer Parallelist und meinte: Psychisches und Physisches läuft als<br />

Kausalkette nebeneinan<strong>der</strong> ab ohne jegliche Interaktionen.<br />

Parallelisten war Reaktion auf Descartes<br />

Theorie, dass Leib und Seele 2 Substanzen<br />

wären, die miteinan<strong>der</strong> interagieren würden.<br />

Die Frage wie diese Interaktion vollzogen<br />

wird, insbesondre da die geistige Substanz<br />

etwas nicht Greifbares ist konnte <strong>von</strong> ihm<br />

nicht beantwortet werden.<br />

Kritiker: Diese Idee Descartes ist mit dem<br />

Karthesianischen Interaktionsbeobachtungen<br />

nicht beurteilbar => Substanzieller Parallelismus (hat 2 Namen genannt Malvange und Pre….<br />

Nachschlagen!)<br />

Definition des substanziellen Parallelismus: Psychische und physische Uhr laufen exakt<br />

synchron – parallel nebeneinan<strong>der</strong><br />

Definition es phänomenalen (voluntaristischen o<strong>der</strong> psychophysischer) Parallelismus<br />

(nach Wundt): Der Wille manifestiert sich in beiden Uhren. (vgl. Zeichnung)<br />

F19<br />

Die Ziele <strong>der</strong> Psychologie<br />

1. Analyse <strong>der</strong> psychischen Ereignisse in Elementen<br />

2. Bestimmen <strong>der</strong> Arten <strong>der</strong> Verbindungen<br />

3. Bestimmen <strong>der</strong> Gesetzmäßigkeiten<br />

4. Mit Hilfe <strong>der</strong> Gesetze die Phänomene erklären<br />

Das „psychische Kausalitäts-Prinzip“<br />

Die Methoden <strong>der</strong> Psychologie<br />

1. Das Experiment: für die Erzeugung elementarer Bewusstseins-Tatsachen<br />

2. Die Selbstbeobachtung <strong>der</strong> Komplexe bzw. Erlebnisse<br />

3. Die Analyse und Interpretation <strong>von</strong> geistigen Erzeugnissen (Kultur-Produkte)<br />

Sprachen, Mythen, Sitten<br />

Kultur-Psychologie, Völkerpsychologie<br />

Die mentalen Prozesse<br />

1. Die psychischen Elemente<br />

- einfache Sinnesempfindungen<br />

- einfache Gefühle<br />

- die 3-demnesionale Gefühlstheorien<br />

Quantifizierung <strong>der</strong> Gefühls-Dimensionen<br />

35


o physiologisch<br />

o psychologisch<br />

Ziele <strong>der</strong> Psychologie nach Wundt:<br />

1) Zerlegen <strong>der</strong> bewussten psychologischen Elemente (die durch Experimente erkennbar<br />

gemacht wurden), Analyse und Beschreibung.<br />

2) Bestimmung <strong>der</strong> Arten <strong>der</strong> Elemente (Chemiemetapher)<br />

3) Gesetzmäßigkeiten <strong>der</strong> Elementverbindungen bestimmen. Frage: Was sind die<br />

komplexen Einheiten aus denen die Elemente synthetisiert werden.<br />

4) Suche nach Gesetzten die diese Phänomene erklären<br />

Wundt wollte mit einem fundamentalen psychologischen Kausalitätsprinzip alles erfassen.<br />

Dieses wäre nur für die mentalen Phänomene zutreffend. Da psychische und physische<br />

Phänomene nicht miteinan<strong>der</strong> in einer Kausalitätsbeziehung stehen differieren die<br />

Kausalitäten psychischer und physischer Kausalitäten grundlegend.<br />

Die physischen Phänomene werden quantitativ gemessen (haben mit Energie zu tun…)<br />

Die psychischen Phänomene können nicht in <strong>der</strong> Energieterminologie erklärt werden. Es gibt<br />

einen gesetzmäßigen Wechsel zwischen psychischen Ereignissen in <strong>der</strong> Zeit.<br />

(vgl. auch Humes Auffassung <strong>der</strong> Kausalität: er definiert: Ereignisfolgen sind immer klar;<br />

wenn ein Ereignis vom Typ A erfolgt folgt immer ein Ereignis vom Typ B. A t 1 B t 1<br />

_= A ist immer vor B, B ist nie alleine…. => gewohnheitsmäßige Verbindungen)<br />

Wundt übernimmt Humes Idee für die psychischen Ereignisse und verwendet folgende<br />

Methoden:<br />

1) Experiment<br />

…um elementare Bewusstseinstatsachen zu erzeugen. Wundt und seine<br />

Schüler (und die Psychophysiker) setzten kalkulierte Sinnesreize und<br />

beobachteten die Reaktion (uV => aV).<br />

2) Beobachtung<br />

Selbstbeobachtung und innere Wahrnehmung (=Selbstwahrnehmung).<br />

Die Pb müssen ihre Selbstbeobachtungen zu Protokoll geben.<br />

Diese Methode wird vor allem als Zugang zu komplexen Erlebnissen<br />

verwendet. (für Gedanken, Urteilsprozesse, logisches Denken, Emotionen.)<br />

Wundt: Logisches Denken ist aus <strong>der</strong> Psychologie begründbar und auf<br />

psychische Gesetze zurückführbar. => im 19. JH war <strong>der</strong> Psychologismus in<br />

<strong>der</strong> Logik weit verbreitet. => Kritiker: Gottlob Fraege, Edmund Husserl:<br />

Wenn das wahr wäre, gäbe es in <strong>der</strong> Psychologie keine Logik! -> Logische<br />

Gesetze sind universell! – und psychologische Logik leitet sich da<strong>von</strong> ab!<br />

3) Völkerpsychologie<br />

Analyse geistiger Prozesse (Produkte).<br />

a) Mythen<br />

36


Vergleichende Mythenforschung, mit dem Ziel zu finden, wie die<br />

emotionalen Strukturen wären (z.B. Göttermythen – Hierarchie,<br />

Interaktionen). Es wurde auf die sozialen Denkmuster <strong>der</strong> Völker<br />

geschlossen.<br />

b) Sprachstrukturbeobachtung<br />

Strukturalistische Linguistik: (z.B. Fernand de Sosure ). Wundt glaubte<br />

aufgrund <strong>der</strong> Sprachstrukturen verschiedener Sprachen auf die<br />

psychischen Denkmuster schließen zu können.<br />

c) Sitten<br />

(hatte bereits Baptiste Daviko gemacht….)<br />

Naturprozesse lassen Rückschlüsse zu (vergleichende Völkerpsychologie)<br />

… Rückschluss auf….<br />

Mythen höhere Gefühlsformen<br />

Sitten höhere Willensformen<br />

Sprache höhere Denkformen<br />

Die Analyse <strong>der</strong> Strukturformen führt zur Analyse und Deutung <strong>der</strong> Produkte. Diese sind die<br />

Basis für die hermeneutische Psychologie (vgl. Dilthey 1837 – 1928; Alfred Lorenzer usw.)<br />

Hermeneutiker waren „antiexperimentell“ eingestellt – nur die Introspektion und die<br />

geschriebenen „Kulturkonserven“ waren Basis. (Die Psychoanalyse beansprucht für sich die<br />

hermeneutische Methode; allerdings sind nicht alle Psychoanalytiker Hermeneutiker – Freud<br />

ist z.B. keiner; viele seiner Nachfolger schon)<br />

Die methodischen Hermeneuten for<strong>der</strong>ten für sich ein eigenes Paradigma ein.<br />

Die Kulturpsychologie wurde auch <strong>von</strong> den Tiefenpsychologen übernommen.<br />

Die Mythenpsychologie <strong>von</strong> den Jungianern. (C.G. Jung: Die Spuren des kollektiven<br />

Unbewussten, die Archetypen kommen aus <strong>der</strong> Mythenpsychologie)<br />

Wundt meinte, dass experimentelle Methoden nur für die elementaren psychischen<br />

Tätigkeiten verwendet werden können, für die höheren nicht.<br />

Dies wurde schon <strong>von</strong> seinen Schülern (Oswald Külppe,…) verworfen, und führte Ende des<br />

19. JH zu einem Methodenstreit, mit <strong>der</strong> Frage: Was ist mit höheren Denktätigkeiten (wie<br />

z.B. Problemlösen) – Oswald Külppe gründete daraufhin 1894 ein eigenes Institut.<br />

Auch die Gestaltspsychologen haben für komplexe Prozesse Experimente angewandt.<br />

Die mentalen Prozesse nach Wundt<br />

1) Die psychischen Elemente<br />

a) Sinnesempfindungen<br />

b) Einfache Gefühle (polar angeordnet)<br />

( Spannung/Anspannung; Unlust/Lust; Erregung/Beruhigung)<br />

3 dimensionale Gefühlstheorie<br />

In diese lässt sich jedes Gefühl einglie<strong>der</strong>n. (Diese polaren Gefühle tauchen auch bei den<br />

Gestaltspsychologen auf: z.B. ein Problem setzte uns in Spannung, dies hat eine<br />

physiologische Parallele,….)<br />

37


Die Differenzierung zwischen physischen und psychischen Gegebenheiten ist natürlich<br />

abstrakt. In <strong>der</strong> Realität ist die psychische Aktion immer <strong>von</strong> verschiedenen physischen<br />

Aktion begleitet. (diese variieren in Qualität, Intensität, Klarheit, Dauer)<br />

Die Quantifizierung erfolgt<br />

a) physiologisch (Spannungswi<strong>der</strong>stand <strong>der</strong> Haut, Herz- o<strong>der</strong> Atemfrequenz,…)<br />

b) über subjektive Skalierung <strong>der</strong> Spannungsempfindung<br />

(vgl. heutige Schmerzempfindungsmessungen: subj. und obj.)<br />

F20<br />

2. Die komplexen synthetischen Gebilde<br />

o Vorstellungen, Affekte, Emotionen sind Resultate <strong>der</strong> „kreativen Synthesis“<br />

(mental Chemismus)<br />

o Die kreative Synthesis erzeugt Ganzheiten. Beispiele für die Synthesis zu<br />

Gegenständen (Vorstellungs-Inhalte)<br />

Die Rolle <strong>der</strong> Hintergrunds-Erfahrung bei <strong>der</strong> kreativen Synthese<br />

o kreative Synthesen sind eine spezielle Art <strong>von</strong> Assoziationen<br />

a) passive Synthesis<br />

b) aktive Synthesis<br />

o Ausblick in die Gestalt- und Denk-Psychologie die „Ganzheiten-Idee“<br />

o Die Assoziations-Arten<br />

o 3 Formen synthetischer Tätigkeiten:<br />

1) die Fusion<br />

2) die Assimilation<br />

3) die Komplikation<br />

o Die Zielgerichtetheit <strong>der</strong> Synthesis<br />

3. Apperzeption und Aufmerksamkeit<br />

Bewusstseinsfeld und Fokus<br />

4. Das Feld des Bewusstseins<br />

38


2. Die komplexen synthetischen Gebilde:<br />

…sind nicht bloß die Summe <strong>der</strong> einzelnen Elemente son<strong>der</strong>n sie sind Resultate „kreativer“<br />

Synthese; die komplexen Gebilde haben neue Eigenschaften.<br />

Dieses Prinzip ist die Grundlage seiner mentalen Chemie.<br />

Bsp. 1: H 2 0 ist auch nicht nur die Summe <strong>von</strong> H und o son<strong>der</strong>n hat nach <strong>der</strong> Verbindung<br />

an<strong>der</strong>e neue Eigenschaften – z.B. Siedepunkt usw.)<br />

Bsp.2: Bei <strong>der</strong> Vorstellung einer Zitrone wird nicht nur eine bestimmte Sinnesempfindung<br />

(Tastsinn, Geschmackssinn, Farbsinn…) entstehen, son<strong>der</strong>n ein komplexes Netzwerk<br />

<strong>von</strong> Eigenschaften, die ein Gegenstandserlebnis ZITRONE ermöglichen).<br />

Bsp. 3: „Gegenstandsrätsel“: Sie spüren (Augen sind verbunden) etwas Weiches, Flaumiges,<br />

das am Rand sehr biegsam ist, in <strong>der</strong> Mitte aber härter; an einem Ende ist es nicht<br />

mehr biegsam und flaumig, eher dünner und spitz, wie ein Stift und ca 4-3 mm<br />

dick…… ->es ist eine Fe<strong>der</strong>.<br />

Anhand des Bsp. 3 wird klar: Diese „Assoziation“ ist ohne Erfahrung nicht mgl. Unser<br />

gespeichertes Erfahrungswissen erst macht eine Einordnung mgl. (für den Profi ist mgl.weise<br />

sogar eine exaktere Zuordnung mgl. – z.B. Das ist eine Eulenfe<strong>der</strong>.<br />

Es gibt 2 Arten <strong>von</strong> Synthesen:<br />

1) passive Synthese<br />

automatisch, „passiert“ faktisch ohne apperzeptive Synthesesuche (z.B.<br />

Vogelpräparator weiß die Art <strong>der</strong> Fe<strong>der</strong> „automatisch“)<br />

2) aktive Synthese<br />

erfolgt durch „innere Nachschau“, durch apperzeptieren; (dies hatte schon Kant<br />

so formuliert);<br />

aktive Synthese „klappert“ den Erfahrungsschatz ab.<br />

DAS GANZE IST MEHR ALS DIE SUMME SEINR TEILE<br />

(kommt nicht erst bei den Gestalts- und Denkpsychologen vor, son<strong>der</strong>n ist Idee Wundts)<br />

Strukturen bestehen aus Elementen und Assoziationen (vgl. englische Empiristen:<br />

Stabilität und Persistenz (zeitlich) <strong>von</strong> Assoziationen.) und aus seiner kreativen Synthesis als<br />

beson<strong>der</strong>e Assoziation. => es werden typische Ganzheiten (Komplexionen) kreiert.<br />

(Tiefenpsychologen und Psychoanalytiker) verwenden den Komplex-Begriff Wundts.)<br />

Es gibt lt. Wundt 3 Formen <strong>von</strong> Synthesis <strong>der</strong> Tätigkeiten:<br />

1) Fusion: Ton, Farben, Fasterlebnisse sind Fusionen aus verschiedenen Reizen (z.B.: ton ist<br />

eine Fusion <strong>von</strong> Schwingungsreizen – wir hören ein C)<br />

2) Assimilation: Sinneseindrücke werden automatisch durch frühere Erfahrungswerte ergänzt;<br />

Erfahrungswissen wird klassifiziert und identifiziert. (Sinnesreize werden interpretiert und<br />

assimiliert. => „Aha, das muss ein xy sein“)<br />

3) Komplikation: Sinneseindrücke <strong>von</strong> verschiedenen Kanälen werden zu einem Komplex, zu<br />

einem Gegenstand (Geruch, Geschmack, Tastempfindung) –(„ Aha, das ist eine Zitrone“)-<br />

dies impliziert natürlich 1) und 2)<br />

Wichtig für Wundt ist dabei,<br />

• dass Ziele die Assimilation und Synthese leiten (dies unterschiedet ihm <strong>von</strong> den<br />

britischen Empiristen)<br />

39


• dass die motivationelle und Emotionale Komponente eine wichtige Rolle spielt.<br />

(diese wird bei den Gestalts-, Denk- und Tiefenpsychologen beson<strong>der</strong>s wichtig)<br />

(nach den Gestaltspsychologen erzeugt ein Problem eine Spannung => die<br />

Problemlösung eine Entspannung)<br />

Die aktive Synthese ist begleitet <strong>von</strong> Willenserleben.<br />

3. Apperzeption und Aufmerksamkeit<br />

= aktiv gelenkte Aufmerksamkeit und explizit bewusst. Bewusstsein ist <strong>der</strong> „Lichtkegel“ o<strong>der</strong><br />

.das Feld.<br />

• Vorstellung taucht auf<br />

• Aufmerksamkeit wird hin zur Vorstellung gelenkt (=Fokussieren) – und wird dort<br />

„festgehalten“<br />

Mit dem Än<strong>der</strong>n des Fokus wird <strong>der</strong> Horizont des Feldes verän<strong>der</strong>t und neue Vorstellungen<br />

können kommen….<br />

Die Lichtkegel- o<strong>der</strong> Feldmethapher gibt dann in <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen…… (hier fehlt was….)<br />

Aufmerksamkeitspsychologie<br />

Bewusstsein kann sich verengen o<strong>der</strong> erweitern. Je größer <strong>der</strong> Fokus ist, desto enger ist das<br />

Bewusstsein (…bis hin zum Tunnelblick).<br />

Zoomlinsenmethapher.(„Schärfegrade“)<br />

a) Deutlichkeit (Diskrimination, unterschieden <strong>von</strong> 2 Gefühlsvorstellungen)<br />

b) Klarheit (Bemerken <strong>der</strong> internen Struktur <strong>der</strong> Vorstellung <strong>von</strong> Gefühlen; = interne<br />

Diskrimination)<br />

4. Feld des Bewusstseins<br />

Alle Gefühle, Erinnerungen, … die zu einem bestimmten Zeitpunkt präsent sind, sind quasi<br />

die Inhalte des Bewusstseins, Kübelmetapher)<br />

Eine Fokussierung auf ein neues Objekt ist wie<strong>der</strong>um mgl.<br />

14.12.06<br />

Weil keine Zeit bleibt meint Herrrrrr Landolt, müssen wir eben etwas selbst erarbeiten, die<br />

Namen <strong>der</strong> Wundtschüler sollen wir auf jeden Fall dem <strong>Skript</strong> entnehmen. Er erwähnt<br />

trotzdem einige: (mehr in seinem <strong>Skript</strong> Seite 60 – 64!)<br />

Nur aus seinem <strong>Skript</strong> – nicht durchgemacht! – daher grau:<br />

Institutionalisierung in <strong>der</strong> Psychologie, Kongresse, Bedeutende Forscher <strong>der</strong> Grün<strong>der</strong>zeit <strong>der</strong><br />

Psychologie - vgl. <strong>Skript</strong>.<br />

1889 1. internationaler Kongress in Paris<br />

1892 2. internationaler Kongress in London<br />

1888 Gründung <strong>der</strong> Berliner Gesellschaft für Experimentelle Psychologie<br />

1896 3. internationaler Kongress in München.<br />

1892 APA Gründung<br />

1879 - 1. Psy. Labor Leipzig –<br />

Vorher schon kl. Labor f physiologische Forschung <strong>von</strong> W.James in Harvard, aber nicht<br />

eigenständig!<br />

40


1889 Institutsgründungen in Paris und München<br />

1894 Alexius Meinong – Graz<br />

1912: Gestaltspsychologische Schule (Max Wertheimer, Kurt Koffka und Wolfgang Köhler)<br />

– Berliner Richtung<br />

Intelligenzforschung: Galten und Catell<br />

Arbeits- und Wirtschaftspsychologie: Münsterberg<br />

Gedächtnisforschung: Ebbinghaus<br />

Pioniere Amerika: William James (!!!!), Hall, James Mark Baldwin, Catell, Titchener,<br />

Thorndike<br />

Pioniere England: Darwin, William Mc. Dougal (Reflex und Instinktlehre), Galten<br />

Freud, Adler, Jung: Begrün<strong>der</strong> <strong>der</strong> Tiefenpsychologie.<br />

Karl Marbe (1869-1953)<br />

Forensik und Werbepsychologie<br />

James McKeen Cattell (1860 – 1944)<br />

1. Assistent <strong>von</strong> Wundt; 10 standardisierte Prüfverfahen (mental test)<br />

Begrün<strong>der</strong> <strong>der</strong> differentiellen Psychologie<br />

Psychometrische Erfassung <strong>der</strong> Intelligenz- IQ-Test –Begrün<strong>der</strong> gemeinsam mit Galton.<br />

1 Emil Kraepelin (1856 – 1926)<br />

Grün<strong>der</strong> <strong>der</strong> 1. Psychologieschule<br />

Arbeiten über Psychopathologie, Diagnose pathologischer Zustände, 1. Beschreibung<br />

bipolarer Depression (manisch-depressiv); einer <strong>der</strong> 1. <strong>der</strong> die Pharmakologie einbezog<br />

2 Oswald Külpe (1862 - 19159<br />

Begrün<strong>der</strong> <strong>der</strong> Denkpsychologie, <strong>der</strong> „Würzburger Schule“<br />

3 Hugo Münsterberg (Amerikaner)<br />

1. Wirtschaftspsychologe; zur Leistungssteigerung sind bessere Arbeitsbedingungen nötig!<br />

Schuf die ersten Mentaltests; zusätzlich mit Francis Galten; Beginn <strong>der</strong> experimentellen und<br />

<strong>der</strong> psychologisch- diagnostischen IQ-Forschung zur psychometrischen Erforschung <strong>der</strong><br />

psychischen Leistungen.<br />

4 James McKeen Cattell<br />

5 Stanley Hall<br />

Ist neben William James einer <strong>der</strong> Pioniere <strong>der</strong> amerikanischen Psychologie<br />

Initiierte die amerikanische Entwicklungspsychologie.<br />

Mit seiner psychogenetischen Rekapitulationstheorie, d.h. in <strong>der</strong> individuellen Entwicklung<br />

ist quasi eine geraffte Menschheitsentwicklung (Evolution, kulturelle Entwicklung im<br />

Zeitraffer) impliziert.<br />

Begrün<strong>der</strong> <strong>der</strong> APA (American Psy. Ass.)<br />

Hat 1909 Sigmund Freud und Jung an die Clark Uni eingeladen und so die Psychoanalyse in<br />

Amerika bekannt gemacht.<br />

41


6 Edward Bradford Titchener<br />

„Braver Wundt Schüler“. Der Elementarismus <strong>von</strong> Wundt wurde in Amerika Strukturalismus<br />

genannt.<br />

7 Felix Krüger (1874 – 1948)<br />

Nachfolger Wundts in Leipzig.<br />

Genetische Ganzheitspsychologie und Grün<strong>der</strong> <strong>der</strong> „2. Leipziger Schule“<br />

Dominant wird bei Krüger die Hervorhebung <strong>der</strong> Emotionalität; es sind letztendlich immer<br />

die Emotionen die unser Denken steuern; Die Emotionalität hat Primat vor dem Intellekt<br />

(knüpft hier an Schopenhauer an)=> Kein Denken ohne gefühlsmäßige „Anmutung“.<br />

Krüger wurde 1933 auffällig – arbeitet „mit Nazis zusammen“ – wollte dadurch bessere<br />

Bedingungen für sein Institut erreichen. (zu dieser Zeit sind mehr als 25 – 30 Ordinarien in<br />

Leipzig entlassen worden; <strong>der</strong> einzige <strong>der</strong> dagegen protestierte war Wolfgang Köhler – dieser<br />

ging 1935 nach Amerika)<br />

D Denkpsychologie<br />

Eine sehr einflussreiche Richtung in <strong>der</strong> Psychologie des 20. Jh.<br />

42


Zunächst <strong>von</strong> Würzburg aus (Würzburger Schule) -> internationale Wirkung und auch nach<br />

Österreich (Karl Bühler – Wien; = 1. gro. Sprachpsychologe, Initiator <strong>der</strong> Österreichischen<br />

Richtung des Behaviorismus; 1 Schüler <strong>von</strong> ihm war Popper!); später weiter nach Frankreich<br />

dann erst in die USA (dort war eher <strong>der</strong> Behaviorismus vorherrschend)<br />

An die Denkpsychologie knüpfen Anfang <strong>der</strong> 60er Jahre die mo<strong>der</strong>nen<br />

Kognitionspsychologen an. Von <strong>der</strong> USA ausgehend wurden alle Themen <strong>der</strong><br />

Denkpsychologie aufgegriffen und mit neuen Methoden weitergeführt.<br />

Typische „Charakteristika für die Denkpsychologie“ :<br />

Oswald Külpe hat 1896 ein experimentelles Psychologielabor in Würzburg eingerichtet.<br />

(Külpe kam 1864 als Prof. nach Würzburg). Külpe hatte zunächst 2 Schüler Wundts<br />

mitgenommen (Ernst Dürr und Karl Marbe – letzterer hat später die forensische Psychologie<br />

begründet.) - Külpe gründete später die „Würzburger Schule“ – die in Opposition zur<br />

Leipziger Schule stand.<br />

Hauptgegenstandsbereich:<br />

Untersuchung <strong>der</strong> Problemlösungsfähigkeiten bei bestimmten Tätigkeiten, abstraktes Denken,<br />

Rolle <strong>der</strong> Sprache, Begriffs- und Urteilsbildung, Willensbildung usw.<br />

Experiment <strong>von</strong> Narziss Ach und Karl Bühler etc.<br />

Die Würzburger zeigten, dass nicht nur Empfindungen und Assoziationen experimentell<br />

interessant werden können, son<strong>der</strong>n auch höhere psychische Denktätigkeiten (lt. Wundt)<br />

Sie zeigten v.a., dass die Prozesse, die wir heute als kognitiv definieren, alle zielgerichtet sind<br />

(Begriffe bilden, wollen, ….) – d.h. sie sind <strong>von</strong> antizipierter Zielvorstellung geleitet.<br />

Die aufgetragene Problemlösungsstruktur gibt <strong>der</strong> Denktätigkeit Ziele (ist heute ein<br />

Gemeinplatz!) (Wundt kannte diesen Aspekt <strong>der</strong> Zielorientiertheit nicht – hat er nicht<br />

„bemerkt“)<br />

Ziel – und Aufmerksamkeitsstruktur steuern und selektieren unsere Denkschritte =><br />

Aufgaben erfinden => dann füllen die Strukturen eine determinierte Tendenz aus. (vgl.<br />

Narziss Ach)<br />

August Mayer und Joh. Orth (-> im Experiment) => meist nicht bewusste Zielvorstellungen<br />

(1901 – 1904)<br />

Versuchsleiter sagte z.B. Worte an , <strong>der</strong> Pbd. musste mit dem ersten Wort das ihm einfiel<br />

antworten. Er musste die assoziationellen Erlebnisse zwischen Reizwortgabe und Antwort<br />

Wie<strong>der</strong>geben. (=> es zeigte sich, dass Assoziationsprozesse zielgesteuert sind)<br />

Selbstversuch mit einfachen Worten => es ist möglich die Reaktionszeit zwischen Stichwort<br />

und 2. Wort zu messen.<br />

Die Tiefenpsychologen (Freud und einige Menschen um Jung und Maier (die Empirie des<br />

Unbewussten) knüpften explizit an diese Methoden <strong>der</strong> Würzburger an um ihre<br />

Datenerhebungsmethoden (des freien Assoziierens) zu stützen. (z.B. Heinz Hartmann =<br />

Wissenschaftstheoretiker)<br />

(freie Assoziation in <strong>der</strong> Psychoanalyse: unsere Denkprozesse sind zielgesteuert.<br />

43


Freud: Definition setzt alle Zensuren aus -> quasi „Inneres Brainstorming“. So kommen wir<br />

laut Freud zu den unbewussten Gedanken.<br />

Die experimentellen Ergebnisse über die Denk- und Assoziationsprozesse zeigen, dass diese<br />

Prozesse steuernde Vorgänge sind;<br />

Für das Denken gilt, wie auch für das Wahrnehmen: „ Es hat eine merkwürdige<br />

Transzendenz“ – kein Gedanke meint sich selber. Er meint nicht nur den<br />

Bewusstseinszustand, den wir wahrnehmen, son<strong>der</strong>n etwas Gegenständliches. Dies korreliert<br />

mit Brentanos und Humes Ideen (Akt. Psychologie Anhänger)<br />

Oswald Külpe hatte <strong>von</strong> Brentano und dessen Schüler Karl Stumpf die Unterscheidung <strong>von</strong><br />

Akt und Gehalt übernommen. Külpe nennt die Akte (urteilen, glauben, wissen,….)<br />

Funktionen und die Inhalte Gehalte.<br />

Er meinte auch: Wichtige Dinge in seiner Psychologie stammen <strong>von</strong> Brentano und hatte<br />

Briefverkehr mit Alexius Meinong Ritter <strong>von</strong> Handschuchsheim (kommt sicher zur<br />

Prüfung!) – einem Grazer 1896 – dort Psychologie Institut. Die Meinongs Gegenstandstheorie<br />

wird noch heute diskutiert!<br />

In den 90er Jahren wurde <strong>der</strong> Einfluss Brentanos auf die Würzburger Schule stark betont und<br />

„bewiesen“. Wolfgang Mack („Die Würzburger Schule und ihre Bedeutung für die<br />

mo<strong>der</strong>ne……) und Horst Grundlach („Arbeiten zur Psychologiegeschichte“)<br />

Mack plädierte man solle Brentano zur Würzburger Schule zählen. (Dies ist allerdings nicht<br />

korrekt, da er dort nie Mitglied war)<br />

Wundt untersuchte die Gehalte des Bewusstseins (Fusion und Assoziation = Ursache) =><br />

Wundt entging dabei die Intentionalität (Transzendenz)- Messers (vlg. gleich->)<br />

August Messer: Bewusstseinstranszendenz. („Wer glaubt, Wahrnehmung und Denken kann<br />

auf Empfindungen zurückführen zu können, <strong>der</strong> glaubt, dass man Geld „erkennen“ kann,<br />

wenn man es auf die Stoffe aus dem das Geld besteht zurückführt.)<br />

(Wenn ich einer Sache keinen Wert /Äquivalenzwert zuschreibe ist sie wertlos (bsp. Gold –<br />

ist nur schön!)<br />

In Denkprozessen gehen Funktionsprozesse ein.<br />

1893: Oswald Külpe betonte in seinem „Grundriss <strong>der</strong> Psychologie“ – gegen die Thesen<br />

Wundts – dass je<strong>der</strong> Bereich <strong>der</strong> Wissenschaft über Experimente erforschbar ist. Die rolle <strong>der</strong><br />

prädisponierenden Ideen ist sehr groß.<br />

1904: Versuch über abstraktes Denken.<br />

Denken ist pos./ o<strong>der</strong> neg. Assoziation, je nachdem ob ein Teilaspekt des Gegenstandes vom<br />

Bewusstsein hervorgehoben o<strong>der</strong> zurückgewiesen wird.<br />

Experiment: 1/8 sek. lang wird ein Reiz angeboten (visuell). Mit <strong>der</strong> Auffor<strong>der</strong>ung z.B. die<br />

Farbe zu beachten. Der Kontrollgruppe bekam keine Instruktionen.<br />

Die Versuchspersonen konnten detailliert z.B. über Farbnuancen etwas berichten, die an<strong>der</strong>en<br />

weniger (vgl. mo<strong>der</strong>ne Kognitionspsychologie – forscht hier weiter!)<br />

44


D.h. unsere Wahrnehmung ist <strong>von</strong> thematischen Vorgaben gesteuert, indem wir Instruktionen<br />

haben o<strong>der</strong> selber etwas hervorheben (positiv Abstrahieren) und Rest ausblenden (neg.<br />

Abstrahieren).<br />

Dieses Experiment wird später als klassisch (o<strong>der</strong> paradigmatisch) bezeichnet. => Seit dem<br />

Nominalismus (William <strong>von</strong> Ockham) <strong>der</strong> alte Streit, ob denn da allgemeine Begriffe in den<br />

Dingen seien o<strong>der</strong> getrennt <strong>von</strong> den Dingen (photomische Idee), o<strong>der</strong> ob sie im Geiste sind<br />

(Conceptions die auf die Dinge projiziert werden).<br />

Külpe beweist Wahrnehmung kann gesteuert werden. – Top down - Prozess.<br />

Külpe: machte Reaktionszeitexperimente:<br />

Vpn: Werden aufgefor<strong>der</strong>t mit <strong>der</strong> Reaktion einige Sekunden zu warten um dann zu berichten,<br />

was sie „bemerkt“ haben beim Warten.<br />

Vgl. Brentanos Aktpsychologie. …………..<strong>der</strong> Bewusstseinsinhalte steuern die Reaktion.<br />

Nahm damit den Begriff <strong>der</strong> determinierenden Aufgabe vorweg.<br />

Fraktionierte Introspektion <strong>von</strong> Külpe erfunden worden.<br />

Aufgabe ----->Introspektion über das was dazwischen liegt<br />

--> Abschluss<br />

(laut sagen, was…)<br />

Die Analyse <strong>der</strong> Introspektion war das Ziel des Experiments.<br />

Carl Marbe: (1867 – 1937)(Külpes Kollege und Wundtschüler) untersuchte Urteilsprozesse.<br />

Urteil ist laut Marbe: auf Denkerlebnisse können die Begriffe wahr o<strong>der</strong> falsch angewendet<br />

werden. (geht zurück bis auf Aristoteles)<br />

Vpn. sollten Urteile fällen, welches <strong>von</strong> 2 Gewichten größer wären und über die dabei<br />

auftretenden psychischen Ereignisse laut berichten.<br />

Marbe: Keine systematische psychisches Begleitphänomen für Urteil gefunden. Da Urteile<br />

ohne vorstellende Komponente auftreten kann. Denken und Urteilen kann nicht allein auf<br />

bildhaftes Vorstellen reduziert werden.<br />

Bsp. „1000“ Eck kann man sich nicht vorstellen, aber man kann geometrisch darüber urteilen.<br />

D.h. wenn also begleitende Vorstellungen auftreten, entsprechen sie nicht dem Beginn des<br />

Urteils selbst. (Wi<strong>der</strong>spruch! zu Aristoteles: „ Die Seele denkt niemals ohne Vorstellung“-<br />

cave: er sagte aber klar: unser Denken ist <strong>von</strong> Vorstellungen begleitet!“)<br />

Das Wissen, dass <strong>der</strong> Gehalt <strong>der</strong> Urteilsabsicht mit dem Erfolg übereinstimmt o<strong>der</strong> nicht<br />

übereinstimmt!..... => Es soll eine strikte Trennung zwischen psychischen Prozessen, und <strong>der</strong><br />

objektiven Gültigkeit <strong>von</strong> <strong>der</strong> logischen Regeln geben (Marbe) (dies gilt seit Fraege und<br />

Husserl!)<br />

Gültigkeit o<strong>der</strong> Wahrheit <strong>von</strong> logischen Operationen ist unabhängig <strong>von</strong> Denkprozessen.<br />

Das logische Denken findet seinen Maßstab auf obj. logischen Sachverhalten, auf die sich das<br />

Denken mit Hilfe <strong>von</strong> Bedeutungen bezieht. Die obj. Sachverhalte sind für alle Menschen<br />

gleich.<br />

!!Die Logik ist unabhängig <strong>von</strong> <strong>der</strong> Psychologie. !!<br />

Narziss Ach:<br />

War Mediziner und hatte die hypnotische Technik gelernt. Posthypnotische Auftragserfüllung,<br />

(Aufträge werden erfüllt, obwohl sich die Menschen nicht daran erinnern können)<br />

45


eweisen, dass auch in <strong>der</strong> Hypnose Instruktionen eine determinierende Führung übernehmen<br />

(Willenspsychologie Untersuchungen <strong>von</strong> Ach) Willensexperimente.<br />

Aspekte des Bewusstseins nach Ach<br />

Gegenwärtigsein eines unanschaulichen Wissens („Vollzugsbewusstsein“), wissen was;<br />

gewahr sein, dass (Awareness). Dieses begleitende Mitwissen ist unanschaulich (schon bei<br />

Aristoteles „en par´ergon“ =beim Akte selbst). D.h. das Bewusstsein kann sich auf<br />

vergangene/gegenwärtige/kommende Akte beziehen, kann determiniert sein, durch<br />

Zielvorstellungen. Es gibt 1 positives Argumentwissen, dass etwas präsent ist -> dies<br />

entspricht auffällig Husserls und Brentanos Bewusstseinsanalyse.<br />

Für Ach war die alternierende Tendenz beson<strong>der</strong>s relevant.<br />

=> Vpn denken nicht immer an ihre Aufgabe, ihre Instruktion steuert aber trotzdem die<br />

Denkprozesse. Es steuert also eine nicht aktuell bewusste Einstellung, dies ist insbeson<strong>der</strong>e<br />

bei Willensprozessen zu beobachten.<br />

Henry Watt (1849 – 1925 war bei vielen Arbeiten <strong>von</strong> Ach beteiligt)<br />

Machte Wortassoziationsreihenversuche.<br />

Bsp.: Assoziationsreihe lernen – mit sinnlosen Silben! – nach <strong>der</strong> Ebbinghaus Methode, um<br />

persistierende Assoziationstendenz zu kreieren…. – dies war für Ach relevant.<br />

1) Mit dieser Methode sollten zunächst feste Assoziationen installiert werden<br />

2) dann sollten Stabreime gebildet werden, mit den Silben (tan rik til…)<br />

3) bei Stabreimbildung gab es einen Wi<strong>der</strong>stand. Versuche schlugen zuerst fehl, die Auswahl<br />

<strong>der</strong> Versuche und die Zeit wurde gemessen, bis Stabreime gebildet werden konnten.<br />

Es kommt zu einem „Streit“ zwischen assoziativ-perseverieren<strong>der</strong> Tendenz und <strong>der</strong><br />

determinierenden Tendenz – deshalb dauert es ein bisschen, bis die Stabreime gebildet<br />

werden können.<br />

Die Zeit dazwischen wird als assoziatives Äquivalent bezeichnet. D.h. die Stärke <strong>der</strong><br />

determinierenden Tendenz muss mindestens so groß wie die perseverierende Tendenz werden<br />

(muss sich quasi durchsetzten) – um sich durchsetzten zu können.<br />

Ach nannte dieses ass. Äquivalent einen Indikator für Willenstätigkeit, wir müssen uns<br />

entschließen Aufgaben zu erfüllen, und zwar gegen die perseverierende Tendenz.<br />

Otto Seltz, Lewin usw. kritisierten, dass es sich dabei nicht um Willenstendenzen son<strong>der</strong> um<br />

die Stärke <strong>der</strong> determinierenden Tendenz handle. Die Frage ist, wie lange es dauert, bis sie<br />

sich durchsetzen.<br />

Lewin (1890 – 1945)<br />

Wille <strong>von</strong> Ach ist eigentlich sekundäres Quasibedürfnis. Dieses ist aus dem primären echten<br />

Bedürfnis abgeleitet, d.h. die Aufgabeninstruktion dockt an ein primäres Bedürfnis an („ Ich<br />

will Versuchskandidat sein…). Er stellt also die Verbindung zwischen Willensbildung und<br />

allgemeiner Motivation her. – z.B. soziale Anerkennung….<br />

Achs Experimente und <strong>der</strong>en Kritik lösten eine Reihe <strong>von</strong> Experimenten zur<br />

Entscheidungsbildung usw. aus.<br />

46


z.B: Choix voluntaire (Pbd. konnten zwischen Rechenoperationen auswählen, die Zahlen<br />

blieben fix; Wie fühlten sie sich bei <strong>der</strong> Entscheidung) - - Michotte, Prüm, Lindworski,<br />

Rohracher, usw.<br />

1. Abwägen <strong>der</strong> Motive<br />

2. Hemmung vor <strong>der</strong> Entscheidung<br />

3. Lösung <strong>der</strong> Spannung<br />

4. nach <strong>der</strong> Entscheidung – Gewissheit dass sie handeln wollen.<br />

Diese Stufen tauchten bei den Vpn´s regelmäßig auf, die Wahl führt immer zu Schlüssen und<br />

Entscheidungen.<br />

In England <strong>von</strong> Wheeler und Mc. Barret mit gleichem Ergebnis durchgeführt.<br />

1875 – 1939 Johannes Lindworski (Würzburger Schule)<br />

Menschen mussten sich dem VL. verpflichten, das zu tun, was er <strong>von</strong> ihnen verlangte. Beim<br />

Versuch verlangte er sie sollen Seifenwasser trinken o<strong>der</strong> eine Fliege essen – Es kam zu<br />

einem Motivkonflikt.<br />

(=joix voluntaire-Experimente)<br />

11.1.07<br />

Hubert Rohracher: Vpn musste über einem elektrisch geladenen Stab die Hand so lange<br />

ausgestreckt halten, wie sie konnten. Gefragt wurde später: „Was haben Sie dabei erlebt“ Die<br />

Antworten (z.B. wenn ich meine Hand nach unten fällt bekomm ich einen el. Schlag; wenn<br />

ich aufgebe, werde ich als willensschwach abgestempelt….) wurden dokumentiert.<br />

Folie 24<br />

Karl Bühler: (war einer <strong>der</strong> Lehrer <strong>von</strong> Karl Popper)<br />

Bühler hat in Wien die Denkpsychologie-Schule initiiert, die mit Hubert Rohracher (einem<br />

Bru<strong>der</strong> eines sbg. Erzbischofs) kam.<br />

Popper erwähnte in seinen späten (autobiographischen) Schriften oft Denk- und<br />

Sprachpsychologie als wichtig für seine Arbeiten.<br />

Bühler verwendete für komplexen Sprach- und Textverstehenstexte z.B. die Aphorismustexte<br />

<strong>von</strong> Nietzsche. Den Pbn. Wurden danach Verständnisfrage (ja/nein zum Ankreuzen) gegeben<br />

und Protokolle über die Empfindungen bis zum Ankreuzen gemacht.<br />

Bühler führte Husserls phänomenologische Prozesse in die Denkpsychologie ein (kritisch<br />

allerdings)<br />

Die Korrespondenz <strong>der</strong> psychischen Gesetze des Denkens und <strong>der</strong> psy. Logik … wurden <strong>von</strong><br />

Husserl (als Philosoph) nicht geprüft.<br />

Bühler und die Denkpsychologen interessierten sich für die psychologische Seite <strong>der</strong><br />

logischen Schlüsse und suchten nach Gründen, weshalb die Alltagslogik <strong>von</strong> <strong>der</strong><br />

philosophischen Logik abweicht.<br />

Bühler differenzierte zwischen Sprechen und Denken. Er meinte man könne <strong>von</strong> <strong>der</strong><br />

Sprachen nicht 1:1 auf das Denken schließen. (vgl. auch Piaget später – war gleicher<br />

Meinung)<br />

47


Die Grundlage des logischen Denkens und er Sprache werden sensomotorisch und logisch<br />

erzeugt (entgegen angeborener Universalien) . Bsp. Prozedurales Wissen – Schuhbän<strong>der</strong><br />

binden: … ist für uns oft sprachlich nicht formulierbar.<br />

1. In Übereinstimmung mit Brentano und Husserl vertritt er die Intentionalitätshypothese<br />

(in Gedanken werden immer bestimmte Gegenstände gedacht!)<br />

2. Gedanken sind immer ein Ganzes (vgl. Gestaltpsychologie). Dieses Ganze enthält nur<br />

unselbständige Teile.<br />

Bsp.: Man kann sich einen 60° Winkel nicht denken – zumindest nicht den Winkel<br />

alleine; man stellt sich immer 2 geschnittene Linien im 60° Winkel vor! – an<strong>der</strong>s ist es<br />

nicht mgl.<br />

3. Die klassische Dimensionen für das Vorstellen und Empfinden (Qualität und<br />

Intensität) treffen auf Gedanken nicht zu.<br />

4. Reale Gedächtniszusammenhänge sind an<strong>der</strong>s (d.h. ungleich) den<br />

Vorstellungsassoziationen. Denn sie sind zielgerichtet und folgen logisch, sachlichen<br />

Beziehungen zwischen den gedachten Gegenständen.<br />

Bühler meinte es gäbe 3 Gedankentypen (vgl. auch Husserl)<br />

a) Regelwissen (o<strong>der</strong> Regelbewusstsein) = Mathematik, Logik<br />

b) Beziehungswissen<br />

c) Intentionsbewusstsein (das Meinen ist <strong>der</strong> Gegenstand). Das Wissen um die<br />

intentionale Modalitäten (glauben, wissen,…)<br />

Je<strong>der</strong> Gedanke hat mindestens 3 Komponenten<br />

a) Intention<br />

b) Gegenständliche Bezogenheit<br />

c) Was- Bestimmtheit (=Bedeutung)<br />

Vgl. Husserl : Bühler<br />

Husserl<br />

Bsp.<br />

Intentionale<br />

Aktqualität<br />

Akt = verstehen,<br />

Urteilen, glauben,<br />

wissen<br />

Gegenständliche<br />

Aktmaterie (Noema)<br />

Der gedachte<br />

Gegenstand, z.B. ein<br />

gleichseitiges<br />

Dreieck<br />

Referenzobjekt<br />

(transzendentaler<br />

Gegenstand)<br />

z.B. ein<br />

Verkehrszeichen, in<br />

Form eines<br />

gleichseitigen<br />

Dreiecks<br />

Bühler Wie Die Washeit Bedeutung<br />

Bühlers Sprachtheorie<br />

Bühler und Otto Seltz haben in ihren Arbeiten die Nähe zur Biologie und Zoologie gesucht.<br />

Bühler sieht den Zeichenverkehr als einen für die Biologie und Psychologie gleichermaßen<br />

wichtigen Faktor (Lebewesen sind Signalwesen; <strong>der</strong> Zeichenverkehr ist die Basis)<br />

Bühler: 1936 „ Die Zukunft <strong>der</strong> Psychologie“<br />

„Die Axiomatik <strong>der</strong> Sprachwissenschaften“<br />

„Mo<strong>der</strong>ne Kognitionsverarbeitung ist regulierte Manipulation <strong>von</strong> Symbolen!“<br />

48


Der Gebrauch <strong>von</strong> Symbolen besteht darin, dass <strong>von</strong> ihnen etwas An<strong>der</strong>es gemeint wird (hat<br />

Bühler auch <strong>von</strong> Husserl übernommen)<br />

Mit Zeichengebrauch kommt eine soziale Komponente dazu. Wissen o<strong>der</strong> Glauben über<br />

Gegenstände und Sachverhalte geht beim Menschen vom Sen<strong>der</strong> auf den Empfänger über.<br />

Die menschliche Sprachfunktionen sieht Bühler in <strong>der</strong> Mitteilung und <strong>der</strong> Darstellung <strong>von</strong><br />

Sachverhalten an jemanden.<br />

Folie 25<br />

Wir zeigen und demonstrieren mit Symbolen etwas jemanden. (Deixis = hinwiesen, zeigen)<br />

Die neue Psychologie muss sich laut Bühler mit den symbolischen Relationen und <strong>der</strong><br />

Sprache beschäftigen. Dies war eine doch deutliche Akzentverlagerung im vgl. zu Wundt.<br />

Symbole binden Geistiges, Mentales….<br />

3 invariante Komponenten je<strong>der</strong> symbolischen Interaktion:<br />

1) Darstellung<br />

2) Ausdruck<br />

3) Appell an jemanden<br />

(Popper sprach zusätzlich noch <strong>von</strong> 4) <strong>der</strong> argumentativen Funktion)<br />

Ad 1) Darstellung<br />

Ist nach Bühlers Ansicht nur beim Menschen realisiert (d.h. auch freie Zeichenerfindung<br />

usw.)<br />

--> ist aus heutiger Sicht natürlich nicht korrekt!<br />

Zeichen werden willkürlich, ohne Kausalzusammenhang in Verbindung mit Bedeutung<br />

gesetzt. („erfunden“)<br />

Bsp.: bestimmte Lautfolgen haben bestimmte Bedeutung, in verschiedenen Sprachen z.B.<br />

Feuer: gr. Pyr; lat. Ignis, engl. fire usw.)<br />

In dieser Zuordnung <strong>von</strong> Bedeutungen sieht Bühler die Bindung des obj. Geistes. Alles was<br />

intersubjektiv durch Symbol o<strong>der</strong> Sprache verbreitet wird. (dies kommt auch bei Popper so<br />

vor!)<br />

Schema 1<br />

Zur platonischen These: - Organonmetapher. Organon = Werkzeug. Um etwas mitzuteilen,<br />

über Dinge und Sachverhalte.<br />

Der Sprecher (Sen<strong>der</strong>) vermittelt über Organon (Werkzeug) etwas an den Hörer<br />

(Empfindung)<br />

Schema 2<br />

Kommunikationsprozess:<br />

Bühler meint, <strong>der</strong> Sen<strong>der</strong> erzeugt ein Schallphänomen, das als Reiz auf den an<strong>der</strong>en wirkt.<br />

Der Schall ist <strong>der</strong> Effektus (etwas beim Sen<strong>der</strong> etwas Bewirkendes).<br />

Der Mensch a gibt ein Zeichen an den Menschen b weiter. Dieses Zeichen ist das Effiziens<br />

(bewirkt etwas beim Hörer) .<br />

Der Hörer und das Effiziens = das Organon des Schema 2!<br />

49


Reiz/Zeichen<br />

Reizquelle<br />

Reizquelle löst bei a<br />

ein Erkennen aus<br />

Psychophysisches<br />

System Alpha<br />

= Mensch a<br />

Reiz/Zeichen<br />

Psychophysisches<br />

System Beta<br />

= Mensch b<br />

Reiz trifft auf a und<br />

macht etwas mit ihm<br />

– sodass er --> …ein Zeichen an--> b gibt, das wie<strong>der</strong>um<br />

etwas mit b macht.<br />

R =<br />

Reaktionsprodukt:<br />

Das was a erlebt hat<br />

drückt er aus<br />

b richtet<br />

Aufmerksamkeit auf<br />

die Reizquelle<br />

ZW= Zwischenreiz –<br />

a appelliert an b<br />

R/Z = Reaktionsprodukt: „=Zeichen, das für etwas an<strong>der</strong>es steht“<br />

William <strong>von</strong> Ockham: … etwas an die Stelle setzten.<br />

Aber: wir drücken nicht nur unsere Empfindungen aus und appellieren an an<strong>der</strong>e darauf zu<br />

achten, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Mensch meint auch Sachen und Sachverhalte. Die Symbole haben also<br />

auch deskriptive Funktionen (im Tierreich Murmeltier….. – Warnrufe!)<br />

Die Aufmerksamkeit <strong>der</strong> Menschen werden auf die Sache selbst gelenkt und stellen es auch<br />

implizit dar.<br />

Bsp. „Es regnet.“ Der Adressat bekommt bestimmte Steuerungsimpulse um sich auf spezielle<br />

Sachverhalte einzustellen.<br />

Ampel rot =>….<br />

Nach diesen Argumenten gestaltet Bühler sein 3. Organonmodell <strong>der</strong> Sprache:<br />

Der strichlierte Kreis steht für den Schall o<strong>der</strong> das Phonematische Phänomen; das Dreieck die<br />

3 Seiten <strong>der</strong> Sprache (Darstellung, Expression, Appell).<br />

Dieses Modell ist über die Jahrzehnte sehr einflussreich geworden, und noch heute wichtig.<br />

Folie 26<br />

3.Zentrale Gegenstandsbereiche <strong>der</strong> Denkpsychologie<br />

a) Bildung <strong>von</strong> Vorstellungs-, Begriffs und Urteilsstrukturen<br />

b) Planung <strong>von</strong> Handlungen (Intention, Entschluss, Handlungsplanung, -durchführung,<br />

Bewertung <strong>der</strong> Handlungsergebnisse…)<br />

c) Psychologische Prozesse die bei Wissen, Glauben, Schätzen usw. eingeleitet werden<br />

(u.a. <strong>von</strong> Husserl angeregt)<br />

50


d) Prozesse beim Erwarten, Antizipieren, Hypothesen bilden und prüfen.<br />

e) Psychologie <strong>der</strong> sprachlichen Produktion (vgl. auch Bühler)<br />

f) Psychologie des Sprachverstehens (Semantik, Pragmatik, Sinnreferenz, Bedeutung,<br />

Bildung <strong>von</strong> Klassifikationen…)<br />

g) Psychologische Prozesse beim Problemlösen (Denkpsychologen waren die 1. die sich<br />

damit beschäftigten!!!!)<br />

h) Was ist wichtig für die Problemlösung; Zielkonzepte (vgl. Volitionen)<br />

i) Differenz zischen dem vorgestellten und dem abstrakten Denken ist zu erforschen.<br />

Vorstellungen begleiten nur bsp.artig die abstrakten Denkoperationen =><br />

„prototypische Stützfunktion“ beim Vorstellen.<br />

Bsp.: „allgemeines Dreieck“ = ist ein abstrakter Begriff, kann man sich nicht<br />

vorstellen; man kann zwar die Regeln aufzählen (3 Seiten die sich schneiden, 3<br />

Winkeln, Winkelsumme 180°, …) aber man kann sich immer nur 1 bestimmtes Dreieck<br />

vorstellen!.<br />

Die Denkpsychologen haben damit deutlich gezeigt, dass das Allgemeine we<strong>der</strong> auf<br />

Vorstellungen begründet werden kann, noch auf Assoziationen <strong>von</strong> Vorstellungen<br />

reduziert werden kann.<br />

Zum logischen Denken:<br />

Die Denkpsychologen schlossen sich <strong>der</strong> Kritik am Psychologismus <strong>der</strong> Logik <strong>von</strong> Fraege<br />

und Husserl an.<br />

Die Denkpsychologen haben diese Kritik ernst genommen und drehen den Spieß um. Sie<br />

nehmen die Logik <strong>der</strong> Mathematik (die axiomatische Logik) und messen an ihr die<br />

Alltagslogik (die ja eigentlich „nicht logisch“ ist.) Sie suchen nach den typischen<br />

Fehlschlüssen <strong>der</strong> Alltagslogik.<br />

Die Denkpsychologie hat das 1. mal Forschungsthemen behandelt, die in <strong>der</strong> neuen<br />

Kognitionspsychologie (1960---) nach dem Ende des Behaviorismus wie<strong>der</strong> aufgegriffen<br />

wurden. (dies gilt eigentlich für alle Themen <strong>der</strong> Denkpsychologie)- „Die Denkpsychologie<br />

ist die Morgenräte <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Kognitionspsychologie.“<br />

Folie 27<br />

4) Methoden <strong>der</strong> Denkpsychologie<br />

Haben die Introspektion angenommen und mit dem Experiment kombiniert. Sie verwendeten<br />

auch Fremdbeobachtung (Feldstudien).<br />

Aber v.a. die kontrollierte Introspektion <strong>von</strong> Vpn. (experimentell gestellte Probleme mussten<br />

die VPn bearbeiten, die Denkerlebnisse erzählen, es wurde dokumentiert)<br />

Dass die Introspektion verwendet wurde, wurde v.a. <strong>von</strong> den Behavioristen als<br />

unwissenschaftlich abgelehnt, aber die Denkpsychologen haben ew. an<strong>der</strong>e Introspektion<br />

durchgeführt.<br />

a) die anschauende Selbstbeobachtung<br />

• Vpn musste auf bestimmte Erlebnismodalität auf <strong>der</strong> Basis <strong>von</strong><br />

Instruktionen achten.<br />

51


• Methode des lauten Denkens (Verbalisieren – z.B. Motivkonflikt –<br />

wie wird er erlebt)<br />

• Aufmerksamkeitsgeleitetes Denken<br />

• Protokoll durch den VL<br />

b) Fraktionierte retrospektive Selbstbeobachtung<br />

Bei komplexen Denkaufgaben (bei a) Volitionen o<strong>der</strong> b) Problemlösungsaufgaben)<br />

• Retrospektiv: weil nach <strong>der</strong> bestimmten Zeitphase hinterher<br />

Verbalisiert wurde.<br />

• Fraktioniert: Zeitintervalle werden vorgegeben und geben so die<br />

Phasen <strong>der</strong> Introspektionen an. Die Phasen sollten kurz (max. 5 Min.)<br />

sein, damit die Gefahr <strong>der</strong> verzerrenden Einflüsse gesenkt wird.<br />

• Das unmittelbare laute Denken wird nicht angewandt, um die<br />

komplexen Denkprozesse nicht zu stören.<br />

• Protokoll: Inhalte werden auf Invarianzen und Abweichungen<br />

analysiert; was bleibt gleich, welche Inhalte wechseln; es soll mgl.<br />

eindeutig wie<strong>der</strong>gegeben werden, keine Interpretation des VL beim<br />

Protokollieren (keine Hypothesen, keine Theorein einfließen lassen) im<br />

Wortlaut des Originals bleiben.<br />

• Analyse: danach: Sie soll den Sprachgebrauch <strong>der</strong> Vpn mgl. genau<br />

beachten und die Interpretationen müssen am Sprachgebrauch <strong>der</strong> Vpn<br />

verifizierbar sein.<br />

• Ausbildung <strong>der</strong> Vpn: nötig in Vorversuchen durchgeführt.<br />

- Aufmerksamkeit thematisieren lernen<br />

- Diff. zwischen kognitiven, emotionalen und motivationellen<br />

Zuständen erkennen<br />

- Diff. zwischen deskriptiver Interpretation<br />

- Verbalisieren lernen<br />

b) Problemlösungsaufgabe: Es sind eine Reihe <strong>von</strong> Schritten bis zur<br />

Entscheidung. Es wird daher in max. 5 min. Schritte zerlegt, nach denen in den<br />

einzelnen Problemlösungsteilen Gedachtes dokumentiert werden musste (Was,<br />

Warum usw.)<br />

Schwierigkeiten <strong>der</strong> Introspektion:<br />

• Normalerweise gegenstandsbezogen und nicht aktbezogen.<br />

• Glaube an Gott: Modalität des Glaubens ist einem nicht immer klar (echtes Glauben<br />

o<strong>der</strong> Annahme des Glaubens…)<br />

• Verbalisieren und Deskription des Erlebten ist schwierig – Training nötig.<br />

• Gedankenproblem (Arbeitsgedächtnis ist begrenzt)<br />

• Vpn. haben auch „moralische“ Anfor<strong>der</strong>ungen (müssen Willen zur Sachlichen<br />

Selbstkontrolle und in <strong>der</strong> Wahrnehmung ihrer Erlebnisse zeigen). Aufrichtigkeit beim<br />

Verbalisieren , Präzisionswille beim Verbalisieren<br />

--> Dies bedeutet, dass ein sehr beachtliches Vortraining <strong>der</strong> Vpn vorab nötig war. --> v.a.<br />

Studenten und an<strong>der</strong>e Uniangehörige als Vpn verwendet!-<br />

52


E Gestaltspsychologie<br />

Donnerstag 18.1.07 – war lei<strong>der</strong> nicht in <strong>der</strong> Vorlesung! – krank!<br />

Folie 28<br />

Die Frage <strong>der</strong> Vorläuferschaft<br />

- zeitliche Priorität <strong>der</strong> österreichischen Richtung vor <strong>der</strong> Berliner Richtung<br />

- Graz: Alexius Meinong<br />

- Prag. Chr. Von Ehrenfels (Schüler Brentanos und Meinongs)<br />

Carl Stumpf (Brentano Schüler) – 1894 nach Berlin<br />

(Carl Stumpfs Nachfolger war Wolfgang Köhler 1921)<br />

Ernst Mach als Vorläufer <strong>der</strong> Gestaltpsychologie<br />

- Chr. Von Ehrenfels beruft sich 1890 auf Ernst Mach<br />

-Doppelrolle <strong>von</strong> Mach - seine Muskel-Empfindungen als synthetische Elemente – mit einem<br />

Seitenblick zu G. Berkeley (englischer Empirist)<br />

Die Frage <strong>der</strong> Vorläuferschaft<br />

a)Christian <strong>von</strong> Ehrenfels (1859 – 1932, Geboren in Nie<strong>der</strong>österreich) kann als geistiger<br />

Vater <strong>der</strong> österreichischen und in Folge auch <strong>der</strong> – zwar bekannteren aber später auftretenden<br />

– Berliner Richtung <strong>der</strong> Gestaltpsychologie angesehen werden.<br />

Ehrenfels studierte bei Brentano in Wien und bei Meinong (<strong>der</strong> wie<strong>der</strong>um Brentanos Schüler<br />

war!) in Graz.<br />

b) Carl Stumpf: (1848 – 1936), c)Anton Marty (Schweizer Brentano-Schüler, bei dem Sich<br />

Husserl habilitierte!) und d) Ernst Mach.<br />

Diese 3 (Ehrenfels, Stumpf und Mach) sind für die Anfänge <strong>der</strong> Gestaltpsychologie bedeutend<br />

gewesen.<br />

Sowohl Stumpf als auch Marty waren <strong>von</strong> <strong>der</strong> Akt-Psychologie Brentanos geprägt und<br />

standen in Opposition zur Wundtschen Elementepsychologie.<br />

Stumpf gründete als Prof. in Berlin 1884 das psycholog. Institut <strong>der</strong> Uni Berlin – gemeinsam<br />

mit Ach und Schumann.<br />

Berliner Richtung:<br />

Wurde also <strong>von</strong> Stumpf gegründet. – und <strong>von</strong> Koffka, Wertheimer und Chr. J <strong>von</strong> Allesch<br />

(einem Österreicher) gebildet.<br />

Ehrenfels führte den Begriff GESTALT… als Fachterm ein.<br />

Gestalten sind etwas an<strong>der</strong>es als bloß Summen <strong>von</strong> Elementen – sind quasi übersummativ.<br />

Denn: Sie bekommen neue Eigenschaften, die die Grundelemente nicht besitzen.<br />

Bsp.: Musik: Die Gestalt (Struktur <strong>der</strong> Noten zueinan<strong>der</strong>) bleibt gleich, aber die sensorischen<br />

Elemente verän<strong>der</strong>n sich, je nach dem mit welchem Instrument und in welcher Tonart gespielt<br />

wird.<br />

Ehrenfels Kriterien:<br />

a) Übersummativität und<br />

b) Transponierbarkeit (<strong>von</strong> Gestalten)<br />

53


Der Begriff Gestaltspsychologie - wurde allerdings hauptsächlich für die Berliner Schule<br />

verwendet.<br />

Ernst Mach (Philosoph und Physiker, 1838 – 1916)<br />

Ehrenfels bezeichnet Machs Überlegungen zur Analyse <strong>der</strong> Empfindungen direkt als Basis für<br />

seine Überlegungen – er interpretiert ihn auf seine Art.<br />

Mach hat dadurch eine Doppelrolle in <strong>der</strong> Psychologiegeschichte:<br />

- einerseits liefert er die Wissenschaftsphilosophie des Elementarismus (Assoziationismus<br />

o<strong>der</strong> Atomismus) und an<strong>der</strong>erseits gilt er auch als Vorläufer <strong>der</strong> Gestaltspsychologie – (aber<br />

nur<br />

Weil ihn Ehrenfels erwähnt….)<br />

Machs Bemerkungen zur Lehre des 3D-Sehens (1910): Bei <strong>der</strong> Wahrnehmung muss es z.B.<br />

neben <strong>der</strong> Melodie,… auch noch an<strong>der</strong>e Empfindungen geben- „Muskel-Empfindungen“<br />

(Landold weist darauf hin dass bereits im 18. Jh George Berkeley ähnliche Überlegungen<br />

anstellte – war dies Mach bekannt!)<br />

Es stellt sich die Frage ob man Machs Überlegungen überhaupt als Vorläufer zur Gestaltspsy.<br />

sehen darf – wohl eher als Auslegung <strong>der</strong> Assoziationstheorie. Er hat sich aber eindeutig mit<br />

den gleichen Problemen beschäftigt. Die Interpretation war different: Mach und Vorgänger<br />

(seit Maupertuis 1698 – 1779!) – erklärten es physikalisch – die Gestaltspsychologen als<br />

Spannungs-Reduktion (=Funktionalität)<br />

Von Folie 28<br />

Richtungen <strong>der</strong> Gestalts-Psychologie:<br />

a) Grazer Richtung: Die Produktionstheorie <strong>von</strong> Meinong und Benusse (Vittorio)<br />

(synthetische Tätigkeiten, die Relationen erzeugen; Vergleich zur Assoziations.-Theorie<br />

Folie 29<br />

Kritik <strong>der</strong> Assoziations-Theorie<br />

- kann nur die Verbindung <strong>der</strong> Elemente, nicht aber die Form erklären<br />

-Formen (Gestaltsqualitäten) sind Produkte des Verstandes<br />

-Beispiele (z.B. Sternbil<strong>der</strong>)<br />

Vittorio Benussi (1875 – 1925)<br />

Experimentelle Prüfung <strong>der</strong> Produktionstheorie mit mehrdeutigen Gestalten<br />

Die Möglichkeit mehrfacher Interpretation liegt im „nicht-sensorischen Psychismus“ es<br />

handelt sich also um einen metasensorischen Verarbeitungsfaktor.<br />

Gestalts-Qualtitäten sind „Zusatz-Phänomene“. Die gestaltenden Faktoren sind<br />

Freiheitsgrade.<br />

Jean Piagets Auseinan<strong>der</strong>setzung mit <strong>der</strong> Gestaltspsychologie<br />

Gestalten sind für ihn Verhaltensschemata. Ergebnisse fortlaufen<strong>der</strong> Konstruktions- und<br />

Assimilationsschemata.<br />

Aber: kein fertiges, statisches Apriori, präformiert <strong>von</strong> Genom an, son<strong>der</strong>n Produkte <strong>der</strong><br />

Interaktion des Organismus mit <strong>der</strong> Umwelt.<br />

54


Die Grazer Richtung<br />

Ausgehend <strong>von</strong> Alexius Meinong (1853 – 1920)<br />

1888 – wies er darauf hin dass die Komplexionen Eigenschaften aufweisen, die die<br />

Grundelemente nicht besitzen (2 Jahre vor Ehrenfels!!!!)<br />

Produktionstheorie: Sensorische Elemente sind in <strong>der</strong> Wahrnehmung gegeben; durch einen<br />

Syntheseakt werden sie zu Komplexionen zusammengefügt.<br />

Der Syntheseakt erzeugt Relationen, die die Elemente an sich nicht haben.<br />

(ohne den Syntheseakt würden wir Tonereignis an Tonereignis – quasi <strong>von</strong> Zeitpunkt zu<br />

Zeitpunkt erleben. – ohne Kurzzeitgedächtnis würden wir nur den momentanen Ton erleben.<br />

Gedächtnis – Behalten <strong>der</strong> vergangenen Töne ist eine <strong>der</strong> wichtigsten Voraussetzungen für<br />

den Syntheseakt. – Auch Kant sprach schon <strong>von</strong> synthetischen Fähigkeiten.<br />

Die Produktionstheorie geht weit über die Assoziationstheorie -die natürlich auch nicht rein<br />

willkürlich abläuft – hinaus.<br />

Ehrenfels:<br />

• Percipierter Inhalt = Bestandsstückes = fundierte Inhalte <strong>der</strong> Komplexionen<br />

• Verarbeiter Inhalt – <strong>der</strong> die fundierten Inhalte organisiert sind „Gestaltsqualitäten“. --><br />

sind Produkte des Verstandes. - (nach Anschütz – später: „Zutaten des denkenden<br />

Ichs) ( nach Theodor Lipps: „Bestimmtheiten <strong>der</strong> seelischen Operationen) (Marty: …<br />

Summe <strong>von</strong> Verhältnissen)<br />

Bsp.: Sternbil<strong>der</strong>: Der große Wagen,… Der „Stiftungscharakter“ ist hierbei klar bewusst, weil<br />

wir ihn willkürliche benutzen. Bei Bildinterpretationen ist es uns nicht mehr so klar bewusst.<br />

Vittorio Benussi<br />

(1875 – 1925; Meinongs Schüler)<br />

Versuchte Meinongs Theorien experimentell zu prüfen. Er verwendete hiefür mehrdeutige<br />

Gestalten (mit diesen hatte auch Wundt bereits experimentiert.)<br />

Er verwendete Kippfiguren – z.B. den vierdeutigen Ring<br />

Der Ring kann auf 4fache Weise gesehen werden – dies liegt nicht am physikalischen<br />

Stimulus, son<strong>der</strong>n an unserer Interpretation. Die mehrfache Deutbarkeit wird als<br />

außersinnliche (=meta-sensorisch) Provenienz , als nicht-sensorieller Psychismus bezeichnet.<br />

Weitere Vertreter <strong>der</strong> Produktionstheorie: Agostino Gemelle (Mailand, 1878 – 1959), Geza<br />

Revesz (Amsterdam, 1878 – 1955 – Anwendung im Bereich des Tastsinn; Tastvollzug ist<br />

konstruktiver Vorgang – machte Erfahrungen auch ´mit Schlaganfallpatienten – die neu<br />

synthetisieren lernen mussten!)<br />

Piaget:(1896 - 1980)<br />

Die Ideen des konstruktiv-synthetischen Produktion reicht bis zu Piaget.<br />

Im sensumotorischen Stadium (0 – 2 a) werden die sensorischen und motorischen Schemata<br />

kombiniert und zu immer leistungsfähigeren Konstellationen zusammengefügt.<br />

55


3 Arten <strong>von</strong> Wahrnehmung:<br />

1) Elementesynthese (<strong>von</strong> elementaren, plastischen Reflexen und Schematas)<br />

2) einheitliche Gesamtheit<br />

3) System <strong>von</strong> Beziehungen. Aus und mit je<strong>der</strong> neuen Beziehung wird eine neue, größere<br />

Gesamtheit aufgebaut; es wird ständig analysiert.<br />

Gestalten sind für Piaget fortschreitende Konstruktionen die durch Assimilation und<br />

Akkommodation Schematas bauen.<br />

Gestalten sind Produkte aktiver Intelligenz.<br />

Piaget nähert sich durch die Möglichkeit <strong>der</strong> neuerlichen Zerlegung <strong>der</strong> Schematas und <strong>der</strong><br />

Neugruppierung, auch <strong>der</strong> Zerglie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Meinung <strong>von</strong> Karl Bühler.<br />

Piaget lehnt ein präformiertes, fertiges Apriori (für Gestalten – die genetisch mitgegeben<br />

werden…)allerdings ab. – Er richtet sich damit gegen die Berliner Richtung.<br />

Apriori Strukturen lt. Piaget sind nur:<br />

a) morphologisches (ZNS, - Anatomie – Gehirn ist allerdings plastisch!!!)<br />

b) angeborene plastische Reflexe und Instinkte<br />

c) Funktionen (Assimilation= Subsumption eines Obj. in ein Schema; Akkommodation=<br />

plastische Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Schematik an einem Objekt – bis dieses Objekt<br />

einordenbar wird => Äquilibration!)<br />

Piaget lehnt die Assoziationstheorie ab.<br />

Er meint, Intelligenz beginnt wenn die vorhandenen Schemata immer fester, tiefer werden<br />

und vor allem miteinan<strong>der</strong> in Kombination treten. Es entstehen ganzheitliche<br />

Verhaltensschemata (=dynamisch gewordene Gestalten)<br />

Die gebildeten Schematas sind wie Hypothesen zu sehen, die immer wie<strong>der</strong> geprüft und bei<br />

Bedarf geän<strong>der</strong>t werden. (Piaget nähert sich dabei Poppers Kritik an Kant an)<br />

Donnerstag 25.1.07<br />

Folie 50<br />

Gestaltpsychologie<br />

Gründung <strong>der</strong> Berliner Richtung (1910)<br />

Phi-Phänomene (Scheinbild, Scheinbewegungen – lt. Max Wertheimer)<br />

Es wurden 2 Linien stachistoskopische angeboten – im Wechsel - alle 1/16 sek. – einmal die<br />

kleine Linie links, einmal die rechts. Gesehen bzw. wahrgenommen! Wird eine kleine Linie,<br />

die sich <strong>von</strong> links nach rechts bewegt.<br />

(Bsp.: die Kinematographie beruht auf diesem Phänomen; ebenso Umleitbeleuchtungen auf<br />

<strong>der</strong> Autobahn usw.)<br />

1912 hat Max Wertheimer die Experimente dazu publiziert („Über das Sehen <strong>von</strong><br />

Bewegungen“) – 100fach repliziert! =quasi „Gestaltsbewegungsgesetz“.<br />

Auch in Österreich (Uni-Innsbruck – <strong>von</strong> Erismann und Ivo Kohler (Umkehrbrillenversuche)<br />

wurden viele Versuche zu den gestaltspsychologischen Prozessen gemacht.<br />

56


Der wundtsche Atomismus, mit dem Konzept <strong>der</strong> selbständigen Einzelreize wird durch<br />

dieses Experiment wi<strong>der</strong>legt.<br />

Aber: Es ist nicht ganz klar, wie dieses Phi- Phänomen zu erklären ist.<br />

Die Wahrnehmung <strong>der</strong> Bewegung ist nicht auf physikalische Reize (diskret, stationär)<br />

zurückzuführen. Das was wir wahrnehmen ist nicht auf Sehinformation alleine<br />

zurückzuführen, wir – unser Gehirn – produziert etwas, das wir danach nach außen<br />

projizieren.<br />

Wir sehen Bewegungsgestalt, und nicht aufeinan<strong>der</strong>folgende Reize. Das Prinzip des Gesetzes<br />

<strong>der</strong> Nähe ist nicht verwertbar. Es wird daher ein neues Gesetz: das „Bewegungsgesetz“<br />

postuliert. (Köhler und Wertheimer meinten, dass diese Verän<strong>der</strong>ung durch cerebrale<br />

Prozesse (Ursache sind kortikale Areale und Auge => Reizfeld) erklärbar sein müsse)<br />

Die Gesaltsbildung erfolgt unbewusst, nur die bewegte Gestalt als Endprodukt wird bewusst.<br />

Wir können uns „nicht dagegen wehren“ o<strong>der</strong> wahrnehmungsmäßig korrigieren.<br />

Seit 1962 sind – u.a. durch Hubel und Wiesel diese Phänomene besser aufgeklärt.<br />

Hubel und Wiesel fanden, das das visuelle und das auditorische cortikale System parallele<br />

sequentielle Reizanalysen machen und dabei die Ergebnisse neu synthetisieren.<br />

(Hirn macht fertiges Muster, setzte zusammen)<br />

Die Gestaltsqualitäten sind Endprodukte <strong>der</strong> oben beschriebenen Synthesen.<br />

Die Bestaltspsychologen nehmen an, dass Wahrnehmung, Lernen, Gedächtnis,<br />

Problemlösen,…durch gestaltsbildende Prozesse erfolgen. (auch das AHA-Erlebnis erfolgt<br />

ähnlich; durch „Umstrukturierung“.) – Bsp.: Köhlers berühmte Experimente mit den<br />

Schimpansen (im Unterricht wird erneut das Affenproblem – die Banane mit Hilfe eines<br />

zusammensteckbaren Stockes und Kisten zu erreichen erläutert). Auch die Schimpansen<br />

brauchten einige Zeit bis zur Lösung „quasi bis zum Aha-Erlebnis“.<br />

Lernen, Problemlösen kann als Erwerb und Bewahren <strong>von</strong> Einsichten betrachtet werden.<br />

Verstärkung und Belohnung sind für die Etablierung und Stabilisierung nicht unbedingt nötig.<br />

Auch einmaliges positives Erledigen kann dauerhaft bleiben. = „sogenannte plötzliche<br />

Einsichten“.<br />

(Seitstep: Watson meinte noch, es müsse eine intermittierende Verstärkung eines gelernten<br />

Verhaltens erfolgen, ansonsten komme es zum Wissensverlust.)<br />

Einsichten können auch auf ähnliche Fälle transponiert werden. (Transpositionsgesetz;<br />

„Analogiedenken“)<br />

Dies kann<br />

a) zum Erfolg führen<br />

b) zur Fixierung an einer Idee führen, die bei an<strong>der</strong>er Situation aber zum Scheitern führt.<br />

Bsp.: Bestrahlungsproblem <strong>von</strong> Karl Duncker (1934 – 1936):<br />

Duncker instruierte seine Probanden, ein Verfahren zu finden, das geeignet ist, einen kranken<br />

Menschen <strong>von</strong> einer inoperablen Geschwulst zu befreien. Nahe gelegt wird die Verwendung<br />

<strong>von</strong> Strahlen, wobei jedoch zu beachten ist, dass diese auch gesundes Gewebe zerstören.<br />

Dieses sollte tunlichst vermieden werden.<br />

57


Lösung: Leichte Bestrahlung <strong>von</strong> mehreren Seiten, sodass im Schnittpunkt <strong>der</strong> Strahlung <strong>der</strong><br />

zu bekämpfende Tumor steht. („Brennglaseffekt“)<br />

Die Idee nahm er aus <strong>der</strong> Geschichte – Moltke-Prinzip: aus <strong>der</strong> Schlacht bei Königgrätz:<br />

„Getrennt marschieren und vereint schlagen!<br />

Vertreter <strong>der</strong> Berliner Richtung <strong>der</strong> Gestaltpsychologie:<br />

• Max Wertheimer:<br />

Gemeinsam mit den Österreichern Christian <strong>von</strong> Ehrenfels, Karl Stumpf (Brentanoschüler in<br />

Berlin)<br />

Wertheimer hat 1904 in Würzburg promoviert. 1910 organisierte er das berühmte Treffen in<br />

Frankfurt (Köhler, Koffka, Wertheimer)<br />

• Wolfgang Köhler<br />

(Schüler Karl Stumpf und Max Planck)<br />

1913 – 1920 war er Direktor <strong>der</strong> antrop. Station <strong>der</strong> Wissenschaften auf Teneriffa (machte<br />

dort seine Schimpansenversuche)<br />

1912 wird er Nachfolger Stumpfs in Berlin, 1922 wird <strong>der</strong> Prof. für Philosophie und<br />

Psychologie und muss wegen dem Regime 1935 auswan<strong>der</strong>n. (USA)<br />

• Kurt Koffka<br />

1908 auch bei Stumpf promoviert.<br />

Hatte intensiven Kontakt auch zur Würzburger Schule.<br />

• (Robert Musil: 1906 – 1908_ in Berlin; war Assistent <strong>von</strong> Stumpf, gew. Zeit lang; vgl.<br />

auch Musilscher Farbenkreisel, bei dem es zum Verschmelzen <strong>der</strong> Farben bei einer<br />

gewissen Rotationsfrequenz kommt.)<br />

• Wolfgang Metzger<br />

„Das Bessere ist <strong>der</strong> Feind des Guten!<br />

Die bessere Gestaltsorganisation (Theorie, These) verdrängt die weniger Gute…“<br />

• Karl Duncker<br />

Hat viele gestaltspsychologische Experimente erfunden.<br />

Bestrahlungsexperiment, vgl. oben<br />

9 Punkte Experiment<br />

Das Problem lautet: Wie lassen sich die neun abgebildeten Punkte mit maximal vier Strichen<br />

verbinden, ohne den Stift abzusetzen<br />

Erste Lösungsversuche produzieren meist nur Ergebnisse mit fünf Strichen:<br />

58


o<strong>der</strong> mit 3 Strichen:<br />

Lösung mit 4 Strichen<br />

Mit einem ganz dicken,<br />

Wir müssen dabei allerdings immer: über die Grenzen hinausdenken.<br />

Das Kerzenproblem<br />

Es gilt eine Kerze an die Wand – o<strong>der</strong> einen Türstock anzubringen. Allerdings muss man erst<br />

erkennen, dass die Zündholzschachtel auch „Bastelmaterial“ darstellt. Zumeist wird versucht<br />

die Kerze mittels Wachs und Reisnägeln an die Wand zu heften.<br />

Streichholzproblem: (<strong>von</strong> Katona)<br />

Aus den gegebenen 16 Streichhölzern (5 Quadraten) sollen 4 Quadrate allein durch das<br />

Bewegen <strong>von</strong> 3 Streichhölzern gebildet werden:<br />

Die Gestaltspsychologen haben bei den Problemlöseversuchen die Pbd. jeweils genötigt,<br />

mitsprechen, was sie dachten. Auch das Scheitern, Umstrukturierungsprozesse…<br />

Fixierungsproblem:<br />

59


Beim 9 Punkte Problem haben wird durch Fixierung auf den “Rahmen“ des imaginären<br />

Quadrates keine Lösung auf Lager.<br />

• Kurt Lewin:<br />

(1890 – 1947) Berliner Schule<br />

V.a. im Bereich <strong>der</strong> gestaltsorientierten Persönlichkeitspsychologie (dynamische Personenund<br />

Umweltkonstrukte).<br />

Er musste 1933 auswan<strong>der</strong>n (USA) – dort viel im Bereich Kleingruppenforschung,<br />

Konfliktforschung und Handlungsforschung tätig.<br />

Schüler <strong>von</strong> Kurt Lewin („Karawankenhäupling – lt. Landold):<br />

(Leon Festinger (Dissonanztheorie), Cartwight, Loppit, Frank Harrary….)<br />

• Max Wertheimer:<br />

In den USA wandten sich die (aus Deutschland und Österreich ausgewan<strong>der</strong>ten<br />

Gestaltspsychologen – wohl auch aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen) vermehrt <strong>der</strong><br />

Sozialpsychologie (Lewin war tatsächlich traumatisiert, er fand die autokratische (=heute<br />

autoritären) Erziehungsstile disponieren zu antidemokratischen Denken usw. – er selbst hat<br />

daher den demokratischen Erziehungsstil propagiert.<br />

In den USA haben die Gestaltspsychologen auch auf die Behavioristen eingewirkt. (beson<strong>der</strong>s<br />

Edward D. Stoleman)<br />

Verbleiben ist einzig Wolfgang Metzger, <strong>der</strong> allerdings mit einem Publikationsverbot belegt<br />

wurde.<br />

1936 musste Gustav Kafka (Denkpsychologe) auswan<strong>der</strong>n<br />

1938 Carl und Charlotte Bühler – die in einer Erklärung an den Unis gegen eine Politisierung<br />

und Idealisierung <strong>der</strong> Wissenschaften protestiert hatten.<br />

Otto Seltz kam im KZ um.<br />

• Fritz Hei<strong>der</strong><br />

Österreicher; auch in die USA ausgewan<strong>der</strong>t.<br />

Psychologie <strong>der</strong> interpersonalen Beziehungen, in den USA gro. Einfluss gewonnen, daraus<br />

geht die Attributions- und Dissonanztheorie hervor.<br />

Folie 31:<br />

Die Gestaltsgesetze wurden oft sehr allgemein verwendet; auch religiöse Interpretation:<br />

Lebenssequenz ist sinnlos und fürchterlich –es muss ein geheimer Sinn dahinterstecken.<br />

1) Gesetz <strong>der</strong> Prägnanz – Tendenz (= gute Gestalt)<br />

(Köhler, Koffka)<br />

Bsp.: Sternbil<strong>der</strong>; …<br />

Kognitive Tätigkeiten: Problem-Löse-Prozesse als Herstellung einer „guten, geschlossenen<br />

Gestalt“<br />

Motivation: Aufgaben zu Ende führen- ein offenes Problem hat „keine gute Gestalt“ – die<br />

Lösung des Problems bringt einfache, gute Gestalt (Zeigarnick-Effekt<br />

60


Bljuma Wulfowna Seigarnik (Zeigarnik) (russisch Блюма Вульфовна Зейгарник; * 27. Oktober/9. November<br />

1900 in Prienai, heute Litauen; † 24. Februar 1988 in Moskau) war eine russische Psychologin.<br />

Nach Experimenten im Bereich <strong>der</strong> gestaltpsychologischen Handlungstheorie nach Kurt Lewin fand Zeigarnik<br />

während ihrer Studienzeit in Berlin im Jahre 1927 heraus, dass unter bestimmten Bedingungen unerledigte<br />

Handlungen besser behalten werden als erledigte (Zeigarnik-Effekt). Als Ursachen gelten "Restspannungen" im<br />

Erinnerungsvermögen und eine nicht eingetretene Wunscherfüllung.<br />

Im Fachjargon wird <strong>der</strong> Zeigarnik-Effekt (nicht zu verwechseln mit Ovsiankina-Effekt – unfertige Aufgaben<br />

fertig-machen – auch wenn dies gar nicht mehr sinnvoll ist) auch als "Cliffhanger-Effekt" bezeichnet, womit <strong>der</strong><br />

"hängenden", "schwebende" Charakter einer nicht erledigten Aufgabe verdeutlich wird. Kernsatz ihrer<br />

Untersuchungen war die Aussage: "Unerledigte Handlungen bleiben besser im Gedächtnis haften als erledigte<br />

Handlungen!" Im Englischen gibt es auch die Bezeichnung <strong>der</strong> "interrupted tasks", die einen viel stärkeren<br />

Handlungszwang auslösen als erledigte. Auch die Entdeckung dieses Drangs zur Wie<strong>der</strong>aufnahme<br />

unterbrochener Handlungen (sofern diese ich-nahe sind) geht auf das gestaltpsychologische Berliner<br />

Experimentalprogramm unter Leitung <strong>von</strong> Kurt Lewin zur<br />

Gesetz <strong>der</strong> Geschlossenheit – leitet sich auch da<strong>von</strong> ab: geschlossene Gebilde werden<br />

schneller und leichter wahrgenommen als offene.<br />

2) Figur-Grund-Beziehung<br />

Feld-Effekte in Kippfiguren.<br />

Dies gilt auch für Denken und Aufmerksamkeit. Das Fokussieren auf Bestimmtes<br />

„Party Effekt“: Der eigene Name im Stimmengewirr lässt einen aufmerksam werden da er<br />

sich abhebt.<br />

(Mit Cocktail-Party-Effekt bezeichnet man die Fähigkeit des menschlichen Gehörsinns, bei Anwesenheit<br />

mehrerer Schallquellen die Schallanteile einer bestimmten Schallquelle aus dem Gemisch zu extrahieren. Zum<br />

Beispiel ist das Gehör auf einer Cocktail-Party, wo viele Menschen gleichzeitig sprechen, in <strong>der</strong> Lage, nur die<br />

Worte eines Sprechers wahrzunehmen und die <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en zu unterdrücken.)<br />

Im sprachlichen Bereich: Kontexte die die Bedeutung <strong>von</strong> sprachlichen Ausdrücken<br />

modulieren o<strong>der</strong> regeln. Z.B. Im Kontext kann „Feuer“ heißen: “Es brennt“ o<strong>der</strong> „Bitte<br />

Zigarette anzünden“…<br />

3) Gesetz <strong>der</strong> Gleichartigkeit<br />

Musterbildung nach Ähnlichkeit<br />

(dieses Phänomen kannten bereits Aristoteles und Hume)<br />

4) Gesetz <strong>der</strong> Nähe<br />

Nahe beisammen liegendes wird als Gruppe wahrgenommen.<br />

4. Denken und Problemlösen:<br />

Die Phasen des produktiven Denkens z.B. Aha-Erlebnisse <strong>von</strong> Köhler.<br />

4 Phasen:<br />

1. Vorbereitungsphase<br />

Information über Ist-Zustand (Struktur des Feldes). Klären wie Soll-Zustand aussehen soll.<br />

1. Lösungsversuche scheitern meist; welche Hin<strong>der</strong>nisse Hier tritt oft Fixierung auf.<br />

2. Inkubation<br />

61


Problem wird zur Seite gelegt, überschlafen. Es erfolgt eine unbewusste, bzw. nicht voll<br />

bewusste Verarbeitung durch selektive Aufmerksamkeit<br />

Es laufen unbewusste Prozesse ab, die durch die Vorbereitungsphasen determiniert werden.<br />

Wenn neue Kombination positiv beurteilt wird – Aha-Erlebnis als „fertige Idee“.<br />

Die Inkubationsthese wird heute kritisiert. z.B. Weisberg: „Es ist eine Sensibilisierung erfolgt,<br />

die Inkubationsthese vermittelt das Gefühl, es würde passiv „erfolgen“, dies ist nicht <strong>der</strong><br />

Fall!“<br />

3. Erleuchtung (AHA; Einsicht, “heureka”= ich hab´s gefunden)<br />

(Der Ruf „heureka“ wird Archimedes zugeschrieben, als er die Lösung des Problems – „Ist<br />

die Krone aus Vollgold o<strong>der</strong> eine Legierung“ fand.<br />

4. Verifikation; Prüfung des Einfalls.<br />

Hypothesenprüfung<br />

Beispiel:<br />

Friedrich August Kekulé <strong>von</strong> Stradonitz (* 7. September 1829 in Darmstadt; † 13. Juli 1896 in Bonn)<br />

war ein deutscher Chemiker und Naturwissenschaftler, <strong>der</strong> die Grundlagen für die mo<strong>der</strong>ne Strukturtheorie <strong>der</strong><br />

organischen Chemie legte.<br />

Benzolringproblem: Schlange, die sich in den Schwanz beißt.<br />

Graham Wallas: 1906. „produktives Denken“ (im Gegensatz zum reproduktiven Denken =<br />

Routinen)<br />

Transpositions-Experimente (=sollte das Entscheidungsexperiment = crucial experiment<br />

sein) <strong>von</strong> Köhler (1918)<br />

Dies spricht gegen die Ansicht <strong>der</strong> Behavioristen, denn Konditionierung müsste….<br />

(vgl. <strong>Skript</strong> – handschriftlich <strong>von</strong> Landolt – wurde <strong>von</strong> ihm nicht mehr gemacht!)<br />

Lernt eine Vpn (o<strong>der</strong> Tier) durch Verstärkung bestimmter Reaktionen o<strong>der</strong> sind Einsicht<br />

und Verständnis in <strong>der</strong> Beziehung <strong>von</strong> Reizen wesentlich.<br />

Experiment:<br />

Das Subjekt wird trainiert (mit Verstärkung) zwischen 2 Grautönen zu differenzieren.<br />

62


DuGrau<br />

HellGrau<br />

+ Verstärkung mit Futter keine Verstärkung<br />

Sobald die Diskrimination stabil geworden ist erfolgt die Transposition:<br />

- es wird ein neues Hinweisreizpaar angeboten:<br />

HellGrau<br />

HelleresGrau<br />

Wenn die Vpn Einsicht in die Beziehung hell/dunkel –Grau im ersten Experimentteil<br />

erworben hat, dann wird dieser Lerneffekt nun transponiert - und es erfolgt die Reaktion <strong>der</strong><br />

Vpn vermehrt auf den Reiz<br />

HellGrau<br />

. Für diesen Reiz wurde im 1. Teil Vermeidung durch<br />

nicht Verstärkung trainiert.<br />

Die Einsicht das eine ist dunkler – deshalb + Futter – bringt diese Reaktion mit sich.<br />

Ohne Einsicht wird es auch im 2. Experimentteil HellGrau meiden!<br />

=> Schluss Köhlers: Beziehungen werden gelernt, und nicht reine Reiz-Reaktions-<br />

Assoziationen. (gegen den Behaviorismus!)<br />

Kurt Lewin – Feldtheorie<br />

(hat seine Theorie zuerst dynamische Theorie, topologische Psychologie, Vektorpsychologie<br />

genannt bis er bei Feldtheorie blieb)<br />

Lehnt sich an die Physik des 19. JH, bei <strong>der</strong> ein mit Kräften erfüllter Raum ein Feld ist, an.<br />

(Physik: Die Gravitation <strong>der</strong> Erde nimmt mit <strong>der</strong> Entfernung zu ihr ab, erreicht aber niemals<br />

Null. Je<strong>der</strong> Körper im Universum erzeugt ein Gravitationsfeld. – Durch <strong>der</strong>en Überlagerung<br />

wird ein Gesamt-Gravitationsfeld erzeugt.)<br />

Das Gesetz <strong>der</strong> guten Gestalt (siehe vorne) wird als Gleichgewichtstendenz <strong>der</strong> Kräfte<br />

(Umwelt und Nervensystem sind solche – lt. Gestaltspsychologen) interpretiert.<br />

Diese Theorie vertreten Köhler, Lewin und Koffka.<br />

Koffka: Verhalten wird durch Feld wechselseitig wirken<strong>der</strong> (inneren und äußeren) Kräfte<br />

gelenkt.<br />

Koffka und Köhler: psycho-physische Kräfte Fel<strong>der</strong>:<br />

a) physikalische Basis<br />

b) psychische Ebene. (meist inadäquates semantisches Modell <strong>der</strong> physikalischen<br />

Umwelt)<br />

Eine Reaktion erfolgt aufgrund <strong>der</strong> momentanen und auch aufgrund vergangener Fel<strong>der</strong><br />

(Erinnerungen,…) und zukünftiger Fel<strong>der</strong> (Hoffnungen, Pläne…).<br />

Das behavioristische Feld hat 2 Pole: Das Selbst und die Umwelt. – zwischen den beiden<br />

besteht eine Spannung, die äquilibriert werden „will“.<br />

63


Lewins Grundsätze:<br />

1) Ziel: Erfassen <strong>der</strong> das Erleben und Verhalten bedingenden Kräfte<br />

2) Erklärung des Verhaltens durch das psychologische Feld – durch die<br />

Repräsentationskräfte. (obj. Situationsbeschreibung = Darstellung einer Situation wie<br />

sie eine Person zum Zeitpunkt t wahrnimmt)<br />

3) Gesamtsituation mgl. genau rekonstruieren und dann analysieren<br />

4) Prinzip <strong>der</strong> Gleichheit: Jedes Verhalten ist allein vom psy. Feld zu dieser Zeit<br />

abhängig. - Wünsche, Pläne,… sind auch gegenwärtig wirksam.<br />

5) Fernziel: logisch-mathematische Formalisierung <strong>der</strong> psy. Theorien. – mit einheitlicher<br />

Sprache; mathematische Betrachtung, nicht nur mittels Statistik son<strong>der</strong>n auch<br />

Darstellung mittels Vektoren,… Lewin warte auch vor zu früher Formalisierung, um<br />

Problemlöse-Prozesse nicht zu behin<strong>der</strong>n.<br />

Die Person und das Verhalten in feldtheoretischer Sicht<br />

1.Bsp. Waschzwang:<br />

Momentane Kräfte des psychischen Feldes:<br />

• Aktuelles: Abneigung gegen Schmutz (Person meint Hände = schmutzig )<br />

• Vergangenes: Erziehung<br />

• Zukünftiges: Angst vorm Krankwerden<br />

• Und Anwesenheit <strong>von</strong> Seife => Waschzwang<br />

(obwohl, das weiß P nicht, die vermeintlich vor Bakterien triefende Türklinke gerade<br />

professionell mit Flächendesinfektion gereinigt wurde)<br />

V = f (P, U)<br />

V ….Verhalten = Funktion <strong>von</strong> Kräfteverhältnissen in P (Person) und U (Umwelt)<br />

P und U bilden den Lebensraum d.h. die Gesamtheit <strong>der</strong> Faktoren, die zum Zeitpunkt t das<br />

Verhalten V determinieren. .<br />

2. Bsp.: „Der Reiter und <strong>der</strong> Bodensee“<br />

Beispiel <strong>von</strong> Lewin!<br />

Die Person als Bereich des Lebensraumes: - enthält Sub-Bereiche mit Grenzen und<br />

Nachbarbereichen unterschiedlicher Permeabilität.<br />

64


Dynamik:<br />

Die verschiedenen Sub-Bereiche stehen unter verschiedenen Kräfteverhältnissen und diese<br />

Differenzen erzeugen Spannungen. Da je<strong>der</strong> Spannungsbereich mit einem Bedürfnisobjekt<br />

korrespondiert wird die Spannung erst durch die Bedürfniserfüllung abgebaut. Spannungen<br />

können aber auch in an<strong>der</strong>e Fel<strong>der</strong> überspringen. Dies hängt <strong>von</strong> <strong>der</strong> Wanddurchlässigkeit ab.<br />

Struktur <strong>der</strong> Umwelt:<br />

Umweltbereiche: sind hodologischer Raum (d.h. die verschiedenen Bereiche sind durch Wege<br />

(hodo = Weg) mit <strong>der</strong> Person verbunden:<br />

Bsp.:<br />

Pfade <strong>der</strong> Person zum Beruf – über Hobby, Ausbildung, <strong>der</strong> politischen Bereich, …..<br />

Verhaltensrichtungen hin und weg <strong>von</strong> einem Bereich mgl.<br />

Valenz Die Stärke <strong>der</strong> Valenz eines Objektes (aus einem Bereich) hängt <strong>von</strong> <strong>der</strong><br />

Bedürfnisstärke <strong>der</strong> Person ab.<br />

Ein zur Befriedigung des Bedürfnisses geeignetes Objekt ist attraktiv, zieht an.<br />

Durstig sein => Gasthof – 1 Mass Bier bekommen können --> positive Valenz – die<br />

Anziehung des Gasthofs steigt.<br />

Va (die Valenz) <strong>von</strong> Zielobjekt Z ist eine Funktion <strong>der</strong> Bedürfnisintensität (d.h. <strong>der</strong><br />

Spannung) S und <strong>der</strong> Eigenschaften E <strong>von</strong> Z.<br />

V a (Z) = f (s, Ez)<br />

Ende<br />

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