Skript von der Ruth - Seelensammler
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Geschichte (Prof. Landolt – WS 06/07)<br />
P: 3 Termine; 6-8 offene Fragen aus dem vorgetragenen Stoff, mit Schwerpunkten<br />
1. Termin E 1 bzw. A 2 2007<br />
• Horst Grundlach 1994 – Hogrefe Verlag „Die Geschichte <strong>der</strong> Psychologie“<br />
• Ludwig Pongratz 1984 – München, Francke Verlag „Problemgeschichte <strong>der</strong><br />
Psychologie“<br />
• Charles San<strong>der</strong>s 1978 (sbg )“Die behavioristische Revolution“ !!!!<br />
Inhaltsverzeichnis:<br />
A Die Geschichte <strong>der</strong> Psychologie S 1 – 13<br />
a) Psychologie im praeparadigmatischen Stadium<br />
b) Die Geschichte <strong>der</strong> Psychologie als Problemgeschichte<br />
c) Die Geschichte <strong>der</strong> Psychologie als Systemgeschichte<br />
B Emanzipation <strong>der</strong> Psychologie aus <strong>der</strong> Philosophie S. 14 - 31<br />
Beginnt im 18. Jh. mit Daily Tubes Kritik <strong>der</strong> rationalen Psychologie --> in Richtung<br />
empirischer Psychologie und mit Kant (keine Psychologie <strong>der</strong> Seele (ICH), da es sich nicht<br />
durch Erfahrung erklären lässt. (Seele als denkende Substanz…. nach Kant)<br />
(Decartsche Seelendefinition ist an<strong>der</strong>s.)<br />
Ebenso 1874 Franz Brentano – Kuhn und Friedrich Albert Lange --> Psychologie … über<br />
psychologische Phänomen….<br />
-->Psychologie befreit <strong>von</strong> Seelendefinition, weg <strong>von</strong> Rationalismus und Theologie.<br />
Daraus entwickelte sich die kognitive, die Wahrnehmungs- und die ……………Psychologie.<br />
C Elementepsychologie nach Wundt S 32 - 42<br />
1870 1. Psychologie Labor in Leipzig<br />
Wahrnehmungsempfindung =>Wahrnehmungssynthese (die nur zu gewissen Zeitpunkten<br />
stattfinden, sind im Experiment beobachtbar). vgl. Chemie.<br />
Ausnahme: Höhere Denkprozesse (höhere kognitive Prozesse) seien laut Wilhelm Wundt<br />
nicht mit Experiment zu …….<br />
Wi<strong>der</strong>spruch:<br />
Oswald Küppe (Schüler Wundts) gründete Denkpsychologie - Würzburger Schule<br />
Denken , Wahrnehmung und Motivation sind immer zielgerichtet!<br />
Brentano Schüler Karl Stach (Gestaltspsychologe (Ö)) und Wolfgang Köhler ( Deutscher;<br />
Versuche mit Schimpansen und Problemlösung. Die Affen mussten um zur Banane zu<br />
gelangen Kisten aufeinan<strong>der</strong> stapeln und einen Stock verwenden, also Hilfsmittel verwenden.<br />
Sie scheiterten mehrmals, versuchten es aber nach Inkubationsphase erneut --> es gelang mit<br />
zusammengesteckten Stöcken und gestapelten Kisten)<br />
1
Die Gestaltspsychologen folgern daraus, dass die Problemlösung zielorientiert ist und<br />
Gestaltscharakter hat ( = ganzheitlicher Charakter)<br />
D Denkpsychologie – Würzburger Schule S 43 – 52<br />
E Gestaltpsychologie S 52 - 65<br />
Tiefenpsychologie und Freudsche Psychoanalyse<br />
Adlersche Individualpsychologie und C.G. Jung<br />
Freudsche Psychoanalyse (beson<strong>der</strong>s genau)<br />
Und wissenschaftspsychologische Hintergründe des 19. Jh., die die Basis für die<br />
Psychoanalyseentstehung waren.<br />
Entstehung des Behaviorismus<br />
Vorgeschichte: In Russland (Pawlowscher Hund) => klassisches Konditionieren (Watson) =><br />
weiter modifiziert nach Skinner (operantes Konditionieren)<br />
Jean Piaget (im Vgl. zur Elementepsychologie und dem Behaviorismus) nur kurz, da es<br />
in <strong>der</strong> Entwicklungspsychologie genau kommt.<br />
Zeigt im Vergleich zu C und E neue Erklärungen des Verhaltens und <strong>der</strong> Entwicklung des<br />
Verhaltens. – Nur wenig, da eigenes Fach.<br />
Mo<strong>der</strong>ne Kognitionspsychologie<br />
1960er Jahre… unter dem Einfluss <strong>der</strong> Infoverarbeitung.<br />
…“vergleichsweise liberal gesehen Paradigma“<br />
2
Donnerstag, 12.10.06<br />
A Die Geschichte <strong>der</strong> Psychologie<br />
a) Psychologie im praeparadigmatischen Stadium<br />
(Physik und Chemie sind weiter!, die sind im paradigmatischen Stadium; lt. Kuhn sind sie<br />
die „strengeren Wissenschaften“)<br />
Bis in die 2. Hälfte des 20. JH kein einheitliches Paradigma, son<strong>der</strong>n verschiedene Theorien<br />
mit parallelen Verläufen.<br />
Nach dem 2. Weltkrieg kristallisierte sich langsam die deduktive Methode (Statistik,<br />
Nomothetik) als „allgemeine“ Meinung heraus. („kognitiver Wechsel“)<br />
Auch jetzt noch sind die Tiefenpsychologen an<strong>der</strong>er Auffassung. Deshalb spricht man vom<br />
praeparadigmatischen Stadium (sagt Kuhn; ist Psychologe und Sozialwissenschafter)=><br />
Chemie, Physik und Biologie sind strengere Wissenschaften.<br />
Kuhn: Definition wissenschaftliches Paradigma:<br />
1) Theorie als logisch deduktives System <strong>von</strong> Sätzen(die nicht <strong>von</strong> an<strong>der</strong>en<br />
Theorien abgeleitet werden können) dadurch sind<br />
2) „Werkzeuge“ für bestimmte Problemfragen (=viele! – Anwendungsmenge!)<br />
ge- bzw. erfunden werden (durch alte Theorie war keine Lösung<br />
möglich – (Bsp. Newton )<br />
3) Neue Anwendungsfel<strong>der</strong> werden durch die Theorie (neue Lösungstheorie)<br />
Aufgedeckt (Bsp. Einsteinsche Relativitätstheorie <strong>von</strong> <strong>der</strong> Beugung des<br />
Lichtes durch Gravitationsfel<strong>der</strong> – Sonne als Gravitationslinse beugt<br />
Lichtstrahlen – dies konnte bei einer Sonnenfinsternis bestätigt werden)<br />
4) Spezielle Experimentalmethoden (die <strong>von</strong> allen verwendet werden)<br />
Für die Theorie (in den letzten 120 Jahren bestand keine einheitlicher<br />
Methodenkanon; erst in den 80er Jahren des 20. JH kam es langsam zu<br />
einheitlicheren Methoden und Nomothetik setzte sich eher durch<br />
(allerdings hatten die Behavioristen und Gestaltspsychologen an<strong>der</strong>e<br />
Methoden) => es besteht ein Dissens über Methoden<br />
5) Anhängerschaft: bei <strong>der</strong> die meisten Wissenschaftler zu <strong>der</strong> neuen Theorie<br />
„überlaufen“ (Bsp. Alchimisten starben nach Lovoisier aus; Bsp. 2 heute<br />
vertreten fast alle die Quantentheorie, weniger die Newtonsche Theorie)<br />
6) (und auch bestimmte Hintergrundsphilosophie)<br />
7) (und auch ein bestimmtes Einverständnis)<br />
8) (und auch gewisse pragmatische Kontexte usw.)<br />
4) und 5) war in <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> Psychologie nie <strong>der</strong> Fall – zumindest nicht völlig. Es gibt<br />
immer rivalisierende Schulen, mit verschiedenen Theorien und Wissenschaftsfel<strong>der</strong>n und<br />
auch differierendem Methodenkanon.<br />
Dissens = Meinungsverschiedenheit; (Gegenteil <strong>von</strong> Konsens)<br />
Paradigma = Denkmuster, das das wissenschaftliche Weltbild einer Zeit prägt („Muster“)<br />
Nomothetisch = (wissenschaftliche Aussagen) auf die Aufstellung <strong>von</strong> Gesetzen, auf die<br />
Auffindung <strong>von</strong> Gesetzmäßigkeiten zielend<br />
Deduktiv = das Beson<strong>der</strong>e, den Einzelfall aus dem Allgemeinen ableiten.<br />
3
Beispiel:<br />
Behavioristen<br />
Keine Introspektion<br />
Mentale/Kognitionsphänomene werden<br />
ausgeschlossen<br />
Denk- und Gestaltspsychologen<br />
Verfeinerte Introspektion ist in Ordnung<br />
Bewusstsein und Introspektion sind wichtige<br />
Infoquellen<br />
Watson (radikaler Behaviorist): „ Es gibt kein Denken“ Bewusstsein ist eine facon de parlir<br />
(„Rede“), es gibt kein mentales Bewusstes.<br />
Denken ist „microlaryngeale Kehlkopfbewegungen“, und das ist konditionierbar, also auch<br />
nur eine Reaktion.<br />
Skinner: mentale, bewusste Phänomene:- Emotionen sind zwar vorhanden aber<br />
wissenschaftlich nicht beobachtbar und daher nur „private Epi-Phänomene“. – für die<br />
wissenschaftliche Forschung irrelevant.<br />
Die Behavioristen erlaubten nur messbares als objektiv – jede innere Wahrnehmung<br />
(Bewusstsein, Introspektion) wurden abgelehnt.<br />
Laut Thomas S. Kuhn (1972, 73 und 1962) ist Punkt 1 die „Neuerfindung“ einer neuen<br />
Theorie (ähnliche Sätze/Ausdrücke in alten Wissenschaftstheorien haben zumindest nicht die<br />
gleiche Bedeutung) als quasi irrationales Element. (da sie nicht ableitbar ist, ist sie als neue<br />
Hypothese eine freie Kreation)<br />
Sir Carl Popper (Kuhns Lehrer) meinte – in gleicher Denkweise – Theorien sind kühne<br />
Vermutungen (nicht <strong>von</strong> Kuhn hihi!), die wir scharfen Überlegungsversuchen unterziehen<br />
sollten. (quasi neue „freie Schöpfungen“, apriorische Annahmen, die getestet werden müssen)<br />
Theo Herrmann (1979): Psychologie als Problem, Stuttgart.<br />
Nimmt im Buch Stellung zur Frage Paradigmen in <strong>der</strong> Psychologie.<br />
- Psychologie ist ein (loses) Netzwerk <strong>von</strong> Forschungs-Programmen<br />
- Theorien beeinfluss sich, spalten sich auf , rivalisieren<br />
- keine generellen Sichtweisen<br />
- keine generelle Einigkeit was behandelt werden soll<br />
- kaum gemeinsame Invariation<br />
Bsp.: Psychoanalyse:<br />
Freud (Freudianer, Sex-Entwicklung)<br />
Adler (Individualpsychologie)<br />
Jung (Wille zur Macht, Sex ist auch Variante des Machtstrebens/ Archetypen, unbewusste<br />
Muster <strong>der</strong> gesamten Menschheit; Sex ist nicht zentral, - Jung relativiert hier) –<br />
analytische Psychologie<br />
Gerade die Tiefenpsychologen sprechen gerne <strong>von</strong> Irrlehren, - Abspaltungen siehe oben<br />
(Adler…)<br />
Russische Reflexologie (Pawlow 1910). Behaviorismus entwickelt sich. (1903 Nobelpreis für<br />
Reflexologie für Pawlow; seine Schüler wan<strong>der</strong>ten in die USA aus, Watson und B.F. Skinnergründeten<br />
Behavioristen.<br />
Kognitionspsychologie: Black box; was passiert zwischen Beobachtetem und Verhalten Gibt<br />
es maps (Strukturen), Zielkonzepte,… die das Verhalten steuern – Abspaltung <strong>von</strong> den<br />
4
Behavioristen. Die in die USA ausgewan<strong>der</strong>ten (NS-Regime!) Gestaltspsychologen brachten<br />
einige Behavioristen dazu theoretische Annahmen einzuführen, was zwischen beobachteten<br />
Reizen und den zu beobachtenden Reaktionen erfolgt – in <strong>der</strong> sogenannten Black box.<br />
Die Gegenstände <strong>der</strong> Psychologie sind sehr heterogen, es gibt viele differente<br />
Lösungsvarianten, d.h. viele Theoriemodelle und keine Einigung unter den Psychologen, was<br />
als wissenschaftlich relevant gelten dar, viele Methoden….<br />
Zu 4) Auch heute besteht noch eine Rivalität zwischen Hermeneutikern und Nomothetikern<br />
(Schrift <strong>von</strong> Aristoteles – peri hermeneia – über das Auslegen)<br />
Hermeneutik<br />
(neu: Qualitative Methode)<br />
…verstehend, Textanalyse<br />
Methode <strong>der</strong> Tiefenpsychologie<br />
Bewusstsein ist intentionaler Akt;<br />
Handlung, Motivation, Denkgebilde sind<br />
durch Nachvollziehen erklärbar<br />
---> Der EINZELNE<br />
GEISTESWISSENSCHAFTLICH<br />
orientiert, „biographisches“ Verstehen<br />
Keine allgemeine Gesetzmäßigkeiten --><br />
keine quantitative Erfassung möglich<br />
Frankfurter Schule:<br />
Jürgen Habermaas (Hermeneutiker)<br />
Alfred Lorenzer (Psychoanalytiker)<br />
Nomothetik<br />
(neu: Quantitative Methode)<br />
(hat sich ab <strong>der</strong> 2. Hälfte des 20. JH langsam<br />
durchgesetzt)<br />
…deduktiv<br />
Methode <strong>der</strong> Statistik<br />
Verhaltenserklärung durch allgemeine o<strong>der</strong><br />
statistisch gültige Gesetzeshypothesen =><br />
Verstehen<br />
NATURWISSENSCHAFTLICH orientiert<br />
Suchen nach allgemeinen Gesetzen --><br />
Verhaltenserklärung; Prüfung durch<br />
statistische Methoden – Bestätigung o<strong>der</strong><br />
Wi<strong>der</strong>legung <strong>der</strong> Hypothese (Sir Carl<br />
Popper)<br />
Sir Carl Popper: Psychoanalyse ist keine<br />
Wissenschaft; die Hypothesen sind vage, es<br />
können keine Gegenbeispiele angeführt<br />
werden => Pseudowissenschaft (siehe auch<br />
empirische Methoden Do 12.10.06)<br />
Sigmund Freud hat vor <strong>der</strong> Psychoanalyse mehr als 20 neurophysiologische Publikationen<br />
gemacht.<br />
Th. Kuhn: Vorurteil „Wissenschaften“ müssen so aufgebaut sein, wie Physik – dabei reagiert<br />
er ähnlich wie Kant, <strong>der</strong> auch nur eine Wissenschaft als ok ansah – Kuhn die Physik und Kant<br />
die Newtonsche Theorie.<br />
Hermeneutik: = gr. Hermeneia = Auslegung, Interpretation. (bei Texten: geht’s v.a. um<br />
verstehendes Nachvollziehen; (urspr. auf göttliche Offenbarung angewandt) Pythia am 3Fuß:<br />
brachte psy. Eruptionen heraus – Priester interpretierte;)<br />
- wissenschaftliches Verfahren <strong>der</strong> Auslegung und Erklärung <strong>von</strong> Texten, Kunstwerken und<br />
5
Musikstücken<br />
- metaphysische Methode des Verstehens menschlichen Daseins (Existenzphilosophie)<br />
Donnerstag, 19.10.06<br />
b) Die Geschichte <strong>der</strong> Psychologie als Problemgeschichte<br />
(ist etwas liberaler als a)<br />
Sir Carl Popper (1972 Vortrag):<br />
1. These „Natur- und Sozialwissenschaften gehen immer <strong>von</strong> Problemen aus“.<br />
Wir verwenden Theorien und Hypothesen. Dabei erwarten wir, dass die Ereignisse sich so<br />
verhalten (induktiv) wie wir es gewohnt sind.<br />
(Bsp. Bertrand Russel (Mathematiker und Philosoph): Huhn, wird immer um 8 Uhr gefüttert,<br />
erwartet sich daher auch um 8.00 gefüttert zu werden. Wenn dann nach einiger Zeit um 8 Uhr<br />
<strong>der</strong> Bauer mit <strong>der</strong> Axt kommt….)<br />
Besseres Bsp. – rr --> Konrad Lorenz: Gans Martina () - …)<br />
Wenn etwas nicht <strong>der</strong> gewohnten Erfahrung entspricht, erregt es unsere Verwun<strong>der</strong>ung, wir<br />
müssen uns folgende Fragen stellen:<br />
- Sind die Daten falsch<br />
- Ist die Theorie falsch<br />
In <strong>der</strong> Wissenschaft wird so etwas als Anlass genommen zu forschen. (Im wirklichen Leben<br />
ist es eher so, dass wir Gegenbeispiele ignorieren/ meiden)<br />
Wissenschaft:<br />
1) Welcher Art sind die Tatsachen an denen die Erwartungen gescheitert sind<br />
2) Wie erklären wir uns die Tatsache<br />
3) Wie finden wir neue Hypothesen die altes und neues Scheitern. (Wie neue Hypothese<br />
finden und welche Zusammenhänge postulieren diese Fragen)<br />
Popper:<br />
Zur Lösung eines Problems werden mehrere neue Probiersysteme (Versuch- und<br />
Irrtumsbeseitigung) benötigt.<br />
Ausflug zu Eduard Lee Thorndike:<br />
Thorndikes Problemkäfig: 1 Katze wird in einen Käfig gesperrt – vor ihr, außerhalb des<br />
Käfigs steht Futter. Die Katze kann die Stäbe nicht auseinan<strong>der</strong>zwängen und das Drücken auf<br />
den Hebel – <strong>der</strong> lei<strong>der</strong> nur eine Attrappe ist – hilft nichts, sie kommt nicht zum Futter.<br />
Thorndike meinte „Katzen werden ratlos“ und tappen einfach herum<br />
(=Übersprungshandlung; = problem unrelevante Handlungen). Beim Herumtappen steigt die<br />
Katze zufällig auf ein Trittbrett, das die Türe des Käfigs öffnet – sie kann zum Futter.<br />
Bei weiteren späteren Versuchen findet die Katze rasch das Trittbrett und steigt „bewusst“<br />
drauf. (Versuch und Irrtum; Trial & error; bzw. lt. E. L. Thorndike – law of effekt; Gesetz des<br />
Effekts)<br />
6
2. These Wir erzeugen mehrere Lösungsversuche (=konkurrierende Alternativen<br />
--> Versuch und Irrtum (Popper hat auch Philosophie studiert und wird Thorndikes<br />
Versuch sicher gekannt haben – möglicherweise „abgekupfert“)<br />
3. These: Die Mehrzahl <strong>der</strong> Hypothesen scheitert am Problem selbst o<strong>der</strong> an neuen<br />
Problemen (Elimination)<br />
Man spricht bei den 3 Thesen <strong>von</strong> Poppers 3-Stufen-Modell.<br />
Blick in die Psychologie:<br />
Bsp.: Lernpsychologie<br />
Wie entwickelt sich unser Lernen<br />
1) alte Theorie: Wir erwerben Kenntnisse auf <strong>der</strong> Basis <strong>von</strong> „Vorbedingungen“ --><br />
Kritik.<br />
„Eingeborenen Ideen“ – lt. einigen Philosophen haben wir apriorische<br />
Einsichten in das Wesen <strong>der</strong> Dinge – <strong>von</strong> Platon initiiert. Descartes (Axiome<br />
<strong>der</strong> Mathematik sind eingeborene Idee, <strong>von</strong> Gott). Kant: Wir können<br />
synthetische Urteile a priori fällen „Kritik <strong>der</strong> reinen Vernunft“- lt. Kant ist die<br />
Newtonsche Physik nur so zu verstehen.<br />
ABER: Dann müsste je<strong>der</strong> (auch geistig Behin<strong>der</strong>te o<strong>der</strong> Säuglinge die gleiche<br />
Intelligenz wie ein Erwachsener haben--> Das ist nicht so – also stellt sich die<br />
Frage wie kann Lernen erklärt werden.<br />
2) Neue Lösungsversuche<br />
a) Assoziationstheorie (bereits bei Aristoteles und David Hume – dann bei den<br />
Behavioristen)<br />
Lernen ist Assoziation <strong>von</strong> ‚Ereignissen, die in Raum und Zeit nahe sind o<strong>der</strong><br />
sich ähnlich sind und /o<strong>der</strong> im Gegensatz stehen (Prinzip des Kontrastes).<br />
Gelernt wird an den erfolgreichen, zielführenden Verhaltensweisen, die das<br />
Bedürfnis befriedigen. (Lernen am Erfolg)<br />
Es ist immer an ein Bedürfnis gekoppelt. (siehe Thorndikes Problemkäfig: Die<br />
Katze würde nicht suchen nach Lösung wie sie aus dem Käfig kommt, wenn<br />
sie kein Bedürfnis – d.h. kein Problem hätte; sie würde sich hinlegen und<br />
schlafen.)<br />
b) Präformierte Strukturen und Reifung (Gestaltspsychologen)<br />
Vgl. auch Kant.<br />
Aber die Gestaltspsychologen nehmen an, dass die Strukturen einen inneren<br />
Reifungsprozess durchlaufen, daher können Kin<strong>der</strong> nicht die gleichen<br />
Probleme wie Erwachsene lösen.<br />
Dieser Ansatz ist auch nicht neu: Schon Alfred Leibniz meinte es gäbe<br />
unbewusste eingeborene Ideen, die durch Reifung Lernen ermöglichen.<br />
(=unabhängig entwickelte Idee)<br />
c) Genesis interner Strukturen<br />
Durch aktive Interaktion des Organismus mit <strong>der</strong> Umwelt (Jean Piaget =><br />
genetische Epistemologie, diese wird heute noch diskutiert)<br />
Theorie: Es gibt<br />
7
1) eine minimale biologische Ausstattung (=minimales A priori - das sind die<br />
Reflexe) und das ZNS<br />
2) dieses ist plastisch und kann durch Interaktion in <strong>der</strong> Gruppe– wie Piaget sagt<br />
Akkommodieren (sich anpassen) und<br />
3) mit <strong>der</strong> Umwelt interagieren => Intelligente Leistungsfähigkeit entwickelt sich.<br />
(Ähnliches gibt’s auch bei Motivation, Emotion, Persönlichkeitspsychologie…)<br />
Piagets Theorie wurde erst durch die Kognitionspsychologie (60er und 70er Jahre)<br />
etwas relativiert aber nicht ausgehebelt.<br />
Piagets Theorie ist ähnlich <strong>der</strong> Popperschen, wurde aber unabhängig entwickelt.<br />
Eliminationsversuche durch entscheidende Experimente (experimenta cruzis =<br />
Entscheidungsexperimente (ja o<strong>der</strong> nein) = Kreuzexperimente)<br />
Eine erfolgreiche Theorie öffnet auch neue Anwendungsgebiete und natürlich auch neue<br />
Probleme und öffnet Problemgebiete (dies nennt Popper den logischen Gehalt – „eine Menge<br />
<strong>von</strong> Folgerungen für bestimmte Anwendungsbereiche)<br />
Im Gegensatz dazu steht <strong>der</strong> empirische Gehalt, das ist die Menge <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>legungsmöglichkeiten.<br />
Es soll dabei klar erkennbar sein, was möglicherweise als Gegenbeispiel<br />
herangezogen werden kann.<br />
(Wenn Hypothese A korrekt ist dann passiert a) b) c)…. Es folgen Experimente die versuchen<br />
die Annahmen nachzuweisen – Falsifikationsversuche – bestimmte Annahmen in <strong>der</strong> Theorie<br />
müssen falsch sein.<br />
Bsp.: Brechung des Lichtes durch Gravitation – Annahme <strong>von</strong> Newton, die bei<br />
Sonnenfinsternis belegt wurde. (Grundlage war Einsteins Theorie, dass Licht<br />
Gravitationsfel<strong>der</strong> passiert und dabei abgelenkt wird.)<br />
Popper: Wir lernen durch Falsifikation! Er erweitert sein 3-Stufen-Modell um 1 Stufe:<br />
4. Theorie: Neue Probleme sind neue Ausgangslagen für neue Problemlösungstheorien usw.<br />
usw.<br />
Bezug zur Psychologie:<br />
Die klassische Lerntheorie behauptet: “Jedes konditionierende Verhalten erlischt mit <strong>der</strong> Zeit,<br />
wenn es nicht in bestimmten Zeitintervallen verstärkt wird.“<br />
Dies würde bedeuten, dass z.B. eine neurotische Störung mit <strong>der</strong> Zeit verschwindet, wenn <strong>der</strong><br />
Angst auslösende Reiz nicht mehr auftritt. Dies ist natürlich nicht <strong>der</strong> Fall! Die neurotische<br />
Störung nimmt an Häufigkeit und Intensität zu - auch ohne Ursprungsreizwie<strong>der</strong>holung.<br />
Kritik: Durch die bekannte Klinik und durch das Experiment Napalkovs (Ungar) und neue<br />
Probleme durch Darstellung <strong>von</strong> Napalkovs Experimente und Hans Jürgen Eysenck – neuer<br />
Lösungsvorschlag.<br />
Experiment <strong>von</strong> Napalkov:<br />
Hund – Platzpatrone wird hinter dem Ohr abgeschossen – daraufhin steigt <strong>der</strong> RR massiv.<br />
Nach mehrmaligem, wie<strong>der</strong>holten Abfeuern <strong>von</strong> Platzpatronen wird die RR-Steigerung<br />
immer geringer.<br />
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Bei einem an<strong>der</strong>en Hund wird nach einmaligem Abfeuern einer Platzpatrone wird mit einem<br />
Fe<strong>der</strong>kiel über den Kopf des Hundes gestrichen. Danach wird keine Platzpatrone mehr<br />
abgefeuert, aber immer wie<strong>der</strong> in Abständen mit dem Fe<strong>der</strong>kiel über den Kopf des Hundes<br />
gestrichen. Es kommt zu fortschreiten<strong>der</strong> Blutdruck (= RR)-Steigerung. Nach 25<br />
Fe<strong>der</strong>strichen ist <strong>der</strong> RR ums 5fache gestiegen. – Die RR-Steigerung durch Fe<strong>der</strong>strich war<br />
auch nicht zu löschen!<br />
(<strong>der</strong> Hund hat „frei assoziiert“ – Strich = Schuss)<br />
Nach dem klassischen Konditionieren müsste auch hier eine Gewöhnung passieren und <strong>der</strong><br />
RR würde sich dadurch wie<strong>der</strong> normalisieren. => Neues Problem - wi<strong>der</strong>legt bzw. Schränkt<br />
Behavioristen ein.<br />
Was ist bei Napalkovs Experiment an<strong>der</strong>s als bei Pawlow<br />
Es ist zu differenzieren, zwischen konditionierenden Stimuli die Triebe auslösen und solchen,<br />
die keine Triebe auslösen.<br />
Nach Hans Jürgen Eysenck verstärken konditionierenden Stimuli die einen Trieb auslösen die<br />
Reaktion. Der Trieb (z.B. Furcht) fungiert intern als „Verstärker“<br />
DD zu Pawlow: auch mit vollem Magen „wässriger Mund“ bei gutem Geruch.<br />
Do. 9.11.06<br />
Triebgesteuerte Reiz-Reaktions-Systeme brauchen keinen extern angebotenen Verstärker<br />
(keinen Schuss) mehr.<br />
Konsequenzen:<br />
1) es ist zwischen internen und externen Verstärkern zu differenzieren.<br />
2) Die klassische Lerntheorie wird damit in ihrer Gültigkeit eingeschränkt, da sie nur für<br />
externe Verstärkersysteme gilt.<br />
=> ist also eine Ergänzung zur Lerntheorie.<br />
Experiment nachschlagen –ist nicht ganz klar.<br />
Poppers 4 Stufen Modell<br />
a) … ist ein wissenschaftslogisches Modell.<br />
Auch in <strong>der</strong> Psychologie gibt es serielle (o<strong>der</strong> sequentielle) und parallele Lösungsversuche,<br />
kritische Diskussionen und experimentelle Prüfungen (d.h. Bestätigungen o<strong>der</strong><br />
Falsifikationen). Bei Falsifikationen entstehen neue Probleme; (bei Napalkovs Experiment hat<br />
Eysenck die Triebe als Ursache postuliert)<br />
Die meisten neuen Probleme werden durch die Kritik <strong>von</strong> „alten“ Theorien gefunden.<br />
9
Poppersches Modell:<br />
T 1, 2, 3, n… sind konkurrierende Theorien.<br />
Es entsteht ein Kreislauf aus Problemen und Theorien, die sie zu lösen versuchen und neuen<br />
Problemen, <strong>der</strong>en Lösung mit neuen Theorien gesucht wird, usw. usf.<br />
b) … ist ein wissenschaftstheoretisches Modell<br />
Die Rolle <strong>der</strong> kontextuellen Probleme wurde <strong>von</strong> Popper „ignoriert“, er wollte eine innere<br />
LOGIK <strong>der</strong> Forschung erkennen (Praxis und Pragmatik waren für ihn untergeordnet).<br />
Kontextuelle Probleme sind aber sehr wohl problemrelevante Faktoren:<br />
1) Hintergrund-Kontexte:<br />
Bsp.1: John Locke und David Hume: britischer Empirismus. Phänomene bestehen aus<br />
Sinneseindrücken o<strong>der</strong> ideas; diese Idee und Vorstellung werden miteinan<strong>der</strong> assoziiert.<br />
Behaviorismus hat diese empiristische Denkhintergrund übernommen.<br />
Bsp. 2: Chemiemetapher: Strukturalismus, Wundt. Psychologie müsse etwas Analoges zur<br />
Wissenschaft <strong>der</strong> Chemie sein.<br />
Wir müssen die Elemente <strong>der</strong> psychologischen Ereignisse finden und die Art und Stärke <strong>der</strong><br />
Verbindungen miteinan<strong>der</strong>…. usw.<br />
We<strong>der</strong> Empirismusphilosophie noch Chemiemetapher haben bemerkt dass Emotionen ,<br />
Denken, Motivationen, Wahrnehmung und Problemlösung ZIELORIENTIERT ist. – für<br />
Behavioristen war alles zweckfrei und nichts zielorientiert. Ebenso beim Strukturalismus.<br />
2) Pragmatische Einstellungen:<br />
Man hält bestimmte Probleme für Scheinphänomene.<br />
Bsp.1: Der Behaviorismus spricht vom mentalen Phänomen und ignoriert das Nicht-sichtbare;<br />
(Denken sind „mikrolaryngale Bewegungen)<br />
(J. B. Watson meinte dazu „Denken ist in den Kehlkopf gerutscht – bei den klassischen<br />
Behavioristen“)<br />
B. F. Skinner (geb. Datum / Todesdatum): Mentale Phänomene, unser bewusstes Erleben ist<br />
irrelevant und daher kein Gegenstand <strong>der</strong> Psychologie. Da sie als bloße private, subjektive<br />
Begleitphänomene zum Verhalten ablaufen, und Verhalten nicht erklären sind sie nicht für die<br />
wissenschaftliche Forschung relevant.<br />
Und: die mentalen Phänomene sind nicht wissenschaftsfähig, da sie privat sind und nur<br />
maximal über die Introspektion (die aber auch nur ungewissen Inhalt hat, und nicht<br />
intersubjektiv prüfbar ist) dokumentierbar sind. Da es keine an<strong>der</strong>e Methoden gibt sie zu<br />
überprüfen – „weg damit!“<br />
Die Folge war die Ignorierung dieser Gebiete im Behaviorismus.<br />
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Bsp. 2: Man stellte auch Gebiete beiseite, weil man keine Techniken zur Überprüfung hatte;<br />
man hatte zwar Ideen dazu, aber weil man sie nicht experimentell testen konnte wurden sie<br />
vorläufig aus <strong>der</strong> wissenschaftlichen Psychologie ausgeklammert – Bsp. Wundt.<br />
Bsp. 3: Sparsamkeitsprinzip.<br />
Skinner: “Stelle keine komplizierten Theorien auf, mache keine Spekulationen, das kostet viel<br />
Zeit und Geld und die Wahrscheinlichkeit, dass die Theorie falsch ist, ist hoch.<br />
Bilde einfache, testbare Hypothesen, die durch Experiment und Beobachtung testbar sind.<br />
Dies impliziert, dass es keine Spekulationen über Black Box, …gibt, die interne Verarbeitung<br />
wird ausgeklammert und die Psychologie massiv eingeschränkt!<br />
3) außerwissenschaftliche Kontexte:<br />
(externe, kontextuelle Faktoren, die zu neuen Problemen führen)<br />
Bsp.1: Wohn und Arbeitsbedingungen in Industriegesellschaften erzeugen ganz bestimmte<br />
soziale NEUE Probleme, die es in Nichtindustriegebieten nicht gibt. --> neue Zweige <strong>der</strong><br />
Psychologie entstanden – z.B. Sozialpsychologie.<br />
Bsp. 2: Neue Arbeitsbedingungen erzeugen neue psychologische Tatsachen, neue Aspekte <strong>der</strong><br />
Psychologie. Die Industrialisierung brachte Wirtschafts-, Organisations- und<br />
Arbeitspsychologie und neue Fel<strong>der</strong> <strong>der</strong> klinischen Psychologie z.B. Stessforschung, Burnoutund<br />
Mobbingforschung bzw. – betreuung.<br />
c) Die Geschichte <strong>der</strong> Psychologie als Systemgeschichte<br />
Wissenschaftliche Lösungsversuche werden in Systemen <strong>von</strong> (Aussage-)Sätzen formuliert.<br />
Diese beschreibt Beobachtungstatsachen, ein Teil erklärt die Tatsache (=gibt Antworten auf<br />
Fragen allgemeiner Art zwischen bestimmten Zusammenhängen)<br />
Ziel: Wissenschaftliche Satzsynthese ist die Erklärung <strong>von</strong> Tatsachen.<br />
Erklärung<br />
1) allgemeine (Gesetztes-)Hypothesen<br />
2) Sätze die die Tatsachen beschreiben<br />
3) Sätze die Tatsachen und Strukturen beschreiben leiten logisch <strong>von</strong> Tatsachen und Sätzen<br />
aus allgemeinen Hypothesen ab.<br />
Bsp.: Paranoia – psychoanalytische Erklärung : unbewusste homosexuelle Wünsche lt. Freud,<br />
die auf an<strong>der</strong>e projiziert werden. Diese allgemeine Hypothese sollte alle Paranoiaformen<br />
erklären. = Einschränkende Bedingung.<br />
=> Der Mensch ist zu bestimmten Zeitpunkten paranoid => er hat unbewusste homosexuelle<br />
Wünsche, die er auf an<strong>der</strong>e projiziert.<br />
Satz 1 muss „Gesetz“ sein.<br />
Wenn Satz 1 Gesetz ist, ist <strong>der</strong> Satz 2 und 3 gültig.<br />
Satz 1-3 sind deduktiv; -- Modus ponensis.<br />
Bei <strong>der</strong> Freudschen Theorie <strong>der</strong> Projektion – ist <strong>der</strong> Satz 1 kein Gesetz – und daher man es<br />
nur als Erklärungsskizze bezeichnen.<br />
11
1. Satz<br />
Wenn P dann<br />
Wenn Paranoia<br />
=> Q<br />
Dann unbewusste homosexuelle<br />
Wünsche, die auf an<strong>der</strong>e projiziert<br />
werden<br />
GESETZ<br />
2. Satz Einschränkende<br />
Bedingungen = Anwendung<br />
auf Mensch o<strong>der</strong> Gruppe<br />
Person x ist zu diesem und<br />
jenem Zeitpunkt paranoid<br />
….<br />
3. Satz Daher Person x = Q<br />
(hat unbewusste homosexuelle<br />
Wünsche, die auf an<strong>der</strong>e projiziert<br />
werden)<br />
Der Psychoanalytiker würde versuchen über „Couch“ und Frage nach Träumen mit<br />
homosexuellem Inhalt, o<strong>der</strong> Träumen <strong>von</strong> Menschen die die Träumer verfolgen und auf sie<br />
sexuelle Ambitionen hätten.<br />
Für den Psychoanalytiker wäre damit Satz Q erklärt bzw. bestätigt.<br />
Satz 1 formuliert angenommene gesetzmäßige Beziehung zw. Paranoia-Symptome und<br />
unbewusste homosexuelle Tendenzen. (allgemeine Gehaltvolle Aussage)<br />
Satz 2 formuliert Randbedingungen d.h. die einschränkende Bewertung (Mensch = Klasse <strong>der</strong><br />
Paranoiden)<br />
Satz 3 gibt die abgeleitete Erklärung wieso die Person homosexuell ist.<br />
Das Beispiel ist zwar „veraltet“, bzw. überholt, erklärt aber deduktiven Zusammenhang und<br />
das klassische Satz-System.<br />
(Freud selbst hat 2 paranoide Lesben in Betreuung gehabt, die also keine unbewusste<br />
homosexuellen Wünsche haben konnten – er hat diese Tatsache aber nicht weiter verfolgt.)<br />
Freuds Projektionstheorie war ein Problemlösungsversuch, er wusste nicht wie Paranoia<br />
zustande kommt.<br />
Ziele: wissen wie, kausale Faktoren des Zustandekommens zu finden.<br />
Zwischen Ist- und Zielzustand stehen Barrieren (lt. Dietrich Dörner). Diese Barrieren sind<br />
„Nicht-Wissenszustände“. Diese werden überwunden durch Hypothesenproduktion (nach<br />
Poppers Modell), wenn eine Hypothese gefunden wird, die das jeweilige Problem lösen kann<br />
ist <strong>der</strong> Zielzustand erreicht.<br />
In <strong>der</strong> Tiefenpsychologie haben sich zu wenige darum gekümmert, dass ihre Sätze auch<br />
wi<strong>der</strong>legt werden können. (fehlende Wi<strong>der</strong>legungsmöglichkeit)<br />
Die Hypothesen <strong>der</strong> Tiefenpsychologie sind oft unklar, <strong>der</strong> empirische Gehalt geht nicht<br />
daraus hervor und sie verwenden Immunisierungsstrategien.<br />
Immunisierungsstrategie: Bsp.: Knaben (4,5 – 5,5 a) in <strong>der</strong> ödipalen Phase hätten sexuelle<br />
Wünsche in Bezug auf ihre Mutter. Findet man Buben, die die Mutter nicht begehren dann<br />
sind das eigentlich wi<strong>der</strong>legende Beispiele. Die Psychoanalyse macht Schutzhypothese (=<br />
Ad-hoc-Hypothese): diese Kin<strong>der</strong> wehren ihre libidinösen Wünsche ab (sie verdrängen) =><br />
Abwehrmechanismus gegen die weiter vorhandenen verdrängten Wünsche. Je garstiger das<br />
Benehmen <strong>der</strong> Knaben desto stärker ist das Begehren.<br />
12
An<strong>der</strong>e Strömungen haben aber auch Immunisierungsstrategie. Eysencks Idee mit den<br />
Trieben beim Napalkov Experiment ist auch als solche zu sehen, sie dient dem Schutz <strong>der</strong><br />
behavioristischen Theorie.<br />
Die Immunisiserungshypothese muss logisch unabhängig <strong>von</strong> <strong>der</strong> Haupthypothese getestet<br />
werden, sonst ist es unwissenschaftlich.<br />
Paul Weingartner – und Wissenschaftstheorem / theorien(1978)<br />
Alle 4 Systeme haben bestimmte Gegenstandsbereiche um bestimmte Probleme zu lösen. Alle<br />
Theorieversuche Probleme zu lösen suchen nach Zusammenhängen zwischen Tatsachen und<br />
Tatsachenbereichen.<br />
Psychologiegeschichte = Systemgeschichte.<br />
Merkmalsbedingungen für wissenschaftliche Satz-Systeme (nach Weingartner):<br />
1) allgemeine, gehaltsvolle Aussage<br />
Satzsystem beinhaltet auf bestimmten Bereich bezogen gehaltvolle allgemeine<br />
Aussagen.<br />
(Satzsysteme: Theorie = System <strong>von</strong> Hypothesen und Gesetze.)<br />
a) logischer Gehalt: da<strong>von</strong> können nicht an<strong>der</strong>e Sätze logisch abgeleitet werden.<br />
b) Empirischer Gehalt: aus <strong>der</strong> Hypothese muss logisch ersichtlich sein, was genau zu<br />
falsifizieren wäre, also wo <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>spruchsgehalt ist.<br />
a) und b) …aus dem kritischen Realismus => Poppersche Tradition (den mag Prof.<br />
Landolt!)<br />
2) Sätze <strong>von</strong> eingeschränkter Allgemeinheit<br />
Bezogen auf 1 Teil des Gegenstandsbereichs. – Bsp.: behavioristische Lerntheorie:<br />
Spracherwerb als Teilgebiet <strong>der</strong> klassischen o<strong>der</strong> operanten Konditionierung<br />
3) Basis-Sätze<br />
Systeme enthält wi<strong>der</strong>spruchsfreie Existenzsätze mit Raum- und Zeitangaben<br />
(=Tatsachen, Basissätze, beinhalten singuläre Tatsachen)<br />
4) Enthält Sätze, die als einschränkende Bedingungen fungieren (Bsp. Satz 2))<br />
5) Sätze bzw. Teile <strong>von</strong> Sätzen bilden deduktiven Zusammenhang o<strong>der</strong> deduktives<br />
System (natürlich nicht alle Sätze – z.B. Axiome nicht)<br />
6) Bewährende Sätze machen 3) wahr.- für allgemeine Sätze (für Hypothesen und<br />
Gesetze)<br />
7) Kritisierende Sätze müssen zugelassen sein, die die allgemeinen Sätze kritisieren<br />
können.<br />
Sätze die als wahr akzeptiert werden, aber diese falsifizieren können.<br />
Kritik nach Modus tollens (=Aussagelogik). Abgrenzungskriterien nach Popper; wenn<br />
7) unterlaufen wird, ist es kein wissenschaftliches Satzsystem son<strong>der</strong>n ein<br />
pseudowissenschaftliches. (Zum 3 Stufensatz . wenn <strong>der</strong> 2. Satz negiert werden muss,<br />
dann ist die Hypothese falsifiziert)<br />
Tiefenpsychologie hat 7) nicht sagen <strong>der</strong>en Kritiker (Popper, Mario Bunge, Hans<br />
Jürgen Möller; Eysenck) und ist daher pseudowissenschaftlich. Allerdings gilt dies<br />
nicht für alle Sätze <strong>der</strong> Psychoanalyse, manche Sätze <strong>der</strong> Psychoanalyse sind also<br />
doch wissenschaftlich.<br />
13
B Emanzipation <strong>der</strong> Psychologie aus <strong>der</strong> Philosophie<br />
Bis Mitte des 19. JH war die Psychologie ein Teilgebiet <strong>der</strong> Philosophie (-> nicht<br />
eigenständig)<br />
Gegenstand <strong>der</strong> philosophischen Psychologie war<br />
• die SEELE und ihre Eigenschaften und ihre Tätigkeiten (Motivation, Emotion,<br />
Denken, Wahrnehmen, Erkennen)<br />
• die Seele als Akteurin <strong>der</strong> Tätigkeiten<br />
Die Seele wurde in verschiedenen philosophischen Richtungen unterschiedlich konzipiert.<br />
• Materielles System:<br />
a) Atomismus Epikurs (Griechenland 4. JH) und Demokrits (5. JH v. Chr. – nach<br />
Demokrit gibt’s 2 Arten <strong>von</strong> Atomen: Jene die den Körper bilden indem sie sich<br />
ineinan<strong>der</strong> haken d.h. <strong>der</strong> Leib ist ein Atomgitter; und jene die als kleine<br />
Kügelchen, als Seelenatome durch das Körpergitter rieseln) und<br />
b) Römische Philosophen: Lukretius und die Stoiker.<br />
• Als Form, Struktur und Funktion des Leibes: Aristoteles ist <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Sicht vom<br />
genetischen Programm am nächsten.<br />
Seele kann nach Aristoteles nicht ohne Leib leben und ist sterblich.<br />
(hier wurde er „wissentlich!“ missinterpretiert: Die Seele ist sterblich, <strong>der</strong><br />
Geist (aus seiner Sicht <strong>von</strong> außen kommend, und unsterblich)<br />
12. – 13. JH: Ibn Rost: interpretiert Aristoteles Worte: „Geist ist das <strong>von</strong> uns<br />
Gelernte, die Theorien…<br />
• Als nicht-materielle Substanz :<br />
Seele und Leib sind unteilbar und unzerstörbar und daher unsterblich.<br />
Leib-Seele-Dualismus: Die meisten <strong>von</strong> uns haben es so kennen gelernt. Das<br />
Christentum des 13. JH hat Aristoteles uminterpretiert und gesagt: Die Seele ist<br />
unsterblich und nicht materiell. (Thomas <strong>von</strong> Aquin und Albertus Magnus)<br />
Fortgesetzt wurde diese Tradition <strong>von</strong> Descartes. Er meinte es beweisen zu<br />
können. (E. des 17. JH) RES COGITANS (denkendes Ding) ≠ Körper.<br />
Die Interaktion erfolgt über die Zirbeldrüse, wie ist lich.<br />
Der Dualismus christlicher und descartianischer Prägung hat großes Problem<br />
mit <strong>der</strong> Trennung <strong>von</strong> Leib und Seele.<br />
(David Hume (1711 – 1776): ist hier an<strong>der</strong>er Ansicht.- siehe weiter unten)<br />
Aufgaben <strong>der</strong> philosophischen Psychologie:<br />
Eigenschaften und Tätigkeiten <strong>der</strong> Seele beschreiben und klassifizieren, sowie die Tätigkeiten<br />
zu „erklären“. Auch die Frage „Was ist die Natur <strong>der</strong> Seele“ beschäftigte!<br />
Methode <strong>der</strong> philosophischen Psychologie<br />
Introspektion und Beobachtung des Handelns.<br />
Die Introspektion (und Retrospektion) war subjektiv., d.h. philosophische „Schreibtisch-<br />
Psychologie“ <strong>der</strong> Philosophen selbst. Sie führten keine Experimente durch und hatten kaum<br />
intersubjektive Vergleichsmöglichkeiten – am ehesten noch zwischen den Philosophen konnte<br />
verglichen werden; die hatten allerdings eine hohe Spezifizierung.<br />
(Jean Piaget: „Weisheit und Illusion <strong>der</strong> Philosophie“ – er geißelt darin diese Theorien und<br />
Methoden)<br />
14
Vater <strong>der</strong> Philosophie als Fach – war Aristoteles (324 – 322 v. Chr.)<br />
1. Buch über die Psychologie: „Peri psyches“<br />
Er meinte, dass die Psychologie ein Teil <strong>der</strong> Naturphilosophie (Philosophie periphysios) wäre<br />
und war somit <strong>der</strong> 1. Vertreter <strong>der</strong> naturwissenschaftlichen Psychologie. Unter <strong>der</strong> Herrschaft<br />
des Christentums ging diese Meinung wie<strong>der</strong> verloren. Erst <strong>der</strong> englische Empirismus (John<br />
Locke, David Hume) knüpfte wie<strong>der</strong> hier an.<br />
Bis in die Neuzeit war die Psychologie Gegenstand <strong>der</strong> philosophischen Metaphysik… bis<br />
Thomas Hope.<br />
Da das Christentum die Seele als nicht materiell interpretierte, fiel sie nicht in die<br />
Naturwissenschaften.<br />
Wer hat sich dagegen etwas zu sagen getraut<br />
z.B. Kaiser Friedrich <strong>der</strong> II (Stauffen Fritz)<br />
- Er machte Tierexperimente (testete den vermeintlich außerordentlich guten Geruchssinn,<br />
indem er sie hungrig, mit verbundenen Augen vor ein Stück Fleisch setzte – sie fanden es<br />
allerdings nicht. =>gutes Sehen und nicht guter Geruchssinn<br />
--> Je<strong>der</strong> <strong>der</strong> etwas gegen die christliche Meinung sagte, war ständig in Gefahr als Ketzer<br />
gebrandmarkt zu werden.<br />
Experimente kamen erst um die JH-Wende (Freud…)<br />
Vorbereiter <strong>der</strong> Emanzipation<br />
1) französisches Materialisten<br />
(La Mettrie, D´Holbach, Helveticus u.a.)<br />
Zunächst waren es Philosophen, die gegen die christliche und kartesianisch-rationalistische<br />
Philosophie sprachen. (d.h. gegen die Res Cogitans-Theorie -> Seele als denkendes Ding)<br />
Die französischen Materialisten meinten, dass (sehr mo<strong>der</strong>n!!!) die Psychologie den Zugang<br />
über die Erforschung des NS, über die Naturwissenschaft, haben müsse.<br />
NS ist <strong>der</strong> Träger <strong>der</strong> psychischen Aktivitäten.<br />
Julien Offroy de La Mettrie (1709 – 1751): „Seele“ ist nur ein Name für einen Teil unseres<br />
Körpers und zwar für das Gehirn.<br />
(Descartes: 1596 – 1650)<br />
Gegen Descartes:<br />
Thomas Hobbes (Zeitgenosse Descartes)<br />
Descartes kann nicht zeigen, dass es die Seele ist, die denkt; es könnte auch das Gehirn sein.<br />
(Spricht <strong>von</strong> vox insignificans = flatus voci, die Res Cogitans betreffend – d.h. leere Worte die<br />
nichts aussagen.)<br />
Mersenne und Caterus (Zeitgenossen Descartes)<br />
Sagten Vergleichbares wie Hobbes; Descartes könne nicht beweisen, dass es eine Seele gibt,<br />
die denkt; es könnte auch <strong>der</strong> Körper sein.<br />
Descartes geht auf die Bedenken ein, konnte sie aber nicht ausräumen.<br />
15
Weiter zu La Mettrie (1709 – 1751):<br />
Der Mensch ist, wie die an<strong>der</strong>en Tiere, eine biologische Maschine (l´homme machine –<br />
positiv gemeint) – damit begann auch <strong>der</strong> Zugang zum Tierexperiment.<br />
„Naturgeschichte <strong>der</strong> Seele„ Wer die Seele kennen lernen will, muss den Körper kennen<br />
lernen. Das Hirn als biologische Maschine denkt!<br />
Nach La Mettrie hat <strong>der</strong> Mensch das größte Denkorgan (relativ zum Körper) - … deshalb<br />
wäre er auch zu beson<strong>der</strong>en Leistungen fähig….<br />
Hume und La Mettrie forschten auch über den Verstand <strong>von</strong> Tieren (Hunde ziehen Schlüsse,<br />
haben Erwartungen) – dies wäre bei Descartes o<strong>der</strong> beim Christentum unmöglich gewesen<br />
(Der Mensch ist den Tieren überlegen, nicht vergleichbar, wie kann man den Tieren Denken<br />
zuschreiben…….)<br />
=> Bahn frei für die vergleichende Psychologie.<br />
(Charles Darwin wird hier weiterforschen – war <strong>der</strong> 1. Verhaltensforschen (=Ethologie)- er<br />
war <strong>von</strong> Hume und dem englischen Empirismus stark beeinflusst.)<br />
Gilbert Ryle:(1949) – Schüler <strong>von</strong> Wittgenstein, philosophischer Behaviorist in <strong>der</strong> Tradition<br />
des Empirismus)<br />
Geist = Kognition, nicht das Seelengespenst!. Die Psychologie hat sich mit mentalen<br />
Phänomenen und Handeln zu befassen (Concept of mind)<br />
Jean George Cabanis: begründet die Physiologische Psychologie. (1757 – 1808)<br />
Seele = NS<br />
Gehirn= für Denken zuständig, so wie <strong>der</strong> Magen für die Verdauung<br />
Hauptwerk: „Rapport du physic et du moral de l´homme“ (1798) (Bericht übe die Physik und<br />
das Verhalten des Menschen)<br />
Durch die Sinneswahrnehmung wird das Gehirn in Denk-, Emotions- und Strebetätigkeiten<br />
versetzt.<br />
Diese Gleichsetzung hebt die Differenz zwischen Physiologie und Psychologie auf.<br />
Ist für die Psychische Philosophie wichtig; das Buch war ein geschätztes Lehrbuch im 19. JH.<br />
Durch die Sinneswahrnehmung wird das Gehirn in Denktätigkeiten versetzt.<br />
Philosophischer Materialismus im 19. JH.<br />
Jakob Maleschott und Karl Vogt.<br />
Psychologen: F.Josef Gall und Spurzheim (=beides Phrenologen; Versuchten<br />
Charaktereigenschaften und geistigen Fähigkeiten zu lokalisieren, indem sie die<br />
Schädelausmaße <strong>von</strong> außen abmaßen, sie versuchten eine Topographie zu erstellen.<br />
(Gewissen läge nach ihnen im Occipitallappen, bei V1, liegt aber nach heutigen<br />
Erkenntnissen im orbitafrontalen Cortex!)<br />
Pawlow und Freud folgen den materialistischen Philosophen.<br />
Pawlow: Psychologie ist die Physiologie <strong>der</strong> höheren Nerventätigkeiten, Gesetzte <strong>der</strong><br />
Hirnrinde sind die Gesetzte <strong>der</strong> Psychologie.<br />
Freud: NS = psychischer Apparat<br />
16
2 wichtige Begrün<strong>der</strong> <strong>der</strong> wissenschaftlichen Psychologie:<br />
1.John Müller „Großvater <strong>der</strong> experimentellen Psychologie“<br />
2.Herman <strong>von</strong> Helmholtz (1821 – 1894; Physiologie Philosoph und Physiker)<br />
Reizleitungs- und Reaktionsmessung „entdeckt und durchgeführt. (Hat das<br />
Reaktionszeitparadigma in die Psychologie eingeführt – f.d. Intelligenzforschung bis heute<br />
eine wichtige Methode)<br />
Der Neukantianer wird in den Lehrbüchern über die Wahrnehmung zitiert und ist immer noch<br />
gültig.<br />
2) englische Empiristen (Kant 1724 – 1804, F.A. Lange)<br />
(=2. Gruppe <strong>von</strong> Psychologien die die Emanzipation <strong>der</strong> Psychologie vorantrieben) – 17. –<br />
18- JH<br />
Vorgeschichte:<br />
Roger Bacon (1220 – 1298 Scholastiker) und Francis Bacon (1561 – 1626) traten für ein<br />
Abrücken <strong>von</strong> <strong>der</strong> Spekulation über die Seele und für eine Psychologie „ohne Seele“ ein.<br />
Meinte, es werde noch Maschinen geben, die sich selbst fortbewegen, Flugmaschinen (da<strong>von</strong><br />
war Da Vinci beeinflusst!), Unterseeboote und einen Medizinischen Fortschritt. –<br />
Alles Denken ist Sinneserfahrung. Knüpft an Aristoteles an – die Methode <strong>der</strong> Psychologie<br />
muss Beobachtung und Erfahrung sein.<br />
SCIENTIA EXPERIMENTALIS-Idee.<br />
Francis Bacon<br />
Zu Beginn des 17. JH: Die Psychologie sollte sich mit Bewusstsein beschäftigen;<br />
Spekulationen über die Seele weglassen. Er for<strong>der</strong>te empirische Psychologie ohne „Seele“.<br />
John Locke (1632 – 1704; 17. JH. – radikaler Empirismus)<br />
For<strong>der</strong>te für die Wissenschaft das Vorherrschen <strong>der</strong> Sinneserkenntnis ein (Primat <strong>der</strong><br />
Sinneserkenntnis). („Nihil est in….= Nichts ist im Verstande, was nicht zuvor im Sinne<br />
war!“)<br />
=>Alle Erkenntnis stammt aus <strong>der</strong> Sinneserfahrung.<br />
=>es gibt keine angeborenen Ideen (Vorerfahrungsideen) – Tabula-rasa-Theorie (bzw.<br />
Metapher) des Geistes. (Wenn es denn eingeborene Ideen (apriori) gäbe, müssten<br />
Kleinkin<strong>der</strong>…. – siehe auch Kapitel A.<br />
Leibnitz kontert: „ nur <strong>der</strong> Verstand selbst!“ = natürlich nicht möglich.<br />
Erfahrung stammt laut Locke aus <strong>der</strong> Zusammensetzung <strong>der</strong> Wahrnehmungen =><br />
Assoziationen. Die Vorstellungen die <strong>von</strong> den Sinneseindrücken stammen, sind die Elemente.<br />
„Seele“ ist aus <strong>der</strong> Tatsache des Denkens nicht erkennbar – o<strong>der</strong> hat jemand jemals eine Seele<br />
gerochen, gesehen, … - . Seele ist keine Erfahrungstatsache. Der Seelenbegriff ist<br />
möglicherweise eine spekulative Projektion, die Seele ein Sammelnahme für bestimmte<br />
Vorstellungskombinationen.<br />
17
Wie kommen wir zur Erfindung <strong>von</strong> einer Seelen-Substanz – Antwort, ein Denkzwang <strong>der</strong><br />
aus <strong>der</strong> Sprache resultiert. (Gewohnheit <strong>der</strong> Sprache. Wir denken den Tätigkeiten ein Subjekt<br />
dazu – ein denkendes Subjekt in diesem Fall) (dieses Kritikmuster findet man auch bei<br />
Nietzsche – die Seele sei eine Verführung durch die Grammatik“// und Gilbert Ryle „The<br />
concept of mind“)<br />
David Hume (1711-1776, bedeuten<strong>der</strong> britischer Empirist):<br />
Radikalisierte die Kritik am Substanz-Begriff.<br />
Verwirft die „substanzielle Geist-Seele“ („In <strong>der</strong> Untersuchung <strong>der</strong> Wahrnehmung finden wir<br />
keine Wahrnehmung einer Seele“)<br />
Die Dinge und Inhalte an sich ziehen sich an. ICH ist nur ein Bündel o<strong>der</strong> System <strong>von</strong><br />
Impressionen o<strong>der</strong> Perzeptionen, die durch Assoziationsmechanismen miteinan<strong>der</strong> verbunden<br />
werden.<br />
(Hume: es gibt 3 Hauptassoziationsprinzipien: Anziehung durch Ähnlichkeit, durch räumliche<br />
o<strong>der</strong> zeitliche Nähe und durch regelmäßige Abfolge (=Kausalität) – dies wurde <strong>von</strong> den<br />
Behavioristen im 20. JH übernommen)<br />
Nachfolger (psychologischer Materialismus):<br />
David Hartley (1705 – 1757) und Joseph Pristley (1733 – 1804): kausale Determinierung!<br />
(Anmerkung: vgl. Empirikvorlesung Kleinknecht!)=> es gibt keine Freiheit des Willens.<br />
Empirismus trug wesentlich dazu bei, dass wir 1 Psychologie ohne „Seele“ haben – eine<br />
wissenschaftliche, experimentelle Psychologie.<br />
Jolen Stuart Mill (1806 - 1873)<br />
Distanzierte sich und ersetzte Humes Ideen durch die Chemie-Metapher (mental-chemistry) –<br />
(siehe Kapitel A) – Assoziationen sind den chemischen Verbindungen ähnlich. Elemente =<br />
Moleküle….<br />
FAZIT des Empirismus<br />
… hat die Emanzipation <strong>der</strong> Psychologie genauso stark wie <strong>der</strong> philosophische Materialismus<br />
beeinflusst.<br />
1) Primat <strong>der</strong> Erfahrung: Sinneserkenntnis (anstelle <strong>von</strong> metaphysischer Spekulation<br />
2) Kritik des Seelenkonstruktes (radikale Kritik)<br />
3) Psychologie als Wissenschaft soll Wahrnehmung, Vorstellung und Assoziationsvorgänge<br />
und <strong>der</strong>en Gesetzmäßigkeiten erkenne.<br />
(1) bis 3) gelten auch für alle an<strong>der</strong>en Psychologierichtungen)<br />
4) Die Punkte 1-3 sind eine <strong>der</strong> Grundlagen des emanzipierten Psychologie geworden.<br />
(=Hintergrundsphilosophie für vor allem die amerikanischen Behavioristen geworden)<br />
(Die Seele ist den Theologen überlassen, ist Teil <strong>der</strong> spirituellen Volksmetaphysik, kümmert<br />
sich nicht ernsthaft um die Neurobiologie.)<br />
4. Der Empirismus wird eine philosophische Grundlage <strong>der</strong> meisten wissenschaftlichen<br />
Psychologien in Punkto 1 + 2<br />
Die mo<strong>der</strong>ne „Philosophie des Geistes“ berücksichtigt die Befunde <strong>der</strong> Neurowissenschaften<br />
und <strong>der</strong> empirischen Psychologie.<br />
18
Es gibt mindestens 5 Varianten des Materialismus<br />
z.B. emergence Materialismus: =durch das Zusammenwirken verschiedener<br />
Neuronentätigkeiten entsteh3en mentale Phänomene.<br />
Literatur zur „Philosophie „ des Geistes<br />
… neue Publikationen, die alle Neurobiologisches implizieren<br />
• Hand Lenk (2001) „Neue Philosophie des Geistes“ (Darmstadt)<br />
• Ansgar Beckermann (2001) „Analytische Einführung in die Philosophie des Geistes<br />
• Michael Pauen (2005) „Grundproblem <strong>der</strong> Philosophie des Geistes“<br />
• Mario Bunge (1984)„Leib-Seele Problem“<br />
Die neuzeitliche Philosophie hat die Emanzipation <strong>der</strong> Psychologie aus <strong>der</strong> Philosophie<br />
vorbereitet und die mo<strong>der</strong>ne Philosophie des Geistes profitiert <strong>von</strong> <strong>der</strong> empirischen<br />
Psychologie.<br />
Die kritizistische Transzendental-Philosophie.<br />
(in unserer Subjektivität haben wir gewisse strukturierte Formen „in unserem Kopf“ (=Verstand).<br />
(Kritizistisch: es wird genau unterschieden, ob sich Behauptungen auf Erfahrung gründen o<strong>der</strong> auf<br />
Spekulation und Ideen – nur erfahrungsbegründete Behauptung ist wissenschaftlich.)<br />
Kant und die Neukantianer.<br />
Humes Kritik und Kant<br />
Die Kantsche Erkenntnis- und Wissenschaftsphilosophie<br />
Folgen: Seele ist kein Gegenstand einer wissenschaftlichen Psychologie.<br />
Helmholtz und Lange…. Haben wesentlich zur Formulierung <strong>der</strong> psychologischen<br />
Programme beigetragen.<br />
Hume ------------------------------------------------------>Behavioristische Lerntheorie<br />
<br />
<br />
<br />
----------------------->Darwin: Evolution ------>Behavioristische Lerntheorie<br />
Francis Galen = Intelligenzforschung<br />
----------------------->Willi Wundt: aktualistische Elementepsychologie<br />
-----------------------> Franz Brentano: ------->Denk- und Gestaltpsychologie<br />
Kant -------------------------> Fr. A. Lange ---------> Neukantianische Sinnes Psychologie<br />
----> Helmholtz<br />
russische Reflexologen<br />
(Bechterew , Pawlow….)<br />
<br />
=>Behaviorismus<br />
<br />
------------------------> Gestaltpsychologie<br />
<br />
------------------------->Piaget: genetische Epistemologie<br />
19
23.11.06<br />
Erfahrung (Empirie) ist die Grundlage je<strong>der</strong> Wissenschaft; ohne Erfahrung keine Erkenntnis<br />
● Kants Theorie <strong>der</strong> Erkenntnis<br />
Erkenntnis basiert auf Sinnes-Empfindungen u. <strong>der</strong>en Strukturierungen: (a) durch<br />
„Anschauungsformen“ (Raum u. Zeit); (b) durch die Kategorien des Verstandes:<br />
○ Sinnesempfindungen + Anschauungsformen ergibt Wahrnehmung<br />
○ Wahrnehmung + Kategorien ergibt Erfahrung (Erkenntnis)<br />
○ alle Ideen in unserer Vernunft, die nicht mit Erfahrungen erfüllt werden können,<br />
sind auch keine Erkenntnisse. Solche Ideen sind z.B: Gott, Seele, Unsterblichkeit<br />
○ Sie können keine Gegenstände einer Wissenschaft werden, das sie keine<br />
Erfahrungsbasis haben<br />
○ Aus <strong>der</strong> Erfahrung <strong>von</strong> psychischen Erlebnissen kann nicht auf eine Seele als <strong>der</strong>en<br />
substantiellen Träger geschlossen werden<br />
Gegenstand <strong>der</strong> wissenschaftlichen Psychologie:<br />
die Phänomene <strong>der</strong> „inneren Wahrnehmung“, die bewussten Phänomene<br />
● auf diese ist die Anschauungsform <strong>der</strong> Zeit anwendbar<br />
● die Anschauungsform des Raumes nicht auf sie anwendbar<br />
Kant:<br />
• Transzendent: Dinge „draußen“ – Affektionen <strong>der</strong> Sinne, alles was man sieht, richt,<br />
spürt….<br />
• Transzendental: Dinge „drinnen“ - Strukturen, die unsere Subjektivität auf die<br />
Sinnesempfindungen anwenden => bedingen Erfahrungen.<br />
Kant (1724 – 1804) hat Humes Kritik <strong>der</strong> Erkenntnis und <strong>der</strong> Kritik <strong>der</strong> Seelenmetaphysik<br />
sehr ernst genommen.<br />
Kant: „Nur wenn auch Erfahrung eine Rolle spielt ist Wissenschaft möglich.“<br />
Erfahrung ist Produkt aus Sinnesempfindung und Strukturierung durch Subjektivität.<br />
Subjektivität ist räumliches und zeitliches „Zitieren“ <strong>von</strong> Sinnesempfindungen; die Formen<br />
(Raum und Zeit) kommen nicht aus <strong>der</strong> Realität, son<strong>der</strong>n wir strukturieren die Dinge als dort/<br />
o<strong>der</strong> da seiend. (Wir strukturieren in 12 Kategorien.)<br />
(Suchen zu jedem psychischen Ereignis auch 1 physisches Ereignis)<br />
Es sind transzendentale Strukturen (apriorische Kategorien und Formen). Diese formen unsere<br />
Sinnesempfindungen in einer Raum-Zeitkategorie zu Wahrnehmungen.<br />
Sinnesempfindung und Raum und Zeit => Sinneswahrnehmung – diese wird strukturiert und<br />
kategorisiert durch den Verstand => Erfahrung = Erkenntnis.<br />
(=Zentrale These <strong>der</strong>„Kritik <strong>der</strong> reinen Vernunft“)<br />
Erkenntnisse, die als solche gelten sollten brauchen also<br />
1) Sinneswahrnehmung<br />
2) Kategorielle Strukturierung <strong>von</strong> Sinneswahrnehmung<br />
3) => Erfahrung<br />
Die „Kritik <strong>der</strong> reinen Vernunft“ soll eine Vorarbeit zur Wissenschaftstheorie sein. Kant will<br />
als Erstes die Vernunft untersuchen und Sinnesempfindung, denn dann erst ist<br />
Wissenschaftsaufstellung möglich.<br />
20
Bei <strong>der</strong> Wahrnehmung kommt immer auch ein subjektiver Beitrag hinzu,<br />
Sinneswahrnehmung ohne Subjektives funktioniert nicht (hier wi<strong>der</strong>spricht Kant dem<br />
Empirismus <strong>von</strong> Locke und Hume)<br />
Wissenschaftliche Sätze können nur über Bereiche die über Erfahrung erfolgen aufgestellt<br />
werden. Alles ohne Erfahrungsmöglichkeit ist bloße metaphysische Idee (=Fiktion,<br />
Spinnerei,…)<br />
Bsp.: Idee Gottes; <strong>der</strong> Seele, <strong>der</strong> Unsterblichkeit, dem Anfang und <strong>der</strong> Ewigkeit <strong>der</strong> Welt.<br />
Diese sind ohne Erfahrungsmöglichkeit; auch Theologie ist laut Kant daher keine<br />
Wissenschaft.<br />
Das Werk stand daher natürlich auf <strong>der</strong> „roten Liste“ <strong>der</strong> katholischen Kirche.<br />
Kant sah sich selbst in <strong>der</strong> Tradition <strong>der</strong> Aufklärung (auch Publikationen dazu – englischer<br />
Empirismus, französische Aufklärung). Er geht allerdings weiter und versucht zu begründen,<br />
wieso wir <strong>von</strong> bestimmten metaphysischen Theorien abgehen müssen.<br />
Kant behauptet nicht, es gäbe keine Seele o<strong>der</strong> keine Götter, er ist Agnostiker diesbezüglich<br />
(„So etwas können wir uns nicht vorstellen“). Es kann es vielleicht geben und wir wissen<br />
nichts darüber, und werden es auch nie wissen.<br />
Falls es so etwas wie eine Seele geben sollte so ist diese unerkennbar und daher nicht<br />
wissenschaftlich.<br />
Alle Schlüsse aus Erfahrung auf erfahrungsjenseitige (=transphänomenale) Gegenstände sind<br />
Paralogismen (=Fehlschlüsse) also reine Ideen, die wir nicht mit Erfahrung füllen können.<br />
=>Aus dem kartesianischen Denken folgt nicht, dass es eine Seele tatsächlich gibt, die denkt,<br />
denn die Seele ist kein Gegenstand <strong>der</strong> Erfahrung.<br />
Wenn also die Seele kein Gegenstand <strong>der</strong> Erfahrung ist (Umkehrschluss!!!)…. Was kann<br />
Gegenstand einer wissenschaftlichen Psychologie sein – Nur die bewusst erlebten<br />
Phänomene. Im Wechsel <strong>der</strong> Vorstellung (zeitlich bedingt) entstehen „Erfahrungen“.<br />
1 exakte Wissenschaft im Sinne <strong>der</strong> Physik (Newtonsche Physik beson<strong>der</strong>s) [Modell einer<br />
exakten Wissenschaft] könne die Psychologie nicht werden, da für die psychologischen<br />
Phänomene die Anschauungsform des Raumes nicht anwendbar ist. (Mathematik,<br />
insbeson<strong>der</strong>e Geometrie). Dies wäre aber ein wichtiges Strukturierungsmittel für unsere<br />
Erkenntnisse! (vgl. metaphysische Anfangsgründe <strong>der</strong> Wissenschaft)<br />
Psychologie ist bestenfalls eine Beschreibung <strong>von</strong> psychologischen Phänomenen.<br />
Die kantsche Psychologiekonzeption läuft auf 1 Beschränkung hinaus, es werden nur die<br />
mentalen Phänomene erklärt und beschrieben.<br />
Dies ist in den letzten JH an<strong>der</strong>s, nun sind Neurobiologie und die mathematischen<br />
Quantifizierungsmaßnahmen anwendbar.<br />
Die englische und französische Psychologie stand weniger unter Kantscher „Fuchtel“ und<br />
seinen Einschränkungen => sie haben auch Physiologie und Verhaltensbeobachtung<br />
einbezogen.<br />
21
Was war positiv an Kants Theorie für die Psychologie:<br />
Neukantianer (Helmholtz,…) eröffneten Weg zu Wissenschaftstheorie.<br />
Die Neukantianer<br />
„Psychologie ohne Seele!“<br />
Anschluss an Kants Kritik <strong>der</strong> reinen Vernunft<br />
● Primat <strong>der</strong> phänomenalen Welt -> Erfahrung<br />
● Spekulationen sind Pseudo-Erkenntnisse, d.h. Keine Erkenntnisse!<br />
● Alle Erkenntnis basiert auf Sinneserfahrung<br />
● erfahrungsloses Denken ist leere Spekulation<br />
Einwände gegen die „Seelen-Metaphysik“ (Platon, Augustinus, Descartes)<br />
Fr. A. Lange: Die Psychologie muss auf die Physiologie gegründet werden:<br />
Physiologie + Psychologie, dann erst ist Psychologie als exakte Wissenschaft möglich<br />
● stelle Hypothesen auf, die physiologische u. psychologische Phänomene verbinden<br />
-> Prüfung <strong>der</strong> Hypothesen!<br />
● Einbeziehen <strong>der</strong> Tierpsychologie u. Tierphysiologie -> Tierexperimente!<br />
● Kin<strong>der</strong>psychologie<br />
● Völkerpsychologie<br />
Methodische Prinzipien<br />
● somatische Methode, Experiment<br />
● Ablehnung <strong>der</strong> Introspektion<br />
● Statistik<br />
● Verhaltensbeobachtung<br />
1.Friedrich Albert Lange (1828 – 1875)<br />
„Psychologie ohne Seele“!<br />
For<strong>der</strong>te objektive Psychologie; Jahrzehnte vor den russischen Reflexologen (Bechterew,<br />
Pawlow….) und vor J.B. Watson (Behaviorismus Grün<strong>der</strong>).<br />
Langes Hauptwerk = „Geschichte des Materialismus“ (Suhrkamp Verlag) = wichtiger<br />
Vorbereiter für die Eigenständigkeit <strong>der</strong> Psychologie geworden.<br />
Lange ist in <strong>der</strong> Kritik <strong>der</strong> reinen Vernunft Kants verankert; wollte auch die Philosophie in<br />
den empirischen Wissenschaften fundamentieren.<br />
=> Primat <strong>der</strong> phänomenalen Welt => Basis <strong>der</strong> Erfahrung => diese sind die Basis <strong>der</strong><br />
Erkenntnis.<br />
Erkenntnis ohne Erfahrung ist Trug und Pseudoerkenntnis.<br />
Alle Erkenntnis muss auf Sinneserfahrung basieren. Sinneserfahrungen geben Verstand<br />
Inhalte => sonst wäre alles inhaltsleer.<br />
Erfahrungsloses Denken ist leer und spekulativ=> Es kann keine wissenschaftliche<br />
Spekulation über die Seele geben, diese wäre metaphysische Spekulation.<br />
Wenn die Seele etwas Einfaches und Unteilbares ist, aber Erfahrungen sich än<strong>der</strong>n können ist<br />
dies ein Wi<strong>der</strong>spruch, da Verän<strong>der</strong>ung nur durch Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Teile möglich ist. (Wenn<br />
die Seele also nur 1 Teil ist – kann sie sich nicht verän<strong>der</strong>n!....)<br />
22
Wenn die Seele etwas Einfaches (im Sinne <strong>der</strong> Unteilbarkeit) sein soll (wie es Descartes und<br />
die Christen sagen), so kann <strong>der</strong> ständige Fluss <strong>der</strong> Vorstellungen (Emotionen,<br />
Empfindungen,…) nicht erklärt werden.<br />
Verschiedene Dispositionen als Grund für Verän<strong>der</strong>ungen wären Spitzfindigkeiten.<br />
Seit Platon postulierte man die Unteilbarkeit <strong>der</strong> Seele um <strong>der</strong>en Unsterblichkeit zu<br />
begründen. Unsterblich kann nur sein, was nicht in Teile zerfallen kann – „Seele ist<br />
immaterielle Substanz ohne Teile“<br />
Auf Kant beruhte also die Tradition <strong>der</strong> Bewusstseinspsychologie.<br />
Lange will es auf die Physiologie umfunktionieren, denn diese kann Wissenschaft werden, da<br />
Raum und Zeit angewendet werden kann.<br />
Zwischen physiologischen und psychologischen Phänomenen können wir Beziehungen<br />
hypothetische annehmen, diese sind überprüfbar.<br />
=> Lange ist ein wichtiger Verfechter <strong>der</strong> Psychophysiologie. Die Erfahrung bildet die<br />
Prüfinstanz für diese Hypothesen. Das Physische und das Psychische sind 2 phänomenale<br />
Seiten des gleichen Vorganges.<br />
Lange bezieht auch Tiere in die Psychologie ein. Das Tier als Versuchsorganismus für<br />
Experimente (DD: David Hume, hatte nur Verhaltensbeobachtung v.a. an Hunden<br />
durchgeführt; Hume meinte auch Tiere haben Verstand, und die 3 Arten <strong>der</strong> Assoziation<br />
haben auch Säuger und Vögel).<br />
Lange war <strong>der</strong> Meinung, dass auch Neugeborene und Säuglinge und <strong>der</strong>en Verhalten<br />
systematisch erforscht werden solle, auch Kultur- und Völkerpsychologie sollte „gemacht“<br />
werden.<br />
=> Methoden: Intersubjektiv vergleichbare Beobachtungen sind die Basis für objektive<br />
Psychologie, sie sind die Basis für Experimente.<br />
Er for<strong>der</strong>te die somatische Methode (Suche nach physischen Phänomenen bei psychischen<br />
Phänomenen) => Studium <strong>der</strong> Ausfälle und <strong>der</strong>en Verhaltensform. Er setzte Läsionen in<br />
Tiergehirnen und beobachtete die Verhaltensfolgen.<br />
Er weist natürlich unkontrollierte Introspektion ab, da diese unkontrollierbar ist und <strong>von</strong><br />
unserer eigenen „Meinung“ beeinflusst ist. –Lange ist für Fremdbeobachtung, Statistik und<br />
Experiment und gegen Selbstbeobachtung.<br />
Statistik: Lange erwartet <strong>von</strong> ihr bedeutende Fortschritte in <strong>der</strong> Psychologie; seit seiner Zeit<br />
sind die statistischen Methoden noch sehr viel ausgefeilter geworden. Durch die Statistik ist<br />
eine möglichst breite Sachlagenbasis für die Psychologie ergründbar.<br />
Fazit: Lange hatte Jahrzehnte vor Pawlow (stimulus-response Methoden und 1 Programm für<br />
eine objektive Psychologie geliefert und er ist als Philosoph einer <strong>der</strong> Begrün<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
mo<strong>der</strong>nen Psychologie geworden („Seelenspuk-Psychologie ist falsch“)<br />
23
2. Hermann <strong>von</strong> Helmholtz (1821 – 1894)<br />
● Verbindung <strong>von</strong> Empirismus und „kritizistischer Transzendental-Philosophie“ (Kant)<br />
● Theorie <strong>der</strong> Wahrnehmung<br />
○ Sinnesreize werden interpretiert<br />
○ Die Interpretation basiert auf früheren Erfahrungen<br />
○ in die Interpretation gehen „unbewusste Schlüsse“ ein; diese sind induktiver Art<br />
sie geschehen automatisch<br />
○ Die Symboltheorie/Zeichentheorie <strong>der</strong> Wahrnehmung<br />
Wahrnehmungen sind Zeichen, keine Abbil<strong>der</strong>, Zeichen für physische Einwirkungen<br />
● Helmholtz’ Zeichentheorie <strong>der</strong> Wahrnehmung ist die „Hintergrunds-Philosophie“ <strong>der</strong><br />
mo<strong>der</strong>nen Wahrnehmungspsychologie<br />
=einer <strong>der</strong> größten Wissenschaftler <strong>der</strong> 19. JH.<br />
• Mathematischer Beweis für die 1. Hauptsatz <strong>der</strong> Thermodynamik<br />
(Energieerhaltungssatz) mit 26. LJ!<br />
• War ein kreativer Experimentator – hat viele Geräte (Ophthalmoskop, Perimeter,<br />
Telestereoskop (=Vorform des Scherenfernrohrs erfunden), Messung <strong>der</strong><br />
Nervenleitgeschwindigkeit und Reaktionsgeschwindigkeit (vorher glaubte man es<br />
würde in Lichtgeschwindigkeit erfolgen, Helmholtz bewies, dass es ca 30 - … sec. Je<br />
nach Nerv dauert) (die Reaktionsgeschwindigkeit ist für die Intelligenzforschung ein<br />
sehr wichtiger Begriff, für die Infoverarbeitung!!!)<br />
Helmholtz ist einer <strong>der</strong> bedeutendsten Begrün<strong>der</strong> <strong>der</strong> experimentellen Physik geworden.<br />
Helmholtz war Neukantianer und 7 Jahre Professor für Physiologie und allgemeine Pathologie<br />
in Königsberg (<strong>der</strong> Uni <strong>von</strong> Kant), er for<strong>der</strong>te die Erklärung <strong>der</strong> naturwissenschaftlichen<br />
Grundbegriffe auf ihre erkenntnistheoretische Begründung hin. Basis für ihn war Kant, aber<br />
er hat seine Theorien auch „kritisiert“.<br />
Helmholtz Wahrnehmungspsychologie ist heute noch mo<strong>der</strong>n. „Es gibt keine reine<br />
Sinnesperzeption, da in die Perzeption stets frühere Erfahrungen einfließen =><br />
Interpretationen,… . Diese sind uns aber nicht bewusst, sie sind auch irresistibel (wir können<br />
ihnen nicht wi<strong>der</strong>stehen), o<strong>der</strong> unvermeidlich, da sie automatisch funktionieren. (Top-downmodulation<br />
quasi)<br />
(diese 3 Punkte: Irresistibilität, nicht/kaum Korrigierbarkeit und Unbewusstheit sind typische<br />
Merkmale für automatische Prozesse.)<br />
Sinnesreize sind immer Interpretationen..<br />
Diese Interpretationen wenden unbewusste Schlussfolgerungen an (=Inferenzen), sie sind<br />
induktiv und auf <strong>der</strong> Basis <strong>von</strong> bisherigen Erfahrungen wird auf den neuen Fall geschlossen.<br />
Es kommt zur Bildung <strong>von</strong> Mustern durch Erfahrung – diese werden wie<strong>der</strong>um auf den<br />
nächsten Reiz angewendet, wenn dieser passt kommt es zur Assimilation, wenn nicht zur<br />
Interpretation und zur Verän<strong>der</strong>ung (z.B: Schmerzgedächtnis) => dies ist vergleichbar mit<br />
Piagets Assimilation und Akkommodation.<br />
Die unbewussten Schlussfolgerungen tendieren zur Generalisation; durch sie werden<br />
Sinnesreize zu „Anschauungen“ – also Wahrnehmungen nach Kant.<br />
24
Helmholtz modifizierte die Transzendentalphilosophie („unbewusste Schlüsse“) – quasi eine<br />
Kreuzung zwischen Hume und Kant. (Hume: transzendentale Philosophie (unbewusste<br />
Schlüsse) und Kant: philosophischer Empirismus (Assoziation, Analogie, Induktion)).<br />
Aber die Inhalte <strong>der</strong> unbewussten Schlüsse stammen ursprünglich aus früheren<br />
Sinneserfahrungen. (Symbol (Zeichen)-Theorie <strong>der</strong> Wahrnehmung (<strong>von</strong> Helmholtz).<br />
Wahrnehmung ist ein System <strong>von</strong> Zeichen, … aber keine naive ikonische Abbildung! (so<br />
sieht man das auch heute noch!)<br />
Ohne Wahrnehmung haben wir keine Erkenntnis.<br />
Regelmäßige ähnliche Reize erzeugen regelmäßige zeichenhafte Interpretationen.<br />
(Bsp.: Farbe: zeichenhafte Interpretationen elektromagnetischer Informationen und<br />
Verarbeitung im Gehirn)<br />
Die Gesetzmäßigkeiten <strong>der</strong> Welt werden durch den konstanten Zusammenhang <strong>der</strong> Zeichen<br />
zusammengestellt. Zeichensysteme = adaptierbar durch ständige Kontrolle.<br />
Die Helmholtzsche Zeichentheorie <strong>von</strong> <strong>der</strong> Wahrnehmung ist auch heute noch die<br />
Hintergrundstheorie <strong>der</strong> Wahrnehmung. (bilden Grundlage des hypothetisch-kritischen<br />
Realismus <strong>von</strong> Popper)<br />
3. Franz Brentano (1838 – 1917)<br />
Brentano übernimmt die Zeichentheorie<br />
● Psychologie als empirische Naturwissenschaft: beschreibende und erklärende Wissenschaft<br />
● Ablehnung <strong>der</strong> Seelen-Metaphysik in <strong>der</strong> Psychologie<br />
● Brentanos Akt-Psychologie Akt und Gegenstand (des Aktes)<br />
● Brentanos Bedeutung für die Psychologie des 20.Jhs.<br />
AKT GEGENSTAND<br />
Hören Ton C<br />
Sehen Baum<br />
imaginieren Pegasus (Fiktionen) vorstellen<br />
urteilen Wurzel aus 25 = 5 (wahr)<br />
glauben dreifaltiger Gott<br />
wissen erwarten fürchten<br />
--> kein Akt ohne dass er Gehalt hat --> intentionaler Akt<br />
Psychologie als empirische Wissenschaft.<br />
Akzeptierte Helmholtz Theorie explizit:<br />
„Töne, Farben, Wärme, Gerüche, Geschmäcker, … sind Zeichen <strong>von</strong> etwas, das einwirkt,<br />
aber sie sind kein Bild <strong>der</strong> Wirklichkeit. Sie geben uns nur unvollkommene Kenntnis. Sie<br />
sagen uns es ist etwas vorhanden, das Ursache <strong>von</strong> dieser Empfindung ist“<br />
25
Brentano war Philosoph und Psychologe. (Aristoteliker und Karthesianer)<br />
Brentano war Philosoph mit scholastischem Hintergrund. (War Theologe und Priester (hat<br />
sich gegen die Unfehlbarkeit des Papstes radikal geäußert.)<br />
Brentano ist aus <strong>der</strong> Kirche ausgetreten und hat daher 1874 den Lehrstuhl in Würzburg<br />
verloren (war dort <strong>von</strong> 1872 – 1874).<br />
Brentano ging nach Wien, bekam dort einen Lehrstuhl, Ende <strong>der</strong> 80er Jahre wollte er heiraten,<br />
das war allerdings als ehemaliger Priester auch in Wien etwas problematisch, sodass er die<br />
Professur in Wien auch verlor.<br />
a)Deskriptive Psychologie<br />
Psychologie soll als beschreibende und erklärende Wissenschaft betrieben werden; exakte<br />
Beschreibung und Klassifikation <strong>von</strong> psychologischen Phänomenen (=Intentionalität ist<br />
bewusste Psychologie, Erlebnisse beziehen sich auf etwas (in innerer Wahrnehmung<br />
gegeben). (Wir sehen etwas , hören etwas, fühlen etwas…. -> in <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Psychologie<br />
… in <strong>der</strong> Kognitionspsychologie … wie<strong>der</strong> aufgegriffen.)<br />
Diese psychologischen Phänomene sind uns in Wahrnehmung gegeben, sie sind „einfach da“<br />
und uns sofort bei Auftritt bewusst. Brentano beruft sich auf Aristoteles und Scholastik.<br />
(Hören, Sehen, ….wir sind uns dessen „gewahr“)<br />
b)genetische Psychologie<br />
Diese psychologischen Phänomene sollen in ihrer Entstehung erklärt werden.<br />
Brentano teilt auch die Gegenstandswelt ein, die Bedingungsgenese können<br />
1) bewusste Phänomene sein (das sind psychologische Phänomene)<br />
(Neurobiologie, Physik, Chemie)<br />
2) nicht bewusste, physische Phänomene (=physische Phänomene) sein.<br />
(Psychologie) - … schränkt Psychologie massiv ein, er leugnet<br />
allerdings nicht, dass es unbewusste Prozesse gibt. (Freud war 2 a<br />
Schüler <strong>von</strong> Brentano)<br />
Brentano schließt sich in <strong>der</strong> Kritik an <strong>der</strong> Seelenlehre Hume, Lange und Kant an. =><br />
Gegen die Seelenmetaphysik in <strong>der</strong> Psychologie.<br />
Psychologie soll nicht mehr weiter als Wissenschaft <strong>von</strong> <strong>der</strong> Seele gelten, son<strong>der</strong>n als 1<br />
Wissenschaft <strong>von</strong> <strong>der</strong> Genese.<br />
Seele ist Gegenstand <strong>der</strong> Theologie und Metaphysik aber nicht mehr <strong>der</strong> empirischen<br />
Wissenschaft.<br />
Gegenstand sollen nur die bewussten Erlebnisse sein. We<strong>der</strong> die Sinnesempfindungen, noch<br />
die inneren Wahrnehmungen zeigen uns 1 Seelensubstanz (1874 „Psychologie vom<br />
empirischen Standpunkt“ – S. 6-28; „Mag es eine Seele geben, was uns gegeben ist, sind bloß<br />
die psy. Phänomene. Wir erklären die Psychologie für eine Wissenschaft <strong>von</strong> den psy.<br />
Erscheinungen, frei <strong>von</strong> Metaphysik….“)<br />
Für Brentano sind psychische Phänomene Akte. Typische intentionale Beziehungen auf etwas<br />
Bestimmtes. (Akte haben immer Gehalt, d.h. Bezug auf etwas)<br />
Die Aktpsychologie gab es schon bei Aristoteles (Das „Eron….)<br />
26
Mittelalter: Thomas <strong>von</strong> Aquin (1225 – 1274) –„Cheftheologe“ <strong>der</strong> katholischen Kirche.<br />
Akte sind laut Brentano Tätigkeiten (…des Vorstellens, Erinnerns, Begehrens, Erwartens,<br />
Sehen-Hören-Riechens, des Meidens, des Urteilens, des Wollens….)<br />
1) des Vorstellens und Wahrnehmens: … sind we<strong>der</strong> wahr noch falsch<br />
2) des Urteilens: sind wahr o<strong>der</strong> falsch<br />
3) <strong>der</strong> Emotionen: etwas so o<strong>der</strong> so fühlen (angenehm/unangenehm; etwas<br />
anstreben/vermeiden….) – 2 Pole: bezogen sein auf etwas : meiden <strong>von</strong> etwas<br />
Alle diese Akte sind stets intentional, bezogen auf irgendeinen Gegenstand.<br />
Die Gehalte <strong>der</strong> Akte bilden die Inhalte <strong>der</strong> Akte.<br />
Akte und Gegenstand bilden psychische Phänomene.<br />
(Vgl. John R. Searl – hat Brentanos und Husserls Theorie übernommen.)<br />
Akte<br />
Hören<br />
Sehen<br />
Imagination<br />
Urteilen<br />
glauben<br />
Usw.<br />
Es gibt keine Akte ohne Gegenstand.<br />
Gegenstand<br />
Ton C<br />
Baum<br />
7x7 geschwänzte Teufel(Bsp. Brentanos)<br />
o<strong>der</strong> Pegasus<br />
Wurzel aus 25 = 5 (=w. Aussage)<br />
Dreifaltigkeit Gottes<br />
Usw.<br />
Für Brentano sind alle bewussten psychischen Phänomene immer intentional.<br />
Die Akte sind die intentionalen Beziehungen die Gegenstände… Mit ihnen beziehen wir uns<br />
auf bewusstseinstranszendente Dinge!<br />
(Wurzel 25 = 5 => mathematischer Gegenstand.)<br />
Nicht alle Gegenstände haben transzendenten Gegenstand z.B. imaginiertes.<br />
Schulengrün<strong>der</strong>:<br />
Alexios Meinong (Graz)<br />
Christian <strong>von</strong> Ehrenfels (ein Grün<strong>der</strong> <strong>der</strong> österreichischen Gestaltpsychologie)<br />
Oswald Külpe (Würzburger Schule- Denkpsychologie)<br />
… sind wie Brentano für die Denkpsychologen wurde vor allem bedeutsam, dass unserer<br />
kognitiven, willentlichen,… Akte intentional sind. Problemlösung ist immer zielorientiert.<br />
Dies ist auch bei den motivationellen und volitiven Akten so.<br />
Husserl (1859- 1938; war Schüler <strong>von</strong> Brentano)= <strong>der</strong> bedeutendste Philosoph des 20. JH.<br />
Intentionalitätsphilosophie: Grün<strong>der</strong> <strong>der</strong> Phänomenologie=> ist die Basis für die<br />
Denkpsychologie <strong>der</strong> Würzburger Schule, und hat auch auf die Gestaltpsychologie<br />
eingewirkt.<br />
27
Freud: auch hier ist Brentanos Aktpsychologie implizit enthalten. Er dehnte Brentanos<br />
Intentionalitätskonzept auf unbewusste Wünsche und Ziele aus. (Träume sind also stets durch<br />
unbewusste Ziele gesteuert, etwas das wir ansteuern o<strong>der</strong> vermeiden wollen; dies funktioniert<br />
nicht nur nach Kausalität; Raum-Zeit-Kontinuität son<strong>der</strong>n ist auch zielgerichtet, also<br />
letztendlich intentional// Assoziationsprozesse sind nicht beliebig; z.B. auf <strong>der</strong> Couch frei und<br />
unkontrolliert assoziieren lassen lässt die geheimen Wünsche <strong>der</strong> Assoziationsrichtung<br />
bestimmen.)<br />
Freud steht damit den Denk- und Gestaltspsychologen nahe, die gegen die Behavioristen die<br />
Zielorientiertheit betonen.<br />
William James (1842 – 1910)<br />
Kannte Brentanos Aktphilosophie. Intentionale Gegenstände (=Gehalt) nannte er<br />
„conceptions“ (=Begriffe)…. Ew. worauf sich unser Leben bezieht. Diesem Konzept muss<br />
nicht immer etwas Konkretes, ein realer Gegenstand entsprechen.<br />
Das 1. worauf sich unsere bewussten Erlebnisse beziehen sind Konzeptionen. (Konzept:<br />
rundes Viereck… ist kein mathematischer Gegenstand; in einer nicht euklidschen Mathematik<br />
wäre es mgl.)<br />
James betont die intentionalen Gegenstände sind nicht im Bewusstsein, son<strong>der</strong>n wir haben<br />
Bewusstsein <strong>von</strong> Gegenständen; intendieren heißt bewusst bei etwas sein.<br />
=> Nach Brentano und James ist Bewusstsein kein „Behälter“ (Keine Kübeltheorie des<br />
Geistes)<br />
Bewusstsein ist bezogen auf etwas aber Gegenstände sind selbst nicht im Bewusstsein.<br />
Die Phänomenologen Husserl und Sartre haben dies Transzendenz des Bewusstseins genannt.<br />
Bewusstseinsgegenstände sind also keine Inhalte des Bewusstseins.<br />
Brentanos Aktpsychologie hat viele JH lang eine phänomenologisch Psychologie nach sich<br />
gezogen.: Maurice Merleau-Ponty (Freund Sartres), A. Gurwitch und J. P. Sartre<br />
(Phänomenologie d. kognitiven Imagination fiktiver Akte; Theorie <strong>der</strong> Emotionen….)<br />
Deutsche: Carl Friedrich Grammon, Alexan<strong>der</strong> Pfän<strong>der</strong>, Wolfgang Metzger u.a. (wesentlich<br />
<strong>von</strong> Husserl inspiriert.)<br />
Die phänomenologische Psychologie war nicht experimentell, <strong>der</strong> Standpunkt, v.a. Karl<br />
Friedrich Graumann:<br />
• Praereflexivität (wir sind sie uns unmittelbar gewahr, sie reflektieren aber nicht auf<br />
etwas; das ICH wird nicht repräsentiert, wir sind vergessen, wenn wir z.B. in <strong>der</strong><br />
Natur draußen sind, o<strong>der</strong> bei sehr konzentrierter Arbeit<br />
• + reflexive Akte (ICH ist thematisch mitgegeben)<br />
Die phänomenologische Psychologie untersuchte auch das ICH, SELBST, Präsenz <strong>der</strong><br />
Leiblichkeit…<br />
Die physiologische Psychologie im 19.Jh.<br />
Johannes Müller (1801-1858)<br />
● Gesetz <strong>von</strong> den „spezifischen Sinnes-Energien“<br />
28
Die Beschaffenheit <strong>der</strong> Sinnes-Nerven bestimmen die Qualität <strong>der</strong> Sinneswahrnehmung<br />
Bedeutende Schüler:<br />
Weber und Fechner<br />
Langes For<strong>der</strong>ung nach einer Objekt und Physiologie fundierter Psychologie ist bekannt.<br />
Lange war Ordinarius in Zürich, er war kein Experimentalpsychologie/ - physiologie son<strong>der</strong><br />
Philosoph.<br />
Die psychologische Physiologie war <strong>der</strong> letzte Schritt <strong>der</strong> Psychologie aus <strong>der</strong> Philosophie.<br />
Johannes Peter Müller (1801 – 1858) und sein Schüler Helmholtz waren die ersten<br />
„experimentalen Sinnesphysiologen“.<br />
Johannes Peter Müller<br />
„Nemo psycholobus nisi physiologobus“ („Keiner kann Psychologe sein, wenn er nicht auch<br />
Physiologe ist.“)<br />
Gesetz <strong>von</strong> den „spezifischen Sinnesenergien“: Die Beschaffenheit <strong>der</strong> Sinnesnerven, die<br />
gereizt werden, bestimmt die Qualität unserer Wahrnehmung. (Bsp. Druck, chemischer Stoff,<br />
elektrischer Strom => Lösen alle beim Sehnerz eine „Reizung“ und eine Lichtempfindung<br />
aus.)<br />
Müller konnte experimentell dieses Gesetz untermauern. => D.h. <strong>der</strong> Sehsinn verarbeitet nicht<br />
nur die Lichtwellen, son<strong>der</strong>n jede Art <strong>von</strong> Reiz führt zu optisch, visueller Verarbeitung. Das<br />
Optische System mit dem akustischen System zu verbinden würde bedeuten, dass wir Töne<br />
hören würden, denn wir Lichtreizen ausgesetzt werden würden. (Bsp. Faust aufs Auge –<br />
Stern<strong>der</strong>ln sehen)<br />
Müller meinte, das Gesetz wäre eine Bestätigung dafür, dass wir über apriorische Wahrheiten<br />
verfügen.<br />
Sein Handbuch <strong>der</strong> Physiologie des Menschen (2 Bände) war ein internationales<br />
Standardwerk.<br />
Seine Schüler<br />
- Robert Wirhoff<br />
- Erns Haeckel (Darwinist)<br />
- Theodor Schwann (vgl. Schwannsche Zelle)<br />
- Emil Dubois Reymond (Müllers Nachfolger in Berlin)<br />
- Ernst Brücke (war Freuds Lehrer!)<br />
- Hermann Helmholtz (Helmholtz führte experimentell einige Ideen Müllers durch, z.B. die<br />
Reizleitungsgeschwindigkeitsmessung; Müller starb relativ „jung“)<br />
- Gustav Theodor Fechner = Grün<strong>der</strong>väter <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Psychophysik.<br />
- - Ernst Heinrich Weber (Weber hat die Unterschiedsschwelle entdeckt<br />
Ernst Heinrich Weber (1795-1878)<br />
Bestimmung <strong>der</strong> (Reiz) Unterschieds-Schwelle<br />
Webers „Schwellen-Gesetz“:<br />
29
s= Standortgewicht<br />
k= Konstante (0,02)<br />
Ernst Heinrich Weber:<br />
Unterschiedsschelle: = die kleinste gerade noch wahrnehmbare Differenz zwischen 2 Reizen;<br />
d.h. Reizdiskriminationsschwelle zwischen 2 Reizen.<br />
Die Größe <strong>der</strong> Unterschiedsschwelle wächst mit <strong>der</strong> Größe des Standardreizes.<br />
(Gewicht: 100 g => mindestens 102 g)<br />
200 g => mindestens 204 g)<br />
400 g => mindestens 408 g)<br />
Schwellengesetz:<br />
Die Schwelle bleibt jedes mal konstant.<br />
∆S S tan dardgewicht<br />
= k<br />
S<br />
Gewicht<br />
Beim Gewicht beträgt k = 0,02<br />
Für die Lautstärke ist k = 0.15<br />
Für die Tonhöhe ist k = 0.003<br />
Für die Helligkeit ist k = 0.017<br />
Für die Duftkonzentration ist k = 0.07 usw.<br />
=<br />
Weberkonstante<br />
Diese Weberkonstanten gelten noch heute; sofern sie nicht zu nahe an den Standardgrenzen<br />
liegen.<br />
Gustav Theodor Fechner (1801-1887)<br />
Werk: Elemente <strong>der</strong> Psychophysik<br />
● die untere Reiz-Schwelle<br />
● die obere Reiz-Schwelle<br />
● die Unterschieds-Schwelle (Weber)<br />
Das „Weber-Fechnersche Grundgesetz“<br />
E = k · log R<br />
Kritik und Korrektur des Fechner'schen Gesetzes; Stevens Potenz-Gesetz: E = k · Rn<br />
k = konstante Schwellenwert<br />
E = Empfindungsintensität<br />
R = Reizgröße des physikalischen Reizes<br />
n = reelle Zahl<br />
30
X hat physischen Aspekt und psychischen Aspekt<br />
(zwei Seiten <strong>der</strong>selben Unbekannten X)<br />
Gustav Theodor Fechner (1801 – 1887)<br />
War Physiker und ist durch Weber zur Psychophysik gekommen.<br />
„Elemente <strong>der</strong> Psychophysik“ (1860 – Standardwerk – erst im 20. JH wurde ein Großteil<br />
durch neuere Forschung korrigiert.)<br />
Gilt als <strong>der</strong> Begrün<strong>der</strong> <strong>der</strong> exakten Psychophysiologie. (Hat die 2 Seitentheorie aufgestellt)<br />
(verwendete auch Statistik zum Auswerten)<br />
Sein Ziel war es die Beziehungen zwischenphysikalischen Reizen und den psychischen<br />
Empfindungen experimentell zu präzisieren.<br />
• Reizschwellenbestimmung (Was kann geraden och erkannt werden.)<br />
• Negative Empfindung: unterhalb <strong>der</strong> Reizschwelle liegende Reize. (z.B. beim Hören<br />
unter 60 Hz o<strong>der</strong> über 18.000 Hz hört <strong>der</strong> Mensch durchschnittlich nichts mehr; --><br />
die Sinne registrieren nichts mehr)<br />
Das Weber-Fechnersche Grundgesetz:<br />
E = k.<br />
log R<br />
Empfindungsintensität = Weberkonstante mal log des physikalischen Reizes<br />
Manchmal wird auch …log S geschrieben (Stimulus statt Reiz)<br />
Das Gesetz besagt, dass die erlebte Empfindungsstärke<br />
eines Reizes proportional dem Logarithmus des Reizes ist.<br />
Erlebte Reizstärke<br />
=> Steigt die Reizstärke so steigt, die wahrgenommene<br />
Empfindungsreizstärke zuerst rasch und dann langsamer an.<br />
Heute wissen wir, dass das Fechnersche Grundgesetz<br />
nur eine Annäherung ist.<br />
Reale Reizstärke<br />
Korrektur <strong>von</strong> Stevens:<br />
Stevensches Potenzgesetz<br />
E .<br />
n<br />
= k s<br />
Empfindungsintensität = Weberkonstante mal Reiz hoch n<br />
Fechner musste schon zu seinen Lebzeiten Kritik wegen seines Gesetzes einstecken (Wundt,<br />
Ernst Mach und Helmholtz schränkten ein, dass das Gesetz nur in <strong>der</strong> Mitte eines<br />
Reizbereichs gültig wäre)<br />
31
C Die elemente- o<strong>der</strong> strukturalistische Psychologie nach Wundt<br />
Wilhelm Wundt und seine „Schule“<br />
● Wundt „institutionalisiert“ die Psychologie als eigenständige Wissenschaft<br />
● 1879/80 Gründung des Leipziger-Instituts (psychologisches Laboratorium)<br />
● Wundt kam <strong>von</strong> <strong>der</strong> Physiologie zur Psychologie<br />
● Psychologie: Erforschung <strong>der</strong> Bewusstseins-Tatsachen<br />
● kontrollierte Introspektion<br />
● Experimente<br />
Elementaristische Psychologie<br />
● Elemente <strong>der</strong> Sinnes-Empfindungen<br />
● elementare Gefühle: Lust – Unlust; Spannung – Entspannung (Lösung); Erregung -<br />
Beruhigung<br />
● Empfindungen: stets <strong>von</strong> Gefühlen begleitet<br />
● psychische Elemente sind keine unverän<strong>der</strong>lichen Teile, son<strong>der</strong>n Ereignisse<br />
● Aktualismus ≠ Aktpsychologie (Brentano)<br />
Wundts Grundannahmen, sein System<br />
seine philosophische Einstellung<br />
Aktualismus / Voluntarismus<br />
F 17<br />
Chemie-Metapher (siehe z.B. S. 10 oben)<br />
1. Leipziger Schule 1878<br />
Wundt war neben Francis Galten einer <strong>der</strong> Väter <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Psychologie.<br />
1879 – 1880 1. Institut für Psychologie in Europa – in Leipzig.- Somit war die Psychologie<br />
als eigenständige Disziplin das 1. x institutionalisiert. (William James hatte in Harward<br />
bereits 4 Jahre vorher einen Experimentierraum für Psychologie, allerdings nicht an einem<br />
eigenständigen Institut.)<br />
Wundt hatte sich zunächst in <strong>der</strong> Physiologie (war Mediziner, Psychophysiologie) habilitiert.<br />
Er war 1858 bei Helmholtz Assistent; da sie nicht gut zusammenarbeiten konnten ging Wundt<br />
weg.<br />
(Ein an<strong>der</strong>er, in Mathematik und Physik „besserer“ Mitarbeiter ersetzte ihn)<br />
Wundt hat 500 Publikationen gemacht (18.000 Seiten – vgl. Darwin 6.000, Freud 6.500!)<br />
Wundt kam zur Psychologie, und thematisierte die Bewusstseinsgegebenheiten. Er wird<br />
wegen seiner „Bewussteinspsychologie“ <strong>von</strong> Freud angegriffen.<br />
Wundt möchte das „Bewusstsein“ in seine Elemente zerlegen, durch introspektive<br />
Beobachtung und , da ihm diese zu wenig genau war durch Experimente.<br />
Experiment lässt systematische Verän<strong>der</strong>ung und Variation zu, sodass erkannt werden soll,<br />
was zu welchem psychologischen Phänomen führt.<br />
Wundt bezieht auch die einfachen (elementaren) Gefühle ein, die er polar anordnet<br />
(Lust/Unlust, Spannung/Energie,…)<br />
32
Für Wundt sind die psychischen Elemente keine unverän<strong>der</strong>lichen Teile son<strong>der</strong>n Aktualitäten,<br />
sie sind keine festen Elemente, ihre Gestalt än<strong>der</strong>t sich.<br />
Kein psychologisches Ereignis kehrt in genau <strong>der</strong>selben Gestalt wie<strong>der</strong> (hier ist er an<strong>der</strong>er<br />
Ansicht als Hume!)<br />
Wundt ist Aktionalist => Psychische Empfindungen setzen sich aus elementaren<br />
Empfindungen…. zusammen<br />
7.12.06<br />
Wundt ist Aktionalist (nicht zu verwechseln mit Brentanos Akt-Psychologie!) aber keine<br />
Intentionalist (wie Brentano)<br />
Der philosophische Hintergrund für den Aktionalismus Wundts ist, dass er Schopenhauerianer<br />
ist.<br />
F18<br />
Wundts philosophischer Hintergrund<br />
o Arthur Schopenhauer (1788-1860)<br />
Willensmethaphysik „Wille als Kraft aller Dinge“, in den Organismen als Strebungen<br />
o Wundt:<br />
Die psychischen Ereignisse (Aktualitäten) sind Manifestationen des „Willens“<br />
(Voluntarismus)<br />
- Wille: letzte Ursache aller psych. Aktivitäten (keine „substanzielle Seele“)<br />
- im Willen gründet die „Einheit des Bewusstseins“<br />
- die wechselnden psych. Ereignisse sind Modifikationen des Willens. „Das<br />
Wollen ist die Seele“<br />
Gegenstandsbereich <strong>der</strong> Psychologie:<br />
o Alles, was in unmittelbarer Erfahrung „anschaulich“ (=phänomenal) gegeben ist.<br />
a) innere Erfahrung „unmittelbare“<br />
b) äußere Erfahrung Erfahrung<br />
o Die Abgrenzung des Psychischen vom Physischen<br />
o physische Daten:<br />
mittelbar<br />
o psychische Ereignisse:<br />
unmittelbar, <strong>der</strong> Selbstbeobachtung<br />
zugänglich<br />
o psychophysischer Parallelismus: keine Interaktion zwischen physischen und<br />
psychischen Phänomenen<br />
Wille manifestiert sich<br />
physisch<br />
psychisch<br />
33
(Schopenhauer: 1788 – 1860; Die Metaphysik des Willens.<br />
Realität (Ding…) ist Wille.<br />
Voluntarismus: Wille ist motivationelle Kraft (die praktisch alles hervorbringt) die sich in<br />
allen Dingen objektiviert (manifestiert).<br />
In den Organismen zeigt sich dieser Wille in triebhaften Strebungen (Hunger, Durst,<br />
Sexualtrieb…)<br />
(Dieser Wille ist als „Grundwille zu verstehen, nicht so wie wir heute Wille verwenden)<br />
Der tatsächliche Grund für die Welt ist <strong>der</strong> Wille. Alles ist eine Folge des Weltwillens (das<br />
Kantsche Universalding))<br />
Wundt ist Schopenhauers Ansicht. Die psychischen Ereignisse sind Aktualitäten dieses<br />
Willens., <strong>der</strong> wie<strong>der</strong>um die letzte Ursache aller psychischen Aktivitäten ist. (Voluntarismus)<br />
Psychische Ereignisse sind Prozesse. Die Einheit ist durch Wollen fundiert. Im Willen<br />
gründet auch die Einheit des Bewusstseins (<strong>der</strong> Apperzeption).<br />
Die Einheiten des Bewusstseins werden <strong>von</strong> uns unmittelbar erlebt. Der Wechsel <strong>der</strong> Gefühle<br />
ist eine Modifikation des Wollens.<br />
Wollen bzw. <strong>der</strong> Wille ist die Seele.<br />
Die Aktivität (durch den Willen) erzeugt alle psych. Tatsachen und verbindet die<br />
psychologischen Elementarereignisse zu Assoziationen o<strong>der</strong> trennt sie wie<strong>der</strong> auf.<br />
In den Gegenstandsbereich <strong>der</strong> Psychologie gehört nach Wundt alles was anschaulich ist<br />
(=phänomenal erlebbar) ist.<br />
(vgl. deutsche Philosophen – typisch auch Wolff und Kant)<br />
Wundt meint es gäbe 2 Arten <strong>von</strong> Gegenständen:<br />
1) psychische Gegenstände<br />
a) innere Erfahrungen (bewusste Vorstellungen und Gefühle)<br />
b) äußere Erfahrungen (bewusste Wahrnehmungen mit denen wir uns auf Objekte<br />
beziehen, d.h. Sinnesempfindungen externer Gegenstände)<br />
Innere und äußere Erfahrungen sind in unmittelbarer Erfahrung (d.h. sofort)<br />
präsent.<br />
Psychische Gegenstände sind daher <strong>der</strong> Selbstbeobachtung zugänglich, ohne, dass<br />
wir etwas behaupten wollen, wir sehen da<strong>von</strong> ab, ob physische Daten gemeint<br />
sind. (aha!)<br />
2) physische Daten<br />
Sind nach Wundt nur mittelbar gegeben. D.h. sie sind über begriffliche Korrelation,<br />
über Physik, Chemie, Biologie zugängliche (Materie, Mechanik,…)<br />
In <strong>der</strong> Psychologie sollen nach Wundt nur die psychischen Gegenstände behandelt werden.<br />
Psychischer und physischer Bereich bilden 2 unterschiedliche Gegenstandsbereiche; dies hat<br />
Folgen fürs Leib-Seele-Problem.<br />
34
Wundt war psychophysischer Parallelist und meinte: Psychisches und Physisches läuft als<br />
Kausalkette nebeneinan<strong>der</strong> ab ohne jegliche Interaktionen.<br />
Parallelisten war Reaktion auf Descartes<br />
Theorie, dass Leib und Seele 2 Substanzen<br />
wären, die miteinan<strong>der</strong> interagieren würden.<br />
Die Frage wie diese Interaktion vollzogen<br />
wird, insbesondre da die geistige Substanz<br />
etwas nicht Greifbares ist konnte <strong>von</strong> ihm<br />
nicht beantwortet werden.<br />
Kritiker: Diese Idee Descartes ist mit dem<br />
Karthesianischen Interaktionsbeobachtungen<br />
nicht beurteilbar => Substanzieller Parallelismus (hat 2 Namen genannt Malvange und Pre….<br />
Nachschlagen!)<br />
Definition des substanziellen Parallelismus: Psychische und physische Uhr laufen exakt<br />
synchron – parallel nebeneinan<strong>der</strong><br />
Definition es phänomenalen (voluntaristischen o<strong>der</strong> psychophysischer) Parallelismus<br />
(nach Wundt): Der Wille manifestiert sich in beiden Uhren. (vgl. Zeichnung)<br />
F19<br />
Die Ziele <strong>der</strong> Psychologie<br />
1. Analyse <strong>der</strong> psychischen Ereignisse in Elementen<br />
2. Bestimmen <strong>der</strong> Arten <strong>der</strong> Verbindungen<br />
3. Bestimmen <strong>der</strong> Gesetzmäßigkeiten<br />
4. Mit Hilfe <strong>der</strong> Gesetze die Phänomene erklären<br />
Das „psychische Kausalitäts-Prinzip“<br />
Die Methoden <strong>der</strong> Psychologie<br />
1. Das Experiment: für die Erzeugung elementarer Bewusstseins-Tatsachen<br />
2. Die Selbstbeobachtung <strong>der</strong> Komplexe bzw. Erlebnisse<br />
3. Die Analyse und Interpretation <strong>von</strong> geistigen Erzeugnissen (Kultur-Produkte)<br />
Sprachen, Mythen, Sitten<br />
Kultur-Psychologie, Völkerpsychologie<br />
Die mentalen Prozesse<br />
1. Die psychischen Elemente<br />
- einfache Sinnesempfindungen<br />
- einfache Gefühle<br />
- die 3-demnesionale Gefühlstheorien<br />
Quantifizierung <strong>der</strong> Gefühls-Dimensionen<br />
35
o physiologisch<br />
o psychologisch<br />
Ziele <strong>der</strong> Psychologie nach Wundt:<br />
1) Zerlegen <strong>der</strong> bewussten psychologischen Elemente (die durch Experimente erkennbar<br />
gemacht wurden), Analyse und Beschreibung.<br />
2) Bestimmung <strong>der</strong> Arten <strong>der</strong> Elemente (Chemiemetapher)<br />
3) Gesetzmäßigkeiten <strong>der</strong> Elementverbindungen bestimmen. Frage: Was sind die<br />
komplexen Einheiten aus denen die Elemente synthetisiert werden.<br />
4) Suche nach Gesetzten die diese Phänomene erklären<br />
Wundt wollte mit einem fundamentalen psychologischen Kausalitätsprinzip alles erfassen.<br />
Dieses wäre nur für die mentalen Phänomene zutreffend. Da psychische und physische<br />
Phänomene nicht miteinan<strong>der</strong> in einer Kausalitätsbeziehung stehen differieren die<br />
Kausalitäten psychischer und physischer Kausalitäten grundlegend.<br />
Die physischen Phänomene werden quantitativ gemessen (haben mit Energie zu tun…)<br />
Die psychischen Phänomene können nicht in <strong>der</strong> Energieterminologie erklärt werden. Es gibt<br />
einen gesetzmäßigen Wechsel zwischen psychischen Ereignissen in <strong>der</strong> Zeit.<br />
(vgl. auch Humes Auffassung <strong>der</strong> Kausalität: er definiert: Ereignisfolgen sind immer klar;<br />
wenn ein Ereignis vom Typ A erfolgt folgt immer ein Ereignis vom Typ B. A t 1 B t 1<br />
_= A ist immer vor B, B ist nie alleine…. => gewohnheitsmäßige Verbindungen)<br />
Wundt übernimmt Humes Idee für die psychischen Ereignisse und verwendet folgende<br />
Methoden:<br />
1) Experiment<br />
…um elementare Bewusstseinstatsachen zu erzeugen. Wundt und seine<br />
Schüler (und die Psychophysiker) setzten kalkulierte Sinnesreize und<br />
beobachteten die Reaktion (uV => aV).<br />
2) Beobachtung<br />
Selbstbeobachtung und innere Wahrnehmung (=Selbstwahrnehmung).<br />
Die Pb müssen ihre Selbstbeobachtungen zu Protokoll geben.<br />
Diese Methode wird vor allem als Zugang zu komplexen Erlebnissen<br />
verwendet. (für Gedanken, Urteilsprozesse, logisches Denken, Emotionen.)<br />
Wundt: Logisches Denken ist aus <strong>der</strong> Psychologie begründbar und auf<br />
psychische Gesetze zurückführbar. => im 19. JH war <strong>der</strong> Psychologismus in<br />
<strong>der</strong> Logik weit verbreitet. => Kritiker: Gottlob Fraege, Edmund Husserl:<br />
Wenn das wahr wäre, gäbe es in <strong>der</strong> Psychologie keine Logik! -> Logische<br />
Gesetze sind universell! – und psychologische Logik leitet sich da<strong>von</strong> ab!<br />
3) Völkerpsychologie<br />
Analyse geistiger Prozesse (Produkte).<br />
a) Mythen<br />
36
Vergleichende Mythenforschung, mit dem Ziel zu finden, wie die<br />
emotionalen Strukturen wären (z.B. Göttermythen – Hierarchie,<br />
Interaktionen). Es wurde auf die sozialen Denkmuster <strong>der</strong> Völker<br />
geschlossen.<br />
b) Sprachstrukturbeobachtung<br />
Strukturalistische Linguistik: (z.B. Fernand de Sosure ). Wundt glaubte<br />
aufgrund <strong>der</strong> Sprachstrukturen verschiedener Sprachen auf die<br />
psychischen Denkmuster schließen zu können.<br />
c) Sitten<br />
(hatte bereits Baptiste Daviko gemacht….)<br />
Naturprozesse lassen Rückschlüsse zu (vergleichende Völkerpsychologie)<br />
… Rückschluss auf….<br />
Mythen höhere Gefühlsformen<br />
Sitten höhere Willensformen<br />
Sprache höhere Denkformen<br />
Die Analyse <strong>der</strong> Strukturformen führt zur Analyse und Deutung <strong>der</strong> Produkte. Diese sind die<br />
Basis für die hermeneutische Psychologie (vgl. Dilthey 1837 – 1928; Alfred Lorenzer usw.)<br />
Hermeneutiker waren „antiexperimentell“ eingestellt – nur die Introspektion und die<br />
geschriebenen „Kulturkonserven“ waren Basis. (Die Psychoanalyse beansprucht für sich die<br />
hermeneutische Methode; allerdings sind nicht alle Psychoanalytiker Hermeneutiker – Freud<br />
ist z.B. keiner; viele seiner Nachfolger schon)<br />
Die methodischen Hermeneuten for<strong>der</strong>ten für sich ein eigenes Paradigma ein.<br />
Die Kulturpsychologie wurde auch <strong>von</strong> den Tiefenpsychologen übernommen.<br />
Die Mythenpsychologie <strong>von</strong> den Jungianern. (C.G. Jung: Die Spuren des kollektiven<br />
Unbewussten, die Archetypen kommen aus <strong>der</strong> Mythenpsychologie)<br />
Wundt meinte, dass experimentelle Methoden nur für die elementaren psychischen<br />
Tätigkeiten verwendet werden können, für die höheren nicht.<br />
Dies wurde schon <strong>von</strong> seinen Schülern (Oswald Külppe,…) verworfen, und führte Ende des<br />
19. JH zu einem Methodenstreit, mit <strong>der</strong> Frage: Was ist mit höheren Denktätigkeiten (wie<br />
z.B. Problemlösen) – Oswald Külppe gründete daraufhin 1894 ein eigenes Institut.<br />
Auch die Gestaltspsychologen haben für komplexe Prozesse Experimente angewandt.<br />
Die mentalen Prozesse nach Wundt<br />
1) Die psychischen Elemente<br />
a) Sinnesempfindungen<br />
b) Einfache Gefühle (polar angeordnet)<br />
( Spannung/Anspannung; Unlust/Lust; Erregung/Beruhigung)<br />
3 dimensionale Gefühlstheorie<br />
In diese lässt sich jedes Gefühl einglie<strong>der</strong>n. (Diese polaren Gefühle tauchen auch bei den<br />
Gestaltspsychologen auf: z.B. ein Problem setzte uns in Spannung, dies hat eine<br />
physiologische Parallele,….)<br />
37
Die Differenzierung zwischen physischen und psychischen Gegebenheiten ist natürlich<br />
abstrakt. In <strong>der</strong> Realität ist die psychische Aktion immer <strong>von</strong> verschiedenen physischen<br />
Aktion begleitet. (diese variieren in Qualität, Intensität, Klarheit, Dauer)<br />
Die Quantifizierung erfolgt<br />
a) physiologisch (Spannungswi<strong>der</strong>stand <strong>der</strong> Haut, Herz- o<strong>der</strong> Atemfrequenz,…)<br />
b) über subjektive Skalierung <strong>der</strong> Spannungsempfindung<br />
(vgl. heutige Schmerzempfindungsmessungen: subj. und obj.)<br />
F20<br />
2. Die komplexen synthetischen Gebilde<br />
o Vorstellungen, Affekte, Emotionen sind Resultate <strong>der</strong> „kreativen Synthesis“<br />
(mental Chemismus)<br />
o Die kreative Synthesis erzeugt Ganzheiten. Beispiele für die Synthesis zu<br />
Gegenständen (Vorstellungs-Inhalte)<br />
Die Rolle <strong>der</strong> Hintergrunds-Erfahrung bei <strong>der</strong> kreativen Synthese<br />
o kreative Synthesen sind eine spezielle Art <strong>von</strong> Assoziationen<br />
a) passive Synthesis<br />
b) aktive Synthesis<br />
o Ausblick in die Gestalt- und Denk-Psychologie die „Ganzheiten-Idee“<br />
o Die Assoziations-Arten<br />
o 3 Formen synthetischer Tätigkeiten:<br />
1) die Fusion<br />
2) die Assimilation<br />
3) die Komplikation<br />
o Die Zielgerichtetheit <strong>der</strong> Synthesis<br />
3. Apperzeption und Aufmerksamkeit<br />
Bewusstseinsfeld und Fokus<br />
4. Das Feld des Bewusstseins<br />
38
2. Die komplexen synthetischen Gebilde:<br />
…sind nicht bloß die Summe <strong>der</strong> einzelnen Elemente son<strong>der</strong>n sie sind Resultate „kreativer“<br />
Synthese; die komplexen Gebilde haben neue Eigenschaften.<br />
Dieses Prinzip ist die Grundlage seiner mentalen Chemie.<br />
Bsp. 1: H 2 0 ist auch nicht nur die Summe <strong>von</strong> H und o son<strong>der</strong>n hat nach <strong>der</strong> Verbindung<br />
an<strong>der</strong>e neue Eigenschaften – z.B. Siedepunkt usw.)<br />
Bsp.2: Bei <strong>der</strong> Vorstellung einer Zitrone wird nicht nur eine bestimmte Sinnesempfindung<br />
(Tastsinn, Geschmackssinn, Farbsinn…) entstehen, son<strong>der</strong>n ein komplexes Netzwerk<br />
<strong>von</strong> Eigenschaften, die ein Gegenstandserlebnis ZITRONE ermöglichen).<br />
Bsp. 3: „Gegenstandsrätsel“: Sie spüren (Augen sind verbunden) etwas Weiches, Flaumiges,<br />
das am Rand sehr biegsam ist, in <strong>der</strong> Mitte aber härter; an einem Ende ist es nicht<br />
mehr biegsam und flaumig, eher dünner und spitz, wie ein Stift und ca 4-3 mm<br />
dick…… ->es ist eine Fe<strong>der</strong>.<br />
Anhand des Bsp. 3 wird klar: Diese „Assoziation“ ist ohne Erfahrung nicht mgl. Unser<br />
gespeichertes Erfahrungswissen erst macht eine Einordnung mgl. (für den Profi ist mgl.weise<br />
sogar eine exaktere Zuordnung mgl. – z.B. Das ist eine Eulenfe<strong>der</strong>.<br />
Es gibt 2 Arten <strong>von</strong> Synthesen:<br />
1) passive Synthese<br />
automatisch, „passiert“ faktisch ohne apperzeptive Synthesesuche (z.B.<br />
Vogelpräparator weiß die Art <strong>der</strong> Fe<strong>der</strong> „automatisch“)<br />
2) aktive Synthese<br />
erfolgt durch „innere Nachschau“, durch apperzeptieren; (dies hatte schon Kant<br />
so formuliert);<br />
aktive Synthese „klappert“ den Erfahrungsschatz ab.<br />
DAS GANZE IST MEHR ALS DIE SUMME SEINR TEILE<br />
(kommt nicht erst bei den Gestalts- und Denkpsychologen vor, son<strong>der</strong>n ist Idee Wundts)<br />
Strukturen bestehen aus Elementen und Assoziationen (vgl. englische Empiristen:<br />
Stabilität und Persistenz (zeitlich) <strong>von</strong> Assoziationen.) und aus seiner kreativen Synthesis als<br />
beson<strong>der</strong>e Assoziation. => es werden typische Ganzheiten (Komplexionen) kreiert.<br />
(Tiefenpsychologen und Psychoanalytiker) verwenden den Komplex-Begriff Wundts.)<br />
Es gibt lt. Wundt 3 Formen <strong>von</strong> Synthesis <strong>der</strong> Tätigkeiten:<br />
1) Fusion: Ton, Farben, Fasterlebnisse sind Fusionen aus verschiedenen Reizen (z.B.: ton ist<br />
eine Fusion <strong>von</strong> Schwingungsreizen – wir hören ein C)<br />
2) Assimilation: Sinneseindrücke werden automatisch durch frühere Erfahrungswerte ergänzt;<br />
Erfahrungswissen wird klassifiziert und identifiziert. (Sinnesreize werden interpretiert und<br />
assimiliert. => „Aha, das muss ein xy sein“)<br />
3) Komplikation: Sinneseindrücke <strong>von</strong> verschiedenen Kanälen werden zu einem Komplex, zu<br />
einem Gegenstand (Geruch, Geschmack, Tastempfindung) –(„ Aha, das ist eine Zitrone“)-<br />
dies impliziert natürlich 1) und 2)<br />
Wichtig für Wundt ist dabei,<br />
• dass Ziele die Assimilation und Synthese leiten (dies unterschiedet ihm <strong>von</strong> den<br />
britischen Empiristen)<br />
39
• dass die motivationelle und Emotionale Komponente eine wichtige Rolle spielt.<br />
(diese wird bei den Gestalts-, Denk- und Tiefenpsychologen beson<strong>der</strong>s wichtig)<br />
(nach den Gestaltspsychologen erzeugt ein Problem eine Spannung => die<br />
Problemlösung eine Entspannung)<br />
Die aktive Synthese ist begleitet <strong>von</strong> Willenserleben.<br />
3. Apperzeption und Aufmerksamkeit<br />
= aktiv gelenkte Aufmerksamkeit und explizit bewusst. Bewusstsein ist <strong>der</strong> „Lichtkegel“ o<strong>der</strong><br />
.das Feld.<br />
• Vorstellung taucht auf<br />
• Aufmerksamkeit wird hin zur Vorstellung gelenkt (=Fokussieren) – und wird dort<br />
„festgehalten“<br />
Mit dem Än<strong>der</strong>n des Fokus wird <strong>der</strong> Horizont des Feldes verän<strong>der</strong>t und neue Vorstellungen<br />
können kommen….<br />
Die Lichtkegel- o<strong>der</strong> Feldmethapher gibt dann in <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen…… (hier fehlt was….)<br />
Aufmerksamkeitspsychologie<br />
Bewusstsein kann sich verengen o<strong>der</strong> erweitern. Je größer <strong>der</strong> Fokus ist, desto enger ist das<br />
Bewusstsein (…bis hin zum Tunnelblick).<br />
Zoomlinsenmethapher.(„Schärfegrade“)<br />
a) Deutlichkeit (Diskrimination, unterschieden <strong>von</strong> 2 Gefühlsvorstellungen)<br />
b) Klarheit (Bemerken <strong>der</strong> internen Struktur <strong>der</strong> Vorstellung <strong>von</strong> Gefühlen; = interne<br />
Diskrimination)<br />
4. Feld des Bewusstseins<br />
Alle Gefühle, Erinnerungen, … die zu einem bestimmten Zeitpunkt präsent sind, sind quasi<br />
die Inhalte des Bewusstseins, Kübelmetapher)<br />
Eine Fokussierung auf ein neues Objekt ist wie<strong>der</strong>um mgl.<br />
14.12.06<br />
Weil keine Zeit bleibt meint Herrrrrr Landolt, müssen wir eben etwas selbst erarbeiten, die<br />
Namen <strong>der</strong> Wundtschüler sollen wir auf jeden Fall dem <strong>Skript</strong> entnehmen. Er erwähnt<br />
trotzdem einige: (mehr in seinem <strong>Skript</strong> Seite 60 – 64!)<br />
Nur aus seinem <strong>Skript</strong> – nicht durchgemacht! – daher grau:<br />
Institutionalisierung in <strong>der</strong> Psychologie, Kongresse, Bedeutende Forscher <strong>der</strong> Grün<strong>der</strong>zeit <strong>der</strong><br />
Psychologie - vgl. <strong>Skript</strong>.<br />
1889 1. internationaler Kongress in Paris<br />
1892 2. internationaler Kongress in London<br />
1888 Gründung <strong>der</strong> Berliner Gesellschaft für Experimentelle Psychologie<br />
1896 3. internationaler Kongress in München.<br />
1892 APA Gründung<br />
1879 - 1. Psy. Labor Leipzig –<br />
Vorher schon kl. Labor f physiologische Forschung <strong>von</strong> W.James in Harvard, aber nicht<br />
eigenständig!<br />
40
1889 Institutsgründungen in Paris und München<br />
1894 Alexius Meinong – Graz<br />
1912: Gestaltspsychologische Schule (Max Wertheimer, Kurt Koffka und Wolfgang Köhler)<br />
– Berliner Richtung<br />
Intelligenzforschung: Galten und Catell<br />
Arbeits- und Wirtschaftspsychologie: Münsterberg<br />
Gedächtnisforschung: Ebbinghaus<br />
Pioniere Amerika: William James (!!!!), Hall, James Mark Baldwin, Catell, Titchener,<br />
Thorndike<br />
Pioniere England: Darwin, William Mc. Dougal (Reflex und Instinktlehre), Galten<br />
Freud, Adler, Jung: Begrün<strong>der</strong> <strong>der</strong> Tiefenpsychologie.<br />
Karl Marbe (1869-1953)<br />
Forensik und Werbepsychologie<br />
James McKeen Cattell (1860 – 1944)<br />
1. Assistent <strong>von</strong> Wundt; 10 standardisierte Prüfverfahen (mental test)<br />
Begrün<strong>der</strong> <strong>der</strong> differentiellen Psychologie<br />
Psychometrische Erfassung <strong>der</strong> Intelligenz- IQ-Test –Begrün<strong>der</strong> gemeinsam mit Galton.<br />
1 Emil Kraepelin (1856 – 1926)<br />
Grün<strong>der</strong> <strong>der</strong> 1. Psychologieschule<br />
Arbeiten über Psychopathologie, Diagnose pathologischer Zustände, 1. Beschreibung<br />
bipolarer Depression (manisch-depressiv); einer <strong>der</strong> 1. <strong>der</strong> die Pharmakologie einbezog<br />
2 Oswald Külpe (1862 - 19159<br />
Begrün<strong>der</strong> <strong>der</strong> Denkpsychologie, <strong>der</strong> „Würzburger Schule“<br />
3 Hugo Münsterberg (Amerikaner)<br />
1. Wirtschaftspsychologe; zur Leistungssteigerung sind bessere Arbeitsbedingungen nötig!<br />
Schuf die ersten Mentaltests; zusätzlich mit Francis Galten; Beginn <strong>der</strong> experimentellen und<br />
<strong>der</strong> psychologisch- diagnostischen IQ-Forschung zur psychometrischen Erforschung <strong>der</strong><br />
psychischen Leistungen.<br />
4 James McKeen Cattell<br />
5 Stanley Hall<br />
Ist neben William James einer <strong>der</strong> Pioniere <strong>der</strong> amerikanischen Psychologie<br />
Initiierte die amerikanische Entwicklungspsychologie.<br />
Mit seiner psychogenetischen Rekapitulationstheorie, d.h. in <strong>der</strong> individuellen Entwicklung<br />
ist quasi eine geraffte Menschheitsentwicklung (Evolution, kulturelle Entwicklung im<br />
Zeitraffer) impliziert.<br />
Begrün<strong>der</strong> <strong>der</strong> APA (American Psy. Ass.)<br />
Hat 1909 Sigmund Freud und Jung an die Clark Uni eingeladen und so die Psychoanalyse in<br />
Amerika bekannt gemacht.<br />
41
6 Edward Bradford Titchener<br />
„Braver Wundt Schüler“. Der Elementarismus <strong>von</strong> Wundt wurde in Amerika Strukturalismus<br />
genannt.<br />
7 Felix Krüger (1874 – 1948)<br />
Nachfolger Wundts in Leipzig.<br />
Genetische Ganzheitspsychologie und Grün<strong>der</strong> <strong>der</strong> „2. Leipziger Schule“<br />
Dominant wird bei Krüger die Hervorhebung <strong>der</strong> Emotionalität; es sind letztendlich immer<br />
die Emotionen die unser Denken steuern; Die Emotionalität hat Primat vor dem Intellekt<br />
(knüpft hier an Schopenhauer an)=> Kein Denken ohne gefühlsmäßige „Anmutung“.<br />
Krüger wurde 1933 auffällig – arbeitet „mit Nazis zusammen“ – wollte dadurch bessere<br />
Bedingungen für sein Institut erreichen. (zu dieser Zeit sind mehr als 25 – 30 Ordinarien in<br />
Leipzig entlassen worden; <strong>der</strong> einzige <strong>der</strong> dagegen protestierte war Wolfgang Köhler – dieser<br />
ging 1935 nach Amerika)<br />
D Denkpsychologie<br />
Eine sehr einflussreiche Richtung in <strong>der</strong> Psychologie des 20. Jh.<br />
42
Zunächst <strong>von</strong> Würzburg aus (Würzburger Schule) -> internationale Wirkung und auch nach<br />
Österreich (Karl Bühler – Wien; = 1. gro. Sprachpsychologe, Initiator <strong>der</strong> Österreichischen<br />
Richtung des Behaviorismus; 1 Schüler <strong>von</strong> ihm war Popper!); später weiter nach Frankreich<br />
dann erst in die USA (dort war eher <strong>der</strong> Behaviorismus vorherrschend)<br />
An die Denkpsychologie knüpfen Anfang <strong>der</strong> 60er Jahre die mo<strong>der</strong>nen<br />
Kognitionspsychologen an. Von <strong>der</strong> USA ausgehend wurden alle Themen <strong>der</strong><br />
Denkpsychologie aufgegriffen und mit neuen Methoden weitergeführt.<br />
Typische „Charakteristika für die Denkpsychologie“ :<br />
Oswald Külpe hat 1896 ein experimentelles Psychologielabor in Würzburg eingerichtet.<br />
(Külpe kam 1864 als Prof. nach Würzburg). Külpe hatte zunächst 2 Schüler Wundts<br />
mitgenommen (Ernst Dürr und Karl Marbe – letzterer hat später die forensische Psychologie<br />
begründet.) - Külpe gründete später die „Würzburger Schule“ – die in Opposition zur<br />
Leipziger Schule stand.<br />
Hauptgegenstandsbereich:<br />
Untersuchung <strong>der</strong> Problemlösungsfähigkeiten bei bestimmten Tätigkeiten, abstraktes Denken,<br />
Rolle <strong>der</strong> Sprache, Begriffs- und Urteilsbildung, Willensbildung usw.<br />
Experiment <strong>von</strong> Narziss Ach und Karl Bühler etc.<br />
Die Würzburger zeigten, dass nicht nur Empfindungen und Assoziationen experimentell<br />
interessant werden können, son<strong>der</strong>n auch höhere psychische Denktätigkeiten (lt. Wundt)<br />
Sie zeigten v.a., dass die Prozesse, die wir heute als kognitiv definieren, alle zielgerichtet sind<br />
(Begriffe bilden, wollen, ….) – d.h. sie sind <strong>von</strong> antizipierter Zielvorstellung geleitet.<br />
Die aufgetragene Problemlösungsstruktur gibt <strong>der</strong> Denktätigkeit Ziele (ist heute ein<br />
Gemeinplatz!) (Wundt kannte diesen Aspekt <strong>der</strong> Zielorientiertheit nicht – hat er nicht<br />
„bemerkt“)<br />
Ziel – und Aufmerksamkeitsstruktur steuern und selektieren unsere Denkschritte =><br />
Aufgaben erfinden => dann füllen die Strukturen eine determinierte Tendenz aus. (vgl.<br />
Narziss Ach)<br />
August Mayer und Joh. Orth (-> im Experiment) => meist nicht bewusste Zielvorstellungen<br />
(1901 – 1904)<br />
Versuchsleiter sagte z.B. Worte an , <strong>der</strong> Pbd. musste mit dem ersten Wort das ihm einfiel<br />
antworten. Er musste die assoziationellen Erlebnisse zwischen Reizwortgabe und Antwort<br />
Wie<strong>der</strong>geben. (=> es zeigte sich, dass Assoziationsprozesse zielgesteuert sind)<br />
Selbstversuch mit einfachen Worten => es ist möglich die Reaktionszeit zwischen Stichwort<br />
und 2. Wort zu messen.<br />
Die Tiefenpsychologen (Freud und einige Menschen um Jung und Maier (die Empirie des<br />
Unbewussten) knüpften explizit an diese Methoden <strong>der</strong> Würzburger an um ihre<br />
Datenerhebungsmethoden (des freien Assoziierens) zu stützen. (z.B. Heinz Hartmann =<br />
Wissenschaftstheoretiker)<br />
(freie Assoziation in <strong>der</strong> Psychoanalyse: unsere Denkprozesse sind zielgesteuert.<br />
43
Freud: Definition setzt alle Zensuren aus -> quasi „Inneres Brainstorming“. So kommen wir<br />
laut Freud zu den unbewussten Gedanken.<br />
Die experimentellen Ergebnisse über die Denk- und Assoziationsprozesse zeigen, dass diese<br />
Prozesse steuernde Vorgänge sind;<br />
Für das Denken gilt, wie auch für das Wahrnehmen: „ Es hat eine merkwürdige<br />
Transzendenz“ – kein Gedanke meint sich selber. Er meint nicht nur den<br />
Bewusstseinszustand, den wir wahrnehmen, son<strong>der</strong>n etwas Gegenständliches. Dies korreliert<br />
mit Brentanos und Humes Ideen (Akt. Psychologie Anhänger)<br />
Oswald Külpe hatte <strong>von</strong> Brentano und dessen Schüler Karl Stumpf die Unterscheidung <strong>von</strong><br />
Akt und Gehalt übernommen. Külpe nennt die Akte (urteilen, glauben, wissen,….)<br />
Funktionen und die Inhalte Gehalte.<br />
Er meinte auch: Wichtige Dinge in seiner Psychologie stammen <strong>von</strong> Brentano und hatte<br />
Briefverkehr mit Alexius Meinong Ritter <strong>von</strong> Handschuchsheim (kommt sicher zur<br />
Prüfung!) – einem Grazer 1896 – dort Psychologie Institut. Die Meinongs Gegenstandstheorie<br />
wird noch heute diskutiert!<br />
In den 90er Jahren wurde <strong>der</strong> Einfluss Brentanos auf die Würzburger Schule stark betont und<br />
„bewiesen“. Wolfgang Mack („Die Würzburger Schule und ihre Bedeutung für die<br />
mo<strong>der</strong>ne……) und Horst Grundlach („Arbeiten zur Psychologiegeschichte“)<br />
Mack plädierte man solle Brentano zur Würzburger Schule zählen. (Dies ist allerdings nicht<br />
korrekt, da er dort nie Mitglied war)<br />
Wundt untersuchte die Gehalte des Bewusstseins (Fusion und Assoziation = Ursache) =><br />
Wundt entging dabei die Intentionalität (Transzendenz)- Messers (vlg. gleich->)<br />
August Messer: Bewusstseinstranszendenz. („Wer glaubt, Wahrnehmung und Denken kann<br />
auf Empfindungen zurückführen zu können, <strong>der</strong> glaubt, dass man Geld „erkennen“ kann,<br />
wenn man es auf die Stoffe aus dem das Geld besteht zurückführt.)<br />
(Wenn ich einer Sache keinen Wert /Äquivalenzwert zuschreibe ist sie wertlos (bsp. Gold –<br />
ist nur schön!)<br />
In Denkprozessen gehen Funktionsprozesse ein.<br />
1893: Oswald Külpe betonte in seinem „Grundriss <strong>der</strong> Psychologie“ – gegen die Thesen<br />
Wundts – dass je<strong>der</strong> Bereich <strong>der</strong> Wissenschaft über Experimente erforschbar ist. Die rolle <strong>der</strong><br />
prädisponierenden Ideen ist sehr groß.<br />
1904: Versuch über abstraktes Denken.<br />
Denken ist pos./ o<strong>der</strong> neg. Assoziation, je nachdem ob ein Teilaspekt des Gegenstandes vom<br />
Bewusstsein hervorgehoben o<strong>der</strong> zurückgewiesen wird.<br />
Experiment: 1/8 sek. lang wird ein Reiz angeboten (visuell). Mit <strong>der</strong> Auffor<strong>der</strong>ung z.B. die<br />
Farbe zu beachten. Der Kontrollgruppe bekam keine Instruktionen.<br />
Die Versuchspersonen konnten detailliert z.B. über Farbnuancen etwas berichten, die an<strong>der</strong>en<br />
weniger (vgl. mo<strong>der</strong>ne Kognitionspsychologie – forscht hier weiter!)<br />
44
D.h. unsere Wahrnehmung ist <strong>von</strong> thematischen Vorgaben gesteuert, indem wir Instruktionen<br />
haben o<strong>der</strong> selber etwas hervorheben (positiv Abstrahieren) und Rest ausblenden (neg.<br />
Abstrahieren).<br />
Dieses Experiment wird später als klassisch (o<strong>der</strong> paradigmatisch) bezeichnet. => Seit dem<br />
Nominalismus (William <strong>von</strong> Ockham) <strong>der</strong> alte Streit, ob denn da allgemeine Begriffe in den<br />
Dingen seien o<strong>der</strong> getrennt <strong>von</strong> den Dingen (photomische Idee), o<strong>der</strong> ob sie im Geiste sind<br />
(Conceptions die auf die Dinge projiziert werden).<br />
Külpe beweist Wahrnehmung kann gesteuert werden. – Top down - Prozess.<br />
Külpe: machte Reaktionszeitexperimente:<br />
Vpn: Werden aufgefor<strong>der</strong>t mit <strong>der</strong> Reaktion einige Sekunden zu warten um dann zu berichten,<br />
was sie „bemerkt“ haben beim Warten.<br />
Vgl. Brentanos Aktpsychologie. …………..<strong>der</strong> Bewusstseinsinhalte steuern die Reaktion.<br />
Nahm damit den Begriff <strong>der</strong> determinierenden Aufgabe vorweg.<br />
Fraktionierte Introspektion <strong>von</strong> Külpe erfunden worden.<br />
Aufgabe ----->Introspektion über das was dazwischen liegt<br />
--> Abschluss<br />
(laut sagen, was…)<br />
Die Analyse <strong>der</strong> Introspektion war das Ziel des Experiments.<br />
Carl Marbe: (1867 – 1937)(Külpes Kollege und Wundtschüler) untersuchte Urteilsprozesse.<br />
Urteil ist laut Marbe: auf Denkerlebnisse können die Begriffe wahr o<strong>der</strong> falsch angewendet<br />
werden. (geht zurück bis auf Aristoteles)<br />
Vpn. sollten Urteile fällen, welches <strong>von</strong> 2 Gewichten größer wären und über die dabei<br />
auftretenden psychischen Ereignisse laut berichten.<br />
Marbe: Keine systematische psychisches Begleitphänomen für Urteil gefunden. Da Urteile<br />
ohne vorstellende Komponente auftreten kann. Denken und Urteilen kann nicht allein auf<br />
bildhaftes Vorstellen reduziert werden.<br />
Bsp. „1000“ Eck kann man sich nicht vorstellen, aber man kann geometrisch darüber urteilen.<br />
D.h. wenn also begleitende Vorstellungen auftreten, entsprechen sie nicht dem Beginn des<br />
Urteils selbst. (Wi<strong>der</strong>spruch! zu Aristoteles: „ Die Seele denkt niemals ohne Vorstellung“-<br />
cave: er sagte aber klar: unser Denken ist <strong>von</strong> Vorstellungen begleitet!“)<br />
Das Wissen, dass <strong>der</strong> Gehalt <strong>der</strong> Urteilsabsicht mit dem Erfolg übereinstimmt o<strong>der</strong> nicht<br />
übereinstimmt!..... => Es soll eine strikte Trennung zwischen psychischen Prozessen, und <strong>der</strong><br />
objektiven Gültigkeit <strong>von</strong> <strong>der</strong> logischen Regeln geben (Marbe) (dies gilt seit Fraege und<br />
Husserl!)<br />
Gültigkeit o<strong>der</strong> Wahrheit <strong>von</strong> logischen Operationen ist unabhängig <strong>von</strong> Denkprozessen.<br />
Das logische Denken findet seinen Maßstab auf obj. logischen Sachverhalten, auf die sich das<br />
Denken mit Hilfe <strong>von</strong> Bedeutungen bezieht. Die obj. Sachverhalte sind für alle Menschen<br />
gleich.<br />
!!Die Logik ist unabhängig <strong>von</strong> <strong>der</strong> Psychologie. !!<br />
Narziss Ach:<br />
War Mediziner und hatte die hypnotische Technik gelernt. Posthypnotische Auftragserfüllung,<br />
(Aufträge werden erfüllt, obwohl sich die Menschen nicht daran erinnern können)<br />
45
eweisen, dass auch in <strong>der</strong> Hypnose Instruktionen eine determinierende Führung übernehmen<br />
(Willenspsychologie Untersuchungen <strong>von</strong> Ach) Willensexperimente.<br />
Aspekte des Bewusstseins nach Ach<br />
Gegenwärtigsein eines unanschaulichen Wissens („Vollzugsbewusstsein“), wissen was;<br />
gewahr sein, dass (Awareness). Dieses begleitende Mitwissen ist unanschaulich (schon bei<br />
Aristoteles „en par´ergon“ =beim Akte selbst). D.h. das Bewusstsein kann sich auf<br />
vergangene/gegenwärtige/kommende Akte beziehen, kann determiniert sein, durch<br />
Zielvorstellungen. Es gibt 1 positives Argumentwissen, dass etwas präsent ist -> dies<br />
entspricht auffällig Husserls und Brentanos Bewusstseinsanalyse.<br />
Für Ach war die alternierende Tendenz beson<strong>der</strong>s relevant.<br />
=> Vpn denken nicht immer an ihre Aufgabe, ihre Instruktion steuert aber trotzdem die<br />
Denkprozesse. Es steuert also eine nicht aktuell bewusste Einstellung, dies ist insbeson<strong>der</strong>e<br />
bei Willensprozessen zu beobachten.<br />
Henry Watt (1849 – 1925 war bei vielen Arbeiten <strong>von</strong> Ach beteiligt)<br />
Machte Wortassoziationsreihenversuche.<br />
Bsp.: Assoziationsreihe lernen – mit sinnlosen Silben! – nach <strong>der</strong> Ebbinghaus Methode, um<br />
persistierende Assoziationstendenz zu kreieren…. – dies war für Ach relevant.<br />
1) Mit dieser Methode sollten zunächst feste Assoziationen installiert werden<br />
2) dann sollten Stabreime gebildet werden, mit den Silben (tan rik til…)<br />
3) bei Stabreimbildung gab es einen Wi<strong>der</strong>stand. Versuche schlugen zuerst fehl, die Auswahl<br />
<strong>der</strong> Versuche und die Zeit wurde gemessen, bis Stabreime gebildet werden konnten.<br />
Es kommt zu einem „Streit“ zwischen assoziativ-perseverieren<strong>der</strong> Tendenz und <strong>der</strong><br />
determinierenden Tendenz – deshalb dauert es ein bisschen, bis die Stabreime gebildet<br />
werden können.<br />
Die Zeit dazwischen wird als assoziatives Äquivalent bezeichnet. D.h. die Stärke <strong>der</strong><br />
determinierenden Tendenz muss mindestens so groß wie die perseverierende Tendenz werden<br />
(muss sich quasi durchsetzten) – um sich durchsetzten zu können.<br />
Ach nannte dieses ass. Äquivalent einen Indikator für Willenstätigkeit, wir müssen uns<br />
entschließen Aufgaben zu erfüllen, und zwar gegen die perseverierende Tendenz.<br />
Otto Seltz, Lewin usw. kritisierten, dass es sich dabei nicht um Willenstendenzen son<strong>der</strong> um<br />
die Stärke <strong>der</strong> determinierenden Tendenz handle. Die Frage ist, wie lange es dauert, bis sie<br />
sich durchsetzen.<br />
Lewin (1890 – 1945)<br />
Wille <strong>von</strong> Ach ist eigentlich sekundäres Quasibedürfnis. Dieses ist aus dem primären echten<br />
Bedürfnis abgeleitet, d.h. die Aufgabeninstruktion dockt an ein primäres Bedürfnis an („ Ich<br />
will Versuchskandidat sein…). Er stellt also die Verbindung zwischen Willensbildung und<br />
allgemeiner Motivation her. – z.B. soziale Anerkennung….<br />
Achs Experimente und <strong>der</strong>en Kritik lösten eine Reihe <strong>von</strong> Experimenten zur<br />
Entscheidungsbildung usw. aus.<br />
46
z.B: Choix voluntaire (Pbd. konnten zwischen Rechenoperationen auswählen, die Zahlen<br />
blieben fix; Wie fühlten sie sich bei <strong>der</strong> Entscheidung) - - Michotte, Prüm, Lindworski,<br />
Rohracher, usw.<br />
1. Abwägen <strong>der</strong> Motive<br />
2. Hemmung vor <strong>der</strong> Entscheidung<br />
3. Lösung <strong>der</strong> Spannung<br />
4. nach <strong>der</strong> Entscheidung – Gewissheit dass sie handeln wollen.<br />
Diese Stufen tauchten bei den Vpn´s regelmäßig auf, die Wahl führt immer zu Schlüssen und<br />
Entscheidungen.<br />
In England <strong>von</strong> Wheeler und Mc. Barret mit gleichem Ergebnis durchgeführt.<br />
1875 – 1939 Johannes Lindworski (Würzburger Schule)<br />
Menschen mussten sich dem VL. verpflichten, das zu tun, was er <strong>von</strong> ihnen verlangte. Beim<br />
Versuch verlangte er sie sollen Seifenwasser trinken o<strong>der</strong> eine Fliege essen – Es kam zu<br />
einem Motivkonflikt.<br />
(=joix voluntaire-Experimente)<br />
11.1.07<br />
Hubert Rohracher: Vpn musste über einem elektrisch geladenen Stab die Hand so lange<br />
ausgestreckt halten, wie sie konnten. Gefragt wurde später: „Was haben Sie dabei erlebt“ Die<br />
Antworten (z.B. wenn ich meine Hand nach unten fällt bekomm ich einen el. Schlag; wenn<br />
ich aufgebe, werde ich als willensschwach abgestempelt….) wurden dokumentiert.<br />
Folie 24<br />
Karl Bühler: (war einer <strong>der</strong> Lehrer <strong>von</strong> Karl Popper)<br />
Bühler hat in Wien die Denkpsychologie-Schule initiiert, die mit Hubert Rohracher (einem<br />
Bru<strong>der</strong> eines sbg. Erzbischofs) kam.<br />
Popper erwähnte in seinen späten (autobiographischen) Schriften oft Denk- und<br />
Sprachpsychologie als wichtig für seine Arbeiten.<br />
Bühler verwendete für komplexen Sprach- und Textverstehenstexte z.B. die Aphorismustexte<br />
<strong>von</strong> Nietzsche. Den Pbn. Wurden danach Verständnisfrage (ja/nein zum Ankreuzen) gegeben<br />
und Protokolle über die Empfindungen bis zum Ankreuzen gemacht.<br />
Bühler führte Husserls phänomenologische Prozesse in die Denkpsychologie ein (kritisch<br />
allerdings)<br />
Die Korrespondenz <strong>der</strong> psychischen Gesetze des Denkens und <strong>der</strong> psy. Logik … wurden <strong>von</strong><br />
Husserl (als Philosoph) nicht geprüft.<br />
Bühler und die Denkpsychologen interessierten sich für die psychologische Seite <strong>der</strong><br />
logischen Schlüsse und suchten nach Gründen, weshalb die Alltagslogik <strong>von</strong> <strong>der</strong><br />
philosophischen Logik abweicht.<br />
Bühler differenzierte zwischen Sprechen und Denken. Er meinte man könne <strong>von</strong> <strong>der</strong><br />
Sprachen nicht 1:1 auf das Denken schließen. (vgl. auch Piaget später – war gleicher<br />
Meinung)<br />
47
Die Grundlage des logischen Denkens und er Sprache werden sensomotorisch und logisch<br />
erzeugt (entgegen angeborener Universalien) . Bsp. Prozedurales Wissen – Schuhbän<strong>der</strong><br />
binden: … ist für uns oft sprachlich nicht formulierbar.<br />
1. In Übereinstimmung mit Brentano und Husserl vertritt er die Intentionalitätshypothese<br />
(in Gedanken werden immer bestimmte Gegenstände gedacht!)<br />
2. Gedanken sind immer ein Ganzes (vgl. Gestaltpsychologie). Dieses Ganze enthält nur<br />
unselbständige Teile.<br />
Bsp.: Man kann sich einen 60° Winkel nicht denken – zumindest nicht den Winkel<br />
alleine; man stellt sich immer 2 geschnittene Linien im 60° Winkel vor! – an<strong>der</strong>s ist es<br />
nicht mgl.<br />
3. Die klassische Dimensionen für das Vorstellen und Empfinden (Qualität und<br />
Intensität) treffen auf Gedanken nicht zu.<br />
4. Reale Gedächtniszusammenhänge sind an<strong>der</strong>s (d.h. ungleich) den<br />
Vorstellungsassoziationen. Denn sie sind zielgerichtet und folgen logisch, sachlichen<br />
Beziehungen zwischen den gedachten Gegenständen.<br />
Bühler meinte es gäbe 3 Gedankentypen (vgl. auch Husserl)<br />
a) Regelwissen (o<strong>der</strong> Regelbewusstsein) = Mathematik, Logik<br />
b) Beziehungswissen<br />
c) Intentionsbewusstsein (das Meinen ist <strong>der</strong> Gegenstand). Das Wissen um die<br />
intentionale Modalitäten (glauben, wissen,…)<br />
Je<strong>der</strong> Gedanke hat mindestens 3 Komponenten<br />
a) Intention<br />
b) Gegenständliche Bezogenheit<br />
c) Was- Bestimmtheit (=Bedeutung)<br />
Vgl. Husserl : Bühler<br />
Husserl<br />
Bsp.<br />
Intentionale<br />
Aktqualität<br />
Akt = verstehen,<br />
Urteilen, glauben,<br />
wissen<br />
Gegenständliche<br />
Aktmaterie (Noema)<br />
Der gedachte<br />
Gegenstand, z.B. ein<br />
gleichseitiges<br />
Dreieck<br />
Referenzobjekt<br />
(transzendentaler<br />
Gegenstand)<br />
z.B. ein<br />
Verkehrszeichen, in<br />
Form eines<br />
gleichseitigen<br />
Dreiecks<br />
Bühler Wie Die Washeit Bedeutung<br />
Bühlers Sprachtheorie<br />
Bühler und Otto Seltz haben in ihren Arbeiten die Nähe zur Biologie und Zoologie gesucht.<br />
Bühler sieht den Zeichenverkehr als einen für die Biologie und Psychologie gleichermaßen<br />
wichtigen Faktor (Lebewesen sind Signalwesen; <strong>der</strong> Zeichenverkehr ist die Basis)<br />
Bühler: 1936 „ Die Zukunft <strong>der</strong> Psychologie“<br />
„Die Axiomatik <strong>der</strong> Sprachwissenschaften“<br />
„Mo<strong>der</strong>ne Kognitionsverarbeitung ist regulierte Manipulation <strong>von</strong> Symbolen!“<br />
48
Der Gebrauch <strong>von</strong> Symbolen besteht darin, dass <strong>von</strong> ihnen etwas An<strong>der</strong>es gemeint wird (hat<br />
Bühler auch <strong>von</strong> Husserl übernommen)<br />
Mit Zeichengebrauch kommt eine soziale Komponente dazu. Wissen o<strong>der</strong> Glauben über<br />
Gegenstände und Sachverhalte geht beim Menschen vom Sen<strong>der</strong> auf den Empfänger über.<br />
Die menschliche Sprachfunktionen sieht Bühler in <strong>der</strong> Mitteilung und <strong>der</strong> Darstellung <strong>von</strong><br />
Sachverhalten an jemanden.<br />
Folie 25<br />
Wir zeigen und demonstrieren mit Symbolen etwas jemanden. (Deixis = hinwiesen, zeigen)<br />
Die neue Psychologie muss sich laut Bühler mit den symbolischen Relationen und <strong>der</strong><br />
Sprache beschäftigen. Dies war eine doch deutliche Akzentverlagerung im vgl. zu Wundt.<br />
Symbole binden Geistiges, Mentales….<br />
3 invariante Komponenten je<strong>der</strong> symbolischen Interaktion:<br />
1) Darstellung<br />
2) Ausdruck<br />
3) Appell an jemanden<br />
(Popper sprach zusätzlich noch <strong>von</strong> 4) <strong>der</strong> argumentativen Funktion)<br />
Ad 1) Darstellung<br />
Ist nach Bühlers Ansicht nur beim Menschen realisiert (d.h. auch freie Zeichenerfindung<br />
usw.)<br />
--> ist aus heutiger Sicht natürlich nicht korrekt!<br />
Zeichen werden willkürlich, ohne Kausalzusammenhang in Verbindung mit Bedeutung<br />
gesetzt. („erfunden“)<br />
Bsp.: bestimmte Lautfolgen haben bestimmte Bedeutung, in verschiedenen Sprachen z.B.<br />
Feuer: gr. Pyr; lat. Ignis, engl. fire usw.)<br />
In dieser Zuordnung <strong>von</strong> Bedeutungen sieht Bühler die Bindung des obj. Geistes. Alles was<br />
intersubjektiv durch Symbol o<strong>der</strong> Sprache verbreitet wird. (dies kommt auch bei Popper so<br />
vor!)<br />
Schema 1<br />
Zur platonischen These: - Organonmetapher. Organon = Werkzeug. Um etwas mitzuteilen,<br />
über Dinge und Sachverhalte.<br />
Der Sprecher (Sen<strong>der</strong>) vermittelt über Organon (Werkzeug) etwas an den Hörer<br />
(Empfindung)<br />
Schema 2<br />
Kommunikationsprozess:<br />
Bühler meint, <strong>der</strong> Sen<strong>der</strong> erzeugt ein Schallphänomen, das als Reiz auf den an<strong>der</strong>en wirkt.<br />
Der Schall ist <strong>der</strong> Effektus (etwas beim Sen<strong>der</strong> etwas Bewirkendes).<br />
Der Mensch a gibt ein Zeichen an den Menschen b weiter. Dieses Zeichen ist das Effiziens<br />
(bewirkt etwas beim Hörer) .<br />
Der Hörer und das Effiziens = das Organon des Schema 2!<br />
49
Reiz/Zeichen<br />
Reizquelle<br />
Reizquelle löst bei a<br />
ein Erkennen aus<br />
Psychophysisches<br />
System Alpha<br />
= Mensch a<br />
Reiz/Zeichen<br />
Psychophysisches<br />
System Beta<br />
= Mensch b<br />
Reiz trifft auf a und<br />
macht etwas mit ihm<br />
– sodass er --> …ein Zeichen an--> b gibt, das wie<strong>der</strong>um<br />
etwas mit b macht.<br />
R =<br />
Reaktionsprodukt:<br />
Das was a erlebt hat<br />
drückt er aus<br />
b richtet<br />
Aufmerksamkeit auf<br />
die Reizquelle<br />
ZW= Zwischenreiz –<br />
a appelliert an b<br />
R/Z = Reaktionsprodukt: „=Zeichen, das für etwas an<strong>der</strong>es steht“<br />
William <strong>von</strong> Ockham: … etwas an die Stelle setzten.<br />
Aber: wir drücken nicht nur unsere Empfindungen aus und appellieren an an<strong>der</strong>e darauf zu<br />
achten, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Mensch meint auch Sachen und Sachverhalte. Die Symbole haben also<br />
auch deskriptive Funktionen (im Tierreich Murmeltier….. – Warnrufe!)<br />
Die Aufmerksamkeit <strong>der</strong> Menschen werden auf die Sache selbst gelenkt und stellen es auch<br />
implizit dar.<br />
Bsp. „Es regnet.“ Der Adressat bekommt bestimmte Steuerungsimpulse um sich auf spezielle<br />
Sachverhalte einzustellen.<br />
Ampel rot =>….<br />
Nach diesen Argumenten gestaltet Bühler sein 3. Organonmodell <strong>der</strong> Sprache:<br />
Der strichlierte Kreis steht für den Schall o<strong>der</strong> das Phonematische Phänomen; das Dreieck die<br />
3 Seiten <strong>der</strong> Sprache (Darstellung, Expression, Appell).<br />
Dieses Modell ist über die Jahrzehnte sehr einflussreich geworden, und noch heute wichtig.<br />
Folie 26<br />
3.Zentrale Gegenstandsbereiche <strong>der</strong> Denkpsychologie<br />
a) Bildung <strong>von</strong> Vorstellungs-, Begriffs und Urteilsstrukturen<br />
b) Planung <strong>von</strong> Handlungen (Intention, Entschluss, Handlungsplanung, -durchführung,<br />
Bewertung <strong>der</strong> Handlungsergebnisse…)<br />
c) Psychologische Prozesse die bei Wissen, Glauben, Schätzen usw. eingeleitet werden<br />
(u.a. <strong>von</strong> Husserl angeregt)<br />
50
d) Prozesse beim Erwarten, Antizipieren, Hypothesen bilden und prüfen.<br />
e) Psychologie <strong>der</strong> sprachlichen Produktion (vgl. auch Bühler)<br />
f) Psychologie des Sprachverstehens (Semantik, Pragmatik, Sinnreferenz, Bedeutung,<br />
Bildung <strong>von</strong> Klassifikationen…)<br />
g) Psychologische Prozesse beim Problemlösen (Denkpsychologen waren die 1. die sich<br />
damit beschäftigten!!!!)<br />
h) Was ist wichtig für die Problemlösung; Zielkonzepte (vgl. Volitionen)<br />
i) Differenz zischen dem vorgestellten und dem abstrakten Denken ist zu erforschen.<br />
Vorstellungen begleiten nur bsp.artig die abstrakten Denkoperationen =><br />
„prototypische Stützfunktion“ beim Vorstellen.<br />
Bsp.: „allgemeines Dreieck“ = ist ein abstrakter Begriff, kann man sich nicht<br />
vorstellen; man kann zwar die Regeln aufzählen (3 Seiten die sich schneiden, 3<br />
Winkeln, Winkelsumme 180°, …) aber man kann sich immer nur 1 bestimmtes Dreieck<br />
vorstellen!.<br />
Die Denkpsychologen haben damit deutlich gezeigt, dass das Allgemeine we<strong>der</strong> auf<br />
Vorstellungen begründet werden kann, noch auf Assoziationen <strong>von</strong> Vorstellungen<br />
reduziert werden kann.<br />
Zum logischen Denken:<br />
Die Denkpsychologen schlossen sich <strong>der</strong> Kritik am Psychologismus <strong>der</strong> Logik <strong>von</strong> Fraege<br />
und Husserl an.<br />
Die Denkpsychologen haben diese Kritik ernst genommen und drehen den Spieß um. Sie<br />
nehmen die Logik <strong>der</strong> Mathematik (die axiomatische Logik) und messen an ihr die<br />
Alltagslogik (die ja eigentlich „nicht logisch“ ist.) Sie suchen nach den typischen<br />
Fehlschlüssen <strong>der</strong> Alltagslogik.<br />
Die Denkpsychologie hat das 1. mal Forschungsthemen behandelt, die in <strong>der</strong> neuen<br />
Kognitionspsychologie (1960---) nach dem Ende des Behaviorismus wie<strong>der</strong> aufgegriffen<br />
wurden. (dies gilt eigentlich für alle Themen <strong>der</strong> Denkpsychologie)- „Die Denkpsychologie<br />
ist die Morgenräte <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Kognitionspsychologie.“<br />
Folie 27<br />
4) Methoden <strong>der</strong> Denkpsychologie<br />
Haben die Introspektion angenommen und mit dem Experiment kombiniert. Sie verwendeten<br />
auch Fremdbeobachtung (Feldstudien).<br />
Aber v.a. die kontrollierte Introspektion <strong>von</strong> Vpn. (experimentell gestellte Probleme mussten<br />
die VPn bearbeiten, die Denkerlebnisse erzählen, es wurde dokumentiert)<br />
Dass die Introspektion verwendet wurde, wurde v.a. <strong>von</strong> den Behavioristen als<br />
unwissenschaftlich abgelehnt, aber die Denkpsychologen haben ew. an<strong>der</strong>e Introspektion<br />
durchgeführt.<br />
a) die anschauende Selbstbeobachtung<br />
• Vpn musste auf bestimmte Erlebnismodalität auf <strong>der</strong> Basis <strong>von</strong><br />
Instruktionen achten.<br />
51
• Methode des lauten Denkens (Verbalisieren – z.B. Motivkonflikt –<br />
wie wird er erlebt)<br />
• Aufmerksamkeitsgeleitetes Denken<br />
• Protokoll durch den VL<br />
b) Fraktionierte retrospektive Selbstbeobachtung<br />
Bei komplexen Denkaufgaben (bei a) Volitionen o<strong>der</strong> b) Problemlösungsaufgaben)<br />
• Retrospektiv: weil nach <strong>der</strong> bestimmten Zeitphase hinterher<br />
Verbalisiert wurde.<br />
• Fraktioniert: Zeitintervalle werden vorgegeben und geben so die<br />
Phasen <strong>der</strong> Introspektionen an. Die Phasen sollten kurz (max. 5 Min.)<br />
sein, damit die Gefahr <strong>der</strong> verzerrenden Einflüsse gesenkt wird.<br />
• Das unmittelbare laute Denken wird nicht angewandt, um die<br />
komplexen Denkprozesse nicht zu stören.<br />
• Protokoll: Inhalte werden auf Invarianzen und Abweichungen<br />
analysiert; was bleibt gleich, welche Inhalte wechseln; es soll mgl.<br />
eindeutig wie<strong>der</strong>gegeben werden, keine Interpretation des VL beim<br />
Protokollieren (keine Hypothesen, keine Theorein einfließen lassen) im<br />
Wortlaut des Originals bleiben.<br />
• Analyse: danach: Sie soll den Sprachgebrauch <strong>der</strong> Vpn mgl. genau<br />
beachten und die Interpretationen müssen am Sprachgebrauch <strong>der</strong> Vpn<br />
verifizierbar sein.<br />
• Ausbildung <strong>der</strong> Vpn: nötig in Vorversuchen durchgeführt.<br />
- Aufmerksamkeit thematisieren lernen<br />
- Diff. zwischen kognitiven, emotionalen und motivationellen<br />
Zuständen erkennen<br />
- Diff. zwischen deskriptiver Interpretation<br />
- Verbalisieren lernen<br />
b) Problemlösungsaufgabe: Es sind eine Reihe <strong>von</strong> Schritten bis zur<br />
Entscheidung. Es wird daher in max. 5 min. Schritte zerlegt, nach denen in den<br />
einzelnen Problemlösungsteilen Gedachtes dokumentiert werden musste (Was,<br />
Warum usw.)<br />
Schwierigkeiten <strong>der</strong> Introspektion:<br />
• Normalerweise gegenstandsbezogen und nicht aktbezogen.<br />
• Glaube an Gott: Modalität des Glaubens ist einem nicht immer klar (echtes Glauben<br />
o<strong>der</strong> Annahme des Glaubens…)<br />
• Verbalisieren und Deskription des Erlebten ist schwierig – Training nötig.<br />
• Gedankenproblem (Arbeitsgedächtnis ist begrenzt)<br />
• Vpn. haben auch „moralische“ Anfor<strong>der</strong>ungen (müssen Willen zur Sachlichen<br />
Selbstkontrolle und in <strong>der</strong> Wahrnehmung ihrer Erlebnisse zeigen). Aufrichtigkeit beim<br />
Verbalisieren , Präzisionswille beim Verbalisieren<br />
--> Dies bedeutet, dass ein sehr beachtliches Vortraining <strong>der</strong> Vpn vorab nötig war. --> v.a.<br />
Studenten und an<strong>der</strong>e Uniangehörige als Vpn verwendet!-<br />
52
E Gestaltspsychologie<br />
Donnerstag 18.1.07 – war lei<strong>der</strong> nicht in <strong>der</strong> Vorlesung! – krank!<br />
Folie 28<br />
Die Frage <strong>der</strong> Vorläuferschaft<br />
- zeitliche Priorität <strong>der</strong> österreichischen Richtung vor <strong>der</strong> Berliner Richtung<br />
- Graz: Alexius Meinong<br />
- Prag. Chr. Von Ehrenfels (Schüler Brentanos und Meinongs)<br />
Carl Stumpf (Brentano Schüler) – 1894 nach Berlin<br />
(Carl Stumpfs Nachfolger war Wolfgang Köhler 1921)<br />
Ernst Mach als Vorläufer <strong>der</strong> Gestaltpsychologie<br />
- Chr. Von Ehrenfels beruft sich 1890 auf Ernst Mach<br />
-Doppelrolle <strong>von</strong> Mach - seine Muskel-Empfindungen als synthetische Elemente – mit einem<br />
Seitenblick zu G. Berkeley (englischer Empirist)<br />
Die Frage <strong>der</strong> Vorläuferschaft<br />
a)Christian <strong>von</strong> Ehrenfels (1859 – 1932, Geboren in Nie<strong>der</strong>österreich) kann als geistiger<br />
Vater <strong>der</strong> österreichischen und in Folge auch <strong>der</strong> – zwar bekannteren aber später auftretenden<br />
– Berliner Richtung <strong>der</strong> Gestaltpsychologie angesehen werden.<br />
Ehrenfels studierte bei Brentano in Wien und bei Meinong (<strong>der</strong> wie<strong>der</strong>um Brentanos Schüler<br />
war!) in Graz.<br />
b) Carl Stumpf: (1848 – 1936), c)Anton Marty (Schweizer Brentano-Schüler, bei dem Sich<br />
Husserl habilitierte!) und d) Ernst Mach.<br />
Diese 3 (Ehrenfels, Stumpf und Mach) sind für die Anfänge <strong>der</strong> Gestaltpsychologie bedeutend<br />
gewesen.<br />
Sowohl Stumpf als auch Marty waren <strong>von</strong> <strong>der</strong> Akt-Psychologie Brentanos geprägt und<br />
standen in Opposition zur Wundtschen Elementepsychologie.<br />
Stumpf gründete als Prof. in Berlin 1884 das psycholog. Institut <strong>der</strong> Uni Berlin – gemeinsam<br />
mit Ach und Schumann.<br />
Berliner Richtung:<br />
Wurde also <strong>von</strong> Stumpf gegründet. – und <strong>von</strong> Koffka, Wertheimer und Chr. J <strong>von</strong> Allesch<br />
(einem Österreicher) gebildet.<br />
Ehrenfels führte den Begriff GESTALT… als Fachterm ein.<br />
Gestalten sind etwas an<strong>der</strong>es als bloß Summen <strong>von</strong> Elementen – sind quasi übersummativ.<br />
Denn: Sie bekommen neue Eigenschaften, die die Grundelemente nicht besitzen.<br />
Bsp.: Musik: Die Gestalt (Struktur <strong>der</strong> Noten zueinan<strong>der</strong>) bleibt gleich, aber die sensorischen<br />
Elemente verän<strong>der</strong>n sich, je nach dem mit welchem Instrument und in welcher Tonart gespielt<br />
wird.<br />
Ehrenfels Kriterien:<br />
a) Übersummativität und<br />
b) Transponierbarkeit (<strong>von</strong> Gestalten)<br />
53
Der Begriff Gestaltspsychologie - wurde allerdings hauptsächlich für die Berliner Schule<br />
verwendet.<br />
Ernst Mach (Philosoph und Physiker, 1838 – 1916)<br />
Ehrenfels bezeichnet Machs Überlegungen zur Analyse <strong>der</strong> Empfindungen direkt als Basis für<br />
seine Überlegungen – er interpretiert ihn auf seine Art.<br />
Mach hat dadurch eine Doppelrolle in <strong>der</strong> Psychologiegeschichte:<br />
- einerseits liefert er die Wissenschaftsphilosophie des Elementarismus (Assoziationismus<br />
o<strong>der</strong> Atomismus) und an<strong>der</strong>erseits gilt er auch als Vorläufer <strong>der</strong> Gestaltspsychologie – (aber<br />
nur<br />
Weil ihn Ehrenfels erwähnt….)<br />
Machs Bemerkungen zur Lehre des 3D-Sehens (1910): Bei <strong>der</strong> Wahrnehmung muss es z.B.<br />
neben <strong>der</strong> Melodie,… auch noch an<strong>der</strong>e Empfindungen geben- „Muskel-Empfindungen“<br />
(Landold weist darauf hin dass bereits im 18. Jh George Berkeley ähnliche Überlegungen<br />
anstellte – war dies Mach bekannt!)<br />
Es stellt sich die Frage ob man Machs Überlegungen überhaupt als Vorläufer zur Gestaltspsy.<br />
sehen darf – wohl eher als Auslegung <strong>der</strong> Assoziationstheorie. Er hat sich aber eindeutig mit<br />
den gleichen Problemen beschäftigt. Die Interpretation war different: Mach und Vorgänger<br />
(seit Maupertuis 1698 – 1779!) – erklärten es physikalisch – die Gestaltspsychologen als<br />
Spannungs-Reduktion (=Funktionalität)<br />
Von Folie 28<br />
Richtungen <strong>der</strong> Gestalts-Psychologie:<br />
a) Grazer Richtung: Die Produktionstheorie <strong>von</strong> Meinong und Benusse (Vittorio)<br />
(synthetische Tätigkeiten, die Relationen erzeugen; Vergleich zur Assoziations.-Theorie<br />
Folie 29<br />
Kritik <strong>der</strong> Assoziations-Theorie<br />
- kann nur die Verbindung <strong>der</strong> Elemente, nicht aber die Form erklären<br />
-Formen (Gestaltsqualitäten) sind Produkte des Verstandes<br />
-Beispiele (z.B. Sternbil<strong>der</strong>)<br />
Vittorio Benussi (1875 – 1925)<br />
Experimentelle Prüfung <strong>der</strong> Produktionstheorie mit mehrdeutigen Gestalten<br />
Die Möglichkeit mehrfacher Interpretation liegt im „nicht-sensorischen Psychismus“ es<br />
handelt sich also um einen metasensorischen Verarbeitungsfaktor.<br />
Gestalts-Qualtitäten sind „Zusatz-Phänomene“. Die gestaltenden Faktoren sind<br />
Freiheitsgrade.<br />
Jean Piagets Auseinan<strong>der</strong>setzung mit <strong>der</strong> Gestaltspsychologie<br />
Gestalten sind für ihn Verhaltensschemata. Ergebnisse fortlaufen<strong>der</strong> Konstruktions- und<br />
Assimilationsschemata.<br />
Aber: kein fertiges, statisches Apriori, präformiert <strong>von</strong> Genom an, son<strong>der</strong>n Produkte <strong>der</strong><br />
Interaktion des Organismus mit <strong>der</strong> Umwelt.<br />
54
Die Grazer Richtung<br />
Ausgehend <strong>von</strong> Alexius Meinong (1853 – 1920)<br />
1888 – wies er darauf hin dass die Komplexionen Eigenschaften aufweisen, die die<br />
Grundelemente nicht besitzen (2 Jahre vor Ehrenfels!!!!)<br />
Produktionstheorie: Sensorische Elemente sind in <strong>der</strong> Wahrnehmung gegeben; durch einen<br />
Syntheseakt werden sie zu Komplexionen zusammengefügt.<br />
Der Syntheseakt erzeugt Relationen, die die Elemente an sich nicht haben.<br />
(ohne den Syntheseakt würden wir Tonereignis an Tonereignis – quasi <strong>von</strong> Zeitpunkt zu<br />
Zeitpunkt erleben. – ohne Kurzzeitgedächtnis würden wir nur den momentanen Ton erleben.<br />
Gedächtnis – Behalten <strong>der</strong> vergangenen Töne ist eine <strong>der</strong> wichtigsten Voraussetzungen für<br />
den Syntheseakt. – Auch Kant sprach schon <strong>von</strong> synthetischen Fähigkeiten.<br />
Die Produktionstheorie geht weit über die Assoziationstheorie -die natürlich auch nicht rein<br />
willkürlich abläuft – hinaus.<br />
Ehrenfels:<br />
• Percipierter Inhalt = Bestandsstückes = fundierte Inhalte <strong>der</strong> Komplexionen<br />
• Verarbeiter Inhalt – <strong>der</strong> die fundierten Inhalte organisiert sind „Gestaltsqualitäten“. --><br />
sind Produkte des Verstandes. - (nach Anschütz – später: „Zutaten des denkenden<br />
Ichs) ( nach Theodor Lipps: „Bestimmtheiten <strong>der</strong> seelischen Operationen) (Marty: …<br />
Summe <strong>von</strong> Verhältnissen)<br />
Bsp.: Sternbil<strong>der</strong>: Der große Wagen,… Der „Stiftungscharakter“ ist hierbei klar bewusst, weil<br />
wir ihn willkürliche benutzen. Bei Bildinterpretationen ist es uns nicht mehr so klar bewusst.<br />
Vittorio Benussi<br />
(1875 – 1925; Meinongs Schüler)<br />
Versuchte Meinongs Theorien experimentell zu prüfen. Er verwendete hiefür mehrdeutige<br />
Gestalten (mit diesen hatte auch Wundt bereits experimentiert.)<br />
Er verwendete Kippfiguren – z.B. den vierdeutigen Ring<br />
Der Ring kann auf 4fache Weise gesehen werden – dies liegt nicht am physikalischen<br />
Stimulus, son<strong>der</strong>n an unserer Interpretation. Die mehrfache Deutbarkeit wird als<br />
außersinnliche (=meta-sensorisch) Provenienz , als nicht-sensorieller Psychismus bezeichnet.<br />
Weitere Vertreter <strong>der</strong> Produktionstheorie: Agostino Gemelle (Mailand, 1878 – 1959), Geza<br />
Revesz (Amsterdam, 1878 – 1955 – Anwendung im Bereich des Tastsinn; Tastvollzug ist<br />
konstruktiver Vorgang – machte Erfahrungen auch ´mit Schlaganfallpatienten – die neu<br />
synthetisieren lernen mussten!)<br />
Piaget:(1896 - 1980)<br />
Die Ideen des konstruktiv-synthetischen Produktion reicht bis zu Piaget.<br />
Im sensumotorischen Stadium (0 – 2 a) werden die sensorischen und motorischen Schemata<br />
kombiniert und zu immer leistungsfähigeren Konstellationen zusammengefügt.<br />
55
3 Arten <strong>von</strong> Wahrnehmung:<br />
1) Elementesynthese (<strong>von</strong> elementaren, plastischen Reflexen und Schematas)<br />
2) einheitliche Gesamtheit<br />
3) System <strong>von</strong> Beziehungen. Aus und mit je<strong>der</strong> neuen Beziehung wird eine neue, größere<br />
Gesamtheit aufgebaut; es wird ständig analysiert.<br />
Gestalten sind für Piaget fortschreitende Konstruktionen die durch Assimilation und<br />
Akkommodation Schematas bauen.<br />
Gestalten sind Produkte aktiver Intelligenz.<br />
Piaget nähert sich durch die Möglichkeit <strong>der</strong> neuerlichen Zerlegung <strong>der</strong> Schematas und <strong>der</strong><br />
Neugruppierung, auch <strong>der</strong> Zerglie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Meinung <strong>von</strong> Karl Bühler.<br />
Piaget lehnt ein präformiertes, fertiges Apriori (für Gestalten – die genetisch mitgegeben<br />
werden…)allerdings ab. – Er richtet sich damit gegen die Berliner Richtung.<br />
Apriori Strukturen lt. Piaget sind nur:<br />
a) morphologisches (ZNS, - Anatomie – Gehirn ist allerdings plastisch!!!)<br />
b) angeborene plastische Reflexe und Instinkte<br />
c) Funktionen (Assimilation= Subsumption eines Obj. in ein Schema; Akkommodation=<br />
plastische Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Schematik an einem Objekt – bis dieses Objekt<br />
einordenbar wird => Äquilibration!)<br />
Piaget lehnt die Assoziationstheorie ab.<br />
Er meint, Intelligenz beginnt wenn die vorhandenen Schemata immer fester, tiefer werden<br />
und vor allem miteinan<strong>der</strong> in Kombination treten. Es entstehen ganzheitliche<br />
Verhaltensschemata (=dynamisch gewordene Gestalten)<br />
Die gebildeten Schematas sind wie Hypothesen zu sehen, die immer wie<strong>der</strong> geprüft und bei<br />
Bedarf geän<strong>der</strong>t werden. (Piaget nähert sich dabei Poppers Kritik an Kant an)<br />
Donnerstag 25.1.07<br />
Folie 50<br />
Gestaltpsychologie<br />
Gründung <strong>der</strong> Berliner Richtung (1910)<br />
Phi-Phänomene (Scheinbild, Scheinbewegungen – lt. Max Wertheimer)<br />
Es wurden 2 Linien stachistoskopische angeboten – im Wechsel - alle 1/16 sek. – einmal die<br />
kleine Linie links, einmal die rechts. Gesehen bzw. wahrgenommen! Wird eine kleine Linie,<br />
die sich <strong>von</strong> links nach rechts bewegt.<br />
(Bsp.: die Kinematographie beruht auf diesem Phänomen; ebenso Umleitbeleuchtungen auf<br />
<strong>der</strong> Autobahn usw.)<br />
1912 hat Max Wertheimer die Experimente dazu publiziert („Über das Sehen <strong>von</strong><br />
Bewegungen“) – 100fach repliziert! =quasi „Gestaltsbewegungsgesetz“.<br />
Auch in Österreich (Uni-Innsbruck – <strong>von</strong> Erismann und Ivo Kohler (Umkehrbrillenversuche)<br />
wurden viele Versuche zu den gestaltspsychologischen Prozessen gemacht.<br />
56
Der wundtsche Atomismus, mit dem Konzept <strong>der</strong> selbständigen Einzelreize wird durch<br />
dieses Experiment wi<strong>der</strong>legt.<br />
Aber: Es ist nicht ganz klar, wie dieses Phi- Phänomen zu erklären ist.<br />
Die Wahrnehmung <strong>der</strong> Bewegung ist nicht auf physikalische Reize (diskret, stationär)<br />
zurückzuführen. Das was wir wahrnehmen ist nicht auf Sehinformation alleine<br />
zurückzuführen, wir – unser Gehirn – produziert etwas, das wir danach nach außen<br />
projizieren.<br />
Wir sehen Bewegungsgestalt, und nicht aufeinan<strong>der</strong>folgende Reize. Das Prinzip des Gesetzes<br />
<strong>der</strong> Nähe ist nicht verwertbar. Es wird daher ein neues Gesetz: das „Bewegungsgesetz“<br />
postuliert. (Köhler und Wertheimer meinten, dass diese Verän<strong>der</strong>ung durch cerebrale<br />
Prozesse (Ursache sind kortikale Areale und Auge => Reizfeld) erklärbar sein müsse)<br />
Die Gesaltsbildung erfolgt unbewusst, nur die bewegte Gestalt als Endprodukt wird bewusst.<br />
Wir können uns „nicht dagegen wehren“ o<strong>der</strong> wahrnehmungsmäßig korrigieren.<br />
Seit 1962 sind – u.a. durch Hubel und Wiesel diese Phänomene besser aufgeklärt.<br />
Hubel und Wiesel fanden, das das visuelle und das auditorische cortikale System parallele<br />
sequentielle Reizanalysen machen und dabei die Ergebnisse neu synthetisieren.<br />
(Hirn macht fertiges Muster, setzte zusammen)<br />
Die Gestaltsqualitäten sind Endprodukte <strong>der</strong> oben beschriebenen Synthesen.<br />
Die Bestaltspsychologen nehmen an, dass Wahrnehmung, Lernen, Gedächtnis,<br />
Problemlösen,…durch gestaltsbildende Prozesse erfolgen. (auch das AHA-Erlebnis erfolgt<br />
ähnlich; durch „Umstrukturierung“.) – Bsp.: Köhlers berühmte Experimente mit den<br />
Schimpansen (im Unterricht wird erneut das Affenproblem – die Banane mit Hilfe eines<br />
zusammensteckbaren Stockes und Kisten zu erreichen erläutert). Auch die Schimpansen<br />
brauchten einige Zeit bis zur Lösung „quasi bis zum Aha-Erlebnis“.<br />
Lernen, Problemlösen kann als Erwerb und Bewahren <strong>von</strong> Einsichten betrachtet werden.<br />
Verstärkung und Belohnung sind für die Etablierung und Stabilisierung nicht unbedingt nötig.<br />
Auch einmaliges positives Erledigen kann dauerhaft bleiben. = „sogenannte plötzliche<br />
Einsichten“.<br />
(Seitstep: Watson meinte noch, es müsse eine intermittierende Verstärkung eines gelernten<br />
Verhaltens erfolgen, ansonsten komme es zum Wissensverlust.)<br />
Einsichten können auch auf ähnliche Fälle transponiert werden. (Transpositionsgesetz;<br />
„Analogiedenken“)<br />
Dies kann<br />
a) zum Erfolg führen<br />
b) zur Fixierung an einer Idee führen, die bei an<strong>der</strong>er Situation aber zum Scheitern führt.<br />
Bsp.: Bestrahlungsproblem <strong>von</strong> Karl Duncker (1934 – 1936):<br />
Duncker instruierte seine Probanden, ein Verfahren zu finden, das geeignet ist, einen kranken<br />
Menschen <strong>von</strong> einer inoperablen Geschwulst zu befreien. Nahe gelegt wird die Verwendung<br />
<strong>von</strong> Strahlen, wobei jedoch zu beachten ist, dass diese auch gesundes Gewebe zerstören.<br />
Dieses sollte tunlichst vermieden werden.<br />
57
Lösung: Leichte Bestrahlung <strong>von</strong> mehreren Seiten, sodass im Schnittpunkt <strong>der</strong> Strahlung <strong>der</strong><br />
zu bekämpfende Tumor steht. („Brennglaseffekt“)<br />
Die Idee nahm er aus <strong>der</strong> Geschichte – Moltke-Prinzip: aus <strong>der</strong> Schlacht bei Königgrätz:<br />
„Getrennt marschieren und vereint schlagen!<br />
Vertreter <strong>der</strong> Berliner Richtung <strong>der</strong> Gestaltpsychologie:<br />
• Max Wertheimer:<br />
Gemeinsam mit den Österreichern Christian <strong>von</strong> Ehrenfels, Karl Stumpf (Brentanoschüler in<br />
Berlin)<br />
Wertheimer hat 1904 in Würzburg promoviert. 1910 organisierte er das berühmte Treffen in<br />
Frankfurt (Köhler, Koffka, Wertheimer)<br />
• Wolfgang Köhler<br />
(Schüler Karl Stumpf und Max Planck)<br />
1913 – 1920 war er Direktor <strong>der</strong> antrop. Station <strong>der</strong> Wissenschaften auf Teneriffa (machte<br />
dort seine Schimpansenversuche)<br />
1912 wird er Nachfolger Stumpfs in Berlin, 1922 wird <strong>der</strong> Prof. für Philosophie und<br />
Psychologie und muss wegen dem Regime 1935 auswan<strong>der</strong>n. (USA)<br />
• Kurt Koffka<br />
1908 auch bei Stumpf promoviert.<br />
Hatte intensiven Kontakt auch zur Würzburger Schule.<br />
• (Robert Musil: 1906 – 1908_ in Berlin; war Assistent <strong>von</strong> Stumpf, gew. Zeit lang; vgl.<br />
auch Musilscher Farbenkreisel, bei dem es zum Verschmelzen <strong>der</strong> Farben bei einer<br />
gewissen Rotationsfrequenz kommt.)<br />
• Wolfgang Metzger<br />
„Das Bessere ist <strong>der</strong> Feind des Guten!<br />
Die bessere Gestaltsorganisation (Theorie, These) verdrängt die weniger Gute…“<br />
• Karl Duncker<br />
Hat viele gestaltspsychologische Experimente erfunden.<br />
Bestrahlungsexperiment, vgl. oben<br />
9 Punkte Experiment<br />
Das Problem lautet: Wie lassen sich die neun abgebildeten Punkte mit maximal vier Strichen<br />
verbinden, ohne den Stift abzusetzen<br />
Erste Lösungsversuche produzieren meist nur Ergebnisse mit fünf Strichen:<br />
58
o<strong>der</strong> mit 3 Strichen:<br />
Lösung mit 4 Strichen<br />
Mit einem ganz dicken,<br />
Wir müssen dabei allerdings immer: über die Grenzen hinausdenken.<br />
Das Kerzenproblem<br />
Es gilt eine Kerze an die Wand – o<strong>der</strong> einen Türstock anzubringen. Allerdings muss man erst<br />
erkennen, dass die Zündholzschachtel auch „Bastelmaterial“ darstellt. Zumeist wird versucht<br />
die Kerze mittels Wachs und Reisnägeln an die Wand zu heften.<br />
Streichholzproblem: (<strong>von</strong> Katona)<br />
Aus den gegebenen 16 Streichhölzern (5 Quadraten) sollen 4 Quadrate allein durch das<br />
Bewegen <strong>von</strong> 3 Streichhölzern gebildet werden:<br />
Die Gestaltspsychologen haben bei den Problemlöseversuchen die Pbd. jeweils genötigt,<br />
mitsprechen, was sie dachten. Auch das Scheitern, Umstrukturierungsprozesse…<br />
Fixierungsproblem:<br />
59
Beim 9 Punkte Problem haben wird durch Fixierung auf den “Rahmen“ des imaginären<br />
Quadrates keine Lösung auf Lager.<br />
• Kurt Lewin:<br />
(1890 – 1947) Berliner Schule<br />
V.a. im Bereich <strong>der</strong> gestaltsorientierten Persönlichkeitspsychologie (dynamische Personenund<br />
Umweltkonstrukte).<br />
Er musste 1933 auswan<strong>der</strong>n (USA) – dort viel im Bereich Kleingruppenforschung,<br />
Konfliktforschung und Handlungsforschung tätig.<br />
Schüler <strong>von</strong> Kurt Lewin („Karawankenhäupling – lt. Landold):<br />
(Leon Festinger (Dissonanztheorie), Cartwight, Loppit, Frank Harrary….)<br />
• Max Wertheimer:<br />
In den USA wandten sich die (aus Deutschland und Österreich ausgewan<strong>der</strong>ten<br />
Gestaltspsychologen – wohl auch aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen) vermehrt <strong>der</strong><br />
Sozialpsychologie (Lewin war tatsächlich traumatisiert, er fand die autokratische (=heute<br />
autoritären) Erziehungsstile disponieren zu antidemokratischen Denken usw. – er selbst hat<br />
daher den demokratischen Erziehungsstil propagiert.<br />
In den USA haben die Gestaltspsychologen auch auf die Behavioristen eingewirkt. (beson<strong>der</strong>s<br />
Edward D. Stoleman)<br />
Verbleiben ist einzig Wolfgang Metzger, <strong>der</strong> allerdings mit einem Publikationsverbot belegt<br />
wurde.<br />
1936 musste Gustav Kafka (Denkpsychologe) auswan<strong>der</strong>n<br />
1938 Carl und Charlotte Bühler – die in einer Erklärung an den Unis gegen eine Politisierung<br />
und Idealisierung <strong>der</strong> Wissenschaften protestiert hatten.<br />
Otto Seltz kam im KZ um.<br />
• Fritz Hei<strong>der</strong><br />
Österreicher; auch in die USA ausgewan<strong>der</strong>t.<br />
Psychologie <strong>der</strong> interpersonalen Beziehungen, in den USA gro. Einfluss gewonnen, daraus<br />
geht die Attributions- und Dissonanztheorie hervor.<br />
Folie 31:<br />
Die Gestaltsgesetze wurden oft sehr allgemein verwendet; auch religiöse Interpretation:<br />
Lebenssequenz ist sinnlos und fürchterlich –es muss ein geheimer Sinn dahinterstecken.<br />
1) Gesetz <strong>der</strong> Prägnanz – Tendenz (= gute Gestalt)<br />
(Köhler, Koffka)<br />
Bsp.: Sternbil<strong>der</strong>; …<br />
Kognitive Tätigkeiten: Problem-Löse-Prozesse als Herstellung einer „guten, geschlossenen<br />
Gestalt“<br />
Motivation: Aufgaben zu Ende führen- ein offenes Problem hat „keine gute Gestalt“ – die<br />
Lösung des Problems bringt einfache, gute Gestalt (Zeigarnick-Effekt<br />
60
Bljuma Wulfowna Seigarnik (Zeigarnik) (russisch Блюма Вульфовна Зейгарник; * 27. Oktober/9. November<br />
1900 in Prienai, heute Litauen; † 24. Februar 1988 in Moskau) war eine russische Psychologin.<br />
Nach Experimenten im Bereich <strong>der</strong> gestaltpsychologischen Handlungstheorie nach Kurt Lewin fand Zeigarnik<br />
während ihrer Studienzeit in Berlin im Jahre 1927 heraus, dass unter bestimmten Bedingungen unerledigte<br />
Handlungen besser behalten werden als erledigte (Zeigarnik-Effekt). Als Ursachen gelten "Restspannungen" im<br />
Erinnerungsvermögen und eine nicht eingetretene Wunscherfüllung.<br />
Im Fachjargon wird <strong>der</strong> Zeigarnik-Effekt (nicht zu verwechseln mit Ovsiankina-Effekt – unfertige Aufgaben<br />
fertig-machen – auch wenn dies gar nicht mehr sinnvoll ist) auch als "Cliffhanger-Effekt" bezeichnet, womit <strong>der</strong><br />
"hängenden", "schwebende" Charakter einer nicht erledigten Aufgabe verdeutlich wird. Kernsatz ihrer<br />
Untersuchungen war die Aussage: "Unerledigte Handlungen bleiben besser im Gedächtnis haften als erledigte<br />
Handlungen!" Im Englischen gibt es auch die Bezeichnung <strong>der</strong> "interrupted tasks", die einen viel stärkeren<br />
Handlungszwang auslösen als erledigte. Auch die Entdeckung dieses Drangs zur Wie<strong>der</strong>aufnahme<br />
unterbrochener Handlungen (sofern diese ich-nahe sind) geht auf das gestaltpsychologische Berliner<br />
Experimentalprogramm unter Leitung <strong>von</strong> Kurt Lewin zur<br />
Gesetz <strong>der</strong> Geschlossenheit – leitet sich auch da<strong>von</strong> ab: geschlossene Gebilde werden<br />
schneller und leichter wahrgenommen als offene.<br />
2) Figur-Grund-Beziehung<br />
Feld-Effekte in Kippfiguren.<br />
Dies gilt auch für Denken und Aufmerksamkeit. Das Fokussieren auf Bestimmtes<br />
„Party Effekt“: Der eigene Name im Stimmengewirr lässt einen aufmerksam werden da er<br />
sich abhebt.<br />
(Mit Cocktail-Party-Effekt bezeichnet man die Fähigkeit des menschlichen Gehörsinns, bei Anwesenheit<br />
mehrerer Schallquellen die Schallanteile einer bestimmten Schallquelle aus dem Gemisch zu extrahieren. Zum<br />
Beispiel ist das Gehör auf einer Cocktail-Party, wo viele Menschen gleichzeitig sprechen, in <strong>der</strong> Lage, nur die<br />
Worte eines Sprechers wahrzunehmen und die <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en zu unterdrücken.)<br />
Im sprachlichen Bereich: Kontexte die die Bedeutung <strong>von</strong> sprachlichen Ausdrücken<br />
modulieren o<strong>der</strong> regeln. Z.B. Im Kontext kann „Feuer“ heißen: “Es brennt“ o<strong>der</strong> „Bitte<br />
Zigarette anzünden“…<br />
3) Gesetz <strong>der</strong> Gleichartigkeit<br />
Musterbildung nach Ähnlichkeit<br />
(dieses Phänomen kannten bereits Aristoteles und Hume)<br />
4) Gesetz <strong>der</strong> Nähe<br />
Nahe beisammen liegendes wird als Gruppe wahrgenommen.<br />
4. Denken und Problemlösen:<br />
Die Phasen des produktiven Denkens z.B. Aha-Erlebnisse <strong>von</strong> Köhler.<br />
4 Phasen:<br />
1. Vorbereitungsphase<br />
Information über Ist-Zustand (Struktur des Feldes). Klären wie Soll-Zustand aussehen soll.<br />
1. Lösungsversuche scheitern meist; welche Hin<strong>der</strong>nisse Hier tritt oft Fixierung auf.<br />
2. Inkubation<br />
61
Problem wird zur Seite gelegt, überschlafen. Es erfolgt eine unbewusste, bzw. nicht voll<br />
bewusste Verarbeitung durch selektive Aufmerksamkeit<br />
Es laufen unbewusste Prozesse ab, die durch die Vorbereitungsphasen determiniert werden.<br />
Wenn neue Kombination positiv beurteilt wird – Aha-Erlebnis als „fertige Idee“.<br />
Die Inkubationsthese wird heute kritisiert. z.B. Weisberg: „Es ist eine Sensibilisierung erfolgt,<br />
die Inkubationsthese vermittelt das Gefühl, es würde passiv „erfolgen“, dies ist nicht <strong>der</strong><br />
Fall!“<br />
3. Erleuchtung (AHA; Einsicht, “heureka”= ich hab´s gefunden)<br />
(Der Ruf „heureka“ wird Archimedes zugeschrieben, als er die Lösung des Problems – „Ist<br />
die Krone aus Vollgold o<strong>der</strong> eine Legierung“ fand.<br />
4. Verifikation; Prüfung des Einfalls.<br />
Hypothesenprüfung<br />
Beispiel:<br />
Friedrich August Kekulé <strong>von</strong> Stradonitz (* 7. September 1829 in Darmstadt; † 13. Juli 1896 in Bonn)<br />
war ein deutscher Chemiker und Naturwissenschaftler, <strong>der</strong> die Grundlagen für die mo<strong>der</strong>ne Strukturtheorie <strong>der</strong><br />
organischen Chemie legte.<br />
Benzolringproblem: Schlange, die sich in den Schwanz beißt.<br />
Graham Wallas: 1906. „produktives Denken“ (im Gegensatz zum reproduktiven Denken =<br />
Routinen)<br />
Transpositions-Experimente (=sollte das Entscheidungsexperiment = crucial experiment<br />
sein) <strong>von</strong> Köhler (1918)<br />
Dies spricht gegen die Ansicht <strong>der</strong> Behavioristen, denn Konditionierung müsste….<br />
(vgl. <strong>Skript</strong> – handschriftlich <strong>von</strong> Landolt – wurde <strong>von</strong> ihm nicht mehr gemacht!)<br />
Lernt eine Vpn (o<strong>der</strong> Tier) durch Verstärkung bestimmter Reaktionen o<strong>der</strong> sind Einsicht<br />
und Verständnis in <strong>der</strong> Beziehung <strong>von</strong> Reizen wesentlich.<br />
Experiment:<br />
Das Subjekt wird trainiert (mit Verstärkung) zwischen 2 Grautönen zu differenzieren.<br />
62
DuGrau<br />
HellGrau<br />
+ Verstärkung mit Futter keine Verstärkung<br />
Sobald die Diskrimination stabil geworden ist erfolgt die Transposition:<br />
- es wird ein neues Hinweisreizpaar angeboten:<br />
HellGrau<br />
HelleresGrau<br />
Wenn die Vpn Einsicht in die Beziehung hell/dunkel –Grau im ersten Experimentteil<br />
erworben hat, dann wird dieser Lerneffekt nun transponiert - und es erfolgt die Reaktion <strong>der</strong><br />
Vpn vermehrt auf den Reiz<br />
HellGrau<br />
. Für diesen Reiz wurde im 1. Teil Vermeidung durch<br />
nicht Verstärkung trainiert.<br />
Die Einsicht das eine ist dunkler – deshalb + Futter – bringt diese Reaktion mit sich.<br />
Ohne Einsicht wird es auch im 2. Experimentteil HellGrau meiden!<br />
=> Schluss Köhlers: Beziehungen werden gelernt, und nicht reine Reiz-Reaktions-<br />
Assoziationen. (gegen den Behaviorismus!)<br />
Kurt Lewin – Feldtheorie<br />
(hat seine Theorie zuerst dynamische Theorie, topologische Psychologie, Vektorpsychologie<br />
genannt bis er bei Feldtheorie blieb)<br />
Lehnt sich an die Physik des 19. JH, bei <strong>der</strong> ein mit Kräften erfüllter Raum ein Feld ist, an.<br />
(Physik: Die Gravitation <strong>der</strong> Erde nimmt mit <strong>der</strong> Entfernung zu ihr ab, erreicht aber niemals<br />
Null. Je<strong>der</strong> Körper im Universum erzeugt ein Gravitationsfeld. – Durch <strong>der</strong>en Überlagerung<br />
wird ein Gesamt-Gravitationsfeld erzeugt.)<br />
Das Gesetz <strong>der</strong> guten Gestalt (siehe vorne) wird als Gleichgewichtstendenz <strong>der</strong> Kräfte<br />
(Umwelt und Nervensystem sind solche – lt. Gestaltspsychologen) interpretiert.<br />
Diese Theorie vertreten Köhler, Lewin und Koffka.<br />
Koffka: Verhalten wird durch Feld wechselseitig wirken<strong>der</strong> (inneren und äußeren) Kräfte<br />
gelenkt.<br />
Koffka und Köhler: psycho-physische Kräfte Fel<strong>der</strong>:<br />
a) physikalische Basis<br />
b) psychische Ebene. (meist inadäquates semantisches Modell <strong>der</strong> physikalischen<br />
Umwelt)<br />
Eine Reaktion erfolgt aufgrund <strong>der</strong> momentanen und auch aufgrund vergangener Fel<strong>der</strong><br />
(Erinnerungen,…) und zukünftiger Fel<strong>der</strong> (Hoffnungen, Pläne…).<br />
Das behavioristische Feld hat 2 Pole: Das Selbst und die Umwelt. – zwischen den beiden<br />
besteht eine Spannung, die äquilibriert werden „will“.<br />
63
Lewins Grundsätze:<br />
1) Ziel: Erfassen <strong>der</strong> das Erleben und Verhalten bedingenden Kräfte<br />
2) Erklärung des Verhaltens durch das psychologische Feld – durch die<br />
Repräsentationskräfte. (obj. Situationsbeschreibung = Darstellung einer Situation wie<br />
sie eine Person zum Zeitpunkt t wahrnimmt)<br />
3) Gesamtsituation mgl. genau rekonstruieren und dann analysieren<br />
4) Prinzip <strong>der</strong> Gleichheit: Jedes Verhalten ist allein vom psy. Feld zu dieser Zeit<br />
abhängig. - Wünsche, Pläne,… sind auch gegenwärtig wirksam.<br />
5) Fernziel: logisch-mathematische Formalisierung <strong>der</strong> psy. Theorien. – mit einheitlicher<br />
Sprache; mathematische Betrachtung, nicht nur mittels Statistik son<strong>der</strong>n auch<br />
Darstellung mittels Vektoren,… Lewin warte auch vor zu früher Formalisierung, um<br />
Problemlöse-Prozesse nicht zu behin<strong>der</strong>n.<br />
Die Person und das Verhalten in feldtheoretischer Sicht<br />
1.Bsp. Waschzwang:<br />
Momentane Kräfte des psychischen Feldes:<br />
• Aktuelles: Abneigung gegen Schmutz (Person meint Hände = schmutzig )<br />
• Vergangenes: Erziehung<br />
• Zukünftiges: Angst vorm Krankwerden<br />
• Und Anwesenheit <strong>von</strong> Seife => Waschzwang<br />
(obwohl, das weiß P nicht, die vermeintlich vor Bakterien triefende Türklinke gerade<br />
professionell mit Flächendesinfektion gereinigt wurde)<br />
V = f (P, U)<br />
V ….Verhalten = Funktion <strong>von</strong> Kräfteverhältnissen in P (Person) und U (Umwelt)<br />
P und U bilden den Lebensraum d.h. die Gesamtheit <strong>der</strong> Faktoren, die zum Zeitpunkt t das<br />
Verhalten V determinieren. .<br />
2. Bsp.: „Der Reiter und <strong>der</strong> Bodensee“<br />
Beispiel <strong>von</strong> Lewin!<br />
Die Person als Bereich des Lebensraumes: - enthält Sub-Bereiche mit Grenzen und<br />
Nachbarbereichen unterschiedlicher Permeabilität.<br />
64
Dynamik:<br />
Die verschiedenen Sub-Bereiche stehen unter verschiedenen Kräfteverhältnissen und diese<br />
Differenzen erzeugen Spannungen. Da je<strong>der</strong> Spannungsbereich mit einem Bedürfnisobjekt<br />
korrespondiert wird die Spannung erst durch die Bedürfniserfüllung abgebaut. Spannungen<br />
können aber auch in an<strong>der</strong>e Fel<strong>der</strong> überspringen. Dies hängt <strong>von</strong> <strong>der</strong> Wanddurchlässigkeit ab.<br />
Struktur <strong>der</strong> Umwelt:<br />
Umweltbereiche: sind hodologischer Raum (d.h. die verschiedenen Bereiche sind durch Wege<br />
(hodo = Weg) mit <strong>der</strong> Person verbunden:<br />
Bsp.:<br />
Pfade <strong>der</strong> Person zum Beruf – über Hobby, Ausbildung, <strong>der</strong> politischen Bereich, …..<br />
Verhaltensrichtungen hin und weg <strong>von</strong> einem Bereich mgl.<br />
Valenz Die Stärke <strong>der</strong> Valenz eines Objektes (aus einem Bereich) hängt <strong>von</strong> <strong>der</strong><br />
Bedürfnisstärke <strong>der</strong> Person ab.<br />
Ein zur Befriedigung des Bedürfnisses geeignetes Objekt ist attraktiv, zieht an.<br />
Durstig sein => Gasthof – 1 Mass Bier bekommen können --> positive Valenz – die<br />
Anziehung des Gasthofs steigt.<br />
Va (die Valenz) <strong>von</strong> Zielobjekt Z ist eine Funktion <strong>der</strong> Bedürfnisintensität (d.h. <strong>der</strong><br />
Spannung) S und <strong>der</strong> Eigenschaften E <strong>von</strong> Z.<br />
V a (Z) = f (s, Ez)<br />
Ende<br />
65