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Entwicklungspsychologie Teil II von der Corinna - Seelensammler

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INTELLIGENZ UND SCHULISCHE LEISTUNGEN<br />

1904 beauftragte <strong>der</strong> französische Minister Alfred Binet einen französischen Psychologen<br />

einen leicht anwendbaren, objektiven Intelligenztest zu entwickeln.<br />

Binet’s Theorie: die zentralen Komponenten <strong>der</strong> Intelligenz sind höhere und<br />

komplexere Fähigkeiten, wie z.B. Problemlösen, logisches Denken,<br />

Urteilsfähigkeit Intelligenztests könnten solche Fähigkeiten direkt<br />

beurteilen.<br />

Binet-Simon-Intelligenztest (nach Alfred Binet und Théophile Simon)<br />

durch diesen Ansatz konnten Kin<strong>der</strong>, die Lernschwierigkeiten haben würden, erfolgreich<br />

identifiziert werden<br />

Unter Binet hat sich die Intelligenzforschung auf die individuellen Unterschiede, in<br />

welcher Weise und warum sich Kin<strong>der</strong> im gleichen Alter <strong>von</strong>einan<strong>der</strong> unterscheiden, und<br />

auf die Kontinuität solcher Unterschiede im Zeitverlauf konzentriert.<br />

WAS IST INTELLIGENZ<br />

Intelligenz lässt sich auf drei Analyseebenen beschreiben:<br />

• als einheitliche Eigenschaft<br />

• als aus mehreren Komponenten zusammengesetzte Eigenschaft<br />

• als aus vielen Komponenten zusammengesetzte Eigenschaft<br />

INTELLIGENZ ALS EINHEITLICHE PERSÖNLICHKEITSEIGENSCHAFT<br />

Intelligenz als singuläre Eigenschaft, die alle Aspekte <strong>von</strong> kognitiven Funktionen<br />

beeinflusst. Für diese Annahme spricht die Tatsache, dass Leistungen fast aller geistigen<br />

Aufgaben positiv miteinan<strong>der</strong> korrelieren.<br />

Hypothese, dass je<strong>der</strong> Mensch über ein bestimmtes Ausmaß an allgemeiner Intelligenz<br />

(= g = general intelligence) verfügt. Es wird angenommen, dass g unsere Denkund<br />

Lernfähigkeiten bei allen geistigen Aufgaben beeinflusst<br />

Auf Ebene kognitiver Prozesse korreliert g mit <strong>der</strong> Geschwindigkeit <strong>der</strong> Infoverarbeitung<br />

und mit <strong>der</strong> Geschwindigkeit <strong>der</strong> Übertragung <strong>von</strong> Nervenimpulsen ins Gehirn. Außerdem<br />

korrelieren die Maße <strong>von</strong> g sehr hoch mit dem Wissen <strong>von</strong> Menschen über Sachgebiete,<br />

die sie nicht in <strong>der</strong> Schule gelernt haben.<br />

INTELLIGENZ ALS MENGE WENIGER GRUNDLEGENDER FÄHIGKEITEN<br />

2 Typen <strong>von</strong> Intelligenz: kristalline Intelligenz<br />

flüssige Intelligenz<br />

kristalline Intelligenz:<br />

Faktenwissen über die Welt: Wissen über Wortbedeutungen, Rechenoperationen,<br />

Hauptstädte und an<strong>der</strong>es<br />

wächst kontinuierlich <strong>von</strong> frühen Lebensphasen bis ins hohe Alter<br />

flüssige Intelligenz:<br />

Fähigkeit zu spontanem Denken, z.B. Schlussfolgerungen ziehen, Beziehungen zwischen<br />

Konzepten verstehen, neuartige Puzzles zusammensetzen, Zahlenreihen fortsetzen usw.<br />

erreicht ihren Höhepunkt im frühen Erwachsenenalter (ca. mit 25 – 30 Jahren) und<br />

verringert sich danach langsam<br />

Unterscheidung zwischen flüssiger und kristalliner Intelligenz wird durch die Tatsachen,<br />

dass Tests des einen Intelligenztyps untereinan<strong>der</strong> höher korrelieren als mit Tests des<br />

jeweils an<strong>der</strong>en Intelligenztyps. Soll heißen, Kin<strong>der</strong> die bei Test <strong>der</strong> flüssigen Intelligenz<br />

gut abschneiden, schneiden meist auch bei kristallinen Intelligenztests gut ab, dies gilt<br />

aber nicht notwendigerweise umgekehrt. Außerdem nehmen die beiden Intelligenztypen<br />

unterschiedliche Entwicklungsverläufe.<br />

1


Eine kompliziertere Betrachtungsweise <strong>der</strong> Intelligenz geht da<strong>von</strong> aus, dass sich die<br />

menschliche Intelligenz aus mehreren Fähigkeiten zusammensetzt.<br />

bekannter Ansatz dieser Theorie stammt <strong>von</strong> Thurstone (1938): danach umfasst<br />

Intelligenz sieben primäre geistigen Fähigkeiten = Primärfaktoren:<br />

Merkfähigkeit<br />

Schlussfolgerndes Denken<br />

Räumliches Vorstellungsvermögen Sprachverständnis Wahrnehmungsgeschw.<br />

Rechenfertigkeit<br />

Wortflüssigkeit<br />

Leistung bei mehreren Tests innerhalb <strong>der</strong>selben Fähigkeit ist in <strong>der</strong> Regel ähnlicher als<br />

im Vergleich zu Tests, die einer an<strong>der</strong>en Fähigkeit zuzurechnen sind.<br />

Im Vergleich <strong>der</strong> beiden Perspektiven geht die Einfachheit (die bei kristallin vs flüssig<br />

größer ist) <strong>der</strong> Unterscheidung zu Lasten <strong>der</strong> Präzision (die bei den 7 Primärfaktoren<br />

größer ist) und umgekehrt.<br />

INTELLIGENZ ALS KONGLOMERAT MEHRERE PROZESSE<br />

Intelligenz umfasst zahlreiche <strong>von</strong>einan<strong>der</strong> getrennte Prozesse (z.B. bei <strong>der</strong> Ausführung<br />

<strong>von</strong> lesen, schreiben, rechnen sind mehrere unterschiedliche Prozesse beteiligt), dazu<br />

gehören Aufmerksamkeit, Assoziation, Enkodierung, Generalisierung, Konzeptbildung,<br />

logisches Denken, Planung, Problemlösen, Sprache verstehen und verwenden, Strategien<br />

entwickeln und anwenden, Wahrnehmung usw.<br />

Intelligenz als vielschichtige Eigenschaft zu begreifen ermöglicht eine genauere<br />

Beschreibung <strong>der</strong> daran beteiligten Prozesse.<br />

LÖSUNGSVORSCHLAG<br />

John Carroll (1993) Drei-Schichten-Modell <strong>der</strong> Intelligenz (S. 4)<br />

An <strong>der</strong> Spitze <strong>der</strong> Hierarchie steht g, mittig befinden sich 8 Fähigkeiten mittlerer<br />

Allgemeinheit, am unteren Ende sind viele spezifische Prozesse angeordnet.<br />

Die g beeinflusst alle Fähigkeiten auf mittlerem Allgemeinheitsgrad, diese beeinflussen<br />

zusammen mit <strong>der</strong> g die spezifischen Prozesse. Alle 3 Analyseebenen sind nötig um die<br />

Gesamtheit aller bekannten Fakten über Intelligenz zu erklären<br />

INTELLIGENZMESSUNG<br />

bester Weg um Intelligenz zu messen besteht darin, das Verhalten <strong>von</strong> Menschen bei<br />

Aufgaben zu beobachten, die ganz unterschiedliche Typen <strong>von</strong> Intelligenz erfor<strong>der</strong>n:<br />

Problemlösen, Gedächtnis, Sprachverstehen, räumliches Denken usw.<br />

DIE INHALTE VON INTELLIGENZTEST<br />

Intelligenz bedeutet auf unterschiedlichen Altersstufen nicht immer genau dasselbe.<br />

Beim Stanford-Binet-Intelligenztest sollen 2jährige Kin<strong>der</strong> Objekte identifizieren, die als<br />

Linienzeichnungen dargestellt sind (= Test für Objekterkennung), ein Objekt, dass<br />

vorher unter ihren Augen versteckt wurde, finden (= Test für Gedächtnis und Lernen),<br />

und drei unterschiedlich geformte Gegenstände in Löcher mit dem jeweils passenden<br />

Ausschnitt stecken (= Test für Wahrnehmungsfähigkeit und motorische Koordination)<br />

In <strong>der</strong> Stanford-Binet-Intelligenztest Version für 10jährige müssen die Kin<strong>der</strong> Wörter<br />

definieren (= Test für verbale Fähigkeiten), erklären warum bestimmte Institutionen<br />

existieren (= Test für allgemeine Informiertheit und logisches Denken), Bauklötze auf<br />

einem Bild zählen, auf dem die Existenz einiger Blöcke nur erschlossen wird kann (= Test<br />

für Problemlösen und logisches Denken)<br />

Intelligenztests hatten die größten Erfolge bei Vorschulkin<strong>der</strong>n und im späteren<br />

Kindesalter. Das am häufigsten eingesetzte Messinstrument bei Kin<strong>der</strong> ab 6 ist <strong>der</strong><br />

Wechsler-Intelligenztest für Kin<strong>der</strong> (= HAWIK <strong>II</strong>I, aktuelle deutsche Fassung)<br />

2


HAWIK <strong>II</strong>I ist in einen Verbalteil und einen Handlungsteil unterglie<strong>der</strong>t:<br />

Verbalteil: auf allgemeines Weltwissen und sprachliche Fähigkeiten gerichtet, misst<br />

hauptsächlich kristalline Intelligenz<br />

Handlungsteil: auf räumliche und Wahrnehmungsbezogene Fähigkeiten gerichtet, misst<br />

vorwiegend flüssige Intelligenz<br />

Je<strong>der</strong> <strong>Teil</strong> umfasst in <strong>der</strong> deutschen Fassung 5 Untertests, zusätzlich dreier optionaler<br />

<strong>Teil</strong>test, werden zur Gesamtbildabrundung eingesetzt<br />

INTELLIGENZQUOTIENT<br />

Ein Kind, dessen Leistung exakt dem Mittelwert seiner Altersgruppe entspricht, erhält<br />

den Messwert 100.<br />

Bei den meisten Intelligenztests beträgt eine Standardabweichung 15 Punkte, dh. wenn<br />

ein Kind eine Standardabweichung über dem seinem Alter gemessenen MW liegt hat IQ-<br />

Wert <strong>von</strong> 115.<br />

KONTINUITÄT VON IQ-WERTEN<br />

In Langzeitstudien, in denen <strong>der</strong> IQ <strong>der</strong>selben Kin<strong>der</strong> in unterschiedlichem Alter<br />

gemessen wurden, haben diese eine beeindruckende Kontinuität ab dem fünftem<br />

Lebensjahr gezeigt. Der IQ dürft de stabilste aller psychologischen<br />

Persönlichkeitseigenschaften sein.<br />

Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> IQ-Werte im Zeitverlauf können auch <strong>von</strong> Eigenschaften <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong><br />

und ihrer Eltern beeinflusst sein. So erhöhen sich die Testwerte bei Kin<strong>der</strong>n, die glauben,<br />

schulische Leistung sei sehr wichtig.<br />

Sowohl zufällige als auch systematische Faktoren tragen zu IQ-Verän<strong>der</strong>ung im Verlauf<br />

<strong>der</strong> Zeit bei.<br />

INTELLIGENZTESTS BEI KLEINKINDERN<br />

Diese Tests messen Aufmerksamkeit, frühen Wortschatz, motorische Grundfähigkeiten,<br />

Wahrnehmung und hatten gewissen Erfolg bei <strong>der</strong> Identifikation <strong>von</strong> Babys mit geistigen<br />

und an<strong>der</strong>s gelagerten Entwicklungsverzögerungen. Diese Tests sind jedoch nicht sehr<br />

hilfreich, um die Intelligenz <strong>von</strong> eher typischen, unauffälligen Kin<strong>der</strong>n zu bestimmen.<br />

IQ-WERTE ALS PRÄDIKTOREN VON LEBENSERFOLG<br />

IQ ist ein starker Erfolgsprädiktor für die spätere Ausbildung, finanzielle Verhältnisse,<br />

Beruf. Standardisierte Testleisten wirken als Gatekeeper, dh. sie bestimmen welcher<br />

Schüler zu Ausbildungsgängen und Abschlüssen bekommen, die für lukrative Positionen<br />

benötigt werden.<br />

Brody (1992):<br />

„IQ ist <strong>der</strong> wichtigste Prädiktor für die letztendlich erreichte Position eines Individuums in<br />

<strong>der</strong> amerikanischen Gesellschaft“<br />

IQ leistet einen zentralen Beitrag zum Erfolg in Schule, Ausbildung, Beruf und<br />

Einkommen, an<strong>der</strong>e Faktoren sind hier aber ebenfalls einflussreich.<br />

GENE, UMWELT UND INTELLIGENZENTWICKLUNG<br />

Nützlicher Ausgangspunkt für die Beurteilung <strong>der</strong> Einflüsse <strong>von</strong> Genetik und Umwelt auf<br />

die Intelligenz liefert das ökologische Entwicklungsmodell <strong>von</strong> Bronfenbrenner (1993).<br />

Danach ist das Leben <strong>von</strong> Kin<strong>der</strong>n in eine Reihe <strong>von</strong> zunehmend umfassen<strong>der</strong>en<br />

Umwelten eingebettet. Im Zentrum befindet sich das Kind mit seinen einzigartigen<br />

Eigenschaften einschließlich seiner genetischen Ausstattung und seiner persönlichen<br />

Erfahrung.<br />

EIGENSCHAFTEN DES KINDES<br />

Kin<strong>der</strong> tragen in großem Ausmaß zu ihrer eigenen intellektuellen Entwicklung bei. Beitrag<br />

ergibt sich aus ihrer genetischen Ausstattung, aus den Reaktionen, die sie bei an<strong>der</strong>en<br />

Menschen hervorrufen und aus <strong>der</strong> Wahl <strong>von</strong> Umgebungen, in denen sie ihre Zeit<br />

verbringen.<br />

3


GENETISCHE BEITRÄGE ZUR INTELLIGENZ<br />

Etwa 50 % <strong>der</strong> IQ-Variation in <strong>der</strong> weißen amerikanischen Bevölkerung lässt sich auf<br />

genetische Variation zurückführen. Der genetische Beitrag zur Intelligenz ist bei älteren<br />

Kin<strong>der</strong>n größer als bei jüngeren. Die IQ-Werte adoptierter Kin<strong>der</strong> und ihrer biologischen<br />

Eltern korrelieren zunehmend höher, wenn die Kin<strong>der</strong> größer werden. Im Gegensatz dazu<br />

sinkt die Korrelation zwischen dem IQ adoptierter Kin<strong>der</strong> und ihren Adoptiveltern mit<br />

zunehmendem Alter. Grund für wachsenden genetischen Einfluss ist, dass einige <strong>der</strong><br />

genetischen Prozesse ihre Auswirkungen auf den IQ erst ab <strong>der</strong> späteren Kindheit und<br />

dem Jugendalter zeigen. Zusätzlich dazu ist die mit dem Alter zunehmende<br />

Unabhängigkeit <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>, diese gibt ihnen die Freiheiten, solche Umgebungen<br />

auszusuchen, die besser zu ihren eigenen genetisch basierten Präferenzen passen.<br />

INTERAKTION ZWISCHEN GENOTYP UND UMWELT<br />

Annahme (Sandra Scarr), dass an Beziehungen zwischen Genotyp und Umwelt 3 Arten<br />

<strong>von</strong> Wirkungen beteiligt sind:<br />

• Passive Wirkungen<br />

• Evozierende Wirkungen<br />

• Aktive Wirkungen<br />

Passive Wirkungen<br />

wenn Kin<strong>der</strong> <strong>von</strong> ihren biologischen Eltern erzogen werden; Wirkungen treten ein weil<br />

sich die Gene <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> und <strong>der</strong> ihrer Eltern überlappen<br />

(Kin<strong>der</strong> die gerne lesen, wachsen wahrscheinlich in einem Haus mit Büchern,<br />

Zeitschriften auf, weil ihre Eltern auch gerne lesen)<br />

Evozierende Wirkungen:<br />

wenn Kin<strong>der</strong> bei an<strong>der</strong>en Menschen ein bestimmtes Verhalten hervorrufen o<strong>der</strong><br />

beeinflussen (selbst wenn die Eltern bsp. keine begeisterten Leser sind, werden sie ihren<br />

Kin<strong>der</strong>, wenn diese Interesse zeigen, Geschichten vorlesen)<br />

Aktiven Wirkungen:<br />

dazu gehört die kindliche Wahl <strong>der</strong> Umgebungen, die ihnen gefallen (ein Kind das gerne<br />

liest wird sich an<strong>der</strong>weitig Bücher besorgen, gleich ob die Eltern früher etwas vorgelesen<br />

haben o<strong>der</strong> nicht)<br />

Mit Hilfe <strong>der</strong> evozierenden und aktiven Effekte des Genotyps lässt sich erklären, wie <strong>der</strong><br />

IQ <strong>von</strong> Kin<strong>der</strong>n dem seiner biologischen Eltern immer ähnlicher wird.<br />

GESCHLECHT UND INTELLIGENZ<br />

Jungen und Mädchen sind in den meisten Aspekten <strong>der</strong> Intelligenz gleich o<strong>der</strong> fast gleich<br />

ausgeprägt. Einige kleiner Unterschiede bei <strong>der</strong> durchschnittlichen Leistung <strong>von</strong> Jungen<br />

und Mädchen fanden sich auf spezifischen intellektuellen Gebieten.<br />

Mädchen neigen insgesamt dazu, bei <strong>der</strong> verbalen Flüssigkeit, beim Schreiben und bei<br />

<strong>der</strong> Wahrnehmungsgeschwindigkeit besser zu sein als Jungen, wobei die Unterschiede<br />

<strong>der</strong> verbalen Flüssigkeit und Wahrnehmungsgeschw. schon ab dem 2. Jahr auftreten.<br />

Jungen neigen insgesamt zu stärker Leistungen in den Bereichen <strong>der</strong> räumlich-visuellen<br />

Verarbeitung, bei Naturwissenschaften und beim Lösen mathematischer Aufgaben, wobei<br />

die Unterschiede bei <strong>der</strong> räumlich-visuellen Verarbeitung schon mit 3 Jahren auftreten<br />

und im Verlauf <strong>der</strong> Adoleszenz größer werden.<br />

EINFLUSS DER UNMITTELBAREN UMWELT<br />

FAMILIENEINFLÜSSE<br />

Bettye Caldwell und Robert Bradley (1979) entwickelten HOME (= Home Observation for<br />

Measurement of Environment). Dieses Maß vereinigt verschiedene Aspekte des<br />

häuslichen Lebens <strong>von</strong> Kin<strong>der</strong>n, z.B. die Ordnung und Sicherheit des Lebensraums, die<br />

intellektuelle Stimulation durch die Eltern, wie viel Interaktion zwischen Eltern und Kind<br />

stattfindet, elterliche emotionale Unterstützung usw. (Item Tabelle S. 10)<br />

4


Während <strong>der</strong> gesamten Kindheit besteht eine positive Korrelation <strong>der</strong> IQ-Werte <strong>von</strong><br />

Kin<strong>der</strong>n mit <strong>der</strong> Qualität ihrer familiären Umwelt, mit HOME gemessen.<br />

Wenn die mit HOME gemessenen Werte im Zeitverlauf relativ stabil bleiben, sind auch<br />

die IQ-Werte im Allgemeinen stabil. In den wenigen Studien, in denen mit HOME<br />

Adoptivfamilien untersucht wurden, waren die Korrelationen zwischen den HOME-Werten<br />

und dem IQ <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> niedriger als in den Studien mit Kin<strong>der</strong>n, die bei ihren<br />

biologischen Eltern wohnten.<br />

Familieninterne Unterschiede (z.B. Kategorisierung schlaues, böses, sportliches Kind)<br />

haben größeren Einfluss auf die Intelligenzentwicklung des Kindes, als Unterschiede<br />

zwischen Familien.<br />

EINFLÜSSE DES SCHULBESUCHS<br />

Kin<strong>der</strong> werden klüger, wenn sie zur Schule gehen. Die durchschnittlichen Werte bei IQ<br />

und Leistungstests stiegen während des Schuljahres und sinken während <strong>der</strong> Ferien.<br />

Kin<strong>der</strong> aus Familien mit niedrigem sozio-ökonomischem Status und aus Familien mit<br />

hohem sozio-ökonomischen Status erzielen während des Schuljahrs vergleichbare<br />

Zuwächse bei ihren Schulleistungen. Über den schulfreien Sommer sinken die<br />

Leistungswerte bei den Kin<strong>der</strong>n aus niedrigem Status jedoch ab, während die Werte <strong>der</strong><br />

Kin<strong>der</strong> aus hohem Sozialstatus gleich bleiben o<strong>der</strong> leicht ansteigen. Erklärung dafür<br />

könnte sein, dass die Schule im Verlauf des Schuljahrs Kin<strong>der</strong> aus allen sozialen<br />

Hintergründen mit einer relativ anregenden intellektuellen Umgebung versorgt, den<br />

Kin<strong>der</strong>n aus Familien mit sozial niedrigem Hintergrund während <strong>der</strong> Ferien aber mit<br />

geringerer Wahrscheinlichkeit die Art <strong>von</strong> Erfahrungen geboten wird, die ihre<br />

intellektuellen Leistungen erhält o<strong>der</strong> sogar steigert.<br />

Die meisten Kin<strong>der</strong> besitzen einen höheren intellektuellen Leistungsstand, wenn sie an<br />

mehr Tagen im Jahr zu Schule gehen.<br />

Kin<strong>der</strong> in Europa und Asien (längere Schulzeiten, als in Amerika) haben durchwegs<br />

höhere Schulleistungen.<br />

Der Schulbesuch erhöht sowohl die IQ-Werte als auch spezielle schulische Fähigkeiten.<br />

EINFLUSS DER GESELLSCHAFT<br />

Beson<strong>der</strong>s einflussreiches Merkmal des Einfluss <strong>der</strong> Gesellschaft ist die Armut.<br />

AUSWIRKUNGEN VON ARMUT<br />

Aufwachsen im Umfeld <strong>von</strong> Armut kann starke negative Auswirkungen auf die<br />

Intelligenzwerte <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> haben. Angemessenheit des Familieneinkommens für die<br />

Befriedigung <strong>der</strong> familiären Bedürfnisse hängt mit dem IQ <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> zusammen. IQ <strong>der</strong><br />

Kin<strong>der</strong> ist meistens umso niedriger, je mehr Jahre sie in Armut verbringen.<br />

Chronisch unzureichende Ernährung kann in den ersten Lebensjahren die<br />

Gehirnentwicklung nachhaltig stören, auch nur kurzzeitig unzulängliche Ernährung zu<br />

jedem Zeitpunkt des Lebens kann intellektuelle Funktionstüchtigkeit beeinträchtigen.<br />

Weiter Faktoren die mit Armut einhergehen und das intellektuelle Wachstum<br />

beeinträchtigen können, sind eingeschränkter Zugang zu medizinischen<br />

Dienstleistungen, unzulängliche Versorgung, unzulängliche geistige Anregung und<br />

emotionale Unterstützung im Elternhaus.<br />

In allen untersuchten Län<strong>der</strong>n erzielten die Kin<strong>der</strong> aus vermögenden Familien bei IQ-<br />

Tests höhere Werte als Kin<strong>der</strong> aus ärmeren Familien.<br />

Kin<strong>der</strong> aus wohlhabenden Familien in den USA erreichen bei intellektuellen<br />

Leistungstests etwa genauso hohe Werte wie Kin<strong>der</strong> aus wohlhabenden Familien in<br />

an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n. Im Gegensatz dazu erzielen Kin<strong>der</strong> aus armen Familien in den USA<br />

weit geringere Werte als Kin<strong>der</strong> armer Familien in Län<strong>der</strong>n mit höherer<br />

Einkommensgleichheit, als in den USA. Der Unterschied liegt darin, dass arme Familien<br />

in den USA weit ärmer sind als in an<strong>der</strong>en wirtschaftlich entwickelten Län<strong>der</strong>n.<br />

Elterliche Fürsorge in hoher Qualität kann Kin<strong>der</strong>n helfen, mit den beson<strong>der</strong>en<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Armut besser zurechtzukommen.<br />

5


RASSISCHE UND ETHNISCHE ABSTAMMUNG UND INTELLIGENZ<br />

Rasse = Vorhandensein bestimmter genetischer Merkmal<br />

Ethnische Zugehörigkeit = Volksgruppe mit ihren kulturellen, historische und<br />

sprachlichen Merkmalen<br />

Die Ø IQ-Werte verschiedener rassischer und ethnischer Gruppen unterscheiden sich.<br />

Diese Unterschiede erklären sich zum <strong>Teil</strong> durch Unterschiede <strong>der</strong> sozialen<br />

Klassenzugehörigkeit.<br />

Aussagen über Gruppenunterschiede des IQ beziehen sich auf statistische Durchschnitte<br />

und nicht auf die Werte bestimmter Einzelpersonen. Es gibt weitaus mehr Variabilität<br />

innerhalb je<strong>der</strong> Abstammungsgruppe als zwischen ihnen. Die Daten über den Ø-IQ <strong>der</strong><br />

Mitglie<strong>der</strong> irgendeiner ethnischen o<strong>der</strong> rassischen Gruppe sagen nichts über ein<br />

bestimmtes Individuum aus.<br />

Rassische / Ethnische Gruppen unterschieden sich in ihrem Profil <strong>der</strong> intellektuellen<br />

Fähigkeiten nicht nur im Gesamtwert. (Untersuchungen zeigten, dass indianische<br />

Gruppen beim Handlungsteil des IQ-Tests Ø 100 Punkte erreichten, im Verbalteil 83.<br />

Kin<strong>der</strong> lateinamerikanischer Abstammung haben ebenfalls höhere Werte im Handlungsals<br />

im Verbalteil, was auch für amerikanische Kin<strong>der</strong> asiatische Abstammung sowie in<br />

Japan lebende japanische Kin<strong>der</strong> gilt. Im Gegensatz dazu weisen afro-amerikanische<br />

Kin<strong>der</strong> im verbalen <strong>Teil</strong> höher Punktwerte als im Handlungsteil auf<br />

Befunde sind keine Indikatoren ihres intellektuellen Potenzials und agen nichts darüber<br />

aus, was passieren würde, wenn die Kin<strong>der</strong> in einer an<strong>der</strong>en Umwelt lebten.<br />

Im Zuge <strong>der</strong> abnehmenden Diskriminierung und Ungleichheit haben sich die IQ-<br />

Unterschiede zwischen euro-amerikanischen und afro-amerikanischen Kin<strong>der</strong>n<br />

verringert.<br />

RISIKOFAKTOREN UND INTELLEKTUELLE ENTWICKLUNG<br />

Arnold Ameroff entwickelte eine Skala <strong>der</strong> Entwicklungsrisiken, diese beruht auf einer<br />

Reih <strong>von</strong> Umweltmerkmalen die für Kin<strong>der</strong> als Risiken für einen niedrigen IQ gelten<br />

können. (1. Haushaltsvorstand arbeitslos o<strong>der</strong> arbeitet in einfachen Beruf, 2. Mutter<br />

High-School nicht abgeschlossen, 3. Familie umfasst min. 4 Kin<strong>der</strong>, 4. Zuhause kein<br />

Vater o<strong>der</strong> Stiefvater, 5. Afro-amerikanische Familie, 6. Viele stressreiche Ereignisse in<br />

vergangenen Jahren, 7. Rigide Überzeugungen <strong>der</strong> Eltern über Kindesentwicklung, 8.<br />

Hohe Ängstlichkeit <strong>der</strong> Mutter, 9. eingeschränkte geistige Gesundheit <strong>der</strong> Mutter, 10.<br />

negative Interaktionen zwischen Mutter und Kind)<br />

IQ einen Kindes tendenziell umso niedriger, je mehr Risiken seine Umwelt enthält.<br />

Umweltrisiken haben sowohl unmittelbare als auch langfristige Auswirkungen auf die<br />

intellektuelle Entwicklung <strong>von</strong> Kin<strong>der</strong>n.<br />

Unsere Erfolge und unser Versagen resultieren nicht nur aus unseren eigenen<br />

Fähigkeiten, son<strong>der</strong>n auch aus <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> Unterstützung, die unsere Familien,<br />

an<strong>der</strong>e Menschen, die uns beeinflussen und die Gesellschaft im weiteren Sinne bieten.<br />

HILFSPROGRAMME FÜR KINDER IN ARMUT<br />

Manche Interventionen konzentrierten ihre Bildungsbemühungen vorwiegend auf die<br />

Eltern, insbeson<strong>der</strong>e die Mütter. Beiden Hauptprämissen dieser Programme waren, dass<br />

Eltern den größten Einfluss auf die frühe Entwicklung <strong>von</strong> Kin<strong>der</strong>n haben und dass eine<br />

Verbesserung <strong>der</strong> elterlichen Qualitäten allen Kin<strong>der</strong>n in <strong>der</strong> Familie helfen würde.<br />

An<strong>der</strong>e Interventionen setzen auf Einrichtungen, die in <strong>der</strong> Art traditioneller<br />

vorschulischer Kin<strong>der</strong>gärten arbeiteten, <strong>der</strong>en Lehrer direkt mit den Kin<strong>der</strong>n<br />

interagierten. Manche Programme bezogen sich auf die Theorie Piagets und betonten die<br />

Bereitstellung stimulieren<strong>der</strong> Umwelten, welch die Kin<strong>der</strong> dazu anhalten sollten, neue<br />

Fertigkeiten und Konzepte ohne direkte Unterweisung o<strong>der</strong> Belohnung <strong>von</strong> außen<br />

aufzubauen. Wie<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Programme waren eine eklektische Mischung aus<br />

behavioristischen und Piaget’schen Ideen, gepaart mit traditionellen Vorschulelementen<br />

wie Lie<strong>der</strong> singen und Geschichten erzählen.<br />

6


Irving Lazar und Mitarbeiter fanden einheitliches Muster. <strong>Teil</strong>nahme an den Programmen,<br />

die meistens auf ein o<strong>der</strong> zwei Jahre angelegt waren, erhöhte die IQ-Werte <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong><br />

am Anfang beträchtlich (10 – 15 Punkte). Im Verlauf <strong>der</strong> nächsten zwei o<strong>der</strong> drei Jahre<br />

baute sich <strong>der</strong> Zugewinn jedoch wie<strong>der</strong> ab, und vier Jahre nach Beendigung des<br />

Programms waren zwischen den IQ-Werten <strong>der</strong> <strong>Teil</strong>nehmer und denjenigen <strong>von</strong> Kin<strong>der</strong>n<br />

aus vergleichbaren Wohnvierteln und Familienhintergründen, die nicht teilgenommen<br />

hatten, keine Unterschiede mehr erkennbar. Doch es wurden nur halb so viele<br />

Programmteilnehmer wie Kin<strong>der</strong>, die an keinem Programm teilgenommen hatten später<br />

einer Son<strong>der</strong>schul- o<strong>der</strong> För<strong>der</strong>klasse zugewiesen (14 vs. 29 Prozent). Außerdem blieben<br />

weniger <strong>Teil</strong>nehmer in <strong>der</strong> Schule sitzen und machten später häufiger ihren High-School-<br />

Abschluss.<br />

Interventionen haben wahrscheinlich langfristige Auswirkungen auf Selbstwert,<br />

Motivation und Verhalten im Unterricht.<br />

Projekt Head Start:<br />

Kin<strong>der</strong> erhaltne medizinische und zahnärztliche Versorgung, nährstoffreiche Mahlzeiten,<br />

bekommen in Tagestätte sichere und anregende Umgebung geboten.<br />

Philosophie <strong>der</strong> Zentren ist, Stärken <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> aufbauen, Schwachstellen stützen, auf<br />

soziale, emotionale und körperliche Entwicklung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> und auch auf ihre<br />

intellektuelle Entwicklung achten.<br />

ALTERNATIVE ANSÄTZE ZUR INTELLIGENZ<br />

Theorie <strong>der</strong> multiplen Intelligenzen: (Gardner)<br />

Grundannahme Mensch besitzt 8 Intelligenzen (intrapersonale, interpersonale,<br />

kinästhetische, logisch-mathematische, musikalische, naturalistische, räumliche,<br />

sprachliche Fertigkeiten)<br />

Einzelne Kind lernt am besten durch Unterricht, mit dem es auf seinen intellektuellen<br />

stärken aufbauen kann.<br />

Theorie <strong>der</strong> erfolgreichen Intelligenz: (Sternberg)<br />

Intelligenz ist die Fähigkeit im Leben erfolgreich zu sein, unter <strong>der</strong> Voraussetzung seiner<br />

persönlichen Standards und innerhalb seines sozio-kulturellen Kontexts.<br />

Erfolg spiegelt die Fähigkeit vom Menschen wie<strong>der</strong>, auf seine Stärken zu setzen,<br />

Schwächen zu kompensieren und Umgebungen, in denen er erfolgreich sein kann,<br />

auszuwählen. Ausmaß des Erfolgs hängt <strong>von</strong> 3 Fähigkeitsgruppen ab:<br />

• Analytische Fähigkeiten:<br />

umfassen Arten sprachlicher, mathematischer und räumlicher Fähigkeiten<br />

• Praktische Fähigkeiten:<br />

vernünftige Nachdenken über Alltagsprobleme (z.B. Konfliktlösung)<br />

• Kreative Fähigkeiten:<br />

effektive logische Denken unter neuartigen Umständen<br />

Bis jetzt gibt es keine allumfassende richtige Intelligenztheorie.<br />

7


DER ERWERB SCHULISCHER FÄHIGKEITEN<br />

LESEN<br />

Chall (1979) beschrieb 5 Stufen <strong>der</strong> Leseentwicklung<br />

Stufe 0: (Geburt bis Einschulung)<br />

Erwerb <strong>der</strong> zentralen Voraussetzungen des Lesens; Kenntnis <strong>der</strong> Buchstaben,<br />

Erwerb phonologischer Bewusstheit (= Fähigkeit lautliche Bestandteile in<br />

gesprochenen Wörtern zu identifizieren)<br />

Stufe 1: (erste und zweite Klasse)<br />

Erwerb Fähigkeit zur phonologischen Rekodierung (= Fähigkeit Buchstaben in<br />

Laute zu übersetzen und diese zu Wörter zu verbinden; Wort ausbuchstabieren)<br />

Stufe 2: (zweite und dritte Klasse)<br />

erreichen Flüssigkeit beim Lesen einfacher sprachlicher Materialien<br />

Stufe 3: (vierte bis achte Klasse)<br />

fähig aus Gedrucktem neue Infos zu beziehen<br />

„In den unteren Klassen lernen die Kin<strong>der</strong> zu lesen, in den höheren Klassen<br />

lesen sie zum Lernen“ (Chall)<br />

Stufe 4: (achte bist zwölfte Klasse)<br />

Infos verstehen, die aus einer Perspektive dargeboten wird, und mehrere<br />

Perspektiven koordinieren<br />

WORTERKENNUNG<br />

Schlechte Worterkennung macht den Leseprozess nicht nur langsam und mühselig, sie<br />

bring Kin<strong>der</strong> auch dazu, nicht mehr als das absolut Notwendige zu lesen, was wie<strong>der</strong>um<br />

das weitere Lesenlernen verzögert.<br />

Wörter werden mit Hilfe <strong>von</strong> zwei Prozessen erkannt: durch phonologische Rekodierung<br />

o<strong>der</strong> durch direkten visuell gestützten Abruf (= man greif <strong>von</strong> <strong>der</strong> wahrgenommenen<br />

visuellen Form des Wortes direkt auf seine Bedeutung zu). Schon ab <strong>der</strong> ersten Klasse<br />

wählen Kin<strong>der</strong> je nach Bedarf zwischen diesen beiden Ansätzen (mit Hilfe eines<br />

Strategiewahlprozesses)<br />

Am Anfang verlassen sich die Kin<strong>der</strong> vorwiegend auf die umständlichere phonologische<br />

Rekodierung, während sie später Wörter überwiegend direkt abrufen.<br />

Je stärker Assoziation zwischen Erscheinungsbild und Bedeutung wird, desto<br />

wahrscheinlicher wird das Kind in <strong>der</strong> Lage sein, die Identität des Wortes aus dem<br />

Gedächtnis abzurufen.<br />

VERSTEHEN<br />

Grundlegende Prozesse und Fähigkeiten wie die Enkodierung und Automatisierung sind<br />

für Leseverständnis entscheidend. Schnelle und akkurate Worterkennung korreliert<br />

positiv mit dem Leseverständnis zu jedem Zeitpunkt.<br />

Gute Leser gehen langsam voran, wenn sie das schriftliche Material nachher gründlich<br />

beherrschen müssen und lesen schneller, wenn sie nur ungefähr verstehen müssen, um<br />

was es geht. Gekonnter Umgang mit solchen strategischen Anpassungsleistungen<br />

entwickelt sich sehr spät (ca. ab 14)<br />

Verständniskontrolle (Text, den man nicht verstanden hat nochmals lesen) unterscheidet<br />

gute Leser <strong>von</strong> schlechten Lesern in jedem Alter.<br />

Zuwachs an Inhaltswissen setzt kognitive Ressourcen frei, die sich darauf richten<br />

können, was im Text neu o<strong>der</strong> kompliziert ist.<br />

Wenn Eltern aus armen Familien dazu bereit sind ihren Kin<strong>der</strong>n öfter vorzulesen und sie<br />

nach Zielen und Motive <strong>der</strong> Personen in den Geschichten zu fragen, würde sich <strong>der</strong><br />

Wortschatz und das Verständnis <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>n steigern.<br />

8


SCHREIBEN<br />

es gibt interessante Parallelen mit <strong>der</strong> Entwicklung des Lesens<br />

VORLÄUFERFERTIGKEITEN DES SCHREIBENS<br />

Entwicklung des Schreibens beginnt wie die Entwicklung des Lesens schon vor <strong>der</strong><br />

formalen Beschulung. Mit vier Jahren ist das Schreiben <strong>von</strong> Kin<strong>der</strong>n so weit<br />

fortgeschritten, dass Erwachsene es problemlos <strong>von</strong> den Figuren unterscheiden können,<br />

welche die Vierjährigen produzieren, wenn sie eine Blume o<strong>der</strong> ein Haus malen sollen.<br />

Das Schreiben im Vorschulalter lässt erkenne, dass die Kin<strong>der</strong> erwarten, dass sich in <strong>der</strong><br />

Schrift Bedeutung wi<strong>der</strong>spiegelt. Sie wählen im Allgemeinen längere Wörter für größere<br />

Objekte.<br />

PRODUKTION SCHRIFTLICHER TEXTE<br />

Beim schrieben muss man sich gleichzeitig auf mehrere Ziele auf hoher und niedriger<br />

Hierarchieebene konzentrieren.<br />

Low-Level-Ziele: Formung <strong>von</strong> Buchstaben, die Rechtschreibung <strong>der</strong> Wörter sowie eine<br />

korrekte Zeichensetzung und Groß- und Kleinschreibung<br />

High-Level-Ziele: Aussagen auch ohne Intonation und Gestik verständlich machen, die<br />

uns beim Sprechen unterstützen; die einzelnen Punkte zu einem<br />

zusammenhängenden Ganzen anordnen und die<br />

Hintergrundinformation geben, die <strong>der</strong> Leser benötigt, um das<br />

Geschriebene zu verstehen.<br />

Automatisierung <strong>von</strong> Low-Level-Fertigkeiten wie Rechtschreibung und Zeichensetzung<br />

unterstützt das Schreiben nicht nur, weil man das Geschriebene leichter verstehen kann<br />

(wenn es in <strong>der</strong> üblichen Schreibweise <strong>der</strong> Wörter und mit den Satzzeichen an <strong>der</strong><br />

richtigen Stelle geschrieben ist) son<strong>der</strong>n auch deshalb, weil automatisierte Low-level-<br />

Prozesse den kognitiven Ressourcen mehr Freiraum geben, um die High-level-Ziele des<br />

Schreibens zu verfolgen. Erwerb <strong>von</strong> Strategien des Schreibens trägt dazu bei, die<br />

kognitive Beanspruchung durch das Schreiben zu verringern.<br />

Metakognitive Verstehen spielt beim Schreiben in mehrfacher Hinsicht eine<br />

entscheidende Rolle. Grundlegendste Typ Metakognitiven Verstehens ist Erkenntnis, dass<br />

Leser vielleicht nicht dasselbe Wissen haben wie <strong>der</strong> Schreiber und dass alle diejenigen<br />

Infos die für das Verständnis des Textes wichtig sind, im Text stehen müssen.<br />

Zweiter Typ ist die Notwendigkeit das eigene Schreiben zu planen und nicht einfach nur<br />

loszulegen. Notwendigkeit <strong>der</strong> Überarbeitung ist ein dritter zentraler Typ des<br />

Metakognitiven Wissens. Zwar produzieren gute Schreiber auch schon bessere<br />

Erstfassungen, sie bringen aber auch mehr Zeit mit <strong>der</strong> Überarbeitung dessen zu, was<br />

sie geschrieben haben.<br />

MATHEMATIK<br />

RECHNEN<br />

Kin<strong>der</strong> wenden Vielzahl an offen erkennbaren Strategien an, um Probleme und Aufgaben<br />

zu lösen. Erwerb erster beobachtbarer Rechenstrategie mit vier o<strong>der</strong> fünf Jahren, indem<br />

sie <strong>von</strong> 1 (mit Fingern) hochzählen. Lernen sehr schnell Strategie des Aufrufs bei<br />

einfachen Aufgaben zu verwenden. In <strong>der</strong> ersten Klasse kommen mehrere neue<br />

Strategien hinzu. Häufigste ist das Zählen <strong>von</strong> größeren Summanden (3+9, indem 9, 10,<br />

11, 12 zählt). An<strong>der</strong>e Strategie ist Zerlegung, bei <strong>der</strong> Aufgabe in zwei leichtere Aufgaben<br />

aufgeteilt wird (3+9, indem 3+10=13 und 13-1=12) Ähnliche Verwendung dieser<br />

Strategien kommt auch bei an<strong>der</strong>en Rechenoperationen vor. Bereits vierjährige wählen<br />

eine vernünftige Strategie aus. Lernprozess scheint <strong>der</strong>selbe zu sein wie bei <strong>der</strong><br />

analogen Verschiebung beim Lesen hin zum visuell gestützten Abruf. Je häufiger ein Kind<br />

die korrekte Lösung einer Aufgabe hervorbringt, gleich mit welcher Strategie, desto<br />

häufiger wird es in <strong>der</strong> Lage sein, die Lösung aus dem Gedächtnis abzurufen.<br />

Lerner lassen sich in die Gruppen gute Schüler, weniger gute Schüler und Perfektionisten<br />

einteilen.<br />

Gute Schüler arbeiten schnell und genau und wissen die Lösungen für viele Aufgaben.<br />

9


Weniger gute Schüler gehen langsamer und weniger genau vor und wissen die Lösungen<br />

<strong>von</strong> wenigen Aufgaben auswendig.<br />

Perfektionisten lösen Aufgabe schnelle und akkurat (wie gute Schüler), verwenden den<br />

direkten Gedächtnisabruf jedoch nicht häufiger als die weniger guten Schüler (Sie<br />

müssen sich sicher sein ob Lösung aus Gedächtnisabruf richtig ist). Bei Aufgaben, bei<br />

denen sie glauben, die Lösung zu kennen, verwenden sie an<strong>der</strong>e Strategien zur<br />

Überprüfung.<br />

Verstehen mathematischer Begriffe<br />

Lei<strong>der</strong> lernen viele Kin<strong>der</strong> Rechenverfahren, die bei typischer Aufgabenstellung zum<br />

Erfolg führt, ohne zu verstehen, warum die Verfahren geeignet sind. Ein solches<br />

oberflächliches Verständnis führt zu Schwierigkeiten, wenn neue Aufgaben gelöst werden<br />

müssen.<br />

Zunehmende Variabilität im Denken und Handeln kann oft als ein Zeichen erhöhter<br />

Lernbereitschaft gelten (Church 1999).<br />

Kultureller Kontext<br />

Kin<strong>der</strong> die im Alltagsleben (z.B. Straßenverkauf) auch Rechenoperationen gebrauchen<br />

müssen, zeigen ein exzellentes Rechenverständnis, wenn Aufgaben im Kontext des<br />

Straßenverkaufs gestellt wurden, aber schwaches Verstehen, wenn dieselben Aufgaben<br />

in einem konventionellen schulischen Format gestellt wurden. Außerdem verwendeten<br />

sich in den Situationen unterschiedliche Strategien.<br />

TIMSS (Third International Mathematics and Science Study) ließ erkennen, dass<br />

Achtklässler in Japan, Hongkong, Ungarn und Nie<strong>der</strong>landen alle über ein weit besseres<br />

begriffliches Verstehen verfügen als Achtklässler in den USA. Zwei Gründe dafür sind,<br />

dass zum einen Lehrer und Schüler verbringen in den Län<strong>der</strong>n mit den höchsten<br />

Mathematikleistungen viel mehr Zeit mit Mathematik als in den USA. Zum an<strong>der</strong>en ist<br />

<strong>der</strong> Unterricht in den Län<strong>der</strong>n mit den höchsten Mathematikleistungen im Allgemeinen<br />

mehr auf das Verständnis <strong>der</strong> Grundbegriffe gerichtet und weniger auf das<br />

Auswendiglernen <strong>von</strong> Rechenwegen.<br />

Algebra<br />

Algebra lernen erweitert das Spektrum an Aufgaben, welche die Kin<strong>der</strong> mathematisch<br />

behandeln können, um den Umgang mit Gleichungen. Die Prozesse Schemabildung und<br />

Automatisierung grundlegen<strong>der</strong> Verfahren sind für das Lernen <strong>von</strong> Algebra entscheidend.<br />

Schemata sind Strategien, die sich anwenden lassen, um jede Aufgabe im Rahmen einer<br />

bestimmten Aufgabenklasse zu lösen.<br />

Automatisierung <strong>von</strong> häufigen Rechenoperationen setzt kognitive Ressourcen für das<br />

nachdenken über die weniger routinemäßigen Aspekte <strong>der</strong> Aufgabe frei.<br />

PAT (= Practical Algebra Tutor) konzentriert sich darauf, wie man mit Hilfe <strong>von</strong> Algebra<br />

Alltagsprobleme lösen kann.<br />

Durch Bereitstellung sorgfältig durchdachter Aufgaben, unmittelbarer und<br />

individualisierter Rückmeldung und umfangreicher Übungsmöglichkeiten versprechen<br />

intelligente Computerbasierte Tutoren Schüler eine Verbesserung beim Lernen <strong>von</strong><br />

Algebra, Geometrie und an<strong>der</strong>en Bereichen <strong>der</strong> Mathematik<br />

10


SOZIALE THEORIEN UND GESCHLECHTERENTWICKLUNG<br />

Männliche und weibliche Individuen unterscheiden sich anatomisch, physiologisch und<br />

hormonell auf mehrere Weise deutlich <strong>von</strong>einan<strong>der</strong>. Anzahl an Stereotypen über<br />

Geschlechtsunterschiede, welche die meisten <strong>von</strong> uns kennen, ist weit größer als die<br />

Zahl <strong>der</strong> reellen Geschlechtsunterschiede.<br />

Nachgewiesene psychologische Geschlechterunterschiede:<br />

Verbale Fähigkeit Mädchen entwickeln vF früher, behalten während Kindheit und<br />

Jugendalter leichten Vorsprung<br />

Räumlich- visuelle Ab mittleren Kindheit erbringen Jungen bei räumlichen Tests zu<br />

Fähigkeiten mentaler Rotation u. räuml. Schlussfolgerungen etwas bessere<br />

Leistungen<br />

Mathematische<br />

Fähigkeiten<br />

Aggression<br />

Aktivitätsniveau<br />

Ab Adoleszenz sind Jungen bei mathematischen Schlüssen leicht im<br />

Vorteil. größerer Vorteil zugunsten <strong>der</strong> Männer bei mathematisch<br />

Hochbegabten erkennbar<br />

schon früh sind männliche Kin<strong>der</strong> aggressiver als weibliche; als<br />

Jugendliche und Erwachsene häufiger an Gewaltverbrechen beteiligt<br />

Jungen sind <strong>von</strong> Geburt an körperlich aktiver als Mädchen<br />

Angst, Zaghaftigk. Ab ersten Lebensjahr Jungen weniger ängstlich und vorsichtig,<br />

Risikobereitschaft außerdem sind sie risikobereiter<br />

Emotionaler<br />

Ausdruck<br />

Fügsamkeit<br />

Anfälligkeit/<br />

Resistenz<br />

Schon früh sind Mädchen emotional ausdrucksfähiger<br />

ab Kin<strong>der</strong>gartenalter Mädchen gegenüber Wünschen und<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>von</strong> Erwachsenen fügsamer<br />

Ab Befruchtung Jungen für breites Spektrum <strong>von</strong> Entwicklungsproblemen<br />

anfälliger<br />

PSYCHOANALYTISCHE THEORIE<br />

„Biologie ist Schicksal“ sagte Freud, damit meint er er, dass die psychische Entwicklung<br />

eines Individuums in großem Ausmaß durch sein biologisches Geschlecht bestimmt ist.<br />

Er glaubt, dass schon kleine Kin<strong>der</strong> ein sexuelles Wesen besitzen, welches ihr Verhalten<br />

und ihre Beziehungen zu an<strong>der</strong>en Menschen beeinflusst. Er nahm weiters an, dass<br />

Geschlechtsunterschiede in Einstellungen und Verhalten ihren Ursprung in <strong>der</strong><br />

Identifikation des Kindes mit gleichgeschlechtlichem Elternteil haben.<br />

Die Identifikation beginnt während <strong>der</strong> phallischen Phase (3-6 Jahre), mit Entdeckung<br />

des entscheidenden Unterschieds (Penis), Mädchen entwickeln in dieser Zeit angeblich<br />

den Penis-Neid. Außerdem glaubte er, dass Kin<strong>der</strong> während phallischer Phase intensive<br />

sexuelle Wünsche erleben. Bewältigung dieser Wünsche ist <strong>der</strong> Weg zur Entwicklung des<br />

Über-Ichs.<br />

Bei Jungen führt dieser Weg durch den Ödipus-Komplex (= psychosexueller Konflikt, in<br />

dem Junge gegenüber Mutter Form <strong>von</strong> sexueller Begierde erlebt und ausschließlich zu<br />

ihr Beziehung haben möchte) Der Sohn sieht den Vater als allmächtigen Rivalen um<br />

Zuneigung <strong>der</strong> Mutter. (Kastrationsangst) Um die bedrohlichen Ängste abzuwehren,<br />

Angst auslösende Gedanken und Impulse ins Unbewusste verbannt, Identifikation mit<br />

Vater erhöhen. Wichtigste Ergebnis des Ödipus-Komplexes ist die Internalisierung <strong>der</strong><br />

Werte, Überzeugungen und Einstellungen des Vaters erfolgreiche Bewältigung besteht<br />

in Entwicklung eines starken Gewissens und Ich-Ideals.<br />

Bei Mädchen heißt ein weniger intensiver Konflikt <strong>der</strong> Elektra-Komplex. Demnach<br />

entwickelt Tochter erotische Gefühle gegenüber Vater, Mutter ist Rivalin. Erfährt<br />

Besorgnis um Verlust elterlicher Liebe, diese führt zur Verdrängung <strong>der</strong> unangebrachten<br />

Gefühle für den Vater. Mädchen identifizieren sich weniger mit <strong>der</strong> Mutter, weil ihr<br />

Konflikt nicht so extrem ist wie bei Jungen, daher besitzen sie auch ein schwächeres<br />

Über-Ich als Jungen.<br />

Es gab zu keinem Zeitpunkt irgendeine empirische Unterstützung für Freuds Theorie.<br />

11


THEORIE DES SOZIALEN LERNENS<br />

Es wird angenommen, dass Kin<strong>der</strong> über Vielfalt <strong>von</strong> Erfahrungsmöglichkeiten verfügen,<br />

durch die sie Verhaltensweisen, Überzeugungen und Werte lernen, die Gesellschaft für<br />

ihr Geschlecht als angemessen erachtet.<br />

BEOBACHTUNGSLERNEN<br />

Durch Beobachtung an<strong>der</strong>er Menschen (auch an<strong>der</strong>en Kin<strong>der</strong>n) haben Kin<strong>der</strong><br />

Gelegenheit, Infos über Geschlechter zu sammeln und zu erfahren, welche<br />

Verhaltensweisen für eigenes Geschlecht als angemessen betrachtet werden.<br />

Sie sehen, dass Mutter primäre Betreuungsperson in Familie ist und gleichzeitig für<br />

Nahrungszubereitung verantwortlich ist. Kin<strong>der</strong> beobachten das Verhalten ihres eigenen<br />

Geschlechts mehr als das des an<strong>der</strong>en. Laboruntersuchungen haben nachgewiesen, dass<br />

Kin<strong>der</strong> gleichgeschlechtlichen erwachsenen Modellen mehr Aufmerksamkeit und sich das<br />

gezeigte auch besser merken. Außerdem imitieren Kin<strong>der</strong> gleichgeschlechtliche Modelle<br />

häufiger. Mädchen sind jedoch eher bereit auch männliche Modelle nachzuahmen.<br />

Kin<strong>der</strong>, die in traditionelleren Familien aufwachsen, sind stärker geschlechtstypisiert.<br />

DIREKTE UNTERWEISUNG<br />

Es gibt konsistente Unterschiede darin, wie Eltern mit ihren Söhnen und Töchtern<br />

umgehen, indem sie die jeweils aufs Geschlecht bezogenen passenden Verhaltensweisen<br />

belohnen und för<strong>der</strong>n. Bei Spielzeugkäufen bekommen Jungen kaum Mädchenspielzeug.<br />

Eltern reagieren auf geschlechtsspezifische Spielthematiken und Aktivitäten mehr als auf<br />

Geschlechtsübergreifende Spiele. Mütter sprechen mit Mädchen häufiger über Gefühle,<br />

umgekehrt sprechen Mädchen auch häufiger über Gefühlszustände als Jungen.<br />

Eltern behandeln Söhne und Töchter in gewissen Maß unterschiedlich. Sie verhalten sich<br />

jedoch ihren Kin<strong>der</strong>n nicht verschieden was die Menge an Zuneigung und Wärme betrifft,<br />

hinsichtlich <strong>der</strong> Menge an Zeit, um mit den Kin<strong>der</strong>n zu interagieren usw.<br />

Kin<strong>der</strong>n lernen sehr viel über das ihrem Geschlecht angemessene Verhalten sowohl<br />

durch direkte Instruktion als auch durch die Beobachtung gleichgeschlechtlicher Modelle<br />

unterschiedlichen Alters. Die Unterstützung, die Eltern für geschlechtsspezifische<br />

Spielzeugpräferenzen bieten, verstärkt vielleicht schon bestehende Vorlieben ( 12-18<br />

Monate alte Kin<strong>der</strong> wählen das Spielzeug, welches ihrem Geschlecht entspricht (Cal<strong>der</strong>a,<br />

1989)<br />

SOZIAL-KOGNITIVE THEORIEN<br />

Woher stammt Wissen <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>, welches Geschlecht sie besitzen<br />

KOHLBERGS KOGNITIVE ENTWICKLUNGSTHEORIE<br />

Kohlberg nimmt, in Anlehnung an Piaget’sche Rahmentheorie, an, dass Kin<strong>der</strong> Wissen<br />

über die Geschlechter in <strong>der</strong>selben Weise aktiv konstruieren, wie sie auch an<strong>der</strong>e<br />

Wissensbestände über die Welt konstruieren.<br />

3 Stufen <strong>der</strong> Entwicklung eines reifen Geschlechtsverständnisses:<br />

Geschlechtsidentität: Mit ~ 30 Monaten lernen sie, dass sie einer <strong>der</strong> beiden<br />

Geschlechtskategorien angehören. Beginne sich selbst als<br />

Mädchen o<strong>der</strong> Junge zu bezeichnen, erkennen jedoch nicht,<br />

dass Geschlecht etwas Permanentes ist.<br />

Geschlechtsstabilität: Mit 3 bis 4 Jahren, Kin<strong>der</strong> erkennen allmählich, dass Geschlecht<br />

im Zeitverlauf stabil bleibt, wissen jedoch nicht, dass Geschlecht<br />

nicht <strong>von</strong> äußeren Erscheinung abhängt<br />

Geschlechtskonstanz: erwerben Verständnis, dass Geschlecht etwas über Situationen<br />

hinweg konstantes ist. zur selben Zeit wie sie erfolgreich<br />

Piaget’sche Erhaltungsaufgaben bearbeiten<br />

Verständnis <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>, dass Geschlecht konstant bleibt, auch<br />

wenn äußerliche Verän<strong>der</strong>ungen eintreten, gleiche Verständnis,<br />

dass Menge einer Substanz erhalten bleibt, auch wenn ihre<br />

Erscheinung verän<strong>der</strong>t wird.<br />

12


Sobald Geschlechtskonstanz erreicht wurde, beginnen Kin<strong>der</strong> (nach Kohlberg)<br />

gleichgeschlechtliche Modelle auszusuchen, zu beobachten, lernen wie man sich<br />

verhalten soll. Nachahmung Verhaltens gleichgeschlechtlicher Modelle bildet wichtige<br />

Komponente <strong>der</strong> kognitiven Entwicklungstheorie.<br />

THEORIE DER GESCHLECHTERSCHEMATA<br />

Sie behauptet, dass die intrinsische Motivation <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>, mit ihrem Geschlecht<br />

übereinstimmende Interessen, Werte und Verhaltensweisen zu erwerben, mit <strong>der</strong><br />

Identifikation ihres eigenen Geschlechtes entsteht (manchmal ab 3 Jahren).<br />

Kindliche Verständnis des Geschlechts entwickelt sich durch ihre Konstruktion <strong>von</strong><br />

Geschlechterschemata (= mentale Repräsentationen, die alles, was sie über die<br />

Geschlechter wissen umfassen) Diese Schemata sind dynamisch und än<strong>der</strong>n sich<br />

permanent, wenn Kin<strong>der</strong> neue Geschlechtsbezogene Konzepte erwerben.<br />

Jüngere Kin<strong>der</strong> beginnen mit einfachen In-Group/Out-Group-Geschlechterschemata an,<br />

mit dessen Hilfe sie an<strong>der</strong>e Menschen klassifizieren. Eine natürliche Motivation, die auf<br />

kognitive Übereinstimmung gerichtet ist, bringt sie dazu, an<strong>der</strong>e Menschen ihres eigenen<br />

Geschlechts zu bevorzugen.<br />

Daraus wird ein eigengeschlechtliches Schema gebildet, das aus detailliertem Wissen<br />

über die Dinge, die mit dem eigenen Geschlecht übereinstimmen, besteht.<br />

ÖKOLOGISCHE THEORIEN<br />

DAS BIO-ÖKOLOGISCHE MODELL<br />

(Bronfenbrenner) Auf Ebene des Mikrosystems besteht ein Unterschied in <strong>der</strong><br />

physikalischen Umgebung in <strong>der</strong> kleine Kin<strong>der</strong> leben (z.B. rosa Kin<strong>der</strong>zimmer) Ebenfalls<br />

auf dieser Ebene bilden amerikanische Klassenzimmer Ort, an dem Jungen und Mädchen<br />

unterschiedlich behandelt werden. Typisch Feminines wird in amerikanischen Schulen<br />

deutlich bevorzugt (Huston, 1983). Mädchen werden für konformes ruhiges Verhalten in<br />

<strong>der</strong> Klasse gelobt, dies kostet sie was sie wahrscheinlich Leistungsfähigkeit und<br />

Unabhängigkeit. Es gibt aber auch Männlichkeitsorientierung, z.B. Jungen dominieren die<br />

Klasse (werden im Unterricht häufiger aufgerufen)<br />

Ebene des Mesosystems umfasst Interaktionen zwischen Mikrosystemen wie Schule und<br />

Familie. Forschungen zeigten, dass Eltern und Lehrer glauben, Mädchen seien in <strong>der</strong><br />

Grundschule besser im Lesen, und Jungen besser im Rechnen. Diese Überzeugungen<br />

sind unabhängig <strong>von</strong> tatsächlichen Leistung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>. Mädchen schätzen sich in Mathe<br />

als weniger kompetent ein (Erfolg wird auf externale und Misserfolg auf internale<br />

Faktoren zurückgeführt).<br />

Auf Ebene des Exosystems sind Berufsrollen für Männer und Frauen recht<br />

unterschiedlich. z.B. Krankenschwestern, männliche Ärzte, weibliche Erziehungspersonen<br />

Das Kind im Zentrum des bio-ökologischen Modells wird durch Verteilung <strong>der</strong><br />

Geschlechtsrollen in Gesellschaft beeinflusst.<br />

Das Makrosystem, umfasst allgemeine Kultur, bildet entscheidende Quelle <strong>der</strong><br />

Geschlechterdifferenzierung. Beginnt mit Ausmaß <strong>der</strong> Wertschätzung, die Männer und<br />

Frauen in <strong>der</strong> Gesellschaft erhalten. US-amerikanische Umfragen zeigten, dass meisten<br />

Menschen hoffen, dass erstes Kind ein Junge wird (Frenkiel, 1993)<br />

Chronosystem, Verän<strong>der</strong>ungen in sozialen Einstellungen gegenüber Geschlechterrollen.<br />

z.B. Karrierechancen<br />

Bio-Ökologische Modell durch Existenz komplexer Interaktionen zwischen Ebenen<br />

gekennzeichnet. (z.B. Große Depression 1930, beson<strong>der</strong>er historischer Abschnitt<br />

(Chronosystem), in dem Politik <strong>von</strong> Regierung und Wirtschaft (Makrosystem) einen<br />

umfassenden finanziellen Kollaps verursacht, <strong>der</strong> zur Massenarbeitslosigkeit (Exosystem)<br />

<strong>der</strong> Familienernährer (Mesosystem) führte. Daraus resultierende finanzielle und weitere<br />

Belastungen erhöhten das ablehnende Verhalten <strong>der</strong> Väter gegenüber bestimmten <strong>Teil</strong>en<br />

ihrer Kin<strong>der</strong> (Mikrosystem).<br />

13


EVOLUTIONSPSYCHOLOGIE<br />

Aus evolutionärer Perspektive nimmt David Geary (1999) an, dass spielerische Kämpfen<br />

<strong>von</strong> Jungen stelle eine herausgebildete Neigung dar, Fähigkeiten, die mit<br />

Konkurrenzsituationen Mann gegen Mann im Verlauf <strong>der</strong> menschlichen Evolution<br />

assoziiert war, zu üben. Im Gegensatz ist Spiel „Eltern sein und Kin<strong>der</strong> versorgen“ in<br />

allen Kulturen bei Mädchen häufiger als bei Jungen. Dies ist aus evolutionärer Sicht auch<br />

sinnvoller. Tatsache, dass Eltern-versorgen-Kin<strong>der</strong>-Spiel auch bei jungen weiblichen<br />

Primaten beobachtet wurde und dies zu erhöhte Überlebensraten ihres Nachwuchs<br />

führte, ließ Geary den Schluss ziehen, dass diese Form des Spiels eine Tendenz ist,<br />

diejenigen Tätigkeiten herauszufinden, welch die späteren Fähigkeiten bei <strong>der</strong> elterlichen<br />

Fürsorge verbessern.<br />

Theorie <strong>der</strong> elterlichen Investition behauptet, dass nach Eintreten <strong>der</strong> Pubertät<br />

Geschlechtsunterschiede in Art und Weise entstehen, wie Männer und Frauen die<br />

Aufgabe angehen, einen Partner zu finden. Der Frau dient das Interesse am besten,<br />

wählerisch zu sein und auf einen Partner Wert zu legen, <strong>der</strong> kulturellen Erfolg erzielt hat<br />

und somit wertvolle Ressourcen bereitstellen kann.<br />

Männern dient am Besten, wenn sie kurzfristige Beziehungen mit mehreren Partnerinnen<br />

einlassen, die jung und fruchtbar genug sind, um gesunde Kin<strong>der</strong> zu produzieren.<br />

Männer orientieren sich mehr an Jugend und körperlicher Attraktivität (= Zeichen <strong>von</strong><br />

Fruchtbarkeit).<br />

Strategien <strong>der</strong> Partnerwahl könnten eine Folge <strong>der</strong> kulturellen Machtverteilung und<br />

weniger <strong>der</strong> evolutionsbedingten Prädispositionen <strong>der</strong> Geschlechter sein.<br />

MACCOBYS ANSATZ DER GESCHLECHTERTRENNUNG<br />

Sie hat nachgewiesen, dass sich Elemente allgemeiner theoretischer Positionen<br />

erfolgreich integrieren lassen. Theorieansätze des sozialen Lernens, <strong>der</strong> sozialen<br />

Kognition <strong>der</strong> Evolutionspsychologie spielen alle Rolle in Maccobys Ansatz. Ihre Theorie<br />

beruht auf einer Reihe <strong>von</strong> Forschungsergebnissen, die belegen, wie selbstverständlich<br />

die Geschlechtertrennung für Grundschulkin<strong>der</strong> ist.<br />

Geschlechtertrennung lässt sich schon in Tagesstätten o<strong>der</strong> Spielgruppen für Kleinkin<strong>der</strong><br />

beobachten. Mädchen zeigen eher Präferenz gleichgeschlechtliche Spielpartner zu<br />

bevorzugen. Diese Tendenz wird immer stärker, bis sie in Grundschule sehr ausgeprägt<br />

ist. Geschlechtertrennung erreicht Höhepunkt mit etwa 8 bis 11 Jahren, verringert sich<br />

dann wie<strong>der</strong>. Whiting und Edwards (1988) beobachten Präferenz für Gleichgeschlechtliche<br />

in mehreren kleinen Gesellschaften auf <strong>der</strong> ganzen Welt.<br />

Interventionsprogramme, die geschlechtsübergreifende Spiel för<strong>der</strong>n sollten, waren nicht<br />

spürbar wirksam und hatten auch keine längerfristigen Effekte.<br />

Maccoby nimmt an, dass Wahl gleichgeschlechtlicher Altersgenossen besser mit eigenen<br />

Spielvorlieben übereinstimmt. Einige Faktoren für selbst herbeigeführte Trennung <strong>der</strong><br />

Geschlechter können evolutionären Ursprungs sein, dazu gehört die männliche<br />

Eigenschaft, Dominanzhierarchien anzustreben. Ähnliche Unterschiede in Spielstilen und<br />

Tendenz zur Geschlechtertrennung wurden auch bei Primaten gefunden. Auch<br />

physiologische Faktoren scheinen Beitrag zu leisten, hierzu gehört Tatsache, dass<br />

männliche Feten normalerweise Androgene (männliche Hormone) ausgesetzt sind. Auch<br />

kognitive Faktoren spielen eine Rolle, es besteht ein offensichtlicher Zusammenhang<br />

zwischen <strong>der</strong> Geschlechtertrennung und dem wissen über das eigene Geschlecht, sowie<br />

über das Geschlecht an<strong>der</strong>er. Auch Sozialisationsdruck trägt zur Geschlechtertrennung,<br />

dieser Druck stammt aber vorwiegend <strong>von</strong> Altersgenossen. Beitrag <strong>der</strong> Erwachsenen<br />

ergibt sich aus den Interaktionsstilen.<br />

14


IDENTITÄT IM JUGENDALTER<br />

Wenn sich Jugendliche allmählich dem Erwachsensein nähern, müssen sie anfangen, eine<br />

Vorstellung <strong>von</strong> ihrer persönlichen Identität zu entwickeln, die zahlreich Aspekte des<br />

Selbst enthält und vereinigt, einschließlich ihrer Werte und Ziele für die Zukunft. In<br />

dieser Zeit neigen sie auch verstärkt dazu über politische o<strong>der</strong> religiöse Wertesysteme<br />

und die zugehörigen Überzeugungen und Glaubenshaltungen nachzudenken und<br />

herauszufinden wo sie hinsichtlich dieser Überzeugungs- und Wertesysteme stehen. Eine<br />

Vorstellung <strong>von</strong> Identität in allen Bereichen ist in mo<strong>der</strong>nen „vernetzten“ Kulturen<br />

beson<strong>der</strong>s schwierig, in denen die Jugend zu weit mehr Info und Rollenalternativen<br />

Zugang hat, als es in <strong>der</strong> Vergangenheit jemals <strong>der</strong> Fall war.<br />

ERIKSONS THEORIE DER IDENTITÄTSBILDUNG<br />

Erikson nahm an, dass Lösung <strong>der</strong> vielen Identitätsfragen die zentrale Entwicklungsaufgabe<br />

<strong>der</strong> Adoleszenz darstellt. Lösung dieser Fragen ist die Krise <strong>von</strong> Identität vs.<br />

Rollendiffusion. Die Person trifft aus allen möglichen und vorstellbaren Beziehungen eine<br />

immer enger werdende Auswahl, was persönlichen, beruflichen, sexuellen und<br />

ideologischen Festlegungen betrifft. Erfolgreiche Lösung impliziert Konstruktion einer<br />

kohärenten Identität.<br />

Ein Scheitern <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Identität zieht negative Folgen nach sich.<br />

Rollendiffusion ist eine unvollständige und manchmal inkohärente Vorstellung vom<br />

selbst. Jugendliche fühlen sich häufig verloren, isoliert, deprimiert, unsicher darüber, wer<br />

sie sind. Erikson nahm an dass die Rollendiffusion nur relativ kurz andauert, aber in<br />

einigen Fällen kann sie sich zu einer schweren psychischen Störung entwickeln.<br />

Die übernommene Identität liegt vor, wenn sich Jugendliche voreilig auf eine Identität<br />

festlegen, ohne ihre Möglichkeiten angemessen auszuloten.<br />

Negative Identität, ist eine Form <strong>der</strong> Identität die im Gegensatz zu dem steht, was <strong>von</strong><br />

den Menschen im Umfeld wertgeschätzt wird. Erikson nahm an, dass das Annehmen<br />

einer negativen Identität ein Weg ist, um <strong>von</strong> Eltern o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en wichtigen Personen<br />

Aufmerksamkeit zu erhalten, wenn konventionellere Versuche fehlgeschlagen sind.<br />

Psychosoziales Moratorium ist eine Auszeit, während <strong>der</strong> vom Jugendlichen nicht<br />

erwarten wird, eine Erwachsenenrolle zu übernehmen, und er Aktivitäten nachgehen<br />

kann, die ihm Selbsterfahrung ermöglichen. Erikson fand, dass diese Experimentierphase<br />

für die Findung <strong>der</strong> besten Identität wichtig ist.<br />

FORSCHUNG ZUR IDENTITÄTSBILDUNG<br />

James Marcia (1980) entwickelte eine Methode bei <strong>der</strong> Jugendliche Fragen, um Ausmaß<br />

ihrer Erkundungen und Festlegungen in Bereichen <strong>von</strong> Beruf, Ideologie und<br />

Sexualverhalten zu erfassen, beantworten. Identitätsstatus <strong>von</strong> Jugendlichen hängt<br />

zumindest in mo<strong>der</strong>nen westlichen Gesellschaften mit ihrer Angepasstheit, ihrem<br />

sozialen Verhalten und ihrer Persönlichkeit zusammen.<br />

Junge Erwachsene, die den Status <strong>der</strong> erarbeiteten Identität erreicht haben sind sozial<br />

reifer und Leistungsmotivierter.<br />

Individuen im Zustand <strong>der</strong> Identitätsdiffusion neigen zur Gleichgültigkeit, haben keine<br />

engen Beziehungen zu Gleichaltrigen und tragen höchste Risiko für Drogenkonsum.<br />

Personen im Status <strong>der</strong> übernommenen Identität sind am autoritärsten in ihren<br />

Einstellungen und verlassen sich eher darauf, dass an<strong>der</strong>e wichtige Lebens-<br />

Entscheidungen für sie treffen.<br />

Jugendliche im Zustand des Moratoriums besitzen ein relativ positives Selbstwertgefühl,<br />

sind hoch ängstlich und haben kaum autoritäre Einstellungen.<br />

Im Laufe <strong>der</strong> Adoleszenz gehen Menschen im Status <strong>der</strong> Identitätsdiffusion und des<br />

Moratoriums meistens in Status <strong>der</strong> erarbeiteten Identität über.<br />

15


EINFLÜSSE AUF DIE IDENTITÄTSBILDUNG<br />

Wichtiger Faktor ist die Art, wie sich Eltern gegenüber ihrem Nachwuchs verhalten.<br />

Übernommene Identität ist wahrscheinlicher, wenn Eltern Kin<strong>der</strong> übermäßig behüten<br />

o<strong>der</strong> einen autoritären Erziehungsstil ausüben. An<strong>der</strong>er Faktor ist das eigene Verhalten.<br />

Identitätsentwicklung wird durch das weitere soziale Umfeld und den historischen<br />

Kontext beeinflusst. Insgesamt tragen familiäre, individuelle, sozioökonomische,<br />

historische und kulturelle Faktoren zur Identitätsentwicklung bei.<br />

ETHNISCHE IDENTITÄT<br />

Entwicklung einer Identität kann für Jugendliche, die einer Min<strong>der</strong>heit angehören, eine<br />

beson<strong>der</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ung darstellen.<br />

ETHNISCHE IDENTITÄT IN KINDHEIT<br />

Es werden fünf Komponente unterschieden:<br />

• Ethnisches Wissen: Wissen <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>, dass ihre Volksgruppe bestimmte<br />

Unterscheidungsmerkmale aufweist, die sie <strong>von</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Gruppen abgrenzen (Verhaltensweisen, Persönlichkeits-<br />

Eigenschaften, Werte, Gebräuche, Stile und Sprache)<br />

• Ethnische Selbst- Kin<strong>der</strong> kategorisieren sich selbst als Mitglie<strong>der</strong> ihrer<br />

Identifikation ethnischen Gruppe<br />

• Ethnische Verständnis <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>, dass sich beson<strong>der</strong>e Merkmale ihrer<br />

Beständigkeit ethnischen Gruppe, die sie in sich tragen, unabhängig <strong>von</strong> Zeit<br />

und Raum nicht verän<strong>der</strong>n und dass sie immer ein Mitglied<br />

ihrer ethnischen Gruppe sein werden<br />

• Ethnische Rollen- Beteilung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> an Verhaltensweisen, die<br />

Verhalten<br />

charakteristische Merkmale ihrer ethnischen Gruppe<br />

wi<strong>der</strong>spiegeln<br />

• Ethnische Gefühle Gefühle <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> gegenüber ihrer Zugehörigkeit zu einer<br />

und Vorlieben ethnischen Gruppe und ihre Vorlieben für <strong>der</strong>en<br />

charakteristische Merkmale und Mitglie<strong>der</strong><br />

Die ethnische Identität entwickelt sich Schritt für Schritt im Laufe <strong>der</strong> Kindheit.<br />

Vorschulkin<strong>der</strong> zeigen Verhaltensweisen, die für ihre ethnische Gruppe kennzeichnend<br />

sind, und haben Wissen über diese Gruppe, verstehen nicht, dass die Ethnizität ein<br />

dauerhaftes Merkmal ihres Selbst ist. In ersten Schuljahren kenn Kin<strong>der</strong> die üblichen<br />

Merkmale ihrer Volksgruppe. Kin<strong>der</strong> identifizieren sich anhand ihrer ethnischen Gruppe<br />

meistens im alter <strong>von</strong> 7 bis 10, ab 10-11 Jahren verstehen sie, dass Herkunft konstantes<br />

unverän<strong>der</strong>liches Merkmal ihrer selbst ist.<br />

Familie und weitere soziale Umfeld spielen wichtige Rolle bei Entwicklung <strong>der</strong> ethnischen<br />

Identität. Eltern, an<strong>der</strong>e Familienmitglie<strong>der</strong> und Erwachsene können dazu beitragen,<br />

ihren Kin<strong>der</strong>n die Stärken und einzigartigen Merkmale ihrer ethnischen Gruppe<br />

beizubringen und ihren ethnischen Stolz zu prägen.<br />

ETHNISCHE IDENTITÄT IN DER ADOLESZENZ<br />

Mitglie<strong>der</strong> <strong>von</strong> Minoritäten können schwierigen und schmerzhaften Entscheidungen<br />

gegenüberstehen, wenn sie sich entschließen müssen, in welchem Ausmaß sie die Werte<br />

<strong>der</strong> dominanten Kultur übernehmen wollen.<br />

Kin<strong>der</strong> aus ethnischen Min<strong>der</strong>heiten können mit grundsätzlichen Konflikten zwischen<br />

Werten ihrer Volksgruppe und denen <strong>der</strong> dominanten Kultur konfrontiert sein.<br />

Aufeinan<strong>der</strong>treffen <strong>von</strong> Kulturwerten kann Konflikte in <strong>der</strong> Familie und innerhalb <strong>der</strong><br />

Jugendlichen hervorrufen, wenn diese versuchen ein Identität aufzubauen und ihre<br />

Werte und Ziele für die Zukunft zu entwickeln. Jugend kann auch beson<strong>der</strong>em Druck<br />

durch die Altersgenossen <strong>der</strong> eigenen Bezugsgruppe unterliegen.<br />

16


3 Phasen <strong>der</strong> Entwicklung ethnischer Identität (Phinney Jean, 1997):<br />

1. Diffusion/Übernahme ethnischer Identität:<br />

viele Jugendliche ethnischer Min<strong>der</strong>heiten überprüfen ihre Ethnizität nicht und sind<br />

auch nicht beson<strong>der</strong>s daran interessiert<br />

An<strong>der</strong>e haben negative Sicht <strong>der</strong> Mehrheit <strong>der</strong> Gesellschaft auf ihre ethnische Gruppe<br />

internalisiert<br />

2. Suche nach <strong>der</strong> ethnischen Identität/Moratorium:<br />

durch Interesse charakterisiert, etwas über eigene ethnische od. rassische Kultur zu<br />

lernen, außerdem durch die Berücksichtigung <strong>der</strong> Effekte <strong>der</strong> Ethnizität auf eigene<br />

gegenwärtige und zukünftige Leben u. häufig auch durch Bewusstsein <strong>der</strong> Vorurteile<br />

und ihren Auswirkungen<br />

3. erarbeiteten ethnische Identität:<br />

durch bewusstes Erkennen u. Verbindlichkeit gegenüber <strong>der</strong> eigenen ethnischen<br />

Gruppe u. ethnischen Identität charakterisiert; Phase geht mit hohen<br />

Selbstwertgefühl, Optimismus u. Kompetenzerleben einher<br />

Es gibt Untersuchungen, die darauf hindeuten, dass jene Mitglie<strong>der</strong> einer<br />

Min<strong>der</strong>heitengruppe, die sich bikulturell (= reibungslose Identifikation mit <strong>der</strong><br />

mehrheitlichen Kultur und mit <strong>der</strong> eignen ethnischen Kultur) entwickelt haben, eine<br />

bessere physische und psychische Gesundheit aufwiesen als die an<strong>der</strong>en.<br />

SEXUELLE ORIENTIERUNG ALS TEIL DER IDENTITÄT<br />

Mit neuen Gefühlen <strong>von</strong> Sexualität umzugehen, kann für viele Jugendliche eine<br />

schwierige Erfahrung darstellen.<br />

URSPRÜNGE DER SEXUELLEN IDENTITÄT JUGENDLICHER<br />

Viele Jugendliche erkennen ihre sexuelle Orientierung erst mit Eintritt in das junge<br />

Erwachsenenalter o<strong>der</strong> später. Kin<strong>der</strong> und Jugendliche aus sexuellen Min<strong>der</strong>heiten<br />

unterscheiden sich nicht <strong>von</strong> ihren heterosexuellen Altersgenossen. Sie beschäftigen sich<br />

in Adoleszenz mit vielen ähnlichen familiären und Identitätsbezogenen Angelegenheiten<br />

und kommen im Allgemeinen genauso gut zurecht. Viele Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

sehen es als negativ an schwul, lesbisch o<strong>der</strong> bisexuell zu sein, daher ist es für solche<br />

Jugendliche oft schwierig, ihren eigenen sexuellen Vorlieben zu erkennen o<strong>der</strong> zu<br />

akzeptieren.<br />

PROZESS DES COMING-OUT<br />

Beginnt mit ersten Anerkennen, <strong>der</strong> vorläufigen kognitiven und emotionalen Einsicht,<br />

dass man an<strong>der</strong>s als an<strong>der</strong>e ist, dies geht mit Gefühl <strong>der</strong> Entfremdung <strong>von</strong> sich und<br />

an<strong>der</strong>en einher. Individuum lässt Bewusstsein, dass die Anziehung durch das gleich<br />

Geschlecht Thema sein könnte, nicht voll zu. Nach neuen Studien zeigen sich erste<br />

Gefühle gleichgeschlechtlicher Anziehung mit 8 o<strong>der</strong> 9 Jahren.<br />

Meisten Männer empfinden sich schon immer als schwul und bereits als schwul geboren,<br />

während etliche Frauen meinen, dass sie zunächst heterosexuell gewesen seien und in<br />

ihrer Lebensmitte lesbisch wurden.<br />

Nächste Meilenstein ist Testen und Erkunden, Zeitspanne in <strong>der</strong> sich das Individuum<br />

ambivalent fühlt, was seine Anziehung durch das gleiche Geschlecht betrifft.<br />

Dritte Meilenstein ist die Akzeptanz <strong>der</strong> Identität, hier besteht Vorliebe für soziale<br />

Interaktionen mit an<strong>der</strong>en Personen aus sexuellen Min<strong>der</strong>heiten. In dieser Phase erlebt<br />

sich Person mit blick auf sexuelle Identität immer positiver und enthüllt diese erstmals<br />

gegenüber Heterosexuellen (mit ca. 15 bis 18 Jahren)<br />

Letzte Schritt ist Identitätsintegration, bei <strong>der</strong> sich schwule, lesbische u. bisexuelle<br />

Individuen entschieden als homo- o<strong>der</strong> bisexuell sehen können, auf sich und ihre<br />

beson<strong>der</strong>e sexuelle Gemeinschaft stolz sind und sich öffentlich gegenüber vielen Leuten<br />

outen. Oftmals mit Wut auf vorurteile <strong>der</strong> Gesellschaft gegenüber Mitglie<strong>der</strong>n sexueller<br />

Min<strong>der</strong>heiten verbunden.<br />

Nicht alle durchlaufen diese Schritte und einige akzeptieren Sexualität nie vollständig.<br />

17


KONSEQUENZEN DES COMING-OUT<br />

Viele Eltern reagieren anfänglich mit Wut und Enttäuschung. Häufig denken sie, dass sie<br />

irgendwie für gleichgeschlechtliche Neigung ihres Kindes verantwortlich sind. Umfragen<br />

haben ergeben, dass ca. 20 bis 40 Prozent <strong>der</strong> homosexuellen Jugendlichen <strong>von</strong><br />

Verwandten beleidigt o<strong>der</strong> bedroht werden, ca. 5% erleben körperliche Gewalt. Mütter<br />

akzeptieren gleichgeschlechtliche Neigung leichter.<br />

aufgrund des Drucks mit Sexualität zurechtzukommen gibt es bei homosexuellen<br />

Jugendlichen mehr Selbstmordversuche.<br />

SELBSTWERTGEFÜHL<br />

ist die allgemeine Einschätzung <strong>der</strong> Wertigkeit des Selbst und die Gefühle, die dadurch<br />

erzeugt werden. Es beginnt sich früh zu entwickeln und ist wichtiges Element des<br />

Selbstkonzepts.<br />

QUELLEN DES SELBSTWERTGEFÜHLS<br />

Genetisches Erbe <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>, Qualität ihrer Beziehungen, ihr Aussehen, ihre Fähigkeiten,<br />

ihre Schule, Wohnviertel und verschiedene kulturelle Faktoren wirken auf ihr Leben.<br />

Selbstwertgefühl ist ein psychischer Funktionsbereich, <strong>der</strong> durch große individuelle<br />

Unterschiede gekennzeichnet ist.<br />

VERERBUNG<br />

Vererbung trägt zu Unterschieden <strong>der</strong> Selbstwertvorstellungen <strong>von</strong> Kin<strong>der</strong>n bei, z.B.<br />

durch körperliche Aussehen und sportlichen Fähigkeiten, genetisch basierte intellektuelle<br />

Fähigkeiten und Persönlichkeitsaspekte, Neigung zu negativen Emotionen.<br />

SOZIALE BEITRAG ZUM SELBSTWERT<br />

einer <strong>der</strong> wichtigsten Einflüsse auf Selbstwert <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> ist Annerkennung und<br />

Unterstützung, die sie <strong>von</strong> an<strong>der</strong>en erhalten.<br />

Cooley’s Annahme des „Spiegel-Selbstbilds“, <strong>der</strong> zufolge das Selbstwertgefühl eines<br />

Menschen eine Reflexion dessen ist, was an<strong>der</strong>e <strong>von</strong> ihm denken. Er behauptet, dass<br />

Selbstwert die verinnerlichte Bewertung durch an<strong>der</strong>e Menschen ist, die dem Individuum<br />

wichtig sind.<br />

Erikson und Bowlby behaupten, dass sich das Selbstgefühl <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> auf Qualität ihrer<br />

Beziehungen zu an<strong>der</strong>en gründet.<br />

Kin<strong>der</strong> beginnen ca. mit 2 Jahren sich zu sorgen, die Liebe und Anerkennung ihrer Eltern<br />

zu gewinnen. Eltern die dazu neigen gegenüber ihrem Kind anerkennend und interessiert<br />

zu sein, und die unterstützende und doch strenge Erziehungsmethoden anwenden,<br />

haben meistens auch Kin<strong>der</strong> mit hohem Selbstwertgefühl.<br />

Eltern, die regelmäßig ihre Kin<strong>der</strong> für inakzeptables Verhalten herabsetzen o<strong>der</strong> sie<br />

zurückweisen, bringen ihren Kin<strong>der</strong>n Gefühl <strong>von</strong> Wertlosigkeit bei und die Erfahrung, nur<br />

in dem Maße geliebt zu werden, in dem sie den elterlichen Normen entsprechen.<br />

Im Laufe <strong>der</strong> Kindheit wird Selbstwert immer mehr durch Akzeptanz <strong>der</strong> Gleichaltrigen<br />

beeinflusst. Kind mit niedrigem Selbstwert ist Kandidat um aufgezogen, gehänselt,<br />

zurückgewiesen, ignoriert zu werden. Kind mit hohem Selbstwert ist wahrscheinlich recht<br />

beliebt.<br />

Wenn Kin<strong>der</strong> auf Adoleszenz zugehen verlassen sie sich verstärkt auf internalisierte<br />

Normen, um sich selbst zu bewerten. Jugendliche die weiterhin ihre Selbstbewertungen<br />

auf Standards und Anerkennung an<strong>der</strong>er aufbauen neigen eher zu psychischen<br />

Störungen.<br />

AUSSEHEN UND FÄHIGKEIT<br />

Attraktive Menschen werden <strong>von</strong> an<strong>der</strong>en positiver gesehen und daher auch besser<br />

behandelt. Daraus kann auch folgen, dass sie sich sozial kompetenter verhalten und<br />

mehr wünschenswerte Eigenschaften besitzen.<br />

Zusammenhang zwischen Selbstwert und Attraktivität ist bei Mädchen stärke<br />

ausgeprägt.<br />

18


Schulisch erfolgreich Kin<strong>der</strong> neigen zu höherem Selbstwert im Hinblick auf ihre geistigen<br />

und schulischen Fähigkeiten, sind optimistischer was Ergebnisse ihrer zukünftigen<br />

Anstrengungen betrifft.<br />

Schulische und sportliche Fähigkeiten zu besitzen schein ein beson<strong>der</strong>s wichtiger Aspekt<br />

des Selbstwertgefühls <strong>von</strong> Jungen zu sein.<br />

SCHULE UND WOHNGEGEND<br />

Effekte des schulischen Umfeldes werden am deutlichsten in dem sinkenden Selbstwert,<br />

<strong>der</strong> mit dem Übergang <strong>von</strong> Grundschule zur weiterführenden Schule verbunden ist.<br />

Beson<strong>der</strong>s in armen, überfüllten städtischen Schulen bekommen Jugendliche häufig nicht<br />

die Aufmerksamkeit, Unterstützung und Freundschaft, die sie brauche, um etwas leisten<br />

zu können und <strong>von</strong> sich überzeugt zu sein.<br />

Leben in Armut in einer städtischen Umgebung geht mit einem geringeren<br />

Selbstwertgefühl US-amerikanischer Jugendlicher einher.<br />

SELBSTWERTGEFÜHL BEI KINDERN AUS MINDERHEITEN<br />

Bei jüngeren euro-amerikanischen Kin<strong>der</strong>n ist Selbstwert im Allgemeinen höher als bei<br />

afroamerikanischen Altersgenossen, aber ab 10 Jahren kehrt sich dieser Trend langsam<br />

um. Diese Verän<strong>der</strong>ung dürfte darauf beruhen,<br />

1. dass sich Afroamerikaner meistens stärker mit ihrer rassischen Gruppe<br />

identifizieren<br />

2. dass die afroamerikanische Kultur mehr als die euro-amerikanische Kultur die<br />

wünschenswerten Aspekte <strong>der</strong> Beson<strong>der</strong>heit <strong>der</strong> Gruppe unterstreicht<br />

Latinos weisen in Grundschule signifikant niedrigere Werte auf als Euro-Amerikaner,<br />

doch dieser Unterschied verringert sich in Adoleszenz.<br />

KULTUR UND SELBSTWERT<br />

Selbstwertausprägungen fallen in China, Japan und Korea meistens niedriger als in USA,<br />

Kanada, Australien und teilen Europas aus.<br />

In westlichen Kulturen hängt <strong>der</strong> selbstwert mit individuellen Fähigkeiten und<br />

Selbstdarstellung zusammen. In asiatischen Gesellschaften steht Selbstwert im<br />

Zusammenhang mit dem eigenen Beitrag zum Wohlergehen <strong>der</strong> größeren Gruppe und<br />

<strong>der</strong> Unterwerfung unter Normen <strong>der</strong> wechselseitigen sozialen Abhängigkeit.<br />

BEZIEHUNGEN ZU GLEICHALTRIGEN<br />

Beziehungen zu Gleichaltrigen helfen sehr kleinen Kin<strong>der</strong>n dabei einige <strong>der</strong> sozialen und<br />

emotionalen Fähigkeiten zu entwickeln, die normalerweise im Kontext <strong>der</strong> Bindungs-<br />

Beziehungen zwischen Erwachsenen und Kin<strong>der</strong>n entstehen.<br />

WAS IST DAS BESONDERE AN PEER-BEZIEHUNGEN<br />

Peers = Individuen, die ungefähr gleich alt sind;<br />

Piaget nahm an, dass Kin<strong>der</strong>, wenn sie ihre Gedanken und Überzeugungen ausdrücken,<br />

wegen relativer Statusgleichheit gegenüber Peers im Allgemeinen offener und spontaner<br />

sind als in Gegenwart Erwachsener. Kin<strong>der</strong> akzeptieren häufig die Überzeugungen und<br />

Regeln <strong>der</strong> Erwachsenen nur auf Basis reinen Gehorsams. Mit Gleichaltrigen ist es<br />

wahrscheinlicher, dass Kin<strong>der</strong> die Vorstellungen an<strong>der</strong>er offen kritisieren, ihre eigenen<br />

Ideen erläutern und um Rückmeldung bitten. Auf diese Weise entwickeln Peers<br />

gemeinsam ihre eigenen Regeln, Auffassungen und Erklärungen warum o<strong>der</strong> wie Dinge<br />

funktionieren o<strong>der</strong> funktionieren sollten. (Kruger & Tomasello)<br />

Wygotski ging da<strong>von</strong> aus, dass Kin<strong>der</strong> in ihren Interaktionen mit Gleichaltrigen neue<br />

Fertigkeiten lernen und ihre kognitiven Fähigkeiten entwickeln. Beson<strong>der</strong>e Bedeutung<br />

wie Zusammenarbeit <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> ihnen hilft, neue Fähigkeiten aufzubauen und die<br />

Wissensbestände und Fähigkeiten, die in ihrer Kultur Wert und Bedeutung besitzen,<br />

einan<strong>der</strong> zu vermitteln.<br />

19


Wenn Kin<strong>der</strong> älter werden, können die Peers als Quelle <strong>der</strong> emotionalen Unterstützung<br />

an Bedeutung gewinnen. Sullivan nahm an, dass Freundschaften bei älteren Kin<strong>der</strong>n für<br />

ihr Wohlbefinden unterlässlich sind. Kin<strong>der</strong> beginnen im frühen Jugendalter enge, intime<br />

Beziehungen mit gleichgeschlechtlichen Peers einzugehen. Diese Beziehungen bieten<br />

Kin<strong>der</strong>n ihre erste Erfahrung einer intimeren zwischenmenschlichen Beziehung, die auf<br />

Gegenseitigkeit und den Austausch zwischen Gleichgestellten und Ebenbürtigen aufbaut.<br />

Peer-Beziehungen stellen einen einzigartigen Kontext für die kognitive, soziale und<br />

emotionale Entwicklung dar. Denkfähigkeit <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> und ihre Berücksichtigung <strong>der</strong><br />

Belange an<strong>der</strong>er in Folge <strong>der</strong> Gleichberechtigung, Gegenseitigkeit, Kooperation und<br />

Vertrautheit, die sich in Peer-Beziehungen entwickeln können, erhöhen sich.<br />

UNTERSCHIEDE IN INTERAKTIONEN MIT FREUNDEN UND NICHT-FREUNDEN<br />

Insbeson<strong>der</strong>e mit Freunden nehmen Kooperation und Koordination <strong>der</strong> Interaktionen ab<br />

dem zweiten Lebensjahr beträchtlich und kontinuierlich zu. Als-ob-Spiele können unter<br />

Freunden häufiger vorkommen, weil die Erfahrungen, die Freunde miteinan<strong>der</strong> besitzen,<br />

das Vertrauen darin ermöglichen, dass ihr Partner sich anstrengen wird, die Bedeutung<br />

<strong>der</strong> symbolischen Handlungen zu interpretieren und sich daran zu beteiligen.<br />

Zwischen jungen Freunden ist Menge an Kooperation und positiver Interaktion und auch<br />

das Ausmaß an Konflikten höher. Freunde lösen Konflikte häufig auf kontrollierte Weise.<br />

Freunden gelingt es häufiger ihre Konflikte so zu lösen, dass für beide etwas dabei<br />

herausspringt.<br />

ENTWICKLUNGSBEDINGTE VERÄNDERUNGEN IN FREUNDSCHAFTEN<br />

Während sich die Freundschaften unter Kin<strong>der</strong>n in vielen Aspekten ähnlich bleiben, wenn<br />

sie älter werden, verän<strong>der</strong>n sie sich doch auf einer wichtigen Dimension: dem Ausmaß<br />

und Bedeutung <strong>von</strong> Vertrautheit beziehungsweise Intimität. Zwischen 6 und 8 Jahren<br />

definieren Kin<strong>der</strong> Freundschaft vorwiegend auf Basis ihrer tatsächlichen Aktivitäten mit<br />

ihren Peers. Zwischen ersten Schuljahren und Adoleszenz erfahren und definieren Kin<strong>der</strong><br />

Freundschaften zunehmend anhand wechselseitiger Zuneigung, emotionaler Nähe und<br />

Treue bzw. Loyalität. Ältere Kin<strong>der</strong> und Jugendliche legen Wert auf kooperative<br />

Reziprozität, Gleichberechtigung und Vertrauen.<br />

Nach Ansicht Selmans sind sich jüngere Kin<strong>der</strong> nur begrenzt bewusst, dass an<strong>der</strong>e<br />

Menschen über bestimmte Dinge an<strong>der</strong>s denken und fühlen als sie selbst. Folglich bleibt<br />

ihr Denken über Freundschaften begrenzt.<br />

Hartup und Stevens vertreten Auffassung, dass Kin<strong>der</strong> aller Alterstufen Freundschaften<br />

ähnlich interpretieren (gekennzeichnet durch Gegenseitigkeit und Wechselseitigkeit) Was<br />

sich mit Alter än<strong>der</strong>t ist die Komplexität mit <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> Freundschaften betrachten und<br />

ihre Dimensionen beschrieben.<br />

DIE FUNKTIONEN VON FREUNDSCHAFTEN<br />

Wichtigsten Vorteile <strong>von</strong> Freundschaften sind die emotionale Unterstützung, Bestätigung<br />

<strong>der</strong> eigenen Gedanken, eigenen Gefühle und eigenen Wertes, Bereitstellung <strong>von</strong><br />

Rahmenbedingungen, um wichtige soziale und kognitive Fähigkeiten zu entwickeln.<br />

UNTERSTÜTZUNG UND BESTÄTIGUNG<br />

Kin<strong>der</strong> im Schulalter, die beste/n Freund/in besitzen, erleben weniger Einsamkeit.<br />

Unterstützung <strong>der</strong> Freunde ist beson<strong>der</strong>s in schwierigen Übergangsphasen wichtig, z.B.<br />

Schulwechsel. Freundschaften können auch als Puffer gegen unangenehme Erfahrungen<br />

dienen, etwa wenn Lehrer einen anschreien.<br />

In viel Stress erzeugenden Sit. kann Unterstützung durch Erwachsene für Wohlbefinden<br />

<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> wichtiger sein, als Unterstützung <strong>von</strong> Freunden (z.B. bei Todesfällen)<br />

ENTWICKLUNG SOZIALER UND KOGNITIVER FÄHIGKEITEN<br />

Kin<strong>der</strong> lernen durch Tratsch mit Freunden etwas über Normen, die in ihrer Peer-Gruppe<br />

gelten, wie warum und wann man Gefühle zeigen darf o<strong>der</strong> sie kontrollieren sollte.<br />

Offenheit (z.B. kritisiert werden) för<strong>der</strong>t kognitive Fähigkeiten und steigert Leistungen<br />

bei kreativen Aufgaben.<br />

20


GESCHLECHTSUNTERSCHIEDE BEI FUNKTIONEN VON FREUNDSCHAFTEN<br />

Zum Ende <strong>der</strong> Grundschule haben Mädchen Gefühl, dass ihre Freundschaften enger sind<br />

und mehr Bestätigung, Fürsorge, Hilfe und Anleitung bieten, als dies Jungen empfinden.<br />

Mädchen und Jungen unterscheiden sich in Hinblick auf die Anzahl <strong>der</strong> Konflikte.<br />

Mädchen geben an häufig zu streiten, jedoch haben sie geringere Schwierigkeiten<br />

Konflikte mit Freundinnen zu lösen. Keine Unterschiede zwischen Freundschaften <strong>von</strong><br />

Jungen und Mädchen bestehen im Zshg. mit <strong>der</strong> Kameradschaft und Möglichkeiten zur<br />

Freizeitbeschäftigung.<br />

LÄNGERFRISTIGE WIRKUNGEN VON FREUNDSCHAFTEN AUF PSYCHE UND VERHALTEN<br />

Vorhandensein enger, wechselseitiger Freundschaften in Grundschule wurde mit Vielzahl<br />

positiver psychischer und Verhaltensbezogener Folgen für Kin<strong>der</strong> in Zshg. gebracht.<br />

MÖGLICHEN LANGZEITVORTEILE VON FREUNDEN<br />

In Langzeitstudie wurde herausgefunden, dass Fünftklässler mit besten Freund <strong>von</strong><br />

Klassenkameraden als reifer und kompetenter, weniger aggressiv und als sozial<br />

auffälliger eingeschätzt. Mit 23 Jahren zeigten diese Personen bessere Leistungen im<br />

College, kamen mit Familie und sozialem Leben besser zurecht, weniger Probleme mit<br />

Gesetz, hatten weniger psychische Auffälligkeiten und ein stärkeres Selbstwertgefühl als<br />

Individuen ohne Freundschaften.<br />

Existenz einer engen Freundschaft in Kindheit hängt mit Konsequenzen einer positiven<br />

sozialen Entwicklung in mittleren Kindheit und mit Wahrnehmung <strong>der</strong> eigenen<br />

Kompetenz und Anpassung im Erwachsenenalter zusammen.<br />

MÖGLICHEN NACHTEILE VON FREUNDSCHAFTEN<br />

Freunde mit Verhaltensproblemen können schädlichen Einfluss ausüben.<br />

Aggression und Störverhalten<br />

Ende Grundschule/frühes Jugendalter neigen Kin<strong>der</strong> mit unsozialen und aggressiven<br />

Freunden dazu selbst unsoziale und aggressive Tendenzen erkennen zu lassen.<br />

Aggressive Kin<strong>der</strong> könnten sich zu aggressiven Peers hingezogen fühlen. Durch Art wie<br />

sie sprechen und sich verhalten, können aggressive Jungen ihre Aggression und ihr<br />

abweichendes Verhalten wechselseitig för<strong>der</strong>n und belohnen, indem sie so tun als ob<br />

diese Verhaltensweisen akzeptabel sind.<br />

Zu Beginn des Jugendalters scheinen Kin<strong>der</strong>, die ein wenig aggressiv und störend sind,<br />

aber bei solchen Verhaltensweisen noch keine hohen Ausprägungen aufweisen, für<br />

negative Einflüsse aggressiver und stören<strong>der</strong> Freunde am anfälligsten zu sein.<br />

Alkohol und Drogenmissbrauch<br />

Auf <strong>der</strong> einen Seite gibt es einige Belege dafür, dass Jugendliche, die dem Druck durch<br />

die Peers sich schlecht zu benehmen, beson<strong>der</strong>s unterliegen, sich solche Freunde<br />

aussuche, die trinken und Drogen nehmen, was zu ihrem eigenen Alkohol- und<br />

Drogenkonsum beiträgt.<br />

Es gibt auch Hinweise auf direktere kausale Verknüpfung: Jugendliche, die im Verlauf<br />

eines Schuljahres mit dem Trinke o<strong>der</strong> Rauchen anfange, haben häufig einen engen<br />

Freund <strong>der</strong> bereits Alkohol od. Tabak konsumierte.<br />

Ein Jugendlicher mit einem Drogen konsumierenden engen Freund ist beson<strong>der</strong>s dann<br />

gefährdet, wenn die Eltern kalt und distanziert sind und wenig Interesse zeigen, die<br />

Aktivitäten zu kontrollieren und zu beaufsichtigen.<br />

WIE KINDER FREUNDE WÄHLEN<br />

Bei jüngeren Kin<strong>der</strong>n ist Nähe sehr entscheidend. Auch Altersähnlichkeit ist ein wichtiger<br />

Faktor in Freundschaften. In Gesellschaften in denen Kin<strong>der</strong> nicht zur Schule gehen<br />

entwickeln sich häufiger Freundschaften mit Kin<strong>der</strong>n unterschiedlichen Alters.<br />

Bevorzugung gleichgeschlechtlicher Freunde entsteht im Kin<strong>der</strong>garten und besteht im<br />

Verlauf <strong>der</strong> Kindheit fort. In geringerem Ausmaß neigen Kin<strong>der</strong> auch dazu, sich mit Peers<br />

<strong>der</strong>selben Rasse anzufreunden, wobei diese Tendenz gruppenabhängig variiert.<br />

21


Ähnlichkeit <strong>der</strong> Interessen und des Verhaltens bilden zentrale Determinante für<br />

Zuneigung und Freundschaft. Mit 7 mögen Kin<strong>der</strong> solche Peers, die ihnen hinsichtlich<br />

kognitiver Riefe ihres Spielverhaltens gleichen, dies gilt auch für das Ausmaß an<br />

aggressivem Verhalten.<br />

Ähnlichkeit macht Kin<strong>der</strong> wahrscheinlich erst einmal füreinan<strong>der</strong> attraktiv und trägt dazu<br />

bei, ihre Freundschaft zu erhalten.<br />

Tatsache, dass freunde häufig auf mehreren Dimensionen ähnliche Ausprägungen<br />

besitzen unterstreicht Schwierigkeit angeben zu können ob sich Freunde tatsächlich in<br />

ihrem Verhalten wechselseitig beeinflussen o<strong>der</strong> ob sich Kin<strong>der</strong> einfach nur diejenige<br />

Peers aussuchen, die genauso denken, handeln und fühlen wie sie selbst.<br />

DAS KIND UND SEINE PEER-GRUPPE<br />

Kin<strong>der</strong> haben meistens eine o<strong>der</strong> ein paar wenige enge Freunde und ein paar weniger<br />

nahe zusätzliche Freunde, mit denen sie Zeit verbringen und etwas zusammen<br />

unternehmen.<br />

WIE GRUPPEN JÜNGERER KINDER BESCHAFFEN SIND<br />

Wenn Kin<strong>der</strong> im Kin<strong>der</strong>gartenalter sind, gibt es zwischen den Mitglie<strong>der</strong>n einer Peer-<br />

Gruppe eine klare Dominanzhierarchie. Kin<strong>der</strong> die bei Streitereien über Gegenstände<br />

verlieren ziehen sich meistens zurück und vermeiden weitere Konflikte mit dem<br />

siegreichen Kind.<br />

CLIQUEN UND SOZIALE NETZE IN MITTLEREN KINDHEIT UND FRÜHEN ADOLESZENZ<br />

ab mittleren Kindheit gehören meisten Kin<strong>der</strong> zu einer stabilen sozialen Gruppe o<strong>der</strong><br />

Clique (= Freundesgruppen, welche Kin<strong>der</strong> freiwillig bilden o<strong>der</strong> ihnen beitreten)<br />

In mittleren Kindheit besteht Clique aus 3 bis 9 Kin<strong>der</strong>n, die demselben Geschlecht und<br />

<strong>der</strong>selben Rasse angehören.<br />

Ab Alter <strong>von</strong> 11 laufen viele <strong>der</strong> sozialen Interaktionen eines Kindes in <strong>der</strong> Clique ab.<br />

Zentrales Merkmal <strong>der</strong> Clique sind die Ähnlichkeiten (im Ausmaß an Schulmotivation,<br />

ihrem Aggressionsverhalten, ihrer Schüchternheit, Attraktivität, Beliebtheit, Festhalten<br />

an traditionellen Werten wie Höflichkeit und Kooperativität) zwischen den Beteiligten.<br />

Zusammensetzung <strong>der</strong> Clique bleibt häufig nur ein paar Wochen stabil, es gibt eine<br />

Fluktuationsrate <strong>von</strong> ca. 50 % in 8 Monaten.<br />

Während zentralen Figuren in Gruppen <strong>der</strong> jüngeren Kin<strong>der</strong> meistens die dominanten<br />

waren, sind es in Schulzeit sowohl bei Jungen als auch bei Mädchen eher die beliebten,<br />

sportlichen und kooperativen Kin<strong>der</strong>, die im Zentrum <strong>der</strong> Peer-Gruppe stehen.<br />

Cliquen haben in mittleren Kindheit vielfältige Funktionen: bieten für eigene Sozialisation<br />

schon vorhandenen Pool <strong>von</strong> Peers; bieten Bestätigung für Eigenschaften, die den<br />

Gruppenmitglie<strong>der</strong>n gemeinsam haben und bieten vor allem Gefühl <strong>der</strong> Zugehörigkeit.<br />

CLIQUEN UND SOZIALEN NETZE IM JUGENDALTER<br />

In frühen und mittleren Jugendalter geben die Kin<strong>der</strong> an, dass es ihnen wichtig ist, in<br />

einer beliebten Gruppe zu sein und mit <strong>der</strong>en Normen übereinzustimmen. Jüngere<br />

Heranwachsende gehen mehr zwischenmenschliche Konflikte mit Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> einigen<br />

Gruppe und an<strong>der</strong>en Gruppen ein. In späteren Adoleszenz scheint Bedeutung <strong>der</strong><br />

Zugehörigkeit zu einer Clique und <strong>der</strong> Übereinstimmung mit ihren Normen<br />

zurückzugehen. Mit zunehmendem Alter sind Jugendliche nicht nur unabhängiger,<br />

son<strong>der</strong>n befassen sich mehr mit individuellen Beziehungen, um ihre sozialen Bedürfnisse<br />

zu befriedigen. Ältere Jugendliche fühlen sich dennoch häufig bestimmten Gruppierungen<br />

verpflichtet. Sie werden oft <strong>von</strong> an<strong>der</strong>en zu einer Gruppe zugeordnet (z.B. Öko, Punk)<br />

JUGEND UND MÄDCHEN IN CLIQUEN<br />

In Pubertät sind Mädchen mit größerer Wahrscheinlichkeit als Jungen in Cliquen<br />

eingebunden und beziehen einen Großteil ihrer Freundschaften aus <strong>der</strong> eigenen Clique.<br />

Ab siebten Klasse entstehen Gruppen mit Mädchen und Jungen, nach und nach<br />

entwickeln sich dann Zweierbeziehungen. Freundescliquen in Highschool bestehen dann<br />

oft aus Jugendlichen bei<strong>der</strong>lei Geschlechts.<br />

22


NEGATIVE EINFLÜSSE VON CLIQUEN UND SOZIALEN NETZEN<br />

In späteren Kindheit und im Jugendalter steigt Wahrscheinlichkeit zu rauchen, trinken<br />

o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Drogen zu nehmen, wenn Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Peer-Gruppe tun. Beson<strong>der</strong>s<br />

Jugendliche, die bereit sind alles zu tun um ihren Peers zu gefallen, sind beson<strong>der</strong>s in<br />

Gefahr aggressiv zu werden, illegale Substanzen o<strong>der</strong> Alkohol zu konsumieren und in <strong>der</strong><br />

Schule schlechte Leistungen zu erbringen, falls ein solches Verhalten die Anerkennung<br />

<strong>der</strong> Peers garantiert.<br />

Stärkste Potenzial für negative Einflüsse <strong>der</strong> Peer-Gruppe besitzt die Mitgliedschaft in<br />

einer Bande (locker organisierte Gruppe). Bandenmitglie<strong>der</strong> geben häufig an, dass sie<br />

einer Bande beitreten o<strong>der</strong> angehören, um sich gegen an<strong>der</strong>e Banden zu schützen.<br />

banden geben ihren Mitglie<strong>der</strong>n Gefühl <strong>der</strong> Zugehörigkeit und bieten Zeitvertreib (meist<br />

nur harmlose Aktivitäten wie Bier, Sport, nach Mädchen schauen, Party). Oft beteiligen<br />

sich viele Bandenmitglie<strong>der</strong> oft an unsozialen und illegalen Aktivitäten (z.B.<br />

Drogenhandel, Autodiebstahl…).<br />

Jugendliche Mädchen und Jungen neigen häufiger zu illegalen Aktivitäten wie Kriminalität<br />

und Drogenmissbrauch, wenn sie einer Bande angehören. Studenten, die in <strong>der</strong><br />

Leichtathletik und in Burschenschaften o<strong>der</strong> Studentenvereinigungen aktiv sind,<br />

beteiligen sich häufiger an Besäufnissen, wahrscheinlich weil ein solches Verhalten in<br />

diesen Gruppen als fester Bestandteil <strong>der</strong> sozialen Aktivitäten Zustimmung finden.<br />

Potenzial, das Peer-Gruppen besitzen, indem sie Problemverhalten för<strong>der</strong>n, hängt <strong>von</strong><br />

Familie und <strong>von</strong> kulturellen Einflüssen ab. Autoritative, engagierte Eltern tragend dazu<br />

bei, Jugendliche vor dem Druck zu schützen, durch den die Peers zum Drogenkonsum<br />

animieren, während autoritäre, distanzierte Eltern die Anfälligkeit für solchen sozialen<br />

Druck erhöhen. Beson<strong>der</strong>s anfällig sind Jugendliche, die nicht mit ihrem Vater o<strong>der</strong><br />

Stiefvater und schlechte Beziehung zur Mutter haben, können für solchen Druck<br />

beson<strong>der</strong>s anfällig sein.<br />

STATUS IN DER PEER-GRUPPE<br />

Beliebt zu sein ist sehr wichtig und die Zurückweisung durch die Peers kann eine<br />

verheerende Erfahrung sein (z.B. mit Schulabbruch, problematischem Verhalten<br />

zusammenhängen)<br />

MESSUNG DES PEER-STATUS<br />

Häufigste Methode um Peer-Status zu erheben, besteht darin, die Kin<strong>der</strong> einschätzen zu<br />

lassen, wie gut sie jeden ihrer Klassenkameraden leiden können. Mit Hilfe <strong>der</strong> Infos, die<br />

man mit solchen Verfahren erhält, wird <strong>der</strong> soziometrische Status (= Ausmaß in dem<br />

Kind <strong>von</strong> seinen Peers als Gesamtgruppe gemocht wird) eines Kindes berechnet. Das am<br />

häufigsten verwendete soziometrische System teilt Kin<strong>der</strong> in 5 Gruppen ein: beliebt,<br />

abgelehnt, ignoriert, durchschnittlich, kontrovers.<br />

EIGENSCHAFTEN IM ZUSAMMENHANG MIT SOZIOMETRISCHEN STATUS<br />

Ein Faktor, warum manche Kin<strong>der</strong> mehr gemocht werden als an<strong>der</strong>e, ist die körperliche<br />

Attraktivität. Körperliche Attraktivität kann im Jugendalter wichtiger als Geselligkeit sein.<br />

Auch Sportler werden im Allgemeinen als beliebter wahrgenommen. Auch Beliebte<br />

Freunde zu haben verleiht auch <strong>der</strong> eignen Beliebtheit Auftrieb. Soziometrische Status<br />

wird auch vom Sozialverhalten des Kindes, seiner Persönlichkeit, Kognitionen über sich<br />

selbst usw.<br />

Beliebte Kin<strong>der</strong><br />

besitzen Reihe <strong>von</strong> sozialen Fähigkeiten, mit denen sie gern gemocht werden. Sind<br />

häufig recht gut darin, Interaktionen mit Peers zu beginnen und positive Beziehungen zu<br />

an<strong>der</strong>en aufrechtzuerhalten. Beliebte Kin<strong>der</strong> sind meistens kooperativ, freundlich,<br />

gesellig und verständnisvoll gegenüber an<strong>der</strong>en, neigen nicht stark zu starken negativen<br />

Gefühlen und könne sich gut selbst regulieren. Mit Blick auf Aggressivität, die <strong>der</strong><br />

Durchsetzungsfähigkeit dient, einschließlich schubsen und kämpfen, unterschieden sich<br />

beliebte Kin<strong>der</strong> oft nicht <strong>von</strong> durchschnittlichen Kin<strong>der</strong>n.<br />

23


Abgelehnte Kin<strong>der</strong><br />

Aggressiv-abgelehnte Kin<strong>der</strong>:<br />

40 – 50% <strong>der</strong> abgelehnten Kin<strong>der</strong> sind häufig aggressiv. Diese Kin<strong>der</strong> neigen beson<strong>der</strong>s<br />

zu feindlichem, drohendem, störendem und kriminellem Verhalten und körperlicher<br />

Aggression. Viele <strong>von</strong> ihnen betreiben Beziehungsaggression, indem sie Gerücht über<br />

Peers verbreiten, Freundschaft vorenthalten, an<strong>der</strong>e Kin<strong>der</strong> ignorieren o<strong>der</strong> ausschließen.<br />

Verschlossen-abgelehnte Kin<strong>der</strong><br />

10 -20% <strong>der</strong> abgelehnten Kin<strong>der</strong> sind verschlossen. Sie sind sozial zurückgezogen,<br />

argwöhnisch, häufig schüchtern und ängstlich. Viele <strong>von</strong> ihnen isoliert und einsam. Die<br />

Kin<strong>der</strong> spielten oft allein o<strong>der</strong> gingen ziellos umher o<strong>der</strong> sahen an<strong>der</strong>en Kin<strong>der</strong>n einfach<br />

nur zu. Aktiv-isolierte Kin<strong>der</strong>, die sozial isoliert waren und unreifes, unreguliertes o<strong>der</strong><br />

zorniges, aufsässiges Verhalten wie Bullying, Prahlerei o<strong>der</strong> Gehässigkeit zeigte, werden<br />

beson<strong>der</strong>s häufig <strong>von</strong> ihren Peers abgelehnt. Kin<strong>der</strong>, die selten mit ihren Peers<br />

interagierten, aber <strong>von</strong> Erzieherinnen als sozial relativ kompetent betrachtet wurden,<br />

einfach ignoriert, wurden bei soziometrischen Messung we<strong>der</strong> positiv noch negativ<br />

nominiert. Kin<strong>der</strong>, die ein sehr stark isoliertes Verhalten zeigten und die ihre<br />

Erzieherinnen als schüchtern und ängstlich beschrieben, wurden häufig als<br />

durchschnittlich eingeschätzt. Nur verschlossenes verhalten welches mit negativen<br />

Handlungen o<strong>der</strong> Gefühlen einherging, korrelierte mit Zurückweisung. Dieses Muster<br />

kann sich mit dem Alter verän<strong>der</strong>n.<br />

Soziale Kognition und Soziale Ablehnung<br />

Abgelehnte, beson<strong>der</strong>s aggressive, Kin<strong>der</strong> unterschieden sich <strong>von</strong> beleibten Kin<strong>der</strong>n<br />

hinsichtlich ihrer sozialen Motive und ihrer Verarbeitung <strong>von</strong> Infos, die sich auf soziale<br />

Situationen beziehen. Sie haben auch mehr Probleme damit für schwierige soziale<br />

Situationen konstruktive Lösungen zu finden.<br />

Soziale Ablehnung und Selbst-Bewertungen<br />

Verschlossen-abgelehnte Kin<strong>der</strong> setzen im Bergleich zu an<strong>der</strong>en Kin<strong>der</strong>n weniger<br />

Vertrauen in ihre sozialen Fähigkeiten und geben an, im Kontext ihrer Peers ängstlicher<br />

zu sein.<br />

Aggressiv-abgelehnte Kin<strong>der</strong>, neigen dazu, ihre sozialen Kompetenzen im Umgang mit<br />

Peers zu überschätzen.<br />

Ignorierte Kin<strong>der</strong><br />

Diese Kin<strong>der</strong> werden <strong>von</strong> Peers we<strong>der</strong> positiv noch negativ nominiert. Sind häufig<br />

weniger gesellig, aggressiv und störend und halten sich <strong>von</strong> aggressiven Peer-<br />

Interaktionen meistens fern. Sie fürchten soziale Interaktionen nicht beson<strong>der</strong>s, son<strong>der</strong>n<br />

zeigen relativ wenige Verhaltensweisen, die sich <strong>von</strong> denen <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Kin<strong>der</strong><br />

unterscheiden würden. Werden hauptsächlich ignoriert, weil sie <strong>von</strong> Peers nicht bemerkt<br />

werden.<br />

Kontroverse Kin<strong>der</strong><br />

Diese Kin<strong>der</strong> werden <strong>von</strong> manchen Peers explizit gemocht und <strong>von</strong> an<strong>der</strong>en nicht. Sie<br />

besitzen Eigenschaften <strong>von</strong> beliebten, aber auch <strong>von</strong> abgelehnten Kin<strong>der</strong>n.<br />

Sind häufig aggressiv, störend, schnell wütend, jedoch auch kooperativ, gesellig,<br />

sportlich und humorvoll. Sozial sehr aktiv und gerne Gruppenführer. Kontroverse Kin<strong>der</strong><br />

werden <strong>von</strong> Peers oft als arrogant und snobistisch erlebt.<br />

STABILITÄT DES SOZIOMETRISCHEN STATUS<br />

Über relativ kurze Abschnitte bleiben beliebte od. abgelehnte Kin<strong>der</strong> meist in ihrer<br />

Kategorie, ignorierte und kontroverse Kin<strong>der</strong> än<strong>der</strong>n mit großer Wahrscheinlichkeit ihren<br />

Status.<br />

24


ENTWICKLUNGSTRENDS BEI PRÄDIKTOREN DES SOZIOMETRISCHEN STATUS<br />

Wichtigsten Prädiktoren für Beliebtheit än<strong>der</strong>n sich nicht beson<strong>der</strong>s mit dem Alter.<br />

In mittleren Schuljahren meiden jedoch einige beliebte Kin<strong>der</strong> die weniger beliebten<br />

Peers und werden somit als eingebildet klassifiziert o<strong>der</strong> sogar <strong>von</strong> den an<strong>der</strong>en Peers<br />

gehasst.<br />

Aggressivität ist ein häufiger Prädiktor für Ablehnung durch Peers in <strong>der</strong> Kindheit, offene<br />

Aggression spielt im Jugendalter jedoch keine wichtige Rolle für Ablehnung. Da offene<br />

Aggression unter Jugendlichen und älteren Kin<strong>der</strong>n tritt viel seltener auf als zwischen<br />

jungen Kin<strong>der</strong>n.<br />

Verschlossenes, zurückgezogenes Verhalten mit zunehmendem Kindheitsalter wird ein<br />

wichtiger Prädiktor für die Ablehnung durch Peers. In mittleren und späten Jahren <strong>der</strong><br />

Grundschulzeit fallen sehr zurückgezogene Kin<strong>der</strong> jedoch auf und erfahren mehr<br />

Ablehnung als umgängliche Kin<strong>der</strong>. Verschlossene Kin<strong>der</strong> entfremden sich mit <strong>der</strong> Zeit<br />

immer mehr <strong>von</strong> <strong>der</strong> Gruppe.<br />

Im Verlauf <strong>der</strong> Schuljahre können manche Kin<strong>der</strong> auch in soziale Isolation gedrängt<br />

werden.<br />

EINFLUSSFAKTOREN DES PEER-STATUS: KULTURVERGLEICHENDE ASPEKTE<br />

In Län<strong>der</strong>n <strong>von</strong> Kanada, Italien, Griechenland bis Indonesien und China neigen z.B.<br />

sozial abgelehnte Kin<strong>der</strong> dazu, aggressiv zu sein und zu stören. In den meistens Län<strong>der</strong>n<br />

werden beliebte Kin<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Regel als sich prosozial verhaltend und Führungsqualitäten<br />

besitzend beschrieben. Rückzug und Verschlossenheit in <strong>der</strong> Grundschule korrelieren mit<br />

Ablehnung durch die Peers.<br />

In Forschungen wurde nachgewiesen, dass es bestimmte Kulturunterschiede bei den<br />

Eigenschaften gibt, die mit dem soziometrischen Status <strong>von</strong> Kin<strong>der</strong>n einhergehen. z.B.<br />

Status wird bei chinesischen Kin<strong>der</strong>n mit Schüchternheit assoziiert. In den westlichen<br />

Län<strong>der</strong>n werden schüchterne Kin<strong>der</strong> ignoriert o<strong>der</strong> abgelehnt, chinesische Kin<strong>der</strong>n, die<br />

schüchtern sind, verletzliche Gefühle besitzen, vorsichtig sind und gehemmte<br />

Verhaltensweisen zeigen, werden <strong>von</strong> Lehrern als sozial kompetent und als<br />

Führungsfiguren gesehen und auch <strong>von</strong> ihren Peers gemocht.<br />

Kulturelle Normen spielen wichtige Rolle, wenn man angeben will, welche<br />

Verhaltensweisen und Eigenschaften Kin<strong>der</strong> bei ihren Peers positiv o<strong>der</strong> negativ<br />

bewerten.<br />

PEER-STATUS ALS PRÄDIKTOR VON ENTWICKLUNGSRISIKEN<br />

Wenn jemand einen wenig wünschenswerten Peer-Status hat, wird dies mit einer<br />

Vielzahl <strong>von</strong> kurz- und langfristigen Risiken und negativen Folgen für Kin<strong>der</strong> in<br />

Zusammenhang gebracht.<br />

Schulleistung<br />

Abgelehnte Kin<strong>der</strong>, beson<strong>der</strong>s wenn sie aggressiv sind, haben häufiger als ihre Peers<br />

Schwierigkeiten im schulischen Bereich. Sie haben höhere Fehlzeiten und niedrigere<br />

Durchschnittsnoten. Die aggressiven Kin<strong>der</strong> sind beson<strong>der</strong>s häufig uninteressiert an <strong>der</strong><br />

Schule und werden <strong>von</strong> Peers und Lehrern als schlechte Schüler eingeschätzt.<br />

Langzeituntersuchungen lassen erkennen, dass die Tendenz abgelehnter Kin<strong>der</strong>, in <strong>der</strong><br />

Schule schlechter abzuschneiden, mit <strong>der</strong> Zeit noch stärker wird. Diese Kin<strong>der</strong> haben<br />

auch mit größerer Wahrscheinlichkeit Schwierigkeiten mit dem Gesetz.<br />

Insgesamt brechen etwa 25 bis 30 Prozent <strong>der</strong> abgelehnten Kin<strong>der</strong> die Schule ab,<br />

verglichen mit etwa 8 Prozent o<strong>der</strong> weniger aller an<strong>der</strong>en Kin<strong>der</strong>.<br />

Anpassungsprobleme<br />

Kin<strong>der</strong>, die in Grundschule abgelehnt werden, beson<strong>der</strong>s die aggressiven Jungen, laufen<br />

Gefahr, nach außen verlagerte – externalisierte – Symptome zu bekommen, also<br />

Verhaltensprobleme wie Aggression, Kriminalität, Hyperaktivität und<br />

Aufmerksamkeitsstörungen, schlechtes Betragen und Drogenmissbrauch. Bei<br />

aggressiven Jungen nahmen zwischen <strong>der</strong> sechsten und <strong>der</strong> zehnten Klasse die<br />

externalisierten Symptome zu.<br />

25


Zurückweisung durch Peers kann auch mit nach innen gerichteten – internalisierten –<br />

Symptomen einhergehen wie Einsamkeit, Depression, Rückzugsverhalten und<br />

zwanghaftem Verhalten. Auch die internalisierten Symptome nehmen mit <strong>der</strong> Zeit zu.<br />

Risiko für internalisierte Probleme besteht in westlichen Kulturen auch bei Kin<strong>der</strong>n, die<br />

sehr zurückgezogen sind, ohne ihren Peers gegenüber aggressiv zu sein. Es geht ein<br />

stabiles Muster aus sozialem Rückzug, kommunikativer Passivität, sozialer Ängstlichkeit<br />

und Argwohn gegenüber bekannten Menschen, mit Symptomen wie Depression,<br />

geringem Selbstwert und Einsamkeit in <strong>der</strong> Kindheit sowie später. In einer Langzeitstudie<br />

amerikanischer Kin<strong>der</strong> zeigte, dass Jungen, die <strong>von</strong> ihren Lehrern als reserviert und<br />

ungesellig eingeschätzt wurden, mit geringerer Wahrscheinlichkeit heiraten und Kin<strong>der</strong><br />

bekamen als an<strong>der</strong>e. Begannen berufliche Karrieren häufig auch später, hatten weniger<br />

Erfolg und waren seltener fest angestellt. Im Gegensatz dazu pflegten die reservierten<br />

Mädchen häufiger als ihre weniger zurückhaltenden Peers einen konventionellen<br />

Lebensstil <strong>von</strong> Heirat und Elternschaft. Ein reservierter Interaktionsstil, <strong>der</strong> als Kind<br />

gezeigt wurde, geht für Männer mit negativeren Folgen einher als für Frauen.<br />

Schikanierte Kin<strong>der</strong> sind beson<strong>der</strong>s gefährdet an internalisierten Problemen zu leiden.<br />

Sie sind Ziel <strong>von</strong> Aggressionen und Erniedrigungen ihrer Peers. Sie können sowohl<br />

aggressiv als auch verschlossen und ängstlich sein. Sie scheinen zuerst abgelehnt, dann<br />

schikaniert zu werden und nicht umgekehrt. Diese Diskriminierung erhöht bei<br />

betroffenen Kin<strong>der</strong>n Aggressivität, Rückzug, Depression und Einsamkeit, dies führt zu<br />

Problemen in <strong>der</strong> Schule.<br />

Weg ins Risiko<br />

Kin<strong>der</strong>, die <strong>von</strong> Peers abgelehnt werden, tragen erhöhtes Risiko für Schulprobleme und<br />

psychische Anpassungsschwierigkeiten. Peer-Status und die Qualität des<br />

Sozialverhaltens <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> wirken sich zum <strong>Teil</strong> unabhängig <strong>von</strong>einan<strong>der</strong> auf die<br />

anschließende Anpassung aus. Das unangepasste Verhalten <strong>von</strong> Kin<strong>der</strong>n und ihr Peer-<br />

Status spielen beide eine kausale Rolle für ihre zukünftige psychische und soziale<br />

Einstellung – je<strong>der</strong> Faktor für sich und beide zusammen.<br />

Sobald Kin<strong>der</strong> <strong>von</strong> Peers erst einmal abgelehnt werden, können ihnen Gelegenheiten für<br />

positive Peer-Interaktionen und für das Erlernen sozialer Fähigkeiten verbaut sein.<br />

Abgeschnitten <strong>von</strong> Peers, mit denen ein Umgang wünschenswert wäre, können sie sich<br />

gezwungen sehen, sich mit an<strong>der</strong>en abgelehnten Kin<strong>der</strong>n zusammentun, so dass sich die<br />

abgelehnten Kin<strong>der</strong> gegenseitig abweichende Normen und Verhaltensweisen beibringen<br />

und sich darin wechselseitig verstärken.<br />

ROLLE DER ELTERN BEI PEER-BEZIEHUNGEN DER KINDER<br />

Es dürft <strong>der</strong> Fall sein, dass laufenden Beziehungen <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> mit ihren Eltern ihre<br />

Beziehungen mit Altersgenossen beeinflussen können.<br />

ZUSAMMENHÄNGE ZW. BINDUNG U. SOZIALER KOMPETENZ<br />

Bindungstheorie behauptet, dass es <strong>von</strong> <strong>der</strong> sicheren o<strong>der</strong> unsicheren frühen Bindung<br />

eines Kindes an die Eltern abhängt, wie seine zukünftige soziale Kompetenz und die<br />

Qualität seiner Beziehungen mit an<strong>der</strong>en sein wird.<br />

Sicher gebundene Kin<strong>der</strong> entwickeln positive soziale Erwartungen. Sie sind leicht bereit,<br />

mit an<strong>der</strong>en Kin<strong>der</strong>n zu interagieren und erwarten, dass diese Interaktionen positiv und<br />

belohnend sein werden.<br />

Entwickeln aufgrund des ersten Punktes Basis, um das Prinzip <strong>der</strong> Wechselseitigkeit in<br />

Beziehungen zu verstehen. Folglich lernen sie, in Beziehungen zu geben und zu nehmen<br />

und auf an<strong>der</strong>e einzugehen. Schließlich sind sicher gebundene Kin<strong>der</strong> mit großer<br />

Wahrscheinlichkeit zuversichtlich, begeisterungsfähig und emotional positiv eingestellt –<br />

dies sind Eigenschaften, die für an<strong>der</strong>e Kin<strong>der</strong> attraktiv sind und soziale Begegnungen<br />

erleichtern.<br />

Unsicher Bindung mit den Eltern beeinträchtigt höchstwahrscheinlich die Kompetenz des<br />

Kindes im Umgang mit den Peers. Kin<strong>der</strong> unfreundlicher, zurückweisen<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> werden<br />

häufig selbst unfreundlich und erwarten <strong>von</strong> an<strong>der</strong>en Menschen wenig Gutes.<br />

26


Folglich werden sie <strong>von</strong> den Peers als feindlich wahrgenommen und verhalten sich<br />

gegenüber ihnen aggressiv.<br />

Im Kleinkind- und Vorschulalter sind Kin<strong>der</strong>, die als Säuglinge unsicher gebunden waren,<br />

häufig aggressiv, weinerlich und sozial zurückgezogen. Im Verlauf <strong>der</strong> Kindheit bringen<br />

diese Kin<strong>der</strong> im Umgang mit Peers weniger positive Gefühle und auch weniger<br />

Sympathie und pro-soziales Verhalten zum Ausdruck.<br />

Sicher gebundene Kin<strong>der</strong> zeigen positive Emotionen und gute soziale Fähigkeiten. Sind<br />

bei Peers relativ beliebt.<br />

PEER-BEZIEHUNGEN UND QUALITÄT DER LAUFENDEN ELTERN-KIND-INTERAKTIONEN<br />

Mütter sozial kompetenter Kin<strong>der</strong> sprechen häufig mit dem Kind über Gefühle, sind<br />

warmherzig kontrollierend, benutzen positive Wortwahl, argumentieren logisch und<br />

geben Erklärungen.<br />

Unbeliebte Kin<strong>der</strong> erleben häufig strenge, autoritäre Vorschriften und ihre Aktivitäten<br />

werden meistens relativ wenig beaufsichtigt.<br />

Verhalten <strong>der</strong> Eltern beeinflusst Kompetenz <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> mit den Peers und umgekehrt.<br />

ÜBERZEUGUNGEN UND VERHALTENSWEISEN DER ELTERN<br />

Eltern <strong>von</strong> sozial kompetenten Kin<strong>der</strong> sind häufiger <strong>der</strong> Überzeugung, sie sollten eine<br />

aktive Rolle dabei spielen, ihren Kin<strong>der</strong>n soziale Fähigkeiten zu lehren und für<br />

Gelegenheiten zu sorgen, bei denen Peer-Interaktionen stattfinden können. Haben<br />

weiterhin Ansicht, dass ihre Kin<strong>der</strong> manchmal deshalb unangemessene o<strong>der</strong> schlecht<br />

angepasste Verhaltensweisen im Umgang mit Peer zeigen, weil die spezielle Situation in<br />

bestimmter Weise beschaffen ist.<br />

Im Gegensatz dazu neigen Eltern <strong>von</strong> sozial weniger kompetenten Kin<strong>der</strong>n zu <strong>der</strong><br />

Überzeugung, dass im Falle eines sozial unangebrachtes Verhalten ihrer Kin<strong>der</strong> die<br />

Ursache für das problematische Verhalten im Wesen des Kindes liegt, daher wird sich<br />

Verhalten schwer än<strong>der</strong>n.<br />

Eltern för<strong>der</strong>n oft sozial angebrachten o<strong>der</strong> auch weniger geeigneten Verhaltensweisen<br />

im Umgang mit Peers als Folge ihrer Ansichten und Überzeugungen was die sozialen<br />

Kompetenzen ihrer Kin<strong>der</strong> betrifft.<br />

ELTERN ALS MODELLE, TRAINER UND SOZIALE TÜRSTEHER<br />

ELTERN ALS SOZIALE TÜRSTEHER<br />

Kin<strong>der</strong>gartenkin<strong>der</strong>, <strong>der</strong>en Eltern ihnen Gelegenheiten verschaffen, mit Altersgenossen<br />

zusammenzutreffen und sie dabei beaufsichtigen, sind im Umgang mit Peers häufig<br />

positiver und sozialer, haben eine große Anzahl an Spielpartnern und haben weniger<br />

Schwierigkeiten soziale Interaktionen mit Peers zu initiieren – so lange ihre Eltern bei<br />

ihren Interaktionen nicht allzu kontrollierend eingreifen.<br />

ELTERN ALS TRAINER<br />

Kin<strong>der</strong>gartenkin<strong>der</strong> sind beliebter, wenn ihre Eltern wirksam mit ihnen einüben, wie man<br />

mit unbekannten Peers umgeht. Mütter <strong>von</strong> Kin<strong>der</strong>n mit geringem soziometrischen<br />

Status versuchen häufig selbst, Gruppenaktivität zu bestimmen, drängen Kin<strong>der</strong> zu<br />

Aktivitäten. Mütterliche Training ist beson<strong>der</strong>s wichtig, die sozialen Fähigkeiten <strong>von</strong><br />

Mädchen zu verbessern.<br />

ELTERN ALS MODELLE<br />

Ein an<strong>der</strong>er Weg, auf dem Eltern die Kompetenzen ihrer Kin<strong>der</strong> im Umgang mit Peers<br />

beeinflussen, besteht darin, selbst sozial kompetente o<strong>der</strong> inkompetente<br />

Verhaltensweisen vorzumachen. Durch Art <strong>der</strong> Kommunikation beeinflussen Eltern den<br />

Kommunikationsstil ihrer Kin<strong>der</strong>.<br />

Eltern abgelehnter Kin<strong>der</strong> neigen dazu auf Kin<strong>der</strong> einzureden, selbst zu sprechen und<br />

Antworten für ihre Kin<strong>der</strong> geben.<br />

Beliebte Kin<strong>der</strong> wechseln sich bei Gesprächen mit ihren Peers ordentlich ab und bleiben<br />

beim Thema.<br />

27


FAMILIÄRER STRESS UND SOZIALKOMPETENZ VON KINDER<br />

Kin<strong>der</strong> aus Familien mit geringeren wirtschaftlichen Ressourcen und hohem Stressniveau<br />

werden mit größerer Wahrscheinlichkeit <strong>von</strong> ihren Peers abgelehnt werden als an<strong>der</strong>e<br />

Kin<strong>der</strong>. In einer Studie hat sich gezeigt, dass Grundschulkin<strong>der</strong> aus<br />

einkommensschwachen Familien beträchtlich öfter sozial abgelehnt werden (Jungen öfter<br />

als Mädchen).<br />

MORALENTWICKLUNG<br />

Um regelmäßig moralisch zu handeln, müssen Kin<strong>der</strong> das Richtige vom Falschen<br />

unterschieden können und verstehen, warum Handlungen moralisch o<strong>der</strong> unmoralisch<br />

sind. Außerdem müssen sie en Gewissen haben, es muss ihnen also etwas bedeuten, auf<br />

moralisch Weise zu handeln und sie müssen sich schuldig fühlen, wenn sie es nicht tun.<br />

MORALISCHES DENKEN UND URTEILEN<br />

Moral eines Verhaltens beruht zum <strong>Teil</strong> auf den Kognitionen (einschließl. bewussten<br />

Absichten und Ziele), die dem Verhalten zugrunde liegen. Überlegungen, die hinter einer<br />

Handlung stehen sind entscheidend, um angeben zu können, ob ein bestimmtes<br />

Verhalten moralisch o<strong>der</strong> unmoralisch ist. Verän<strong>der</strong>ungen im moralischen Denken sind<br />

Grundlage für die Moralentwicklung. Wichtigsten Beiträge stammen <strong>von</strong> Piaget und<br />

Lawrence Kohlberg: untersuchten Moralentwicklung aus <strong>der</strong> Perspektive <strong>der</strong> kognitiven<br />

Entwicklung.<br />

PIAGETS THEORIE DES MORALISCHEN URTEILS<br />

(Buch: Das moralische Urteil beim Kinde) In diesem Buch beschreibt Piaget, wie sich das<br />

moralische Denken <strong>von</strong> Kin<strong>der</strong>n wandelt, <strong>von</strong> starren Übernahme <strong>der</strong> Gebote und regeln<br />

<strong>von</strong> Autoritätspersonen zu dem Verständnis, dass moralische Regeln ein Produkt sozialer<br />

Interaktionen und deshalb verän<strong>der</strong>bar sind. Er glaubte, dass Interaktionen mit Peers<br />

mehr als <strong>der</strong> Einfluss <strong>von</strong> Erwachsenen für den Fortschritt im moralischen Denken <strong>von</strong><br />

Kin<strong>der</strong>n verantwortlich seien. Beispiel Tassen (S. 88) Kin<strong>der</strong> unter sechs sagten, dass<br />

Kind, das 15 Tassen zerbrach, das bösere war. Ältere Kin<strong>der</strong> glaubten, das Kind, welches<br />

Marmelade wollte sei ungezogener. 2 Entwicklungsstufen beim moralischen Denken<br />

STADIUM DER HETERONOMEN MORAL (PIAGET)<br />

Heteronome (an <strong>von</strong> an<strong>der</strong>en Menschen aufgestellte Gebote orientieren) Moral ist<br />

kennzeichnend für Kin<strong>der</strong> unter sieben o<strong>der</strong> acht Jahren (haben kognitive Stadium <strong>der</strong><br />

konkreten Operationen noch nicht erreicht). Kin<strong>der</strong> betrachten Regeln und Pflichten als<br />

unverän<strong>der</strong>bare Tatsachen. Gerechtigkeit dann, wenn Autoritätsinstanzen etwas für<br />

richtig befinden und Strafen sind immer gerechtfertigt. Kin<strong>der</strong> glauben in diesem<br />

Stadium, dass Folgen einer Handlung entschieden, ob sie gut o<strong>der</strong> schlecht ist.<br />

Elterliche Kontrolle baut auf Zwang auf und ist einseitig, daher respektieren Kin<strong>der</strong> die<br />

Erwachsenen bedingungslos. Kognitive Unreife <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> bringt sie zur Überzeugung,<br />

dass Regeln „wirkliche“ Dinge seinen, die außerhalb <strong>von</strong> Menschen existieren.<br />

ÜBERGANGSPHASE (PIAGET)<br />

Vom ca. 7. bis 10. Jahr haben Kin<strong>der</strong> mehr mit Peers zu tun. Diese Interaktionen sind<br />

gleichberechtigter und stärker <strong>von</strong> wechselseitigem Geben und Nehmen gekennzeichnet<br />

als die Interaktionen mit Erwachsenen. Kin<strong>der</strong> beginnen auf Gerechtigkeit und<br />

Gleichberechtigung Wert zu legen, sie werden in ihrem Denken über moralische Fragen<br />

allmählich autonomer.<br />

28


STADIUM DER AUTONOMEN MORAL (PIAGET)<br />

Erreichen dieses Stadiums mit etwa elf o<strong>der</strong> zwölf Jahren. Akzeptieren nicht mehr den<br />

blinden Gehorsam gegenüber Autoritäten. Sie verstehen völlig, dass Regeln das Produkt<br />

sozialer Interaktionen und Übereinkünfte sind und wissen, dass sie geän<strong>der</strong>t werden<br />

können, wenn sich die Mehrheit einer Gruppe darauf verständigt. Gerechtigkeit und<br />

Gleichberechtigung sind wichtige Faktoren, die bei Erstellung <strong>von</strong> Regeln berücksichtigt<br />

werden müssen. Sie glauben nun auch, dass Bestrafung dem Vergehen angemessen sein<br />

soll und dass Strafen nicht notwendigerweise gerecht sind. In dieser Phase werden auch<br />

die Motive und Absichten einer Person bewertet.<br />

BEWERTUNG VON PIAGETS THEORIE<br />

Untersuchungen belegen, dass Kin<strong>der</strong> mit zunehmendem Alter immer häufiger die Motive<br />

und Absichten <strong>der</strong> handelnden berücksichtigen, wenn sie die moralische Qualität <strong>von</strong><br />

Handlungen beurteilen.<br />

Es gibt jedoch wenig Belege dafür, dass Interaktion mit Peers <strong>von</strong> sich aus die<br />

Moralentwicklung anregt und es erscheint plausibel, dass Qualität <strong>der</strong> Peer-Interaktionen<br />

wichtiger ist als die reine Häufigkeit <strong>von</strong> Interaktionen mit Peers.<br />

Außerdem unterschätzte Piaget die Fähigkeit jüngerer Kin<strong>der</strong>, die Rolle <strong>der</strong><br />

Handlungsabsicht für die Beurteilung <strong>der</strong> Moralität zu verstehen.<br />

KOHLBERGS THEORIE DES MORALISCHEN URTEILS<br />

Er nahm an, dass die Moralentwicklung eine spezifische Abfolge diskontinuierlicher und<br />

hierarchischer Stufen durchläuft. Jede Stufe bringt eine qualitativ an<strong>der</strong>sartige<br />

Denkweise zum Ausdruck als die jeweils vorangegangene Stufe.<br />

Kohlberg präsentierte Kin<strong>der</strong> hypothetische moralische Dilemmata und befragte sie über<br />

Aspekte, die diese Dilemmata kennzeichneten. Beispiel S. 90 und Tabelle 14<br />

Kohlberg ging es darum welche Gedankengänge den Entscheidungen <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong><br />

zugrunde lagen, dies reflektiert die Qualität ihres moralischen Denkens.<br />

KOHLBERGS STUFEN<br />

Er unterschied 3 Ebenen (wobei jede Ebene 2 Stufen des moralischen Urteils umfasst)<br />

des moralischen Urteils – das präkonventionelle, das konventionelle und das<br />

postkonventionelle Niveau.<br />

Präkonventionell: moralisches Denken ist selbstbezogen;<br />

konzentriert sich darauf, Belohnung zu bekommen und Strafe zu<br />

vermeiden;<br />

konventionell:<br />

moralisches Denken an sozialen Beziehungen orientiert;<br />

konzentriert sich auf Übereinstimmung mit sozialen Pflichten und<br />

Gesetzen<br />

postkonventionell: moralisches Denken ist an Idealen ausgerichtet;<br />

konzentriert sich auf moralische Prinzipien<br />

Kohlberg behauptete, dass Menschen überall auf <strong>der</strong> Welt diese Stufen in <strong>der</strong>selben<br />

Reihenfolge durchlaufen, sie unterscheiden sich darin, wie weit sie dabei vorankommen.<br />

Die altersabhängigen Fortschritte <strong>der</strong> kognitiven Fähigkeiten, insbeson<strong>der</strong>e die<br />

Perspektivenübernahmen, liegen <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> höheren moralischen Urteilsebenen<br />

zugrunde. Menschen mit besser ausgeprägten kognitiven Fähigkeiten und besserer<br />

Ausbildung geben moralische Urteile auf höherer Ebene ab.<br />

Das moralische Denken verän<strong>der</strong>t sich systematisch mit dem Alter. (Abb. 14.1 S. 91)<br />

Im Alter <strong>von</strong> 10 Jahren verwenden Jungen vorwiegend Denkmuster auf Stufe 1 und<br />

Stufe 2. mit 14 Jahren o<strong>der</strong> älter war moralisches Denken auf Stufe 3 bevorzugte Art des<br />

Denkens, wobei einige auch auf Stufe 4 argumentierten. Nur wenige<br />

Untersuchungsteilnehmer erreichten jemals die Stufe 5.<br />

Zwischen Niveau des moralischen Denkens <strong>von</strong> Menschen und <strong>der</strong> tatsächlichen Moralität<br />

ihres Verhaltens scheint ein Zusammenhang in mittlerer Höhe zu bestehen.<br />

29


KRITIK AN KOHLBERGS THEORIE<br />

Seine Arbeiten brachten Nachweis, dass es relativ systematische altersabhängige<br />

Verän<strong>der</strong>ungen im moralischen Denken und Urteilen <strong>von</strong> Kin<strong>der</strong>n gibt. Zusätzlich erwies<br />

sich Kohlbergs Denken als hilfreich für das Verständnis, wie kognitive Prozesse zum<br />

moralischen Verhalten.<br />

Eine kontrovers diskutierte Frage bezieht sich auf kulturelle Unterschiede. Zwar beginnen<br />

Kin<strong>der</strong> in vielen nicht-westlichen, nicht- industrialisierten Kulturen ihr Denken<br />

überwiegend so, wie es in Kohlbergs Klassifikationssystem für westliche Kin<strong>der</strong> gilt, doch<br />

schreiten ihre moralischen Denkmuster im Allgemeinen nicht so weit voran wie bei ihren<br />

westlichen Peers. In an<strong>der</strong>en Gesellschaften wird <strong>der</strong> Gehorsam gegenüber Autoritäten,<br />

Älteren und religiösen Geboten höher bewertet als die Prinzipien <strong>der</strong> Freiheit und <strong>der</strong><br />

individuellen Rechte.<br />

Weiterer Kritikpunkt richtig sich auf Kohlbergs Behauptung, dass Verän<strong>der</strong>ungen des<br />

moralischen Denkens diskontinuierlich verlaufen. Forschung zeigt, dass Kin<strong>der</strong> und<br />

Erwachsene häufig höhere und niedrigere Stufen gleichzeitig heranziehen.<br />

Umstrittenste Frage im Zshg. mit Kohlbergs Theorie ob es moralische Urteil<br />

Geschlechtsunterschiede gibt. Carol Gilligan behauptete, dass Kohlbergs Klassifikation<br />

des moralischen Urteils unausgewogen sei, zu Ungunsten <strong>von</strong> Frauen. Gilligan nahm an,<br />

dass Männer, aufgrund unterschiedlicher Sozialisation, dazu neigen Prinzipien <strong>von</strong> Recht<br />

und Gerechtigkeit hoch zu bewerten, während Frauen mehr Wert auf Fürsorge,<br />

Verantwortlichkeit für an<strong>der</strong>e und Vermeidung <strong>der</strong> Ausbeutung o<strong>der</strong> Verletzung an<strong>der</strong>er<br />

legen. Daher erreichen Männer bei Kohlberg höhere Werte als Frauen.<br />

Es gibt jedoch wenig Anhaltspunkte dafür, dass Jungen und Mädchen auf Kohlbergs<br />

Moralstufen unterschiedliche Werte erreichen. Gilligans Arbeiten waren dahingehend<br />

bedeutsam, dass sie Forschungsperspektive auf moralische Denken erweitert haben und<br />

Nachweis erbrachten, dass sich Männer und Frauen ein wenig bei Aspekten<br />

unterschieden, auf sie die sich bei <strong>der</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzung mit moralischen fragen<br />

konzentrieren.<br />

Kohlbergs Stufen beschrieben Verän<strong>der</strong>ungen im moralischen Denken <strong>von</strong> Kin<strong>der</strong>, die in<br />

vielen westlichen Gesellschaften beobachtbar sind.<br />

PROSOZIALES MORALISCHES URTEILSVERMÖGEN<br />

EBENEN DES PROSOZIALEN VERHALTENS:<br />

1. Hedonistische, selbstbezogene Orientierung:<br />

Individuum befass sich mit eigenen Interessen, statt moralischen Überlegungen<br />

Gründe jemanden zu helfen bzw. nicht helfen sind aufgrund direkten persönlichen<br />

Vorteil, zukünftige Gegenleistung o<strong>der</strong>. sorge um an<strong>der</strong>en auf Grundlage <strong>von</strong><br />

Bedürfnissen o<strong>der</strong> Zuneigung<br />

(Kin<strong>der</strong>garten, jüngere Grundschulkin<strong>der</strong>)<br />

2. Orientierung an Bedürfnissen:<br />

Individuum berücksichtig körperlichen, materiellen und psychischen Bedürfnisse<br />

an<strong>der</strong>er, auch wenn diese mit eigenen Bedürfnissen konfligieren. Sorge wird auf<br />

einfachste Weise ausgedrückt<br />

(Vorschul- und Grundschulkin<strong>der</strong>)<br />

3. Orientierung an Anerkennung u./od. Stereotyp:<br />

Individuum rechtfertigt Ausführung od. Unterlassung prosozialen Verhaltens auf<br />

Grundlage <strong>von</strong> Anerkennung od. Akzeptanz durch an<strong>der</strong>e u./od. <strong>von</strong> stereotypen<br />

Vorstellungen <strong>von</strong> guten und schlechten Personen beziehungsweise Verhaltensweisen.<br />

(wenige ältere Grundschulkin<strong>der</strong>, viele Schüler in Highschool)<br />

4. a. Selbstreflexive empathische Orientierung:<br />

Beurteilungen Individuums enthalten Hinweise auf selbstreflexive verständnisvolle<br />

Reaktionen od. Rollenübernahmen, auf Berücksichtigung, dass es sich um Menschen<br />

handelt, u./od. Schuld od. positive Gefühle, auf Folgen eigenen Handelns beziehen.<br />

(wenige ältere Grundschulkin<strong>der</strong>, viele Schüler in Highschool)<br />

30


4. b. Übergangsniveau:<br />

Rechtfertigungen dafür, warum Individuum hilft o<strong>der</strong> nicht, umfassen internalisierte<br />

Werte, Normen, Pflichten od. Verantwortlichkeiten, (Berücksichtigung Zustands <strong>der</strong><br />

Gesellschaft, Notwendigkeit, Recht und Würde an<strong>der</strong>er Personen schützen).<br />

(Min<strong>der</strong>heiten <strong>von</strong> Mensch im High-School-Alter od. darüber)<br />

5. Stark internalisiertes Stadium:<br />

Rechtfertigungen, warum Individuum hilft o<strong>der</strong> nicht, beruhen auf internalisierten<br />

Werten, Normen od. Verantwortlichkeiten; Wunsch individuelle u. gesellschaftlich<br />

vereinbarte Verpflichtungen zu erfüllen od. Zustand <strong>der</strong> Gesellschaft zu verbessern,<br />

Glaube an Rechte, Würde und Gleichheit aller Individuen.<br />

Durch positive od. negative Emotionen gekennzeichnet, ob etwas gelingt o<strong>der</strong> nicht,<br />

den eigenen Werten und akzeptierten Normen zu entsprechen.<br />

(Min<strong>der</strong>heit <strong>von</strong> Schülern Highschool)<br />

Dieses Muster <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ungen im prosozialen moralischen Denken fanden sich bei<br />

Kin<strong>der</strong>n aus Brasilien, Deutschland, Israel und Japan. Es gibt jedoch auch gewisse<br />

Variationen aufgrund unterschiedlicher Kulturen. Ältere Kin<strong>der</strong> in Papa Neuguinea zeigen<br />

seltener moralische Abwägungen auf höherer Ebene als westliche Kin<strong>der</strong>. Die<br />

Denkmuster stimmen jedoch mit Werten ihrer Kultur überein.<br />

Mit zunehmendem Alter wird prosoziales moralisches Urteilen <strong>von</strong> Kin<strong>der</strong>n, genau wie<br />

Denken über moralische Dilemmata Kohlberg’scher Prägung, abstrakter und beruht<br />

stärker auf internalisierten Prinzipien und Werten. Außerdem (analog zu Kohlberg) sind<br />

Kin<strong>der</strong>, die prosoziales moralisches Denken auf höheren Ebenen praktizieren häufig<br />

mitfühlen<strong>der</strong> u. prosozialer in ihrem Verhalten.<br />

BEREICHE SOZIALER URTEILE<br />

Moralische Urteile betreffen Fragen <strong>von</strong> Richtig und Falsch, Fairness und Gerechtigkeit.<br />

Sozial-konventionale Urteile beziehen sich auf Sitten od. Regelungen, die dazu dienen<br />

soziale Koordination und Organisation zu sichern.<br />

Persönliche Urteile beziehen sich auf Handlungen, bei denen hauptsächlich persönliche<br />

Präferenzen berücksichtigt werden.<br />

WIE KINDER SOZIALE URTEILE ANWENDEN<br />

Mit 3 Jahren glauben sie im Allgemeinen, dass moralische Verfehlungen schlimmer sind<br />

als Verstöße gegen soziale Konventionen. Mit 4 Jahren glauben sie, dass moralische<br />

Übertretungen, aber nicht Übertretungen sozialer Konventionen auch dann falsch sind,<br />

wenn ein Erwachsener nichts da<strong>von</strong> weißt und erwachsene Autoritäten nicht explizit<br />

gesagt haben, dass sie falsch sind.<br />

KULTURELLE UND SOZIOÖKONOMISCHE UNTERSCHIEDE<br />

Menschen verschiedener Kulturen unterschieden sich manchmal darin, ob sie<br />

Entscheidungen als moralisch, sozialen Konventionen folgend o<strong>der</strong> persönlich ansehen.<br />

Auch religiöse Überzeugungen können Unterschieden innerhalb <strong>von</strong> Kulturen und<br />

zwischen Kulturen zugrunde liegen. Glaubensakte und Überzeugungen, welche<br />

Bedeutung und Folgen <strong>von</strong> bestimmten Handlungen in verschiedenen Kulturen betreffen,<br />

können somit Qualifikation <strong>von</strong> Verhaltensweisen als moralische, sozial-konventionale<br />

od. persönliche Angelegenheit beeinflussen.<br />

Auch sozioökonomische Schicht kann Ausmaß, indem Kin<strong>der</strong> zw. moralischen,<br />

konventionalen und persönlichen Entscheidungen unterschieden, beeinflussen.<br />

FRÜHE ENTWICKLUNG DES GEWISSENS<br />

Gewissen ist ein innerer Regulationsmechanismus, <strong>der</strong> die Fähigkeit des Individuums<br />

erhöht, Verhaltensstandards zu entsprechen, die in seiner Kultur anerkannt sind.<br />

Gewissen schränkt unsoziales Verhalten und destruktive Impulse ein und sorgt dafür,<br />

dass sich das Kind an Regeln und Normen <strong>der</strong> Erwachsenen gebunden fühlt, auch wenn<br />

gerade niemand das Verhalten des Kindes beaufsichtigt. Es kann auch prosoziales<br />

Verhalten för<strong>der</strong>n indem es beim Kind Schuldgefühle auslöst.<br />

31


FAKTOREN, WELCHE GEWISSENSENTWICKLUNG BEEINFLUSSEN<br />

Mit zwei Jahren fangen Kin<strong>der</strong> an, ein Verständnis für moralische Normen und Regeln zu<br />

zeigen, lassen erste Anzeichen <strong>von</strong> Schuldgefühlen erkennen, wenn sie etwas Falsches<br />

tun. Im Zuge weiteren Entwicklung übernehmen Kin<strong>der</strong> mit größerer Wahrscheinlichkeit<br />

die moralischen Werte ihrer Eltern, wenn diese solche Disziplinierungsmaßnahmen<br />

einsetzen, bei denen die elterliche Gewalt nicht dauernd wie<strong>der</strong> betont wird, zum Beispiel<br />

rationale Erklärungen, mit <strong>der</strong>en Hilfe die Kin<strong>der</strong> die elterlichen Werte verstehen und<br />

lernen können. Übernahme <strong>der</strong> elterlichen Werte durch Kin<strong>der</strong> wird auch durch sichere,<br />

positive Eltern-Kind-Beziehung erleichtert.<br />

Kin<strong>der</strong>, die zur Furcht neigen, scheint Entwicklung des Gewissens geför<strong>der</strong>t zu werden,<br />

wenn Mutter behutsame Disziplinierungspraktiken (mit Kind reden, höfliche Vorschläge<br />

machen, nicht-materielle Ansätze für gehorsames Verhalten) einsetzt.<br />

Furchtlose Kin<strong>der</strong> brauchen zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Gewissensentwicklung eine positive<br />

Eltern-Kind-Beziehung, in <strong>der</strong> Kooperation und sichere Bindung herrscht. Art <strong>der</strong> frühen<br />

Eltern-Kind-Interaktionen ist die Grundlage für die weitere Moralentwicklung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>.<br />

PROSOZIALES VERHALTEN<br />

Alle Kin<strong>der</strong> sind zu prosozialem Verhalten fähig, aber unterscheiden sich darin, wie<br />

häufig sie diese auch tatsächlich ausüben und warum sie dies tun.<br />

Es gibt eine gewisse Entwicklungskonsistenz bei <strong>der</strong> Bereitschaft <strong>von</strong> Kin<strong>der</strong>n, sich auf<br />

prosozialen Verhaltensweisen wie teilen, helfen und trösten einzulassen. Manche Kin<strong>der</strong><br />

helfen o<strong>der</strong> teilen nur deshalb, um bei ihren Peers soziale Anerkennung zu finden o<strong>der</strong><br />

ihren Ärger zu vermeiden. Erwachsene wollen im Allgemeinen, dass Kin<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en aus<br />

altruistischen Motiven helfen. Altruistische Motive umfassen zunächst<br />

Einfühlungsvermögen und Mitleid mit an<strong>der</strong>en und im höheren Alter den Wunsch, sich in<br />

Übereinstimmung mit eigenem Gewissen und seinen moralischen Prinzipien zu verhalten.<br />

ENTWICKLUNG DES PROSOZIALEN VERHALTENS<br />

Ursprünge des altruistischen prosozialen Verhaltens liegen in <strong>der</strong> Fähigkeit begründet,<br />

Empathie und Mitleid zu empfinden.<br />

Empathie ist emotionale Reaktion auf den Gefühlszustand o<strong>der</strong> die Situation eines<br />

an<strong>der</strong>en, welche dem Zustand des an<strong>der</strong>en ähnlich ist.<br />

Mitleid häufige Folge, wenn man sich in die negativen Gefühle o<strong>der</strong> Lebenslagen einer<br />

an<strong>der</strong>en Person hineinversetzen kann. Gefühl <strong>der</strong> Sorge und Anteilnahme für eine an<strong>der</strong>e<br />

Person als Reaktion auf <strong>der</strong>en inneren o<strong>der</strong> äußeren Zustand.<br />

Wichtiger Faktor, <strong>der</strong> zu Mitgefühl und Mitleid beiträgt, ist Fähigkeit Perspektive des<br />

an<strong>der</strong>en einzunehmen (manche zeigen schon mit 6 Monaten Interesse am Unbehagen<br />

eines an<strong>der</strong>en Säugling, indem sie sich zu diesem Kind beugen, darauf zeigen o<strong>der</strong><br />

berühren). Wenn Kin<strong>der</strong> 2 Jahre alt sind unterschieden sie allmählich deutlicher zwischen<br />

negativen Gefühlen an<strong>der</strong>er und ihren eigenen.<br />

Martin Hoffman behauptete, dass jüngere Kin<strong>der</strong> fähig sein können, Perspektive an<strong>der</strong>er<br />

einzunehmen, was <strong>der</strong>en negative Gefühle betrifft, dass ihre Bemühungen zu helfen o<strong>der</strong><br />

trösten oft egozentrisch seien.<br />

Im 2. und 3. Lebensjahr erhöht sich Häufigkeit und Vielfalt <strong>der</strong> prosozialen<br />

Verhaltensweisen. Ihr prosoziales Verhalten zu hause scheint oft durch Sorge um an<strong>der</strong>e<br />

motiviert zu sein. Prosozialen Verhaltensweisen <strong>von</strong> Kin<strong>der</strong>n in Form <strong>von</strong> helfen, teilen<br />

o<strong>der</strong> etwas abgeben werden <strong>von</strong> Vorschuljahren bis zur Adoleszenz häufiger. Ältere<br />

Jugendliche teilen und spenden Spielsachen o<strong>der</strong> Geld häufiger als jüngere Kin<strong>der</strong> auf<br />

ihre eigenen Kosten. Prosoziales Verhalten wird mit Alter häufiger.<br />

URSPRÜNGE INDIVIDUELLER UNTERSCHIEDE BEIM PROSOZIALEN VERHALTEN<br />

Biologische Faktoren<br />

Auf welche Weise beeinflussen genetische Faktoren Empathie, Mitleid und prosoziales<br />

Verhalten Mit großer Wahrscheinlichkeit hängen die Wirkungen mit<br />

Temperamentsunterschieden zusammen. Es gibt Zusammenhang zwischen Empathie<br />

und dem Mitleid <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> einerseits und ihrer Tendenz zu negativen Emotionen, sowie<br />

an<strong>der</strong>erseits ihre Fähigkeit, ihre Emotionen zu regulieren.<br />

32


Kin<strong>der</strong> die Gefühle bewusst erleben können, ohne völlig überwältigt zu sein, sind<br />

beson<strong>der</strong>s häufig zur Empathie fähig. Weiterer genetischer Faktor<br />

Durchsetzungsvermögen. Perspektiven Übernahme führt häufiger zu prosozialen<br />

Handlungsweise, wenn Kin<strong>der</strong> durchsetzungsfähig genug sind, um aktiv zu werden,<br />

sobald sie erkenne, dass eine an<strong>der</strong>e Person Hilfe benötigt.<br />

SOZIALISATION PROSOZIALEN VERHALTENS<br />

Wichtigste Umweltfaktor, <strong>der</strong> Einfluss auf Entwicklung des prosozialen Verhaltens nimmt,<br />

ist vermutlich Sozialisation in <strong>der</strong> Familie.<br />

Eltern: 1. sind Vorbild und bringen ihren Kin<strong>der</strong>n prosoziales Verhalten bei<br />

2. Arrangieren Gelegenheiten, bei denen Kin<strong>der</strong> prosozial verhalten können<br />

3. erziehen und disziplinieren ihre Kin<strong>der</strong> so, dass sie bei ihnen prosoziales<br />

Verhalten hervorrufen.<br />

Weiterer Sozialisationseinfluss stammt <strong>von</strong> an<strong>der</strong>en Menschen, <strong>der</strong>en Verhalten Kin<strong>der</strong><br />

nachahmen, einschließlich Modelle aus Fernsehen.<br />

Vorbild-Sein und Vermittlung <strong>von</strong> Werten<br />

Kin<strong>der</strong> imitieren viele Verhaltensweisen, unter an<strong>der</strong>em helfen und teilen, bei ihren Peer<br />

und auch bei unbekannten Erwachsenen. Imitieren mit beson<strong>der</strong>s hoher<br />

Wahrscheinlichkeit prosoziale Verhalten <strong>von</strong> Erwachsenen, zu denen sie in positiver<br />

Beziehung stehen. Werte, welche die Eltern ihren Kin<strong>der</strong>n vermitteln wirken sich darauf<br />

aus, ob ihre Kin<strong>der</strong> überhaupt prosozial werden und wem gegenüber sie sich prosozial<br />

verhalten. Wirksame Methode prosoziale Werte zu vermitteln, besteht in Gesprächen mit<br />

Kin<strong>der</strong>n, die an ihre Fähigkeit zum Mitgefühl appellieren.<br />

Gelegenheiten für prosoziale Aktivitäten<br />

Auf Bereitschaft <strong>von</strong> Kin<strong>der</strong>n, sich in späteren Jahren prosozialen Aufgaben zuzuwenden,<br />

kann sich positiv auswirken, wenn man ihnen Gelegenheiten zur Beteiligung an<br />

Hilfeleistenden Aktivitäten gibt (z.B Haushaltspflichten). Beteiligung an prosozialen<br />

Aktivitäten kann Kin<strong>der</strong>n Gelegenheit verschaffen, für ihre Hilfeleistungen emotionale<br />

Belohnung zu erfahren, sich in an<strong>der</strong>e hineinzuversetzen und ihr Vertrauen darauf zu<br />

steigern, dass sie selbst kompetent genug sind, um an<strong>der</strong>en zu helfen.<br />

Disziplin und Erziehungsstil<br />

Eltern, die konstruktiven, unterstützenden Erziehungsstil pflegen, haben Kin<strong>der</strong> mit<br />

hohen Ausprägungen in prosozialem Verhalten und Mitgefühl. Erziehungsstil, <strong>der</strong> auf<br />

körperliche Bestrafung, Drohungen und einen insgesamt autoritären Ansatz setzt, geht<br />

häufig mit Mangel an Mitgefühl und prosozialem Verhalten einher. Wenn Kin<strong>der</strong><br />

regelmäßig dafür bestraft werden, dass sie sich nicht prosozial engagieren, können sie<br />

anfangen zu glauben, dass Grund an<strong>der</strong>en zu helfen, darin besteht Strafe zu vermeiden.<br />

Im Gegensatz zu strenger Disziplinierung od. materiellen Anreizen för<strong>der</strong>t auf<br />

Begründungen und Argumenten fußende Erziehung freiwilliges prosoziales Verhalten,<br />

insbeson<strong>der</strong>e wenn auf Folgen hingewiesen wird, die Verhalten des Kindes f. an<strong>der</strong>e hat.<br />

Kombi aus elterlicher Wärme und geeigneten Erziehungspraktiken scheint beson<strong>der</strong>s<br />

wirksam zu sein, um prosozialen Verhaltenstendenzen <strong>von</strong> Kin<strong>der</strong>n zu för<strong>der</strong>n.<br />

Fernsehen<br />

Die meisten Inhalte im Fernsehen zeigen Gewaltdarstellungen, doch einige wenige<br />

zeigen auch prosoziales Verhalten. Kin<strong>der</strong>, die prosoziales Verhalten in entsprechend<br />

gestalteten Kin<strong>der</strong>programmen sehen, neigen sofort danach und manchmal auch noch zu<br />

späteren Zeitpunkten zu verstärktem prosozialem Verhalten, halten jedoch häufig nicht<br />

lange an.<br />

33


ANTISOZIALES VERHALTEN<br />

ENTWICKLUNG VON AGGRESSION UND ANDEREN ANTISOZIALEN VERHALTENSWEISEN<br />

Aggression<br />

Verhalten, darauf abzielt, an<strong>der</strong>e zu schädigen o<strong>der</strong> zu verletzen. Mit etwa an<strong>der</strong>thalb<br />

Jahren beginnen körperliche Aggressionen wie Schlagen und Stoßen und werden bis zum<br />

Alter <strong>von</strong> etwa 2 Jahren häufiger. Danach sinkt Häufigkeit <strong>der</strong> körperlichen Aggression<br />

und mit wachsenden sprachlichen Fähigkeiten steigt das Auftreten verbaler Aggression in<br />

Form <strong>von</strong> Hohn, Spott und Beleidigungen.<br />

instrumentelle Aggression: Aggression, die durch Wunsch motiviert ist, konkretes Ziel<br />

zu erreichen<br />

Beziehungsaggression:<br />

Aggression die an<strong>der</strong>e dadurch beeinträchtigt, dass man ihre<br />

Peer-Beziehungen schädigt, indem man sie <strong>von</strong> einem Spiel<br />

o<strong>der</strong> einer sozialen Gruppe ausschließt o<strong>der</strong> negative<br />

Gerüchte über sie verbreitet<br />

Offene physische Aggression wird bei meisten Kin<strong>der</strong>n im Verlauf <strong>der</strong> Grundschule immer<br />

seltener, wobei allerdings manch in diesem Alter häufige und schwer wiegende Probleme<br />

mit ihrer Aggression und ihrem antisozialen Verhalten entwickeln.<br />

Aggression <strong>von</strong> Grundschulkin<strong>der</strong>n beruht häufig auf Feindschaft, auf dem Wunsch<br />

an<strong>der</strong>en zu verletzen, o<strong>der</strong> auf Bedürfnis sich gegen wahrgenommene Bedrohung des<br />

eigenen Selbstwerts zu schützen. In diesem Alter treten verdeckte Formen antisozialen<br />

Verhaltens (lügen, stehlen, betrügen) gehäuft auf.<br />

In Adoleszenz sinkt Häufigkeit offener Aggression bei meisten Teenager, wobei allerdings<br />

schwere Gewaltanwendungen deutlich ansteigen. (Gewaltverbrechen erreichen bei<br />

Jugendlichen mit 17 Jahren ihr Maximum, 29% <strong>der</strong> Jungen u. 12% <strong>der</strong> Mädchen min.<br />

eine schwere strafbare Gewalthandlung begangen).<br />

BESTÄNDIGKEIT AGGRESSIVEN U. ANTISOZIALEN VERHALTENS<br />

Aggression bei beiden Geschlechtern bleibt über Kindheit und Jugend hinweg erstaunlich<br />

konsistent. Größte Risiko für schwer wiegende Verhaltensprobleme besitzen Jugendliche,<br />

die in Grundschule sowohl aggressives als auch an<strong>der</strong>es antisoziales Verhalten wie Lügen<br />

und Stehlen gezeigt haben. Aggression ist jedoch kein notwendiger Bestandteil<br />

zukünftiger Verhaltensprobleme. Viele Kin<strong>der</strong>, die früh aggressiv sind, haben neurologische<br />

Defizite, die Aufmerksamkeitsstörungen, Hyperaktivität usw. zugrunde liegen.<br />

Meisten kriminellen Jugendlichen besitzen keine Geschichte <strong>von</strong> Aggression o<strong>der</strong><br />

antisozialem Verhalten, die vor ihr 11. Lebensjahr zurückreicht.<br />

KENNZEICHEN AGGRESSIVER UND/ODER ANTISOZIALER KINDER UND JUGENDLICHER<br />

Diese Kin<strong>der</strong> unterscheiden sich <strong>von</strong> an<strong>der</strong>en in Vielzahl <strong>von</strong> Eigenschaften, bezogen auf<br />

Temperament, Persönlichkeit und Verarbeitung sozialer Infos.<br />

Temperament und Persönlichkeit<br />

Kin<strong>der</strong>, die Probleme im Zshg. mit Aggression und antisozialem Verhalten entwickeln,<br />

legen häufig schon schwieriges Temperament an den Tag. Langzeituntersuchungen<br />

zeigten, dass Säuglinge und Kleinkin<strong>der</strong>, die häufig intensive negativ Emotionen zum<br />

Ausdruck bringen und viel Aufmerksamkeit erfor<strong>der</strong>n, im Vor- und Grundschulalter und<br />

auch später noch zu Problemverhalten neigen. Kombi aus Impulsivität,<br />

Aufmerksamkeitsproblemen und Verlogenheit in Kindheit bietet beson<strong>der</strong>s gute<br />

Vorhersage für antisoziales Verhalten und Zusammenstöße mit Polizei in Adoleszenz und<br />

viell. auch im Erwachsenenalter.<br />

Soziale Kognition<br />

Aggressive Kin<strong>der</strong> sind auch hinsichtlich ihrer sozialen Kognitionen an<strong>der</strong>s als nicht<br />

aggressive Kin<strong>der</strong>. Sie schreiben an<strong>der</strong>en häufiger feindselige Motive zu, wenn Motive<br />

und Absichten an<strong>der</strong>er Personen uneindeutig bleiben. Ziele aggressiver Kin<strong>der</strong> sind<br />

häufiger feindlich und Situationsunangemessen. Sie neigen dazu, aggressive Reaktionen<br />

vorteilhafter und prosoziales Verhalten als wenig günstig zu bewerten.<br />

34


Vertrauen, das sie in ihre Fähigkeit setzen, körperlich und verbal aggressive Handlungen<br />

auszuführen, was wie<strong>der</strong>um die Wahrscheinlichkeit dafür erhöhen kann, dass sie sich für<br />

aggressive Reaktionen entscheiden.<br />

reaktive Aggression: emotionsgesteuerte, als Gegenreaktion gedachte Aggression,<br />

durch feindselige Wahrnehmung <strong>der</strong> Motive an<strong>der</strong>er ausgelöst<br />

proaktive Aggression: nicht gefühlsbasierte Aggression, die auf Erfüllung <strong>von</strong> Wünschen<br />

und Zielen gerichtet ist<br />

URSPRÜNGE VON AGGRESSION<br />

BIOLOGISCHE FAKTOREN<br />

Eine Erscheinungsform genetischer Wirkungen bei Aggression ist die Tatsache, dass viele<br />

aggressive Kin<strong>der</strong> ein schwieriges Temperament besitzen. Auch hormonelle Faktoren<br />

sollen Rolle bei Aggressivität spielen (hoher Testosteronspiegel hängt manchmal mit<br />

aggressivem Verhalten zusammen). Auch neurologische Defizite, die sich auf<br />

Aufmerksamkeit und Fähigkeit zur Regulation auswirken, zu Aggression und antisozialem<br />

Verhalten beitragen. Kin<strong>der</strong> ohne gute Regulationsfähigkeit haben häufig<br />

Schwierigkeiten, Wutausbrüche zu kontrollieren u. aggressive Impulse zu unterdrücken.<br />

Genetische, neurologische o<strong>der</strong> hormonelle Eigenschaften können Risikofaktoren sein,<br />

aggressives und antisoziales Verhalten zu entwickeln, aber ob Kind tatsächlich aggressiv<br />

wird o<strong>der</strong> nicht hängt <strong>von</strong> zahlreichen Faktoren ab. Vererbung scheint für Aggression in<br />

frühen Kindheit und im Erwachsenenalter eine stärkere Rolle zu spielen als für<br />

Aggression im Jugendalter, in dem Umweltfaktoren wichtigsten Beitrag leisten.<br />

SOZIALISATION VON AGGRESSION UND ANTISOZIALEM VERHALTEN<br />

Viele glauben, dass Entwicklung <strong>von</strong> Aggression beziehungsweise Aggressivität auf<br />

Erziehung und Sozialisation in Familie zurückgeführt werden kann.<br />

Elterliche Bestrafung<br />

Viele Kin<strong>der</strong>, <strong>der</strong>en Eltern häufig streng (nicht körperlich) bestrafen, neigen zu<br />

Problemverhalten in frühen LJ., zu Aggression in Kindheit und zu Kriminalität im Jugendund<br />

Erwachsenenalter. Es besteht hohe Wahrscheinlichkeit, dass misshandelnde<br />

Bestrafung mit Entwicklung antisozialer Verhaltenstendenzen einhergeht, unabhängig<br />

<strong>der</strong> Frage nach Rasse, Ethnie o<strong>der</strong> Kulturgruppe. Misshandelnd strafend Eltern sind für<br />

Kin<strong>der</strong> auffällige Modelle aggressiven Verhaltens und regen zur Nachahmung an. Kin<strong>der</strong><br />

mit hohen Ausprägungen an antisozialem Verhalten o<strong>der</strong> geringer Selbstregulation sind<br />

häufig mit strengen Erziehungsmaßnahmen konfrontiert; umgekehrt steigert eine<br />

strenge Erziehung Problemverhalten <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>. Strafend Verhalten <strong>der</strong> Eltern und<br />

antisoziales Verhalten <strong>von</strong> Jugendlichen beeinflussen sich gegenseitig.<br />

Unwirksame Erziehungsmaßnahmen<br />

Eltern, die beim Einsatz ihrer Disziplinarmittel und bei Durchführung <strong>von</strong> Strafen nicht<br />

konsequent sind, haben häufiger aggressive und kriminelle Kin<strong>der</strong>. Eltern die Verhalten<br />

und Aktivitäten ihrer Kin<strong>der</strong> überwachen und beaufsichtigen haben im Allgemeinen<br />

Kin<strong>der</strong> mit relativ wenigen Verhaltensproblemen. Eine unwirksame Erziehung zur<br />

Disziplin ist oft in dem Muster familiärer Interaktionen (Patterson) erkennbar, dabei wird<br />

Aggression <strong>von</strong> Kin<strong>der</strong>n die außer Kontrolle geraten sind, oft <strong>von</strong> Eltern unbeabsichtigt<br />

verstärkt, wenn diese Wutausbrüchen und Wünschen ihrer Kin<strong>der</strong> nachgeben.<br />

Konflikte zwischen Eltern<br />

Kin<strong>der</strong>, die häufig Zeuge <strong>von</strong> verbaler und physischer Gewalt zwischen ihren Eltern<br />

werden, neigen dazu, antisozialer und aggressiver zu sein als an<strong>der</strong>e Kin<strong>der</strong>. Gründe<br />

sind, dass streitende Eltern oft als Modelle für aggressives Verhalten wirken und Kin<strong>der</strong>,<br />

<strong>der</strong>en Mütter körperlich misshandelt werden, zu Überzeugung neigen, dass Gewalt<br />

akzeptablen und sogar notwendigen <strong>Teil</strong> <strong>der</strong> Familieninteraktionen darstellt. Je mehr die<br />

Kin<strong>der</strong> mit familiären Verän<strong>der</strong>ungen wie Scheidung und Wie<strong>der</strong>heirat fertig werden<br />

müssen, desto eher legen sie antisoziales und kriminelles Verhalten an den Tag.<br />

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Sozioökonomischer Status und antisoziales Verhalten bei Kin<strong>der</strong>n<br />

Kin<strong>der</strong> aus einkommensschwachen Familien sind in <strong>der</strong> Regel antisozialer und<br />

aggressiver als an<strong>der</strong>e Kin<strong>der</strong>. Gründe sind unter an<strong>der</strong>em die größere Menge <strong>der</strong><br />

Stressoren (z.B. Krankheit, häusliche Gewalt, Gewalt in Wohngegend, Scheidung, usw.)<br />

Außerdem hängt niedriger sozioökonomischer Status damit zusammen, in einer<br />

Ein-Eltern-Familie zu leben od. ungeplante Kind <strong>von</strong> selbst noch nicht erwachsenen<br />

Eltern zu sein; Beide Faktoren sind mit aggressiven Verhalten verknüpft. In Armut<br />

lebende Kin<strong>der</strong> sind auch häufig Erziehungsdefiziten und Unzulänglichkeiten ausgesetzt.<br />

Ihre Eltern setzen häufiger launenhafte, bedrohende und strenge Erziehungsmaßnahmen<br />

ein und tendieren zu laschen Beaufsichtigung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>. Weitere Faktoren für<br />

antisoziales Verhalten sind die Existenz und Präsenz <strong>von</strong> Banden, Fehlen <strong>von</strong> Jobs,<br />

wenige Institutionen für Jugendliche.<br />

EINFLUSS DER PEERS<br />

Antisoziale Freunde zu haben o<strong>der</strong> <strong>Teil</strong> einer antisozialen Peer-Gruppe zu sein,<br />

insbeson<strong>der</strong>e einer Bande, kann dazu beitragen, sich selbst antisozial zu betätigen.<br />

Freunde und Peer-Gruppe<br />

Aggressive Kin<strong>der</strong> tun sich gern mit an<strong>der</strong>en aggressiven Kin<strong>der</strong>n zusammen, u. Jungen,<br />

die zunächst nur mäßig aggressiv sind, werden mit Zeit krimineller, wenn ihre engen<br />

Freunde aggressiv sind. Sich mit kriminellen Peers zu verbünden, erhöht meistens eigene<br />

Kriminalität, weil diese Peers in Peer-Gruppe antisoziales Verhalten vormachen und<br />

verstärken. Zugleich bringt Beteiligung an kriminellen Aktivitäten Jugendliche in Kontakt<br />

mit an<strong>der</strong>en kriminellen Peers. Anfälligkeit <strong>von</strong> Kin<strong>der</strong>n gegenüber Druck <strong>von</strong> Peers, sich<br />

an antisozialem Verhalten zu beteiligen, wächst in Grundschuljahren, erreicht in 8., 9.<br />

Klasse Höhepunkt und sinkt danach wie<strong>der</strong>. Es gibt jedoch auch Ausnahmen <strong>von</strong> diesem<br />

Muster, für Jugendliche, die in eine traditionelle Kultur eingebetet sind, die sich an<br />

Erwartungen <strong>der</strong> Erwachsenen orientiert, spielen die Peers eine geringere Rolle bei<br />

För<strong>der</strong>ung antisozialen Verhaltens.<br />

Banden<br />

Meisten Banden sind locker organisiert, Mitglie<strong>der</strong> treten nicht vor 13, 14 Jahren ein. In<br />

USA hängen Bandenaktivitäten eng mit Konflikten zwischen ethnischen Gruppen<br />

zusammen, doch findet viel Bandengewalt auch zwischen Banden <strong>der</strong>selben Volksgruppe<br />

und weniger zwischen banden verschiedener ethnischer Gruppen statt. Drogenkonsum<br />

o<strong>der</strong> Drogenhandel ist in vielen Banden üblich.<br />

Jugendliche, die Bande beitreten, sind in Regel an antisozialem Verhalten beteiligt und<br />

haben vor Eintritt schon kriminelle Freunde. Je länger Jugendliche einer Bande<br />

angehören, desto höher wird Wahrscheinlichkeit, dass sie sich kriminell und aggressiv<br />

verhalten. Finanzielle Vorteile aus illegalen Aktivitäten wie Überfällen und Drogenhandel<br />

werden <strong>von</strong> vielen Bandenmitglie<strong>der</strong>n als Grund, in <strong>der</strong> Bande zu bleiben, angegeben.<br />

TV und Videogames<br />

Kontakte mit Gewalt im Fernsehen wirken sich auf Kin<strong>der</strong> aus. Wahrscheinlichkeit<br />

gewalttätig zu werden hängt damit zusammen, wie viel Kin<strong>der</strong> fernsehen und<br />

insbeson<strong>der</strong>e Gewalt im TV sehen. Da Sehen gewalthaltiger Sendungen spätere<br />

Aggressivität auch dann vorhersagt, wenn man ursprüngliches Aggressionsniveau <strong>der</strong><br />

Kin<strong>der</strong> mit berücksichtigt, kann Gewalt im Fernsehen als kausaler Faktor für spätere<br />

Aggression betrachtet werden. Wirkungen <strong>von</strong> Gewalt im Fernsehen können durch<br />

Kontakt mit Gewalt in Kinofilmen, Videospielen und populären Lie<strong>der</strong>n noch<br />

verschlimmern. Gesellschaft, die Gewalt für kommerzielle zwecke för<strong>der</strong>t und<br />

verherrlicht, verzeichnet bei ihren Jugendlichen hohe Gewaltraten.<br />

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