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Entwicklungspsychologie Teil II von der Corinna - Seelensammler

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DER ERWERB SCHULISCHER FÄHIGKEITEN<br />

LESEN<br />

Chall (1979) beschrieb 5 Stufen <strong>der</strong> Leseentwicklung<br />

Stufe 0: (Geburt bis Einschulung)<br />

Erwerb <strong>der</strong> zentralen Voraussetzungen des Lesens; Kenntnis <strong>der</strong> Buchstaben,<br />

Erwerb phonologischer Bewusstheit (= Fähigkeit lautliche Bestandteile in<br />

gesprochenen Wörtern zu identifizieren)<br />

Stufe 1: (erste und zweite Klasse)<br />

Erwerb Fähigkeit zur phonologischen Rekodierung (= Fähigkeit Buchstaben in<br />

Laute zu übersetzen und diese zu Wörter zu verbinden; Wort ausbuchstabieren)<br />

Stufe 2: (zweite und dritte Klasse)<br />

erreichen Flüssigkeit beim Lesen einfacher sprachlicher Materialien<br />

Stufe 3: (vierte bis achte Klasse)<br />

fähig aus Gedrucktem neue Infos zu beziehen<br />

„In den unteren Klassen lernen die Kin<strong>der</strong> zu lesen, in den höheren Klassen<br />

lesen sie zum Lernen“ (Chall)<br />

Stufe 4: (achte bist zwölfte Klasse)<br />

Infos verstehen, die aus einer Perspektive dargeboten wird, und mehrere<br />

Perspektiven koordinieren<br />

WORTERKENNUNG<br />

Schlechte Worterkennung macht den Leseprozess nicht nur langsam und mühselig, sie<br />

bring Kin<strong>der</strong> auch dazu, nicht mehr als das absolut Notwendige zu lesen, was wie<strong>der</strong>um<br />

das weitere Lesenlernen verzögert.<br />

Wörter werden mit Hilfe <strong>von</strong> zwei Prozessen erkannt: durch phonologische Rekodierung<br />

o<strong>der</strong> durch direkten visuell gestützten Abruf (= man greif <strong>von</strong> <strong>der</strong> wahrgenommenen<br />

visuellen Form des Wortes direkt auf seine Bedeutung zu). Schon ab <strong>der</strong> ersten Klasse<br />

wählen Kin<strong>der</strong> je nach Bedarf zwischen diesen beiden Ansätzen (mit Hilfe eines<br />

Strategiewahlprozesses)<br />

Am Anfang verlassen sich die Kin<strong>der</strong> vorwiegend auf die umständlichere phonologische<br />

Rekodierung, während sie später Wörter überwiegend direkt abrufen.<br />

Je stärker Assoziation zwischen Erscheinungsbild und Bedeutung wird, desto<br />

wahrscheinlicher wird das Kind in <strong>der</strong> Lage sein, die Identität des Wortes aus dem<br />

Gedächtnis abzurufen.<br />

VERSTEHEN<br />

Grundlegende Prozesse und Fähigkeiten wie die Enkodierung und Automatisierung sind<br />

für Leseverständnis entscheidend. Schnelle und akkurate Worterkennung korreliert<br />

positiv mit dem Leseverständnis zu jedem Zeitpunkt.<br />

Gute Leser gehen langsam voran, wenn sie das schriftliche Material nachher gründlich<br />

beherrschen müssen und lesen schneller, wenn sie nur ungefähr verstehen müssen, um<br />

was es geht. Gekonnter Umgang mit solchen strategischen Anpassungsleistungen<br />

entwickelt sich sehr spät (ca. ab 14)<br />

Verständniskontrolle (Text, den man nicht verstanden hat nochmals lesen) unterscheidet<br />

gute Leser <strong>von</strong> schlechten Lesern in jedem Alter.<br />

Zuwachs an Inhaltswissen setzt kognitive Ressourcen frei, die sich darauf richten<br />

können, was im Text neu o<strong>der</strong> kompliziert ist.<br />

Wenn Eltern aus armen Familien dazu bereit sind ihren Kin<strong>der</strong>n öfter vorzulesen und sie<br />

nach Zielen und Motive <strong>der</strong> Personen in den Geschichten zu fragen, würde sich <strong>der</strong><br />

Wortschatz und das Verständnis <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>n steigern.<br />

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