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Neuer kompletter Fragenkatalog von der Lucia - Seelensammler

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Persönlichkeitspsychologie B, WS 2005/06, Allesch<br />

1. Biopsychologische Aspekte <strong>von</strong> Individualität: Was sollte ich wissen?<br />

1.1 Können Sie den Begriff des „biologischen Ich“ im Sinne <strong>von</strong> G. R. BURGIO erläutern?<br />

Setzt sich aus <strong>der</strong> individuellen immunologischen Ausstattung und aus den darauf aufbauenden biologischen<br />

„Lernprozessen“ zusammen<br />

1.2 Welche Kategorien biopsychologischer (somatischer) Individualität kann man nach FAHRENBERG<br />

unterscheiden?<br />

Morphologisch-anatomische Identität (Äußere und innere Morphologie)<br />

Physiologisch-adaptive Identität (Kardiovasculäre Regulationen, hormonale Steuerung)<br />

Biochemisch-immunologische Identität („Individuelle Körperchemie“)<br />

1.3 Können Sie die Begriffe „Konstitution“ und „Reaktivität“ definieren?<br />

Konstitution: Relativ überdauernde manifeste Merkmale <strong>der</strong> biopsychologischen Identität<br />

Reaktivität: Individuelle Art, auf äußere und innere Reize zu reagieren (individual-spezifisches Reaktionsmuster)<br />

1.4 Was ist die Aufgabenstellung <strong>der</strong> „differenziellen Psychophysiologie“?<br />

Individuelle Unterschiede in psychophysischen Aktivierungsprozessen und ihre Reaktivität zu messen,<br />

deskriptiv zu beschreiben und theoretisch zu erklären<br />

1.5 Welche Aktivierungsmuster kann man nach FAHRENBERG (1995) unterscheiden?<br />

Stimulusspezifische<br />

Symptomspezifische<br />

Individualspezifische<br />

Motivationsspezifische Reaktionsmuster<br />

1.6 Können Sie Beispiele für psychophysiologisch fundierte Persönlichkeitstheorien angeben?<br />

EYSENCKs Theorie <strong>der</strong> Emotionalität („Neurotizismus“)<br />

EYSENCKs Erklärung <strong>der</strong> Dimension „Extraversion – Introversion“<br />

GRAYs Annahme eines „behavioralen Aktivierungs- und Hemmungssystems“<br />

PAVLOVs Typologie auf <strong>der</strong> Basis <strong>von</strong> „Grundeigenschaften <strong>der</strong> Nerventätigkeit“ und <strong>der</strong>en Weiterentwicklung<br />

durch STRELAU<br />

ZUCKERMANs Konstrukt „Sensation Seeking“<br />

1.7 Welche persönlichkeitspsychologischen Konstrukte lassen sich mit zentralnervösen Korrelaten in Verbindung<br />

bringen?<br />

Neurotizismus<br />

Extraversion<br />

Sensation Seeking<br />

Impulsivität<br />

Psychotizismus<br />

1


1.8 Können Sie Beispiele für Zusammenhänge zwischen Persönlichkeitsmerkmalen und interindividuellen<br />

Unterschieden auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Neurotransmitter angeben?<br />

Serotoninspiegel<br />

Impulsivität<br />

Aggressivität<br />

Depressivität<br />

Dopamin<br />

Depressive Zustände<br />

Extraversion<br />

1.9 Welche Zusammenhänge konnte man zwischen Persönlichkeitsmerkmalen und Hormonhaushalt (Cortisol,<br />

Testosteron) nachweisen?<br />

Erhöhter Cortisolspiegel: Stärkere Aktivierung → Erhöhte Stressempfindlichkeit, gute Reagibilität<br />

Niedriger Cortisolspiegel: Stressresistenz, Erschöpfung<br />

Testosteron: „Maskuline Merkmale“ wie Aggressivität, Dominanz, Extraversion<br />

1.10 Welche Zusammenhänge gibt es zwischen Persönlichkeit und elektrischer Hautleitfähigkeit?<br />

Labile Hautleitfähigkeit: Stabilere Leistungen in Vigilanztests, kürzere Reaktionszeiten<br />

1.11 In welchem Zusammenhang steht die individuelle Aktivierbarkeit des Immunsystems mit Emotionskontrolle?<br />

Stärkere Emotionskontrolle: Erhöhte sympathische Reagibilität, starke immunologische Effekte<br />

2. Individuelle Unterschiede in <strong>der</strong> Wahrnehmung: Was sollte ich wissen?<br />

2.1 Wie werden Wahrnehmungsleistungen im psychometrischen Ansatz konzeptualisiert?<br />

Als messbare, relativ stabile psychische Merkmale, hinsichtlich <strong>der</strong>er sich Individuen unterscheiden<br />

2.2 Können Sie die wichtigsten Wahrnehmungsfaktoren nennen, die THURSTONE in seiner Studie „A<br />

factorial study of perception“ beschrieben hat?<br />

Perceptual speed (Geschwindigkeit <strong>der</strong> Informationsentnahme aus dem ikonischen Speicher)<br />

Spatial orientation (Fähigkeit zur „mentalen Rotation“ wahrgenommener Figuren)<br />

2.3 Was bildet die gemeinsame Grundannahme <strong>der</strong> verschiedenen psychophysischen Ansätze und welche<br />

Varianten kann man unterscheiden?<br />

Die durch einen Reiz ausgelöste Wahrnehmung ist vollständig durch die Merkmale des auslösenden Reizes<br />

determiniert<br />

Klassische („dimensionale“) Psychophysik<br />

Strukturelle Psychophysik<br />

Korrelative Psychophysik<br />

Konstruktivistische Ansätze<br />

2


2.4 Welche individuellen Unterschiede können in Bezug auf Wahrnehmungsschwellen auftreten? Mit welchen<br />

Persönlichkeitsmerkmalen kann man solche Unterschiede in Verbindung bringen?<br />

Individuell unterschiedliche absolute Schwellen<br />

Individuell unterschiedliche Unterschiedsschwellen<br />

‣ Extraversion: Höhere Lärmtoleranz<br />

‣ Introversion: Introvertierte benötigen geringere Reizunterschiede<br />

2.5 Welche Quellen für individuelle Unterschiede in <strong>der</strong> Reizwahrnehmung kann man im Rahmen <strong>der</strong><br />

„signal detection theory“ unterscheiden?<br />

Sensorische Sensibilität einer Person innerhalb einer Wahrnehmungsmodalität<br />

Entscheidungskriterium, ob ein bestimmter Reiz bzw. Reizunterschied vorhanden ist<br />

2.6 Was bedeutet <strong>der</strong> Begriff „INDSCAL-Technik“, worauf zielt diese Technik ab und <strong>von</strong> welchen Basisdaten<br />

geht sie aus?<br />

Individual Differences Scaling; geht <strong>von</strong> individuellen Differenzen in <strong>der</strong> Beurteilung <strong>von</strong> Wahrnehmungsreizen<br />

aus, die durch Paarvergleiche <strong>von</strong> Reizobjekten gewonnen werden. Dabei werden subjektive<br />

Urteilsdimensionen gebildet, die eine Aussage über individuelle „Strategien“ <strong>der</strong> Reizwahrnehmung ermöglichen<br />

2.7 Worin besteht <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>spruch zwischen <strong>der</strong> klassischen Psychophysik und dem gestaltpsychologischen<br />

Ansatz?<br />

Klassische Psychophysik nimmt an, dass je<strong>der</strong> Merkmalsdimension <strong>von</strong> Reizen eine Merkmalsdimension<br />

<strong>der</strong> Wahrnehmung eindeutig zugeordnet werden kann<br />

Gestaltpsychologen zeigen, dass Wahrnehmungsinhalte Eigenschaften besitzen können, die nicht direkt<br />

aus den physischen Merkmalen ableitbar sind, z.B. Phi-Phänomen<br />

2.8 Was versteht man unter „Aktualgenese“ und worauf kann man individuelle Unterschiede im Hinblick<br />

auf die „Aktualgenese“ <strong>von</strong> Wahrnehmungseindrücken zurückführen?<br />

Zustandekommen eines Wahrnehmungseindruckes<br />

Merkmale<br />

Wahrnehmung vollzieht sich nicht schlagartig son<strong>der</strong>n in einem raschen Entfaltungsvorgang<br />

Phasen: „Gefühlsmäßiges Erahnen“ „Labile Vorgestalt“ „Klar geglie<strong>der</strong>te Endgestalt“<br />

Ist mit „gefühlsartigen Qualitäten“ verbunden<br />

Individuelle Unterschiede<br />

Unterschiedliche Aktivierbarkeit des Langzeitgedächtnisses<br />

Unterschiede in <strong>der</strong> Aufmerksamkeitsrichtung<br />

Unterschiedlich ausgeprägte „Wahrnehmungsabwehr“<br />

2.9 Wie kann man individuelle Unterschiede in <strong>der</strong> Wahrnehmung im Rahmen des ökologischen Ansatzes<br />

<strong>von</strong> James J. GIBSON erklären? Gibt es dazu empirische Befunde?<br />

Personen können sich in <strong>der</strong> Fähigkeit unterscheiden, Invarianzen <strong>der</strong> Reizstruktur zu entdecken<br />

Da „affordances“ für verschiedene Personen verschiedene Bedeutung haben können, ist zu erwarten,<br />

dass dies zu unterschiedlichen Wahrnehmungen führt<br />

DWORKIN & GOLDFINGER konnten zeigen, dass „kontaktfreudige“ Personen in sozialen Situationen<br />

mehr „affordances“ wahrnehmen als „kontaktarme“<br />

3


2.10 Was versteht man unter dem „konstruktivistischen Ansatz“ in <strong>der</strong> Wahrnehmungstheorie und welche<br />

empirischen Befunde gibt es zu individuellen Unterschieden, die diesen Ansatz bestätigen?<br />

Z.B. „Hypothesentheorie <strong>der</strong> Wahrnehmung“ <strong>von</strong> Jerome BRUNER (1957). Nach dieser Theorie verarbeitet<br />

eine Person die sensorische Information, indem sie Hypothesen über die in ihrer Umwelt zu erwartenden<br />

Objekte bildet. Das Ausmaß an erfor<strong>der</strong>licher Information hängt dabei <strong>von</strong> <strong>der</strong> (objektiven und<br />

subjektiven) Wahrscheinlichkeit dieser Hypothesen ab. In Bezug auf die subjektive Wahrscheinlichkeit<br />

sind interindividuelle Unterschiede möglich und erwartbar<br />

Die Größe <strong>von</strong> Münzen mit hoher Wertangabe wird <strong>von</strong> armen Kin<strong>der</strong>n stärker überschätzt als <strong>von</strong><br />

reichen<br />

Tabuisierte Wörter werden im tachistoskopischen Versuch leichter erkannt als an<strong>der</strong>e<br />

Allerdings Unterschiede zwischen Sensititizers und Repressors<br />

Introvertierte reagieren eher mit Abwehr, Extravertierte eher mit Sensibilisierung<br />

2.11 Auf welchen Ebenen <strong>der</strong> kognitiven Reizverarbeitung können individuelle Unterschiede auftreten?<br />

Können Sie konkrete Beispiele nennen?<br />

Merkmalsebene: Nachbildeffekte bei sich drehenden Spiralen haben bei Extravertierten einen geringeren<br />

Effekt als bei Introvertierten<br />

Sensorisches Gedächtnis: Zusammenhang Intelligenz und Verfügbarkeit ikonisches Gedächtnis<br />

Erkennen<br />

3. Intelligenz und Intelligenzunterschiede I: Traditionelle und neuere Konzepte – Was sollte ich<br />

wissen?<br />

3.1 Welche Ebenen des Intelligenzbegriffes unterscheidet EYSENCK?<br />

Biologische<br />

Psychometrische<br />

Soziale Intelligenz<br />

3.2 Wer entwickelte den ersten Intelligenztest und worin bestand das Grundprinzip dieses Tests?<br />

A. BINET und T. SIMON. Vergleich <strong>der</strong> Leistungen des Kindes mit „alterstypischen Leistungen“<br />

3.3 Können Sie aus einem konkreten Lösungsbeispiel des BINET-SIMON-Tests das Intelligenzalter<br />

bestimmen?<br />

IA = GA + 12 (k/n) IA… Intelligenzalter in Monaten GA… Grundalter in Monaten<br />

k… Zusätzlich gelösten Aufgaben n… Aufgaben pro Altersstufe<br />

3.4 Wie ist <strong>der</strong> „Intelligenzquotient“ nach William STERN definiert?<br />

IQ = 100 · IA / LA<br />

3.5 Wie wird <strong>der</strong> „Intelligenzquotient“ seit WECHSLER definiert und wodurch unterscheidet sich dieses<br />

Konstrukt <strong>von</strong> dem William STERNs?<br />

IQ = 100 + 15 · (x-M)/SD x… Testwert M… Mittelwert <strong>der</strong> Referenzgruppe<br />

SD… Standardabweichung <strong>der</strong> Rohwerte <strong>der</strong> Referenzgruppe<br />

Wechslers Konstrukt ist altersstabiler; Folgt einer Normalverteilung; Vergleich mit Normalstichprobe<br />

Stern: Vergleich mit Lebensalter<br />

4


3.6 Wo<strong>von</strong> hängt die Stabilität <strong>von</strong> Intelligenzmessungen ab? Welcher Zusammenhang besteht mit dem<br />

Lebensalter? Wodurch können die niedrigen Stabilitätswerte im Kleinkindalter erklärt werden?<br />

Je kürzer das Testintervall, desto höhere Übereinstimmung<br />

Höhere Übereinstimmung je höher die verglichenen Messwerte im Lebensalter liegen<br />

Geringere Reliabilität (r tt < .50) <strong>von</strong> Kleinkind-Intelligenztests<br />

3.7 Gibt es interindividuelle Unterschiede in Bezug auf die Stabilität <strong>der</strong> Intelligenz? Gibt es Hinweise auf<br />

eine Verän<strong>der</strong>ung <strong>von</strong> Intelligenzmaßen in <strong>der</strong> Population?<br />

Es gibt Hinweise, dass intelligentere Personen auch im Längsschnitt höhere Zuwächse erreichen können<br />

Studien in den USA zeigen eine langfristige Erhöhung des mittleren IQ. Auch abhängig vom kulturellen<br />

Umfeld<br />

Tennessee-Studie<br />

Metaanalyse <strong>von</strong> FLYNN<br />

Studie <strong>von</strong> BLOOM<br />

3.8 Können Sie einige konkrete Aufgabengruppen nennen, die <strong>der</strong> Intelligenztest nach WECHSLER umfasst?<br />

Verbale Intelligenz<br />

Allgemeines Wissen<br />

Zahlen nachsprechen<br />

Allgemeines Verständnis<br />

Rechnerisches Denken<br />

Gemeinsamkeiten finden<br />

Wortschatz<br />

Praktische Intelligenz/Handlungsintelligenz<br />

Bil<strong>der</strong> ergänzen<br />

Bil<strong>der</strong> ordnen<br />

Mosaiktest<br />

Figurenlegen<br />

Zahlensymboltest<br />

3.9 Welche Parameter werden zur Validierung <strong>von</strong> Intelligenzmaßen herangezogen?<br />

Schul- und Berufserfolg<br />

3.10 Wie hoch korreliert Intelligenz mit Schulerfolg? Was besagt das „Schwellenmodell“ in Bezug auf den<br />

Zusammenhang <strong>von</strong> Intelligenz und Berufserfolg?<br />

r = .50 - .70<br />

Das Erreichen eines bestimmten Mindestniveaus ist entscheidend für den Zugang zu bestimmten Berufsgruppen,<br />

nicht das Ausmaß an Überschreitung dieses Niveaus.<br />

5


3.11 Auf welchen Annahmen beruht das Intelligenzmodell <strong>von</strong> SPEARMAN? Konnte die Annahme, dass<br />

die spezifischen Intelligenzfaktoren <strong>von</strong>einan<strong>der</strong> unabhängig seien, empirisch bestätigt werden?<br />

Zwei Faktoren Theorie: Allen Intelligenzleistungen liegt ein genereller Intelligenzfaktor (g-factor)<br />

und ein aufgabenspezifischer Faktor zugrunde<br />

Nein: Gruppen <strong>von</strong> Testleistungen korrelieren mitunter höher, als dies aus <strong>der</strong> Korrelation mit dem g-<br />

factor vorhergesagt wird.<br />

3.12 Können Sie einige wesentliche Merkmale <strong>der</strong> hierarchischen Persönlichkeitsmodelle <strong>von</strong> VERNON<br />

angeben?<br />

Glie<strong>der</strong>te g-Faktor in 2 major group factors:<br />

Verbal education<br />

Räumlich motorische Fähigkeiten<br />

Die darunter liegende Hierarchieebene wird durch speziellere Fähigkeiten wie linguistische, mathematische<br />

o<strong>der</strong> Gedächtnisfähigkeiten gebildet<br />

3.13 Auf welchen Grundannahmen beruht das Intelligenzmodell <strong>von</strong> THURSTONE? Können Sie einige<br />

<strong>der</strong> <strong>von</strong> ihm ermittelten „primary abilities“ nennen? Welche gebräuchlichen deutschsprachigen Intelligenztests<br />

beruhen auf dem Intelligenzmodell THURSTONEs?<br />

Intelligenz als Zusammenspiel mehrerer Faktoren<br />

Individuelle Unterschiede entstehen durch die Ausprägung <strong>von</strong> primary mental abilities<br />

‣ verbal comprehension (Begriffsverständnis)<br />

‣ word fluency (assoziative Wortproduktion)<br />

‣ number (einfache Rechenoperationen)<br />

‣ memory (Kurzzeitgedächtnis)<br />

‣ perceptual speed (visuelle Konfigurationen erkennen und unterscheiden)<br />

‣ space (Raumvorstellung, räumliche Perspektive)<br />

‣ reasoning (schlussfolgerndes Denken, Regelerkennen)<br />

Tests<br />

o IST Intelligenz-Struktur-Test<br />

o LPS Leistungsprüfsystem<br />

o PSB Prüfsystem für Schul- und Bildungsberatung<br />

3.14 Auf welchen Grundannahmen beruht das Intelligenzmodell R. B. CATTELLs? Warum nimmt<br />

CATTELL eine dritte Faktorenebene an? Welche konkreten Testverfahren wurden auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> Theorie<br />

CATTELLs entwickelt? Welche Annahmen bestehen hinsichtlich <strong>der</strong> Kulturabhängigkeit <strong>der</strong> CAT-<br />

TELLschen Persönlichkeitsfaktoren?<br />

Es gibt Primärfaktoren und übergeordnete Sekundärfaktoren<br />

a) Fluide Intelligenz (Fähigkeit zur Anpassung an neue Probleme) → kulturfrei (nicht bestätigt!)<br />

b) Kristallisierte Intelligenz (Fertigkeiten auf Grund vorangegangener Lernerfahrungen) → kulturspezifische<br />

Leistung<br />

Da mehrere Faktoren auf a und b laden und beide Sekundärfaktoren mit ca. .50 korrelieren, nimmt<br />

CATTELL eine dritte Faktorenebene an: Frühe fluide Intelligenz und schulisch-bildungsbezogener<br />

Effektivitätsfaktor<br />

Tests<br />

o Progressive Matrices Test <strong>von</strong> RAVEN<br />

o CFT Grundintelligenztest (Deutsche Adaptationen durch WEISS)<br />

6


3.15 Können Sie die wesentlichen Merkmale des Intelligenzmodells <strong>von</strong> J. P. GUILFORD darstellen?<br />

Welche Variablengruppen umfasst es? Können Sie einige Beispiele für die Merkmalsdimensionen innerhalb<br />

dieser Variablengruppen angeben? Welche kritischen Einwände kann man gegen das Modell GUIL-<br />

FORDs vorbringen?<br />

Informationsverarbeitungsmodell; Unterscheidet Input-, Output und Operationsvariablen; Das ergibt<br />

150 mögliche Kombinationen für bestimmte theoretisch unterscheidbare Verarbeitungsprozesse<br />

Beispiele<br />

o Inputseite: Figural, symbolisch, semantisch, Verhalten<br />

o Outputseite: Einheiten, Beziehungen, Transformationen, Klassen, Systeme, Implikationen<br />

o Operationsebene: Kognition, Gedächtnis, Evaluation, divergente / konvergente Produktion<br />

Zu viele Einzelfaktoren (120), lassen sich kaum mehr unterscheiden. Modell könnte auf weniger Dimensionen<br />

reduziert werden<br />

4. Alternativen zum traditionellen Intelligenzkonstrukt: Was sollte ich wissen?<br />

4.1 Was kann man gegen die faktorenanalytischen Intelligenzmodelle kritisch einwenden und welche Gegeneinwände<br />

gibt es dazu?<br />

Welche Faktoren extrahiert werden können, hängt <strong>von</strong> <strong>der</strong> Breite <strong>der</strong> gemessenen Merkmale in <strong>der</strong><br />

Stichprobe ab<br />

Willkür bei Entscheidungen über „Einfachstruktur“ o<strong>der</strong> „hierarchische Lösungen“<br />

Faktorenanalyse ordnet Messtechniken, nicht intellektuelle Fähigkeiten<br />

Gegeneinwände<br />

Trotz unterschiedlicher Methodenansätze zeigen sich gewisse „Invarianten“, z.B. Hinweise auf einen<br />

„Generalfaktor“<br />

Neue probabilistische Modelle können <strong>der</strong> Stichprobenabhängigkeit korrelativer Techniken entgegenwirken<br />

4.2 Was versteht man unter „Prozessanalysen“ <strong>der</strong> Intelligenz und welche Prozesse spielen nach<br />

CARROLL eine Rolle beim Zustandekommen <strong>von</strong> Intelligenzleistungen?<br />

Prozess/Operation, durch die ein bestimmter Organismus eine intelligente Reaktion hervorbringt, d.h. das<br />

Zustandekommen <strong>von</strong> Intelligenzleistungen<br />

Monitoring<br />

Aufmerksamkeit<br />

Reizaufnahme<br />

Perzeptuelle Integration<br />

Einspeichern<br />

Vergleichen<br />

Bilden und Suchen <strong>von</strong> Co-Repräsentationen<br />

Transformation und Ausführen <strong>der</strong> Antwort<br />

4.3 Welche Strategien gibt es nach AMELANG & BARTUSSEK bei <strong>der</strong> Prozessanalyse <strong>von</strong> Intelligenzleistungen?<br />

„Kognitiver-Korrelate-Ansatz“: Suche nach Unterschieden in den kognitiven Prozessen zwischen Kriteriumsgruppen<br />

(Hoch- vs. Niedrigintelligente)<br />

„Kognitiver-Komponenten-Ansatz“: Frage nach Teilprozessen, die für Unterschiede in den Testergebnissen<br />

bei verschiedenen Subtests verantwortlich sind<br />

7


4.4 Welche Dimensionen <strong>der</strong> Intelligenz nimmt das „Berliner Intelligenzstrukturmodell“ <strong>von</strong> A. O. JÄGER<br />

an, welche Operationsklassen unterscheidet es und mit welchem Verfahren kann man die Dimensionen<br />

dieses Modells messen?<br />

Anschauungsgebundenes Denken<br />

Einfallsreichtum und Produktivität<br />

Konzentrationskraft und Tempomotivation<br />

Verarbeitungskapazität, formallogisches Denken und Urteilsfähigkeit<br />

Zahlengebundenes Denken<br />

Sprachgebundenes Denken<br />

Operationsklassen<br />

Einfallsreichtum<br />

Verarbeitungskapazität<br />

Gedächtnis<br />

Bearbeitungsgeschwindigkeit<br />

BIS Berliner Intelligenzstrukturtest<br />

4.5 Können Sie die wesentlichen Aspekte <strong>der</strong> Kritik <strong>von</strong> Ulric NEISSER am Konstrukt <strong>der</strong> „akademischen<br />

Intelligenz“ wie<strong>der</strong>geben?<br />

Tests stellen nur Aufgaben, die<br />

Von an<strong>der</strong>en Personen formuliert wurden<br />

Für die Getesteten kaum <strong>von</strong> intrinsischem Interesse sind<br />

Ausschließlich auf verfügbaren Informationen beruhen<br />

Von den allgemeinen Erfahrungen weitgehend abgehoben sind<br />

→ Erfassen kaum intelligentes Verhalten in „natürlichen Settings“<br />

4.6 Welche alternativen Konstrukte zum traditionellen Intelligenzkonzept wurden im 20. Jhdt. entwickelt?<br />

Soziale Intelligenz<br />

Kreativität<br />

Operative Intelligenz<br />

Emotionale Intelligenz<br />

4.7 Was versteht man unter „sozialer Intelligenz“? Seit wann gibt es dieses Konstrukt und wie kann man<br />

es messen?<br />

Fähigkeit, an<strong>der</strong>e zu verstehen und in zwischenmenschlichen Situationen klug zu agieren<br />

Seit 1920<br />

Mit dem Dreidimensionalen Intelligenz-Struktur-Modell <strong>von</strong> GUILFORD<br />

4.8 Welche Fähigkeiten gehören zum Alltagsverständnis <strong>von</strong> sozialer Kompetenz?<br />

FORD & MIURA (1986)<br />

Prosoziale Fähigkeiten<br />

Sozial-instrumentelle Fähigkeiten<br />

Soziale Anpassungsfähigkeit<br />

Selbstwirksamkeit (self-efficacy)<br />

<strong>Neuer</strong>e Studie <strong>von</strong> KOSMITZKY & JOHN (1993)<br />

Kognitive Fähigkeiten<br />

Verhaltensbezogene Aspekte<br />

Empathische Fähigkeiten<br />

8


4.9 Welche Aspekte <strong>von</strong> „sozialer Intelligenz“ kann man im Hinblick auf den Verhaltensbezug unterscheiden?<br />

Auf welchen dieser Aspekte bezieht sich die „Behaviour“-Ebene GUILFORDs?<br />

Handlungen im Kontext sozialer Beziehungen optimal ausführen<br />

Handlungen und die sie ausführenden Personen richtig wahrnehmen, interpretieren und beurteilen<br />

→ bezieht sich auf diesen Aspekt<br />

4.10 Können Sie Beispiele für Verfahren zur Messung <strong>von</strong> sozialer Intelligenz nennen und einige Merkmalsdimensionen<br />

angeben, die durch dieses Verfahren gemessen werden?<br />

Test nach dem Bil<strong>der</strong>ansatz (O´SULLIVAN & GUILFORD)<br />

o Classes<br />

o Relations<br />

o Systems<br />

o Transformations<br />

Test nach dem Verbalansatz (George-WASHINGTON-Social-Intelligence-Test)<br />

Test nach dem Verhaltenshäufigkeitsansatz<br />

Real-Ansatz (Soziometrischer Empathie-Test nach PROBST)<br />

Persönlichkeitsfragebogen (Zu Machiavellismus und Empathiefähigkeit)<br />

4.11 Welche Komponenten des intelligenten Handelns unterscheidet das Intelligenzmodell <strong>von</strong> R. J.<br />

STERNBERG? Welche Subtheorien umfasst es und was ist <strong>der</strong> Erklärungsanspruch dieser Subtheorien?<br />

Analytische („akademische“)<br />

Kreative<br />

Praktische Intelligenz<br />

Drei Subtheorien<br />

Componential sub theory: Aussagen über Struktur und Mechanismen, die intelligentem Verhalten zu<br />

Grunde liegen<br />

Experiential sub theory: Nimmt an, dass intelligentes Verhalten danach beurteilt werden muss, wieweit<br />

es sich auf vertraute Aufgaben und Situationen bezieht<br />

Contextual sub theory: Intelligentes Verhalten wird durch den soziokulturellen Kontext bestimmt und<br />

schließt Anpassung an die Umwelt, Wahl günstiger Umweltkontexte und gezielte Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />

Umwelt ein<br />

4.12 Von wem stammt das Konstrukt <strong>der</strong> „emotionalen Intelligenz“ und wie wurde es <strong>von</strong> den Autoren<br />

definiert? Durch wen wurde dieses Konstrukt popularisiert?<br />

SALOVEY & MAYER (1990)<br />

Teilkomponente <strong>der</strong> sozialen Intelligenz: Fähigkeit die eigenen Gefühle und die <strong>von</strong> an<strong>der</strong>en zu verstehen,<br />

und diese Fähigkeit zu nutzen um Gedanken und Handlungen zu lenken<br />

Durch GOLEMAN (1995)<br />

4.13 Wodurch unterscheiden sich „emotional intelligentere“ Personen <strong>von</strong> Personen mit geringerer emotionaler<br />

Intelligenz?<br />

Emotional intelligentere Personen<br />

Nehmen Emotionen schneller und genauer wahr und reagieren angemessener darauf<br />

Bringen Emotionen gezielter zum Ausdruck<br />

Reagieren sozial angepasst auf Emotionen<br />

Regulieren Emotionen bei sich und an<strong>der</strong>en, dadurch können sie soziale Situationen beeinflussen<br />

Nutzen eigene Emotionen für die Lösung verschiedener Problemsituationen<br />

9


4.14 Welche „Fähigkeitsbereiche“ umfasst das Konstrukt „emotionale Intelligenz“ in <strong>der</strong> revidierten<br />

Fassung (SALOVEY & MAYER, 1997)? Können Sie einige Beispiele für die damit verbundenen Fähigkeiten<br />

anführen?<br />

Wahrnehmen, Bewertung und Ausdruck <strong>von</strong> Emotionen (Bsp. Emotionen anhand körperlicher Zustände,<br />

Gedanken und am Klang <strong>von</strong> Sprache erkennen, Ehrlichkeit und Unehrlichkeit unterscheiden<br />

können)<br />

Emotionale För<strong>der</strong>ung des Denkens (Bsp. För<strong>der</strong>ung <strong>von</strong> Entscheidungen)<br />

Verstehen und Analysieren <strong>von</strong> Emotionen und Anwendung emotionalen Wissens (Bsp. Emotionen<br />

benennen, interpretieren, unterscheiden können)<br />

Reflektierte Regulation <strong>von</strong> Emotionen im Interesse <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung emotionalen und intellektuellen<br />

Wachstums (Bsp. Für angenehme und unangenehme Gefühle offen sein, Emotionen aus verschiedenen<br />

Perspektiven betrachten, Emotionen bei sich und an<strong>der</strong>en regulieren)<br />

4.15 Können Sie einige Beispiele für Verfahren anführen, durch die das Konstrukt „emotionale Intelligenz“<br />

bzw. die damit verbundenen konkreten Fähigkeiten gemessen werden können?<br />

Selbstbeschreibungsmethoden<br />

<br />

„Alexitymie“-Skalen, Trait Meta Mood Scale <strong>von</strong> SALOVEY et al. zur Erfassung <strong>der</strong> Sensitivität<br />

für eigene Emotionen<br />

Empathie-Skala nach HOGAN<br />

Performanzmaße<br />

Levels of Emotional Awareness Scale <strong>von</strong> LANE et al.<br />

Chapin Social Insight Test, Communication of Affect Receiving Ability <strong>von</strong> BUCK<br />

4.16 Welche Aspekte <strong>von</strong> Intelligenz unterscheidet die „Theorie <strong>der</strong> multiplen Intelligenzen“ <strong>von</strong> Howard<br />

GARDNER?<br />

Logisch-mathematische<br />

Sprachliche<br />

Räumliche<br />

Musikalische<br />

Körperlich-kinästhetische<br />

Intrapersonale<br />

Interpersonale<br />

(1995) Naturforscherische<br />

(2000) Existentielle Intelligenz<br />

4.17 Welche wissenschaftlich-pädagogischen Forschungsprojekte wurden auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> Theorie<br />

GARDNERs realisiert und in welcher Form wurden in diesen Projekten die Intelligenzdimensionen erhoben?<br />

„Project Zero“: Untersuchung <strong>der</strong> Entwicklung <strong>von</strong> Lernprozessen bei Kin<strong>der</strong>n, Erwachsenen und<br />

Organisationen in Form <strong>von</strong><br />

o Bedingungen, unter denen qualitative Arbeit geleistet werden kann<br />

o Interdisziplinäre Programme in Schulen<br />

„Spectrum“: Entwicklung <strong>von</strong> Alternativen zur herkömmlichen Leistungsmessung. Mittels Ratingskala<br />

wurden die Leistungen <strong>von</strong> Kin<strong>der</strong>n bei insgesamt 15 Tätigkeiten in den Bereichen Sprache,<br />

Mathe, Musik, Kunst, soz. Verständnis, mechanisches Verständnis und Bewegung beobachtet. Bewertung<br />

anhand <strong>von</strong> Beobachtung<br />

10


4.18 Wie wird in <strong>der</strong> aktuellen Diskussion das Modell GARDNERs bewertet?<br />

ASENDORPF: „verdienstvoll“, aber Hypothesen empirisch nicht ernsthaft überprüft<br />

GARDNER: Sieht seine Befunde als empirisch überprüft, da sie auf deskriptiven Befunden basieren<br />

WEBER und WESTMAYER: Gardners Ansatz sei überzeugen<strong>der</strong> als an<strong>der</strong>e, wäre aber nur durch<br />

lebenslanges Inventarisieren überprüfbar<br />

EYSENCK (2004): Spricht <strong>von</strong> „kurioser Zusammenstellung“<br />

5. Kreativität: Was sollte ich wissen?<br />

5.1 Seit wann gibt es das Konstrukt „Kreativität“ als Forschungsgegenstand <strong>der</strong> Persönlichkeitspsychologie<br />

und in welcher Weise hat sich das Verständnis dieses Konstrukts seither gewandelt?<br />

Erste Ansätze bei Francis GALTON<br />

Längere Zeit überwogen eigenschaftstheoretische Konzepte (z.B. STERNBERG)<br />

<strong>Neuer</strong>e systemtheoretische Konzepte sehen „Kreativität“ als gesellschaftliches Konstrukt<br />

5.2 Wie sah GUILFORD das Verhältnis <strong>von</strong> Intelligenz und Kreativität und mit welchen Merkmalsdimensionen<br />

seines eigenen Persönlichkeitsmodells setzt er diese beiden Konstrukte in Verbindung?<br />

Geht <strong>von</strong> einem Schwellenmodell aus, wonach hohe Kreativität überdurchschnittliche Intelligenz voraussetzt.<br />

Umgekehrt ist hohe Intelligenz nicht zwangsläufig mit hoher Kreativität verbunden (r = .50)<br />

Intelligenz: Konvergentes Denken<br />

Kreativität: Divergentes Denken<br />

5.3 Können Sie Beispiele für Verfahren zur Messung <strong>von</strong> Kreativität angeben?<br />

GUILFORD Tests<br />

Minnesota Tests of Creative Thinking (TORRANCE)<br />

Fragebogenverfahren nach GOUGH<br />

Kreativitätstest für Vorschul- und Schulkin<strong>der</strong> (KVS-P) <strong>von</strong> KRAMPEN et al.<br />

5.4 Welche Phasen kreativer Prozesse kann man nach GUILFORD unterscheiden?<br />

Erfassung des zu lösenden Problems<br />

Produktion einer Vielfalt <strong>von</strong> problemrelevanten Ideen<br />

Evaluation <strong>der</strong> Problemlösungen und Auswahl <strong>der</strong> effektivsten Lösung<br />

Problembezogenes Schlussfolgern<br />

5.5 Wie wird „Kreativität“ im Rahmen psychoanalytischer Modelle interpretiert?<br />

Kreativität ist durch „regressive“ Prozesse gekennzeichnet, weil unbewusst ablaufende, vorbegriffliche<br />

Assoziationsvorgänge (Primärprozesse), die für kreatives Denken verantwortlich sind, im Alltag weitgehend<br />

durch das abstrakte, logische und realitätsorientierte Denken (Sekundärprozesse) unterdrückt werden<br />

5.6 Was versteht man im Sinne <strong>von</strong> DEBONO unter „lateralem Denken“?<br />

Ist die Spielart <strong>der</strong> Kreativität, die im Unterschied zum vertikalen Denken in <strong>der</strong> Lage ist, die Richtung zu<br />

än<strong>der</strong>n. Merkmale:<br />

Richness statt rightness<br />

Generative stallt selective<br />

Provokation statt Analyse<br />

11


5.7 Wie wird „Kreativität“ im Rahmen des „humanistischen Ansatzes“ interpretiert?<br />

Interaktion zwischen bewussten und unbewussten Prozessen. För<strong>der</strong>ung durch Abbau <strong>von</strong> Bewusstseinsschranken<br />

und Zulassen <strong>der</strong> natürlichen Selbstentfaltung des Denkens<br />

5.8 Wie definiert STERNBERG „Kreativität“ und welche Komponenten <strong>von</strong> Kreativität unterscheidet er?<br />

Fähigkeit, Arbeit zu produzieren, die originell, unerwartet und nützlich ist<br />

Intellektuelle Komponente<br />

Persönliche Komponente<br />

Stilkomponente<br />

5.9 Was versteht STERNBERG unter <strong>der</strong> „investment theory“ bzw. unter <strong>der</strong> „propulsion theory“ <strong>der</strong><br />

Kreativität?<br />

Investment theory: Kreative Menschen „buy low and sell high in the world of ideas“<br />

Propulsion theory: Kreativität als Instrument zur Erlangung sozialer „lea<strong>der</strong>ship“<br />

5.10 Können Sie das systemtheoretische Konzept <strong>von</strong> Kreativität <strong>von</strong> CSIKSZENTMIHALYI charakterisieren?<br />

3 formierende Kräfte zur Entstehung <strong>von</strong> Kreativität<br />

Individuum<br />

Spezifischer Bereich<br />

Soziale Umgebung<br />

Kreativität als kulturelles Gegenstück zum genetischen Verän<strong>der</strong>ungsprozess. Merkmal <strong>von</strong> Personen,<br />

Ideen und Gegenständen, das erst in <strong>der</strong> Nutzung und Bewertung durch gesellschaftliche Gruppen Sinn<br />

erhält<br />

5.11 Welche Folgen für das Verständnis des Konstrukts „Kreativität“ ergeben sich aus den systemtheoretischen<br />

Ansätzen (z.B. nach WESTMAYER, 2001)?<br />

Kreativität ist<br />

Keine Eigenschaft <strong>von</strong> Produkten<br />

Kein Merkmal <strong>von</strong> Personen<br />

Keine Charakteristik bestimmter Problemlöseprozesse<br />

Nicht mit Hilfe <strong>von</strong> „Kreativitätstests“ erfassbar<br />

Ein „sozial definierter Begriff“<br />

Kann nur interdisziplinär erfasst werden<br />

Kann nur durch eine interdisziplinäre Operationalisierung auch quantitativ erfasst werden<br />

6. Intelligenz und Intelligenzunterschiede III: Neuropsychologische Korrelate, Anlage- und Umweltbedingtheit,<br />

Geschlechtsunterschiede – Was sollte ich wissen?<br />

6.1 Welche physiologischen Prozesse sind mit Intelligenzleistungen verbunden und welche Rolle spielt<br />

dabei die Verarbeitungsgeschwindigkeit?<br />

Externe, sensorische Informationen aufnehmen<br />

Informationen im Kurzzeitgedächtnis zwischenspeichern und wie<strong>der</strong> abrufen<br />

Informationen im Langzeitgedächtnis speichern und wie<strong>der</strong> abrufen<br />

→ Unterschiede in <strong>der</strong> Verarbeitungsgeschwindigkeit sind mögliche Ursachen <strong>von</strong> Intelligenz-<br />

Unterschieden<br />

12


6.2 Welche Beobachtungsparameter spielen in <strong>der</strong> psychophysiologischen Intelligenzforschung eine Rolle?<br />

Evozierte Potentiale (Kürzere Latenz bei hoher Intelligenz)<br />

Hirnstoffwechsel (Wenig, dafür effizientere Aktivierung bei Intelligenteren)<br />

Topographische Aktivierungsmuster (Weniger Intelligente zeigen stärkere und unspezifischere Aktivierung)<br />

6.3 Durch welche Publikationen wurde die Anlage-Umwelt-Debatte in Bezug auf die Intelligenz im 20.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>t in beson<strong>der</strong>er Weise aktualisiert? Welche Thesen hat Arthur JENSEN in diesem Zusammenhang<br />

vertreten?<br />

JENSEN: How much can we boost IQ and scholastic achievement?<br />

JENSEN: The Bell Curve. Intelligence and Class Structure in American Life<br />

Thesen:<br />

IQ ist eine biologische, genetisch verankerte Größe und kein statistisches Maß für soziokulturelle<br />

Einflüsse<br />

Rasse ist eine biologische Realität, kein soziales Konstrukt<br />

Der Unterschied <strong>von</strong> 15 IQ-Punkten zwischen Schwarzen und Weißen in den USA ist zum Teil genetisch<br />

bedingt<br />

6.4 Was besagt das „Cleary-Kriterium“ in Bezug auf die Kulturunabhängigkeit <strong>von</strong> Intelligenz-<br />

Testverfahren?<br />

Anne CLEARY (1968): „Ein Test ist fair, wenn er in keiner <strong>der</strong> miteinan<strong>der</strong> verglichenen Gruppen zu<br />

einer systematischen Über- o<strong>der</strong> Unterschätzung <strong>der</strong> Kriteriumswerte führt.“<br />

6.5 Inwiefern haben sich empirische Befunde zur Anlage- bzw. Umweltabhängigkeit <strong>von</strong> Intelligenzunterschieden<br />

in Adoptionsstudien als methodenabhängig erwiesen? Welche Fehlerquellen muss man dabei in<br />

Betracht ziehen?<br />

Korrelationsstudien zeigen eine höhere Übereinstimmung des IQ <strong>von</strong> Adoptivkin<strong>der</strong>n mit dem ihrer<br />

leiblichen Müttern als mit jenem <strong>der</strong> Adoptiveltern, sprechen also eher für einen stärkeren genetischen<br />

Einfluss<br />

Mittelwertsvergleiche zeigen dagegen eine Annährung <strong>der</strong> Testwerte <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> an jene <strong>der</strong> Adoptiveltern<br />

und unterstützen daher die sozialisationstheoretische Auffassung<br />

Fehlerquellen: Fehlende Angaben über den IQ <strong>der</strong> leiblichen Väter und eine mögliche „selektive Milieuwahl“<br />

bei <strong>der</strong> Adoption<br />

6.6 Welche Argumente lassen sich gegen die Behauptung EYSENCKs vorbringen, Intelligenz sei „zu 70 %<br />

anlage- und zu 30 % umweltbedingt“?<br />

Hängt <strong>von</strong> sehr vielen Randbedingungen ab<br />

Berücksichtigte nicht, dass auch die Erbe-Umwelt-Kovariation und Erbe-Umwelt-Interaktionen eine<br />

Rolle spielen<br />

6.7 Inwiefern kann man Intelligenzunterschiede durch Genom-Umwelt-Interaktion erklären?<br />

Es hängt <strong>von</strong> <strong>der</strong> Umwelt ab, welche genetischen Anlagen wirksam werden bzw. <strong>von</strong> den genetischen<br />

Anlagen, welche Umwelteinflüsse in welchem Ausmaß wirksam werden<br />

13


6.8 Welche Arten <strong>von</strong> Genom-Umwelt-Kovarianz unterscheidet man nach PLOMIN und inwiefern kann<br />

man Intelligenzunterschiede durch Genom-Umwelt-Kovarianz erklären?<br />

G-U-Kovarianz kommt zustande weil:<br />

Menschen genetisch beeinflusste Tendenzen haben, bestimmte Umwelten aufzusuchen (aktive)<br />

Umwelt auf genetische Anlagen des Menschen reagiert (reaktive)<br />

Kin<strong>der</strong> <strong>von</strong> ihren Eltern auch ein den Genen angepasstes Entwicklungsmilieu erben (passive G-U-K)<br />

6.9 Inwiefern verän<strong>der</strong>t sich <strong>der</strong> genetische Einfluss auf kognitive Fähigkeitsunterschiede über die Lebensspanne<br />

hinweg?<br />

In den ersten Lebensjahren starke wechselseitige Anpassung <strong>von</strong> Genen und Umwelt<br />

Später haben individuelle Faktoren eine größere Bedeutung, die vor allem die fluide Denkfähigkeit<br />

beeinflussen. Sprachliche Fähigkeiten, die stark mit <strong>der</strong> formalen Bildung korrelieren, bleiben erhalten<br />

6.10 Lässt sich Intelligenz durch Training verbessern? Wodurch können solche „Trainingseffekte“ erklärt<br />

werden?<br />

Fraglich, ob Intelligenz an sich o<strong>der</strong> nur IQ verbessert wird<br />

Fraglich, ob sich die Leistungsfähigkeit erhöht o<strong>der</strong> „nur“ die Motivation<br />

Fraglich, ob <strong>der</strong>artige Verän<strong>der</strong>ungen dauerhaft sind o<strong>der</strong> nur Kurzzeiteffekte<br />

6.11 Welche Varianzanteile <strong>der</strong> Intelligenz kann man nach ASENDORPF unterscheiden und was lässt<br />

sich daraus für die Frage <strong>der</strong> Anlage- bzw. Umweltbedingtheit <strong>von</strong> Intelligenz ableiten?<br />

32 % additiver genetischer Varianzanteil<br />

19 % nicht additiver genetischer Varianzanteil (Interaktion)<br />

39 % umweltbedingter Varianzanteil<br />

10 % Fehlervarianz<br />

Der genetische Varianzanteil (50 %) lässt umweltbedingte Variation zu, <strong>der</strong> Umwelt-Varianzanteil (40 %)<br />

lässt genetisch bedingte Variation zu<br />

6.12 Gibt es in Bezug auf generelle Intelligenzfaktoren Geschlechtsunterschiede?<br />

Nein, nur in Bezug auf spezielle Funktionsbereiche<br />

6.13 Welche Geschlechtsunterschiede gibt es in Bezug auf spezielle Intelligenzleistungen?<br />

Frauen: Verbal besser (Redegewandtheit)<br />

Männer: Besseres räumliches Vorstellen und technisches Verständnis; häufiger Leseschwäche und<br />

Legasthenie<br />

Mathematik: Bei Hochbegabten und Frühbegabten gibt es einen eindeutigen Vorsprung <strong>der</strong> Männer,<br />

mit Aufgabenschwierigkeit und Lebensalter wächst dieser Vorsprung noch<br />

7. Individuelle Unterschiede in speziellen Leistungsbereichen: Was sollte ich wissen?<br />

14


7.1 Warum können individuelle Unterschiede in Bezug auf die Fähigkeit, komplexe Probleme zu lösen, nur<br />

begrenzt auf das Konstrukt „Intelligenz“ zurückgeführt werden? Welche Faktoren spielen zusätzlich eine<br />

Rolle?<br />

Das traditionelle Konstrukt „Intelligenz“ erklärt nur unzureichend interindividuelle Unterschiede<br />

Lernabhängige Wissensunterschiede<br />

Motivationale und emotionale Variablen<br />

7.2 Können Sie die wesentlichen Merkmale des Modells „Lohhausen“ <strong>von</strong> DÖRNER et al. beschreiben?<br />

Stellt VPn die Aufgabe, in einer fingierten Kleinstadt („Lohhausen“) strukturell relevante Entscheidungen<br />

(Bau- und Verkehrsmaßnahmen, Industrieansiedlung etc.) zu treffen. Die Entwicklung dieser virtuellen<br />

Stadt hängt dabei <strong>von</strong> ca. 2000 Variablen ab, die <strong>von</strong> den VPn beeinflusst werden können<br />

7.3 Wodurch kann die Komplexität <strong>von</strong> Problemen bedingt sein und welche grundlegenden Eigenschaften<br />

komplexer Probleme kann man unterscheiden?<br />

Anzahl <strong>der</strong> implementierten Variablen<br />

Anzahl <strong>der</strong> Verknüpfungen zwischen ihnen<br />

Art <strong>der</strong> Verknüpfung<br />

‣ Komplexität<br />

‣ Vernetztheit<br />

‣ Dynamik<br />

‣ Intransparenz<br />

‣ Polytelie (Mehrzahl <strong>von</strong> Zielvariablen)<br />

7.4 Welche Phasen unterscheidet man im Prozess des Lösens komplexer Aufgaben und welche Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

ergeben sich dabei in den einzelnen Phasen an das Individuum?<br />

Datensammlung: Fähigkeit, aktiv nach relevanten Daten zu suchen, um ein adäquates Bild <strong>der</strong> Problemsituation<br />

zu erhalten<br />

Zielfindung und Zielbalancierung: Erkennen <strong>von</strong> Wi<strong>der</strong>sprüchen zwischen Teilzielen und Abwägen<br />

des Ressourceneinsatzes in Bezug auf die Erreichung dieser Ziele<br />

Planung und Umgang mit Absichten: Koordination <strong>von</strong> Entscheidungen in Bezug auf wi<strong>der</strong>sprechende<br />

Absichten<br />

Verarbeitung <strong>von</strong> Rückmeldungen: Fähigkeit, auf sich än<strong>der</strong>nde Erfolgswahrscheinlichkeiten einzugehen<br />

7.5 Welche Determinanten <strong>der</strong> Fähigkeit zum Lösen komplexer Probleme werden in <strong>der</strong> Forschungsliteratur<br />

üblicherweise unterschieden?<br />

Intelligenz<br />

Wissensunterschiede<br />

„Heuristische Kompetenz“<br />

„Kognitive Komplexität“<br />

15


7.6 In welchem Ausmaß korrelierte die Fähigkeit zum komplexen Problemlösen in <strong>der</strong> „Lohhausen-<br />

Studie“ mit <strong>der</strong> Intelligenz und welche Ursachen wurden dafür angenommen?<br />

Korreliert überhaupt nicht mit Intelligenz<br />

Intelligenz misst Leistung unter transparenten Bedingungen, die in <strong>der</strong> Realität kaum gegeben sind<br />

Allgemeine Intelligenzmaße sind zu global<br />

Kriterien zur Bewertung <strong>von</strong> Problemlöse-Leistungen sind nicht ausreichend valide<br />

7.7 Was versteht DÖRNER unter „heuristischer Kompetenz“ und wie unterscheiden sich heuristisch<br />

Hochkompetente <strong>von</strong> Personen mit niedriger heuristischer Kompetenz?<br />

Allgemeine Kompetenz für die Bewältigung <strong>von</strong> Unbestimmtheit und Komplexität<br />

Personen, die eine niedrige heuristische Kompetenz aufweisen, greifen bei Problembearbeitungen<br />

rasch auf intuitive bzw. emotional gesteuerte Strategien zurück<br />

Heuristisch Hochkompetente versuchen länger und erfolgreicher, durch rationale Problembearbeitung<br />

und Selbstreflexion neue Problemzugänge und neue Strategien <strong>der</strong> Problembewältigung zu entwickeln<br />

7.8 Was bedeutet „kognitive Komplexität“ und wodurch kann man Personen mit hoher kognitiver Komplexität<br />

identifizieren?<br />

Wird durch die Anzahl und Eigenschaften <strong>der</strong> Dimensionen definiert, die Individuen zur kognitiven<br />

Strukturierung <strong>von</strong> Gegenstandsbereichen verwenden<br />

Hochkomplexe Personen berücksichtigen vielfältige Aspekte in ihrer Planung, so dass ihnen das Erreichen<br />

aktueller sowie zukünftig relevanter Ziele ermöglicht wird<br />

7.9 Im Hinblick auf welche Merkmale kann man individuelle Unterschiede bei Konzentrationsleistungen<br />

feststellen und wieweit sind diese <strong>von</strong> Alter und Geschlecht abhängig?<br />

Dauer<br />

Tempo: Steigt ab 6. Lj. bis Erwachsenenalter; Spätere Abnahme ist aufgabenabhängig<br />

Qualität<br />

Tempo und Qualität sind bei Mädchen besser, Unterschiede verschwinden aber in <strong>der</strong> Adoleszenz<br />

7.10 Auf welchen Ebenen können individuelle Unterschiede in Bezug auf Lern- und Gedächtnisleistungen<br />

auftreten?<br />

Kapazität Arbeitsgedächtnis<br />

Qualität deklaratives Metagedächtnis<br />

Qualität exekutives Metagedächtnis<br />

Konkreten Lern- und Merkstrategien<br />

Gedächtnisrelevantes Vorwissen<br />

7.11 Wodurch können individuelle Unterschiede in <strong>der</strong> Gedächtnisspanne erklärt werden und mit welchen<br />

an<strong>der</strong>en Merkmalen korrelieren sie?<br />

Hängen z.B. mit <strong>der</strong> Geschwindigkeit zusammen, mit <strong>der</strong> Items identifiziert bzw. intern memoriert<br />

werden. Die Gedächtnisspanne verweist auf eine funktionale Verarbeitungskapazität, die sich aus<br />

strukturellen und prozessualen Leistungsmerkmalen ergibt<br />

Korrelieren mit <strong>der</strong> allgemeinen intellektuellen Leistungsfähigkeit und mit dem Lebensalter<br />

16


7.12 Was bedeutet <strong>der</strong> Begriff „Metakognition“ und welche Aspekte kann man dabei unterscheiden? Inwiefern<br />

beeinflussen Metakognitionen Behaltensleistungen?<br />

Wissen über eigene kognitive Prozesse (deklarativer Aspekt) und die Kontrolle <strong>der</strong> eigenen kognitiven<br />

Aktivitäten (exekutiver Aspekt)<br />

Zusammenhang zwischen Metagedächtnis und Gedächtnisleistung steigt mit <strong>der</strong> Schwierigkeit und<br />

Komplexität <strong>der</strong> verwendeten Lernaufgabe<br />

7.13 Besteht ein Zusammenhang zwischen Intelligenz und Gedächtnisleistungen? Welche Erklärungen<br />

gibt es dafür?<br />

Nur mäßig (r = .40); Beruht im Wesentlichen auf <strong>der</strong> Intelligenzabhängigkeit <strong>von</strong> Strategien und Metakognitionen<br />

sowie auf dem Zusammenhang zwischen <strong>der</strong> Geschwindigkeit <strong>der</strong> Informationsverarbeitung<br />

und <strong>der</strong> funktionalen Kapazität des Arbeitsgedächtnisses<br />

7.14 Welche Zusammenhänge bestehen zwischen Extraversion/Introversion und Lernleistung?<br />

Leistungen Extravertierter sind in stärkerem Maß <strong>von</strong> Belohnung abhängig, die Introvertierter in stärkerem<br />

Maß <strong>von</strong> Bestrafung<br />

Introvertierte haben ein vorsichtigeres Entscheidungsverhalten als Extravertierte<br />

Bei ansteigen<strong>der</strong> Aufgabenschwierigkeit ist <strong>der</strong> Leistungsabfall Introvertierter stärker als <strong>der</strong> Extravertierter<br />

Introvertierte werden durch Ablenkung in ihrer Leistung stärker beeinträchtigt als Extravertierte<br />

Extravertierte zeigen kurzfristig bessere Behaltensleistungen, Introvertierte dagegen langfristig<br />

Beim Abruf <strong>von</strong> schwer zugänglichen Informationen aus dem Langzeitgedächtnis sind Introvertierte<br />

weniger effizient als Extravertierte<br />

7.15 In Bezug auf welche Komponenten des Sprachvermögens können individuelle Unterschiede auftreten?<br />

Lexikalische<br />

Phonologische<br />

Morphologische<br />

Syntaktische<br />

Semantische Komponente<br />

7.16 Welche Auffassungen bzw. Theorien gibt es in Bezug auf genetische bzw. umweltbedingte Ursachen<br />

<strong>von</strong> individuellen Unterschieden im Sprachvermögen und Sprachgebrauch?<br />

BERNSTEIN (1972, Soziolinguistische Theorie) unterscheidet den „restringierten Code“ <strong>der</strong> Unterschichen<br />

vom „elaborierten Code“ <strong>der</strong> Mittel- und Oberschichten<br />

JENSEN nimmt genetische Ursache <strong>von</strong> Unterschieden im Sprachvermögen an; gilt als überholt<br />

KLEIN (1995) meint, die Code-Theorie sei bis heute we<strong>der</strong> empirisch bestätigt, noch wi<strong>der</strong>legt worden<br />

7.17 Was versteht man unter „kognitiven Stilen“? Können Sie ein Beispiel dafür angeben?<br />

Spiegeln individuelle Unterschiede in <strong>der</strong> Art <strong>der</strong> Informationsverarbeitung wi<strong>der</strong><br />

Bsp. „Feldabhängigkeit vs. Feldunabhängigkeit“<br />

17


7.18 Was versteht man unter „Feldabhängigkeit“ bzw. „Feldunabhängigkeit“? Mit welchem Testverfahren<br />

wurde diese Dimension vor allem gemessen? Wer hat dieses Verfahren entwickelt und auf welchen<br />

älteren Theorieansatz geht dieses Verfahren zurück?<br />

Feldabhängigkeit: Hohe Abhängigkeit <strong>von</strong> externen Bezugssystemen; Geht mit einer geringen psychischen<br />

Differenziertheit und hoher sozialer Kompetenz einher<br />

Feldunabhängigkeit: Hohes Maß an Autonomie und Fähigkeit zur kognitiven Umstrukturierung<br />

Embedded-Figures-Test (EFP), geht auf die <strong>von</strong> GOTTSCHALDT entwickelten Wahrnehmungsaufgaben<br />

zurück und wurde <strong>von</strong> WITKIN entwickelt<br />

7.19 Welche empirischen Befunde gibt es zum Zusammenhang <strong>von</strong> „Feldabhängigkeit“ bzw. „Feldunabhängigkeit“<br />

mit Leistungsmerkmalen?<br />

Bei Feldabhängigen ist die Behaltensleistung viel stärker <strong>von</strong> Kontextmerkmalen bei <strong>der</strong> Informationsaufnahme<br />

abhängig als bei Feldunabhängigen<br />

Feldunabhängige nutzen Lern- und Gedächtnisstrategien flexibler als Feldabhängige<br />

Feldunabhängige nutzen beim Textlernen textrelevantes Vorwissen erfolgreicher als Feldabhängige;<br />

Effekt verschwindet aber bei statistischer Kontrolle <strong>der</strong> verbalen Intelligenz. Es liegt daher <strong>der</strong><br />

Schluss nahe, dass „Feldabhängigkeit“ „eher intelligenzverwandte Fähigkeiten als individuelle Präferenzen<br />

<strong>der</strong> Informationsverarbeitung repräsentiert“<br />

7.20 Wie beurteilt man in <strong>der</strong> neueren Literatur den Stellenwert des Konstrukts „Feldabhängigkeit / Feldunabhängigkeit“?<br />

Nach TIEDEMANN (1995) gründet sich die hohe Attraktivität <strong>der</strong> Dimension „Feldabhängigkeit“ vor<br />

allem „auf <strong>der</strong> gelungenen Kombination eines viel versprechenden Konzepts in Form einer persönlichkeits-<br />

und entwicklungsbezogenen Prozessdimension in Verbindung mit einer zuverlässigen, effektstarken<br />

Operationalisierung in Form des EFT.“<br />

7.21 Was versteht man unter <strong>der</strong> kognitiven Stildimension „Reflexivität vs. Impulsivität“? Mit welcher<br />

Methode kann diese Dimension gemessen werden und welche Probleme sind mit diesem Messverfahren<br />

verbunden?<br />

Ausmaß, in dem Personen bei Unsicherheit beim Lösen <strong>von</strong> Aufgaben mögliche Lösungen reflektieren<br />

MFFT Matching-Familiar-Figures-Test<br />

Probleme<br />

o Geringe Retest-Reliabilität<br />

o Mangelhafte Konstruktvalidität<br />

o Hohe Kovariation mit Intelligenzbefunden<br />

8. Typologien und faktorenanalytische Gesamtsysteme <strong>der</strong> Persönlichkeit – Was sollte ich wissen?<br />

8.1 Können Sie historische Beispiele für Temperamentstypologien und Konstitutionstypologien angeben?<br />

Temperamentstypologien: Charakterausprägungen nach HIPPOKRATES; Weiterentwicklung durch<br />

GALEN, LAVATER, KANT, EYSENCK und PAVLOV<br />

Konstitutionstypologien: KRETSCHMER: Zusammenhang zwischen Körperbau und Temperament;<br />

Ähnliche Typologie nach SHELDON<br />

18


8.2 Welche Charakterausprägungen unterscheidet die Typologie des HIPPOKRATES und worauf wird<br />

darin die individuelle Charakterausprägung zurückgeführt?<br />

„cholerisch“, „phlegmatisch“, „melancholisch“ und „sanguinisch“<br />

Individuelle Mischung <strong>der</strong> Körpersäfte<br />

8.3 Können Sie den Zusammenhang zwischen <strong>der</strong> hippokratischen Temperamentenlehre und dem Persönlichkeitsmodell<br />

<strong>von</strong> EYSENCK angeben?<br />

EYSENCK stellte einen Zusammenhang zwischen <strong>der</strong> Temperamentenlehre und seinen beiden Grunddimensionen<br />

„Extraversion“ und „Neurotizismus“ her<br />

8.4 Welche Konstitutionstypen unterschied Ernst KRETSCHMER und in welcher Weise werden diese Typen<br />

mit psychischen Krankheiten in Beziehung gesetzt?<br />

Leptosome: Schizophrenie<br />

Athletiker: Epilepsie<br />

Pykniker: Manisch-depressives Irresein (Zirkuläre Störungen)<br />

Dysplastiker: Endokrine Störungen, die klinisch nicht nachweisbar sein müssen<br />

8.5 Welche Konstitutionstypen unterschied William SHELDON und welche Temperamente werden den<br />

einzelnen Typen dabei zugeordnet?<br />

Endomorph: Viszerotonie<br />

Mesomorph: Somatotonie<br />

Ektomorph: Zerebrotonie<br />

8.6 Wie kann man die durch die Konstitutionstypologien postulierten Zusammenhänge zwischen Körperbau<br />

und Charakter erklären?<br />

Gemeinsame Hintergrundvariablen (z.B. hormonale Steuerung) könnten das körperliche Erscheinungsbild,<br />

Erregbarkeit und psychische Vulnerabilität beeinflussen<br />

Durch den Körperbau bedingte „Stärken“ verstärken entsprechende psychische Reaktionsbereitschaften,<br />

„Min<strong>der</strong>wertigkeiten“ bestimmte Kompensationsmechanismen<br />

Reaktionen <strong>der</strong> Umwelt auf ein bestimmtes körperliches Erscheinungsbild könnte spezifische psychische<br />

Reaktionen bewirken<br />

Artekfakte durch mangelnde Objektivität <strong>der</strong> Testmethoden<br />

8.7 Können Sie die bedeutendsten faktorenanalytischen Gesamtsysteme <strong>der</strong> Persönlichkeit angeben?<br />

Faktorensystem <strong>von</strong> GUILFORD<br />

System <strong>von</strong> R. B. CATTELL<br />

Drei-Faktoren-Modell <strong>von</strong> EYSENCK<br />

Fünf-Faktoren-Modell („Big Five“)<br />

8.8 Können Sie die diesen Modellen gemeinsame Hierarchie <strong>der</strong> Merkmalsebenen darstellen?<br />

Unterste Ebene: Direkt beobachtbare Verhaltensweisen<br />

Erste Abstraktionsebene: Situationsübergreifende Verhaltenstendenzen; „Hexis-Niveau“/„habits“<br />

Zweite Abstraktionsebene: Persönlichkeitsmerkmale; „primary traits“<br />

Dritte Abstraktionsebene: Typen<br />

19


8.9 Wie viele Faktoren (primary traits) umfasst das Modell <strong>von</strong> GUILFORD? Warum wurden die ursprünglich<br />

13 Faktoren auf 10 Faktoren reduziert?<br />

Ursprünglich 13, dann 10<br />

Weil 4 Skalen sehr hoch miteinan<strong>der</strong> korrelierten und er diese daher zu einer neuen Skala (Emotional<br />

Stability) zusammenfasste<br />

8.10 Nahm GUILFORD Unabhängigkeit seiner Persönlichkeitsfaktoren an? Wurde diese Unabhängigkeit<br />

empirisch bestätigt? Welche Konsequenz zog GUILFORD aus den Ergebnissen dieser empirischen Untersuchungen?<br />

Ja<br />

Nein<br />

Nahm ein hierarchisches Modell mit vier Sekundärfaktoren an<br />

8.11 Welches Messverfahren wurde zur Messung <strong>der</strong> GUILFORD-Faktoren entwickelt?<br />

Guilford-Zimmermann-Temperament-Survey<br />

8.12 Können Sie die „psycholexikalische Methode“ beschreiben, die den Ausgangspunkt des Persönlichkeitsmodells<br />

<strong>von</strong> R. B. CATTELL bildete? Welche zusätzliche Datenquelle hat CATTELL verwendet, und<br />

wie viel Faktoren kamen dadurch schließlich zustande? Wurden darüber hinaus weitere Faktoren höherer<br />

Ordnung abgeleitet, und können Sie dafür Beispiele nennen?<br />

ALLPORT und ODBERT sammelten fast 18.000 Wörter, die Persönlichkeitsdispositionen bezeichneten,<br />

aus einem Wörterbuch und ordneten diese in 4 Kategorien. Aus den ersten beiden Kategorien<br />

wurden ca. 170 Gruppen gegenteiliger Bedeutung hergestellt, die als Items für Fremdbeurteilungen<br />

verwendet wurden. Auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> Interkorrelationen zwischen diesen Merkmalsdimensionen wurden<br />

durch Faktorenanalyse 12 Faktoren extrahiert. Die auf diese Weise gewonnenen 12 Persönlichkeitsfaktoren<br />

betrachtete CATTELL als source traits im Sinne seines hierarchischen Persönlichkeitsmodells<br />

Fragebogendaten (Q-Daten)<br />

16 Faktoren<br />

Fünf zusätzliche „Globalfaktoren“: Extraversion, Unabhängigkeit, Ängstlichkeit, Selbstkontrolle,<br />

Unnachgiebigkeit<br />

8.13 Welches konkrete Persönlichkeitstestverfahren leitet sich aus dem Modell <strong>von</strong> CATTELL ab?<br />

16-PF 16 Persönlichkeits-Faktoren-Test<br />

8.14 Wie viele Persönlichkeitsdimensionen umfasst das Modell <strong>von</strong> EYSENCK und welche? Können Sie<br />

die durch die einzelnen Dimensionen gemessenen Merkmale o<strong>der</strong> Verhaltenstendenzen beschrieben?<br />

1) Neurotizismus (Mangelhafte Persönlichkeitsintegration): ängstlich, nie<strong>der</strong>geschlagen, Schuldgefühle,<br />

niedriges Selbstwertgefühl, angespannt, irrational, schüchtern, launisch, emotional<br />

2) Extraversion: gesellig, lebhaft, aktiv, durchsetzungsfähig, „sensation-seeking“, sorglos, dominant,<br />

ausdrucksfreudig, abenteuerlustig<br />

3) Psychotizismus (Neigung zu manisch-depressiven o<strong>der</strong> schizophrenen Symptomen): aggressiv, kalt,<br />

egozentrisch, unpersönlich, impulsiv, antisozial, wenig einfühlsam, kreativ, hartherzig<br />

20


8.15 Können Sie einige Verfahren angeben, die <strong>von</strong> EYSENCK zur Messung dieser Persönlichkeitsdimensionen<br />

entwickelt wurden?<br />

MMQ Maudsley Medical Questionnaire<br />

MPI: Maudsley Personality Inventory<br />

EPI: Eysenck Personality Inventory<br />

EPQ: Eysenck Personality Questionnaire<br />

EPQ-R: Revidiertes Eysenck Personality Questionnaire<br />

8.16 Was versteht man unter einer „Lügenskala“ und warum verwendet man solche Skalen innerhalb <strong>von</strong><br />

Persönlichkeitstests?<br />

Z.B. „Verlieren Sie ab und zu die Geduld und werden wütend?“<br />

Werden eingesetzt, um auf die Richtigkeit <strong>der</strong> Beantwortung zu schließen, z.B. Soziale Erwünschtheit<br />

8.17 Können Sie die Faktoren des „Big Five“-Modells benennen und einige typische Merkmalsbeschreibungen<br />

für die einzelnen Faktoren angeben? Können Sie Verfahren angeben, mit denen die „Big Five“-<br />

Faktoren gemessen werden können?<br />

Extraversion/Surgency: gesprächig/schweigsam, freimütig/verschlossen, unternehmungslustig/zurückhaltend,<br />

gesellig/zurückgezogen<br />

Verträglichkeit: gutmütig/grantig, wohlwollend/missgünstig, freundlich/starrköpfig, kooperativ/feindselig<br />

Gewissenhaftigkeit: sorgfältig/nachlässig, zuverlässig/unzuverlässig, genau/ungenau, beharrlich/sprunghaft<br />

Emotionale Stabilität: ausgeglichen/nervös, entspannt/ängstlich, gelassen/erregbar, körperlich stabil/wehleidig<br />

Culture (Kultiviertheit, Bildung): kunstverständig/kunstunverständig, intellektuell/ungebildet, kultiviert/ungeschliffen,<br />

phantasievoll/phantasielos<br />

Verfahren: NEO-Inventory; NEO Personality Inventory<br />

9. Biopsychologisch fundierte Persönlichkeitskonstrukte – Was sollte ich wissen?<br />

9.1 Können Sie Beispiele für psychophysiologisch fundierte Persönlichkeitstheorien angeben?<br />

EYSENCKs Theorie <strong>der</strong> Emotionalität („Neurotizismus“)<br />

EYSENCKs Erklärung <strong>der</strong> Dimension „Extraversion – Introversion“<br />

GRAYs Annahme eines „behavioralen Aktivierungs- und Hemmungssystems“<br />

PAVLOVs Typologie auf <strong>der</strong> Basis <strong>von</strong> „Grundeigenschaften <strong>der</strong> Nerventätigkeit“ und <strong>der</strong>en Weiterentwicklung<br />

durch STRELAU<br />

ZUCKERMANs Konstrukt „Sensation Seeking“<br />

9.2 Was sind die zentralen Annahmen <strong>von</strong> EYSENCKs Temperamentstheorie und an welche historischen<br />

Konzepte schließt EYSENCK damit an?<br />

Temperamentseigenschaften können durch die Dimensionen „Extraversion“ und „Neurotizismus“<br />

abgebildet werden. Interindividuelle Unterschiede können durch Unterschiede in den Intensität bestimmter<br />

hirnphysiologischer Aktivierungsprozesse erklärt werden<br />

HIPPOKRATES’ Temperamentenlehre, WUNDTs Affektenlehre<br />

21


9.3 Welche Komponenten umfasst EYSENCKs psychophysiologische Theorie <strong>der</strong> Emotionalität und welche<br />

Einwände wurden dagegen vorgebracht?<br />

Psychologische Merkmalsdimension: Emotionale Stabilität vs. Labilität<br />

Physiologische Merkmalsdimension: Stabilität vs. Labilität vegetativer Reaktionen<br />

Einwände<br />

„Pseudophysiologisches Konzept“: Die neurophysiologischen Korrelate seien kaum nachweisbar<br />

Annahme einer globalen Eigenschaft „physiologische Reaktivität“ bzw. „vegetative Labilität“ sei<br />

empirisch nicht haltbar<br />

Neurotizismus-Items messen eher einen charakteristischen Stil <strong>der</strong> körperlichen Selbstwahrnehmung<br />

9.4 Welche psychophysiologische Begründung bringt EYSENCK dafür vor, dass Introvertierte und Extravertierte<br />

ein unterschiedliches Maß an Stimulation bevorzugen?<br />

Unterschiede in kortikalen Erregungs-Hemmungsprozessen im aufsteigenden retikulären Aktivierungssystem<br />

Extravertierte bilden schwache exzitatorische, aber rasch einsetzende, intensive inhibitorische Potentiale<br />

→ Bevorzugen höheres Maß an Stimulation<br />

Introvertierte bilden starke exzitatorische, aber langsam einsetzende, schwache inhibitorische Potentiale<br />

→ Bevorzugen ein niedrigeres Maß an Stimulation<br />

9.5 Inwieweit hat sich EYSENCKs Ansatz empirisch und praktisch bewährt?<br />

Empirisch<br />

Zusammenhänge zwischen Dimension Extraversion und Aktivierung konnten nur für einzelne Parameter<br />

bestätigt werden<br />

Konnten nur wenige physiologische Korrelate für Dimension Extraversion nachgewiesen werden, gar<br />

keine für Neurotizismus<br />

Basiert auf einem Aktivierungsbegriff, <strong>der</strong> zu global ist<br />

Praktisch<br />

Nachweisung zahlreicher Verhaltensunterschiede zwischen Extravertierten und Introvertierten<br />

Bsp. Behaltensleistung, delinquentes Verhalten<br />

9.6 Im Hinblick auf welche Verhaltenssysteme unterscheiden sich Individuen nach <strong>der</strong> Theorie <strong>von</strong> J. A.<br />

GRAY und worauf reagieren diese Verhaltenssysteme?<br />

Verhaltens-Hemmungs-System BIS: Verhaltenshemmung, erhöhte Erregung und erhöhte Aufmerksamkeit<br />

bei Strafe o<strong>der</strong> Nichtbelohnung<br />

Verhaltens-Aktivierungs-System BAS: Annäherung und Zuwendung bei Nichtbestrafung o<strong>der</strong> Belohnung<br />

Fluchtreaktion: Flucht o<strong>der</strong> defensive Aggression bei eingetretener Strafe bzw. Nichtbelohnung<br />

9.7 Inwieweit hat sich GRAYs Ansatz empirisch und praktisch bewährt?<br />

Bestätigung für die Vorhersage <strong>von</strong> „Schüchternheit“<br />

Bestätigung des Zusammenhangs zwischen BIS und Angst vor unvertrauten Situationen und Strafe<br />

Die physiologischen Korrelate <strong>der</strong> Merkmalsdimension können nur sehr schwer nachgewiesen werden<br />

22


9.8 In welchen „Grundeigenschaften des Nervensystems“ unterscheiden sich Menschen nach <strong>der</strong> Theorie<br />

<strong>von</strong> Iwan PAVLOV und in welcher Weise kann man die daraus entstehenden Typen mit den hippokratischen<br />

Temperamentstypen in Verbindung bringen?<br />

„Stärke“ des Nervensystems (Erregungsprozesse)<br />

„Balance“ <strong>der</strong> nervlichen Prozesse<br />

„Mobilität“ <strong>der</strong> nervlichen Prozesse<br />

‣ „Schwaches“ Nervensystem: Melancholiker<br />

‣ „Starkes“, unausgeglichenes NS: Choleriker<br />

‣ „Starkes“, ausgeglichenes, wenig bewegliches NS: Phlegmatiker<br />

‣ „Starkes“, ausgeglichenes und bewegliches NS Sanguiniker<br />

9.9 Welche Temperamentseigenschaften unterscheidet man nach STRELAU und wie werden diese Eigenschaften<br />

definiert?<br />

Reaktivität: Verhältnis zu Reaktionsstärke und Reizintensität („Reizverarbeitungskoeffizient“)<br />

Aktivität: Ausmaß, in dem ein Individuum seine Situation reguliert, dass sein Bedürfnis nach Stimulation<br />

befriedigt wird<br />

9.10 Welche Dimensionen umfasst das „Pavlov Temperament Survey“ <strong>von</strong> STRELAU et al. und wie sind<br />

diese Persönlichkeitsmerkmale definiert?<br />

Stärke <strong>der</strong> Exzitation: Erfor<strong>der</strong>liche Stärke <strong>der</strong> Stimulation<br />

Stärke <strong>der</strong> Inhibition: Leichtigkeit, mit <strong>der</strong> konditionierte Hemmungen ausgebildet und erhalten werden<br />

Mobilität nervlicher Prozesse: Fähigkeit, schnell auf Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Situation reagieren zu können<br />

9.11 Was besagt das Konstrukt „sensation seeking“ <strong>von</strong> Marvin ZUCKERMAN? Welche Faktorenstruktur<br />

vermutet man in Bezug auf dieses Konstrukt und mit welchen an<strong>der</strong>en Persönlichkeitsmerkmalen kann<br />

man es in Verbindung bringen? Wie ist seine theoretische und empirische Bewährung zu beurteilen?<br />

Es gibt ein biologisch verankertes Bedürfnis nach einem bestimmten Maß an Stimulation, um einen bestimmten<br />

optimalen „hedonischen Tonus“ zu erreichen<br />

Thrill and Adventure Seeking<br />

Experience Seeking<br />

Disinhibition<br />

Boredom Susceptibility<br />

Verbindung mit an<strong>der</strong>en Persönlichkeitsmerkmalen<br />

Impulsivität<br />

EYSENCKs Psychotizismus-Faktor<br />

Zwei Faktoren mit Extraversion<br />

Bewährung<br />

Belege für Validität und Zusammenhänge zwischen komplexen sozialen Verhaltensweisen<br />

Zusammenhang zwischen dem allgemeinen Konstrukt und den Teilkomponenten sei nicht klar<br />

Neurophysiologische Annahmen sind nicht restlos bewiesen und schwer untersuchbar<br />

10. Lerntheoretische Persönlichkeitskonstrukte – Was sollte ich wissen?<br />

10.1 Von welchen Forschern wurden im 20. Jahrhun<strong>der</strong>t bedeutsame lerntheoretische Persönlichkeitskonstrukte<br />

entwickelt?<br />

ROTTER, BANDURA, MISCHEL.<br />

23


10.2 Wie erklärt das Persönlichkeitsmodell <strong>von</strong> DOLLARD & MILLER die Entstehung individueller Motivlagen<br />

und Antriebskonstellationen?<br />

Ergeben sich durch das Lernen bestimmte Formen <strong>der</strong> Triebreduktion<br />

10.3 Was versteht Julian ROTTER in seiner „sozialen Lerntheorie <strong>der</strong> Persönlichkeit“ unter „Verhaltenspotential“<br />

und durch welche Faktoren wird es bestimmt?<br />

Verhaltenspotenzial VP xsv ist die Wahrscheinlichkeit des Auftretens einer bestimmten Verhaltensweise x<br />

in einer bestimmten Situation s, die eine bestimmte Verstärkung v erwarten lässt<br />

Erwartung E des Individuums<br />

Verstärkungswert VW <strong>der</strong> Situation s für das Individuum<br />

10.4 Was versteht ROTTER unter „locus of control“ und wie lautet die gängige deutsche Bezeichnung<br />

dieses Konstrukts?<br />

Ausmaß, in dem eine Person Ereignisse als Konsequenz ihres eigenen Verhaltens erlebt (internale<br />

Kontrollüberzeugung) bzw. auf Schicksals- und Zufallsumstände zurückführt, auf die sie keinen Einfluss<br />

hat (externale Kontrollüberzeugung)<br />

Kontrollüberzeugung<br />

10.5 In welcher Weise bestimmen Kontrollüberzeugungen die Erwartung, dass ein bestimmter Verstärker<br />

als Folge des eigenen Verhaltens auftreten wird und in welcher Weise hängt dies mit Merkmalen <strong>der</strong> Situation<br />

zusammen?<br />

Ist <strong>von</strong> <strong>der</strong> Neigung <strong>der</strong> Person abhängig, eher interne als externe Kontrolle anzunehmen<br />

Die aktuelle Erwartung wird umso stärker durch generelle Kontrollüberzeugungen gesteuert, je unbekannter<br />

und mehrdeutiger die Situation ist<br />

Umgekehrt dominieren durch situations-spezifische Erfahrungen aufgebaute Erwartungen umso stärker,<br />

je genauer die Situation diesen Erfahrungen entspricht<br />

10.6 Können Sie Beispiele für spezielle Verfahren zur Messung <strong>von</strong> Kontrollüberzeugungen nennen? In<br />

welchen Anwendungsbereichen kamen solche Verfahren zur Anwendung?<br />

LEVENSON: Politischer Bereich<br />

Academic Achievement Responsibility Scale: Leistungsbereich<br />

Verfahren zur Erfassung gesundheitsbezogener Kontrollüberzeugungen<br />

10.7 Wodurch wird die Ausbildung internaler Kontrollüberzeugungen in <strong>der</strong> Kindheitsentwicklung begünstigt?<br />

Durch einen warmen, positiven, konsistenten, akzeptierenden und wenig kontrollierenden Erziehungsstil<br />

10.8 Welche Faktoren beeinflussen nach dem „Handlungstheoretischen Partialmodell <strong>der</strong> Persönlichkeit“<br />

<strong>von</strong> KRAMPEN neben den Kontrollüberzeugungen Handlungen und Handlungserwartungen?<br />

Situations-Ereigniserwartungen,<br />

Kompetenzerwartungen<br />

Instrumentalitätserwartungen<br />

Vertrauen<br />

Grundsätzliche Wertorientierungen.<br />

24


10.9 Können Sie Beispiele für Zusammenhänge zwischen dem „locus of control“ und an<strong>der</strong>en Persönlichkeitsmerkmalen<br />

nennen?<br />

Strategien <strong>der</strong> Informationsverarbeitung: Internale konzentrieren sich auf relevante Hinweisreize und<br />

lassen sich weniger leicht beirren<br />

Soziale Interaktion: Internale bevorzugen positive Beeinflussungsstrategien, Externale eher Sanktionen<br />

Umgang mit Stress: Externale neigen stärker zu Angst und erleben Situationen leichter als stressauslösend;<br />

Internale neigen eher zu Selbstmodifikation, Externale suchen eher externe Hilfe<br />

Die soziale Beeinflussung und Normgebundenheit ist bei Externalen höher als bei Internalen<br />

10.10 Wie definiert ROTTER sein Konstrukt „Interpersonales Vertrauen“? Welcher <strong>von</strong> den „Big Five“-<br />

Faktoren steht in unmittelbarem Zusammenhang mit „interpersonalem Vertrauen“?<br />

Generalisierte Erwartung, sich auf Worte und Versprechungen an<strong>der</strong>er Personen verlassen zu können<br />

„Verträglichkeit“ (Agreeableness)<br />

10.11 In Bezug auf welche an<strong>der</strong>en Konstrukte besteht ein empirisch gesicherter Zusammenhang mit „interpersonalem<br />

Vertrauen“?<br />

Zwischen geringem Vertrauen und Bereitschaft zum Vertrauensbruch und Verhaltensweisen wie Lügen<br />

o<strong>der</strong> Betrügen. Hohes interpersonales Vertrauen entspringt eher moralischen Begründungen als<br />

<strong>der</strong> Erwartung, nicht enttäuscht zu werden.<br />

Ein mittleres Ausmaß an interpersonalem Vertrauen bildet eine optimale Anpassung an die soziale<br />

Umgebung<br />

Personen mit hoher Vertrauensbereitschaft nehmen an<strong>der</strong>e Personen weniger differenziert wahr, sind<br />

aber sensibler für nonverbale Hinweisreize<br />

Psychisch belastende Ereignisse werden <strong>von</strong> vertrauensvollen Personen besser verarbeitet.<br />

10.12 Welche Persönlichkeitsdimensionen umfasst das Persönlichkeitsmodell <strong>von</strong> Walter MISCHEL und<br />

was ist das zentrale Anliegen seines „CAPS-Modells“?<br />

Encodings (Konstrukte für das Selbst, an<strong>der</strong>e Menschen, Ereignisse und Situationen)<br />

Erwartungen und Überzeugungen<br />

Affekte (Gefühle, Emotionen)<br />

Ziele und Wertvorstellungen<br />

Kompetenzen und Selbststeuerungs-Pläne<br />

Versucht zu erklären, wie Persönlichkeitsdimensionen innerhalb des Individuums organisiert und wirksam<br />

sind<br />

10.13 Was versteht MISCHEL unter dem Konstrukt „Belohnungsaufschub“ und welche Merkmalsvariablen<br />

korrelieren positiv mit diesem Konstrukt?<br />

Interindividuell variierende Präferenzentscheidung zwischen weniger wertvollen, sofort verfügbaren und<br />

höherwertigen, aber erst später verfügbaren Objekten<br />

Soziale Verantwortung<br />

Persönliche Anpassung<br />

Alter und Reife<br />

Intelligenz<br />

„Wi<strong>der</strong>stand gegen Versuchungen“<br />

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10.14 Wie kann man den Zusammenhang zwischen Belohnungsaufschub und Intelligenz erklären?<br />

Die Fähigkeit zum Belohnungsaufschub und die damit korrelierenden Intelligenzmerkmale sind als Teilkomponenten<br />

des übergeordneten Konstrukts „soziale Intelligenz“ anzusehen<br />

10.15 Was bedeutet „self-efficacy“ und <strong>von</strong> wem stammt dieses Konstrukt? Wie wird es vom Autor definiert?<br />

Selbstwirksamkeitserwartung<br />

BANDURA<br />

Als „the belief in one’s capabilities to organize and execute the sources of action required to manage<br />

prospective situations”<br />

10.16 Welche Erfahrungen tragen nach BANDURA zur Entstehung <strong>von</strong> Selbst-Wirksamkeits-Erwartungen<br />

bei?<br />

Eigene Wirksamkeitserfahrungen<br />

Erwartungen, die sich aus effizientem Verhalten an<strong>der</strong>er ableiten<br />

verbale Informationen aus dem sozialen Umfeld<br />

Rückmeldungen über physiologische Befindlichkeiten<br />

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