A = B - Johannes Gutenberg-Universität Mainz
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Methoden der<br />
Psychologie<br />
Prof. Dr. G. Meinhardt<br />
2. Stock, Nordflügel<br />
R. 02-429 (Persike)<br />
R. 02-431 (Meinhardt)<br />
Sprechstunde jederzeit<br />
nach Vereinbarung<br />
Forschungsstatistik I<br />
Dr. Malte Persike<br />
persike@uni-mainz.de<br />
WS 2008/2009<br />
Fachbereich Sozialwissenschaften<br />
Psychologisches Institut<br />
<strong>Johannes</strong> <strong>Gutenberg</strong> Universität <strong>Mainz</strong>
Methoden der<br />
Psychologie<br />
Thema der Stunde<br />
Reanimation Mengenlehrekenntnisse<br />
Einführung in die Wahrscheinlichkeitslehre<br />
Begriff der Wahrscheinlichkeit<br />
Klassische Definition nach Laplace<br />
Abzählprinzipien I
Methoden der<br />
Psychologie<br />
Mengenlehre<br />
Wk-Theorie<br />
Grundlagen<br />
Mengenlehre, naive<br />
Venn-<br />
Diagramme<br />
Operationen<br />
G. Cantors Definition einer Menge (1895)<br />
Unter einer 'Menge' verstehen wir jede Zusammenfassung<br />
M von bestimmten wohlunterschiedenen Objekten m<br />
unserer Anschauung oder unseres Denkens (welche die<br />
'Elemente' von M genannt werden) zu einem Ganzen.<br />
Schreibe:<br />
Somit auch:<br />
m ∈ M<br />
m ∈ M ∈ N<br />
Definition einer Menge:<br />
Extensional: M = {1, 3, 5, 7, 9}<br />
Intensional: M = {m | ungerade natürliche Zahl < 10}<br />
lies: „für die gilt“
Methoden der<br />
Psychologie<br />
Mengenlehre<br />
Wk-Theorie<br />
Grundlagen<br />
Mengenlehre, naive<br />
Mächtigkeit und Identität von Mengen<br />
Venn-<br />
Diagramme<br />
|M|<br />
ist die Mächtigkeit einer Menge und bezeichnet<br />
die Anzahl der Elemente in der Menge.<br />
Operationen<br />
Bei der extensionalen Definition einer Menge sind die<br />
Anzahl gleicher Elemente und auch die Reihenfolge<br />
von Elementen gleichgültig.<br />
M 1<br />
= {1, 3, 5, 7, 9}<br />
M 2<br />
= {3, 7, 1, 9, 5}<br />
M 3<br />
= {1, 1, 1, 3, 5, 5, 7, 9, 9}<br />
Die Menge der<br />
Mächtigkeit 0 ist die<br />
leere Menge<br />
M = { } bzw. M = ∅<br />
sind dieselbe Menge der Mächtigkeit |M| = 5.
Methoden der<br />
Psychologie<br />
Mengenlehre<br />
Wk-Theorie<br />
Grundlagen<br />
Mengenlehre, naive<br />
Mengen und Teilmengen<br />
Venn-<br />
Diagramme<br />
Ist eine Menge A eine Teilmenge von B, so gilt für jedes<br />
a Є A auch a Є B.<br />
Operationen<br />
Dann schreibt man:<br />
A ⊆ B<br />
Gilt A ⊆ B und auch B ⊆ A, so sind A und B gleich.<br />
Dann schreibt man:<br />
A = B<br />
Ambiguität: A ⊆ B schließt A = B nicht aus. Nur wenn<br />
hier nicht B ⊆ A gilt, ist A eine echte Teilmenge von B.<br />
Dann schreibt man:<br />
A ⊂ B
Methoden der<br />
Psychologie<br />
Mengenlehre<br />
Wk-Theorie<br />
Grundlagen<br />
Mengenlehre, naive<br />
Venn-Diagramme<br />
Venn-<br />
Diagramme<br />
Jede Menge M 1…i und alle Beziehungen zwischen<br />
diesen Mengen sind durch einen Kreis repräsentiert.<br />
Operationen<br />
A<br />
B<br />
A<br />
B<br />
A ⊄ B und B ⊄ A<br />
A<br />
A = B<br />
B<br />
A ⊂ B
Methoden der<br />
Psychologie<br />
Mengenlehre<br />
Wk-Theorie<br />
Grundlagen<br />
Mengenlehre, naive<br />
Die Potenzmenge<br />
Venn-<br />
Diagramme<br />
Eine Potenzmenge P(M) ist die Menge aller möglichen<br />
Teilmengen von M plus der leeren Menge ∅.<br />
Formal:<br />
A ∈ P(M) genau dann, wenn A ⊆ M<br />
Operationen<br />
Beispiel:<br />
Ergebnisse eines einmaligen Münzwurfs<br />
M = {K, Z, S}<br />
P(M) = {∅, {K}, {Z}, {S}, {K,Z}, {K,S}, {Z,S}, {K,Z,S}}<br />
Die Mächtigkeit einer Menge M sei |M| = n. Dann gilt für die<br />
Mächtigkeit der Potenzmenge:<br />
P(M) = 2 n
Methoden der<br />
Psychologie<br />
Mengenlehre<br />
Wk-Theorie<br />
Grundlagen<br />
Mengenlehre, naive<br />
Mengenoperationen<br />
Venn-<br />
Diagramme<br />
Vereinigung von Mengen:<br />
A ∪ B<br />
Operationen<br />
(Durch-)Schnitt von Mengen:<br />
A ∩ B<br />
Differenz von Mengen:<br />
A \ B
Methoden der<br />
Psychologie<br />
Mengenlehre<br />
Wk-Theorie<br />
Grundlagen<br />
Mengenlehre, naive<br />
Mengenoperationen<br />
Venn-<br />
Diagramme<br />
Vereinigung von Mengen:<br />
A ∪ B<br />
Operationen<br />
A ∪ B = {m | m ∈ A oder m ∈ B}<br />
A<br />
B<br />
A ∪ B (Vereinigungsmenge)
Methoden der<br />
Psychologie<br />
Mengenlehre<br />
Wk-Theorie<br />
Grundlagen<br />
Mengenlehre, naive<br />
Mengenoperationen<br />
Venn-<br />
Diagramme<br />
Operationen<br />
(Durch-)Schnitt von Mengen: A ∩ B<br />
A ∩ B = {m | m ∈ A und m ∈ B}<br />
A<br />
B<br />
A ∩ B (Schnittmenge)
Methoden der<br />
Psychologie<br />
Mengenlehre<br />
Wk-Theorie<br />
Grundlagen<br />
Mengenlehre, naive<br />
Mengenoperationen<br />
Venn-<br />
Diagramme<br />
Differenz von Mengen:<br />
A \ B<br />
Operationen<br />
A \ B = {m | m ∈ A und nicht m ∈ B}<br />
A<br />
B<br />
A \ B (Differenzmenge)
Methoden der<br />
Psychologie<br />
Mengenlehre<br />
Wk-Theorie<br />
Grundlagen<br />
Ereignisse &<br />
Algebren<br />
Laplace<br />
Definition<br />
Abzählregeln<br />
Geschichte der WT<br />
Anfänge Mitte des 17. Jh. (Huygens, Pascal, Fermat,<br />
Bernoulli). Aufgaben des Glücksspiels. Nur Arithmetik<br />
und Kombinatorik.<br />
Weiterentwicklungen im 18.-19. Jh. durch Laplace,<br />
Gauss, Poisson: Fehlertheorie, Ballistik, Pop.stat.<br />
Durchbruch zu Beginn des 20. Jh: Entwicklung der<br />
W-Theorie, Fundament in axiomatischen Aufbau<br />
(Kolmogoroff). Theorie der stochastischen Prozesse<br />
(Wiener, Markoff, Chintchin), Partikelphysik.<br />
Heute zentraler Bestandteil wiss. Betätigung:<br />
Informationstheorie, Physik, Bevölkerungsstatistik,<br />
Epidemiologie, Materialprüfung, Statik,<br />
Personalauswahl, psychologische Testung,<br />
Versuchsplanung und Stichprobentheorie.
Methoden der<br />
Psychologie<br />
Mengenlehre<br />
Wk-Theorie<br />
Grundlagen<br />
Zufällige Ereignisse<br />
Ereignisse &<br />
Algebren<br />
Laplace<br />
Definition<br />
Abzählregeln<br />
Die Wahrscheinlichkeitslehre befasst sich mit<br />
zufälligen Ereignissen<br />
Für diese Zufallsereignisse gilt:<br />
1. Sie sind wiederholbar<br />
2. Sie besitzen eine Stabilität in der relativen<br />
Häufigkeit ihres Auftretens
Methoden der<br />
Psychologie<br />
Mengenlehre<br />
Wk-Theorie<br />
Grundlagen<br />
Ereignisse &<br />
Algebren<br />
Laplace<br />
Definition<br />
Abzählregeln<br />
Zufällige Ereignisse<br />
Empirische Definition der Wahrscheinlichkeit<br />
(von Mises, 1919)<br />
( ): = lim A<br />
P A<br />
N →∞<br />
n<br />
N<br />
Beispiel 2: Relative<br />
Häufigkeit für das<br />
Würfeln einer „6“ in<br />
Abhängigkeit von der<br />
Anzahl der<br />
Würfelversuche:<br />
n A<br />
: Häufigkeit des Ereignisses A<br />
N : Gesamtzahl aller Versuche
Methoden der<br />
Psychologie<br />
Mengenlehre<br />
Wk-Theorie<br />
Grundlagen<br />
Ereignisse &<br />
Algebren<br />
Laplace<br />
Definition<br />
Abzählregeln<br />
Zufällige Ereignisse<br />
Statistische Definition der Wahrscheinlichkeit<br />
(von Mises, 1919)<br />
Probleme der Statistischen Definition<br />
In vielen Fällen ist die empirische Bestimmung<br />
einer Häufigkeitsverteilung nicht möglich<br />
Nur in wenigen der verbleibenden Fälle ist die<br />
Anzahl der Versuche sehr viel größer als 1<br />
Der Limes (∞) ist praktisch nicht realisierbar;<br />
Wahrscheinlichkeit wäre also nur eine Hypothese<br />
Interpretation von Wahrscheinlichkeiten ist unklar
Methoden der<br />
Psychologie<br />
Mengenlehre<br />
Wk-Theorie<br />
Grundlagen<br />
Was ist ein Ereignis<br />
Ereignisse &<br />
Algebren<br />
Laplace<br />
Definition<br />
Abzählregeln<br />
Ein (Zufalls-)Ereignis bezeichnet eine Menge<br />
möglicher Ergebnisse eines Zufallsexperimentes.<br />
Ein Ereignis ist die Realisation eines Komplexes Ξ von<br />
Bedingungen.<br />
Beispiel:<br />
Ein sechsseitiger Würfel wird einmal geworfen (= der<br />
Komplex Ξ von Bedingungen).<br />
Mögliche Ereignisse sind:<br />
Das Würfeln einer „6“: {6}<br />
Das Würfeln einer Zahl < 3: {1, 2}<br />
Das Würfeln einer Primzahl: {2, 3, 5}
Methoden der<br />
Psychologie<br />
Mengenlehre<br />
Wk-Theorie<br />
Grundlagen<br />
Elementarereignisse<br />
Ereignisse &<br />
Algebren<br />
Laplace<br />
Definition<br />
Abzählregeln<br />
Zwei Ereignisse B 1 und B 2 heißen paarweise<br />
unvereinbar (disjunkt), wenn gilt:<br />
Beispiel:<br />
E<br />
∩ E =∅ „unmögliches Ereignis“<br />
1 2<br />
Die kleinste Einheit disjunkter Ereignisse, in die<br />
sich mögliche Ergebnisse eines Zufallsexperimentes<br />
zerlegen lassen, heißt Elementarereignis.<br />
Beim Würfelwurf sind die Ereignisse<br />
{1}, {2}, {3}, {4}, {5}, {6}<br />
Elementarereignisse, nicht aber {2, 4, 6} und {1, 4, 5}.
Methoden der<br />
Psychologie<br />
Mengenlehre<br />
Wk-Theorie<br />
Grundlagen<br />
Stichprobenraum<br />
Ereignisse &<br />
Algebren<br />
Gilt:<br />
A = E ∪E ∪…<br />
∪E<br />
1 2 n<br />
Laplace<br />
Definition<br />
und sind die E i paarweise unvereinbar, so lässt sich A in<br />
genau die Teilereignisse E i zerlegen.<br />
Wenn stets mindestens eines der Ei eintritt, folgt<br />
Abzählregeln<br />
Ω = E ∪E ∪…<br />
∪E<br />
1 2 n<br />
„sicheres Ereignis“<br />
Dann bilden die E i ein vollständiges System paarweise<br />
unvereinbarer Ereignisse (Elementarereignisse), den<br />
Stichprobenraum.
Methoden der<br />
Psychologie<br />
Mengenlehre<br />
Wk-Theorie<br />
Grundlagen<br />
σ-Algebra<br />
(auch: Ereignisalgebra)<br />
Ereignisse &<br />
Algebren<br />
Laplace<br />
Definition<br />
Abzählregeln<br />
Zu einem Stichprobenraum kann eine Ereignisalgebra<br />
konstruiert werden, die ein abgeschlossenes System<br />
von Ereignissen darstellt.<br />
Regel:<br />
Bilde eine Menge U aus dem sicheren Ereignis, dem<br />
unmöglichen Ereignis und allen Ereignissen, die sich in<br />
Elementarereignisse zerlegen lassen und füge die leere<br />
Menge ∅ hinzu..<br />
Beispiel: E 1 , E 2 , E 3 seien die Felder eines Glücksrades<br />
{ ,{ 1} ,{ 2} ,{ 3} ,{ 1, 2} ,{ 1, 3} ,{ 2, 3} ,{ 1, 2,<br />
3}<br />
}<br />
U = ∅ E E E E E E E E E E E E =Ω
Methoden der<br />
Psychologie<br />
Mengenlehre<br />
Wk-Theorie<br />
Grundlagen<br />
σ-Algebra<br />
Der Begriff der Abgeschlossenheit<br />
Ereignisse &<br />
Algebren<br />
Laplace<br />
Definition<br />
{ ,{ 1} ,{ 2} ,{ 3} ,{ 1, 2} ,{ 1, 3} ,{ 2, 3} ,{ 1, 2,<br />
3}<br />
}<br />
U = ∅ E E E E E E E E E E E E =Ω<br />
Warum heißt dieses System „abgeschlossen“ für das<br />
betrachtete Zufallsereignis<br />
Es erfüllt folgende Axiome:<br />
1. Ω ∈ U und ∅ ∈U Sicheres/unmögliches Ereignis in U<br />
Abzählregeln<br />
2. Wenn A ∈ U, dann auch Ω \A ∈ U Komplementereignis in U<br />
3. A 1<br />
∪ A 2<br />
∪ … ∪ A n<br />
∈ U<br />
und A 1<br />
∩ A 2<br />
∩ … ∩ A n<br />
∈ U Vereinigungs-/Schnittmenge in U<br />
Also: Alle denkbaren Ausgänge des Zufallsexperimentes sind in<br />
U enthalten.
Methoden der<br />
Psychologie<br />
Mengenlehre<br />
Wk-Theorie<br />
Grundlagen<br />
Ereignisse &<br />
Algebren<br />
Die Wahrscheinlichkeitsdefinition<br />
von Laplace<br />
Jedem Ereignis A, welches der σ-Algebra U angehört, kann so<br />
eine Wahrscheinlichkeit zugewiesen werden.<br />
Laplace<br />
Definition<br />
Abzählregeln<br />
PA ( )<br />
=<br />
m<br />
n<br />
m = Mächtigkeit der Menge an<br />
gleichmöglichen Elementarereignissen<br />
aus U, die Teilereignis<br />
von A sind.<br />
n = Mächtigkeit des Stichprobenraumes<br />
(also Anzahl aller<br />
Elementarereignisse aus U)<br />
Die Wahrscheinlichkeit ist demnach eine auf der σ-<br />
Algebra U definierte Funktion P(A).
Methoden der<br />
Psychologie<br />
Mengenlehre<br />
Wk-Theorie<br />
Grundlagen<br />
Ereignisse &<br />
Algebren<br />
Laplace<br />
Definition<br />
Abzählregeln<br />
Die Wahrscheinlichkeitsdefinition<br />
von Laplace<br />
Folgerungen aus der Definition von P(A)<br />
1. Für jedes A aus U gilt:<br />
P(A) ≥ 0, weil weder m noch n negativ werden können<br />
2. Für das sichere Ereignis gilt:<br />
P(Ω) = 1, weil hier m = n<br />
3. Ist ein Ereignis A zerlegbar in die Elementarereignisse E 1<br />
,<br />
E 2<br />
, … E i<br />
so gilt:<br />
P(A) = P(E 1<br />
) + P(E 2<br />
) + … + P(E i<br />
)<br />
Additionstheorem der Wahrscheinlichkeiten
Methoden der<br />
Psychologie<br />
Mengenlehre<br />
Wk-Theorie<br />
Grundlagen<br />
Beispiele<br />
Ereignisse &<br />
Algebren<br />
Summe von 2 Würfelwürfen<br />
Laplace<br />
Definition<br />
Anzahl von „Zahl“ bei 3 Münzwürfen<br />
Abzählregeln<br />
Frage des Landsknechts an Huygens