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Skript aus der Mikrosystemtechnik

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ALBERT-LUDWIGS-<br />

UNIVERSITÄT FREIBURG<br />

<strong>Skript</strong>um zur Vorlesung<br />

Systemtheorie<br />

Ch. Ament<br />

Universität Freiburg<br />

IMTEK – Institut für <strong>Mikrosystemtechnik</strong><br />

Professur für Systemtheorie<br />

Georges-Köhler-Allee 103<br />

79110 Freiburg<br />

www.imtek.de/systemtheorie<br />

Version 2.2


Glie<strong>der</strong>ung und Literatur Seite 2<br />

Vorlesung Systemtheorie<br />

Prof. Dr.-Ing. Ch. Ament<br />

Glie<strong>der</strong>ung<br />

1 Beschreibung dynamischer Systeme durch das Blockschaltbild (4 Std.)<br />

1.1 Beispiele zum Aufstellen des Blockschaltbildes<br />

1.2 Häufig verwendete Übertragungsglie<strong>der</strong><br />

1.3 Nichtlineare Glie<strong>der</strong> und Linearisierung<br />

1.4 Numerische Simulation auf Basis des Blockschaltbildes (Simulink)<br />

2 Systembeschreibung im Zeitbereich (6 Std.)<br />

2.1 Differenzialgleichung (DGL)<br />

2.1.1 Aufstellen <strong>der</strong> DGL<br />

2.1.2 Lösung von linearen DGLen mit konstanten Koeffizienten<br />

2.2 Übertragungsverhalten<br />

2.2.1 Gewichtsfunktion und Faltung<br />

2.2.2 Eigenschaften<br />

2.2.3 Spezielle Antwortfunktionen<br />

2.3 Darstellung im Zustandsraum<br />

2.3.1 Zustandsbegriff<br />

2.3.2 Numerische Simulation<br />

2.3.3 Lineare Systeme<br />

2.3.4 Aufstellen <strong>der</strong> Zustandsgleichung <strong>aus</strong> Blockschaltbild und DGL<br />

3 Systembeschreibung im Bildbereich (8 Std.)<br />

3.1 Laplace-Transformation<br />

3.1.1 Grundlagen<br />

3.1.2 Lösung von DGLen<br />

3.2 Übertragungsfunktion<br />

3.3 Exkurs: Signale im Bildbereich<br />

3.4 Frequenzgang<br />

3.5 Ortskurve<br />

3.6 Bode-Diagramm<br />

3.6.1 Definition<br />

3.6.2 Bode-Diagramme häufig verwendeter Übertragungsglie<strong>der</strong><br />

3.6.3 Rechenregeln<br />

Albert-Ludwigs-<br />

Universität Freiburg


Glie<strong>der</strong>ung und Literatur Seite 3<br />

Vorlesung Systemtheorie<br />

Prof. Dr.-Ing. Ch. Ament<br />

4 Analyse von Systemeigenschaften (5 Std.)<br />

4.1 Stabilität<br />

4.1.1 Definition <strong>der</strong> Stabilität und Stabilitätsbedingungen<br />

4.1.2 Hurwitz-Kriterium<br />

4.1.3 Nyquist-Kriterium<br />

4.2 Steuerbarkeit<br />

4.3 Beobachtbarkeit<br />

5 Regelung (7 Std.)<br />

5.1 Reglerentwurf im Bildbereich<br />

5.1.1 Struktur des Regelkreises<br />

5.1.2 For<strong>der</strong>ungen für die Reglersynthese<br />

5.1.3 Auswahl geeigneter Glie<strong>der</strong> zur dynamischen Korrektur<br />

5.1.4 Reglersynthese auf Basis des Bode-Diagramms<br />

5.2 Reglerentwurf im Zustandsraum<br />

5.2.1 Struktur des Regelkreises<br />

5.2.2 Reglersynthese durch Eigenwertvorgabe<br />

5.2.3 Bestimmung des Vorfilters<br />

5.3 Numerische Werkzeuge für den Reglerentwurf<br />

6 Beobachtung nicht direkt messbarer Systemzustände (2 Std.)<br />

6.1 Idee und Struktur eines Beobachters<br />

6.2 Beobachtersynthese<br />

Albert-Ludwigs-<br />

Universität Freiburg


Glie<strong>der</strong>ung und Literatur Seite 4<br />

Vorlesung Systemtheorie<br />

Prof. Dr.-Ing. Ch. Ament<br />

Literatur<br />

• Föllinger, O:<br />

Regelungstechnik, 8. Auflage, Hüthig, Heidelberg, 1994. € 48,–<br />

• Unbehauen, H.:<br />

Band 1: Klassische Verfahren zur Analyse und Synthese linearer kontinuierlicher<br />

Regelsysteme, Vieweg, 9. Auflage, 1997. € 29,90<br />

• Unbehauen, H.:<br />

Band 2: Zustandsregelung, digitale und nichtlineare Regelsysteme, Vieweg, 7.<br />

Auflage, 1997. € 29,90<br />

• Unbehauen, H.:<br />

Band 3: Identifikation, Adaption, Optimierung, Vieweg, 5. Auflage, 1995.<br />

€ 29,90<br />

• Unbehauen, H.:<br />

Regelungstechnik: Aufgaben I, Vieweg, 1992. € 29,90<br />

• Unbehauen, R.:<br />

Systemtheorie I – Allgemeine Grundlagen, Signale und lineare Systeme im Zeit- und<br />

Frequenzbereich, 8. Auflage, Oldenbourg, 2002, € 54,80<br />

• Unbehauen, R.:<br />

Systemtheorie II – Mehrdimensionale, adaptive und nichtlineare Systeme, 8. Auflage,<br />

Oldenbourg, 1998, € 54,80<br />

• J. Lunze:<br />

Automatisierungstechnik – Mehtoden zur Überwachung und Steuerung<br />

kontinuierlicher und ereignisdiskreter Systeme, Oldenbourg, 2003, € 44,80<br />

• Dörrscheidt, F., Latzel, W.:<br />

Grundlagen <strong>der</strong> Regelungstechnik, 2. Auflage, Teubner, Stuttgart, 1993. € 34,90<br />

• L. Merz, H. Jaschek:<br />

Grundkurs <strong>der</strong> Regelungstechnik – Einführung in die praktischen und theoretischen<br />

Methoden, 14. Auflage, Oldenbourg, 2003, € 24,80<br />

• Norman S. Nise:<br />

Control Systems Engineering, Wiley Text Books; 3rd edition, 2000, € 57,90<br />

• Benjamin Kuo:<br />

Automatic Control Systems, Prentice Hall; 8. Aufl. 2003, € 54,90<br />

Albert-Ludwigs-<br />

Universität Freiburg


1. Beschreibung dynamischer Systeme durch das Blockschaltbild Seite 5<br />

Vorlesung Systemtheorie<br />

Prof. Dr.-Ing. Ch. Ament<br />

Häufig verwendete Übertragungsglie<strong>der</strong><br />

I. Elementare, lineare Übertragungsglie<strong>der</strong><br />

a) Proportionalglied<br />

(P-Glied)<br />

y() t = K ⋅ u()<br />

t<br />

K<br />

u<br />

y<br />

b) Integrierglied<br />

(I-Glied)<br />

t<br />

yt () = K⋅∫ u( τ)<br />

dτ<br />

0<br />

u<br />

K<br />

y<br />

c) Differenzierglied<br />

(D-Glied)<br />

yt () = K ⋅ d dt ut<br />

K<br />

()<br />

u<br />

y<br />

d) Summierglied<br />

(S-Glied)<br />

y ( t)<br />

= ± u1(<br />

t)<br />

± u2<br />

( t)<br />

u 1<br />

( )<br />

( )<br />

u 2<br />

y<br />

e) Totzeitglied<br />

(T t -Glied)<br />

yt () = Kut ⋅ ( − T t<br />

)<br />

K<br />

u<br />

y<br />

II. Zusammengesetzte, lineare Übertragungsglie<strong>der</strong><br />

a) Verzögerungsglied 1. Ordnung<br />

(PT 1 -Glied)<br />

Ty&( t) + y() t = K ⋅ u()<br />

t<br />

K T<br />

u<br />

y<br />

b) Verzögerungsglied 2. Ordnung<br />

(PT 2 -Glied)<br />

2<br />

T &&() y t + 2dTy&( t) + y() t = K⋅u()<br />

t<br />

K<br />

u<br />

d<br />

T<br />

y<br />

III. Nichtlineare Übertragungsglie<strong>der</strong><br />

a) Kennlinienglied<br />

(KL-Glied)<br />

( )<br />

yt () = Fut ()<br />

u<br />

F(u)<br />

y<br />

b) Multiplizierglied<br />

(M-Glied)<br />

yt () = Ku ⋅ () t ⋅u()<br />

t<br />

1 2<br />

u 1<br />

K<br />

u 2<br />

y<br />

Albert-Ludwigs-<br />

Universität Freiburg


1. Beschreibung dynamischer Systeme durch das Blockschaltbild Seite 6<br />

Vorlesung Systemtheorie<br />

Prof. Dr.-Ing. Ch. Ament<br />

Numerische Simulation mit Simulink<br />

Hintergrund<br />

Start<br />

• Matlab (von „Matrix Laboratory“) ist eine Interpreter-Programmiersprache, die<br />

speziell für numerische Algorithmen entwickelt wurde.<br />

• Insbeson<strong>der</strong>e sind alle Variablen als Matrizen vordefiniert und die Befehle auf die<br />

Verarbeitung von Matrizen bzw. Vektoren <strong>aus</strong>gelegt, so dass auch sehr große<br />

Datenfel<strong>der</strong> bzw. -listen schnell bearbeitet werden können.<br />

• Für spezielle Aufgabenstellungen (Regelungstechnik, Signal- o<strong>der</strong><br />

Bildverarbeitung, ...) kann <strong>der</strong> Befehlsumfang durch entsprechende Toolboxen<br />

erweitert werden.<br />

• Eine solche Toolbox ist auch „Simulink“, das die graphische Modellierung<br />

dynamischer Systeme als Blockschaltbild erlaubt. Diese Modelle können dann<br />

numerisch simuliert und analysiert werden.<br />

• Zunächst „matlab“ starten. Nachdem <strong>der</strong> Prompt „>>“ des Matlab-Interpreters<br />

erschienen ist, startet man Simulink mit dem Befehl „simulink“.<br />

• Es erscheint das nachfolgend gezeigte Fenster mit <strong>der</strong> Bibliothek <strong>der</strong> in Simulink<br />

vordefinierten Übertragungsblöcke.<br />

Albert-Ludwigs-<br />

Universität Freiburg


1. Beschreibung dynamischer Systeme durch das Blockschaltbild Seite 7<br />

Vorlesung Systemtheorie<br />

Prof. Dr.-Ing. Ch. Ament<br />

Modellierung<br />

• Es muss zuerst ein neues Arbeitsblatt geöffnet werden (z. B. mit dem Icon „weißes<br />

Blatt“ im oben gezeigten Fenster)<br />

• Nun können Blöcke <strong>aus</strong> dem Bibliotheks-Fenster per M<strong>aus</strong> auf das Arbeitsblatt<br />

geschoben werden. Die Ein- und Ausgänge <strong>der</strong> Blöcke können dort per M<strong>aus</strong><br />

verbunden werden.<br />

• Doppelklicken Sie einen Block, um seine Parameter zu definieren o<strong>der</strong> die Anzeige<br />

eines „Scope“ zu öffnen..<br />

• Um einen vorhandenen Block auf dem Arbeitsblatt zu duplizieren, klicken Sie ihn mit<br />

<strong>der</strong> rechten M<strong>aus</strong>taste an und positionieren das Duplikat entsprechend.<br />

• Verwenden Sie ebenfalls die rechte M<strong>aus</strong>taste, um von einer vorhandenen<br />

Signalverbindung einen neuen Abzweig zu erstellen!<br />

Simulation<br />

• Sie starten die numerische Simulation mit dem „Play“-Button (schwarzes Dreieck) im<br />

Kopf des Arbeitsblattes (siehe Bild).<br />

• Im Menü „Simulation“, Untermenü „Simulation Paramter“ können Sie die Paramter<br />

<strong>der</strong> numerischen Simulation festlegen, z. B.<br />

o Start- und Endzeitpunkt,<br />

o Integrationsverfahren,<br />

o Fehlermaße, welche die Güte <strong>der</strong> numerischen Simulation festlegen<br />

Albert-Ludwigs-<br />

Universität Freiburg


1. Beschreibung dynamischer Systeme durch das Blockschaltbild Seite 8<br />

Vorlesung Systemtheorie<br />

Prof. Dr.-Ing. Ch. Ament<br />

Steckbrief: Das Proportionalglied (P-Glied)<br />

Funktionalbeziehung:<br />

Sprungantwort:<br />

y ( t)<br />

= K u(<br />

t)<br />

h( t)<br />

= K σ ( t)<br />

Übertragungsfunktion:<br />

G ( s)<br />

= K<br />

K<br />

Symbol:<br />

K<br />

u<br />

y<br />

h(t)<br />

Simulink:<br />

0<br />

Ortskurve:<br />

t<br />

zu finden in <strong>der</strong> Bibliothek:<br />

Simulink\Math\Gain<br />

Eigenschaften: Verstärkung K als „Gain“<br />

Beschreibung:<br />

• Proportionale Verstärkung des<br />

Eimgangssignals<br />

• Übertragungsglied besitzt kein<br />

„Gedächtnis“<br />

• Elementares, lineares, zeitinvariantes<br />

Übertragungsglied<br />

Bode-Diagramm:<br />

mit K = 20 db<br />

log K<br />

A(ω) dB<br />

K<br />

G(jω)<br />

K dB<br />

ϕ(ω)<br />

0°<br />

ω<br />

Albert-Ludwigs-<br />

Universität Freiburg


1. Beschreibung dynamischer Systeme durch das Blockschaltbild Seite 9<br />

Vorlesung Systemtheorie<br />

Prof. Dr.-Ing. Ch. Ament<br />

Steckbrief: Das Integrierglied (I-Glied)<br />

Funktionalbeziehung:<br />

Sprungantwort:<br />

y(<br />

t)<br />

= K<br />

t<br />

∫<br />

τ = 0<br />

u(<br />

τ ) dτ<br />

h( t)<br />

= K ⋅ t ⋅σ<br />

( t)<br />

Übertragungsfunktion:<br />

G ( s)<br />

=<br />

K<br />

s<br />

h(t)<br />

Steigung K<br />

Symbol:<br />

K<br />

u<br />

K<br />

y<br />

0<br />

Ortskurve:<br />

1<br />

t<br />

Simulink (für K=1):<br />

Zu finden in <strong>der</strong> Bibliothek:<br />

Simulink\Continuous\Integrator<br />

“Initial Condition“: ein zusätzlicher,<br />

additiver Anfangswert für t = 0<br />

Beschreibung:<br />

• Das Eingangssignal wird über die Zeit<br />

hinweg aufintegriert.<br />

• Das Ausgangssignal verän<strong>der</strong>t sich nur<br />

dann nicht, falls das Eingangssignal<br />

Null ist.<br />

• Elementares, lineares, zeitinvariantes<br />

Übertragungsglied<br />

G(jω)<br />

Bode-Diagramm:<br />

A(ω) dB<br />

-20dB/Dek.<br />

0dB<br />

0°<br />

ϕ(ω)<br />

-90°<br />

K<br />

ω<br />

Albert-Ludwigs-<br />

Universität Freiburg


1. Beschreibung dynamischer Systeme durch das Blockschaltbild Seite 10<br />

Vorlesung Systemtheorie<br />

Prof. Dr.-Ing. Ch. Ament<br />

Steckbrief: Das Differenzierglied (D-Glied)<br />

Funktionalbeziehung:<br />

y ( t)<br />

= K u&<br />

( t)<br />

Übertragungsfunktion:<br />

G ( s)<br />

= K s<br />

Symbol:<br />

K<br />

u<br />

y<br />

Simulink (für K=1):<br />

Sprungantwort:<br />

h( t)<br />

= K ⋅δ<br />

( t)<br />

K<br />

h(t)<br />

0<br />

Ortskurve:<br />

t<br />

Zu finden in <strong>der</strong> Bibliothek:<br />

Simulink\Continuous\Derivative<br />

G(jω)<br />

Beschreibung:<br />

• Das Eingangssignal wird zeitlich<br />

differenziert.<br />

• Das D-Glied verstärkt Signale hoher<br />

Frequenz stark (siehe Bode-Diagramm),<br />

daher verstärkt es in unerwünschter<br />

Weise auch R<strong>aus</strong>chen am Eingang.<br />

Seine Realisierung ist daher<br />

problematisch.<br />

• Elementares, lineares, zeitinvariantes<br />

Übertragungsglied<br />

Bode-Diagramm:<br />

A(ω) dB<br />

0dB<br />

90°<br />

ϕ(ω)<br />

+20dB/Dek.<br />

0°<br />

K<br />

ω<br />

Albert-Ludwigs-<br />

Universität Freiburg


1. Beschreibung dynamischer Systeme durch das Blockschaltbild Seite 11<br />

Vorlesung Systemtheorie<br />

Prof. Dr.-Ing. Ch. Ament<br />

Steckbrief: Das Summierglied (S-Glied)<br />

Funktionalbeziehung:<br />

y t)<br />

= ± u ( t)<br />

± u ( ) ±K<br />

(<br />

1 2<br />

t<br />

Übertragungsfunktion:<br />

G s)<br />

= ± U ( s)<br />

± U ( ) ±K<br />

(<br />

1 2<br />

s<br />

Symbol:<br />

u 1<br />

( )<br />

( )<br />

u 2<br />

y<br />

Simulink:<br />

Zu finden in <strong>der</strong> Bibliothek:<br />

Simulink\Math\Sum<br />

Eigenschaften: unter „List of Sign“ können<br />

die Vorzeichen (+/–) definiert werden.<br />

Beschreibung:<br />

• Die Eingangssignale werden unter<br />

Berücksichtigung <strong>der</strong> Vorzeichen<br />

summiert.<br />

• Elementares, lineares, zeitinvariantes<br />

Übertragungsglied<br />

Albert-Ludwigs-<br />

Universität Freiburg


1. Beschreibung dynamischer Systeme durch das Blockschaltbild Seite 12<br />

Vorlesung Systemtheorie<br />

Prof. Dr.-Ing. Ch. Ament<br />

Steckbrief: Das Totzeitglied (T t -Glied)<br />

Funktionalbeziehung:<br />

y t)<br />

= K u(<br />

t − T )<br />

(<br />

t<br />

Sprungantwort:<br />

h t)<br />

= K ⋅σ<br />

( t − T )<br />

(<br />

t<br />

Übertragungsfunktion:<br />

G(<br />

s)<br />

= K e<br />

−s<br />

T t<br />

K<br />

K<br />

h (t)<br />

Symbol:<br />

u<br />

K<br />

y<br />

0<br />

T t<br />

t<br />

Ortskurve:<br />

Simulink (für K=1):<br />

K<br />

Zu finden in <strong>der</strong> Bibliothek:<br />

Simulink\Continuous\Transport Delay<br />

Eigenschaften: Totzeit als „Time Delay“,<br />

zusätzlich ist die Größe des<br />

Pufferspeichers vordefiniert, <strong>der</strong> die<br />

Funktionswerte während <strong>der</strong> Totzeit<br />

sichert.<br />

Beschreibung:<br />

• Das Totzeitglied gibt das<br />

Eingangssignal unverän<strong>der</strong>t, aber um<br />

die Totzeit T t verzögert wie<strong>der</strong> <strong>aus</strong>.<br />

• Elementares, lineares, zeitinvariantes<br />

Übertragungsglied<br />

Bode-Diagramm für K=1:<br />

A(ω) dB<br />

0dB<br />

0°<br />

ϕ(ω)<br />

G(jω)<br />

-57°<br />

ω = 0<br />

-90°<br />

ω 0<br />

=1/T t<br />

ω<br />

Für den Phasenverlauf kann keine<br />

Asymptote angegeben werden, es müssen<br />

Stützstellen bestimmt werden:<br />

⎛ 180°<br />

⎞<br />

ϕ( ω)<br />

= −Tt<br />

⋅ω<br />

⋅ ⎜ ⎟<br />

⎝ π ⎠<br />

Albert-Ludwigs-<br />

Universität Freiburg


1. Beschreibung dynamischer Systeme durch das Blockschaltbild Seite 13<br />

Vorlesung Systemtheorie<br />

Prof. Dr.-Ing. Ch. Ament<br />

Steckbrief: Das Verzögerungsglied 1. Ordnung (PT1-Glied)<br />

Funktionalbeziehung:<br />

T y&<br />

( t)<br />

+ y(<br />

t)<br />

= K u(<br />

t)<br />

Übertragungsfunktion:<br />

K<br />

G(<br />

s)<br />

= 1+ T s<br />

Symbol:<br />

K T<br />

u<br />

y<br />

0<br />

Sprungantwort:<br />

h(<br />

t)<br />

= K<br />

Simulink:<br />

Ortskurve:<br />

K<br />

−t<br />

/ T<br />

( 1−<br />

e ) ⋅σ ( t)<br />

h(t)<br />

0,95K<br />

0,63K<br />

T 2T 3T<br />

t<br />

Zu finden in <strong>der</strong> Bibliothek:<br />

Simulink\Continuous\Transfer Fcn<br />

Eigenschaften: [K] als „Numerator“<br />

und [T 1] als „Denominator“<br />

Beschreibung:<br />

G(jω)<br />

K<br />

• Das Ausgangssignal y folgt dem<br />

Eingang u verzögert. Je größer die<br />

Zeitkonstante T, desto langsamer ist das<br />

System. Nach dem Einschwingen gilt<br />

y = K ⋅ u .<br />

Bode-Diagramm für K=1:<br />

0dB<br />

-3dB<br />

A(ω) dB<br />

-20dB/Dek.<br />

• Lineares, zeitinvariantes Glied<br />

• Lässt sich <strong>aus</strong> elementaren Glie<strong>der</strong>n<br />

zusammensetzen:<br />

u<br />

K/T<br />

y<br />

ϕ(ω)<br />

0°<br />

-66°/Dek.<br />

-45°<br />

1/K<br />

ω 0<br />

=1/T<br />

-90°<br />

ω<br />

Albert-Ludwigs-<br />

Universität Freiburg


1. Beschreibung dynamischer Systeme durch das Blockschaltbild Seite 14<br />

Vorlesung Systemtheorie<br />

Prof. Dr.-Ing. Ch. Ament<br />

Steckbrief: Das Verzögerungsglied 2. Ordnung (PT 2 -Glied)<br />

Funktionalbeziehung:<br />

2<br />

T & y<br />

( t)<br />

+ 2dT<br />

y&<br />

( t)<br />

+ y(<br />

t)<br />

= K u(<br />

t)<br />

Übertragungsfunktion:<br />

G ( s)<br />

=<br />

2 2<br />

T s<br />

Symbol:<br />

u<br />

K<br />

Simulink:<br />

K<br />

+ 2dT<br />

d<br />

T<br />

s + 1<br />

Zu finden in <strong>der</strong> Bibliothek:<br />

Simulink\Continuous\Transfer Fcn<br />

Eigenschaften: [K] als „Numerator“<br />

und [T^2 2*d*T 1] als „Denominator“<br />

Beschreibung:<br />

• Schwingungsfähiges<br />

Verzögerungsglied. Nach dem<br />

Einschwingen gilt y = K ⋅ u .<br />

• Lineares, zeitinvariantes Glied<br />

• Lässt sich <strong>aus</strong> elementaren Glie<strong>der</strong>n<br />

zusammensetzen:<br />

y<br />

Sprungantwort:<br />

a) ungedämpfter Fall (d = 0):<br />

h( t)<br />

= K(1<br />

− cosω<br />

0t)<br />

⋅σ<br />

( t)<br />

b) periodischer Fall ( 0 < d < 1):<br />

−δt<br />

δ<br />

h( t)<br />

= K[1<br />

− e (cosωt<br />

+ sinωt)]<br />

⋅σ<br />

( t)<br />

ω<br />

c) aperiodischer Grenzfall (d = 1):<br />

−ω0t<br />

h( t)<br />

= K[1<br />

− e (1 + ω<br />

0t)]<br />

⋅σ<br />

( t)<br />

d) aperiodischer Fall (d > 1):<br />

−δt<br />

δ<br />

h( t)<br />

= K[1<br />

− e (coshωt<br />

+ sinhωt]<br />

⋅σ<br />

( t)<br />

ω<br />

mit: ω = 1/ 0<br />

T , δ = dω<br />

0<br />

,<br />

2<br />

2<br />

ω = ω<br />

0<br />

1−<br />

d , ω = ω<br />

0<br />

d −1<br />

Ortskurve:<br />

G (jω )<br />

Bode-Diagramm für K=1:<br />

0dB<br />

K<br />

A(ω 0<br />

) dB<br />

= -20 log 2d<br />

u<br />

1/T<br />

K/T<br />

y<br />

A(ω) dB<br />

-40dB/Dek.<br />

2d/K<br />

0°<br />

1/K<br />

ϕ(ω)<br />

-90°<br />

Tangente mit (-132°/d)/Dek.<br />

-180°<br />

ω 0<br />

=1/T<br />

ω<br />

Albert-Ludwigs-<br />

Universität Freiburg


2. Systembeschreibung im Zeitbereich Seite 15<br />

Vorlesung Systemtheorie<br />

Dr.-Ing. Ch. Ament<br />

Lösung linearer Differenzialgleichungen (DGLen) mit konstanten Koeffizienten<br />

Gegeben ist die DGL in <strong>der</strong> Form<br />

( n)<br />

a<br />

n<br />

y ( t)<br />

+ K + a1<br />

y(<br />

t)<br />

+ a0<br />

y(<br />

t)<br />

= b0<br />

u(<br />

t)<br />

+ b1<br />

u(<br />

t)<br />

+ K + b<br />

m<br />

u<br />

( m)<br />

( t)<br />

mit<br />

an<br />

≠ 0<br />

und<br />

a , b ∈ IR<br />

i<br />

i<br />

1. Schritt: Lösung <strong>der</strong> homogenen DGL<br />

a<br />

( n)<br />

n<br />

y ( K<br />

1<br />

0<br />

t)<br />

+ + a y(<br />

t)<br />

+ a y(<br />

t)<br />

= 0<br />

Bestimme <strong>aus</strong> <strong>der</strong> zugehörigen charakteristischen Gleichung<br />

die Lösungen (Wurzeln) s , , .<br />

1 K<br />

s n<br />

Der allgemeine Lösungsansatz ist<br />

mit folgendem Ansatz für y k (t):<br />

n<br />

a<br />

n<br />

s + K + a a<br />

y ( t)<br />

=<br />

h<br />

n<br />

∑<br />

k = 1<br />

1<br />

s +<br />

0<br />

=<br />

C<br />

k<br />

y ( t)<br />

Fall 1: die Wurzel s k ist von allen an<strong>der</strong>en Wurzeln verschieden:<br />

Fall 2: die Wurzel s k tritt ρ-fach auf:<br />

y<br />

y ( t)<br />

= e<br />

k<br />

skt<br />

i sk<br />

t<br />

i<br />

( t)<br />

= t<br />

−1 ⋅ e mit i=1, 2, ..., ρ<br />

Spezialfall 3: System mit <strong>der</strong> Ordnung n = 2 (mit s<br />

1<br />

= δ1<br />

+ jω1<br />

, s<br />

2<br />

= δ<br />

2<br />

+ jω2<br />

):<br />

mit<br />

δ1t<br />

a) reell, verschieden ( ω1 = 0,<br />

δ1<br />

≠ δ<br />

2<br />

): y t)<br />

= e ,<br />

δ1t<br />

b) reell, gleich ( ω<br />

1<br />

= 0,<br />

δ1<br />

= δ<br />

2<br />

): y t)<br />

= e ,<br />

1 (<br />

1 (<br />

k<br />

0<br />

t<br />

y ( δ 2<br />

2<br />

t)<br />

= e<br />

t<br />

y (<br />

δ1<br />

2<br />

t)<br />

= t ⋅ e<br />

δ1t<br />

δ 2t<br />

c) konjugiert komplex ( ω<br />

1<br />

= ω2<br />

≠ 0 ): y1( t)<br />

= e ⋅ cosω1t<br />

, y2( t)<br />

= e ⋅sinω1t<br />

C<br />

1<br />

,<br />

C ∈ IR<br />

2<br />

2. Schritt: Bestimmung einer partikulären Lösung für die inhomogene DGL<br />

2<br />

Fall 1: Der Eingang u(t) ist ein Polynom in t: u ( t)<br />

= u + u t + u t + K+<br />

u p<br />

t<br />

0<br />

1<br />

2<br />

p<br />

• Ansatz für die partikuläre Lösung:<br />

2<br />

y ( t)<br />

= q + q t + q t + K+<br />

q<br />

p<br />

0<br />

1<br />

2<br />

p<br />

t<br />

p<br />

• In die inhomogene DGL einsetzen (ableiten!)<br />

• Koeffizienten q i bestimmen<br />

Albert-Ludwigs-<br />

Universität Freiburg


2. Systembeschreibung im Zeitbereich Seite 16<br />

Vorlesung Systemtheorie<br />

Dr.-Ing. Ch. Ament<br />

Fall 2: Der Eingang u(t) ist nicht in spezieller Form gegeben: „Variation <strong>der</strong> Konstanten“<br />

• Ansatz für die partikuläre Lösung: y<br />

p<br />

( t)<br />

= ∑C<br />

n<br />

k = 1<br />

• In die inhomogene DGL einsetzen (ableiten!)<br />

• Funktionen C k (t) dar<strong>aus</strong> bestimmen<br />

k<br />

( t)<br />

y ( t)<br />

k<br />

3. Schritt: Allgemeine Lösung <strong>der</strong> DGL<br />

Homogene und partikuläre Lösung werden superponiert:<br />

y( t)<br />

= y ( t)<br />

y ( t)<br />

h<br />

+<br />

p<br />

4. Schritt: Lösung des Anfangswertproblems<br />

Die n Konstanten C k werden <strong>aus</strong> den n gegebenen Anfangsbedingungen<br />

y( 0) = y (0) + C y (0) = y<br />

p<br />

n<br />

∑<br />

k = 0<br />

y&<br />

( 0) = y&<br />

(0) + C y&<br />

(0) = y&<br />

p<br />

n<br />

∑<br />

k = 0<br />

k<br />

k<br />

k<br />

k<br />

0<br />

0<br />

bestimmt.<br />

& y<br />

( 0) = && y (0) + C && y (0) = & y<br />

p<br />

n<br />

∑<br />

k = 0<br />

...<br />

k<br />

k<br />

0<br />

Albert-Ludwigs-<br />

Universität Freiburg


2. Systembeschreibung im Zeitbereich Seite 17<br />

Vorlesung Systemtheorie<br />

Dr.-Ing. Ch. Ament<br />

Rechenregeln für die δ - und σ -Funktion<br />

1. Addition<br />

aδ ( t)<br />

+ bδ<br />

( t)<br />

= ( a + b)<br />

δ ( t)<br />

mit a, b: Konstanten<br />

2. Multiplikation<br />

a) f ( t)<br />

δ ( t)<br />

= f (0) δ ( t)<br />

mit f (t) stetig in t = 0<br />

b) f t)<br />

δ ( t − t ) = f ( t ) δ ( t − )<br />

(<br />

0 0<br />

t0<br />

mit<br />

(t) stetig in t = t<br />

f<br />

0<br />

c)<br />

d<br />

dt<br />

( f ( t)<br />

δ ( t)<br />

)<br />

=<br />

=<br />

f (0) & δ ( t)<br />

f&<br />

( t)<br />

δ ( t)<br />

+<br />

f ( t)<br />

& δ ( t)<br />

3. Differentiation<br />

d<br />

σ ( t)<br />

= δ ( t)<br />

dt<br />

4. Integration<br />

t<br />

a) ∫δ<br />

( τ ) d τ = σ ( t)<br />

−∞<br />

t2<br />

⎧ 1 für t1<br />

< t < t<br />

b) ∫δ<br />

( τ − t)<br />

dτ<br />

= ⎨<br />

⎩0<br />

sonst<br />

t<br />

1<br />

2<br />

5. Faltung<br />

a)<br />

∞<br />

∫<br />

−∞<br />

f ( τ ) δ ( t −τ<br />

) dτ<br />

f ( t)<br />

∗δ<br />

( t)<br />

=<br />

∞<br />

∫<br />

−∞<br />

δ ( τ ) f ( t −τ<br />

) dτ<br />

= δ ( t)<br />

∗ f ( t)<br />

=<br />

=<br />

f ( t)<br />

f ( t)<br />

b) f ( t)<br />

∗σ<br />

( τ ) = σ ( t)<br />

∗ f ( t)<br />

= ∫ f ( τ ) dτ<br />

c) f t)<br />

∗δ ( t − t ) = f ( t − )<br />

(<br />

0<br />

t0<br />

∞<br />

0<br />

t2<br />

d) ∫<br />

t1<br />

⎧ f ( t)<br />

für t1<br />

< t < t<br />

f ( τ ) δ ( t −τ<br />

) dτ<br />

= ⎨<br />

⎩0<br />

sonst<br />

2<br />

Albert-Ludwigs-<br />

Universität Freiburg


2. Systembeschreibung im Zeitbereich Seite 18<br />

Vorlesung Systemtheorie<br />

Dr.-Ing. Ch. Ament<br />

Darstellung eines (nichtlinearen) dynamischen Systems im Zustandsraum<br />

Zustandsdifferentialgleichung: x &( t)<br />

= f ( x(<br />

t),<br />

u(<br />

t)<br />

)<br />

Ausgangsgleichung: y ( t)<br />

= g( x(<br />

t),<br />

u(<br />

t)<br />

)<br />

mit folgenden Größen:<br />

Zustandsvektor<br />

Eingangsvektor<br />

⎡ x1<br />

( t)<br />

⎤<br />

⎢ ⎥<br />

⎢<br />

x2<br />

( t)<br />

x(<br />

t)<br />

= ⎥<br />

⎢ M ⎥<br />

⎢ ⎥<br />

⎣xn<br />

( t)<br />

⎦<br />

mit n: Anzahl <strong>der</strong> Zustände<br />

⎡ u1(t)<br />

⎤<br />

u(<br />

t)<br />

=<br />

⎢ ⎥<br />

⎢<br />

M<br />

⎥<br />

mit m: Anzahl <strong>der</strong> Eingänge<br />

⎢⎣<br />

u ( t)<br />

⎥<br />

m ⎦<br />

Ausgangsvektor<br />

⎡ y1(t)<br />

⎤<br />

⎢ ⎥<br />

y(<br />

t)<br />

= ⎢ M ⎥<br />

⎢ ⎥<br />

⎣y<br />

p<br />

( t)<br />

⎦<br />

mit p: Anzahl <strong>der</strong> Ausgänge<br />

Blockschaltbild:<br />

u<br />

f(x,u)<br />

x(0)<br />

1 x<br />

y<br />

g(x,u)<br />

Albert-Ludwigs-<br />

Universität Freiburg


2. Systembeschreibung im Zeitbereich Seite 19<br />

Vorlesung Systemtheorie<br />

Dr.-Ing. Ch. Ament<br />

Beispiel eines nichtlinearen dynamischen Systems in<br />

Zustandsraum-Darstellung<br />

Als sehr einfaches Modell eines ökologischen Systems soll eine Räuber-Beute-Beziehnung<br />

beschrieben werden. Mit x 1 (t) wird die Zahl <strong>der</strong> Hasen (Beutetiere) zum Zeitpunkt t<br />

bezeichnet, x 2 (t) entspricht <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> Füchse (Räuber).<br />

x 1 (t)<br />

x 2 (t)<br />

Die Anzahl <strong>der</strong> Geburten pro Zeit <strong>der</strong> Hasen ist proportional zum Bestand (Geburtenrate a 1 ).<br />

Ebenso ist die Zahl <strong>der</strong> natürlichen Tode proportional zum Bestand (natürliche Todesrate b 1 ).<br />

Zusätzlich werden Hasen von den Füchsen getötet, diese Zahl ist proportional zum Produkt<br />

<strong>der</strong> Bestände von Hasen bzw. Füchsen (Todesrate durch Räuber c 1 ). Die Bilanzierung des<br />

Bestands <strong>der</strong> Hasen ergibt:<br />

x&<br />

1( t)<br />

= ( a1<br />

− b1<br />

) ⋅ x1<br />

( t)<br />

− c1<br />

⋅ x1<br />

( t)<br />

⋅ x2<br />

( t)<br />

Die Zahl <strong>der</strong> Geburten pro Zeit <strong>der</strong> Füchse ist nahrungsabhängig: Diese Zahl ist proportional<br />

zum Produkt <strong>der</strong> bestände von Hasen bzw. Füchsen (nahrungsabhängige Geburtenrate a 2 ).<br />

Wie bei den Hasen ist auch die Zahl <strong>der</strong> natürlichen proportional zum Bestand (natürliche<br />

Todesrate b 2 ). Die Bilanzierung des Bestands <strong>der</strong> Füchse ergibt:<br />

x&<br />

2<br />

( t)<br />

= a2<br />

⋅ x1(<br />

t)<br />

⋅ x2<br />

( t)<br />

− b2<br />

⋅ x2<br />

( t)<br />

Beide Gleichungen, die auch als Lotka-Volterra-Gleichungen bekannt sind, bilden gemeinsam<br />

die Zustands-Differenzialgleichung des Systems. Das System ist nichtlinear aufgrund <strong>der</strong><br />

multiplikativen Terme x t)<br />

⋅ x ( ) .<br />

1( 2<br />

t<br />

Für eine numerische Simulation (z. B. mit Simulink) eignen sich folgende Werte:<br />

Hasen<br />

Füchse<br />

a 1 = 0.05 a 2 = 0.0001<br />

b 1 = 0.02 b 2 = 0.01<br />

c 1 = 0.0005<br />

Mit den Anfangsbedingungen x 1 (0)=100 Hasen und x 2 (0)= 20, 60, 100 Füchse.<br />

Albert-Ludwigs-<br />

Universität Freiburg


2. Systembeschreibung im Zeitbereich Seite 20<br />

Vorlesung Systemtheorie<br />

Dr.-Ing. Ch. Ament<br />

Numerische Simulation eines (nichtlinearen) dynamischen Systems in<br />

Zustandsraum-Darstellung<br />

und den Anfangswert x ( 0) = x<br />

0<br />

definiert.<br />

( x(<br />

t),<br />

u(<br />

))<br />

x &( t)<br />

= f t<br />

Von diesem Anfangswert <strong>aus</strong>gehend soll ein numerisches Verfahren den Zustandspunkt für<br />

nachfolgende diskrete Zeitpunkte t 1 , t 2 , t 3 , ... näherungsweise bestimmen.<br />

Mit Hilfe eines Einschrittverfahrens kann eine Näherung ~ x ( t i<br />

) des Zustandspunktes rekursiv<br />

bestimmt werden:<br />

~ x ( t ~ x t h ( ~<br />

i 1)<br />

= (<br />

i<br />

) + ⋅Φ<br />

x ( ti<br />

), u(<br />

ti<br />

), h)<br />

+<br />

mit Zeitschrittweite h zwischen den Zeitpunkten t i+1 und t i sowie <strong>der</strong> Verfahrensfunktion Φ.<br />

Je nach <strong>der</strong> Ordnung p des gewählten Verfahrens bestimmt sich die Verfahrensfunktion in<br />

folgen<strong>der</strong> Weise:<br />

p=1: Verfahren von Euler<br />

Φ<br />

( x , u,<br />

h) = f ( x,<br />

u)<br />

p=2: Verfahren von Heun:<br />

Φ<br />

1<br />

( x, u,<br />

h) = [ f ( x,<br />

u)<br />

+ f ( x + h ⋅ f ( x,<br />

u),<br />

u)<br />

]<br />

p=4: Verfahren von Runge-Kutta:<br />

mit<br />

Φ<br />

2<br />

1<br />

6<br />

2<br />

6<br />

2<br />

6<br />

1<br />

6<br />

( x, u,<br />

h) = ⋅ k<br />

1<br />

+ ⋅ k<br />

2<br />

+ ⋅ k<br />

3<br />

+ ⋅ k<br />

4<br />

k<br />

1<br />

= f ( x,<br />

u)<br />

1<br />

k<br />

2<br />

= f ( x + ⋅ h ⋅ k<br />

1,<br />

u)<br />

2<br />

1<br />

k<br />

3<br />

= f ( x + ⋅ h ⋅ k<br />

2<br />

, u)<br />

2<br />

k<br />

4<br />

= f ( x + h ⋅ k 3, u)<br />

Ein im Allgemeinen nichtlineares dynamisches System ist durch die Zustandsdifferenzialgleichung<br />

Albert-Ludwigs-<br />

Universität Freiburg


2. Systembeschreibung im Zeitbereich Seite 21<br />

Vorlesung Systemtheorie<br />

Dr.-Ing. Ch. Ament<br />

Darstellung eines linearen dynamischen Systems im Zustandsraum<br />

Zustandsdifferentialgleichung: x &( t)<br />

= A x(<br />

t)<br />

+ B u(<br />

t)<br />

Ausgangsgleichung: y ( t)<br />

= C x(<br />

t)<br />

+ D u(<br />

t)<br />

mit folgenden Größen:<br />

Zustandsvektor<br />

Eingangsvektor<br />

⎡ x1<br />

( t)<br />

⎤<br />

⎢ ⎥<br />

⎢<br />

x2<br />

( t)<br />

x(<br />

t)<br />

= ⎥<br />

⎢ M ⎥<br />

⎢ ⎥<br />

⎣xn<br />

( t)<br />

⎦<br />

mit n: Anzahl <strong>der</strong> Zustände<br />

⎡ u1(t)<br />

⎤<br />

u(<br />

t)<br />

=<br />

⎢ ⎥<br />

⎢<br />

M<br />

⎥<br />

mit m: Anzahl <strong>der</strong> Eingänge<br />

⎢⎣<br />

u ( t)<br />

⎥<br />

m ⎦<br />

Ausgangsvektor<br />

⎡ y1(t)<br />

⎤<br />

⎢ ⎥<br />

y(<br />

t)<br />

= ⎢ M ⎥<br />

⎢ ⎥<br />

⎣y<br />

p<br />

( t)<br />

⎦<br />

mit p: Anzahl <strong>der</strong> Ausgänge<br />

Systemmatrix<br />

⎡a11<br />

⎢<br />

⎢<br />

a21<br />

A =<br />

⎢ M<br />

⎢<br />

⎣an1<br />

a<br />

a<br />

a<br />

12<br />

22<br />

M<br />

n2<br />

L<br />

L<br />

O<br />

L<br />

a1<br />

n ⎤<br />

a<br />

⎥<br />

2n<br />

⎥ , Eingangsmatrix<br />

M ⎥<br />

⎥<br />

ann<br />

⎦<br />

⎡b11<br />

⎢<br />

⎢<br />

b21<br />

B =<br />

⎢ M<br />

⎢<br />

⎣bn1<br />

L<br />

L<br />

O<br />

L<br />

b<br />

b<br />

b<br />

1m<br />

2m<br />

M<br />

nm<br />

⎤<br />

⎥<br />

⎥<br />

⎥<br />

⎥<br />

⎦<br />

Ausgangsmatrix<br />

⎡c<br />

⎢<br />

C = ⎢ M<br />

⎢<br />

⎣c<br />

p<br />

11<br />

1<br />

c<br />

c<br />

12<br />

M<br />

p2<br />

L<br />

O<br />

L<br />

c1<br />

n<br />

⎤<br />

⎥<br />

M ⎥ , Durchgangsmatrix<br />

c ⎥<br />

pn ⎦<br />

⎡d<br />

⎢<br />

D = ⎢ M<br />

⎢<br />

⎣d<br />

p<br />

11<br />

1<br />

L<br />

O<br />

L<br />

d<br />

d<br />

1m<br />

M<br />

pm<br />

⎤<br />

⎥<br />

⎥<br />

⎥<br />

⎦<br />

Blockschaltbild:<br />

u<br />

D<br />

B<br />

x(0)<br />

1 x<br />

y<br />

C<br />

A<br />

Albert-Ludwigs-<br />

Universität Freiburg


3. Systembeschreibung im Bildbereich Seite 22<br />

Vorlesung Systemtheorie<br />

Prof. Dr.-Ing. Ch. Ament<br />

Rechenregeln <strong>der</strong> Laplace-Transformation<br />

Bezeichnung<br />

1. Linearität<br />

(Superposition)<br />

Originalfunktion<br />

f(t) für t ≥ 0<br />

c<br />

1<br />

f1( t)<br />

± c2<br />

f<br />

2<br />

( t)<br />

±K<br />

mit Konstanten c , c , 1 2<br />

K<br />

Bildfunktion<br />

F(s)<br />

c<br />

1<br />

F1<br />

(<br />

2 2<br />

s<br />

s)<br />

± c F ( )<br />

± K<br />

2. Ähnlichkeit f (at)<br />

mit a > 0<br />

3. Verschiebung im<br />

Zeitbereich<br />

4. Verschiebung im<br />

Bildbereich<br />

5. Differentiation im<br />

Zeitbereich<br />

f ( t − a)<br />

σ ( t − a)<br />

mit a > 0<br />

e<br />

−a t f (t)<br />

mit a beliebig, komplex<br />

1<br />

a<br />

e<br />

⎛<br />

F⎜<br />

⎝<br />

−a s<br />

s<br />

a<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

F(s)<br />

F ( s + a)<br />

df ( t)<br />

s F( s)<br />

− f (0)<br />

dt<br />

( )<br />

dt<br />

d 2<br />

f t<br />

2<br />

s F(<br />

s)<br />

− s f (0) − f (0 )<br />

2<br />

k<br />

d f ( t)<br />

dt<br />

k<br />

s<br />

k<br />

− s f<br />

F(<br />

s)<br />

− s<br />

( k −2)<br />

k −1<br />

(0) − f<br />

&<br />

f (0) −K<br />

( k −1)<br />

(0)<br />

6. Differentiation im<br />

Bildbereich<br />

7. Integration im<br />

Zeitbereich<br />

8. Integration im<br />

Bildbereich<br />

− t ⋅<br />

f (t)<br />

( − 1)<br />

k ⋅t k ⋅ f ( t)<br />

t<br />

∫<br />

0<br />

dF ( s)<br />

ds<br />

k<br />

d F(<br />

s)<br />

1<br />

f ( τ ) dτ<br />

F(<br />

s)<br />

s ⋅<br />

f ( t)<br />

t<br />

∞<br />

∫<br />

s<br />

ds<br />

k<br />

F(<br />

ω) dω<br />

9. Faltung im<br />

Zeitbereich f<br />

1<br />

( t)<br />

∗ f<br />

2<br />

( t)<br />

= ∫ f1(<br />

t −τ<br />

) f<br />

2<br />

( τ ) dτ<br />

F1 ( s)<br />

⋅ F2<br />

( s)<br />

10. Faltung im<br />

Bildbereich<br />

f1( t)<br />

⋅ f<br />

2<br />

( t)<br />

1<br />

2πj<br />

c+<br />

j∞<br />

∫<br />

F ( s −ω)<br />

F<br />

1<br />

c−<br />

j∞<br />

2<br />

( ω)<br />

dω<br />

11. Anfangswert lim f ( t)<br />

= lim s ⋅ F(<br />

s)<br />

t→0<br />

t→∞<br />

Albert-Ludwigs-<br />

Universität Freiburg


3. Systembeschreibung im Bildbereich Seite 23<br />

Vorlesung Systemtheorie<br />

Prof. Dr.-Ing. Ch. Ament<br />

Bezeichnung<br />

Originalfunktion<br />

f(t) für t ≥ 0<br />

12. Endwert lim f ( t)<br />

= lim s ⋅ F(<br />

s)<br />

13. Parsevalsche<br />

Gleichung<br />

t→∞<br />

∞<br />

∫<br />

0<br />

f<br />

2<br />

t→0<br />

∞<br />

1<br />

2<br />

( t)<br />

= ∫ F(<br />

jω)<br />

dω<br />

2π<br />

−∞<br />

Bildfunktion<br />

F(s)<br />

Korrespondenzen <strong>der</strong> Laplace-Transformation<br />

Albert-Ludwigs-<br />

Universität Freiburg


3. Systembeschreibung im Bildbereich Seite 24<br />

Vorlesung Systemtheorie<br />

Prof. Dr.-Ing. Ch. Ament<br />

Albert-Ludwigs-<br />

Universität Freiburg<br />

<strong>aus</strong>: Unbehauen, Regelungstechnik I


3. Systembeschreibung im Bildbereich Seite 24a<br />

Vorlesung Systemtheorie<br />

Prof. Dr.-Ing. Ch. Ament<br />

Laplace-Rücktransformation<br />

Gegeben ist die folgende Funktion im Bildbereich:<br />

Vorgehensweise zur Rücktransformation:<br />

• Totzeit T t zunächst unberücksichtigt lassen.<br />

• Falls Grad Z(s) ≥ Grad N(s) :<br />

Polynomdivision mit dem Rest R(s) führt auf:<br />

Rücktransformation von<br />

G(<br />

s)<br />

=<br />

Z s)<br />

= Z<br />

N(<br />

s)<br />

( *<br />

* −1<br />

Z ( s)<br />

mittels Korr.1: L {} 1 = δ ( t)<br />

Z(<br />

s)<br />

−Tt<br />

s<br />

⋅ e<br />

N(<br />

s)<br />

R(<br />

s)<br />

( s)<br />

+<br />

N(<br />

s)<br />

• Faktorisierung des Nenners N(s) (ggf. mit Hilfe <strong>der</strong> Polynomdivision)<br />

• Ansatz zur Partialbruchzerlegung:<br />

a) einfacher Pol:<br />

b) ρ-facher Pol:<br />

c) konjugiert komplexer Pol:<br />

s<br />

c<br />

+<br />

a<br />

c1<br />

+<br />

s + a<br />

s<br />

c s + c<br />

1<br />

2<br />

c<br />

+ α s + β<br />

2<br />

+ K+<br />

2<br />

( s + a) ( s + a) ρ<br />

• Bestimmung <strong>der</strong> unbekannten Koeffizienten c i <strong>der</strong> Partialbruchzerlegung:<br />

o entwe<strong>der</strong>: Koeffizientenvergleich für s 0 , s 1 , s 2 , …<br />

o o<strong>der</strong>: spezielle Werte für s einsetzen (insbeson<strong>der</strong>e die Pole)<br />

• Rücktransformation:<br />

a) nach Korr.6:<br />

b) nach Korr.7:<br />

L<br />

−1<br />

⎧<br />

⎨<br />

⎩s<br />

1<br />

+<br />

2<br />

⎧<br />

−1 n!<br />

L ⎨<br />

⎩<br />

⎫<br />

⎬ = e<br />

a ⎭<br />

( s + a)<br />

n+<br />

1<br />

−at<br />

⎫<br />

⎬ = t<br />

⎭<br />

n⋅<br />

e<br />

−at<br />

c<br />

ρ<br />

für t ≥ 0<br />

für t ≥ 0<br />

c) Quadratische Ergänzung des Nenners und dann<br />

−1<br />

⎧ ω ⎫<br />

0<br />

−at<br />

nach Korr.13: L ⎨<br />

e sin( ω0t)<br />

2 2 ⎬ = ⋅ für t ≥ 0<br />

⎩(<br />

s + a)<br />

+ ω0<br />

⎭<br />

−1<br />

⎧ s + a ⎫<br />

−at<br />

sowie nach Korr.14: L ⎨<br />

= e ⋅ cos( ω0t)<br />

2 2 ⎬<br />

für t ≥ 0<br />

⎩(<br />

s + a)<br />

+ ω0<br />

⎭<br />

• Einzeltransformationen zu g(t) superponieren.<br />

• Ggf. Berücksichtigung <strong>der</strong> Totzeit nach Verschiebungsregel (3):<br />

−1<br />

Tts<br />

L<br />

⎧ −<br />

e G(<br />

s)<br />

⎫<br />

⎨ ⋅ ⎬ = g(<br />

t − Tt<br />

) ⋅σ<br />

( t − Tt<br />

)<br />

⎩ ⎭<br />

Albert-Ludwigs-<br />

Universität Freiburg


3. Systembeschreibung im Bildbereich Seite 25<br />

Vorlesung Systemtheorie<br />

Prof. Dr.-Ing. Ch. Ament<br />

Anfang und Ende <strong>der</strong> Ortskurve für rationale Frequenzgänge<br />

Gegeben ist <strong>der</strong> Frequenzgang eines dynamischen Systems<br />

b<br />

G(<br />

jω)<br />

=<br />

a<br />

0<br />

0<br />

+ b ( jω)<br />

+ K + b<br />

1<br />

( jω)<br />

n<br />

+ a ( jω)<br />

+ K + a ( jω)<br />

1<br />

mit m < n (reales System) und b 0<br />

≠ 0 .<br />

m<br />

n<br />

m<br />

−<br />

⋅ e<br />

jωT<br />

t<br />

Anfang <strong>der</strong> Ortskurve<br />

• Falls a 0<br />

≠ 0 :<br />

Die Ortskurve beginnt auf <strong>der</strong> reellen Achse beim Wert<br />

b<br />

0<br />

K = .<br />

• Falls a a = K = 0 : Das System ist ρ-fach integrierend.<br />

0<br />

=<br />

1<br />

a ρ −1<br />

=<br />

π<br />

Die Ortskurve beginnt im Unendlichen mit dem Phasenwinkel − ρ ⋅ .<br />

2<br />

a<br />

0<br />

Ende <strong>der</strong> Ortskurve<br />

• Falls = 0 : System ohne Totzeit<br />

T t<br />

Die Ortskurve läuft im Winkel<br />

• Falls > 0 :<br />

T t<br />

π<br />

− ( n − m)<br />

⋅ in den Ursprung.<br />

2<br />

Das Totzeitglied führt zu einer mit <strong>der</strong> Frequenz ω linear wachsenden negativen<br />

Phasendrehung.<br />

Daher kann kein Eintrittswinkel berechnet werden und die Ortskurve läuft<br />

spiralförmig in den Ursprung ein.<br />

Verlauf <strong>der</strong> Ortskurve<br />

• Bei reinen Verzögerungsglie<strong>der</strong>n ( m = 0 ) ist <strong>der</strong> Amplituden- und Phasenverlauf<br />

monoton fallend.<br />

Das bedeutet für die Ortskurve, dass sie im Uhrzeigersinn um den Ursprung läuft und<br />

mit wachsen<strong>der</strong> Frequenz ω immer näher an den Ursprung herankommt.<br />

Albert-Ludwigs-<br />

Universität Freiburg


3. Systembeschreibung im Bildbereich Seite 26<br />

Vorlesung Systemtheorie<br />

Prof. Dr.-Ing. Ch. Ament<br />

A(ω) dB<br />

+20<br />

0<br />

–20<br />

–40<br />

–60<br />

φ (ω)<br />

2 3 5 8 2 3 5 8 2 3 5 8 2 3 5<br />

0,01 0,1 1 10 100<br />

2 3 5 8 2 3 5 8 2 3 5 8 2 3 5<br />

0,01 0,1 1 10 100<br />

Albert-Ludwigs-<br />

Universität Freiburg


3. Systembeschreibung im Bildbereich Seite 27<br />

Vorlesung Systemtheorie<br />

Prof. Dr.-Ing. Ch. Ament<br />

Ehemalige Prüfungsaufgabe zur Konstruktion des Bode-Diagramms<br />

Gegeben ist folgendes System:<br />

u<br />

G 1<br />

(s)<br />

G 2<br />

(s)<br />

y<br />

mit<br />

G ( jω)<br />

= 1 2 jω<br />

und<br />

1<br />

+<br />

G<br />

2<br />

(<br />

10<br />

jω)<br />

=<br />

(1 + 10 jω)(1<br />

+ 0,2 jω)<br />

Zeichnen Sie die asymptotischen Amplituden- und Phasenverläufe im umseitigen Bode-<br />

Diagramm.<br />

Albert-Ludwigs-<br />

Universität Freiburg


3. Systembeschreibung im Bildbereich Seite 28<br />

Vorlesung Systemtheorie<br />

Prof. Dr.-Ing. Ch. Ament<br />

A(ω) dB<br />

+20<br />

0<br />

–20<br />

–40<br />

–60<br />

2 3 5 8 2 3 5 8 2 3 5 8 2 3 5<br />

0,01 0,1 1 10 100<br />

φ (ω)<br />

2 3 5 8 2 3 5 8 2 3 5 8 2 3 5<br />

0,01 0,1 1 10 100<br />

Albert-Ludwigs-<br />

Universität Freiburg


3. Systembeschreibung im Bildbereich Seite 29<br />

Vorlesung Systemtheorie<br />

Prof. Dr.-Ing. Ch. Ament<br />

A(ω) dB<br />

+20<br />

0<br />

–20<br />

–40<br />

–60<br />

2 3 5 8 2 3 5 8 2 3 5 8 2 3 5<br />

0,01 0,1 1 10 100<br />

φ (ω)<br />

2 3 5 8 2 3 5 8 2 3 5 8 2 3 5<br />

0,01 0,1 1 10 100<br />

Albert-Ludwigs-<br />

Universität Freiburg


4. Analyse von Systemeigenschaften Seite 30<br />

Vorlesung Systemtheorie Prof. Dr.-Ing. Ch. Ament<br />

Stabilität: Definition und Bedingungen<br />

Stabilitätsdefinition<br />

Stabilitätsbedingung<br />

im Zeitbereich<br />

(Gewichtsfunktion)<br />

im Zeitbereich<br />

(Zustandsraumdarstellung)<br />

im Bildbereich (für rationale<br />

Übertragungsglie<strong>der</strong>)<br />

(asymptotisch)<br />

stabil<br />

Der Ausgang des nicht angeregten<br />

Systems klingt nach einer<br />

beliebigen Anfangs<strong>aus</strong>lenkung<br />

asymptotisch auf Null ab:<br />

lim y(<br />

t)<br />

= 0<br />

t→∞<br />

Die Gewichtsfunktion<br />

klingt asymptotisch auf<br />

Null ab:<br />

lim g(<br />

t)<br />

= 0<br />

t→∞<br />

Falls alle Eigenwerte <strong>der</strong><br />

Systemmatrix A in <strong>der</strong> linken<br />

komplexen Ebene liegen.<br />

Falls alle Pole <strong>der</strong><br />

Übertragungsfunktion G(s)<br />

in <strong>der</strong> linken komplexen<br />

Ebene liegen.<br />

grenzstabil<br />

Der Ausgang des nicht angeregten<br />

Systems bleibt nach einer<br />

beliebigen Anfangs<strong>aus</strong>lenkung für<br />

wachsende Zeiten t in endlichen<br />

Grenzen:<br />

lim y(<br />

t)<br />

t→∞<br />

≤ C < ∞<br />

Die Gewichtsfunktion<br />

bleibt für wachsende<br />

Zeiten t in endlichen<br />

Grenzen:<br />

lim g(<br />

t)<br />

t→∞<br />

≤ C < ∞<br />

Falls alle Eigenwerte <strong>der</strong><br />

Systemmatrix A in <strong>der</strong> linken<br />

komplexen Ebene o<strong>der</strong> auf<br />

<strong>der</strong> imaginären Achse liegen,<br />

wobei die Eigenwerte auf <strong>der</strong><br />

imaginären Achse alle<br />

einfach sind.<br />

Falls alle Pole <strong>der</strong> Übertragungsfunktion<br />

G(s) in <strong>der</strong><br />

linken komplexen Ebene<br />

o<strong>der</strong> auf <strong>der</strong> imaginären<br />

Achse liegen, wobei die Pole<br />

auf <strong>der</strong> imaginären Achse<br />

alle einfach sind.<br />

instabil<br />

Der Ausgang des nicht angeregten<br />

Systems strebt nach einer<br />

beliebigen Anfangs<strong>aus</strong>lenkung<br />

mit wachsen<strong>der</strong> Zeit t gegen<br />

Unendlich:<br />

lim y(<br />

t)<br />

→ ∞<br />

t→∞<br />

Die Gewichtsfunktion<br />

strebt mit wachsen<strong>der</strong><br />

Zeit t gegen Unendlich:<br />

lim g(<br />

t)<br />

→ ∞<br />

t→∞<br />

Falls mindestens ein<br />

Eigenwert <strong>der</strong> Systemmatrix<br />

A in <strong>der</strong> rechten komplexen<br />

Ebene liegt o<strong>der</strong> ein<br />

mehrfacher Eigenwert auf<br />

<strong>der</strong> imaginären Achse<br />

vorhanden ist.<br />

Falls mindestens ein Pol <strong>der</strong><br />

Übertragungsfunktion G(s)<br />

in <strong>der</strong> rechten komplexen<br />

Ebene liegt o<strong>der</strong> ein<br />

mehrfacher Pol auf <strong>der</strong><br />

imaginären Achse vorhanden<br />

ist.<br />

Albert-Ludwigs-<br />

Universität Freiburg


4. Analyse von Systemeigenschaften Seite 31<br />

Vorlesung Systemtheorie<br />

Prof. Dr.-Ing. Ch. Ament<br />

Stabilitätskriterium nach Hurwitz<br />

(nach A. Hurwitz, 1895)<br />

Für das System mit <strong>der</strong> rationalen Übertragungsfunktion (ohne Totzeit)<br />

b<br />

G(<br />

s)<br />

=<br />

a<br />

0<br />

0<br />

+ b s + K+<br />

b<br />

1<br />

m<br />

+ a s + K+<br />

a<br />

soll geprüft werden, ob es (asymptotisch) stabil ist.<br />

Haben Zähler und Nenner <strong>der</strong> Übertragungsfunktion keine gemeinsamen Nullstellen, kann die<br />

Stabilitätsuntersuchung auf Basis <strong>der</strong> Koeffizienten des charakteristischen Polynoms<br />

p ( s)<br />

= a + a s + K +<br />

0<br />

1<br />

1<br />

n<br />

s<br />

s<br />

m<br />

n<br />

n<br />

a n<br />

s<br />

durchgeführt werden. Zur Eindeutigkeit wird a 0<br />

> 0 vor<strong>aus</strong>gesetzt (gegebenenfalls mit „–1“<br />

multiplizieren!).<br />

Notwendige Bedingung:<br />

Ist das System (asymptotisch) stabil, so müssen alle Koeffizienten a i des charakteristischen<br />

Polynoms vorhanden und positiv sein:<br />

a > 0 für i = 1,...,<br />

n<br />

i<br />

Sobald dies für ein a i nicht erfüllt ist, kann das System also auch nicht stabil sein!<br />

Hinreichende Bedingungen:<br />

Das System ist genau dann (asymptotisch) stabil, wenn zusätzlich zur notwendigen<br />

Bedingung die nachfolgend aufgeführten hinreichenden Bedingungen erfüllt sind:<br />

n =<br />

Hinreichende Bedingungen<br />

2 – keine weiteren Bedingungen –<br />

3 a a − a a 0<br />

1 2 0 3<br />

><br />

2<br />

4 a ( a a − a a ) − a a 0<br />

1 2 3 1 4 0 3<br />

><br />

5 a a − a a 0 und<br />

3 4 2 5<br />

><br />

( a − a a )( a a − a a ) − ( a a − a a 0<br />

1 2 0 3 3 4 2 5 1 4 0 5<br />

><br />

a ) 2 Albert-Ludwigs-<br />

Universität Freiburg


4. Analyse von Systemeigenschaften Seite 32<br />

Vorlesung Systemtheorie<br />

Prof. Dr.-Ing. Ch. Ament<br />

Eine allgemeine Formulierung <strong>der</strong> hinreichenden Bedingungen für Systeme beliebiger<br />

Ordnung n liefert das folgende Hurwitz-Schema.<br />

(Für Systeme <strong>der</strong> Ordnung n ≤ 5 sind die Bedingungen äquivalent zu den vorstehenden.)<br />

Aus den Koeffizienten <strong>der</strong> charakteristischen Gleichung wird die folgende Determinante mit n<br />

Zeilen und n Spalten gebildet:<br />

H n<br />

=<br />

a<br />

a<br />

M<br />

1<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

a<br />

a<br />

a<br />

a<br />

M<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

0<br />

0<br />

a<br />

a<br />

a<br />

a<br />

a<br />

a<br />

M<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

a<br />

a<br />

a<br />

a<br />

a<br />

a<br />

M<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

K<br />

K<br />

K<br />

K<br />

K<br />

K<br />

O<br />

Man bildet dar<strong>aus</strong> zusätzlich alle „linken oberen“ Unterdeterminanten, also:<br />

H<br />

1<br />

= a 1<br />

,<br />

a<br />

a<br />

1 3<br />

H<br />

2<br />

= ,<br />

a0<br />

a2<br />

3<br />

a<br />

1<br />

0<br />

a<br />

3<br />

H = a a a , usw.<br />

2<br />

0 a a<br />

1<br />

a<br />

5<br />

4<br />

3<br />

Das System (mit<br />

positiv sind:<br />

a 0<br />

> 0 ) ist genau dann (asymptotisch) stabil, wenn alle Determinanten<br />

H > 0 , H > 0 , 0 , ... ,<br />

1 2<br />

H > 0<br />

3<br />

><br />

H n<br />

Albert-Ludwigs-<br />

Universität Freiburg


4. Analyse von Systemeigenschaften Seite 33<br />

Vorlesung Systemtheorie<br />

Prof. Dr.-Ing. Ch. Ament<br />

Stabilitätskriterium nach Nyquist<br />

Mit Hilfe des Nyquist-Kriteriums wird das Stabilitätsverhalten von rückgekoppelten<br />

Systemen untersucht, die folgende Form haben:<br />

u<br />

G 0<br />

(s)<br />

y<br />

Die Übertragungsfunktion des offenen Kreises ist G 0 (s), sie kann auch eine Totzeit<br />

beinhalten.<br />

Die Stabilitäts<strong>aus</strong>sage wird für den geschlossenen Kreis (rückgekoppeltes System) getroffen!<br />

Nyquistkriterium in Ortskurvendarstellung<br />

Ist die Übertragungsfunktion des offenen Kreises G 0 (s) stabil und besitzt die Ortskurve keine<br />

„zu komplizierte“ Gestalt, dann ist <strong>der</strong> geschlossene Kreis genau dann stabil, wenn die<br />

Ortskurve den kritischen Punkt –1 links liegen lässt.<br />

Beispiele (<strong>aus</strong> Unbehauen, Regelungstechnik I):<br />

stabil<br />

stabil<br />

instabil<br />

instabil<br />

stabil<br />

instabil<br />

stabil<br />

instabil<br />

Albert-Ludwigs-<br />

Universität Freiburg


4. Analyse von Systemeigenschaften Seite 34<br />

Vorlesung Systemtheorie<br />

Prof. Dr.-Ing. Ch. Ament<br />

Nyquistkriterium im Bode-Diagramm<br />

Folgende Zusammenhänge bilden die Ortskurve in das Bode-Diagramm ab:<br />

• Der Einheitskreis in <strong>der</strong> Ortskurve (A(ω) = 1) entspricht <strong>der</strong> 0dB-Linie im<br />

Amplitudenverlauf des Bode-Diagramms.<br />

• Die negative reelle Achse in <strong>der</strong> Ortskurve (ϕ(ω) = –180°) entspricht <strong>der</strong> –180°-Linie<br />

im Phasenverlauf des Bode-Diagramms.<br />

• Der kritische Punkt –1 in <strong>der</strong> Ortskurvendarstellung entspricht also einer <strong>der</strong><br />

Amplitude A dB = 0 dB und <strong>der</strong> Phase ϕ = –180° im Bode-Diagramm.<br />

Im einfachen (und durch<strong>aus</strong> häufigen) Fall, dass die Ortskurve den Einheitskreis nur einmal<br />

schneidet, lässt sich das Nyquistkriterium leicht auf die Darstellung im Bode-Diagramm<br />

anwenden:<br />

Die Frequenz, bei <strong>der</strong> die Ortskurve den Einheitskreis schneidet wird als Durchtrittsfrequenz<br />

ω D bezeichnet. Dies entspricht dem Schnitt des Amplitudenverlaufs mit <strong>der</strong> 0dB-Linie im<br />

Bode-Diagramm. Das System ist genau dann stabil, wenn die Phase in diesem Punkt gilt:<br />

ϕ(ω D ) > –180°<br />

Im stabilen Fall wird im Punkt <strong>der</strong> Durchtrittsfrequenz die Phasendifferenz zu –180° als<br />

Phasenreserve ϕ R bezeichnet:<br />

ϕ R = ϕ(ω D ) – (–180°)<br />

Stabiler Fall<br />

Instabiler Fall<br />

Einheitskreis<br />

Einheitskreis<br />

-1<br />

ϕ R<br />

ω = ω D<br />

ϕ(ω D<br />

)<br />

G(jω)<br />

ω = ω D<br />

-1<br />

ϕ(ω D<br />

)<br />

G(jω)<br />

0dB<br />

0dB<br />

0°<br />

0°<br />

ϕ(ω)<br />

-180°<br />

ϕ(ω D<br />

)<br />

ϕ R<br />

ϕ(ω)<br />

-180°<br />

ϕ(ω D<br />

)<br />

ω D<br />

ω<br />

ω D<br />

ω<br />

Albert-Ludwigs-<br />

Universität Freiburg


4. Analyse von Systemeigenschaften Seite 35<br />

Vorlesung Systemtheorie<br />

Prof. Dr.-Ing. Ch. Ament<br />

Steuerbarkeit<br />

Definition<br />

Das System in <strong>der</strong> Zustandsraumdarstellung<br />

x &( t)<br />

= A x(<br />

t)<br />

+ B u(<br />

t)<br />

, y ( t)<br />

= C x(<br />

t)<br />

+ D u(<br />

t)<br />

heißt steuerbar, wenn sein Zustandspunkt x(t) durch geeignete Wahl des Eingangsvektors u(t)<br />

in endlicher Zeit <strong>aus</strong> einem beliebigen Anfangszustand x 0 in den Endzustand 0 bewegt werden<br />

kann.<br />

Anschauliche Interpretation<br />

Ein steuerbares System ist so strukturiert, dass man durch die Eingangsgrößen u(t) auf alle<br />

inneren Zustandsgrößen x(t) des Systems einwirken kann.<br />

Sind im umgekehrten Fall Teile des Systems nicht durch Eingangsgrößen beeinflussbar, dann<br />

sind diese Systemteile nicht steuerbar. Diese können dann auch nicht von außen dynamisch<br />

beeinflusst werden.<br />

Daher ist die Steuerbarkeit eines Systems die Vor<strong>aus</strong>setzung, um einen Zustandsregler<br />

erfolgreich entwerfen zu können.<br />

Kriterium (nach Kalman)<br />

Die Steuerbarkeit eines Systems wird durch die Matrizen A, B bestimmt.<br />

Es wird die Steuerbarkeitsmatrix Q S (mit n Zeilen und<br />

Q<br />

S<br />

n ⋅ m<br />

= [ B,<br />

A B,<br />

A B,<br />

K , A<br />

2<br />

n−1<br />

Spalten) berechnet:<br />

Das System ist genau dann steuerbar, wenn Q S den Höchstrang n hat, also n linear<br />

unabhängige Spaltenvektoren besitzt.<br />

B]<br />

Albert-Ludwigs-<br />

Universität Freiburg


4. Analyse von Systemeigenschaften Seite 36<br />

Vorlesung Systemtheorie<br />

Prof. Dr.-Ing. Ch. Ament<br />

Beobachtbarkeit<br />

Definition<br />

Das System in <strong>der</strong> Zustandsraumdarstellung<br />

x &( t)<br />

= A x(<br />

t)<br />

+ B u(<br />

t)<br />

, y ( t)<br />

= C x(<br />

t)<br />

+ D u(<br />

t)<br />

heißt beobachtbar, wenn man bei bekanntem u(t) <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Messung von y(t) über eine endliche<br />

Zeitspanne den Anfangszustand x 0 eindeutig ermitteln kann, ganz gleich, wo dieser liegt.<br />

Anschauliche Interpretation<br />

Ein beobachtbares System ist so strukturiert, dass man durch die Beobachtung <strong>der</strong><br />

Ausgangsgrößen y(t) (bei bekannten Eingangsgrößen u(t)) auf alle inneren Zustandsgrößen<br />

x(t) des Systems schließen kann.<br />

Haben Teile des Systems keinerlei Wirkung auf die Ausgangsgrößen, dann sind diese<br />

Systemteile nicht beobachtbar. Damit können die Zustände dieser Systemteile nicht von<br />

Diese können dann auch nicht von außen dynamisch beeinflusst werden.<br />

Daher ist die Beobachtbarkeit eines Systems die Vor<strong>aus</strong>setzung, um einen<br />

Zustandsbeobachter erfolgreich entwerfen zu können.<br />

Kriterium (nach Kalman)<br />

Die Steuerbarkeit eines Systems wird durch die Matrizen A, C bestimmt.<br />

Es wird die Beobachtbarkeitsmatrix Q B (mit<br />

Q<br />

B<br />

n ⋅ p<br />

⎡ C ⎤<br />

⎢ ⎥<br />

⎢<br />

C A<br />

⎥<br />

2<br />

= ⎢ C A ⎥<br />

⎢ ⎥<br />

⎢ M ⎥<br />

n−1<br />

⎢<br />

⎣C<br />

A ⎥<br />

⎦<br />

Zeilen und n Spalten) berechnet:<br />

Das System ist genau dann beobachtbar, wenn Q B den Höchstrang n hat, also n linear<br />

unabhängige Zeilenvektoren besitzt.<br />

Albert-Ludwigs-<br />

Universität Freiburg


5. Regelung Seite 37<br />

Vorlesung Systemtheorie<br />

Prof. Dr.-Ing. Ch. Ament<br />

Beispiele zur Struktur von Regelkreisen<br />

Spülkasten<br />

Das Füllvolumen eines Spülkastens soll auf einen konstanten Wert über ein Zulaufventil<br />

geregelt werden. Ein Schwimmer stellt dazu über das Ventil den Wasserzulauf proportional<br />

zur Füllhöhe des Spülkastens ein. Das Ventil schließt dabei mit steigen<strong>der</strong> Schwimmerhöhe.<br />

a) Zeichnen Sie das Blockschaltbild dieser Füllmengenregelung. Verwenden Sie dazu die<br />

Begriffe „Sollhöhengeber“, „Ventil“, „Schwimmer“, „Leitungsdruck“ und „Kasten“.<br />

b) Bezeichnen Sie die Blöcke mit den passenden regelungstechnischen Begriffen.<br />

c) Bezeichnen Sie die Signale mit den passenden regelungstechnischen Begriffen und<br />

ihren physikalischen Größen (z.B. Volumen, Druck, Durchfluss, Weg, usw.).<br />

Wohnraumheizung<br />

Das Wirkschaltbild einer Wohnraumheizung ist im Folgenden dargestellt.<br />

Wand<br />

Fenster<br />

Bimetallfe<strong>der</strong><br />

kalt<br />

warm<br />

Handrad<br />

Ventil<br />

auf<br />

zu<br />

Heizung<br />

Der Heizungsthermostat regelt linear den Warmwasser-Zufluss in den Heizkörper in einem<br />

Zimmer mit realen Eigenschaften. Durch die temperaturproportionale Ausdehnung einer<br />

Bimetallfe<strong>der</strong> und durch ein Handrad wird über eine Wippe die Ventilstellung beeinflusst.<br />

a) Zeichnen Sie das Blockschaltbild dieser Wohnraumheizung. Verwenden Sie dazu die<br />

Begriffe „Handrad des Thermostaten“, „Bimetallfe<strong>der</strong>“, „Wippe“, „Ventil und<br />

Heizkörper“, „Wohnraum“ und „Fenster“.<br />

b) Bezeichnen Sie die Blöcke mit den passenden regelungstechnischen Begriffen.<br />

c) Bezeichnen Sie die Signale mit den passenden regelungstechnischen Begriffen und<br />

ihren physikalischen Größen (z.B. Strom, Druck, usw.).<br />

Albert-Ludwigs-<br />

Universität Freiburg


5. Regelung Seite 38<br />

Vorlesung Systemtheorie<br />

Prof. Dr.-Ing. Ch. Ament<br />

Struktur eines Regelkreises<br />

Soll-Istwert-Vergleich<br />

Störung z<br />

Führungsgröße<br />

w<br />

Messeinrichtung<br />

Regeldifferenz<br />

e<br />

Regler<br />

Stellgröße<br />

u<br />

erweiterte Strecke<br />

Strecke<br />

Stelleinrichtung<br />

Regelgröße<br />

y<br />

G R<br />

(s)<br />

G s<br />

(s)<br />

G 0<br />

(s)<br />

For<strong>der</strong>ungen an den Regelkreis<br />

Grundfor<strong>der</strong>ungen:<br />

(I) Der Regelkreis muss stabil sein.<br />

(II) Der Regelkreis muss genügende stationäre Genauigkeit besitzen.<br />

Erweiterte For<strong>der</strong>ungen:<br />

(III) Der Regelkreis muss genügend gedämpft sein. (kein zu starkes Oszillieren)<br />

(IV) Der Regelkreis muss hinreichend schnell sein. (gute Dynamik)<br />

Sowohl die Erfüllung <strong>der</strong> Grundfor<strong>der</strong>ungen (I) und (II) als auch die Erfüllung <strong>der</strong> erweiterten<br />

For<strong>der</strong>ungen (III) und (IV) stellen jeweils meist einen Zielkonflikt dar.<br />

Durch die Wahl einer geeigneten Korrektureinrichtung (Regler G R (s)) muss ein Kompromiss<br />

gefunden werden.<br />

Albert-Ludwigs-<br />

Universität Freiburg


5. Regelung Seite 39<br />

Vorlesung Systemtheorie<br />

Prof. Dr.-Ing. Ch. Ament<br />

Vorgehen beim Reglerentwurf<br />

Ist die zu regelnde Strecke G S<br />

(s)<br />

stabil<br />

ja<br />

nein<br />

alternativer Regerentwurf!<br />

z.B. durch Eigenwertvorgabe<br />

im Zustandsraum<br />

Besitzt die zu regelnde Strecke G S<br />

(s)<br />

einen I-Anteil<br />

ja<br />

kein I-Anteil im Regler G R<br />

(s)<br />

notwendig, z.B. P-, PD-Regler<br />

nein<br />

I-Anteil durch Regler G R<br />

(s)<br />

ergänzen, z.B. PI-, PID-Regler<br />

Hohe dynamische Anfor<strong>der</strong>ungen an<br />

das geregelte System<br />

nein<br />

kein D-Anteil notwendig,<br />

z.B. P-, PI-Regler<br />

ja<br />

D-Anteil im Regler G R<br />

(s)<br />

sinnvoll, z.B. PD-, PID-Regler<br />

Zeitkonstanten des Reglers so wählen,<br />

dass Durchtrittsfrequenz ω D<br />

möglichst hoch liegt,<br />

z.B. durch Kompensation <strong>der</strong> größten Streckenzeitkonstanten<br />

Reglerverstärkung so einstellen, dass die gewünschte<br />

Phasenreserve ϕ R<br />

=30°...70° eingehalten wird<br />

Albert-Ludwigs-<br />

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5. Regelung Seite 40<br />

Vorlesung Systemtheorie<br />

Prof. Dr.-Ing. Ch. Ament<br />

A(ω) dB<br />

+20<br />

0<br />

–20<br />

–40<br />

–60<br />

2 3 5 8 2 3 5 8 2 3 5 8 2 3 5<br />

0,01 0,1 1 10 100<br />

φ (ω)<br />

2 3 5 8 2 3 5 8 2 3 5 8 2 3 5<br />

0,01 0,1 1 10 100<br />

Albert-Ludwigs-<br />

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5. Regelung Seite 41<br />

Vorlesung Systemtheorie<br />

Prof. Dr.-Ing. Ch. Ament<br />

Darstellung des geschlossenen Regelkreises mit linearer<br />

Zustandsrückführung:<br />

Zustandsdifferentialgleichung <strong>der</strong> Strecke: x &( t)<br />

= A x(<br />

t)<br />

+ B u(<br />

t)<br />

Ausgangsgleichung <strong>der</strong> Strecke: y ( t)<br />

= C x(<br />

t)<br />

+ D u(<br />

t)<br />

lineare Zustandsrückführung und Vorfilter: u ( t)<br />

= −K<br />

x(<br />

t)<br />

+ S w(<br />

t)<br />

Durch Einsetzen für u(t)<br />

erhält man die Gleichungen des geregelten Systems:<br />

Zustandsdifferentialgleichung des geregelten Systems: x &( t)<br />

= ( A − BK)<br />

x(<br />

t)<br />

+ BS w(<br />

t)<br />

Ausgangsgleichung des geregelten Systems: y ( t)<br />

= ( C − DK)<br />

x(<br />

t)<br />

+ DS w(<br />

t)<br />

Blockschaltbild des geschlossenen Regelkreises in Zustandsraumdarstellung:<br />

D<br />

w<br />

S<br />

u<br />

B<br />

1<br />

x(0)<br />

x<br />

C<br />

y<br />

A<br />

K<br />

Albert-Ludwigs-<br />

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6. Beobachtung nicht direkt messbarer Systemzustände Seite 42<br />

Vorlesung Systemtheorie<br />

Prof. Dr.-Ing. Ch. Ament<br />

Darstellung des geschlossenen Regelkreises mit linearer Zustandsrückführung<br />

und Beobachter:<br />

Zustandsdifferentialgleichung <strong>der</strong> Strecke: x &( t)<br />

= A x(<br />

t)<br />

+ B u(<br />

t)<br />

Ausgangsgleichung <strong>der</strong> Strecke für (D = 0): y ( t)<br />

= C x(<br />

t)<br />

lineare Zustandsrückführung und Vorfilter: u ( t)<br />

= −K<br />

xˆ(<br />

t)<br />

+ S w(<br />

t)<br />

Zustandsdifferentialgleichung des Beobachters: xˆ<br />

&(<br />

t)<br />

= A xˆ(<br />

t)<br />

+ B u(<br />

t)<br />

+ H ( y − C xˆ<br />

)<br />

mit dem Anfangswert: x ˆ(<br />

t)<br />

= 0<br />

Darstellung im Blockschaltbild<br />

w<br />

S<br />

Vorfilter<br />

u<br />

B<br />

x(0)<br />

1<br />

x<br />

y<br />

C<br />

A<br />

Strecke<br />

B<br />

1<br />

H<br />

x^<br />

C<br />

^y<br />

A<br />

Regler<br />

K<br />

Beobachter<br />

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6. Beobachtung nicht direkt messbarer Systemzustände Seite 43<br />

Vorlesung Systemtheorie<br />

Prof. Dr.-Ing. Ch. Ament<br />

Dualität von Regler- und Beobachterentwurf<br />

Regler<br />

Beobachter<br />

Dualität<br />

In den Gleichungen kann formal <strong>aus</strong>get<strong>aus</strong>cht werden:<br />

A ↔ A<br />

B ↔ C<br />

T<br />

T<br />

K ↔ H<br />

T<br />

Vor<strong>aus</strong>setzung Das System muss steuerbar sein. Das System muss beobachtbar sein.<br />

Entwurf<br />

Bestimmung <strong>der</strong><br />

Zustandsrückführung K:<br />

det( s I − A + B K)<br />

=<br />

( s − s ) ⋅ ( s − s<br />

1<br />

2<br />

!<br />

) L(<br />

s −<br />

s n<br />

)<br />

Bestimmung <strong>der</strong><br />

Beobachtermatrix H:<br />

det( s I − A + H C)<br />

=<br />

( s − s<br />

b1<br />

) ⋅ ( s − s<br />

b2<br />

!<br />

) L(<br />

s − s<br />

bn<br />

)<br />

Entwurf mit<br />

Matlab<br />

Vorfilter<br />

Entwurfsparameter sind die<br />

Eigenwerte s 1 ,...,s n<br />

• s i in <strong>der</strong> linken komplexen<br />

Ebene (Stabilität)<br />

• s i nach links schieben:<br />

System schneller<br />

• s i zu weit links:<br />

Stellgrößen werden größer<br />

und sind nicht mehr<br />

realisierbar<br />

K=place(A,B,[s1 s2 ...])<br />

o<strong>der</strong><br />

K=acker(A,B,[s1 s2 ...])<br />

Bestimmung <strong>der</strong> Vorfiltermatrix:<br />

[ C( A − B K ) ] −1 −1<br />

S = −<br />

B<br />

Entwurfsparameter sind die<br />

Eigenwerte s b1 ,...,s bn<br />

• s bi in <strong>der</strong> linken komplexen<br />

Ebene (Stabilität)<br />

• s bi links <strong>der</strong> Eigenwerte des<br />

geregelten Systems, damit <strong>der</strong><br />

Beobachter schneller ist als die<br />

Regelung<br />

• s bi nicht zu weit links, sonst<br />

reagiert Beobachter „nervös“<br />

auf Störungen<br />

H=(place(A’,C’,[sb1 sb2 ...]))’<br />

o<strong>der</strong><br />

H=(acker(A’,C’,[sb1 sb2 ...]))’<br />

Albert-Ludwigs-<br />

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