PDF (550 KB) - kunst verlassen
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Vom Flaschentrockner zur Imbißbude<br />
Anmerkungen<br />
kulieren nach den kommunikativen Gesetzen der Markenidentitäten,<br />
durch die Lebensgefühl und soziale Zugehörigkeit über<br />
Ästhetisierungsangebote definiert werden.<br />
Grundlage für diese Tendenzen ist die Vernetzung unterschiedlichster<br />
Bereiche, die, wenn nicht polar, dann doch traditionell<br />
unverbunden nebeneinander existierten: Kunst und Wissenschaft<br />
beispielsweise, Unterhaltung und Information, Arbeit und Spiel.<br />
All das konnte nicht geschehen ohne das Prinzip der Ästhetisierung.<br />
Zwischen News-Show und Joghurtbecher, zwischen Video-<br />
Clip und Roman, zwischen T-Shirt und Acryl-Gemälde entspannt<br />
sich seitdem das kommunikative Netz der Wechselwirkung von<br />
Form und Inhalt, der Aufladung mit Bedeutung und der Neutralisierung<br />
zum Ornament. Es wird über Ästhetik kommuniziert,<br />
nicht über Gegenstände, Dienstleistungen oder Informationen.<br />
Die Theorien des Ästhetischen hatten diese Tendenz lange<br />
ignoriert. Das Augenmerk der meisten Debatten hatte sich auf<br />
die Annäherung der Kunst an die Lebenswelt gerichtet; daß aber<br />
diese Lebenswelt sich auf die Künste zubewegte, wurde lange<br />
außer Acht gelassen. Sicherlich, die philosophische Ästhetik hatte<br />
sich mit den postmodernen Schlagwörtern von der „Dezentrierung<br />
des Subjekts“ bis hin zum „Ende des Subjekts“ verabschiedet<br />
vom Geniebegriff der Romantik, der den Künstler als einen<br />
zweiten Schöpfer beschrieb – als Demiurgen, der sich nicht mit<br />
der realen Welt auseinandersetzt, sondern eine Welt sui generis<br />
erschafft. In dieser Vorstellung war die Kunst, wie Peter Weibel<br />
einmal bemerkte, ein „als ob“, das der „eigentlichen“ Welt<br />
gegenübersteht. Doch mit dem Schwinden dieser Eigentlichkeit<br />
der Welt, die selbst sich bereits als ein „als ob“ entpuppt, wird<br />
ein künstlerisches Verhalten sichtbar, das auf die Vernetzung der<br />
Genres reagiert, auf jene Grenzüberschreitungen, die Umberto<br />
Eco als die „fruchtbare Unordnung“ der modernen Kultur<br />
bezeichnet hat.<br />
Ausgangspunkt ist die Frage nach dem Rezeptionsverhalten<br />
in einer ästhetisierten, mediatisierten Kultur, in der die Auflösungs-<br />
und Annäherungsprozesse zwischen Kunst und Empirie<br />
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