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Theoretische und erkenntnistheoretische Konsequenzen ...

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Weltbilder, nationale Interessen, Feindbilder <strong>und</strong> andere Perzeptionsmuster der<br />

internationalen Politik.<br />

(1) Zur Erklärung des Zustandekommens bestimmter Interessen in der internationalen<br />

Politik stehen viele, miteinander nicht unbedingt kompatible <strong>und</strong> zum Teil sogar<br />

konkurrierende „konstruktivistische“ Ansätze zur Verfügung. Ideen, Normen, Werte,<br />

Leitbilder, Gender, Kultur, Identität, Wissen, Argumentation sind nur einige Begriffe,<br />

die sogenannte konstruktivistische Einflüsse auf die Interessenbildung kennzeichnen<br />

sollen. Bei genauerer Betrachtung differenziert sich dies wohl in fast ebenso viele<br />

Ansätze, wie Studien zu solchen nicht-materiellen Faktoren vorliegen. Vor allem aber<br />

sind solche Ansätze mit dem Problem konfrontiert, dass sie etwas über die Bedingungen<br />

in Erfahrung bringen müssen, von welchen dieser ideellen Faktoren Akteure sich bei<br />

ihrem Handeln dominant leiten lassen. Der Hinweis auf verschiedene Handlungsmodi,<br />

wonach Akteure mal entsprechend vorgegebener Interessen, mal analog existierender<br />

Normen oder aber auch ganz anders aufgr<strong>und</strong> der Hinterfragung von<br />

Geltungsansprüchen agieren können (Risse 1999: 37f; Zangl 1999: 49f; vgl. Sending<br />

2002), beantwortet nicht die Frage, wie die verschiedenen Faktoren für die je<br />

spezifischen Handlungsorientierung der Akteure zusammenwirken <strong>und</strong> aufgr<strong>und</strong><br />

welcher Motive oder Strukturen sich die Akteure zwischen den ihnen zur Verfügung<br />

stehenden Handlungsmodi entscheiden. Die sogenannte „Endogenisierung von<br />

Identitäten, Interessen <strong>und</strong> Präferenzen“ (Risse 1999: 34) muss, will sie das<br />

Zustandekommen bestimmter Interessen erklären, auf eine Theorie der Handlungsmodi-<br />

Wahl zielen. Solche Ansätze aber werden akteursspezifisch differieren, was sie für die<br />

Internationalen Beziehungen nur bedingt theorietauglich sein lässt. Der Charme einer<br />

solchen Herangehensweise liegt zweifellos darin – <strong>und</strong> das wird häufig bei den<br />

Dichotomisierungen von rationalistischen vs. konstruktivistischen Ansätzen übersehen<br />

–, dass sich damit auch der Utilitarismus als eine unter verschiedenen<br />

Handlungsorientierungen in diesen „Konstruktivismus“ integrieren lässt.<br />

Das Problem konkurrierender konstruktivistischer Erklärungsfaktoren verlangt letztlich<br />

nach einem Akteurs-Modell, in dem nicht nur zu verdeutlichen wäre, auf welche Weise<br />

die ideellen <strong>und</strong> materiellen Faktoren zusammenwirken bzw. miteinander kollidieren,<br />

sondern auch, wie die ideellen Strukturen zustandekommen <strong>und</strong> woraus sie ihren<br />

Einfluss gewinnen (zu dieser Kritik vgl. auch Checkel 1998). Einer der Gründe dafür,<br />

dass dieser Weg theoretischer Entwicklung bis heute kaum eingeschlagen wird, mag<br />

darin liegen, dass sich der konstruktivistische Theoriediskurs noch nicht ausreichend<br />

frei gemacht hat von einer vielfach immer noch dominierenden Gegnerschaft zu sog.

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