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Theoretische und erkenntnistheoretische Konsequenzen ...

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Folge, sei es auf der Ebene von Kleingruppen, Gesellschaften oder der internationalen<br />

Politik, wobei es häufig zu entsprechenden Wechselbeziehungen zwischen den Ebenen<br />

kommt.<br />

Ein (soziologischer) Sozialkonstruktivismus der Internationalen Beziehungen<br />

beschäftigt sich folglich zumindest mit einer doppelten sozialen Konstruktion, zum<br />

einen mit der jeweiligen Konstruktion des eigenen Staates, seiner RepräsentantInnen<br />

<strong>und</strong> der über die eigene Gesellschaft hinausgehenden Ziele, <strong>und</strong> zum anderen mit der<br />

Konstruktion der internationalen Umwelt der eigenen Gesellschaft bzw. dieses Staates.<br />

Während nun ersteres in vielen Staaten eine ziemlich stabile <strong>und</strong> wandlungsresistente<br />

Konstruktion zu sein scheint – anderenfalls haben wir es mit failing states zu tun –, ist<br />

die gesellschaftliche Konstruktion der internationalen Umwelt zunehmend umstritten,<br />

nicht nur im politologischen Diskurs, sondern auch gesellschaftlich, zumindest in den<br />

für die Struktur der internationalen Politik besonders bedeutsamen OECD-Staaten.<br />

„Globalisierung“ heißt das geläufige Stichwort, mit dem auf die zunehmende<br />

Bedeutung Staatsgrenzen überschreitender Interaktionen <strong>und</strong> Kommunikationen, an<br />

denen keine staatlichen RepräsentantInnen beteiligt sind, aufmerksam gemacht wird, die<br />

aber nichtsdestotrotz die Struktur der internationalen Politik mitbestimmen. Wenn die<br />

davon ausgehenden Wandlungsprozesse in theoretisch konsistenter Weise in die<br />

Analyse der internationalen Politik einbezogen werden sollen, scheint ein<br />

sozialkonstruktivistischer Ansatz angemessen, weil er sowohl die nationalen<br />

Unterschiede als auch den Wandel von gesellschaftlichen Konstruktionen der<br />

internationalen Politik systematisch mit in den Blick nehmen kann.<br />

Doch was im IB-Diskurs vielfach als „sozialkonstruktivistischer Ansatz“ bezeichnet<br />

wird, wendet sich nur selten der gesellschaftlichen Konstruktion der internationalen<br />

Politik zu. Zwar werden in vielen Fällen einzelne „Akteure“ identifiziert, deren<br />

Konstruktionen als bedeutsam für die internationale Politik angesehen werden. Dabei<br />

wird aber in aller Regel die Frage, wie die Konstruktionen <strong>und</strong> ihr Wandel<br />

zustandekommen („Wer konstruiert“) umgangen <strong>und</strong> die theoretische Konzeption<br />

sprachlich verschleiert, indem von unspezifizierten „Akteuren“ die Rede ist. In anderen<br />

Fällen wird zwar von „Staaten“ gesprochen, aber weder auf die Konzeption des<br />

Staatskonstruktivismus zurückgegriffen, noch beachtet, dass der Sozialkonstruktivismus<br />

für gesellschaftliche Ordnungen wie beispielsweise Staaten keinen ontologischen Status<br />

vorsieht. 7<br />

7<br />

Beispiele hierfür sind Risse-Kappen (1995), Jepperson et al. (1996) <strong>und</strong> Adler/Barnett (1998), die in der<br />

angesprochenen Frage zwischen Staats- <strong>und</strong> Sozialkonstruktivismus zu changieren scheinen.

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