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Theoretische und erkenntnistheoretische Konsequenzen ...

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beobachtet <strong>und</strong> als Determinante seiner bzw. ihrer Wirklichkeits-Konstruktionen<br />

verstanden werden. Insofern wäre der Staatskonstruktivismus unter Zurückweisung des<br />

Anthropomorphismus als Sozialkonstruktivismus auf der Gr<strong>und</strong>lage einer<br />

konstruktivistischen Staatstheorie zu reformulieren <strong>und</strong> dann ohne weiteres in eine<br />

reflexiv-konstruktivistische Perspektive mit einzubeziehen.<br />

4 Schluss<br />

Der Staatskonstruktivismus hat darauf hingewiesen, dass weder Strukturen der<br />

internationalen Politik noch die Identitäten der in ihr handelnden Akteure naturgegebene<br />

Entitäten sind, sondern Wahrnehmungen, <strong>und</strong> die Erfahrungen außenpolitischer<br />

Apparate miteinander jene Vorstellungen <strong>und</strong> Konstruktionen der internationalen<br />

Politik hervorbringen, die als handlungsleitend in die außenpolitischen<br />

Entscheidungsprozesse eingehen. Der sozialkonstruktivistisch ergänzte Rationalismus<br />

in den Internationalen Beziehungen hat insbesondere darauf hingewiesen, dass nichtmaterielle<br />

Faktoren (Kultur, Werte, Ideen, Normen etc.) einen wichtigen Beitrag zu den<br />

handlungsleitenden Wirklichkeitskonstruktionen internationaler Politik leisten <strong>und</strong> von<br />

Bedeutung sind für ein differenziertes Verständnis der Staatsgrenzen überschreitenden<br />

Interaktionen <strong>und</strong> Kommunikationen politischer Repräsentantinnen <strong>und</strong> -tanten im<br />

Zeitalter der Globalisierung.<br />

Die empirische Analyse der Verschiedenheit solcher Wirklichkeitskonstruktionen<br />

internationaler Politik – beispielsweise jener von Ronald Reagan, Helmut Kohl, Hans-<br />

Dietrich Genscher <strong>und</strong> Michail Gorbatschow im Jahr 1986, die alle vier in ein <strong>und</strong><br />

demselben internationalen System agierten, jedoch auf der Gr<strong>und</strong>lage differierender<br />

Einschätzungen sowohl der Struktur dieses Systems als auch der anderen darin<br />

agierenden Akteure – verweist darauf, dass nicht die Realität die jeweiligen Wirklichkeitskonstruktionen<br />

hervorgebracht haben kann. Entscheidend sind vielmehr die je<br />

spezifischen Wahrnehmungs- <strong>und</strong> Konstruktionsprozesse (Beobachtungsprozesse) der<br />

Akteure sowie die kommunikativen Kontexte (u.a. auch die Wissenschaft), in die sie<br />

eingebettet sind. Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> hat sich der Wandel des internationalen<br />

Systems am Ende des Ost-West-Konflikts vollzogen <strong>und</strong> die Bedeutung<br />

konstruktivistischer Ansätze in der Wissenschaft von den internationalen Beziehungen<br />

wachsen lassen (vgl. Weller 2005). An der Konzeptualisierung solcher Wahrnehmungsbzw.<br />

Konstruktions- <strong>und</strong> Beobachtungsprozesse wird das Theoriepotential des<br />

Reflexiven Konstruktivismus für die Internationalen Beziehungen am deutlichsten<br />

erkennbar.

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