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Theoretische und erkenntnistheoretische Konsequenzen ...

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1. Konstruktivistische Ansätze <strong>und</strong> Analysen<br />

Hervorstechendes Kennzeichen konstruktivistischer oder sozialkonstruktivistischer<br />

Ansätze in den Internationalen Beziehungen ist die Bedeutung, die sie nicht-materiellen<br />

Faktoren für das Geschehen in der Außen- <strong>und</strong> internationalen Politik einräumen bzw.<br />

zusprechen (vgl. Ulbert 2005; Ulbert/Weller 2005). Dabei spielen Sprache <strong>und</strong> die mit<br />

ihr verknüpften (Be-) Deutungen in mehrfacher Hinsicht eine entscheidende Rolle:<br />

Sprache ist nicht nur das Medium, in dem ein Großteil der grenzüberschreitenden<br />

Interaktionen stattfindet, sondern damit auch der zentrale Untersuchungsgegenstand,<br />

dem sich (sozial-) konstruktivistische Analysen zuwenden. Und zugleich ist Sprache<br />

auch noch das (Hilfs-) Mittel, mit dem die Ergebnisse der konstruktivistischen Analysen<br />

festgehalten <strong>und</strong> wissenschaftlich kommuniziert werden. Reflektiert man diese<br />

analytische Perspektive konstruktivistischer Ansätze, die sich f<strong>und</strong>amental von<br />

traditionellen IB-Ansätzen unterscheidet, drängen sich für konstruktivistische Analysen<br />

auch bestimmte theoretische <strong>und</strong> <strong>erkenntnistheoretische</strong> <strong>Konsequenzen</strong> auf, die in<br />

diesem Papier beleuchtet werden sollen.<br />

In konstruktivistischen Analysen werden vornehmlich „Gegenstände“ (Texte)<br />

untersucht, deren Bedeutung umstritten ist. Wenn aber etwas Umstrittenes analysiert<br />

wird mit dem Ziel, dessen politische Wirkung aufzuzeigen, muss bei einer<br />

wissenschaftlichen Analyse – die sich durch intersubjektive Vermittelbarkeit <strong>und</strong><br />

Überzeugungskraft auszeichnen will – plausibel gemacht werden, warum das<br />

Untersuchungsergebnis innerhalb der Umstrittenheit Partei ergreift für die eine <strong>und</strong><br />

gegen die andere (Be-) Deutung. Dies kann auf der Gr<strong>und</strong>lage einer empirischen<br />

Diskurs-Analyse bezogen auf die Dominanz einer bestimmten Deutung im (welt-)<br />

gesellschaftlichen Diskurs geschehen oder mithilfe plausibilisierter Abwägungen über<br />

dominante Wirklichkeitskonstruktionen in politischen Entscheidungsprozessen. Beide<br />

Vorgehensweisen aber setzen voraus, dass zunächst die Unterschiedlichkeit möglicher<br />

Deutungen erfasst wird, d.h. auch die Kontingenz der eigenen Deutung reflektiert wird.<br />

Erst vor diesem – für die intersubjektive Vermittelbarkeit offenzulegenden –<br />

Hintergr<strong>und</strong> lässt sich eine Aussage über die Bedeutung ideeller Faktoren in<br />

spezifischen politischen Handlungszusammenhängen machen, die Überzeugungskraft<br />

besitzt. Denn es ist ja in aller Regel das dominante Verständnis, also eine der<br />

verschiedenen Deutungen bzw. Konstruktionen, die in einem politischen, also für<br />

kollektive Entscheidungen relevanten Kontext einem politischen Gegenstand – sei es<br />

einer Rakete, wirtschaftlicher Abhängigkeit, einer völkerrechtlichen Norm, einem

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