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AUFHÖREN UND ANFANGEN<br />
4<br />
Von Stärkung<br />
und Erneuerung<br />
Noch ist <strong>de</strong>r Winter nicht vergangen,<br />
doch die Tage wer<strong>de</strong>n schon<br />
immer länger. Ob wir im März<br />
auf erste Frühlingsboten hoffen<br />
Foto: Malvida Brandt<br />
Neues Leben aus totem Holz –<br />
ein Symbol für die Passions- und Osterzeit<br />
Als Kriegskind kannte ich <strong>de</strong>n Hunger.<br />
Hungern wollte ich nie wie<strong>de</strong>r.<br />
Dieses Argument kam sofort, als<br />
in <strong>de</strong>n achtziger Jahren die Pastorinnen<br />
Kratzmann und Wagner<br />
begeistert von ihren Fasten-Erfahrungen<br />
erzählten.<br />
Was sollte mich veranlassen freiwillig<br />
zu hungern? Fasten ist kein Hungern,<br />
wur<strong>de</strong> ich belehrt. Früher gab es festgelegte<br />
Fastenzeiten im Jahresablauf.<br />
Die Passionszeit, die von Aschermittwoch<br />
bis Karsamstag dauert, war eine<br />
Fastenzeit. Vierzig Tage, mit Ausnahme<br />
<strong>de</strong>r Sonntage, wur<strong>de</strong> gefastet. Vor<br />
<strong>de</strong>r Zeit <strong>de</strong>r Aufklärung (18. Jahrh.)<br />
war auch <strong>de</strong>r Advent eine Zeit <strong>de</strong>s<br />
Fastens. Die frühen Christen erwarteten<br />
die Wie<strong>de</strong>rkunft <strong>de</strong>s Herrn und<br />
bereiteten sich auf das Fest <strong>de</strong>r Geburt<br />
Christi vor.<br />
können? Zwischen Winter und<br />
Frühjahr, wenn die Passionszeit,<br />
die Vorbereitungszeit auf Ostern,<br />
beginnt, fängt für viele Menschen<br />
Fasten – anfangen und brechen<br />
Die Pastorinnen boten an <strong>de</strong>n Aben<strong>de</strong>n<br />
eine das Fasten begleiten<strong>de</strong> Gesprächsgruppe<br />
an. Das ermutigte<br />
mich, zu fasten. Für mich war das ein<br />
mutiger Entschluss, <strong>de</strong>nn das hungrige<br />
Kriegskind, das in mir lebte, fürchtete<br />
zu verhungern. Natürlich verhungerte<br />
ich nicht. Ich erlebte eine bis dahin<br />
ungekannte körperliche und geistige<br />
Leichtigkeit.<br />
In <strong>de</strong>n nächsten Jahren bot die Pastorin<br />
Ulrike Wagner Fasten-Freizeiten<br />
in Zebelin an. Dort stand <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong><br />
ein altes Pfarrhaus zur Verfügung.<br />
Wir fuhren mit einer Gruppe Frauen<br />
ins Wendland, wir fuhren aus <strong>de</strong>r<br />
Großstadt in die Stille und Weite <strong>de</strong>s<br />
damaligen Grenzlan<strong>de</strong>s, in <strong>de</strong>m sich<br />
Hund und Katze „Gute Nacht“ sagten.<br />
Unbehelligt vom täglichen Kochen,<br />
konnten wir uns ganz inneren Pro-<br />
eine Zeit <strong>de</strong>s Verzichts an. „Sieben<br />
Wochen ohne“ ist das Motto. Von<br />
Erfahrungen beim Fasten berichtet<br />
<strong>de</strong>r Artikel auf dieser Seite. Außer<strong>de</strong>m<br />
regte das Thema „Aufhören<br />
und Anfangen“ die Redaktion<br />
an zu einer Besinnung auf Verän<strong>de</strong>rungsprozesse<br />
in <strong>de</strong>r Kirche und<br />
einer Doppelseite über <strong>de</strong>n Bramfel<strong>de</strong>r<br />
Friedhof.<br />
Passionslied<br />
Korn, das in die Er<strong>de</strong>, in <strong>de</strong>n Tod versinkt,<br />
Keim, <strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>m Acker in <strong>de</strong>n Morgen dringt –<br />
Liebe lebt auf, die längst erstorben schien:<br />
Liebe wächst wie Weizen, und ihr Halm ist grün.<br />
Über Gottes Liebe brach die Welt <strong>de</strong>n Stab,<br />
wälzte ihren Felsen vor <strong>de</strong>r Liebe Grab.<br />
Jesus ist tot. Wie sollte er noch fliehn?<br />
Liebe wächst wie Weizen, und ihr Halm ist grün.<br />
Im Gestein verloren Gottes Samenkorn,<br />
unser Herz gefangen in Gestrüpp und Dorn –<br />
hin ging die Nacht, <strong>de</strong>r dritte Tag erschien:<br />
Liebe wächst wie Weizen, und ihr Halm ist grün.<br />
Jürgen Henkys<br />
(nach: „Now the green bla<strong>de</strong> rises“<br />
von John Macleod Campbell)<br />
zessen zuwen<strong>de</strong>n, konnten wir biblische<br />
Texte meditieren, singen und zu<br />
Jewish-Soul-Music tanzen. Das verlieh<br />
unseren Seelen Flügel. Aber „ein<br />
jegliches hat seine Zeit“, wie schon<br />
<strong>de</strong>r Prediger Salomo wusste.<br />
Das Fasten hat seine Zeit und das<br />
Fastenbrechen hat seine Zeit. Es fiel<br />
mir je<strong>de</strong>s Mal schwer mit <strong>de</strong>m Fasten<br />
aufzuhören, <strong>de</strong>nn das hieß die Unbeschwertheit<br />
aufzugeben, die körperliche<br />
und die geistige. Es hieß, sich<br />
wie<strong>de</strong>r Gedanken um die Ernährung<br />
zu machen, Einkaufslisten aufzustellen,<br />
volle Taschen und Körbe zu<br />
schleppen und zu kochen. Die Alten<br />
haben schon gewusst, warum sie die<br />
Fastenzeiten vor <strong>de</strong>n Festen einhielten:<br />
selbst das tägliche Schwarzbrot<br />
und einfache Gerichte schmeckten<br />
köstlich! Elke Tegtmeyer