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AUFHÖREN UND ANFANGEN 6 Der Bramfelder Ein Ort der Stille und des Gedenkens an die Verstorbenen ist der Bramfelder Friedhof an der Berner Chaussee. Er ist mit dem Bus 277 gut zu erreichen und tagsüber, solange es hell ist, geöffnet. Pastor Joachim Tröstler (49), Kirchenvorstands- vorsitzender der Simeon-Kirchengemeinde, ist für den Friedhof verantwortlich. Die kirchenzeitung sprach mit Pastor Tröstler Herr Tröstler, darf sich eigentlich jeder auf dem Bramfelder Friedhof bestatten lassen? Jeder, der es möchte, kann auf unserem Bramfelder Friedhof bestattet werden. Egal, ob er zu Lebzeiten Mitglied der Kirche war oder nicht. Früher war der Friedhof für Kirchenmitglieder reserviert. Das hat sich aber geändert. Denn vor einigen Jahren wurde eine Friedhofserweiterungsfläche hinzugekauft, so dass jeder, der es möchte, sich hier in Bramfeld bestatten lassen kann. Pastor Joachim Tröstler Foto: Sandro Richi ...das sie dich behüten Wie alt ist eigentlich der Bramfelder Friedhof? Früher gehörte Bramfeld zur Kirchengemeinde Bergstedt. Dort wurden auch die Bramfelder Toten beerdigt. Als die Bramfelder Kirchengemeinde 1907 selbständig geworden war, entstand der Wunsch nach einem eigenen Friedhof. Vom Bauern Johannes Meyer wurde ein 3,0389 Hektar großes Grundstück an der Berner Chaussee gekauft, als Friedhof hergerichtet und im Jahre 1909 eingeweiht. Schon im ersten Jahr wurden 22 Verstorbene beerdigt. Und wie ist das mit der Bepflanzung geregelt? Die Friedhofsgärtner unterhalten die gesamte gärtnerische Anlage. Die Gestaltung der Gräber nimmt jeder selbst in die Hand. Viele möchten das auch tun, ist es doch eine Form, den Verstorbenen nahe zu sein. Aber natürlich übernimmt die Friedhofsgärtnerei auch Pflanzaufträge. Im Verwaltungsgebäude, das leider etwas versteckt am hinteren Ende des Friedhofs liegt, bekommen Sie dazu Auskunft und eine Übersicht über die Preise. Doch auch privaten Gärtnereien kann die Grabpflege übertragen werden. Da hat jeder die freie Wahl. Viele Menschen möchten schon zu Lebzeiten wissen, wo sie ihre letzte Ruhe finden werden. Kann man auf dem Bramfelder Friedhof eine Grabstelle reservieren lassen? Selbstverständlich! Kommen Sie zur Friedhofsverwaltung und suchen Sie sich ein freies Grab aus, das Ihren Vorstellungen entspricht. Dieses Grab kann dann schon fest erworben werden. Auch für die Trauerfeier und für die Grabpflege kann ein Vorsorgevertrag abgeschlossen werden. Dabei arbeiten wir mit allen Bestattern zusammen. Am besten lassen Sie sich ausführlich beraten. Der Trend, wenn man das so sagen kann, geht ja häufig zu anonymen Bestattungen, weil man den Angehörigen ‚nicht zur Last’ fallen will – so wird es jedenfalls häufig ausgedrückt. Ist eine anonyme Bestattung auch auf dem Friedhof in Bramfeld möglich? Ja – auch wenn wir Kirchen das mit Sorge sehen. Ich als Pastor meine: Ein Grab mit einem Grabstein, auf dem der Name eingemeißelt ist, ist ein Ort, an dem Angehörige und Freunde auch nach vielen Jahren noch verweilen können. Menschen brauchen solche Orte der stillen Besinnung und des Gedenkens. Dennoch wissen wir, Foto: Malvida Brandt
Friedhof dass in der heutigen Zeit Familienmitglieder oft weit entfernt voneinander leben. Auch werden Familien immer kleiner, und manche ältere Menschen haben gar keine Angehörigen mehr, einfach weil sie alle überlebt haben. Daher haben wir seit 2005 die Möglichkeit, auf einem neu gestalteten Gräberfeld anonyme Beisetzungen durchzuführen. Die Angehörigen können bei der Bestattung auch dabei sein. Ein Grabstein wird jedoch nicht gesetzt. Die Pflege ist mit dem Kauf der anonymen Grabstätte ein für allemal bezahlt und sichergestellt. Oft wird von halbanonymen Gräbern gesprochen. Was ist das denn? Grabschmuck Das ist, finde ich, eine gute Alternative zur anonymen Beisetzung. Auf einer größeren Gemeinschaftsgrabstelle wird der Ort, an dem die Urne beigesetzt wurde, mit einer kleinen liegenden Grabplatte sichtbar gemacht. Hier kann auch der Name des Verstorbenen eingraviert werden. Weil diese Bestattungsform dem Wunsch nach einem Grab ohne Pflegeaufwand nachkommt, wird sie immer beliebter. Der Bramfelder Friedhof gehört ja nun der Kirche. Gibt es denn für Kirchenmitglieder eine finanzielle Vergünstigung bei der Bestattung, auch wenn natürlich im Tode alle Menschen gleich sind? Es hört sich komisch an – aber für Kirchenmitglieder ist die Beisetzung tatsächlich günstiger. Denn die Kapellengebühr von zur Zeit € 150,– wird Foto: Malvida Brandt Grabstelle im Winter von ihnen nicht erhoben. Das ist mit den Kirchensteuern, die ein Leben lang bezahlt wurden, abgegolten. Und der Dienst des Pastors oder der Pastorin ist natürlich auch nicht extra zu bezahlen. Viele Menschen haben Angst auf Friedhöfen. Wie sicher ist der Bramfelder Friedhof? Bisher ist bei uns nichts passiert. Unser Friedhof ist klein und überschaubar. Viele Friedhofsbesucher kennen einander. Außerdem sind immer ein Friedhofsarbeiter oder eine Gärtnerin ansprechbar. Der Friedhof ist eben klein und fein. Und damit es noch übersichtlicher wird, sind wir zur Zeit dabei, die zu groß gewordenen Fichten im Ostteil zu roden, damit mehr Licht in diesen Teil des Friedhofs kommt und auf den Gräbern die Pflanzen wieder Sonne bekommen. Vielen Dank, Herr Tröstler, für das Gespräch. Vielleicht sehen die Bramfelder ihren Friedhof beim nächsten Besuch oder Spaziergang mit ganz anderen Augen. Bramfelder Friedhof Berner Chaussee 50 - 56 Tel. 63 64 88 84 (8 - 12 Uhr) AUFHÖREN UND ANFANGEN Foto: Malvida Brandt „Das müssen die Leute doch wissen!“ sagt Thomas Kulawik, als er vom Tod seiner Mutter erzählt. Der Wille der Eltern, anonym beigesetzt zu werden, war schon lange bekannt. „Diesen Wunsch wollte ich unbedingt respektieren,“ sagt der Kirchenvorsteher aus der Oster-Kirchengemeinde. Zugleich war da das Bedürfnis, den endgültigen Abschied zu begleiten. Auf dem Bramfelder Friedhof fand sich eine Möglichkeit, sowohl der Verstorbenen wie auch den traurigen Angehörigen gerecht zu werden. Thomas Kulawik erzählt: „Wir haben uns mit dem Pastor und dem Bestatter getroffen. Ich selbst habe die Urne zur anonymen Grabstätte getragen. Das war für mich ein Gefühl großer Nähe zu meiner Mutter. Nachdem die Urne abgesenkt war, sprach der Pastor, und wir haben ein Vaterunser gebetet. Dann ist das Grab geschlossen worden, und wir haben Blumen darauf gelegt.“ Er denkt einen Moment nach und sagt: „Der Bramfelder Friedhof strahlt für mich eine große Intimität aus. Für andere existiert die Anonymität, für mich nicht. Das macht mir den Abschied leichter. Ich bin froh, dass es diese Möglichkeit gibt. Das müssen die Leute doch wissen!“ Thomas Kulawik im Gespräch mit Dorothea Neddermeyer 7
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