Sylvain Cambreling - GLOR Classics
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Glor ClaSSiCS for KidS<br />
Erlebnis Musik<br />
Kinder müssen nachhaltigkeit entwickeln lernen<br />
<strong>GLOR</strong> <strong>Classics</strong> Magazin sprach mit Dr. Dorothea Daus-Kohlhas über ihre sozia-<br />
len Musik-Bildungsprojekte für Kinder und Jugendliche, die sie unter dem Motto<br />
„ErlebnisMusik“ in Bremen leitet. Hier wird nicht das musikalische „Erlebnis“ als<br />
Bildung im Augenblick gefördert, sondern Nachhaltigkeit im Charakter der Kinder.<br />
<strong>GLOR</strong> <strong>Classics</strong> Magazin: Frau Dr. Daus-Kohlhas, Sie arbeiten<br />
erfolgreich mit Ihrer Initiative „ErlebnisMusik“. Wie<br />
vermitteln Sie klassische Chormusik an Schulen genau?<br />
Dr. Dorothea Daus-Kohlhas: Die Schulprojekt-Reihe<br />
„ErlebnisMusik“ haben wir nie als „klassische Chorsinfonik“,<br />
als plakativ klassisches Musikthema angeboten.<br />
Sondern immer unter einem ansprechenden Oberthema.<br />
Wir haben ein bestimmtes Werk aufbereitet, fächerverbindend<br />
mit Themenheft, Lehrerfortbildung und Schüler-<br />
Projekttag. Und die Zugänge, die wir zu den Chorwerken<br />
schaffen, sind nicht nur<br />
chor-spezifisch, sondern<br />
inhalts-spezifisch. Auch<br />
Deutsch-, Religions- oder<br />
Geschichtslehrer sind involviert,<br />
daher nennen wir<br />
unsere Arbeit vor allem<br />
„fächerübergreifend“ als<br />
Leitmotto. Das Ergebnis<br />
ist durchwegs sehr erfreulich:<br />
wenn die Kinder<br />
– nachdem sie getanzt, gemalt,<br />
gesungen haben –,<br />
im Probensaal sitzen und<br />
den Chor in einer Probe<br />
erleben, dann sind sie davon am meisten fasziniert. Das<br />
ist eigentliche Erlebnis, auch als neue Alternative zu einer<br />
Pop-CD prägt sich dieses Chorerlebnis bei den Kindern ein.<br />
Neuerscheinungen<br />
Hans Zender<br />
bei <strong>GLOR</strong> <strong>Classics</strong><br />
März 2011<br />
Schumann | Sinfonie Nr. 1 | Nachtlied<br />
| Ouvertüre, Scherzo und Finale<br />
Hans Zender (Dir.)<br />
SWR Sinfonieorchester Baden-Baden<br />
und Freiburg<br />
April 2011<br />
Reger | Eine romantische Suite |<br />
„Böklin-Suite“ | Eine Ballettsuite<br />
Hans Zender (Dir.)<br />
SWR Sinfonieorchester Baden-Baden<br />
und Freiburg<br />
<strong>GLOR</strong> <strong>Classics</strong> Magazin: Wieviel Chorarbeit gibt es<br />
eigentlich so an unseren Schulen? Gibt es da große<br />
Lücken?<br />
26 <strong>GLOR</strong> CLASSICS MAGAZIN<br />
Dr. Dorothea Daus-Kohlhas: Das ist sehr unterschiedlich.<br />
Im Zeitalter der Profilierung ist es so, dass man einerseits<br />
sehr erfreuliche Schulen hat mit einem starken Musikprofil,<br />
vor allem auf dem Orchestergebiet. Chormusik tritt<br />
leider immer zurück. Es gibt wenige Musiklehrer, die wirklich<br />
gut einen Chor aufbauen können. Das hat sich in den<br />
letzten Jahren mit der Chor-Klassen-Bewegung gebessert.<br />
Wie die neuen Bläser-Klassen, kommen auch mehr neue<br />
Chor-Klassen-Modelle. Diese Entwicklung gibt es erst seit<br />
ungefähr drei Jahren. Aber das gibt es eben nicht an jeder<br />
Schule und ist sehr davon abhängig, inwieweit die<br />
Musiklehrer selbst ausgebildete Chorleiter sind. Es gibt ja<br />
Musiklehrer, die nicht einmal richtig Singen oder Klavierspielen<br />
können.<br />
<strong>GLOR</strong> <strong>Classics</strong> Magazin: Neben der fächerübergreifenden<br />
Arbeit gibt es auch ein Sozialprojekt...<br />
Dr. Dorothea Daus-Kohlhas: Dort wählen wir speziell<br />
Profimusiker, ausgebildete Sänger als Chor-Pädagogen<br />
aus. Das ist ja der neue Ansatz in dem Sozialprojekt, dass<br />
eben Musikprofis pädagogische Arbeit leisten, die soweit<br />
geht, dass es über die musikpädagogische Arbeit hinaus<br />
auch Sozialarbeit ist.<br />
<strong>GLOR</strong> <strong>Classics</strong> Magazin: Wie erzielen Sie damit nachhaltige<br />
Ergebnisse?<br />
Dr. Dorothea Daus-Kohlhas: Wir arbeiten ganz kontinuierlich<br />
daran und setzen eine neu patentierte einmalige<br />
Methode ein. Wir haben die Schüler erst einmal zwei<br />
Wochen lang beobachtet, um eine Kompetenzbeurteilung<br />
von jedem einzelnen Schüler zu erstellen. Und zwar nicht<br />
nur musikalische Kompetenz, sondern auch Persönlichkeitskompetenzen<br />
in verschiedensten Übungen. Es gibt<br />
auch Theater und Bewegung, es ist ein ganzheitliches<br />
Modell, dass auch emotionale, psychomotorische, spirituelle<br />
und intellektuelle Kompetenzen anspricht. Danach<br />
wissen wir, was jeder einzelne Schüler für Möglichkeiten<br />
und Grenzen hat, wo man ihn genau im Projekt einsetzen<br />
kann auch als Persönlichkeit. Wenn man das mit jedem<br />
schafft, dann entstehen mit der Chortheatergruppe auch<br />
geschulte Persönlichkeiten, das ist nachhaltig. Schon<br />
nach wenigen Wochen greift das bereits. Das aktuelle<br />
Weihnachtstück wurde richtig auf die Kinder abgestimmt<br />
nach der Kompetenzbeurteilung, jedes Kind spielt eine<br />
Rolle, die passt. Das nehmen die Kinder so gar nicht bewusst<br />
wahr, aber sie empfinden etwas, das ist wichtig.<br />
Das Sozialprojekt mit dem Chortheater wird im nächsten<br />
Jahr erstmals an dem „ErlebnisMusik“-Schwerpunkt „China“<br />
teilnehmen. Da sind oft problematische Kinder dabei,<br />
die sich gar nicht so leicht länger auf etwas konzentrieren<br />
können. Als wir letztes Jahr miteinander gearbeitet haben,<br />
waren auch hier die teilnehmenden Kinder begeistert, haben<br />
es gar nicht glauben können, dass der Chor live und<br />
nicht von CD erklingt, wie Karaoke, das ist eine neue Welt<br />
für solche Kinder.<br />
Glor ClaSSiCS for KidS<br />
<strong>GLOR</strong> <strong>Classics</strong> Magazin: Das klingt spannend, was darf<br />
man sich unter „China“ vorstellen...?<br />
Dr. Dorothea Daus-Kohlhas: Gerade für die junge Generation<br />
in unserer globalisierten Welt ist China ein Thema.<br />
Über die Wirtschaftsbeziehungen ist es ja so, dass China<br />
auch in der Berufsperspektive junger Menschen bei uns<br />
bereits eine wesentliche Rolle spielt. Viele Eltern gehen<br />
dazu über, ihre Kinder Chinesisch lernen zu lassen. China<br />
ist nicht mehr einfach nur der „Ferne Osten“, sondern ist<br />
Bestandteil des Denkens der jüngeren Generation. Bei 20<br />
oder 30jährigen, die im Studium, oder bereits im Beruf<br />
stehen, ist das ganz normal, sich nach China zu orientieren.<br />
China ist für Kinder und Jugendliche spannend. Dort<br />
gibt es eine interessante Kultur, und auch im Bereich der<br />
Chormusik, wo Musik oft in Bewegung umgesetzt wird,<br />
setzen wir ja auch an. Das wird ein spannender Themenschwerpunkt,<br />
der zwei Chortraditionen einander gegenüberstellt.<br />
Unsere klassisch-romantische Tradition trifft<br />
hier auf fremde, ungewohnte Klangwelten. Unser Chor<br />
wird dann auch mit 10 bis 14 chinesischen Sängern besetzt<br />
sein, das erzeugt natürlich Authentizität.<br />
Interview: Jens Peter Launert<br />
<strong>GLOR</strong> CLASSICS MAGAZIN 27