28.01.2015 Aufrufe

Braunschweigisches Jahrbuch 53.1972 - Digitale Bibliothek ...

Braunschweigisches Jahrbuch 53.1972 - Digitale Bibliothek ...

Braunschweigisches Jahrbuch 53.1972 - Digitale Bibliothek ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/docid=00042532<br />

versorgt werden u. ähnl. - Die Versicherung der Pflegerin wurde von der Station<br />

geregelt. Wollte sie aus privatem Anlaß für einige Zeit aussetzen, so war es möglich.<br />

Konnten sich der zu Pflegende und die Pflegerin nicht aneinander gewöhnen,<br />

wie es auch gelegentlich vorkam, so sorgte die Leiterin für eine schnelle Auswechselung.<br />

Wenn aber anstelle eines Krankenhausaufenthaltes eine Hauspflege treten<br />

konnte, erreichte auch der Versicherungsträger Einsparungen.<br />

An der Einweihung des Müttergenesungsheimes in Bad Harzburg, zunächst in<br />

der Wiesenstraße, konnte ich teilnehmen. Die Frauenhilfen des Landes trugen dazu<br />

bei, indem sie die Einrichtung eines Zimmers übernahmen oder für die Ergänzung<br />

des laufenden Unterhaltes mit Lebensmittelspenden sorgten. (In ähnlicher Weise<br />

wurde in jener Zeit auch der Neubau des Evangelisden Vereinshauses in der Peter­<br />

Josef-Krahe-Straße gefördert: Pastor D. Jeep berichtete im "Volksblatt" regelmäßig<br />

z. B. wievieIe Stuhlbeine für den Saal neu gestiftet waren.)<br />

VIII<br />

Es muß festgehalten werden, daß es in Braunschweig auch in jenen Jahren<br />

schon Wohnungsnot verschiedener Art gab. Das Wohnungsamt, das von dem<br />

korrekten Stadtamtmann Reisner geleitet wurde, zählte in seiner Kartei über 8000<br />

Wohnungssuchende. Das waren zur geringsten Zahl solche, die in Notunterkünften<br />

lebten. Es war jedoch ein Zeichen dafür, wieviele Menschen mit ihren be­<br />

Istehenden Wohnverhältnissen unzufrieden waren. Der Nachholbedarf aus den<br />

Zeiten des Krieges und der Inflation war nodl längst nicht erfüllt.<br />

Es kam aber noch etwas hinzu: mit der zu Ende der zwanziger Jahre beginnenden<br />

und stürmisch wachsenden Wirtschaftskrise breitete sich auch in Braunschweig<br />

die Arbeitslosigkeit aus. Schließlich war jeder fünfte arbeitsfähige Mensch<br />

ohne Arbeit, mußte "stempeln" gehen, d. h. sim beim Arbeitsamt bescheinigen<br />

lassen, daß er vergeblich um Arbeit namgefragt hatte, worauf er dann, wenn er nicht<br />

schon "ausgesteuert" war, Arbeitslosenunterstützung, danach Arbeitslosenfürsorge<br />

erhielt. SdlIießlich mußte er einen Antrag auf Unterstützung beim Fürsorgeamt<br />

stellen. Sie wurde, wie auch heute nom, nur "subsidiär" gewährt, d. h. vorher<br />

mußten alle eigenen Quellen, einschließlim der Hilfe durm die nächsten Angehörigen<br />

auf- und absteigender Verwandtschaft, ausgesmöpft sein! Das ersmien<br />

als eine große Demütigung für viele, auch als moralische Demütigung; denn ein<br />

40jähriger kaufmännischer Angestellter, der seine Arbeit verlor, konnte kaum<br />

damit remnen, einen entsprechenden Platz wiederzubekommen. Viele von ihnen<br />

hatten eine Wohnung inne, für die sie die Miete unter den veränderten Verhältnissen<br />

nicht mehr zahlen konnten. Sie mußten eine kleinere, billigere suchen. Aber wo<br />

blieben die Kinder, die noch im Elterhaus heranwuchsen Aum das Schulgeld oft<br />

für höhere Smulcn mußte aufgebracht werden. Sollte das Kind von der Schule<br />

genommen werden Wie konnte ein Mann den Vorwürfen ausweichen, die ihn,<br />

ausgesprochen oder nicht, von seinen Nächsten trafen, wenn es einem andern, der<br />

sim in gleicher Lage befand, geglückt war, einen neuen Arbeitsplatz zu finden<br />

Gelegentlicil konnte kurzfristige Aushilfe übernommen werden. Aber sank man<br />

dann nicht aus dem Angestelltenverhältnis in das eines Arbeiters Und wenn man<br />

17<br />

157

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!