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Braunschweigisches Jahrbuch 53.1972 - Digitale Bibliothek ...

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/docid=00042532<br />

deshalb die angebotene Arbeit nicht übernahm, wurde man nirot als Drückeberger<br />

angesehen Es gab junge Männer über 28 Jahre alt, die seit langem verlobt waren.<br />

Aber konnten sie unter diesen Umständen "eine Familie gründen Die vom Gesetz<br />

nicht erlaubte soziale Indikation trieb zu heimlicher Abtreibung und endete, wie<br />

oft!, mit dem Tode der Mutter einer Familie. Ich habe damals viele Tränen von<br />

Männern gesehen!<br />

Um in der Wohnungsnot helfen zu können, erschien eine Verordnung, durch<br />

die der Bau der Stadtrandsiedlungen mit öffentlichen Mitteln gefördert wurde.<br />

Dies geschah, wenn die Häuser bestimmte Maße nicht überschritten und ein Mindesteinsatz<br />

von eigener Mitarbeit beim Bau nachgewiesen wurde. Ein Stück Garten<br />

sollte zu jedem Grundstück gehören, damit die Familie dadurch einen Lebensinhalt<br />

erhielt und "krisenfester" wurde, wie das Schlagwort hieß. Gleich nach dem Kriege<br />

hatte in Braunschweig die Siedlung Alt-Petritor unter ähnlichen Gesichtspunkten<br />

einen verheißungsvollen Anfang gemacht. Es gab allerdings auch Politiker, die<br />

meinten, man solle statt dessen nur kasernen artige Vielfamilienhäuser bauen, denn<br />

wenn der Mensch erst Haus und Garten besitze, sei er in seiner Freizeit nicht mehr<br />

für gemeinsame, öffentliche Angelegenheiten ansprechbar.<br />

Ich nahm jedoch die Gelegenheit wahr, mich z. B. in Bukow bei Beriin und<br />

andernorts in einer solchen werdenden Stadtrandsiedlung genau zu informieren.<br />

In ähnlicher Weise arbeitete auch Gustav von Bodeischwingh in Dünnerholz/Westfalen.<br />

(In Ost-Afrika hatte er die Lehmbauweise der Eingeborenen kennengelernt<br />

und war bemüht, diese auch bei uns einzuführen, wodurch eine Ersparnis an<br />

Kosten erreicht wurde. Junge, alleinstehende Arbeislose wurden als Helfer beteiligt.<br />

Um diese gleichzeitig in allgemeiner Bildung zu fördern, zog er nach dem<br />

Vorbild seines Vaters jungeTheologen zum "Dienst in der blauen Schürze" heran,<br />

die in einem Gemeinschaftshaus wohnten.) In diese Fragen und Anregungen hinein<br />

platzte der Skandal der Devaheim-GeseIIschaft (Deutsche Evangelische Heimstätten-Gesellschaft),<br />

der Sparer um ihr Vermögen gebracht hat. - Dadurch wurden<br />

wir abgeschreckt, solche Stadtrandsiedlung in Braunschweig wirklich zu beginnen.<br />

IX<br />

Ein anderes Unternehmen gelang besser: von verschiedenen Seiten aus wurde<br />

ein freiwilliger Arbeitsdienst durchgeführt, zuerst ganz auf eigne Rechnung, später<br />

mit öffentlicher Förderung. In Braunschweig betätigte sich darin vorbildlich besonders<br />

der Jungdeutsche Orden.<br />

Als ich im Sommer 1931 zur Erholung in Langeoog weilte, hörte ich die Klage,<br />

daß nach dem Watt zu eine weite Fläche Wiese jeden Winter überspült wurde,<br />

weil es an einem Deich fehlte, der dagegen schützte. So entstand das Arbeitsdienstlager<br />

Langeoog, das später in Niedersachsen unter Nr.6 als "förderungswürdig"<br />

anerkannt wurde. Mein Wirt in Langeoog, Ammo Heyen, hatte dazu nur einen<br />

Wunsch: die Männer möchten Turner sein, denn dort gab es nur einen Verein,<br />

den Turnverein. Und dann gäbe es doch, auch wenn die Kurgäste fort wären,<br />

Anregung. So sprach ich unter Empfehlung von Oberturnlehrer Somburg mit den

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