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Grafik | Foto: Christof Oldenburg Dr. Christof Oldenburg |3N e. V. oldenburg@3-n.info Wirtschaft Gute Aussichten für die Buche bei hochwertigen Faserprodukten In der Dezember-Ausgabe 2011 der Waldbesitzer-Zeitschrift war über den Stand und die Perspektiven der stofflichen Verwertung von Buchenholz berichtet worden. Wesentlich, wenn auch nicht neu, war die Erkenntnis, dass hauptsächlich die Verwendung von Buchen-Stammholz gewisse Sorgen bereitet. Dagegen hat der Absatz von Industrieholz auch Dank der Energieholz-Nachfrage in den vergangenen Jahren stetig zugelegt. Der Anteil von Stammholz am Gesamteinschlag Deutschlands ging von rund 40 % im Jahr 1994 auf 14 % in 2010 zurück. Im gleichen Zeitraum wurde entsprechend mehr Industrieholz genutzt. Vermutlich entfiel bis zur separaten Ausweisung des Energieholzes in der Statistik ab 2006 bereits ein bedeutender Anteil des Industrieholzes auf die energetische Verwertung. Unabhängig davon scheint sich auch weiterhin eine verstärkte Nachfrage nach Buchenschwachholz abzuzeichnen. Neben der Herstellung hochwertiger Produkte wie Möbel, Fußböden oder Thermoholz auf Basis von Buchen- Stammholz rückt die Verwendung der Buche zur Herstellung von Faserprodukten scheinbar wieder stärker in den Vordergrund. Treiber dieser Entwicklung ist die Verknappung anderer nachwachsender Faserrohstoffe, vor allem der Baumwolle. So hat sich der Preis innerhalb der vergangenen drei Jahre vervierfacht. Im Zuge dieser Entwicklung nimmt die Bedeutung holzbasierter Faserprodukte zu. Hochwertige Kleidung auf Holzbasis Einer der Hauptbestandteile von Holz ist Zellulose, das auch die Basis für die Viskoseherstellung darstellt. Buchenholz ist Dank eines relativ hohen Zellulosegehaltes besonders gut als Rohstoff für Tendenziell wird weniger Buchen-Stammholz ausgehalten (Quelle: Holz-Journal, Ausgabe 10/2011) die Faserherstellung geeignet. Die holzbasierte Faserherstellung ist keine Erfindung der Neuzeit, denn bereits im Jahr 1908 produzierte eine sächsische Firma sogenannte Kunstseide. Viskose ist eine Chemiefaser, die vom Grundstoff Zellulose ausgehend in industriellen Verfahren hergestellt wird. Zur Herstellung werden die aus entrindetem Industrieholz erzeugten Hackschnitzel zunächst mit Chemikalien gekocht, um die Zellulose herauszulösen. Anschließend wird die Zellulose mit Wasser, Natronlauge und Schwefelkohlenstoff zu einem Viskosebrei verarbeitet, durch Spinndüsen gepresst und in einem speziellen Bad zu Viskosegarn ausgefällt und verfestigt. Die chemische Zusammensetzung der Viskosefasern ähnelt dabei der von Baumwolle. Ein bedeutender europäischer Viskose- Hersteller ist die Firma Lenzing. Der weltweit agierende Konzern betreibt in Österreich eine Zellstoffproduktion mit einer Jahresmenge von 289.000 Tonnen. Dafür werden 1 Mio. m³ Buchenindustrieholz benötigt. Die Hälfte des Rohstoffbedarfs wird aus Österreich gedeckt, ein wesentlicher Teil kommt aber bereits aus Deutschland. Ein weiterer Ausbau der Kapazitäten in Österreich ist geplant. Aus der in Lenzing erzeugten Viskose werden v. a. Textilien mit besonderem Tragekomfort (hohe Saugfähigkeit, frei von Chlor), aber auch Hygieneartikel und medizinische Spezialprodukte (Tupfer, Verbandsmaterial) hergestellt. Im Verfahren fallen auch Nebenprodukte an: Xylose, ein zuckerfreies Süßungsmittel, ist in Skandinavien sehr beliebt, und Natriumsulfat findet in der Waschmittelindustrie Verwendung. 90 % der Prozessenergie entstammen der Verwertung von Ablauge und Klärschlamm aus der Viskoseherstellung sowie aus Sägespänen. Daneben ist einer der größten Vorteile von Viskosefasern, dass sie letztendlich trotz chemischer 8
Herstellung absolut frei von Reststoffen und vollständig biologisch abbaubar sind – ein eindrucksvolles Beispiel einer effizienten Ressourcennutzung. Fazit Mit dem weltweit steigenden Bedarf an Faserprodukten aus nachwachsenden Rohstoffen eröffnen sich für Holz altbekannte Verwendungsmöglichkeiten neu. Die Buche ist Dank ihrer chemischen Holzeigenschaften für spezielle Verwendungen wie z. B. die Zellstoff- und Viskoseherstellung besonders gefragt. Buchen-Industrieholz wird von der österreichischen Lenzing AG zunächst zu Zellstoff und anschließend zu Viskose verarbeitet. Wie eingangs dargestellt, werden für den chemischen Prozess Hackschnitzel benötigt, die man aus Industrieholz herstellt. Das Problem mangelnder Absatzmöglichkeiten qualitativ schlechten Stammholzes ist damit noch nicht gelöst. Hier fehlen nach wie vor Standardprodukte wie ehemals Sperrholz oder Schwellen, für deren Herstellung bedeutende Stammholzmengen benötigt werden. Anzeige www.wbv-thueringen.de 9
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