Eltern machen Schule - eigenen Schulbuch
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Brugger/Wurster/Picker/Thiersch: <strong>Eltern</strong> <strong>machen</strong> <strong>Schule</strong><br />
in memoriam Robert Lembke – ein<br />
entschiedenes Jein. Zwar sind<br />
Vorschriften und Bildungspläne<br />
entsprechend geändert worden,<br />
und der gute Wille zur Reformumsetzung<br />
ist nahezu überall<br />
erkennbar. Bis die Gestaltungsspielräume<br />
aber auch allerorten<br />
wirklich ausgeschöpft und tagtäglich<br />
gelebt werden, vergehen<br />
sicher noch Jahre. Nicht nur die<br />
Akteure vor Ort in den <strong>Schule</strong>n<br />
müssen diesen Veränderungsprozess<br />
erst noch vollziehen. Auch<br />
die Bildungspolitik des Landes<br />
muss sich weiter in diese Richtung<br />
entwickeln, denn sie hat<br />
ihre Reformziele zwar fixiert,<br />
aber noch nicht erreicht.<br />
Foto: VdS Bildungsmedien<br />
„<strong>Eltern</strong> <strong>machen</strong> <strong>Schule</strong>“: Norbert Brugger und Alexander Thiersch auf dem Podium.<br />
Dazu folgendes Beispiel: Ein Kernanliegen des fächerübergreifenden<br />
und vernetzten Unterrichts ist es, die Schüler ganzheitlich<br />
mit ihren vielseitigen kognitiven, kreativen und sozialen Begabungen<br />
und Neigungen wahrzunehmen und zu fördern. Die<br />
Kombination unterschiedlicher schulischer Disziplinen regt zudem<br />
kreatives Denken und Handeln „über den Tellerrand hinaus“<br />
in besonderer Weise an und vermittelt dadurch ein neues,<br />
grundständigeres Verständnis von unserer Welt im Kleinen wie<br />
im Großen. Die erweiterten Unterrichtszeiten der Ganztagsschulen<br />
sollen genutzt werden, um diese neue Qualität von Lernen<br />
durch Rhythmisierung des Schulalltags noch zu erhöhen. Ein<br />
solches breites Wissensfundament ist angesichts der Globalisierung<br />
aller Lebensbereiche außerordentlich wichtig und wertvoll.<br />
Anders als Privatschulen hält das öffentliche Schulwesen allerdings<br />
bislang an seiner starken Fokussierung auf die so genannten<br />
Hauptfächer fest und betrachtet das individuelle Potenzial<br />
jedes Schülers in der schulischen Praxis am Ende eben doch<br />
(noch) nicht ganzheitlich. So sieht eine Verwaltungsvorschrift<br />
zwar vor, bei der Erstellung einer Grundschulempfehlung für die<br />
„geeignete Schullaufbahn“ eines Schülers „Art und Ausprägung<br />
seiner Leistungen sowie seine bisherige Entwicklung“ umfassend<br />
zu berücksichtigen. In der Praxis beruhen die Grundschulempfehlungen<br />
jedoch nach wie vor wesentlich auf den Schulnoten<br />
in den Fächern Deutsch und Mathematik, weil auf diese<br />
Kernfächer einstweilen eben auch die Angebote der weiterführenden<br />
<strong>Schule</strong>n zentriert bleiben. Wer will es den <strong>Eltern</strong> da<br />
verdenken, wenn sie letztlich ebenfalls weiterhin auf Seitheriges<br />
bauen, also auf gute Leistungen ihrer Kinder gerade in diesen<br />
Fächern entscheidenden Wert legen und alle anderen Fertigkeiten<br />
als schmückendes Beiwerk empfinden<br />
Wir haben also das schulpädagogische Nirwana keineswegs<br />
erreicht, befinden uns aber gleichwohl auf einem guten Weg.<br />
Das ist das Entscheidende. Nirgendwo passt der Sinnspruch<br />
vom „Weg, der das Ziel ist“ besser als in der Bildungspolitik, die<br />
seit Menschengedenken von permanentem Fortschritt geprägt<br />
ist, denn Wissen ändert sich täglich – und mit ihm die<br />
Wissensvermittlung, zu der auch der schulische Umgang mit<br />
<strong>Eltern</strong> zählt. Ich nutze diese Gelegenheit gerne, um allen hauptamtlich<br />
oder ehrenamtlich Tätigen in den <strong>Schule</strong>n für ihr besonderes<br />
Engagement im Interesse unserer Kinder und Jugendlichen<br />
ganz herzlich zu danken. Der Städtetag Baden-Württemberg<br />
weiß ihre verantwortungsvolle Arbeit für unsere Gesellschaft<br />
sehr zu schätzen.<br />
STATEMENT<br />
Karl-Heinz Wurster<br />
Zunächst will ich den Anfangsimpuls von Frau Allgöwer von der<br />
Stuttgarter Zeitung aufgreifen. Es ist gut und hilfreich, wenn<br />
<strong>Eltern</strong> die <strong>Schule</strong> bei Schulveranstaltungen aller Art unterstützen.<br />
Von der Mitaufsicht bei Schulausflügen oder Diskos bis<br />
zur Mitarbeit bei Schulfesten: <strong>Eltern</strong> füllen tatsächlich eine<br />
Lücke aus.<br />
Die <strong>Eltern</strong> werden gelegentlich als Störenfriede empfunden,<br />
wenn sie ihre Rolle als Aufpasser, Beobachter, Kritiker oder als<br />
Experten für Schulrecht missdeuten, mit der Zielrichtung, die<br />
Schulaufsicht zu ersetzen.<br />
<strong>Eltern</strong> sind willkommen als Erziehungspartner, gleichgeordnet<br />
mit den Pflichten der <strong>Schule</strong> und der Lehrer. Sie nehmen so ihre<br />
Pflicht wahr zur vertrauensvollen Zusammenarbeit mit den Lehrerinnen<br />
und Lehrern, beide werden damit ihrer gemeinsamen<br />
Verantwortung für die Erziehung der Kinder gerecht.<br />
Die <strong>Eltern</strong> nehmen ihr kollektives <strong>Eltern</strong>recht in verschiedenen<br />
Gremien wahr. In der Schulkonferenz arbeiten sie gemeinsam<br />
mit Lehrern und Schülern an Grundsatzfragen der jeweiligen<br />
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