Eltern machen Schule - eigenen Schulbuch
Eltern machen Schule - eigenen Schulbuch
Eltern machen Schule - eigenen Schulbuch
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Wenn wir einen Arbeitsvertrag mit den <strong>Eltern</strong> schließen, ist das<br />
wie bei einem Ehevertrag. Der wird in der Regel auch erst dann<br />
wieder angeschaut, wenn es sein muss, also wenn man überlegt,<br />
sich scheiden zu lassen. So ein Schulvertrag ist im Grunde<br />
ein Technikum, das etwa regelt, dass die den wirtschaftlichen<br />
Möglichkeiten der <strong>Eltern</strong> angepassten <strong>Eltern</strong>beiträge bezahlt<br />
werden. Über diesen Vertrag können wir, wie gesagt, elterliches<br />
Engagement nicht einfordern, das geht nicht. Das Interesse<br />
erhalten wir eher, indem wir die <strong>Eltern</strong> informieren und davon<br />
berichten – und ich rede jetzt auch als Vater –, wie wir die Kinder<br />
erleben, und dann gemeinsam überlegen, was wir an den<br />
Schülerinnen und Schülern fördern können.<br />
Geldbeiträge nehmen wir nicht deswegen, weil wir so etwas<br />
besonders Wertvolles sein wollen, sondern weil wir sie nehmen<br />
müssen, um unsere <strong>Schule</strong> zu <strong>machen</strong>.Wir unterliegen als Privatschulen<br />
dem Sonderungsgebot. Und wir strecken uns zusammen<br />
mit den <strong>Eltern</strong> nach der wirtschaftlichen Decke. Wir haben<br />
bestimmte Richtsätze für eine Einkommenssituation von x bis y,<br />
ansonsten berücksichtigen wir die Haushaltslage unserer<br />
<strong>Eltern</strong>. Es gibt ein Reihe von <strong>Eltern</strong>, die zahlen wenig bis gar<br />
nichts, und andere, die gehen über diese Richtsätze hinaus,<br />
weil sie damit auch weniger Bemittelten ermöglichen wollen,<br />
diese Art <strong>Schule</strong> zu besuchen. Bei der Verwaltung gibt es ein<br />
Budget, das auch Unterrichtsmaterialien und Ähnliches enthält.<br />
Unsere <strong>Schule</strong> ist ansonsten in der Vereinsform organisiert,<br />
und selbstverständlich sitzen <strong>Eltern</strong> mit im Vorstand, in<br />
den Finanzausschüssen und den Gehaltskommissionen. <strong>Eltern</strong><br />
gestalten bei uns die <strong>Schule</strong> auch über den <strong>Eltern</strong>-/Lehrerrat<br />
mit, in dem man sich bemüht, die Dinge, die die <strong>Schule</strong> insgesamt<br />
tangieren, auch pädagogische Fragen, zu klären und zu<br />
begleiten bzw. Anregungen zu geben.<br />
Anregungen zu geben halten wir für sehr wichtig. Der Wunsch,<br />
den Frau Picker äußerte, die Schülerinnen und Schüler sollten<br />
mehr mit den <strong>Eltern</strong> sprechen, ist zwar gut gemeint, aber<br />
nichtsdestotrotz ein frommer Wunsch. Zwischen 14 und 16 Jahren<br />
stecken die Kinder in der Pubertät, da haben die einfach<br />
keine Lust, mit den <strong>Eltern</strong> zu sprechen. Hier muss die <strong>Schule</strong><br />
einspringen und sagen: „Lassen Sie uns über Ihr Kind reden.“<br />
Wenn Sie meiner sechzehnjährigen Tochter sagen: „Sprich darüber<br />
mit deinen <strong>Eltern</strong>“, wird sie Sie freundlich anlächeln und<br />
sich den Rest denken. Das ist einfach nicht realistisch. Genau<br />
da muss die <strong>Schule</strong> dann den Schritt auf die <strong>Eltern</strong> zu<strong>machen</strong><br />
und sagen, was gerade in und mit den Kindern vorgeht, wie die<br />
<strong>Schule</strong> darauf reagiert, wie sie die Lebensphase begleitet und<br />
Interessen weckt. Es wurde erwähnt, es gäbe in Deutschland<br />
keine Entwicklung. Wenn wir weiterhin nur negativ argumentieren,<br />
müssen wir auch nicht über <strong>Eltern</strong>beteiligung und<br />
<strong>Eltern</strong>mitarbeit reden, denn da gab es auch wenig Entwicklung.<br />
Wenn wir aber etwas verändern wollen, müssen wir das Thema<br />
endlich in Angriff nehmen und anfangen, uns zu bewegen.<br />
148