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Eltern machen Schule - eigenen Schulbuch

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treten. Soll hier der Förderverein durch Eigeninitiative oder<br />

finanzielle Maßnahmen unterstützen, oder hat nicht wirklich<br />

der Staat dafür zu sorgen, dass die Unterrichtsversorgung funktioniert<br />

Dieselbe Zwickmühle ergibt sich bei Fragen der Schulräume,<br />

Sanierungen usw. Dem Staat fehlt das Geld, und viele<br />

<strong>Eltern</strong> erklären sich dann bereit zu helfen, manchmal kriegen<br />

sie wenigstens die Farbe bezahlt. Also <strong>Eltern</strong> springen finanziell<br />

und/oder mit ihrer Arbeitskraft ein für Dinge, die doch eigentlich<br />

der Staat erledigen müsste. So geht es auch im Bereich<br />

Erziehung. Ich höre immer mehr Forderungen, Spezialpersonal<br />

wie Psychologen sollte eingesetzt werden. Wer soll das bezahlen<br />

Viele <strong>Eltern</strong> meinen, das sei nicht ihre Sache, nicht wenige<br />

sind einfach unsicher. Umgekehrt bei den <strong>Schule</strong>n. Sie nehmen<br />

<strong>Eltern</strong>hilfen in jeder Form gerne an, aber nur bis zu einem<br />

gewissen Punkt. Beispiel: Da betreut eine Mutter regelmäßig<br />

eine Lesegruppe in der Grundschule. Bei der Gelegenheit<br />

bekommt sie mit, wie eine Lehrerin im Nachbarraum sehr unbeherrscht<br />

ihre Klasse fortwährend anschreit.Sie macht die Schulleitung<br />

darauf aufmerksam, und schon heißt es im Kollegium:<br />

So etwas wollen wir nun eigentlich nicht. Da gibt es also, wie<br />

Sie sehen, viele Empfindlichkeiten. Ich könnte mir vorstellen,<br />

dass Fördervereine viel mehr entwickeln würden, wenn die<br />

<strong>Schule</strong>n auch ein Budget bekämen, mit dem sie vernünftig<br />

wirtschaften könnten und zusammen mit den <strong>Eltern</strong> entscheiden<br />

würden: Was kaufen wir ein Was brauchen wir Was können<br />

wir an <strong>Eltern</strong>arbeit als geldwerte Leistungen umsetzen Wir<br />

brauchen mehr Schulautonomie, damit ein vernünftiges Miteinander<br />

entstehen kann.<br />

Ich halte auch gar nichts davon, Ganztagsschule jetzt mit<br />

<strong>Eltern</strong>hilfe zu <strong>machen</strong>. Es ist keine pädagogisch befriedigende<br />

Lösung, die <strong>Eltern</strong> da fordernd in Mittagessen-Lösungen mit<br />

einbeziehen zu wollen. Wenn <strong>Eltern</strong> freiwillig etwas <strong>machen</strong>,<br />

als Experten etwa, finde ich das hingegen sehr gut. Es gibt<br />

<strong>Schule</strong>n, die beispielsweise das Schulfest so gestalten, dass<br />

<strong>Eltern</strong> ihre Berufe vorstellen. Und das kann manchmal ganz<br />

ungeheuer belebende Elemente für eine Zusammenarbeit zwischen<br />

<strong>Eltern</strong> und <strong>Schule</strong> hervorbringen, die von beiden Seiten<br />

als Gewinn betrachtet wird.<br />

Die <strong>Eltern</strong> sind in begrenztem Maß zu finanziellem Engagement<br />

bereit. Die meisten wissen leider gar nicht, wie viel Geld der<br />

<strong>Schule</strong> überhaupt zur Verfügung steht. Über den Einsatz der<br />

zugewiesenen Mittel entscheidet die Schulkonferenz. Ich<br />

nehme an, hier sind einige, die an solchen Treffen teilgenommen<br />

haben. Unser Schulleiter hat Jahr<br />

für Jahr verkündet, da sei nichts zu entscheiden,<br />

weil das vorhandene Geld von<br />

den fixen Kosten aufgefressen werde, da<br />

sei kein Bewegungsspielraum. Irgendwann<br />

muss man halt einmal „Schluss“<br />

sagen und kompetente Rechner und fantasievolle<br />

<strong>Eltern</strong>vertreter an den Tisch<br />

holen. Bei uns gab es z. B. <strong>Eltern</strong>vertreter,<br />

die Betriebswirte waren, und die<br />

konnten Vorschläge <strong>machen</strong>, wo man<br />

sich in begrenztem Feld Freiräume verschaffen<br />

kann. Manches können auch die<br />

Fördervereine auffangen. Will sagen: Es<br />

ist gut, wenn die <strong>Schule</strong> weiß, was sie<br />

hat, wofür sie es einsetzen will, was sich<br />

noch ein Jahr aufschieben lässt, welche<br />

Mittel übertragen werden können usw.<br />

Mit ein bisschen Beihilfe vonseiten der<br />

<strong>Eltern</strong> kann man vielleicht den einen<br />

oder anderen Lehrbeauftragten, den die<br />

<strong>Schule</strong> braucht, noch dazu anheuern.<br />

Illustration: Löffler<br />

Mehr Transparenz in den Fragen, die die<br />

Schulkonferenz zu entscheiden hat, würde ich überhaupt gern<br />

verlangen. Da steht beispielsweise in den neuen Bildungsplänen<br />

drin, dass über das Schulkurrikulum, also das, was die <strong>Schule</strong><br />

macht, um die Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler zu<br />

entwickeln, nach Anhörung der <strong>Eltern</strong> in der Schulkonferenz zu<br />

entscheiden ist. Das bedeutet, <strong>Eltern</strong> müssen informiert werden<br />

darüber, was in der <strong>Schule</strong> stattfindet, auch darüber, welche<br />

Bewertungsmaßstäbe die <strong>Schule</strong> hat. Alles das sind ganz<br />

neue Methoden. Da schuldet die <strong>Schule</strong>, denke ich, die Offenlegung<br />

dessen, worum es geht. Gerechtigkeitsmaßstäbe müssen<br />

mit <strong>Eltern</strong> und auch mit den Schülerinnen und Schülern diskutiert<br />

werden.<br />

Auch wenn <strong>Schule</strong>n jetzt alle zwei Jahre die Standards prüfen,<br />

muss das Ergebnis des Befundes meines Erachtens mit den<br />

<strong>Eltern</strong> besprochen werden. Es gibt ein legitimes Interesse der<br />

<strong>Eltern</strong> zu erfahren, wo die <strong>Schule</strong> steht und ob auch die Lehrkräfte<br />

ihre Hausaufgaben <strong>machen</strong>. Seit PISA sind viele <strong>Eltern</strong> zu<br />

Recht verunsichert, wie ihre Kinder in einer Konkurrenzsituati-<br />

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